Beiträge von sprettbieler im Thema „American Football [NFL/College/GFL]“

    Es sagt hier ja niemand, dass es im Leistungssport keine Emotionen gibt. Sondern es geht im Kern darum, ob es sinnvoll ist, sportliche Entscheidungen daran auszurichten, ob sie "Momentum erzeugen".

    Man kann das doch unabhängig davon sehen. Ich würde jetzt auch nicht vorschlagen, immer einen spektakulären Spielzug mit niedriger Erfolgswahrscheinlichkeit anzusagen, um ein – wie auch immer definiertes – Momentum des Gegners zu durchbrechen. Trotzdem kann man doch der Meinung sein, dass positive Emotionen hilfreich sind und negative nicht.


    Man muss auch immer mit einbeziehen, was Statistiken aussagen können und was nicht. Wenn du alles auf Statistik runterbrichst, könntest du sagen, dass man ja gar nicht mehr spielen müsste, weil man den Ausgang mit ausreichenden Daten vorhersagen könnte. Das mag sogar stimmen, allerdings bräuchte man dafür alle Daten – also wirklich ALLE – und das wird nie passieren.

    Und um Vorhersagbarkeit der Aktion geht es auch nicht. Sondern darum ob besonders positive Ereignisse oder Ereignissketten „Momentum“ erzeugen, welches dann eine signifikante Korrelation zum erfolgreichen Absolvieren weiterer Aktionen (plays, drives) zeigt.

    Ja, das habe ich falsch geschrieben. Ich meinte die Vorhersagbarkeit des Ausgangs der Aktion.


    Ich bezweifle wie gesagt auch nicht die statistischen Untersuchungen zum Momentum so wie es definiert ist, sondern habe Bezug auf deine Aussage genommen, dass die Stimmung keine Auswirkung auf die Leistung oder die Entscheidungen eines Profisportlers hätte und dass es erst recht keine Auswirkung auf ein Mannschaftsgefüge gäbe. Das glaube ich wiederum nicht und man sollte auch aus einem nicht existierenden Momentum nicht ableiten, dass man sich nach einem Big Play nicht freuen müsste oder dass man sich nach 5 missglückten Catches ruhig in seinem Elend suhlen darf.

    Ich habe selbst Leistungssport betrieben, das ist mir also klar. Aber hatte die Stimmung wirklich Einfluss auf meine Leistung beim nächsten Angriff? Auf gar keinen Fall. Profisportler, die Bundesliga oder NFL spielen, sind nahezu alle sehr selbstbewusst sonst würden sie nicht dort spielen. Das heißt egal was vorher war, der nächste Versuch wird wieder mit voller Konzentration und vollem Können angegangen. Gerade die Spielstruktur im Football mit den für sich abgeschlossenen Downs und extrem vielen Unterbrechungen (ein ganz wichtiger Punkt, selbst wenn es Teamweiten Flow gäbe wäre er nach der nächsten Werbepause weg). Momentum wird auch fast immer erst im Nachhinein als Erklärung für etwas angeführt. Daran sieht man schon das es mit der Vorhersagekraft nicht allzu weit her sein kann.

    Ich verstehe, dass das Momentum oft fälschlicherweise als Interpretation einer Kette von positiven Ereignissen, die aber unabhängig voneinander sind, herangezogen wird. Etwa so wie wenn beim Roulette 20 Mal hintereinander Rot kommt – was halt einfach vorkommen kann.


    Dennoch zeigen auch Profisportler Nerven, bekommen ein Zitterhändchen oder -füßchen und sind keine Maschinen. Umgekehrt kann ein positiver Spirit oder nennen wir es einfach Momentum dafür sorgen, dass man eine für den Gegner überraschende Aktion macht, die man in einer anderen Situation nicht durchgeführt hätte und diese auch noch glückt. Das alles gibt es auch im Mannschaftsgefüge. Das daraus keine statistische Vorhersagbarkeit der nächsten Aktion entsteht ist klar, gerade auch im Mannschaftssport, bei dem es sich um ein viel komplexeres Gefüge handelt. Dennoch halte ich die positive Variante davon für einen erstrebenswerten Zustand oder zumindest sollte man den negativen Zustand vermeiden.