Beiträge von Asroc im Thema „Der große "Warum sind Rabattschlachten (k)ein Problem für die Brettspielbranche"-Diskussionsfred“

    Wenn ein Verlag einem Übersetzer schon halbwegs normale Preise bezahlen kann, hat das wenig mit Passion oder Geldgier zu tun.

    Bei allem anderen gebe ich dir Recht. Ohne Qualität, wird man mit höheren Preisen Probleme bekommen.

    Ich wollte nirgends etwas von Geldgier andeuten. Ich kann absolut verstehen, dass ein Verlag seinen Angestellten gute Gehälter zahlen möchte und finde das grundsätzlich auch unterstützenswert. Allerdings glaube ich, dass wenn das gelingt, das nur das Problem für die Angestellten dieses Verlags löst. Gleichzeitig wird damit die Branche aber für andere attraktiver, die schon zuvor damit geliebäugelt haben, das aber aufgrund des niedrigen Lohnniveaus nie umgesetzt haben. Und diese schaffen dann weitere Konkurrenz, nicht alle können erfolgreich sein (es sein denn der Markt wächst insgesamt) und es wird wieder und vermutlich noch mehr niedrigbezahlte Spieleautoren, Redakteure, Grafiker, Übersetzer usw. geben. Und da spielt die Passion, die für einen kreativen Job eine weitere Motivation gegenüber einer Verwaltungstätigkeit oder ähnlichem schafft, schon eine Rolle. Würde alles gleich bezahlt, dann gäbe es vermutlich sehr viele Künstler und Entertainer.

    Ich glaube nicht, dass höhere Spielepreise dazu führen, dass es weniger Spieledesigner in prekären Einkommenssituationen geben wird. Eher im Gegenteil. Und der Grund ist, dass es zwei Pull-Faktoren gibt, aufgrund derer sich Menschen dafür entscheiden, kultur- oder unterhaltungsschaffend zu arbeiten. Das ist zum einen die Aussucht, sich selbst verwirklichen zu können und zum anderen die Chance zu Ruhm und je nach Bereich auch zu Reichtum zu gelangen. Die niedrigen und unsicheren Einnahmen, solange man nicht überdurchschnittlich erfolgreich ist, halten hingegen viele Menschen davon ab, für die das ansonsten auch ein Lebenstraum ist. Wenn Gehaltsniveau und -sicherheit wahrnehmbar steigen, kommen aus diesem Pool weitere Autoren hinzu, schaffen zusätzliche Konkurrenz und damit ein noch höheres Angebot, das die Gewinnaussichten für die breite Masse wieder reduziert. Lediglich die schon erfolgreichen Autoren werden noch besser dastehen. Aufgrund des Survivorship Bias sind aber genau diese diejenigen, die wahrgenommen werden. Das wird sicher keine Ausmaße annehmen, wie bei all den Möchtegern-Schauspielern in Los Angeles, die vom Kellnern oder anderen Aushilfstätigkeiten leben und träumen, mal ein großer Star zu werden. Aber der grundsätzliche Mechanismus ist der gleiche.


    Es hat immer Künstler gegeben, die ihrer Passion neben ihrem Broterwerb nachgegangen sind oder in finanziell äußerst kritischen Umständen lebten. Die Beispiele sind endlos und das sind nur diejenigen, die etwas geschaffen haben, was dann irgendwann doch Erfolg hatte. Ich möchte hier nur Vincent van Gogh nennen. Aber dann sind da noch die unzähligen Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Schauspieler, etc. von denen wir nie etwas gehört haben, weil sie in der ganzen Flut des Kulturbetriebs nicht herrausragen konnten.


    Um trotzdem niemanden untergehen zu lassen, der mit seiner Kunst nicht so erfolgreich ist, wie er es sich erträumt, gibt es den Sozialstaat und teilweise auch öffentliche Kulturförderung. Das ist sicher ausbaufähig. Und um in den Genuss einer Förderung als Kulturgut zu kommen, muss das Spielen eine möglichst hohe gesellschaftliche Relevanz errecihen. Und auch da werden höhere Preise sicher nicht helfen, weitere Kundenkreise zu erschließen.


    Für den einzelnen Verlag, wie FG, kann sich ein höheres und stabiles Preisniveau schon ausgehen, wenn die Qulaität stimmt. Als Analogie aus der digitalen Unterhaltung wurde Nintendo genannt, aber ich muss tatsächlich eher an Blizzard denken. Die haben sich Steam und den Rabatten verweigert und ihre Preise stabil gehalten und konnten sich das leisten, weil sie aufgrund überragender Qualität ein sehr gutes Image hatten. Wenn das dann aber leidet, wie auch bei Blizzard geschehen, wird es schwer sich dem Trend des sonstigen Marktes zu entziehen.