Sind Euros per Design zäh?

  • Vorweg: hier geht's nicht darum Euros schlecht zu machen, ich komme in Frieden ✌️


    Ich mag prinzipiell die Puzzle und Systeme die Euros bieten, ich verbinde mit Euros aber vor allem eines: Downtime. Ewigkeiten warten auf meinen Zug weil Mitspieler lange nachdenken und besonders bei solitären Euros, wo dann eher 3,4, 5 Leute nebeneinander ein Spiel solo spielen, interessieren mich die Züge der Mitspieler dann eher wenig weil sie mich nicht betreffen, wirkt die Downtime nochmal langweiliger, weswegen ich interaktivere Euros bevorzuge.


    Bei Euros geht es darum möglichst schlaue Züge zu machen, voraus zu planen, zu optimieren und eben mit den möglichst besten Abfolgen an Zügen die meisten Punkte zu holen. Oft ist der Glücksfaktor gering und wenn dann in Form von Input-Randomness (zB werden zu Beginn einer Runde zufällig Karten mit Zielen gezogen auf die man dann aber in seinen Zügen reagieren kann). Wer Euros gut spielen möchte, muss also dementsprechend nachdenken und vorausplanen. Je weniger Spielerinteraktion und je weniger Zufallselemente, desto mehr kann planen in seinem Zug.


    Damit kommen wir im Titel gestellten Frage: Sind Euros von ihrer Natur darauf getrimmt, dass die Spieler dazu angehalten sind, wenn sie gut spielen möchten, lange über ihre Züge nachdenken um die besten Züge unter allen Möglichkeiten zu finden und somit per design darauf ausgelegt zähe Spielerlebnisse zu bieten?

  • Wuschel

    Hat den Titel des Themas von „Sind Euros dazu designt zäh zu sein?“ zu „Sind Euros per Design zäh?“ geändert.
  • somit per design darauf ausgelegt zähe Spielerlebnisse zu bieten?

    Der Begriff 'zäh' ist doch komplett subjektiv. Ich bin selbst kein Euro-Freund, sondern eher dem AT-Lager zugetan, aber ich fürchte, du musst die Frage anders stellen, um wirklich sinnvolle Antworten zu erhalten (z.B. finde ich den Ansatz, wie viel Downtime oder AP ein Euro 'verträgt' gar nicht schlecht), ansonsten wird es vermutlich eher nicht sehr konstruktiv ...


    *edit: QED, wie die beiden über mir wunderbarer Weise gleich mal bewiesen haben ... :D

    Einmal editiert, zuletzt von Mutter ()

  • Um Dir friedlich zu begegnen: Solche Euros gibt es, wo jeder einzelne Spielzug eine halbe Ewigkeit dauert. Das sind dann aber meistens die, die ich nicht so gerne selbst spiele. Dann wiederum gibt es AP-Spieler, die alles durchrechnen müssen. Mit denen spiele ich nicht so gern. Die meisten Euros bauen aber Spielzüge so auf, dass die Mitspieler recht schnell wieder an der Reihe sind, dass man von den Handlungen anderer betroffen ist, oder sogar (wie zuletzt sehr schön bei #Katharina, #Coloma und #CarsonCity erlebt), dass die Mitspieler gleichzeitig agieren können.

  • Auch ich spiele sehr selten Euros - hauptsächlich wegen der Downtime.

    Und ja, seine Optionen und Möglichkeiten zu berechnen und abzuwägen ist in der Natur von Euros. Was dann im Endeffekt auch zur Downtime führt. Außer, jemand hat das Spiel bereits so oft gespielt, dass er genau weiß, wie was gewichtet ist, und der gewinnt dann (fast) immer. Ich als Bauchspieler bin da eher ungeeignet dafür.

    Ich hatte eine Phase in der ich - auf Grund der damaligen Spielegruppe - ein paar Jahre fast ausschließlich Euros gespielt habe. Nachdem ich die Gruppe verlassen habe, bin ich dann wieder zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Adventure Games und Wargames. Daneben auch noch 18xx mit meiner bevorzugten Runde - da geht eine 1830 Partie in 2 bis 2,5 Stunden. Downtime ist da nicht angesagt. :)

  • Die Spielerlebnisse hängen sehr stark von deinen Mitspielenden ab. Ich würde nicht sagen das es ein grundsetzliches Problem von Euro-Spielen ist. Ich würde Euro-Spiele eher das Adjektiv "verkopft" zuordnen. Aber das ist nicht das gleiche wie "zäh". Und auch mit AT kann man ordentlich auf die Nase fliegen (wenn du ständig nur wegen schlechter Würfelwürfe verlierst...). Such dir einfach Spiele aus die dir persönlich gefallen und zu deiner Gruppe passen.

  • Ich bin auf den Folgethread gespannt:

    "Sind Amitrash-Spiele per Design frustrierend?"
    "Wer kennt das nicht? Man hat vor, etwas zu tun, aber dann heißt es: 'Würfel sagt nein!' Oder 'Karte sagt du bist tot!' Sind Amitrash Spiele vom Design so ausgelegt, dass es egal ist, wie man spielt, weil am Ende ohnehin ein Würfel darüber entscheidet, ob man das schafft oder nicht?"


    Das Problem an der Fragestellung ist halt, dass "zäh" unbestreitbar negativ konnotiert ist, und Wuschel halt komplett außen vor lässt, dass das "langsame Tempo" und das "Puzzeln" eines Euros für etliche Spieler durchaus ein Quell der Freude sein können.

    So wie es in WürfelAmitrash-Spielen viel Tempo, viel Dramatik und viel Spannung geben kann, was aber manche Spieler aufgrund des mangelnden Einflusses als frustrierend empfinden können.

    Ganz zu schweigen davon, dass es auch durchaus flotte Euros gibt.


    Mir ist immer nicht ganz klar, wie man seine eigenen Empfindungen so zur Allgemeingültigkeit erheben kann. Wo bleibt denn da die Empathie? :/


  • Sind Euros von ihrer Natur darauf getrimmt, dass die Spieler dazu angehalten sind, wenn sie gut spielen möchten, lange über ihre Züge nachdenken um die besten Züge unter allen Möglichkeiten zu finden und somit per design darauf ausgelegt zähe Spielerlebnisse zu bieten?

    Einfache Frage, einfache Antwort: "Nein"

  • Mir gefällt es überhaupt nicht :cursing: das zuzugeben, aber Huutini hat schon recht...

  • Wuschel, ich denke nicht. dass das so ist. Zur Zeit spielen wir Tinner´s Trail recht häufig zu dritt. Ein klassisches Euro Game. Die einzelnen Züge spielen sich recht flott, aber das Spiel ist sehr interaktiv und man muss sehr genau überlegen was man macht und was die anderen so vorhaben könnten. Ich finde das Spiel spannend und kurzweilig.


    Das genau Gegenteil was Horseless Carriage. Ich habe die Anleitung mehrmals gelesen, das Spiel aufgebaut und einige Züge gemacht um ein erstes Verständnis für das Spiel zu bekommen. Dann haben wir zu dritt mit dem Spiel gestartet und nach 3 Stunden abgebrochen. Wir hatten zuvor noch nie eine Spielpartie abgebrochen, aber das Spiel empfanden wir als so langatmig, fizzelig und anstrengend, dass niemand Lust hatte es weiterzuspielen.

    Das Spiel hat aber auf BGG eine Wertung von 7.8. Es muss also schon vielen sehr gefallen.


    Ich habe jetzt meinen Text geschrieben und lese mir deinen Beitrag erneut durch :lachwein: .


    Die meisten Euros empfinde ich nicht als zäh, sondern spannend und herausfordernd. ABER es kommt ungemein auf die Spielrunde an. Meine schlimmste Spielrunde war Imperial, das haben wir zu fünft eine gefühlte Ewigkeit gespielt.


    Aber das geht auch mit Amitrash-Spielen. Mein zweitschlimmstes Erlebnis war Arkham Horror 2nd. Edition zu fünft....ein Alptraum, das Spiel ging so lange...die Zeit schien fast still zu stehen.


    Grundsätzlich gilt bei mir Euros spiele ich sehr gerne zu zweit und zu dritt, manchmal noch zu viert und niemals zu fünft.

  • Ich finde viele Eurogames eher weniger interaktiv. Sowohl hinsichtlich des Spielens selbst als auch der sozialen Interaktion zwischen den Spielern. Eurogames untertützen das vergleichsweise wenig.


    Uns so ist es auch bei meinen größeren Spieletreffs / -runden häufig so, dass Eurogames tendenziell eine stärkere Gravitationskraft auf die weniger sozialen Spieler ausüben. Bei manchen Mitspielern weiß ich dann vorher schon, dass der Abend eher still und solitär ablaufen wird.

  • Es gibt Spiele bei denen kannst du erst nachdenken / planen wenn du am Zug bist, weil zwischenzeitlich zu viel passiert. Hier liegt das Problem beim Spiel.


    Ansonsten würde ich das vor allem den Spielern zuordnen und diese in 2 Lager aufspalten.


    Lager 1

    "Ich grübel durch die Gegend, bin überrascht dass ich schon wieder dran bin und fange dann mal an über meinen Zug nachzudenken."


    Klar dass es hier zur Downtime kommt.



    Lager 2

    "ich überlege mir schon während der Züge der anderen Spieler was ich mache. Idealerweise verfolge ich dabei nicht nur Plan A sondern auch B und C, für den Fall, dass die Spieler mir Plan A in ihrem Zug verbauen"


    Dabei entsteht so gut wie gar keine Downtime.



    Ich selbst brauche vor allem in den ersten 2-3 Zügen etwas länger, weil ich da schon meine Strategie festlege und die ersten Weichen stelle. Danach gehen die Züge dann schneller, weil viele Optionen überhaupt nicht zu meiner Strategie passen und ich nur bedingt über sie nachdenken muss.


    Allgemein würde ich behaupten, dass es kein spezielles Euro Problem ist. Vermutlich kommt es einem nur deswegen so vor, weil Euros den größten Teil unserer Blase ausmachen.

  • Hmmm... wann ist den ein Euro Game per Definition eigentlich ein Euro Game ?! Wenn es überhaupt keine Glücksanteile enthält ?!

    Ich würde auch sagen das mit steigendem Glücksanteil der Grübelfaktor und damit verbundenen "Langatmigkeit" zurückgedrängt wird...

    Ich dachte immer Sidler von Catan wäre der Urvater der German Games heute Euro Games und da ist der Glücksfaktor ja perse hoch und der grübelfaktor relativ gering (und damit die Downtime)...

  • Damit kommen wir im Titel gestellten Frage: Sind Euros von ihrer Natur darauf getrimmt, dass die Spieler dazu angehalten sind, wenn sie gut spielen möchten, lange über ihre Züge nachdenken um die besten Züge unter allen Möglichkeiten zu finden und somit per design darauf ausgelegt zähe Spielerlebnisse zu bieten?

    Aus meiner Sicht sind Euros darauf ausgelegt, dass der Spieler mit der besten, effizientesten Strategie/Taktik und den richtigen Entscheidungen gewinnt. Diese als Spieler zu finden kann schon Downtime bei anderen Spielern bedingen, gute gemacht Euros schaffen es aber, die Downtime so gering wie möglich zu halten, indem die Spieler entweder zeitgleich über den besten Zug grübeln, oder jeder in den Zügen der anderen. Denn wenn ich konstant etwas zum Grübeln habe, empfinde ich keine Downtime => ich habe etwas zu tun.


    Problematisch wird das an der Stelle, wenn die Spieler unterschiedlich lange grübeln, weil manche Spieler einfach schneller im Kopf sind und/oder viel mehr Spielerfahrung haben, oder wenn das Spiel dich nicht grübeln lässt, wenn die anderen Spieler ihren Zug machen. Denn dann kommt für ein Teil der Spielerunde Downtime auf und das Spiel wird gefühlt zäh. Euros sind aber per se nicht so designt. Mal abgesehen davon, dass dir diese Problematik auch in anderen Genres begegnen kann.

  • Meiner Meinung nach sind sie nicht zäh. Ich spreche nur für mich, aber mich stört Downtime etc.absolut gar nicht und habe kein Problem wenn jemand länger nachdenkt. Ich persönlich suche nicht den optimalen Zug und bin auch mit einen weniger guten oder vielleicht sogar schlechten Zug zufrieden, weil ich gar kein Bock habe bis ins letzte Detail zu gehen. Für mich ist es auch kein Puzzle oder eine Exceltabelle. Ich denke wenn man mit dem Gedanken an ein „zähes“ Euro dran geht und sich fragt wie man diese hübsche Excel jetzt möglichst gut bearbeiten kann, würde mir der Spaß vergehen :lachwein:

    Meine Frau und ich spielen ja überwiegend zu zweit und da darf jeder solange Nachdenken wie er möchte. Ich merke da gar nicht wie die Zeit vergeht, da ich selbst meine Tableaus und Einsatzfelder angrüble :P Muss man mögen.

    Wuschel spielt ja fast ausschließlich in größeren Gruppen. Gerne würde ich Ihn mal mit einem völlig Interaktionsarmen „Solitär“ Ressourcenschiebe 3 Stunden Euro „quälen“ 8o

  • Sind Euros von ihrer Natur darauf getrimmt, dass die Spieler dazu angehalten sind, wenn sie gut spielen möchten, lange über ihre Züge nachdenken um die besten Züge unter allen Möglichkeiten zu finden und somit per design darauf ausgelegt zähe Spielerlebnisse zu bieten?

    Nein.

    Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer. -

    Antoine de Saint-Exupéry

  • ich verbinde mit Euros aber vor allem eines: Downtime. Ewigkeiten warten auf meinen Zug weil Mitspieler lange nachdenken

    Ich empfehle da grundsätzlich immer dann einen Timer zu verwenden. Klingt für viele am Anfang vielleicht zu krass, aber wenn man sich auf eine gemeinsame Zugzeit einigt steigert es zum einen den Spielfluss ungemein und öffnet so manchem AP-anfälligen Spieler die Augen, wieviel Zeit sie vorher gebraucht hatten ohne viel oder gar nicht besser zu spielen als mit Timer.

  • Bei mir / uns ist es so: je interaktiver der Euro desto „besser“ lässt sich downtime ertragen. Denn da fiebert man mit und passt auf. Bei solitären Euros kann das nerven insbesondere, wenn die Spieler ein unterschiedliches Niveau haben. Wir spielen die solitäre Euros nur noch sehr ungern. Der Klassiker, ich hab so lange gewartet, jetzt hab ich meinen Zug vergessen.

    Ansonsten gerne eine Mischung aus: das Optimum herausholen, jedoch respektvoll den anderen gegenüber mit der „Denkzeit“ umgehen. Also irgendwann dann auch mal eine Bauchentscheidung zu treffen.


    Bei uns ist die Interaktion mittlerweile Hauptkriterium. Ein Mitspieler sagte letztens „Solo kann ich auch zuhause alleine spielen. „ Zumal es bei komplexen Euros dann ja nichtmal zu Gesprächen kommt. Zumindest bei uns.


    Duck und weg.

  • Es gibt Eurospiele, die sich zäh anfühlen könnten. Wenn die Aktionen meiner Mitspieler keinen Einfluss auf meine Entscheidungen haben, keine direkte, oder indirekte Interaktion existiert und grundsätzlich mehrere solitäre Spiele auf einem Brett gespielt werden. Im Normalfall wäre das aber nichts für mich und ich fände ein solches Design nicht gut.

    Dann gibt es Eurospiele wo jeder Zug des Gegners und seine Taktik eine Rolle für mich spielen können und direkte Auswirkung auf meine Züge und Taktik haben können. Diese Spiele mag ich besonders. Ob die Interaktion hier direkt, oder indirekt stattfindet ist zunächst nicht relevant. Nimmt man das jetzt, oder später? Bekomme ich es noch später? Wie denken die anderen Spieler? Wuschel du magst social deduction Spiele. Für mich ist genau in solcgen Spielen eine gesunde Dosis "social deduction", weil ich die Ideen und Motive hinter den Zügen des Gegners rausfinden möchte. Klappt die Antizipation fühlt es sich gut an, ich kann meinen eigenen Plan verfolgen.

    Oft hört man "ich habe nichts gutes gezogen", "ich konnte nichts machen, alles war belegt". Ich frage mich dann ernsthaft, hast du wirklich das Spiel verfolgt? Wenn Aktion X so wichtig war, warum hast du die dann nicht mit Priorität ausgeführt? Konntest du nicht sehen, ein anderer Spieler hat ebenfalls Interesse daran? Hättest du vielleicht im Zug davor den Startspieler Token holen sollen? Usw.

    Ja, da muss man nachdenken, genau wie bei allen anderen Spielen. Bei Area Control überlegt man was man haben und verteidigen möchte und wo man angreift. Bei social deduction würfelt man nicht einfach so um irgendwas zu behaupten ohne auf die Aussagen der anderen Spieler zu achten, usw.

    Natürlich kann es hinderlich sein, wenn die Leute erst anfangen nachzudenken, wenn sie am Zug sind und hoffentlich nehmen alle Rücksicht auf die Mitspieler und halten den Spielfluss aufrecht. Das passende Spiel in passender Gruppe wird sich niemals als zäh anfühlen unabhängig von Genre.

  • Worauf Puma wahrscheinlich hinauswill: German Games bezeichnet meistens die Ursprünge in Deutschland in den 1980ern und 1990ern mit "Die Macher" bis hin zu "Catan", "El Grande" und vielleicht noch "Carcassonne". Euro Games kam das als Bezeichnung für einen "Spielstil" erst so richtig in den 2000ern auf und bezeichnet dann ja auch jede Menge Spiele, die gar nicht von Europäern designt wurden.

  • Erstmal Danke für die konstruktiven und ernst gemeinten antworten. Dass sich manche von der reinen Frage schon gefrontet fühlen hab ich erwartet, ist in Ordnung. Ich hab versucht die Frage möglichst neutral und nicht wertend zu stellen.

    Wuschel spielt ja fast ausschließlich in größeren Gruppen. Gerne würde ich Ihn mal mit einem völlig Interaktionsarmen „Solitär“ Ressourcenschiebe 3 Stunden Euro „quälen“ 8o

    Das spielt definitiv mit rein, ich hab auch schon zu 2. mit nem Kumpel in 2 Stunden Terraforming Mars gespielt und wir hatten dabei beide Spaß, die Downtime war voll im Rahmen, richtig gut. Ich hab auch schon zu 2. in 4 Stunden Terraforming Mars gespielt und von denen 4 gingen vermutlich ne Stunde auf mich oder so, das war weniger geil.

    Generell eigenen sich Euros weniger für größere Gruppen das ist richtig, deswegen meide ich die eher einfach weil sie weniger in mein Spielverhalten passen, ich mag Euros an sich ja schon, gab auch ne Zeit wo ich mir wünschte, dass wir mal nur zu 3. am Spieleabend sind um auch mehr Euros zu spielen.



    Dass das ganze auch eine Spielerkomponente hat ist klar, ich hatte da nen Absatz ursprünglich drin über Bauchspieler und AP-Spieler, hab den aber rausgelassen weil ich A niemanden als Spieler angreifen wollte à la "Die nervigen AP-ler" oder so und B wollte ich, dass es ums Spiel geht.

    Mit manchen Leuten kann ich sehr angenehm Euros spielen weil das Spieltempo stimmt, mit manchen vermeiden ich es unbedingt Euros zu spielen weil ich weiß, dass die Downtime unerträglich wird. Und ich hab kein Problem mit etwas Downtime, gar nicht, aber es gibt halt Grenzen.


    Aber es kommt meiner Meinung nach eben nicht nur auf die Spieler sondern auch auf's Spiel. Nehme wir mal ein Spie wie Five Tribes (das ich übrigens sehr mag), dort kann sich zwischen deinen Zügen alles ändern, der Spieler direkt vor dir kann deine gesamte Planung zunichte machen und dazu wirst du in deinem Zug dann noch mit einer riesigen Anzahl an Möglichkeiten konfrontiert, die du erst mal verarbeiten musst. Das ist ein Spiel, dass meiner Meinung nach sehr AP-fördernd ist durch sein Spieldesign und diese Meinung hab ich schon öfters über das Spiel gehört. Mit den entsprechenden Spielern hab ich aber auch schon zu 3. ne Partie Five Tribes in 40 Minuten inkl. Wertung runtergespielt. Trotzdem, vom Design her ist Five Tribes deutlich AP-fördernder als so manch andere Euros.

  • Nein!

    Ich empfehle Dir andere Spiele auf den Tisch zu legen oder andere Mitspieler auszusuchen :) .

    (Der Rat einer Euro- und Bauchspielerin 8-)) )

    Ja das ist kein Problem, bin selbst eher Bauchspieler (mit meinen AP-Momenten ab und an) und kenne meine Euros die ich sehr gerne mag und meine Mitspieler mit denen ich gerne Euros spiele. Aber wenn man viel mit anderen Menschen spielt, dann rutscht man halt auch in in Partien von Spielen die man nicht kennt (weil jemand das gerne spielen möchte) mit Leuten die man nicht kennt und dann landet man manchmal auch in weniger schönen Spielerlebnissen (das kann aber auch bei Nicht-Euros passieren) ☺️

  • Ich spiele sehr gern, und überwiegend Euro Spiele, als "Bauchspieler" mag ich es aber nicht mögliche Züge durch zu rechnen, für mich liegt der Reiz darin nicht den Besten Zug oder die beste Strategie zu wissen sondern sie zu "ahnen" ... und da meine Frau ähnlich tickt, liegen wir bei der Spielzeit auch oft an der "Untergrenze" und es spielt sich flott ..


    Und ich mag "Mechanik" in Brettspielen an sich, das finde ich per se spannend :thumbsup:

  • Ihr habt alle keine Ahnung. Natürlich sind Euros dazu gedacht, Mitspieler durch enorme Downtimes zu zermürben. Ursprünglich entwickelte sich das Genre aber in den USA, als sich Cowboys stundenlang im Pistolenduell gegenseitig durch in-die-Auge- starren hinhielten. Aber der Deutsche Gary Flunker war es, der das ganze einst in Form des Brettspiels ‚Plane deinen Zug´ zu uns brachte. Leider findet man dazu heute relativ wenig in den Geschichtsbüchern. Erst viel später wurde das Genre durch Uwe Rosenberg und Konsorten wiederbelebt.

    Einmal editiert, zuletzt von SirAnn ()

  • Wer Euros gut spielen möchte, muss also dementsprechend nachdenken und vorausplanen. Je weniger Spielerinteraktion und je weniger Zufallselemente, desto mehr kann planen in seinem Zug.

    Wer mit dieser Einstellung an Euros rangeht, braucht sich nicht wundern, wenn sie zu Grübelorgien degradieren.

  • Ojemine, Euros können hochansteckend sein. Erst gestern hab ich mich bei Brass: Birmingham in meiner Erstpartie mit AP angesteckt, weil ich mich unvorsichtigerweise völlig isoliert und zeitweise von allen Märkten abgeschnitten hatte. Und nur durch sehr angestrengtes und (für die beiden anderen) sehr „zähes“ Nachdenken überhaupt wieder zurück ins Spiel fand. Da kann einem als Bauchspieler schon der „AP“petit vergehen. ;)

  • German Games und Euro Games sind für mich nicht dasselbe. :)

    „euro / eurogame

    n. synonym for German game This term emphasizes the more frequent publication of German-style games in other countries in Europe.“

    ;)

    Ich schrieb ja explizit für mich! :) Im Übrigen hilft die von dir verlinkte Definition für German Games auch da sehr gut:

    - simple rules

    - short playing time

    - high Level of player interaction

    Nichts davon trifft für mich auf viele der (Mainstream)Euros zu. Typische German Games wären für mich z.B. Euphrat & Tigris, ein Keltis, Blue Lagoon, Havalandi, El Grande, Catan, Polynesia, Renature, Kingdom Builder, Beez, usw.

    Nennen wir es meinetwegen „Old School Euros“. Mit Spielen wie Nukleum, Burgen von Burgund, Bora Bora und den 1000 anderen moderneren Euros haben die wenig gemein. Ich behaupte sogar ganz dreist: eine andere Zielgruppe. Mit Azul kannst du mich jagen, mit Arler Erde begeistern. ^^

    Aber nochmals: sehr subjektiv ohne Anspruch auf richtige Definition, falls es die gibt. Aber hoffentlich nachvollziehbar zum Teil? :)

  • Mir ist der Ansatz viel zu generisch - vieles von dem was bisher gesagt wurde kann z.B. auch auf Wargames ausgelegt werden.


    Beispiel:

    "Bei Euros geht es darum möglichst schlaue Züge zu machen, voraus zu planen, zu optimieren und eben mit den möglichst besten Abfolgen an Zügen die meisten Punkte zu holen." => "Bei Wargames geht es darum möglichst schlaue Züge zu machen, voraus zu planen, zu optimieren und eben mit den möglichst besten Abfolgen an Zügen die besten Siegchancen zu holen."


    "Und ja, seine Optionen und Möglichkeiten zu berechnen und abzuwägen ist in der Natur von Euros." => "Und ja, seine Optionen und Möglichkeiten zu berechnen und abzuwägen ist in der Natur von Wargames."



    Ob ein Spiel "zäh" ist oder nicht hat ja nichts damit zu tun ob es ein AmeriTrash / Wargame oder Eurogame ist. Höchstens mit der Komplexität (sowohl regeltechnisch als auch Anzahl "guter" Optionen) und der Erfahrung der Spieler.


    Ich habe z.B. schon Carcassonne recht schnell gespielt und Carcassonne Spiele gehabt die mir wie eine Ewigkeit vorkamen weil ein / zwei Mitspieler wirklich lange für ihre Züge gebraucht haben. Das gleiche kann ich aber auch über Twilight Imperium, Scythe und WWII: Barbarossa to Berlin etc. sagen ...

  • Dass sich manche von der reinen Frage schon gefrontet fühlen hab ich erwartet, ist in Ordnung. Ich hab versucht die Frage möglichst neutral und nicht wertend zu stellen.

    "Zäh" finde ich wertend. Und auch die Frage, ob Euros auf zäh ausgelegt sind, das klingt fast so, als wolle der Designer es möglichst langatmig machen ;)

    Was du meinem Eindruck nach eher meinst: "Begünstigt das Design von Euros (~ in denen direkte Interaktion in Form von Konflikten in Effizienzpuzzles konvertiert wird), eine höhere Downtime als AT-Spiele?" Das würde ich tendentiell bejahen. Auch, dass AT und Euro zum Teil unterschiedliche Spielertypen bedienen können. Aber mittlerweile ist das Angebot so breit aufgestellt, dass es auch viele interaktive Euros mit wenig Downtime sowie viele wenig interaktive AT-Spiele mit mehr Downtime gibt. Und gerade die älteren klassischen wie z.B. Hansa Teutonica, Caylus 1303 oder Troyes, Euros sind oft sehr interaktiv. Was Downtime ist, wäre eh nochmal interessant, denn manche empfinden Downtime als die Zeit, in der sie selber nichts machen können, während andere derweil gut unterhalten sind, weil in den anderen Zügen der anderen Spieler für sie relevante und interessante Entscheidungen getroffen werden (was manchen Spielen deutlich besser gelingt als anderen).

    Die zäheste Partie meines Lebens war übrigens nicht mit einem Euro, sondern mit Risiko.

    Zusätzlich hängt's natürlich von den Spielern selber ab - und da denke ich schon, dass man im Euro-Bereich eher die Längergrübler finden kann - aber das sehe ich nochmal als losgelösten Faktor.

    Einmal editiert, zuletzt von Fluxit ()

  • Dass sich manche von der reinen Frage schon gefrontet fühlen hab ich erwartet,

    Mich frontet nicht die Frage, die ist absolut legit, aber die usage von "zäh" ist halt cringe weil das heavy biased ist.

  • Ihr habt alle keine Ahnung. Natürlich sind Euros dazu gedacht, Mitspieler durch enorme Downtimes zu zermürben. Ursprünglich entwickelte sich das Genre aber in den USA, als sich Cowboys stundenlang im Pistolenduell gegenseitig durch in-die-Auge- starren hinhielten.

    Ich stelle mir das gerade als Version von Sergio Leone vor!
    (Als Erläuterung: Leone hatte das Stilmittel, bei Duellen immer einen seeeeeeeeeehr langen Aufbau zu haben, der sich dann in einer skundenschnellen, abrupten Gewaltspitze entlud. Er war also nciht an der Schießerei interessiert, sondern am Aufbau dorthin.)

    Zwei Spieler starren sich zehn Minuten an, im Hintergund dudelt Morricone, ein Tumbleweed rollt in einer Staubwolke übers Brett ... plötzlich schießt der Arm des Spielers vor, bäng, der Arbeiter landet auf dem Feld, ruckartig reißt er eine Handvoll Ressourcen aus der bereitstehenden Schale und schnarrt seinem Gegenüber zu: "Du bist dran!"

  • Ihr habt alle keine Ahnung. Natürlich sind Euros dazu gedacht, Mitspieler durch enorme Downtimes zu zermürben. Ursprünglich entwickelte sich das Genre aber in den USA, als sich Cowboys stundenlang im Pistolenduell gegenseitig durch in-die-Auge- starren hinhielten.

    Ich stelle mir das gerade als Version von Sergio Leone vor!
    (Als Erläuterung: Leone hatte das Stilmittel, bei Duellen immer einen seeeeeeeeeehr langen Aufbau zu haben, der sich dann in einer skundenschnellen, abrupten Gewaltspitze entlud. Er war also nciht an der Schießerei interessiert, sondern am Aufbau dorthin.)

    Zwei Spieler starren sich zehn Minuten an, im Hintergund dudelt Morricone, ein Tumbleweed rollt in einer Staubwolke übers Brett ... plötzlich schießt der Arm des Spielers vor, bäng, der Arbeiter landet auf dem Feld, ruckartig reißt er eine Handvoll Ressourcen aus der bereitstehenden Schale und schnarrt seinem Gegenüber zu: "Du bist dran!"

    Exakt an dessen Filme habe ich dabei gedacht. Für TikTok-Schauer ist so ein Film die reinste Folter :)