Wie am geschicktesten kündigen in kleiner Firma nach 15+ Jahren Betriebszugehörigkeit?

  • So, jetzt muss ich auch mal das Schwarmwissen anzapfen bei einer Sache, die mich seit Tagen um den Schlaf bringt...

    Ich arbeite in einer kleinen Firma. Als ich vor über 15 Jahren dort angefangen habe, war ich der dritte Mitarbeiter. Mittlerweile sind wir knapp 20 Leute. Früher war das Arbeitsklima immer super. Flache Hierarchien, alle haben zusammen an einem Strang gezogen, man hat gemeinsam Sachen auf die Beine gestellt und Probleme gelöst.

    Das hat sich mittlerweile (ungefähr seit Corona) komplett geändert. Niemand achtet mehr darauf, dass seine Sachen für andere benutzbar sind, wichtige Informationen fließen nicht mehr durch die Firma, Kollegen sind auf Ego-Trip und wollen Mini-Chefchen spielen, während der Ober-Chef über allem schwebt, überall mitreden will, aber immer weniger Ahnung von allen konkreten Dingen hat. Dabei hört er nur noch auf seine Favoriten, die immer "Ja und Amen" zu allen seinen Ideen sagen, aber hinter seinem Rücken mit am lautesten lästern. Langjährige Mitarbeiter, die ihm mal ehrlich die Meinung gesagt haben, sind dagegen dann in Zukunft immer mehr von Informationen abgeschnitten wurden.

    Alles ist komplett unpersönlich geworden. Kommuniziert wird vorwiegend über Tickets in mehr oder weniger holprigem Englisch. Teils sind auch schon Sachen gründlich schief gelaufen, weil deutschen Anforderungen deutscher Kunden per interner Regel von uns auf englisch übersetzt worden sind, dabei missverständlich wurden, und dann falsch bearbeitet worden sind. Aber: Die Regeln sind heilig. Der unsinnige Formalismus wird immer mehr; dient ja auch manchen der eigenen Profilierung. Und statt Inhalten produzieren wir immer mehr heiße Luft. Wir erfinden lieber dreimal neue Regeln, um Mist zu Gold erklären zu können, als uns einmal zu überlegen, warum irgendwelche Ergebnisse nicht stimmen.

    Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen bin, mir etwas Neues suchen zu müssen. Ich will wieder hinter dem stehen können, was ich mache, und dabei etwas bewegen können. (Und da bin ich nicht alleine. In diesem Jahr haben schon drei andere Kollegen gekündigt.) Jetzt habe ich mit Schrecken festgestellt, dass ich nach 15+ Jahren Betriebszugehörigkeit 6 Monate Kündigungsfrist habe, weil im Arbeitsvertrag drin steht, dass die gesetzlichen Regeln für beide Seiten gelten. Autsch.

    Kollegen wurden nach ihrer Kündigung teilweise vom Chef nicht immer gut (oder zumindest mal professionell) behandelt. Einer Kollegin, die sich gegen psychischen Druck nicht richtig wehren konnte/wollte, wurde das Leben echt zur Hölle gemacht.

    Was ist jetzt das Geschickteste für mich? Neue Firmen wollen wissen, wann man dort anfangen könnte. Wenn man denen sagt "in frühestens sechs Monaten", dann ist man doch uninteressant für alle, die jetzt neue Leute suchen. Direkt jetzt kündigen zum 31. Januar, auch ohne neuen Job? Gespräch mit dem Chef suchen?

    Da ich komplett unschlüssig (außer der mittlerweile klaren Entscheidung, weg zu müssen), frage ich mal in die Runde: wie am geschicktesten vorgehen?

  • Was ist jetzt das Geschickteste für mich? Neue Firmen wollen wissen, wann man dort anfangen könnte. Wenn man denen sagt "in frühestens sechs Monaten", dann ist man doch uninteressant für alle, die jetzt neue Leute suchen. Direkt jetzt kündigen zum 31. Januar, auch ohne neuen Job? Gespräch mit dem Chef suchen?

    Da ich komplett unschlüssig (außer der mittlerweile klaren Entscheidung, weg zu müssen), frage ich mal in die Runde: wie am geschicktesten vorgehen?

    Beim ersteren kann ich dir die Angst zumindest teilweise nehmen. In meiner Branche ist das eine recht übliche Kündigungsfrist, ohne dass man eine lange Betriebszugehörigkeit aufweisen muss. Die (zukünftigen) Arbeitgeber hätten zwar sicherlich gerne schon früher was, sind aber erfahrungsgemäß auf dem aktuellen Arbeitsmarkt auch durchaus gewillt ein halbes Jahr auf einen passenden Bewerber zu warten.


    Natürlich kannst du den Weg gehen und das Gespräch mit dem Chef suchen, dass er dich quasi nach 3-4 Monaten schon gehen lässt. Wenn er damit einverstanden ist, dann hast du Glück gehabt. Wenn nicht, kann es natürlich sein, dass er dich für ein halbes Jahr zum Fußabtreter deklariert. Aber das wird dir vermutlich auch bei einer normalen Kündigung passieren. Da muss man im Zweifel dann einfach durch. Gegebenenfalls den Urlaub vorher geschickt planen.


    Ich als Junggeselle würde im aktuellen Markt, in meiner Branche, einfach kündigen und dann suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in 6 Monaten arbeitslos wäre, ist aktuell so gering, dass ich es eingehen würde. Die Risikobereitschaft ist aber natürlich je nach Familiensituation anders. Grundsätzlich empfehle ich dir aber immer dich einfach mal zu bewerben, vielleicht auch da, wo es nicht deine erste Wahl wäre, um einfach mal noch mal ein Gefühl für ein Bewerbungsgespräch zu bekommen und auch deinen Wert gespiegelt zu bekommen.

  • Ich hatte das vor kurzen auch - Kündigungsfrist nach ähnlicher zeit wie bei dir 6 Monate (noch dazu ZUM QUARTAL)

    Was bei mir letztendlich 7,5 Monate waren.


    Ich bin so vorgegangen - wollte nicht kündigen bevor ich was habe - war mir mit family zu unsicher

    Daher was gesucht gefunden - gesagt ich komme zu X und versuche früher zu kommen


    Das Früher wurde von der Firma abgelehnt - gab auch dumme Bemerkungen und Knatsch - wie du sagst

    Das fand ich auch ein problem und habe viele Gespräche und Diskussionen geführt


    Argumente - es gibt nur lose lose situation alle sind frostig und ich nicht produktiv - natürlich nicht so ganz deutlich androhen

    Manche machen auch einfach krank aber das wollte ich nicht - wer jetzt nich mein Stil


    Aber für die Argumente und Diskussionen konnte man einen Kompromiss vereinbaren - also anstatt 6 nur 3 monate


    Aufhebungsvertrag hieß das dann - geht also natürlich rechtlich wenn es beide zustimmen


    Daher musst du wissen ob du vorher was fest neues haben willst

    Aber danach würde ich auf jeden Fall wohlwollende das druck kommt das Gespräch suchen und darin die Vorteile des Chefs herausstellen das er Gehalt spart und du eh nicht mehr motiviert bist und evtl Kompromiss 3 monate oder so

    Wenn chefs logisch denken und es für sie die personelle Lage der firma hergibt gehen sie oft drauf ein denke ich

    Wenn es Raschid wird kann man leider auch nicht mehr viel machen irgendwie das ist dann natürlich schaden


    Hilft dir sicher jetzt nicht weiter groß - aber wollte nur ermuntern evtl in die Diskussion für einen Kompromiss zu gehen


    Verstehe und kenne deine situation und wünsche dir daher viel kraft und ruhe fr die Entscheidungen die anstehen !

  • ich würde erstmal in aller Ruhe das Gespräch mit dem Chef suchen. Nicht wegen der Kündigung in erster Linie sondern wegen dem was scheinbar falsch läuft in der Firma. Natürlich mit der Aussage das du auf dem Weg bist dir eventuell einen neuen Job zu suchen. Vielleicht wird er dann ja wach wenn er sieht es gehen wirklich immer mehr. Da muss also was dran sein, sollte er dann auch sehen. Das ist glaube ich erstmal der beste Weg auf jeden Fall in meinen Augen.

    Sollte er dann natürlich nichts ändern oder den Anschein haben das es ihm egal ist, ja dann würde ich einfach kündigen. Schlecht behandeln lassen würde ich mich nicht. Sollte ich das merken........... ganz ehrlich dann wäre ich krank und das eine längere Zeit. Gesucht wird ja überall in jeder Branche fast, da sollte es sehr wahrscheinlich sein das du was finden wirst. Besonders in 6 Monaten, daher würde ich dann direkt anfangen zu suchen und das Risiko eingehen schon zu kündigen und mir während der Kündigungsfrist was zu suchen. Du wirst ja garantiert dir schon mal Gedanken gemacht haben wo es hingehen soll. Das macht man ja automatisch wenn man eventuell vor hat zu kündigen. Vielleicht schon mal Bewerbungen schreiben und gucken was passiert ohne schon zu kündigen. Kann ja nicht schaden.

    Aber wie gesagt wichtig finde ich das du erstmal das Gespräch suchst um nochmal drauf hinzuweisen was alles schief läuft in der Firma und unter den Kollegen. :) :thumbsup:

  • gemäß love it change it leave it

    - love: ist anscheinend weg

    - change: Chefgespräch bzgl. der Mißstände oder mal eine Gefährdungsbeurteilung durchführen lassen

    - leave: Aufhebungsvertrag anvisieren und/ oder dann die 6 Monate mit geschickter Urlaubsplanung erträglicher machen


    PS. auch wenn man dann schlußendlich kündigt und woanders hingeht - man sollte sich bewusst sein, dass es dort dann nicht unbedingt besser ist und ähnliche/ andere Mißstände warten (können)

  • Ich würde auch das oben ausdrucken und offen mit dem Chef darüber sprechen.


    Vorher solltest Du Dir überlegen wieviel gekränkte Eitelkeit (sind Deine Punkte objektiv negativ für die Organisation?) ggf. in Deinen Punkten steckt und was sich ändern müsste, um dort weiter zu arbeiten. Ist es also ein Trennungsgespräch mit „nachkarten“ oder ein offenes Gespräch mit ggf. Weiterbeschäftigung?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


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  • MetalPirate : Meine Empfehlung wäre erst einmal, mich in aller Ruhe zu bewerben. Alles zusammen zu tragen kostet auch schon Zeit. 6 Monate Kündigungsfrist sind nicht ungewöhnlich. Wenn du eine neue Jobmöglichkeit hast, versuche auch das Team, also die zukünftigen Kollegen, kennenzulernen. Dann kündigst du. Dann wirst du ja sehen, ob du die Möglichkeit hast, früher zu gehen. Ansonsten gilt, du fährst am besten, wenn du sachlich und neutral bleibst.

  • Ich würde meine Klappe halten, zischenzeitlich bewerben und Dienst nach Vorschrift machen.


    Was mich vor Kündigung ohne neue Stelle abhält (hab ich schon mal gemacht): Personaler die deine "schwächere" Positon finanziell gnadenlos ausnutzen (davon gibt es nicht wenige!) und ein Arbeitsmarkt der zwar auf dem ersten Blick attraktiv für deine Position sein kann, aber z. B. an Entfernung oder Arbeitsbedingungen (z. B. Zeiten) eine verschlechterung deiner Lebensqualität darstellen. Je nach Branche sollte man auch Alterdiskriminierung berücksichtigen. Das ist die Realität vieler Menschen im gehobenen Alter. Auch Ingenieure, Informatiker oder andere Akademiker bleiben davon nicht verschont. Arge ist ok, aber das Jobcenter ist eine Zumutung ;)


    Aber: Geht es dir damit psychisch nicht gut, dann Aufhebungsvertrag und sofort raus!

  • Ein ähnliches Problem habe ich hinter mir. Wechsel von einer kleinen Firma nach 16 Jahren. Es lief bei mir auf einen Aufhebungsvertrag hinaus mit der Bedingung meine 2 Nachfolger zu schulen. Absurd war, dass ich Themenkomplexe vermitteln sollte, die nie Bestandteil meiner Arbeit war. Der eine ist aktuell übrigens permanent krankgeschrieben, während der andere einen Burnout eingefangen hat. Puh, das war bei mir höchste Eisenbahn.


    Ob du vorher kündigst oder nachher, hängt natürlich davon ab wie gefragt deine Position auf dem Arbeitsmarkt ist und wie deine familiäre Situation ist. Wenn du es nicht aushalten kannst, dann kündige bitte immer.


    Allerdings empfehle ich dir vorbereitende Maßnahmen zu treffen, um einem Mobbing (das muss man sich nicht geben) irgendwie zu entgehen. Möglicherweise solltest du dich darauf einrichten das Gehalt und Arbeitszeugnis einklagen zu müssen. All das habe ich bereits schon machen müssen.

  • Einer Kollegin, die sich gegen psychischen Druck nicht richtig wehren konnte/wollte, wurde das Leben echt zur Hölle gemacht.

    Alleine das wäre für mich persönlich ein Grund, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Natürlich ist kein Chef begeistert, wenn eine gute Mitarbeiterin geht, aber that's business. Da muss man einfach drüber stehen. Ich hatte auch einmal bei einem Unternehmen gekündigt und bin froh, dass mich die Personalerin damals nicht aufgefressen hat, das war aber weit weg von "das Leben echt zur Hölle machen".


    Wenn das o.g. nicht wäre hätte ich zuerst mal das Gespräch gesucht, in der Situation wäre die Erde für mich aber schon zu sehr verbrannt. Wer Kolleginnen und Kollegen das Leben zur Hölle macht, hat das meines Erachtens nach nicht verdient.

    Zur Kündigungsfrist: Ich weiß nicht, was du beruflich machst, aber wie bereits mehrfach erwähnt wurde, ist das in der Regel kein Problem mehr. Wenn du wirklich (m.E. vor allem persönlich) überzeugen kannst, wartet eine neues Unternehmen gerne auf dich. Ich kenne ehemalige Kollegen, da hat die neue Firma sogar bis zu 9 Monate gewartet.


    Zu deiner Sorge, dass du nach der Kündigung eine ähnliche Erfahrung machen solltest, wie die genannte Kollegin: Dein persönliche Gesundheit geht immer vor! Bei sowas hilft dann im Zweifel auch der gelbe Schein. So etwas muss und soll man sich nicht gefallen lassen.

    Top 10:

    1. Brass: Birmingham, 2. Arkham Horror LCG, 3. Hegemony: Lead your class to victory 4. Carnegie, 5. Brass Lancashire, 6. Aeon Trespass: Odyssey, 7. On Mars, 8. Underwater Cities, 9. Voidfall, 10. Gaia Project

    Member of Deppen am Tisch

  • Eine Kündigungsfrist von 6 Monaten ist in der Tat heutzutage nicht ungewöhnlich. Ich bin in unserer Firma mitunter auch dafür verantwortlich neue Leute einzustellen. Was das angeht ist das aus reiner Arbeitnehmerseite sogar ein Vorteil für dich. Durch deine langjährige Angehörigkeit in deiner jetzigen Firma zeigst du ja , dass du loyal bist und von Anfang an den Laden mit aufgebaut hast. Da werden so einige Arbeitnehmer dich mit offenen armen entfangen und "gerne" die 6 Monate warten. Was das angeht solltest du dir wenig Gedanken machen.


    Aktuell haben wir halt immernoch einen sehr starken Arbeitnehmermarkt. Wie oben schon erwähnt solltest du dir , vorausgesetzt du hast letztendlich den Entschluss gefasst zu gehen, in Ruhe eine neue geeignete Stelle suchen. Auch da ist es heute nicht unüblich sich Zeit zu nehmen und die neuen Kollegen kennen zu lernen. Zwei von meinen Abteilungsleitern waren sogar mit zwei Bewerbern privat auf neutralem Boden unterwegs um sich besser kennenlernen. Halt um zu erörtern ob das auf Beiden Seiten passt.

  • Arbeitgebersicht hier:

    1. Es ist zumindest bei uns schwer bis unmöglich gutes Personal zu finden. Wenn die Personen gut sind, warten wir auch gerne 6 Monate oder machen sonstige Zugeständnisse im Rahmen des Möglichkeiten.

    2. Ich lasse alle Personen so früh wie möglich aus ihren Arbeitsverträgen, da ich absolut nichts davon habe, wenn die Mitarbeitenden eigentlich schon weg sein wollen, aber noch vertraglich bei uns arbeiten müssen. Im schlimmsten (und häufigen) Fall melden die sich dann einfach krank.

  • Ich bin erstaunt wie abweichend hier die Erfahrungen bei einer Kündigung von meinen sind. In Konzernen habe ich keine Erfahrungen gemacht, aber in mittelständischen Betrieben. Kommuniziert man frühzeitig, nachvollziehbar und in einem normalen Ton und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden wurde das immer auch positiv erwidert. Arbeitszeugnis einklagen, Gehalt einklagen, Mobbing, … nie erlebt. Natürlich sollte man die handelnden Personen einschätzen können - auch hier gilt die Gaußsche Normalvertelung.

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  • Arbeitszeugnis einklagen, Gehalt einklagen, Mobbing, … nie erlebt.

    Das war leider so bei meiner früheren Partnerin. Es war so extrem, dass sogar versucht wurde ihr Bußgelder, die mit dem Dienstwagen von Chef durchgeführt worden sind, unterzujubeln. So selten scheinen solche Erfahrungen auch nicht zu sein.

  • Meines Wissens nach bist du ja im weitesten (oder vielleicht auch im engeren) Sinne in der IT beschäftigt. In dieser Branche suchen sie im Moment händeringend nach Leuten, ein neuer Job sollte also nicht das große Problem sein.

    Trotzdem würde ich vorher unbedingt ein offenes Gespräch mit dem Chef suchen und dabei im Vorfeld die Punkte von Sankt Peter oben abchecken.

    Leider hat sich die Arbeitswelt in den letzten 20 Jahren stark verändert. Weg von "wir arbeiten zusammen und helfen uns gegenseitig" hin zu "ich mach mein eigenes Ding und lass mich mit deinem Kram in Ruhe", um es mal ganz einfach auszudrücken. Diese Entwicklung habe ich nicht nur persönlich erlebt, das wird mir auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis so geschildert. Hier wird es sicherlich auch Ausnahmen geben, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du ein Unternehmen finden wirst, in dem es so ist wie in deinem vor 15 Jahren, halte ich für eher gering.

    In deiner jetzigen Firma weißt du wenigstens was du hast oder eben auch nicht. Ich kann natürlich nicht beurteilen wie vielversprechend so ein Versuch, etwas in eurer Firma zu ändern, ist, es hört sich ja so an, als wenn du da null Hoffnung hast, noch was bewirken zu können.

    Wenn dein Entschluss zu kündigen unumstößlich ist, würde ich als Erstes den Markt sondieren, Bewerbungen schreiben, Einstellungsgespräche führen. Dann wirst du schnell merken, ob der potentielle Arbeitgeber bereit ist 6 Monate zu warten. Wenn ja ist ja alles gut (bis auf die 6 Monate, die du dann noch in der alten Firma verbringen musst), wenn nicht kannst du immer noch das Gespräch mit deinem Chef suchen bezüglich eines Aufhebungsvertrages.

  • Das war leider so bei meiner früheren Partnerin. Es war so extrem, dass sogar versucht wurde ihr Bußgelder, die mit dem Dienstwagen von Chef durchgeführt worden sind, unterzujubeln. So selten scheinen solche Erfahrungen auch nicht zu sein.

    Also weil Deine Freundin das so erlebt hat sind solche Erfahrungen nicht so selten?


    In meinem Umfeld habe ich das bisher gar nicht gehört. Leite daraus aber nichts für die Allgemeinheit ab. Das hängt sicherlich auch davon ab auf welcher Hierarchieebene man arbeitet (auch wenn das kein Grund sein dürfte).

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  • Meine Erfahrungen im Bekanntenkreis sind auch eher positiv. Man weiß nie, wie es wird, aber ich würde optimistisch drangehen. Wenn man von Anfang an kritisch reingeht, schaukelt sich das auch mal hoch.

    Ich würde mich an die allgemeine Regel halten: "Feedback gibt man, wenn es erwünscht ist." Objektiv kannst du sagen, dass du und das Unternehmen nicht mehr zusammen passen. Und dass du gerne dazu deine subjektiven Eindrücke mitteilen kannst, wenn das gewünscht ist. Dabei aufpassen, dass es nicht in "früher war alles besser" abrutscht, das will keiner hören und bringt nur selten weiter. Die Zeiten ändern sich.

    Und noch ein persönlicher Eindruck (mit dem ich direkt meine Regel oben breche ;)). Ich lese deine Beiträge im Forum interessiert, du wirst deinen Stil vermutlich kennen. Du neigst häufiger dazu, deiner Frust Luft zu lassen und das entsprechend zu formulieren. In deinem Beitrag oben ebenfalls. Ist legitim, ich sag nichts dagegen. Wenn ich in einer kündigenden Position wäre, würde ich mir aber anschauen, was ich erreichen möchte: Dass ich danach weiter gut behandelt würde? Dann würde ich inhaltlich Kritik formulieren, aber bei der emotionalen Betonung vorsichtig dosieren. Dass es danach für alle besser weitergeht? Dann würde ich lieber konkret Punkte benennen, wie sie gut laufen könnten, als mich über die Probleme aufzuregen. Das muss ja nicht mal was Großes sein. Bei meinem letzten Arbeitsgeber (ca. 500 Angestellte) gab es jeden Tag gratis Obst, fand ich super. Das wurde irgendwann eingestellt, was finanziell jetzt nicht so viel ausmacht, aber für mich ein Zeichen der fehlenden Wertschätzung war, die schon woanders angefangen hatte. Mein Kollege und ich haben danach selber gegen Spenden Obst bereitgestellt. Bei der Kündigung hab ich das angesprochen. Ein halbes Jahr später hatten alle wieder Obst. Ist natürlich jetzt was Kleines, aber manchmal kann man für Kollegen durchaus was rausholen.

    Und wie bei allen schwierigen Konversationen: Klar ausdrücken, durchatmen, ruhig und freundlich bleiben, und den Trost nicht vom Gegenüber erwarten, sondern bei seinen anderen sozialen Kontakten.

  • Kündigen ohne etwas Neues zu haben, würde ich vermeiden. Nicht nur dass du dich damit vermutlich selber nur weiter unter Druck setzt, schneller etwas finden zu müssen, es besteht kein wirklicher Grund dafür. Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Hast du ein entsprechendes Skillset, wirst du auf dem Arbeitsmarkt auch etwas finden.


    Deinen Chef solltest du über deine Entscheidung irgendwann informieren. Vermutlich willst du noch ein Arbeitszeugnis von ihm ausgestellt bekommen und Arbeitgeber könnten untereinander natürlich auch sprechen. Plane deinen Urlaub gegebenenfalls geschickt, aber Abgänge werden letztendlich nie super gerne genommen, da es eben bedeutet, dass Umfänge von anderen übernommen werden müssen. Aber die aktuelle Fluktuation spricht ja dafür, dass aktuell einiges schief geht, da sollte sich der Chef einmal überlegen, woher das resultiert.

  • Und sei Dir bewusst, dass Du einen Vorteil ggü. Deinem Chef hast, da Du Dir vorher bereits viele Gedanken gemacht hast. Überroll ihn nicht - gib ihm die Chance mitzukommen indem Du ihn im Gespräch abholst. Und immer fair bleiben - egal was die andere Seite macht.

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  • Ich habe im letzten Jahr nach 26 Jahren gekündigt, weil mir viele Dinge dort nicht mehr gefallen haben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber bereits eine mündliche Zusage von meinem aktuellen Arbeitgeber (wurde praktisch von dort rekrutiert), hatte also nicht das Problem noch suchen zu müssen.

    Allerdings stand in meinem Vertrag dieselbe Klausel. Man hätte mich 7 Monate weiter binden können.

    Ich bin dann mit meinem Vorgesetzten ins Gespräch gegangen und habe ihm erklärt, dass ich mit 3 Monaten einverstanden wäre und folglich hoch motiviert alle meine Arbeitsbereiche an meinen Nachfolger übergeben würde. Ich versprach ihm den perfekten Abschied.

    Wenn er mich allerdings 7 Monate "festhalten" will, dann mache ich Dienst nach Vorschrift. Hört sich an wie Erpressung... ich habs wesentlich diplomatischer ausgedrückt.

    Aber darauf hat er sich eingelassen und ich konnte nach 3 Monaten gehen.

    Eine Abfindung hätte ich sowieso nicht bekommen. Zumindest nicht in der Höhe, die 26 Jahren angemessen gewesen wären.

    --- Jeder siebte Post von mir enthält etwas Sinnvolles ---

  • Wenn du der festen Überzeugung bist, dass es in der jetzigen Firma nicht mehr besser werden wird, dann würde ich das auch nicht offen beim Chef ansprechen.


    Menschen hören nicht gerne, dass ihre Fähigkeiten (oder das Fehlen der selben) der Grund sind, warum ihre MA unzufrieden sind.



    Ich würde es in die Richtung formulieren, dass es eine tolle Zeit war und du viel gelernt hast und du sehr dankbar bist, dass du am Aufbau des Unternehmens teilhaben konntest. Jetzt aber für dich die Zeit gekommen ist ich noch mal um zu orientieren und etwas Neues auszuprobieren.


    So baust du keine negativen Emotionen bei deinem Chef auf und er behält dich hoffentlich in guter Erinnerung und macht dir dann hoffentlich auch den Wechsel leicht(er).


    Alles Gute und viel Erfolg beim Bewerben!

  • Deine Beschreibung der Veränderungen in der Firma erinnert mich spontan an diverse Elemente von Larry E. Greiners Growth Model, das er schon 1972 postulierte. Hier ein knapper Überblick, irgendwo habe ich auch noch den Originalartikel als PDF herumschwirren. Die Perspektive, durch welche Phasen und Krisen kleine Firmen im Zuge ihrer Entwicklung laufen, finde ich bis heute extrem nützlich und nachvollziehbar. Vielleicht findest Du dort ja auch Ansatzpunkte wieder, die für Dich nützlich sind.


    Zur Entscheidung wie kündigen kann ich wenig beitragen; allenfalls die Erfahrung, dass 9 Monate erfolglose Stellensuche bei schlechtem Fit für den Arbeitsmarkt kein Spaß sind (zum Glück lange her).

  • Unschön - Aber auch in meinem Bekanntenkreis sehr häufig ähnliche Erzählungen mittlerweile...ein Kumpel brachte es vor 2 Wochen auf den Punkt: Ich wäre der Einzige, den er kennt, der seinen Job wirklich gerne mag. :D


    Auch wenn ich nicht glaube, dass das bei dem Arbeitsmarkt / für Dich relevant wäre, zur Sicherheit dran denken:


    - Rechtzeitig 3 Monate vor Dienstende Arbeitsuchend melden (geht mittlerweile auch Online über die Website der Agentur) - Nicht später!

    - ALO-Antrag am Tag der Arbeitslosigkeit.

    - Fristlose Kündigung und Aufhebungsvertrag könnten zu einer Sperrzeit des ALO-Geldes führen.

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    3 Mal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • Ich würde so bald als möglich ein Zwischenzeugnis verlangen.

    Wenn Dein Chef noch an Deiner Arbeit interessiert ist, wird ihn das sicherlich zum Nachdenken anregen.


    Du solltest auf keinen Fall kündigen, bevor Du was Neues sicher hast.

    Die Unsicherheit über Deine berufliche Zukunft könnte Dich mehr auffressen als Deine aktuelle Lage.

    Bei neuen Vertragsverhandlungen hast Du wahrscheinlich bessere Karten, wenn Du Deinen alten Job noch hast.


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Ich würde was neues suchen und dann erst kündigen. Deinem Chef gegenüber würde ich dann kommunizieren, dass du ein tolles Angebot hast, dass du leider unmöglich ablehnen kannst und dich für die tolle Zeit bedanken, evtl. auch in eine Mail an alle. Kritik von Leuten, die gehen, will sowieso niemand hören und wird nicht ernst genommen. Wenn du dich wertschätzend verabschiedest, kann das Arbeitsverhältnis für alle gesichtswahrend beendet werden.

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters

  • Ich wäre der Einzige, den er kennt, der seinen Job wirklich gerne mag. :D

    Du arbeitest ja auch nicht, sondern schreibst den ganzen Tag hier im Forum ;)

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  • Die Wachstumsschmerzen habe ich auch schon in einer (IT) Firma mitgemacht. Da haben sich dann auch viele nicht mitgenommen gefühlt oder mochten sich mit der neuen "Stimmung" nicht arrangieren. Hier ist gutes Management gefragt um das zu begleiten, aber dazu sind Chef:innen von Kleinfirmen meist nicht ausgebildet und treten in jeden Fettnapf mindestens einmal. Mit 3 Leuten ist es in so vielen Bereichen ein ganz anderes Arbeiten als mit 40. Zudem hat sich in meinem Arbeitsbereich auch fachlich viel getan, sodass es in der Regel für jeden Handgriff einen Spezialisten gibt (und braucht). Das war noch vor 10 Jahren gefühlt anders. Ich kann also den Unmut gut nachvollziehen und habe damit auch schon öfters gehadert.


    Zur Kündigungssituation: Ich denke nach 16 Jahren tut jede Veränderung gut, wenn es die persönlichen Umstände irgendwie zulassen. Es ist neben dem Tapetenwechsel (und Abkehr von festgefahrenen oder sogar toxischen Arbeitsbeziehungen) auch eine Chance auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Und dafür macht es sicher Sinn, ein paar "Sportbewerbungen" zu machen. Damit überprüfst du deinen Marktwert, ganz ohne Druck, kannst ein Gefühl dafür bekommen, was dir selber wichtig ist im Vergleich zwischen den neuen Optionen und auch zur jetzigen Position, etc. Und vielleicht ist ja sogar ein gutes Angebot dabei?


    Dein Chef kommt mit "Ich habe ein unschlagbares Angebot bekommen" sicher besser zurecht als mit einem "Ich ertrage euch nicht mehr" Micdrop.


    Und falls sich das einrichten lässt, ist eine kreative Pause (Weltreise?) nach 16 Jahren im selben Job vielleicht auch eine Überlegung wert.

  • Ich bin auch mal in dieser Situation gewesen, allerdings aus anderen Gründen: Unternehmen in Schieflage, Chef hat sich "gesundstoßen" wollen. Mir hat er unter falschen Vorwänden gekündigt: "Du bist als XY angestellt, davon haben wir leider 5, wir mussten einen Sozialplan aufstellen - du hast leider die wenigsten Punkte. Tschüss!" Was ich wusste, und er sicherlich auch, dass ich gar nicht als XY angestellt war, sondern in einer ganz anderen Position. Ich habe XY nur irgendwann in meiner Jugend mal gelernt, aber anschließend noch studiert, etc. Die besagten anderen 4 XY waren mir unterstellt, ich war deren Vorgesetzter - es war also ein an den Haaren herbeigezogenes Argument - er hätte auch sagen können ich sei als Hausmeister angestellt...


    Abgesehen davon, dass das natürlich vor Gericht ging und ich gewonnen habe, bestand bis dahin der Arbeitsvertrag erstmal weiter - man kann ja keine Kündigung für ein Arbeitsverhältnis annehmen, das in dieser Form gar nicht besteht. Und jetzt kommt die Situation, die bei mir eingetreten ist und die Du befürchtest: Es standen mir ein paar Monate bevor, die von eisiger Stimmung geprägt waren.


    Meine Lösung war dabei ganz pragmatisch: Es war eh schon klar, dass das Arbeitsverhältnis endet, streitig war nur die Abfindung und das Datum, was mit der Verhandlung zusammen hing. Bis dahin bestand das Arbeitsverhältnis weiter. Und genau daran habe ich mich orientiert: Ich war freundlich und hilfsbereit, aber auch "professionell distanziert". Ich war einfach da um einen Job zu machen. Kein Handy, kein Unknowns, kein Youtube. Kommen um Punkt 9, gehen um Punkt 17:30 (ich hatte eh noch 250 Überstunden auf der Uhr), genau 30 Minuten Pause, etc. Nichts zu Schulden kommen lassen und seinen Vertrag erfüllen.


    Das Ergebnis davon war, dass ich den Chef in den ersten 3 Tagen noch ab und zu mal gesehen habe. Als er aber gemerkt hat, dass ich mich a) nicht einschüchtern lasse und b) meinen Stiefel im Sinne meiner Pflichten durchziehe, kam er in den folgenden 2 Monaten nicht mehr aus seinem Büro, solang ich da war. Zumindest sind wir uns nicht mehr über den Weg gelaufen.


    PS: Ich persönlich denke mir immer, dass man reden kann und für alles eine Lösung finden kann. Und ich verstehe auch, dass es kein persönlicher Angriff sein muss, wenn man sich von Mitarbeitenden trennen muss. Aber verarschen lassen muss man sich eben auch nicht. Ein Arbeitsvertrag ist keine Beziehung, sondern regelt beidseitige Rechte und Pflichten.

    Ich fand es dann schon dennoch krass, dass man nicht so professionell sein konnte sich am letzten Tag von mir zu verabschieben - ich habe dann der Personalleiterin meinen Firmenwagen übergeben, der IT meine Hardware, hab mich von allen Mitarbeitenden verabschiedet und raus war ich.


    Was ich damit sagen möchte: Natürlich kann einem eisige Stimmung ins Gesicht wehen, aber ich muss auch nicht mit allen befreundet sein. Bleib professionell, erfüll deine Pflicht (aber auch nichts darüber hinaus), und du gehst ohne dir was nachsagen zu lassen.

  • Wenn du partout da raus willst und vor allem was neues hast, man dich nicht früher rauslassen will, kannst du dezent auf deine „Stimmen im Kopf“ hinweisen. Oder sonstige „Gebrechen“ die dich Wochen-/monatelang leider von der Arbeit abhalten würden. Deine Job wäre dann nicht besetzt, du bekämst weiter Gehalt und eine Nachbesetzung fände nicht statt. Da sollte jede Firma mit sich reden lassen…

    Alternativ schaust du mal in den Arbeitsvertrag was zu einer fristlosen Kündigung führt.

    Das ist jetzt aber eher die grobe Axt und nur als letzte Möglichkeit gedacht, wenn alles andere o.g. so überhaupt nichts bringt!

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Wenn du partout da raus willst und vor allem was neues hast, man dich nicht früher rauslassen will, kannst du dezent auf deine „Stimmen im Kopf“ hinweisen. Oder sonstige „Gebrechen“ die dich Wochen-/monatelang leider von der Arbeit abhalten würden. Deine Job wäre dann nicht besetzt, du bekämst weiter Gehalt und eine Nachbesetzung fände nicht statt. Da sollte jede Firma mit sich reden lassen…

    Alternativ schaust du mal in den Arbeitsvertrag was zu einer fristlosen Kündigung führt.

    Das ist jetzt aber eher die grobe Axt und nur als letzte Möglichkeit gedacht, wenn alles andere o.g. so überhaupt nichts bringt!

    Da wär ich aber vorsichtig. Nicht nur, dass sich sowas prüfen lässt... Wenn der Chef eine Krankschreibung fordert und du damit zum Arzt gehst - was auch immer dabei heraus kommt - steht erstmal in deiner Krankenakte bei der Versicherung. Bei einer Bekannten wurde nach Prüfung festgestellt, dass ein Allgemeinmediziner jahrelang Behandlungen wegen psychischer "Probleme" über sie abgerechnet hat - wie auch immer ein Allgemeinmediziner da behandeln wöllte... War natürlich alles nichtig, aber der versuch diesen Schund aus der Akte zu streichen dauerte Monate und zig Untersuchungen von anderen Ärzten und Psychologen, immensen zeitlichen Aufwand und Druck.


    Solche Behauptungen können ganz schnell mal nach hinten losgehen. Außerdem haben Lügner kurze Beine ;)

  • Wenn man nach der ordentlichen Kündigung als Fußabtreter genutzt oder gemobbt wird, so kann man auch als Arbeitnehmer fristlos kündigen. Beweise sichern nicht vergessen. Vermutlich wird man danach nicht auf eine Fortsetzung seines Arbeitsverhältnisses verklagt.


    Ansonsten ist der Punkt mit dem Chef reden meist hilfreich.

    Viel Erfolg bei der Suche nach einem neuen Job. Momentan haben wir einen Arbeitnehmermarkt. Qualifizierte Leute finden leicht Firmen die auch bereit sind etwas länger zu warten.

  • MetalPirate Erst einmal: Es tut mir leid, dass du überhaupt in der Situation bist. Als jemand, der in den letzten 10 Jahren 4 mal den Job gewechselt hat (und gerade wieder sucht) fällt es mir schwer, mir vorzustellen, ein so langjähriges Verhältnis, das auch irgendwann sicherlich mal ein Vertrauensverhältnis war, zu beenden.


    Das wichtigste ist hier in den letzten Beiträgen schon gesagt worden, aber nicht von jedem. Hier also meine Zusammenfassung mit meinen Erfahrungen aus 10 Jahren am Arbeitsmarkt:

    • Mach dir nicht zu viele Gedanken wegen deiner Kündigungsfrist. Wenn Arbeitgeber dich wollen, sind sie auch bereit, 6 Monate zu warten. Viele Stellen sind seit über 12 Monaten unbesetzt, da wird ein passender Bewerber nicht wegen ein paar Monaten mehr Fallengelassen.
    • Beim Verhalten deines AG hängt es davon ab, ob es nur unangenehm ist, oder ob es in richtiges Mobbing ("zur Hölle machen") ausartet. Letzteres kann eine außerordentliche, fristlose Kündigung deinerseits rechtfertigen und auch Schadensersatzansprüche bedingen. Aber du must alles minutiös dokumentieren! So oder so - du solltest dich jetzt mit deinem arbeitsrechtlichen Rechtsschutz auseinandersetzen: Hast du eine Rechtsschutzversicherung? Oder bist du Mitglied in einer Gewerkschaft? Falls nicht, solltest du eins von beidem ins Auge fassen.
    • Du kannst auch jetzt kündigen, ohne schon etwas in Aussicht zu haben, wenn du bereit bist, die Sperre durch die Arbeitsagentur in Kauf zu nehmen und drei Monate so für deinen Lebensunterhalt und den deiner Familie sorgen kannst. Mach dir dann Gedanken darüber, wie du die Zeit nutzen willst - es kann auch eine Möglichkeit zur Neuorientierung sein. Ich z.B. habe einem Aufhebungsvertrag zugestimmt und suche momentan, aber ich nutze die Zeit vor allem, um mich mit Förderung der Arbeitsagentur weiterzubilden. Ich habe zuletzt, neben meinem Hauptjob, Projekte gemanagt, ohne dass mein AG mich bei der Qualifikation dafür unterstützt hat. Das kann ich jetzt nicht nur verbessern, sondern mir auch zertifizieren lassen. Damit zeige ich nicht nur, dass ich die Kompetenzen tatsächlich erworben habe - das könnte ich auch über meine Erfahrung nachweisen. Sondern ich zeige auch, dass ich auch mit Mitte 40 noch neues lerne, bereit bin, mich weiterzuentwickeln und mich nicht auf dem ausruhe, was ich schon immer gemacht habe.
    • Lies Fachliteratur aus deinem Bereich. In anderen Unternehmen sind eventuell andere Dinge wichtig als bei deinem jetzigen AG. Wo sind die Trends, was wollen eventuelle Arbeitgeber, welche Probleme sind für sie relevant, die du eventuell lösen kannst. Damit dürfte es dir leichter fallen, in Gesprächen zu überzeugen.
    • Aktiviere dein berufliches Netzwerk. Habe keinen scheu, andere wissen zu lassen, dass du suchst, obwohl dein AG im Dunkeln tappt. Es mögen zwar 15 Jahre gewesen sein, aber am Ende schuldest du ihm nichts - du hast deine Leistung immer geliefert, für die er bezahlt hat. Mehr an Loyalität hätte er sich mit einem entsprechenden Verhalten verdienen müssen - aber dann wärest du nicht in dieser Situation, dass du über eine Kündigung nachdenkst. Jetzt geht es nur noch darum, was wichtig für dich (und deine Famile) ist. Deine Kollegen (die netten unter ihnen) werden das verstehen!

    Viel Erfolg bei der Neuorientierung! Ich drücke dir ganz fest die Daumen!

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

    Einmal editiert, zuletzt von PalioDeMonte ()

  • Wie von PalioDeMonte erwähnt, falls du noch keine Rechtschutzversicherung hast, die Arbeitsschutz mit abdeckt, ist jetzt die Zeit dafür! Checken, ob es nach Abschluss eine Frist gibt, bevor sie greift.

  • Wie von PalioDeMonte erwähnt, falls du noch keine Rechtschutzversicherung hast, die Arbeitsschutz mit abdeckt, ist jetzt die Zeit dafür! Checken, ob es nach Abschluss eine Frist gibt, bevor sie greift.

    Die Karenzzeit ist so ca. 6 Monate. RS für Arbeitsrecht ist immer sinnvoll, weil erstinstanzlich hier jede Partei den Anwalt bezahlt, unabhängig davon, ob der Rechtsstreit gewonnen oder verloren wird

  • Die Karenzzeit ist so ca. 6 Monate. RS für Arbeitsrecht ist immer sinnvoll, weil erstinstanzlich hier jede Partei den Anwalt bezahlt, unabhängig davon, ob der Rechtsstreit gewonnen oder verloren wird

    Eher 3 Monate bei einem vernünftigen Vertrag. Hab mich letztens umgeschaut ;)

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

  • Als jemand, der vor sieben Monaten ein ca. 16 Jähriges Arbeitsverhältnis mit 6 Monaten Kündigungsfrist gekündigt hat und nun seit 3 Tagen bei einem neuen Arbeitgeber in einem neuen Land arbeitet, kann ich nur sagen:


    Mach dir übers kündigen nicht so viele Gedanken. 6 Monate sind zwar lang, aber in der aktuellen Arbeitsmarktsituation absolut kein Hindernis, zumindest nicht in der IT-Branche.


    Ich vermute, dass bereits seit einiger Zeit der Wurm drin ist (so war es bei mir) und du den Gedanken des Kündigens schon lange mit dir schleppst, es aber so lange dennoch nicht getan hast, bis es dir richtig schlecht geht, weil du einfach keine Verbesserungen erreichen konntest. Wenn der Arbeitgeber menschlich noch halbwegs okay ist, wird er die 6 Monate gesittet ablaufen lassen für dich - und wenn nicht, dann ist es umso mehr Zeit da endlich wegzukommen. Ich würde definitiv die einschlägigen Portale (LinkedIn, Xing) nutzen um ein Bild zu bekommen was man erwarten kann bei Veränderung. Wenn man dann sieht, wie groß die Nachfrage ist, verliert man auch etwas die Hemmungen :)

  • MetalPirate


    Mach Dich selbständig. So weit ich das mitbekommen habe bist Du fachlich sehr gut und auch sonst klar denkend. Es gibt ein paar Punkte, die man aus deinen Beiträge ableiten könnte, die ggf. besser werden müssen, um ein sehr guter Arbeitgeber zu sein, aber ich traue Dir auch zu es in einer Selbständigkeit zu versuchen. Wird glaube ich eh in Zukunft immer mehr das favorisierte Arbeitsmodell werden - gerade in der Qualifikationsstufe mit der Erfahrung, die ich bei Dir vermute.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Mein Tipp, was oftmals nicht beachtet wird:

    Wenn Kommunikation mit dem Chef nicht mehr möglich, kündigen und rechtzeitig ein adäquates Arbeitszeugnis verlangen. Wenn Chefs Probleme mit ihrem Ego haben wirkt sich das leider oft auch auf das Arbeitszeugnis aus, das dann schlechter ausfällt als es sollte. Und der Streit ums Arbeitszeugnis kann sich lange hinziehen, sowas würde ich ungerne mit in die nächste Bewerbungsphase nehmen. Kommt immer komisch wenn man sich im Bewerungsgespräch für sein Arbeitszeugnis rechtfertigen muss, ob begründet oder unbegründet. "Der Chef war sauer, dass ich gekündigt habe aber der Prozess ums Arbeitszeugnis läuft gerade" hat immer ein Gschmäckle...


    Von daher, wenn man (noch) einigermaßen gut mit dem Chef kann, andere Gründe für die Kündigung nennen. Familiäre Situation, Umzug oder sonst was. Dem Chef keinen Anlass geben seinen Frust auf deine Person über das Arbeitszeugnis abzulassen. Auch wenn ich absoluter Verfechter von Ehrlichkeit bin, wenn für dich feststeht, dass du gehst, dann mit so wenig Widerstand wie möglich. Sanft aus dem Betrieb ausgleiten... ^^

  • Arbeitszeugnis einklagen, Gehalt einklagen, Mobbing, … nie erlebt.

    Willkommen in meiner Ex-Arbeitswelt. Bis hin zu "einsperren" in Einzelbüros aka Besenkammer ohne Internetanschluss, Telefon und nur "Praktikantenarbeit". Medienbranche und Großstadt. Aber keine Großkonzerne.

  • Kommt immer komisch wenn man sich im Bewerungsgespräch für sein Arbeitszeugnis rechtfertigen muss, ob begründet oder unbegründet. "Der Chef war sauer, dass ich gekündigt habe aber der Prozess ums Arbeitszeugnis läuft gerade" hat immer ein Gschmäckle...

    Spannend, bei meinen letzten zwei Bewerbungen bei denen ich direkt genommen wurde war das Arbeitszeugnis nie von Belang. Beim ersten hatte ich tatsächlich nur ein durchschnittliches vom Chef bekommen, das habe ich dann gar nicht erst der Bewerbung beigefügt sondern ein 2 Jahre älteres gutes. Und beim zweiten Mal war das Zeugnis noch gar nicht ausgestellt aber ich wurde trotzdem bei der neuen Firma genommen. Die wollten das nicht mal nachträglich.. Aber gut das kann ja in der Tat bei jeder Firma anders laufen.