Beiträge von PowerPlant im Thema „Wie am geschicktesten kündigen in kleiner Firma nach 15+ Jahren Betriebszugehörigkeit?“

    Wenn du partout da raus willst und vor allem was neues hast, man dich nicht früher rauslassen will, kannst du dezent auf deine „Stimmen im Kopf“ hinweisen. Oder sonstige „Gebrechen“ die dich Wochen-/monatelang leider von der Arbeit abhalten würden. Deine Job wäre dann nicht besetzt, du bekämst weiter Gehalt und eine Nachbesetzung fände nicht statt. Da sollte jede Firma mit sich reden lassen…

    Alternativ schaust du mal in den Arbeitsvertrag was zu einer fristlosen Kündigung führt.

    Das ist jetzt aber eher die grobe Axt und nur als letzte Möglichkeit gedacht, wenn alles andere o.g. so überhaupt nichts bringt!

    Da wär ich aber vorsichtig. Nicht nur, dass sich sowas prüfen lässt... Wenn der Chef eine Krankschreibung fordert und du damit zum Arzt gehst - was auch immer dabei heraus kommt - steht erstmal in deiner Krankenakte bei der Versicherung. Bei einer Bekannten wurde nach Prüfung festgestellt, dass ein Allgemeinmediziner jahrelang Behandlungen wegen psychischer "Probleme" über sie abgerechnet hat - wie auch immer ein Allgemeinmediziner da behandeln wöllte... War natürlich alles nichtig, aber der versuch diesen Schund aus der Akte zu streichen dauerte Monate und zig Untersuchungen von anderen Ärzten und Psychologen, immensen zeitlichen Aufwand und Druck.


    Solche Behauptungen können ganz schnell mal nach hinten losgehen. Außerdem haben Lügner kurze Beine ;)

    Ich bin auch mal in dieser Situation gewesen, allerdings aus anderen Gründen: Unternehmen in Schieflage, Chef hat sich "gesundstoßen" wollen. Mir hat er unter falschen Vorwänden gekündigt: "Du bist als XY angestellt, davon haben wir leider 5, wir mussten einen Sozialplan aufstellen - du hast leider die wenigsten Punkte. Tschüss!" Was ich wusste, und er sicherlich auch, dass ich gar nicht als XY angestellt war, sondern in einer ganz anderen Position. Ich habe XY nur irgendwann in meiner Jugend mal gelernt, aber anschließend noch studiert, etc. Die besagten anderen 4 XY waren mir unterstellt, ich war deren Vorgesetzter - es war also ein an den Haaren herbeigezogenes Argument - er hätte auch sagen können ich sei als Hausmeister angestellt...


    Abgesehen davon, dass das natürlich vor Gericht ging und ich gewonnen habe, bestand bis dahin der Arbeitsvertrag erstmal weiter - man kann ja keine Kündigung für ein Arbeitsverhältnis annehmen, das in dieser Form gar nicht besteht. Und jetzt kommt die Situation, die bei mir eingetreten ist und die Du befürchtest: Es standen mir ein paar Monate bevor, die von eisiger Stimmung geprägt waren.


    Meine Lösung war dabei ganz pragmatisch: Es war eh schon klar, dass das Arbeitsverhältnis endet, streitig war nur die Abfindung und das Datum, was mit der Verhandlung zusammen hing. Bis dahin bestand das Arbeitsverhältnis weiter. Und genau daran habe ich mich orientiert: Ich war freundlich und hilfsbereit, aber auch "professionell distanziert". Ich war einfach da um einen Job zu machen. Kein Handy, kein Unknowns, kein Youtube. Kommen um Punkt 9, gehen um Punkt 17:30 (ich hatte eh noch 250 Überstunden auf der Uhr), genau 30 Minuten Pause, etc. Nichts zu Schulden kommen lassen und seinen Vertrag erfüllen.


    Das Ergebnis davon war, dass ich den Chef in den ersten 3 Tagen noch ab und zu mal gesehen habe. Als er aber gemerkt hat, dass ich mich a) nicht einschüchtern lasse und b) meinen Stiefel im Sinne meiner Pflichten durchziehe, kam er in den folgenden 2 Monaten nicht mehr aus seinem Büro, solang ich da war. Zumindest sind wir uns nicht mehr über den Weg gelaufen.


    PS: Ich persönlich denke mir immer, dass man reden kann und für alles eine Lösung finden kann. Und ich verstehe auch, dass es kein persönlicher Angriff sein muss, wenn man sich von Mitarbeitenden trennen muss. Aber verarschen lassen muss man sich eben auch nicht. Ein Arbeitsvertrag ist keine Beziehung, sondern regelt beidseitige Rechte und Pflichten.

    Ich fand es dann schon dennoch krass, dass man nicht so professionell sein konnte sich am letzten Tag von mir zu verabschieben - ich habe dann der Personalleiterin meinen Firmenwagen übergeben, der IT meine Hardware, hab mich von allen Mitarbeitenden verabschiedet und raus war ich.


    Was ich damit sagen möchte: Natürlich kann einem eisige Stimmung ins Gesicht wehen, aber ich muss auch nicht mit allen befreundet sein. Bleib professionell, erfüll deine Pflicht (aber auch nichts darüber hinaus), und du gehst ohne dir was nachsagen zu lassen.