American Football [NFL/College/GFL]

  • Ich habe selbst Leistungssport betrieben, das ist mir also klar. Aber hatte die Stimmung wirklich Einfluss auf meine Leistung beim nächsten Angriff? Auf gar keinen Fall. Profisportler, die Bundesliga oder NFL spielen, sind nahezu alle sehr selbstbewusst sonst würden sie nicht dort spielen. Das heißt egal was vorher war, der nächste Versuch wird wieder mit voller Konzentration und vollem Können angegangen. Gerade die Spielstruktur im Football mit den für sich abgeschlossenen Downs und extrem vielen Unterbrechungen (ein ganz wichtiger Punkt, selbst wenn es Teamweiten Flow gäbe wäre er nach der nächsten Werbepause weg). Momentum wird auch fast immer erst im Nachhinein als Erklärung für etwas angeführt. Daran sieht man schon das es mit der Vorhersagekraft nicht allzu weit her sein kann.

  • Ich glaube an das Momentum, wenn ein Big Play passiert und die Zuschauer und alle Spieler Ihren Moment sehen ... dann ist das für mich ein Momentum und ändert meistens das Spielgeschehen zum Gunsten dieser Mannschaft.

    Muss so etwas immer mit Zahlen messbar sein? Natürlich nicht. Football ist ein Sport mit Emotionen und mehr, da kann sowas schon ausschlaggebend sein!

    Dann ist das ein Glaube, wie der Glaube an Gott. Ist ja ok. Wenn aber alle statistischen Untersuchungen keine Korrelation feststellen, bin ich doch eher geneigt der Mathematik als dem Glauben zu folgen. Und natürlich muss das messbar sein. Ein Effekt der nicht messbar oder nachweisbar ist existiert auch nicht.

  • Dann ist das ein Glaube, wie der Glaube an Gott. Ist ja ok. Wenn aber alle statistischen Untersuchungen keine Korrelation feststellen, bin ich doch eher geneigt der Mathematik als dem Glauben zu folgen. Und natürlich muss das messbar sein. Ein Effekt der nicht messbar oder nachweisbar ist existiert auch nicht.

    Mhm, das ist bisschen traurig aber jedem das seine, wie man schön sagt :)

    The Tiger and the Lion may be more powerful ... but the Wolf doesn´t perform in the circus.

    Regelmäßig kann man mir beim Datteln zuschauen twitch.tv/imaginewolfi

  • Der Tackle war wirklich gut. Was den playcall angeht. Bauchgefühl kann Dir was anderes sagen. Aber der call war extrem -ev. Bei 4-6 Yards to go liegt die success rate bei um die 47-48% für fake punts (variiert leicht von Jahr zu Jahr). Das schließt aber auch solche fakes mit ein wo die coverage eine Seite überlädt und das puntteam dann in den fake audibled. Wenn die defense auf den fake punt vorbereitet ist dürfte die success rate deutlich niedriger sein. Und Sorensen wusste im Grunde die ganze Zeit was kommt, so wie er sich bewegt. Ich habe auch den cbs feed gesehen, und Romo hatte mit der schlechten Ausführung sicher recht, aber trotzdem ist der call an sich immer -ev. Es war halt auch witzig weil o brian kurz vorher bei 4. und 1 an der gegnerischen endzone ein Fieldgoal kickt. Und im letzten quarter dann bei etwa 11 auf der Uhr und 17 Punkte zurück puntet. Das sind alles calls mit negativem expected value.


    Ja, du hast schon recht, dass ich das etwas mit Bauchgefühl beurteilt habe - cool, dass du da mal ein paar Zahlen rausgesucht hast!


    Ich vermute stark, dass wie von dir angesprochen Wahrscheinlichkeit bei nem audible höher ist als in der relativ durchschaubaren Situation gestern. Die Situation vorher bei 4th und 1 fand ich fast schlimmer; ich denke an der Stelle muss man den 4th nehmen - gerade so weit in der Hälfte des Gegners. Trotzdem verstehe ich, dass O Brien mit dem fake punt das Risiko nimmt, um in der Situation das Momentum wieder von KC zu "stehlen" (zum Zeitpunkt des field goals war KC ja noch gar nicht auf dem board). Insgesamt würde ich sagen, dass mich am meisten stört, dass sein Playcalling gestern nicht konsistent war. Ich persönlich begrüße es, dass nun KC im conference Finale steht steht.



    EDIT: Selbst wenn man es nicht "Momentum" nennen will ist es natürlich eine geänderte Spielsituation, die natürlich immer auch zu einer anderen Beurteilung des weiteren Vorgehens führen kann (und sollte). Statistische Erwartungswerte sind zwar (gerade im Football, wo man die Möglichkeit dazu hat, Entscheidungen auf diese Art zu fällen) wichtig, aber eben am Ende eine Prognose. Es gibt viele Gründe, sich auch für -ev Züge zu entscheiden - es ist eben ein höheres Risiko.

    Einmal editiert, zuletzt von HCeline ()

  • Der Tackle war wirklich gut. Was den playcall angeht. Bauchgefühl kann Dir was anderes sagen. Aber der call war extrem -ev. Bei 4-6 Yards to go liegt die success rate bei um die 47-48% für fake punts (variiert leicht von Jahr zu Jahr). Das schließt aber auch solche fakes mit ein wo die coverage eine Seite überlädt und das puntteam dann in den fake audibled. Wenn die defense auf den fake punt vorbereitet ist dürfte die success rate deutlich niedriger sein. Und Sorensen wusste im Grunde die ganze Zeit was kommt, so wie er sich bewegt. Ich habe auch den cbs feed gesehen, und Romo hatte mit der schlechten Ausführung sicher recht, aber trotzdem ist der call an sich immer -ev. Es war halt auch witzig weil o brian kurz vorher bei 4. und 1 an der gegnerischen endzone ein Fieldgoal kickt. Und im letzten quarter dann bei etwa 11 auf der Uhr und 17 Punkte zurück puntet. Das sind alles calls mit negativem expected value.


    Ja, du hast schon recht, dass ich das etwas mit Bauchgefühl beurteilt habe - cool, dass du da mal ein paar Zahlen rausgesucht hast!

    Ich glaube, er sucht das nicht raus. Das hat er parat... :thumbsup:

  • Danke Glnpf! Und ja du hast recht, 98% dessen was ich hier schreibe habe ich parat. Sonst wäre mir das auch zu Aufwändig. Was ich zb nachgekuckt habe war die genaue Success Rate beim Fake punt, da hatte ich knapp unter 50 bei um die 5 yard im Kopf, was ja schon ziemlich exakt war. Ab 15 yards geht die Chance auf 0, alles dazwischen ist recht linear.


    HCeline , ja wie ich schon schrieb. Nach einem Audible sind die Chancen höher als der Durchschnittswert. Und ja die Inkonsistenz stört mich auch am meisten. Viele Texans Fans sagen „he‘s just winging it“ und das Gefühl habe ich auch oft wenn ich die Texans sehe. Was das Momentum angeht bleibe ich bei meinen Ausführungen weiter oben. Gute Analyse Tools, also das was Teams verwenden die wirklich auf analytics setzen, berechnen diese „weiteren Gründe“ die du ansprichst auch schon mit ein in ihrem Urteil. Wobei es sehr schwierig ist über diese Tools und die Methodik irgendetwas konkretes zu erfahren. Die Teams und deren Partner halten das unter Verschluss. Die Seiten die es im Netz so gibt wie PFF oder Outsiders sind sehr viel rudimentärer.

    Einmal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Ich habe selbst Leistungssport betrieben, das ist mir also klar. Aber hatte die Stimmung wirklich Einfluss auf meine Leistung beim nächsten Angriff? Auf gar keinen Fall. Profisportler, die Bundesliga oder NFL spielen, sind nahezu alle sehr selbstbewusst sonst würden sie nicht dort spielen. Das heißt egal was vorher war, der nächste Versuch wird wieder mit voller Konzentration und vollem Können angegangen. Gerade die Spielstruktur im Football mit den für sich abgeschlossenen Downs und extrem vielen Unterbrechungen (ein ganz wichtiger Punkt, selbst wenn es Teamweiten Flow gäbe wäre er nach der nächsten Werbepause weg). Momentum wird auch fast immer erst im Nachhinein als Erklärung für etwas angeführt. Daran sieht man schon das es mit der Vorhersagekraft nicht allzu weit her sein kann.

    Ich verstehe, dass das Momentum oft fälschlicherweise als Interpretation einer Kette von positiven Ereignissen, die aber unabhängig voneinander sind, herangezogen wird. Etwa so wie wenn beim Roulette 20 Mal hintereinander Rot kommt – was halt einfach vorkommen kann.


    Dennoch zeigen auch Profisportler Nerven, bekommen ein Zitterhändchen oder -füßchen und sind keine Maschinen. Umgekehrt kann ein positiver Spirit oder nennen wir es einfach Momentum dafür sorgen, dass man eine für den Gegner überraschende Aktion macht, die man in einer anderen Situation nicht durchgeführt hätte und diese auch noch glückt. Das alles gibt es auch im Mannschaftsgefüge. Das daraus keine statistische Vorhersagbarkeit der nächsten Aktion entsteht ist klar, gerade auch im Mannschaftssport, bei dem es sich um ein viel komplexeres Gefüge handelt. Dennoch halte ich die positive Variante davon für einen erstrebenswerten Zustand oder zumindest sollte man den negativen Zustand vermeiden.

  • Ich habe selbst Leistungssport betrieben, das ist mir also klar. Aber hatte die Stimmung wirklich Einfluss auf meine Leistung beim nächsten Angriff? Auf gar keinen Fall. Profisportler, die Bundesliga oder NFL spielen, sind nahezu alle sehr selbstbewusst sonst würden sie nicht dort spielen. Das heißt egal was vorher war, der nächste Versuch wird wieder mit voller Konzentration und vollem Können angegangen. Gerade die Spielstruktur im Football mit den für sich abgeschlossenen Downs und extrem vielen Unterbrechungen (ein ganz wichtiger Punkt, selbst wenn es Teamweiten Flow gäbe wäre er nach der nächsten Werbepause weg). Momentum wird auch fast immer erst im Nachhinein als Erklärung für etwas angeführt. Daran sieht man schon das es mit der Vorhersagekraft nicht allzu weit her sein kann.

    Ich verstehe, dass das Momentum oft fälschlicherweise als Interpretation einer Kette von positiven Ereignissen, die aber unabhängig voneinander sind, herangezogen wird. Etwa so wie wenn beim Roulette 20 Mal hintereinander Rot kommt – was halt einfach vorkommen kann.


    Dennoch zeigen auch Profisportler Nerven, bekommen ein Zitterhändchen oder -füßchen und sind keine Maschinen. Umgekehrt kann ein positiver Spirit oder nennen wir es einfach Momentum dafür sorgen, dass man eine für den Gegner überraschende Aktion macht, die man in einer anderen Situation nicht durchgeführt hätte und diese auch noch glückt. Das alles gibt es auch im Mannschaftsgefüge. Das daraus keine statistische Vorhersagbarkeit der nächsten Aktion entsteht ist klar, gerade auch im Mannschaftssport, bei dem es sich um ein viel komplexeres Gefüge handelt. Dennoch halte ich die positive Variante davon für einen erstrebenswerten Zustand oder zumindest sollte man den negativen Zustand vermeiden.

    Zum ersten Absatz: genau das ist ein Fehler der häufig begangen wird.


    Zum zweiten: Zitterhändchen oder eine positive Stimmung sind aber etwas ganz anderes als eine Kette erfolgreicher Aktionen einem Momentum zuzuschreiben.


    Und um Vorhersagbarkeit der Aktion geht es auch nicht. Sondern darum ob besonders positive Ereignisse oder Ereignissketten „Momentum“ erzeugen, welches dann eine signifikante Korrelation zum erfolgreichen Absolvieren weiterer Aktionen (plays, drives) zeigt. Das wurde statistisch mehrfach untersucht und lässt sich nicht belegen. Weder von play zu play, noch von drive zu drive.


    Edit: ich werde jetzt hier nicht dutzende Quellen angeben die ich dazu gelesen habe. Aber zb auf der Seite der Footballoutsiders findet man zum „Momentum“ einiges.

    Einmal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Und noch ein überzeugendes Beispiel gegen Momentum. Es gibt eine Untersuchung zu den NCAA March Madness Turnieren 2011/2012. Basketball ist hier noch besser geeignet da es keinen Coin Flip gibt, und generell deutlich mehr possesions. Für diese Turniere hatte man gekuckt welches Team jeweils eine Overtime gewinnt. Das Team das im 4. Viertel zurück lag (würde für die Momentum Theorie sprechen), oder das andere Team. Es gab dabei verschiedene Tiers für die Art von Rückstand. Bis 3. 3-8. über 8 Punkte. Was soll ich sagen man hat festgestellt das es komplett irrelevant ist wer zum Ende der regulären Spielzeit das imaginäre Momentum hat. Erfolgsverteilung in der OT lag genau bei 50/50. Auch bei den Teams die ein hohes Defizit aufgeholt hatten. Hier war es 6-6 in Spielen wenn ich mich richtig erinnere. Und das ganze beim March Madness. Vor ausflippenden Collegebrats. Wo wenn nicht hier sollte Momentum greifen?

    3 Mal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Danke Glnpf! Und ja du hast recht, 98% dessen was ich hier schreibe habe ich parat. Sonst wäre mir das auch zu Aufwändig. Was ich zb nachgekuckt habe war die genaue Success Rate beim Fake punt, da hatte ich knapp unter 50 bei um die 5 yard im Kopf, was ja schon ziemlich exakt war. Ab 15 yards geht die Chance auf 0, alles dazwischen ist recht linear.

    Egal ob parat oder rausgesucht, das bereichert natürlich so eine Diskussion und so war das von mir auch gemeint. :)

  • Interessante Ausführungen über das Momentum! Tatsächlich habe ich selten über die tatsächliche Kette positiver Ereignisse sondern über psychologische Effekte bei Athleten nachgedacht. Ich weiß von mir, dass mich da Dinge aus der Bahn/Konzentration werfen oder eben auch "beflügeln" können. Aber ich bin auch kein Leistungssportler. Wenn es da statistische Untersuchungen gibt, glaube ich denen natürlich (im Umgang ihrer Rahmenbedingungen). Ich werde mich da wohl Mal ein wenig aufschlauen :)

    Einmal editiert, zuletzt von HCeline ()

  • Und um Vorhersagbarkeit der Aktion geht es auch nicht. Sondern darum ob besonders positive Ereignisse oder Ereignissketten „Momentum“ erzeugen, welches dann eine signifikante Korrelation zum erfolgreichen Absolvieren weiterer Aktionen (plays, drives) zeigt.

    Ja, das habe ich falsch geschrieben. Ich meinte die Vorhersagbarkeit des Ausgangs der Aktion.


    Ich bezweifle wie gesagt auch nicht die statistischen Untersuchungen zum Momentum so wie es definiert ist, sondern habe Bezug auf deine Aussage genommen, dass die Stimmung keine Auswirkung auf die Leistung oder die Entscheidungen eines Profisportlers hätte und dass es erst recht keine Auswirkung auf ein Mannschaftsgefüge gäbe. Das glaube ich wiederum nicht und man sollte auch aus einem nicht existierenden Momentum nicht ableiten, dass man sich nach einem Big Play nicht freuen müsste oder dass man sich nach 5 missglückten Catches ruhig in seinem Elend suhlen darf.

  • Einmal dieses Momentum bei einem Rhein Fire Spiel erlebt. Alle Zuschauer standen hinter dem Team. Wirklich alle. Eine spürbare Euphoriewelle schwappte durchs Stadium und der nächste Spielzug gelang, weil das Gegnerteam wie paralysiert wirkte. Das war wirklich einmalig.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Momentum ist nicht messbar klar, aber wer selber schon einmal Leistungssport betrieben hat, weiß wie man sich fühlt wenn einem die Mannschaft und die Zuschauer (auch wenn es bei mir nur ca. 100 beim Fußballspiel sind) hinter einem steht. Das gibt einen den Mega-Schub und man steigert sich weiter rein. Das ist für mich Momentum.

    Momentum muss und will nicht messbar sein es hat was mit Emotionen zu tun. Und wer bei einem emotionsvollen Sport wie Football nur auf Statistiken, Analysen und mathematischen Firlefanz schaut, lebt für mich diesen und andere Sportarten nicht und sollte vielleicht beim Matheunterricht bleiben fidel77 SCNR

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  • Momentum ist nicht messbar klar, aber wer selber schon einmal Leistungssport betrieben hat, weiß wie man sich fühlt wenn einem die Mannschaft und die Zuschauer (auch wenn es bei mir nur ca. 100 beim Fußballspiel sind) hinter einem steht. Das gibt einen den Mega-Schub und man steigert sich weiter rein. Das ist für mich Momentum.

    Momentum muss und will nicht messbar sein es hat was mit Emotionen zu tun. Und wer bei einem emotionsvollen Sport wie Football nur auf Statistiken, Analysen und mathematischen Firlefanz schaut, lebt für mich diesen und andere Sportarten nicht und sollte vielleicht beim Matheunterricht bleiben fidel77 SCNR

    Klar: Emotionen, Euphorie - das ist auch, was ich mit dem Effekt verbinde. Aber mit deiner Schlussfolgerung machst du es dir ein bisschen leicht. Wenn es da Untersuchungen drüber gibt, wie zum Beispiel die im March Madness, die fidel77 geschildert hat, dann schauen die sich doch genau das an, was du beschreibst: Ein zurückliegendes Team hat es in die Overtime geschafft, das begeistert natürlich das Team und das Publikum und löst bestimmt so eine Euphorie aus. Wenn man dann aber am Ende keinen Zusammenhang zum Ergebnis der Overtime herstellen kann, wie wichtig ist der Effekt dann wirklich?


    Es sagt hier ja niemand, dass es im Leistungssport keine Emotionen gibt. Sondern es geht im Kern darum, ob es sinnvoll ist, sportliche Entscheidungen daran auszurichten, ob sie "Momentum erzeugen". Und beim Football geht es nun Mal sehr um Wahrscheinlichkeiten und Planung, so ist die ganze Sportart ja aufgebaut. Wenn man da also keine statistische Relevanz solcher Effekte feststellen kann, muss das natürlich Einfluss auf die Entscheidungen nehmen; sonst nimmt man am Ende nur falsche Risiken in Kauf. Insofern ist es natürlich wertvoll sowas messen (oder eher: im Nachhinein statistisch untersuchen) zu können.

  • Es sagt hier ja niemand, dass es im Leistungssport keine Emotionen gibt. Sondern es geht im Kern darum, ob es sinnvoll ist, sportliche Entscheidungen daran auszurichten, ob sie "Momentum erzeugen".

    Man kann das doch unabhängig davon sehen. Ich würde jetzt auch nicht vorschlagen, immer einen spektakulären Spielzug mit niedriger Erfolgswahrscheinlichkeit anzusagen, um ein – wie auch immer definiertes – Momentum des Gegners zu durchbrechen. Trotzdem kann man doch der Meinung sein, dass positive Emotionen hilfreich sind und negative nicht.


    Man muss auch immer mit einbeziehen, was Statistiken aussagen können und was nicht. Wenn du alles auf Statistik runterbrichst, könntest du sagen, dass man ja gar nicht mehr spielen müsste, weil man den Ausgang mit ausreichenden Daten vorhersagen könnte. Das mag sogar stimmen, allerdings bräuchte man dafür alle Daten – also wirklich ALLE – und das wird nie passieren.

  • "es läuft", "man schwimmt auf einer Euphoriewelle", "tschaka - yeah - ich kanns doch", "na bitte, warum nicht gleich so"...

    Solche oder ähnliche Gefühlsausbrüche beflügeln einen und bilden das sog. "Momentum". Man ist einfach (wieder) gut drauf, konzentriert sich auf das was man kann und das Ergebnis gibt einem Recht.

    Selbst erlebt bei diversen sportlichen (manchmal durchaus auch größerer Charakter) Ereignissen/Turnieren/Meisterschaften. Die Endorphine rauschen durch dein Blut (nein, kein Doping) und tragen dich einfach nach vorn. Dazu noch die Fähigkeit des sich selbst pushens (Stichwort autogenes Training), lässt einen schon manchmal in die Kategorie "höher, schneller, weiter" tragen. So meine Interpretation, messbar ist das alles nicht...

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Ich denke beide Seiten haben ihre Berechtigung, können/ sollen aber nicht vermischt werden. Emotionen brauchst du, um überhaupt Leute für den Sport begeistern zu können. Auch als Sportler kann das Umfeld einen pushen. Das kann jeder Bestätigen, der mal dadurch einen zweiten Atem bekommen hat. Diese Emotionen kann sich auch auf das Team übertragen, ist meiner Meinung nach langfristig kaum zu steuern.

    Statistik brauchst du allerdings auch, um Spiele analysieren zu können oder um das Training, Spieltaktik etc. darauf bauen zu können.

    Allerdings wird das Momentum-Phänomen oft genutzt, um statistische Mängel/ Unwissenheit zu kaschieren bzw. zu erklären. Das Momentum sollte nicht genutzt werden, um Teamleistungen zu erklären.


    Wir hatten man in der RLP-Auswahl (Fussball) als Probetrainer einen ehemaligen Buli-Fussballspieler als Trainer, der uns für ein internationales Turnier u.a. gegen Sparta Prag, Juve, Ajax etc. betreuen sollte. Seine Ansprachen waren extreme Kriegsrhetorik und zielte vor allem darauf ab ein solches dauerhaftes Momentum zu erzeugen. Das hat für das erste Spiel halbwegs geklappt, aber beim zweiten schon nicht mehr und wir sind anschließend taktisch so dermaßen auseinandergenommen worden, das war nicht mehr schön. Danch wurde der "Trainer" nie mehr angeheuert.

  • Momentum ist nicht messbar klar, aber wer selber schon einmal Leistungssport betrieben hat, weiß wie man sich fühlt wenn einem die Mannschaft und die Zuschauer (auch wenn es bei mir nur ca. 100 beim Fußballspiel sind) hinter einem steht. Das gibt einen den Mega-Schub und man steigert sich weiter rein. Das ist für mich Momentum.

    Momentum muss und will nicht messbar sein es hat was mit Emotionen zu tun. Und wer bei einem emotionsvollen Sport wie Football nur auf Statistiken, Analysen und mathematischen Firlefanz schaut, lebt für mich diesen und andere Sportarten nicht und sollte vielleicht beim Matheunterricht bleiben fidel77 SCNR

    Die Polemik kannst du dir bitte sparen!


    Und vielleicht etwas genauer lesen beim nächsten mal. Dann wäre Dir nicht entgangen das ich erwähnt habe selbst gleich zwei Sportarten (Hockey und Basketball) auf absolutem Leistungsniveau betrieben zu haben. In der einen habe ich es in die höchste deutsche Liga geschafft, und war in mehreren Jugenauswahlmannschaften. In der Nebensportart ging es immerhin in die Regionalliga. Außerdem habe ich in beiden Sportarten Trainerscheine und war auch als Schiedsrichter tätig. Außerdem habe ich noch Jahrelang vollkontakt gekämpft (erst auf Basis Taek won do, später Freefight und Grappling). Ich kenne Sport also aus so ziemlich jeder aktiven Perspektive (soviel zu dem dämlichen, polemischen und einfältigen Einwurf ich solle bei der Mathematik bleiben).


    Du verwechselst im Übrigen das Konstrukt Momentum mit vom Sportler erlebten Emotionen. Es ging hier ursprünglich darum das Bill o Brian die Entscheidung für einen Fake Punt im Nachhinein mit „Momentum“ zu rationalisieren versucht hat. Für eine solche Situationsbeurteilung ist das Konstrukt aber gänzlich ungeeignet.

  • HCeline und Machiavelli101 vielen Dank für eure letzten Beiträge! Besser hätte ich es nich formulieren können 👍


    Klaus_Knechtskern 134 Spiele finde ich gar nicht so wenig, aber es stimmt schon die Stichprobe ist etwas klein. Sollte auch nur ein Beispiel sein. Es gibt noch eine weitere Studie jüngeren Datums die ich aber im Moment nicht finde. Kam zum gleichen Ergebnis. Du kannst auch nach Bill Barnwell oder Footballoutsiders suchen. Da findet man auch statistische Untersuchungen die zum gleichen Ergebnis (keine Signifikanz) kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Es sagt hier ja niemand, dass es im Leistungssport keine Emotionen gibt. Sondern es geht im Kern darum, ob es sinnvoll ist, sportliche Entscheidungen daran auszurichten, ob sie "Momentum erzeugen".

    Man kann das doch unabhängig davon sehen. Ich würde jetzt auch nicht vorschlagen, immer einen spektakulären Spielzug mit niedriger Erfolgswahrscheinlichkeit anzusagen, um ein – wie auch immer definiertes – Momentum des Gegners zu durchbrechen. Trotzdem kann man doch der Meinung sein, dass positive Emotionen hilfreich sind und negative nicht.

    Klar, absolut! Ich denke, dass diese Meinung auch jeder teilen wird. Statistisch untermauert kann man dann zum Beispiel besser bewerten, wie stark man diesen Faktor in seiner Entscheidungsfindung gewichtet.


    Dein Einwand mit dem "dann müsste man nicht mehr spielen" ist natürlich überspitzt, wie du ja selbst anmerkst. Die ganzen anderen Faktoren wie wohl Wohlbefinden und Tagesform etc. der Athleten sind ja auch erstmal nicht erfasst. Am Ende geht es hier ja nicht um präzise Berechnung sondern um Wahrscheinlichkeiten und Prognosen. Entscheidungen sollen dazu beitragen, sich einen Vorteil dem Gegner gegenüber zu "ercoachen".

  • Soviel zum „Momentum“ der Titans. Selbst einige Experten und Spieler hatten sich ja vor dem Spiel darauf berufen um ihren Tip das die Titans gewinnen zu begründen.


    Ansonsten war die Oline der Chiefs brutal überlegen und die der Titans hat im Lauf des Spiels immer mehr abgebaut. Und man hat auch gesehen das die Titans halt auch ein Frontrunner Team sind. Je mehr klar war das sie passen müssen umso hilfloser ihre offensiven Bemühungen.


    edit: hahaha wie können die Chiefs diesen fake punt nicht kommen sehen? Den hat sogar meine Oma kommen sehen und die ist seit 7 Jahren tot (rip).

    Einmal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • Puh - warum muss man als Chiefs-Fan immer erst leiden... (ok, als HSV-Fan ist man ja nichts anderes gewohnt)


    ImGegensatz zum HSV bringen die Chiefs jedoch einfach fun! Mein Traum-Finale ist perfekt!


    fidel77: Über den Fake-Punt kann ich mich immer noch aufregen; ich hoffe, dass Andy seinen Coaching-Staff dafür bluten lässt...

  • Ansonsten war die Oline der Chiefs brutal überlegen und die der Titans hat im Lauf des Spiels immer mehr abgebaut. Und man hat auch gesehen das die Titans halt auch ein Frontrunner Team sind. Je mehr klar war das sie passen müssen umso hilfloser ihre offensiven Bemühungen.


    Ja, mich hat auch erstaunt, wie wenig da dann noch ging. Klar hat die Chiefs secondary in der Saison (erstaunlich?) gute Leistungen gezeigt, aber unschlagbar war sie nie. Insgesamt war der game plan einfach nicht stark genug.


    Freue mich für Andy, und bin gespannt auf den roten Super Bowl :)

  • Ansonsten war die Oline der Chiefs brutal überlegen und die der Titans hat im Lauf des Spiels immer mehr abgebaut. Und man hat auch gesehen das die Titans halt auch ein Frontrunner Team sind. Je mehr klar war das sie passen müssen umso hilfloser ihre offensiven Bemühungen.


    Ja, mich hat auch erstaunt, wie wenig da dann noch ging. Klar hat die Chiefs secondary in der Saison (erstaunlich?) gute Leistungen gezeigt, aber unschlagbar war sie nie. Insgesamt war der game plan einfach nicht stark genug.


    Freue mich für Andy, und bin gespannt auf den roten Super Bowl :)

    Ich denke die Chiefs Secondary musste da gar nicht so viel machen. Die Titans Oline ist halt wirklich gut im runblocking, aber nur durchschnittlich im passblocking, zumindest in den letzten Spielen. Tannehill hatte immer weniger Zeit. Außerdem ging halt auch das play action fast komplett flöten. Und ähnlich wie Cousins ist auch Tannehill kein QB der sich bei wenig Zeit und viel Druck irgendwas aus dem Arsch zaubern kann wie ein Mahomes oder Wilson.


    Das SuperBowl matchup finde ich auch sehr cool. Mit Reid und Shanahan zwei coaches denen ich es wirklich gönnen würde. Zählen für mich beide zu den Top Coaches der Liga und haben beide Playoff Traumata zu überwinden.

  • Die Run-Defense der Chiefs war einfach zu gut in diesem Spiel

    Vor allem mussten die Titans den Run halt fast komplett aufgeben. Gegen die Ravens hatten sie noch 70% run plays. Gegen die Chiefs knapp unter 40%. In der zweiten Halbzeit im ersten drive noch 5 runs. Von da an überhaupt gar keinen mehr (außer ein Tannehill scramble). Das ist schon krass. In Halbzeit eins waren die Titans auch noch für über 4 yards pro attempt gelaufen, also durchaus ok. Sie waren auf pace für etwa 150 rush yards.

    Einmal editiert, zuletzt von fidel77 ()

  • naja aber auch bevor sie den Run aufgeben mussten war Ihre Production wesentlich geringer. 150 rush yards reichen aber auch nicht gegen die Chiefs offense, wenn Deine defense die Chiefs nicht stoppen kann. Die Chiefs haben 35 Punkte gemacht; die Ravens und die Patriots zusammen 25

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

    Einmal editiert, zuletzt von Klaus_Knechtskern ()

  • Die Statistik von Garoppolo ist auch interessant. 6 von 8 für 77 Yards.

    Das ist ja fast wie beii Tim Tebow damals gegen die Chiefs. Da hatte TT aber nur 2 von 8 und 69 Yards. Hatte aber auch gereicht zum gewinnen...


    Und nein, ich vergleiche nicht Garoppolo mit Tebow ;)

  • Wieder eine tolle Mahomes Show.

    Während die erste Halbzeit noch richtig spannend war, war die zweite Halbzeit dann doch ziemlich eindeutig.


    Anders bei den Packers gegen die 49ers.

    Das war schon recht eindeutig und gegen die überragenden 49ers hatte auch ein Aaron Rogers keine Chance.


    Jetzt sind die meiner Meinung nach stärksten Mannschaften des Jahres im Finale, was kann es besseres geben :)

  • naja aber auch bevor sie den Run aufgeben mussten war Ihre Production wesentlich geringer. 150 rush yards reichen aber auch nicht gegen die Chiefs offense, wenn Deine defense die Chiefs nicht stoppen kann. Die Chiefs haben 35 Punkte gemacht; die Ravens und die Patriots zusammen 25

    Ich hatte ein Gefühl das das nicht stimmt und habe darum nachgeguckt. Und „wesentlich geringer“ trifft es überhaupt nicht.


    Die Titans hatten gegen die Ravens in Halbzeit 1: 13 Läufe für 75 yards, ein Schnitt von 5,6. Zwei Drittel ihrer rushyards kamen in Halbzeit 2, gegen eine müde Front mit einem bruiser wie Henry. Zusätzlich hatten sie in Halbzeit 1 ein big play für 27 yards. Ohne dieses fällt der Schnitt auf 3,8 (was für eine erste Hälfte immer noch annehmbar ist).


    Gegen die Chiefs kamen die Titans in Halbzeit 1 auf 16 Läufe für 75 yards. Ohne big play. Das gibt einen Schnitt von 4,7 pro run was ziemlich gut ist für Halbzeit 1. Nur knapp unter ihrem Saisonschnitt von 5,0 und etwa genau dem entsprechend was die Chiefs während der Saison zugelassen hatten (4,8). ALlerdings waren die Chiefs in den 3 Spielen davor wesentlich besser in der laufverteidigung gewesen mit nur knapp 4,0 yards im Schnitt.


    Insgesamt in den vergleichbaren Parts (1. Hälfte) also ein wenig schlechter, aber fast auf einem Level. Da die Chiefs sehr viel und schnell scoren können musste Tennessee das run Game dann halt sehr früh aufgeben. An grossartiger Laufverteidigung lag das aber nicht denke ich.

  • Was tippt ihr im Superbowl? Für mich sind 2 der 4 stärksten Teams im Finale. Insofern super.


    Aber ich befürchte das es ein ganz schlechtes Matchup für die Chiefs ist. Ihrer großen Stärke, dem Passspiel, setzen die Niners die insgesamt wohl beste Passverteidigung der Liga entgegen.


    Andersrum ist das Rungame die große Stärke der Niners, sie waren insgesamt das zweitbeste rushing team der Liga. Die Chiefs liegen aber in Sachen run defense überall unter den schlechtesten 6-8 Teams.


    Natürlich kann man die Chiefs mit Mahomes nie ganz abschreiben, und sie sind sicher auch stark genug zu gewinnen, es hängt wie immer sehr viel vom Spielverlauf ab. Sind die Niners früh gezwungen auf Garoppolo und seine durchschnittlichen Fähigkeiten zu setzen kann das Spiel auch komplett Richtung Chiefs gehen. Ich denke aber das die Niners ihr Rungame durchdrücken können, und darum sind sie für mich trotz des klar schlechteren QB Favorit auf den Titel.

  • Mein Herz schlägt hier für Reid und wenn die Chiefs früh in Führung gehen, haben sie eine realistische Chance.


    Insgesamt muss ich aber sagen, dass es seit langem Mal wieder ein Super Bowl ist, bei dem ich mit beiden möglichen Siegern sehr gut leben kann! Ich freu mich total auf das Spiel und bin gespannt welchen Twist Reid und Shanahan jeweils mitbringen!

  • Natürlich gewinnen die 49ers.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it