Beiträge von PalioDeMonte im Thema „Wie am geschicktesten kündigen in kleiner Firma nach 15+ Jahren Betriebszugehörigkeit?“

    MetalPirate Erst einmal: Es tut mir leid, dass du überhaupt in der Situation bist. Als jemand, der in den letzten 10 Jahren 4 mal den Job gewechselt hat (und gerade wieder sucht) fällt es mir schwer, mir vorzustellen, ein so langjähriges Verhältnis, das auch irgendwann sicherlich mal ein Vertrauensverhältnis war, zu beenden.


    Das wichtigste ist hier in den letzten Beiträgen schon gesagt worden, aber nicht von jedem. Hier also meine Zusammenfassung mit meinen Erfahrungen aus 10 Jahren am Arbeitsmarkt:

    • Mach dir nicht zu viele Gedanken wegen deiner Kündigungsfrist. Wenn Arbeitgeber dich wollen, sind sie auch bereit, 6 Monate zu warten. Viele Stellen sind seit über 12 Monaten unbesetzt, da wird ein passender Bewerber nicht wegen ein paar Monaten mehr Fallengelassen.
    • Beim Verhalten deines AG hängt es davon ab, ob es nur unangenehm ist, oder ob es in richtiges Mobbing ("zur Hölle machen") ausartet. Letzteres kann eine außerordentliche, fristlose Kündigung deinerseits rechtfertigen und auch Schadensersatzansprüche bedingen. Aber du must alles minutiös dokumentieren! So oder so - du solltest dich jetzt mit deinem arbeitsrechtlichen Rechtsschutz auseinandersetzen: Hast du eine Rechtsschutzversicherung? Oder bist du Mitglied in einer Gewerkschaft? Falls nicht, solltest du eins von beidem ins Auge fassen.
    • Du kannst auch jetzt kündigen, ohne schon etwas in Aussicht zu haben, wenn du bereit bist, die Sperre durch die Arbeitsagentur in Kauf zu nehmen und drei Monate so für deinen Lebensunterhalt und den deiner Familie sorgen kannst. Mach dir dann Gedanken darüber, wie du die Zeit nutzen willst - es kann auch eine Möglichkeit zur Neuorientierung sein. Ich z.B. habe einem Aufhebungsvertrag zugestimmt und suche momentan, aber ich nutze die Zeit vor allem, um mich mit Förderung der Arbeitsagentur weiterzubilden. Ich habe zuletzt, neben meinem Hauptjob, Projekte gemanagt, ohne dass mein AG mich bei der Qualifikation dafür unterstützt hat. Das kann ich jetzt nicht nur verbessern, sondern mir auch zertifizieren lassen. Damit zeige ich nicht nur, dass ich die Kompetenzen tatsächlich erworben habe - das könnte ich auch über meine Erfahrung nachweisen. Sondern ich zeige auch, dass ich auch mit Mitte 40 noch neues lerne, bereit bin, mich weiterzuentwickeln und mich nicht auf dem ausruhe, was ich schon immer gemacht habe.
    • Lies Fachliteratur aus deinem Bereich. In anderen Unternehmen sind eventuell andere Dinge wichtig als bei deinem jetzigen AG. Wo sind die Trends, was wollen eventuelle Arbeitgeber, welche Probleme sind für sie relevant, die du eventuell lösen kannst. Damit dürfte es dir leichter fallen, in Gesprächen zu überzeugen.
    • Aktiviere dein berufliches Netzwerk. Habe keinen scheu, andere wissen zu lassen, dass du suchst, obwohl dein AG im Dunkeln tappt. Es mögen zwar 15 Jahre gewesen sein, aber am Ende schuldest du ihm nichts - du hast deine Leistung immer geliefert, für die er bezahlt hat. Mehr an Loyalität hätte er sich mit einem entsprechenden Verhalten verdienen müssen - aber dann wärest du nicht in dieser Situation, dass du über eine Kündigung nachdenkst. Jetzt geht es nur noch darum, was wichtig für dich (und deine Famile) ist. Deine Kollegen (die netten unter ihnen) werden das verstehen!

    Viel Erfolg bei der Neuorientierung! Ich drücke dir ganz fest die Daumen!