Beiträge von Hobgoblin im Thema „Der große "Warum sind Rabattschlachten (k)ein Problem für die Brettspielbranche"-Diskussionsfred“

    Fairere Gehälter können hier eben nur durch Steigerung der Nachfrage (deutlich mehr Leute spielen Brettspiele, statt andere Hobbies zu betreiben) oder durch Verringerung des Angebots oder der Anzahl involvierter Personen der Prozesskette (z. B. Direktvertrieb durch Verlage unter Ausschluss der Händler) erreicht werden.

    Das ist der Punkt, der uns wieder etwas in Richtung Ausgangssituatuon bringt. Ich bin sehr dafür, dass Menschen so bezahlt werden, dass sie ein menschenwürdiges Leben führen können. Ich würde nicht einmal soweit gehen und sagen, dass man keine neuen Spiele braucht (wobei das faktisch natürlich richtig ist) und das hat zur Folge, dass man Designer, Autoren, Redakteure, usw. zwingend benötigt. Aber ich erkenne immer mehr, dass man die ganzen Zwischenhändler eben nicht mehr benötigt. Das wird vermutlich die Schraube sein, an der man drehen kann und wird - so wie es frosted vormacht.

    Je länger ich darüber nachzudenke, desto mehr mehr halte ich das für einen sinnvollen Weg. Bei mir funktionierts ja auch: Gute Arbeit Richtung Community und Aufbau einer solchen, Transparenz und Nahbarkeit (danke nochmal, Ben), vielleicht noch ein kleines Goodie bei Vorbestellung und dann bestell ich direkt bei frosted, auch, wenn es mich dann einen zwanni mehr kostet. Ganz ehrlich, schaut euch die Preise überall mal an, ich war gestern afterwork in einer Bar und ein stinknormaler Cocktail (selbst Aperol spritz, "cocktail", lol) kostet zwischen 13 und 16 Euro (ich weiss wieder, warum ich das so selten mache). In Anbetracht dessen, wie selten ich Brettspiele kaufe, ist das wirklich tragbar.

    stimmt so nicht ganz. Du kannst nach dem Studium extrem offensichtlich wählen, wie viel Du verdienen willst. Es gibt Rechtsanwalt (kleine/mittlere Einheit), Rechtsanwalt Großkanzlei, Syndikusrechtsanwalt, Verwaltung (Staat), Justiz (Staat). Innerhalb dieser Gruppen sind die Gehälter natürlich in einem gewissen Rahmen, aber den Rahmen wählt man eben.

    Ich hab im Saarland studiert, dort verdienst du als Rechtsanwalt und Syndikusrechtsanwalt eher wenig, deshalb gehen alle zum Staat. Ich komme aus und wohne in Stuttgart, dort verdient man als Syndikusrechtsanwalt relativ gut, also bin ich Syndikusrechtsanwalt. Ich geh ja aber nicht ins Saarland und werde dort Syndikusrechtsanwalt und beschweren mich dann über das niedrige Einkommen.


    Sorry, ich hab da jetzt den Thread etwas auf Abwege geführt, bin deshalb auch wieder raus.


    (Nochmal, ich mag und unterszütze den Weg, den Frosted einschlägt! Townsfolk Tussle all in ist schon geordert.)

    Dass sich Leute frei aussuchen, welche Jobs sie machen, halte ich für Schwachsinn, sorry, dass ich das so deutlich sage. Zugang zu Bildung, persönliche Interessen und Stärken - das sind alles Dinge, die man vor allem in jungen Jahren nur wenig beeinflussen kann. So rutscht man dann in bestimmte Jobs und Nischen.

    Ben wird jetzt wahrscheinlich auch nicht Mal so eben in die Videospielbranche oder zum Journalismus wechseln können. Und ich will sehen, wie du Hobgoblin mal eben Maurer wirst, wenn es sein muss. Zumal man solch einen Luxus auch erstmal haben muss, Mal eben einen neuen Beruf zu erlernen ... Wow, was für eine Arroganz...

    Man kann auch innerhalb unterschiedlicher Abschlüsse wählen. Mein kleiner Bruder ist Handwerker, Elektriker. Du kannst als Handwerker Elektriker lernen, dann hast Du extrem viele Möglichkeiten (zB auch in der Industrie) und die Gehälter sind echt in Ordnung. Derzeit verdiene ich noch nicht soo viel mehr als mein Bruder und er verdient seit er 16 ist Geld, während ich mit knapp 30 angefangen habe zu arbeiten. Du kannst aber auch Garten- und Landschaftsbau bauen, ist halt schlechter dann. Und klar, es gibt Gruppen, die aus unterschiedlichsten Gründen eine eingeschränktere Wahl haben, aber deshalb bin ich auch ganz ganz stark dafür, dass ALLE Berufe in D genug verdienen sollten, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen.

    (Das Beispiel mit Maurer war plakativ gewählt, zugegeben, wollte jetzt nicht so arrogant wirken, wie es vielleicht rüberkam).

    wieder Beispiel aus meiner Bubble:

    Im Verwaltungsrecht verdient man kein Geld (überspitzt formuliert), also macht das keiner.

    Als angestellter klassischer Rechtsanwalt in einer kleinen/mittleren Einheit verdient man (oft) vergleichsweise schlecht, also gehen alle Juristen in Großkanzleien oder in Unternehmen (wie auch ich). Die Zahlen sind allen bekannt., niemand wird von einem schlechten Gehalt überrascht. Ich hatte in der Schule wirklich andere Interessen als meine Zukunft zu planen, aber sogar mir war klar, dass wenn ich mich für Philosophie entscheide, wenig Kohle dabei rumkommt. Wenn mann morgen als Syndikusrechtsanwalt scheiße verdient, aber als Maurer viel, dann wechsel ich halt und mache das. Was hat das mit der FDP zu tun?!


    Du regelst ja auch deine und eure Umstände, indem du euer Geschäftsmodell anpasst, das ist nichts anderes und ich finde das super und kann das nur unterstützen!

    Das meinte ich, mit selbst verantwortlich.

    Das schöne ist, dass in D ja niemand gezwungen wird, (Spiele-) Redakteur zu sein. Und bei dem derzeitigen Arbeitsmarkt ist ein so niedriges Gehalt (fast) immer eine Entscheidung. Selbst bei Discountern an der Kasse verdient man doch mehr. Wenn ich mir die Leute in der Produktion anschaue, evtl. noch mit Schichten, dann drehen sich da auch viele Akademiker um.

    Gespickt mit anekdotischer Evidenz: mein Traum wäre auch ein cooles Brettspielcafe. Studieren wollte ich eigentlich Philosophie oder Rhetorik. Stattdessen bin ich jetzt Syndikusrechtsanwalt und arbeite irgendwelche (bescheuerten) internen Anfragen der Mitarbeiter meines Arbeitgebers ab. Was ich sagen will: man kann doch nicht das Gehalt, für das man sich freiwillig (!) entschieden hat als Argument heranziehen, dass die Branche zu schlecht bezahlt ist? (Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass Berufe so entlohnt sein sollten, dass niemand verhungert, aber der Markt bereinigt sich auch nie, wenn sich Leute selbst knechten).