Beiträge von Huutini im Thema „Der große "Warum sind Rabattschlachten (k)ein Problem für die Brettspielbranche"-Diskussionsfred“

    Hatte diverse Anfragen von Verlagen, Redaktionen und wissenschaftlichen Einrichtungen, da wurden mir für ein Volontariat zwischen 700 und 1100 Brutto

    Mein Social-Media-Volontariat war auch mit 1100 Brutto bei 40h vergütet. Und regelmäßigen unbezahlten Wochenenddiensten ... X/ (Aber leider ohne Angorasocken ...)

    Aber bitte nicht schockiert sein.
    Wir lernen ja jetzt hier im Thread, dass das gut ist, weil es völlig normal und wünschenswert und menschliche Natur und so ist, dass immer alles, was man kriegt, so günstig wie möglich sein soll - und solche Volontariats"gehälter" sind dann halt das, was dabei am Ende der Kette noch ankommt.

    Die Buchpreisbindung ist übrigens mitnichten ein "für immer"-Preis. Die gilt mindestens 18 Monate. Danach kann (!) sie vom Verlag aufgehoben werden, wenn ich mich nicht täusche.

    Das Wort, das du suchst, nennt sich (ver)ramschen. Mir ist noch nie untergekommen, dass ein seriöser Verlag das aus Lust und Laune nach 18 Monaten macht. In der Regel geht das mit dem Ablauf der Nutzungsrechte (Faustformel sind knapp 4 Jahre) einher, denn ohne die kann der Verlag die Restbestände ohnehin nicht mehr verkaufen, und verramscht sie halt.

    Ich stelle zu letztem mal die These auf, dass es hier hauptsächlich darum dreht, dass sich Leute daran stören, wenn Dinge, die erworben haben andere später günstiger haben können. Das Brettspiel also als eine Art Wertanalge?

    Aus Sicht der Endkunden mag das stimmen.


    Ich sehe das ja aus Urhebersicht:

    Man ahnt es nicht, aber für manche Menschen ist das Herstellen von Spielen nicht nur ein Hobby, sondern tatsächlich ihr Beruf. Der, mit dem sie ihr Haus abbezahlen, Kleidung für ihre Kinder kaufen, das Hundefutter, den Urlaub und das Benzin bezahlen und am Ende auch ihre Rentenansprüche. Genau wie der Buchhalter, der den ganzen Tag Akten von A nach B schiebt, der Straßenbauarbeiter, der den Presslufthammer schwingt, der Arzt, der am offenen Herzen rumschnippelt oder der Klempner, der das Wasser in deiner Wohnung dort behält, wo es hingehört.


    Ja, das ist ein richtiger Beruf. Genau wie all die anderen Berufe, die dafür sorgen, dass du in DEINER Freizeit Zerstreuung findest. Deine Freizeit ist die Arbeitszeit anderer Leute.


    Wenn Spiele dauernd nur noch in Rabattaktionen gekauft werden, und weniger Leute sie zum "vollen" Preis kaufen, dann verdienen am Ende die Leute immer weniger, die die Spiele überhaupt machen, sie vertreiben etc.


    Stell dir mal die Frage, wie du es finden würdest, wenn du deinen Job für immer weniger Geld machen müsstest, oder du nur noch dort Arbeit findest, wo du am wenigsten verdienst. Muss man dir da wirklich erklären, warum du das vermutlich nicht so toll finden würdest?

    Ich sage es hier gerne nochmal: Eure Freizeit ist anderer Leute Arbeitszeit. Wenn ihr der Meinung seid, eure Freizeit sollte möglichst günstig sein, dann bedeutet das, die Leute, deren Arbeitszeit sie ist, sollten möglichst wenig verdienen.

    Und das sagt am Ende auch wieder etwas darüber aus, was euch eure Freizeit und die Leute, die sie euch mit unterhaltsamen Dingen füllen, am Ende wert sind: So wenig wie möglich.

    Und das gilt ja nicht nur für Spiele, sondern für Filme, Bücher, Musik, Sport - im Grunde alles, was ihr tut, um eure Freizeit aufzuwerten. Während "wir" versuchen, eure Freizeit aufzuwerten, sucht ihr Wege, "unsere" Arbeit abzuwerten.


    Da ist es mir immer wieder ein Rätsel, und 1000 Fragezeichen wert, warum man da überhaupt noch fragen muss ... :/