Wir haben die erste DUN Kampagne damals durchgespielt (bis auf eine Mission oder so) und ich finde nicht, dass der ADP gar nichts kann und dass es gar nicht taktisch ist, trifft für mich auch keineswegs zu.
Ja, es hat natürlich seine Schwächen, insbesondere was die KI/den ADP angeht, das spürt man auch immer mehr, je weiter man im Spiel fortschreitet, weil die "Balance" dann auch aus den Fugen gerät (zumindest bei Version 1 damals). Und ich stimme auch zu, dass das Spiel nicht gerade elegant oder modern designt ist und nicht auf innovativen Mechaniken beruht, wie andere hier genannte Vertreter.
DUN ist ein absolut klassischer Dungeon Crawler, und genau so wird er ja auch angeboten, das sollte einem also beim Kauf schon ziemlich klar sein. Wir haben hier also eine Standard-Fantasy Welt, in der wir typische Klassen spielen und altbekannte Fantasy-Bösewichte mit bewährten Laufen-Angreifen-Aktionen aus dem Weg räumen. Entscheidungen im Heldenzug sind daher ebenso basic - wen greife ich an, welche Waffe rüste ich aus, wann trinke ich meine raren Tränke, wofür gebe ich mein Mana aus, erkunden wir erst Raum a oder Raum b, trauen wir uns diese Truhe zu öffnen (Fallengefahr) und so weiter.
Die Progression des Helden besteht daher auch aus klassischen Entscheidungen: In welche Stats stecke ich meine Punkte und welche Skills oder Zauber lerne ich als nächstes. Die Zauber sind sehr hilfreich aber auch rar, ich werde in einem Spiel nur wenige davon lernen können, und teuer zu wirken sind sie ebenso. Die Skills sind in den meisten Fällen eher Power-Upgrades für bestimmte Situationen, also so wie bei DUN üblich Statboni und schalten mir keine verrückten neuen Manöver oder gar Kombos oder ähnliches frei.
Im Kampf geht es um das Verbessern meiner Angriffschancen. Es ist ein Würfel-lastiges Spiel, so ziemlich alle Gegebenheiten werden mit dem Würfel entschieden, es ist also nicht nur ziemlich tödlich (Fallen, Monsterangriffe und co können echt reinhauen), sondern dabei auch noch ziemlich glückslastig. Man kann also durch das eigene Zutun oder die eigenen Entscheidungen nicht zuverlässig Sinnvolles erzeugen oder Schlimmes verhindern. Dennoch finde ich, dass DUN taktisch ist, denn es macht schon einen Unterschied, wer wann wen von wo aus angreift oder wer bei wessen Angriff wo steht etc.. Macht man sich da vorher Gedanken, so kann man wie gesagt zwar nicht zuverlässig Einfluss nehmen, denn am Ende entscheiden ja doch die Würfel, aber ich kann meine Chancen für Erfolg oder Misserfolg durch diverse Modifier beeinflussen. Das klingt beim Durchlesen banal, +1 hier, -1 dort, aber genau darum geht's bei DUN und für mich sind das taktische Entscheidungen. Diese beziehen sich halt immer auf den unmittelbaren direkten Kampf oder die direkte Umgebung und nicht auf ein ausgeklügeltes Missionsdesign oder KI-/ Eventsystem, das ich damit beeinflussen könnte und vor allem sind diese Entscheidungen nicht verlässlich, weil sie eben nur Chancen verbessern, die Würfel aber am Ende fallen wie sie fallen.
Klassische Überlegungen beim Kämpfen mal in einem Beispiel:
Wenn du ein Fernkämpfer bist musst du vor deinem Angriff schon genau überlegen, ob du dich bewegen solltest oder nicht, denn das gibt dir einen Abzug auf deinen Angriff. Wenn du aber stehen bleibst, könnte dich das Monster bei seiner nächsten Aktivierung erreichen. Man könnte also überlegen seinen besser gerüsteten Verbündeten neben diesen Gegner zu stellen, um diesen im Nahkampf zu binden, dann könnte dein Fernkämpfer stehenbleiben und normal zielen (wenn der Fernkämpfer dann aber kritisch daneben schießt, könnte es sein, dass er seinen benachbarten Verbündeten trifft...).
Ich finde daher DUN jede Taktik abzusprechen nicht gerechtfertigt, ja es ist kein S&S oder GD oder welche anderen Vertreter euch da gerade noch einfallen, aber es ist auch kein Descent, Folklore, D&D Boardgame etc.
Der ADP dagegen ja, der hat schon seine Schwächen, gerade weil er eben einen menschlichen Spieler nur simuliert, und das wird eine KI nie wirklich gut können und dabei dann auch noch ziemlich random ist. Wir haben bei unserer Kampagne damals auch am ADP gebastelt und ihn mit ein Paar Hausregeln ausgestattet, die auf einem Tokensystem basierten, aber in den hohen Leveln haben wir dann auch aufgehört und wollten die Verbesserungen der Neuauflage abwarten (die wir bisher noch nicht wirklich probiert haben).
Bei uns kam DUN damals richtig gut an. Ich bin auch bei der zweiten Kampagne dabei gewesen und stocke auch bei der jetzigen Kampagne wieder auf. Trotzdem bin ich aktuell nicht ganz sicher, wie gerade so zu DUN stehe. Unsere 4er Spielgruppe hatte damals 2 Wochen gemeinsam Urlaub, in denen haben wir die erste DUN Kampagne durchgesuchtet, haben uns fast jeden Tag getroffen und unzählige Stunden gespielt - war der Hammer!
Als wir zuletzt noch mal gestartet hatten kamen wir aber nicht so richtig gut rein, es waren auch stressige Wochen und wir hatten keinen Urlaub, somit lag immer mindestens eine Woche zwischen den Partien, in denen wir immer wieder kleine Regeln vergessen hatten oder zumindest aus diesem Flow rausgekommen sind. Wir haben dann recht schnell wieder abgebrochen, hat zu dem Zeitpunkt einfach nicht reingepasst. Ich glaube die DUN Regeln können schon ganz schön anstrengend sein, vor allem dann, wenn zwischen den Partien einige Zeit vergeht und man sich wieder alles neu anlesen oder merken muss.
Zum Schluss denke ich auch (auch wenn ich es noch nicht probiert habe), dass DUN im 1 vs Many Modus viel besser funktioniert, nicht nur wegen der Züge des ADP sondern zb auch, weil der ADP mal sinnvoll Schätze an die Bosse vergeben kann und solche Dinge. Trotzdem hatten wir damit bei der ersten Kampagne riesig Spaß, dieses klassische Feeling gefällt uns und auch die Kombi aus vielen einzelnen Aspekten gefällt mir, wie z.B. Fokus auf Kämpfe, tolle Heldenerstellung, knappe Ressourcen Mana und co, companions, Kampagnenphase und Reisen auf der Map, Helden können wirklich sterben, selbst Basic Waffen machen einen Unterschied und haben alle eine Daseinsberechtigung...).
Wer aber keine Lust auf Modifier berechnen und reine Stats-Verbessern hat, der ist bei DUN falsch