Ein gelungener und umfangreicher Bericht zu diesem ebenso umfangreichen Spiel
In den meisten Punkten stimme ich dir (wie du ja weißt) voll und ganz zu. Da wir DUN die letzten Wochen seit der Auslieferung ausschließlich zu viert spielen, ist die Wahrnehmung des Spiels bei uns in manchen Punkten ein bisschen abweichend.
Ich habe zwar bisher noch nie ein Brettspiel solo gespielt, aber sollte ich das je tun, so kommt mir DUN wohl als letztes in den Sinn. Dass du das alleine hinkriegst ist wirklich erstaunlich, denn DUN ist tatsächlich kein Leichtgewicht. Wir haben schon viele umfangreiche Spiele gespielt, aber DUN gewinnt das Battle der Mini-Regeln, so viele Sonderregeln, Ausnahmen und Feinheiten, die das Spiel für uns aber genau zu dem machen, was wir uns gewünscht hatten: Ein wirklich thematisches Miniaturen-Kampf-Spiel. Keine der Regeln wirkt mechanisch aufgesetzt sondern erfüllt einen thematischen Zweck, es macht ja Sinn, dass man im Kampf seine Waffe verlieren kann, dass diese auch am Boden zerbrechen könnte oder dass jemand, der ein Schild trägt, damit nicht nur Angriffe blocken, sondern auch jemanden schubsen oder gar Projektile abhalten kann. Dass dabei auch ein Schild mal zu Bruch gehen kann, ist auch logisch und dass man beim Zerspringen eines Schildes in den eigenen Händen auch selbst einen Kratzer davon zieht ist ebenfalls logisch.
Ich habe das Regelheft einmal komplett gelesen, im Anschluss bestimmte Passagen erneut studiert, danach noch die FAQ gelesen und dann ging es eigentlich recht flüssig von der Hand. Während des Spiels traten immer wieder mal (und treten auch jetzt noch vereinzelt) Unklarheiten auf, da müssen wir eben nochmal schnell nachschlagen. Da die wir die Regeln aber allesamt realitätsnah empfanden, lassen sie sich auch leicht merken, zumindest DASS es da doch eine Regel gab, die wir zur Not nochmal schnell nachschlagen müssen.
Was die Abwechslung bei den Monstern angeht sind wir ebenfalls begeistert. Das Monster-Buch ist klasse und Monsterkarten finde ich gar nicht so nötig. Gerade dass die Monster immer ein bisschen anders sein können durch die Zufallstabellen gefällt uns sehr gut. Aber auch hier macht es sicher einen großen Unterschied, ob man solo oder in einer Gruppe spielt. Die Aufgaben während des Spiels sind bei uns gut verteilt, einer baut die Bodenteile auf und kümmert sich um die Karten und Effekte von Ausstattung, einer hat die Werte der Monster im Blick, der nächste steuert das KI Deck des Artificial Dark Players und so weiter. Denkt einer mal nicht an eine der vielen Regeln, so erinnert ein anderer daran. Wie ich eingangs schon sagte, solo könnte ich mir DUN wirklich nicht vorstellen, das wäre mir persönlich bei weitem zu viel Aufwand.
Auch die Zeiten sind bei uns ganz anders verteilt
Hier mal meine Einschätzung, wie lange ich für die einzelnen Phasen in etwa benötige:
- Kampagnen-Runden vom Ende des letzten bis zum neuen Quest (Einkaufen, Reise-Events, ADP-Bewegung auf der Karte, Auswahl des neuen Abenteuers): 45 Minuten
- Charaktere leveln, neu aus- bzw. umrüsten: 60 Minuten (für alle)
- Quest vorbereiten inkl. Regeln anschauen: 20-30 Minuten
- Quest: 2-3 Stunden (Faustregel: mind. eine Stunde länger als die Anleitung vorgibt)
- Kampagnen-Runden zwischen den Quests: maximal 20 Minuten
- Charaktere leveln/ausrüsten/umrüsten: maximal 20 Minuten
- Quest vorbereiten: 5-10 Minuten
- Quest ausspielen: 2-4 Stunden
Wie schon gesagt ist es mit vier Spielern einfach etwas ganz anderes.
Und dass das Spiel immer mal "unfair" scheint finden wir klasse. Ein Dungeon ist nun mal nicht perfekt auf die eintretende Abenteuergruppe ausbalanciert, das ist auch ok für uns, bisher konnten wir aber alle Situationen irgendwie doch noch für uns entscheiden, manchmal kostete das uns eben so ziemlich alle übrigen Ressourcen, aber es war dadurch extrem spannend. Endlich mal ein schwerer Dungeon Crawler, bei dem man wirklich überlegen muss, wie man vorgeht. Gerade die Fallen haben es in sich, da überlegt man wirklich 2 mal, ob man die Truhe noch öffnen sollte, haben wir doch in unserer Kampagne bereits einen Mitstreiter an eine Falle verloren (unseren mutigen Frosch-Ranger hat die Falle leider das Leben gekostet).
Wir spielen solche Spiele immer in der gleichen 4er Runde jeden Samstag, haben etliche Descent 1 und Descent 2 Kampagnen gespielt, epische Shadows of Brimstone Kampagnen ausgetragen, uns immer wieder den üblen Monstern aus Kingdom Death gestellt, Gloomhaven sogar 3 mal begonnen (und jedes Mal wieder verworfen weil es einfach nicht unser Spiel ist), uns in Sword & Sorcery in WOW-Zeiten zurückversetzt gefühlt und etliche Abende mit Dungeons & Dragons verbracht (und, und, und...).
Letzten Samstag stellte einer der Mitspieler dann die folgende Frage: "Wenn ihr euch entscheiden müsstet, nur noch drei Spiele aus dem ganzen Regal zu behalten, keine anderen dürften künftig mehr gespielt werden, welche wären das?"
Und es hat tatsächlich jeder von uns 4 sofort DUN in die Aufzählung aufgenommen.
Zum Glück müssen wir uns ja nicht entscheiden
Ich stimme RonSilver voll und ganz zu, das ist wirklich irgendwie unser neuer Maßstab, obwohl es an manchen Stellen wirklich noch ein Stück entfernt von "perfekt" ist.