Rezensionsexemplare

  • Was ich mich als Laie und absolut ohne Fachwissen dahinter frage: Wenn die Verlage so ein Problem damit hätten, was mit den Rezensionsexemplaren hinterher passiert, warum markieren sie die Brettspiele dann nicht entsprechend?

    Scheint bei Büchern ja durchaus üblich (gewesen?) zu sein, dann irgendwo auf der Schachtel (und wenn es nur Innen im Deckel ist) einen gut sichtbaren Stempel mit "Rezensionsexemplar" anzubringen - oder gar eine zusätzliche Notiz in Richtung "Rezensionsexemplar für XY, nicht zum Weiterverkauf".


  • Du hast mich in beiden Punkten gründlich missverstanden. Aus meiner Sicht gehört da schon entweder völliges Scheuklappendenken oder böse Absicht dazu.

    Erstes Zitat: Die Rezensionsexemplate sind steuerrechtlich abgeschrieben. Es ist völlig egal, wie hoch die Auflage oder das Kontingent ist.

    Zweites Zitat: Nein, ich kaufe von einem Verlag keine Spiele, um dann darüber zu berichten. Was ist daran so schwer zu verstehen? Entweder habe ich ein Spiel und, wenn ich Bock drauf habe, dann schreibe ich etwas dazu. Oder ich bekomme ein Spiel und mache dann auch in den allermeisten Fällen etwas dazu. Wie kommst du darauf, dass es ein faires Miteinander wäre, Rezensionsexemplare (!) zu kaufen? WTF! Dieses Vorgehen ist abgrundtief absurd und kehrt doch alles um. Was hat das damit zu tun, dass man so Handlanger von Verlagen wird? Oder dass man Verlage in der Pflicht sieht, ein Angebot aufrechtzuerhalten? Bist du irgendwie vorsichtig formuliert gerade von der Rolle?

    Wenn der Verlag nicht bereit ist, Arbeitsmittel zu Verfügng zu stellen, ist das völlig okay. Aber kein Verlag sollte dann davon ausgehen, dass man in diesem Fall Kohle rüberwachsen lässt, um dann doch Öffentlichkeit für den Verlag zu schaffen.

    Darüber hinaus solltest du deutlich vorsichtiger mit den Vermutungen und Fabulieren hier sein, wenn du offensichtlich keine Ahnung von der Arbeitsweise verschiedener Medien hast. Das ist schon echt grenzwertig, was du hier raushaust.

  • Was ich mich als Laie und absolut ohne Fachwissen dahinter frage: Wenn die Verlage so ein Problem damit hätten, was mit den Rezensionsexemplaren hinterher passiert, warum markieren sie die Brettspiele dann nicht entsprechend?

    Scheint bei Büchern ja durchaus üblich (gewesen?) zu sein, dann irgendwo auf der Schachtel (und wenn es nur Innen im Deckel ist) einen gut sichtbaren Stempel mit "Rezensionsexemplar" anzubringen - oder gar eine zusätzliche Notiz in Richtung "Rezensionsexemplar für XY, nicht zum Weiterverkauf".

    Weil es

    1. die meisten Verlage professionell angehen und es sie nicht interessiert, was damit nach einer Rezension passiert.
    2. niemanden stören würde, wenn da ein Stempel drin wäre, weil es keinerlei Relvanz hat.

  • dann irgendwo auf der Schachtel (und wenn es nur Innen im Deckel ist) einen gut sichtbaren Stempel mit "Rezensionsexemplar" anzubringen - oder gar eine zusätzliche Notiz in Richtung "Rezensionsexemplar für XY, nicht zum Weiterverkauf".

    Passiert schon gelegentlich. Wenn im Verlag mal wieder jemand einen Rappel kriegt, weil sich Missbrauchsfälle häufen. Da wird dann auch mal die Folie aufgerissen und ein ekliger Aufkleber auf das Cover gebebbt.
    Beim nächsten Muster fehlt die Markierung wieder. Weil der Verlag gespannt hat, dass der getriebene Aufwand, das Muster zu entwerten, das Muster gar nicht wert ist. 8o

  • Niemand wird gezwungen, Brettspiele zu besprechen. Niemand wird gezwungen, Rezensionsexemplare anzufragen. Den Verlagen steht es frei, ob und wie und an wen und unter welchen Bedingungen diese verteilt werden. Den Rezensenten steht es frei, diese Bedingungen abzulehnen.


    Oftmals gibt es auch keinerlei Bedingungen oder Einschränkungen, weil die Kontrolle und Durchsetzung im Aufwand den Nutzen für die Verlage nicht rechtfertigt. Dann müssen beide Seiten damit leben, wenn es unterschiedliche aber eben nicht ausgesproche Erwartungen gibt und das eventuell nachträglich korrigieren.


    Ist die eigentliche Frage nicht eher, ob und wer sich dabei ausgenutzt oder übervorteilt sieht und ob man das dann ändert oder nicht? Das können aber nur die Verlage und Rezensenten für sich beantworten. Alle Diskussionen von Unbeteiligten haben dafür eh keine Relevanz fernab des Unterhaltugswertes. Oder gibt es eine Rezensenten-Gewerkschaft, um Mindestforderungen durchzusetzen? In einem Bereich, in dem geschätzte 90% Hobbyisten unterwegs sind, würde das eh schnell untergraben werden. Kaum jemand hat die Relevanz eines Dice Tower oder ShutUpSitdown.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • ravn Wichtig ist: Wenn mit der Übersendung des Spieles eine Gegenleistung vereinbart wird ("hey, wir schicken dir ein reziexemplar und du machst ein video dazu?" dann ist es kennzeichnungspflichtige Werbung - und das sogenannte Rezensionsexemplar ist einfach die Vergütung. Das machen viele Verlage aber halt anders - und aufgrund der Rezensentenschwemme können sie das auch, denn irgendeinen Dummen wirds immer geben, der dann eben die Werbung nicht als solche kennzeichnet.


    Insofern lassen sich einge "blogger" dann übervorteilen - freiwillig. Meist, weil sie noch wenig Abos haben und sich überhaupt freuen, mal was zu bekommen. Das trifft leider nur die gesamte Branche. Insofern arbeite ich z.B. mit einigen (wenigen) Verlagen nicht mehr zusammen - und deren Spiele findet man dann auf meinem Kanal auch nicht mehr. Das ist teils schade um die Spiele - aber ich bin dann auch nicht bereit, den Verlag zu unterstützen.


    Und was die Relevanz angeht: Ich glaube, das unterschätzt Du. Ein schönes video zum Spiel hilft sicher sehr deutlich bei der Kaufentscheidung - und da reichen auch schon 2000 views, um ein paar Spiele zu verkaufen (interessant wäre, wie viele Spiele verkauft werden müssen, damit sich 1 Rezensionsexemplar wieder amortisiert)

  • Eine Bedeutung hat wohl jede Rezension, die ein Publikum bekommt. Eben weil es die Flut an Neuheiten gibt, so dass niemand mehr alles selbst kennen, anspielen und kaufen kann und mag, sondern noch viel mehr filtern muss. Da fällt halt vieles durchs Raster, obwohl es eventuell Potential zum Hit hätte.


    Ob und wie viel mehr verkauft wird aufgrund einer Rezension? Bei ShutupSitdown konnte ich schon mehrmals den Nachfrageboom nach deren Videos erleben, weil dann Rest-Auflagen plötzlich ausverkauft waren und extra neue Kickstarter & Co von den Verlagen angekündigt wurden. Letztens erst bei Mind Mgmt. Davor u.a. bei Crokinole. Gab es vergleichbares auch im deutschsprachigen Rezensenten-Bereich?

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

    Einmal editiert, zuletzt von ravn ()

  • Eine Bedeutung hat wohl jede Rezension, die ein Publikum bekommt. Eben weil es die Flut an Neuheiten gibt, so dass niemand mehr alles selbst kennen, anspielen und kaufen kann und mag, sondern noch viel mehr filtern muss. Da fällt halt vieles durchs Raster, obwohl es eventuell Potential zum Hit hätte.


    Ob und wie viel mehr verkauft wird aufgrund einer Rezension? Bei ShutupSitdown konnte ich schon mehrmals den Nachfrageboom nach deren Videos erleben, weil dann Rest-Auflagen plötzlich ausverkauft waren und extra neue Kickstarter & Co von den Verlagen angekündigt wurden. Letztens erst bei Mind Mgmt. Davor u.a. bei Crokinole. Gab es vergleichbares auch im deutschsprachigen Rezensenten-Bereich?

    Ich weiß zumindest, dass Legacies und Feudum kurzzeitig einen fetten Hype abbekommen haben, weil bei Meepleporn so massiv geschwärmt wurde - insbesondere Feudum war dann gar nicht mehr zu haben (bis einige Zeit später viele festgestellt haben, wie komplex das wirklich ist und es wieder verkauft haben)

  • Was soll denn sonst mit den Rezensionsexemplare geschehen?


    Behalten ist problematisch schon alleine aus Platzgründen irgendwann. Verlosung wäre eine Möglichkeit, macht aber auch wieder Arbeit und man bleibt auf den Versandkosten sitzen.

    An Einrichtungen abgeben macht auch weniger Sinn, die haben auch irgendwann das Platzproblem und alles ab spätestens Kennerspielbereich wäre an der Zielgruppe vorbei.

    Man könnte das Spiel wieder an den Verlag zurück senden, falls der Verlag das Rezensionsexemplar wieder haben möchte und der Verlag die Versandkosten übernimmt.

    Oder das Rezensionsexemplar landet statt es zu verkaufen dann eben im Müll.


    Die moralische Forderung, dass man auch wirklich einen Beitrag zu einem Rezensionsexemplar veröffentlichen muss, gerade wenn man ein Spiel selbst angefragt hat, ist auf den ersten Blick verständlich.

    Aber Brettspiel Dude hat hier ausgeführt, dass für ein Spiel etwa 15h bis zu einem fertigen Video gebraucht werden. Und da sind noch nicht Mal die Forderungen erfüllt, dass ein Spiel am besten mehrmals in den verschiedensten Gruppengrößen gespielt werden soll. Das ganze ist für viele immer noch ein Hobby und bei solchen Forderungen ist man dann ganz schnell im Burn-Out oder gibt das Hobby Brettspiele entweder zu Teilen mit der Berichterstattung oder vielleicht sogar ganz auf.


    Und man sollte nicht vergessen, dass Rezensionsexemplare immer Werbung für die Verlage sind. Und wenn ein Influencer ein Spiel in die Kamera hält und es sich dadurch gut verkauft, hat es den Zweck für den Verlag erfüllt.

    Einmal editiert, zuletzt von Rei ()

  • Die Ausgangsfrage war ja, ob man Rezensionsexemplare verkaufen darf. Warum nicht, wenn es vom Verlag nicht anders angegeben ist?


    Was den steuerlichen Aspekt angeht, wird man sich sicherlich, ab einem gewissen Umfang von einem Steuerberater beraten lassen, aber das sollte man ohnehin, ab einer Gewissen Größe des Kanals machen lassen. Da gilt es dann zu ermitteln, wie Einnahmen definiert sind und ob ein Gewerbe angemeldet werden muss. Solche Fragen können aber durch einen Steuerberater schnell geklärt werden.

  • hier werden Ursache und Wirkung (bzw. Huhn und Ei) vertauscht.

    Hehe - manchmal stelle ich mir die Frage, ob du die Marketingmaßnahmen deiner Branche wirklich gut kennst? ;)

    Kein Spieleverlag verschenkt Freiexemplare. Daran sind die Erwartung einer Verkaufssteigerung geknüpft.

    Kein Fanboy braucht Freiexemplare, damit er von seinem über alles geliebte Hobby sprechen kann.

    Die Motivation des Marketings ist doch, diese glaubwürdige Gesprächsbereitschaft der Fanboys zwecks der Absatzsteigerung intensiv zu befeuern. UND! Die kostenintensive, gewerbliche Maßnahmen sind dadurch möglichst zu ersetzen.

    MIR geht es allein um diesen Punkt. Um das, was durch diese Maßnahmen überflüssig wird und kaputt geht; um das Klagen über dessen bescheidenen, amateurhaften Ersatz.

    Das gilt für alle Bereiche, die vom Marketing mit kostenlosen Exemplaren beschossen werden. Sei es nun die "Content Creater", die Spieleberater auf Veranstaltungen und auch die Events selber. Hier wird sich von den Verlagen etwas für die Absatzsteigerung zu Nutzen gemacht, die von der Intention her eigentlich keine Verkaufsförderung sein "wollten". Bei jedem größeren Verlag findest du auf der Homepage ein offenes Scheunentor, das "Multiplikatoren" mit den Erwartungen des Verlags vertraut macht. Und verlagsseitig aktiv angesprochen wird man auch.

    Das soll kein Vorwurf sein. Ich mag nur einer Verklärung entgegentreten. Ich bin wirklich alle Symbiosen mit den Verlagen eingegangen, die mir angeboten wurden. Warum auch nicht? Meine Handlungsmöglichkeiten verbesserten sich ja dadurch tatsächlich. Die von Kosmos viertel jährlich angebotenen Schulungen der Supporter haben viel bewirkt. Ich kann dadurch sehr gut Spiele präsentieren und erklären. Man hat mich gelehrt, wie an die übrige Medienwelt heranzutreten ist. Wie Veranstaltungen auf "Erfolg" auszuwerten sind.

    Das ist alles gut und schön. Aber - was wird hier verlagsseitig primär gefördert? Die Leidenschaft für das Hobby oder das Ziel der Absatzsteigerung der Produkthersteller?

    Ist man sich dessen alles bewusst, ist es ja auch gut. Ich habe aber das Gefühl, es herrscht größtenteils Verklärtheit vor. Der verlagsseitig angestrebte Multiplikator wird dem "Betrüger" nahe gerückt. Und dann kommt noch von deiner Seite ein, der ist ja eigentlich selbst Schuld. 8o

    Nein - für das, was der letztendliche Konsument wirklich haben will - eine unabhängige, vertrauenswürdige Beratung bräuchte es die kostenlosen Muster wirklich nicht. Die sind in dem Sinne kontraproduktiv.
    Und tät dem Konsumenten und dem Produkthersteller die Kosten einsparende Beratung durch den angestrebten Multiplikator wirklich etwas wert (eine Aufwandsentschädigung) sein, wäre dieser "Journalist oder Content Creater" gar nicht mehr "abhängig". Durch einen Erlös mit dieser ARBEIT könnte er tatsächlich ganz frei handeln.

    Aber - das ist ja auch nicht wirklich gewollt. ;)

    Liebe Grüße
    Nils (war über zwei Jahre in diesem Sinne im Vollerwerb tätig. Und auch das war eine gute Zeit.)

  • Kein Fanboy braucht Freiexemplare, damit er von seinem über alles geliebte Hobby sprechen kann.

    Das glaube ich so nicht ganz.
    Wenn man jetzt Hunter & Cron in den frühen Zeiten hernimmt und sich ansieht welche Lootvideos sie von der Messe präsendiert haben was sie alles von den Verlagen bekommen haben, dann bin ich mir sicher das sie diese Wand an Spielen nicht gekauft hätten. Es wären viele Videos gar nicht gedreht worden weil das Spiel einfach nicht vorhanden gewesen wäre

    Einmal editiert, zuletzt von s3chaos ()

  • Hunter & Cron

    Hunter & Friends sind keine Fanboys, die sind schon immer gewerblich tätig. Die Erlöse kommen von der Spielergemeinde. Das war der primäre Grund der Aktivität.
    In meinen Augen gehen die den von ihren Abonenten beauftragten Job nach, diese "Arbeit" auf den Messen einzusammeln ;)

  • Hunter & Cron

    Hunter & Friends sind keine Fanboys, die sind gewerblich tätig

    ich sprach von ihren frühen Zeiten wie sie angefangen haben.

    Wenn man jetzt Hunter & Cron in den frühen Zeiten hernimmt

  • ich sprach von ihren frühen Zeiten wie sie angefangen haben.

    Die haben nicht als Fanboys angefangen. Klar - waren sie zuvor welche. Aber der Kanal sollte von Anfang an dem Einkommen der beiden dienen. Das sind die professionell angegangen.
    Vielleicht hast du das anders aufgefasst. Das war damals ja auch neu und ein anderer Maßstab.
    Zunächst hat man versucht, die Verlage mit Kostenbeteiligungen bei den Shows einzubinden. Mit steigender Abo- und Fördererzahlen war das später nicht mehr notwendig.

  • Kein Fanboy braucht Freiexemplare, damit er von seinem über alles geliebte Hobby sprechen kann.

    Das glaube ich so nicht ganz.
    Wenn man jetzt Hunter & Cron in den frühen Zeiten hernimmt und sich ansieht welche Lootvideos sie von der Messe präsendiert haben was sie alles von den Verlagen bekommen haben, dann bin ich mir sicher das sie diese Wand an Spielen nicht gekauft hätten. Es wären viele Videos gar nicht gedreht worden weil das Spiel einfach nicht vorhanden gewesen wäre

    Und Nils hat ja nur gesagt, dass sie nicht gebraucht werden. Das heißt ja nicht, wie ich oben ja auch schon angemerkt habe, dass damit die Hobby-Rezensenten alles auf 0 fahren. Es wird halt weniger. Also hätten H&C damals bestimmt auch etwas gemacht, aber eben nur von dem, was sie haben. Chris von den Brettagogen sagt ja bspw., dass er gar nichts mehr anfordert, sondern mittlerweile alles selbst kauft. Voraussetzung ist es also nicht, aber die Frei-Exemplare fördern die Masse an Reviews imo sicherlich.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Und tät dem Konsumenten und dem Produkthersteller die Kosten einsparende Beratung durch den angestrebten Multiplikator wirklich etwas wert (eine Aufwandsentschädigung) sein, wäre dieser "Journalist oder Content Creater" gar nicht mehr "abhängig". Durch einen Erlös mit dieser ARBEIT könnte er tatsächlich ganz frei handeln. Aber das ist ja auch nicht wirklich gewollt. ;)

    Nein, eben nicht. In dem Moment, in dem du mit etwas dein Geld verdienen willst (oder noch schlimmer: musst), bist du weit weniger "frei" als vorher. Damit ist gar nicht mal unbedingt der klassische Vorwurf gemeint, Anzeigenabteilungen würden als verlängerter Arm der Werbekunden der Redaktion diktieren, was sie zu tun hat. Oder in der modernen Medienwelt, dass Influencer eh nur willfährige Marionetten ihrer "Sponsoren" sind. Aber sobald es von der journalistischen Seite um richtig Kohle geht, muss man soviel bedenken und beachten...


    Insofern, und das ist für mich die eigentliche Essenz dieses Threads, finde ich es verwunderlich, dass etliche einschlägige Seiten auf diesem "Hobbyprojekt" so rumreiten. Gleichzeitig aber nicht mal ansatzweise den Eindruck erwecken, dass sie den - für mich - größten Vorteil eines solchen ein privaten Dinges ausnutzen, nämlich nur das zu machen, wonach ihnen gerade ist. In der Tat wirkt diese von dir angesprochene Abhängigkeit geradezu gewollt. Als sieht man sich selbst als PR-Arm der Publisher. Das finde ich, mit Verlaub, mehr als seltsam.

    Darum gefällt mir z.B. brettundpad so gut: Professioneller Ansatz, man bleibt aber trotz ordentlicher Reichweite im "Amateurbereich". Und tut, worauf man Lust hat und wann man Lust darauf hat. Das merkt man der Seite IMO im positiven Sinne an.


    Vielleicht wäre es für viele andere aber dann wirklich schlauer, das Projekt zu professionalisieren. Da wäre dann tatsächlich weniger "Abhängigkeit" da - vermutlich hast du auch diesen Aspekt gemeint. Aber mitunter wirkt es halt so, als würde man den Verlagen die Verantwortung zuschustern, dass das eigene Projekt möglichst "groß" und "professionell" wirkt - indem man eine Rundumversorgung genießt. Gleichzeitig entblödet man sich nicht, "freie Mitarbeiter" zu suchen, von denen man ganz selbstverständlich richtige Arbeit und ein gewisses Niveau erwartet. Erwarten kann derjenige aber bestenfalls "Ru(h)m und Ehre" - mit dem dann wieder obligatorischen Verweis, man sei ja ein reines Hobbyprojekt.


    Irgendwie klaffen da für mich recht oft Anspruch und Wirklichkeit, Geben und Nehmen weit auseinander.


    Vor dem ganzen Hintergrund erscheint dann auch der Verkauf von Rezensionsexemplaren nur logisch und folgerichtig. Und wenn das in der Branche wirklich so allgemein akzeptiert wird, will ich nix gesagt haben. Ich persönlich käme aber trotzdem nicht auf diese Idee.

  • Nein, eben nicht. In dem Moment, in dem du mit etwas dein Geld verdienen willst (oder noch schlimmer: musst), bist du weit weniger "frei" als vorher.

    Ich bin in meiner Branche auch als Sachverständiger tätig. Es gilt bei Beauftragung der Grundsatz der Vorkasse, damit ich - wie gewünscht - unabhängig bleibe. Nach dem Erhalt der Aufwandsentschädigung bin ich frei meiner Beurteilung. Ich muss nur etwas im Sinne einer Begutachtung abliefern. Welches Ergebnis dabei herauskommt, ist meine Sache. ;)

    Als "Rezensent" tät ich mich auch irgendwie als ein Sachverständiger verstehen. (Es geniert mich eigentlich, mich als einen Rezensenten oder Journalisten zu bezeichnen, weil diese ARBEIT so gar niemanden etwas wert ist.)
    Ich schreibe also ganz ungeniert NUR Empfehlungen, und auch nur, wenn ich gewillt bin. DAS ist meine Freiheit - so ganz ohne jeglichen Vergütungsaufwand. Da helfen auch keine Anmahnungen der ach so wichtigen negativen Kaufberatung eines Konsumenten - auch wenn der nutzlose Verriss so sehr begehrt wird. ;)

    Ja - du hast recht. Wenn ich NACH Erfolg vergütet werde, bin ich von einer Zufrieden abhängig. Es liegt also eigentlich nur an den Zahlungsmodularität, ob man frei oder abhängig ist - nicht generell an der Zahlung. Versorgungssicherheit sollte eigentlich frei machen.

  • Du widersprichst dir in einigen Teilen selbst. Macht aber nichts.

    Wer sagt denn, dass man nicht unabhängig und kritisch berichten kann, wenn man Rezensionsexemplare erhält? Ich habe in über 20 Jahren nicht einen Verlag erlebt, der bei negativen Kritiken für mein Portal Exemplare reduziert oder streicht. Und da wir in der Breite sehr viel machen, kommen Verrisse regelmäßig bei uns vor.

    Da ich weiß, wen du mit dem vorletzten Absatz meinst: Wer hat denn eigentlich hier im Thread irgendeinem Verlag die Verantwotung zugeschustert, dass ein Projekt möglichst groß werden soll? Wer hat eine Erwartungshaltung erklärt? Das war doch eigentlich eine fabulierende Vermutung von einigen und kam nicht vom jemanden, der selbst ein Projekt betreibt? Dass selbst professionelle Medien - und ich meine jetzt Print - seinen Rezensenten wenn überhaupt nur wenig bezahlten können, könnte man übrigens wissen. Hier sind wir wieder bei der Haltung von Nils. Er kritisiert ja zurecht, dass Verlage billige PR wollen und selbst großen Medien kaum ein Werbebudget zukommen lassen. So bleibt eben alles selbst bei professionellem Ansatz zwangsweise Hobby. Das ist eben ein Geschäft, das sich auch durch die Masse an Hobbyisten so herauskristallisiert hat. Das kann man gut oder schlecht finden, ist aber zunächst einfach mal Tatsache. Wenn du "professionalisieren" anregst, ist das ja super. Aber ergiebig monetarisieren, was du damit meinst, ist selbst im Printbereich schwierig. Auch deshalb, weil es so viele Hobbyleute gibt, die sich in diesen Markt reindrängen. Motto: Irgendwer wird es schon kostenlos machen. Das wissen die Verlage. So arrangieren sich alle mit den Gegebenheiten. Mal so und mal so. Aber ich denke, die meisten sind kein PR-Arm der Verlage.

    Mein Hinweis oben auf die Vergabepraxis einiger Verlage war lediglich eine Ist-Beschreibung, die auch hier im Thread bestätigt wurde. Verlage gucken nicht immer auf Reichweite, sondern geben teilweise nach Anfrageeingang weg. Das bedeutet nicht, dass ich jammere, weil ich ein Spiel nicht bekomme. Es war nur ein Hinweis, dass auch auf Seiten der Verlage da einiges aus Verlagssicht optimierbar wäre. Natürlich nicht bei allen. Denn letztlich ist Reichweite ein wesentliches Argument. Aber nicht alle richten sich danach.

    Davon ab: Ob es akzeptiert ist oder nicht, spielt doch gar keine Rolle. Die Frage ist doch, ob der Verkauf von Rezensionsexemplaren erlaubt ist und welche Berechtigung es gibt, das zu unterbinden. Ich selbst käme zum Beispiel auch nicht auf die Idee, Rezensionsexemplare zu verkaufen. Ganz im Gegenteil. Ich habe doppelte Spiele, was immer mal vorkommt, in Absprache an das Generationen-Cafe gespendet, ausgemistete Spiele den regionalen Bibliotheken überlassen usw. Aber wer was wie macht, ist schlicht nicht Sache der Verlage.

  • @Widow-s-cruse and Sepiroth: Ja, wuerde man die deutschen Kanaele gucken, bw. die Leistung trotz dieser Einschaetzung weiter nutzen kann ich den Vorwurf der Scheinmoral verstehen, tue ich aber tatsaechlich wie erwaehnt nicht (weder vor- noch hinterher). Und die wenigen englischsprachigen, in die ich gelegentlich gucke, sind so gross und professionell aufgestellt, da spielt es auch keine Rolle.

    Das Einzige, was ich dieszueglich manchmal getan habe, ist fuer deutsche Anfaenger-Mitspieler ein deutsches Video oder die BBG seite mit den deutschen videos zu verlinken, damit sie sich eine Meinung bilden koennen, welches von 2-3 moeglichen Spielen sie ausprobieren moegen. Und ihr habt recht, diese Praxis sollte ich und werde ich ueberdenken, zumindest zu solchen Kanaelen, wo man weiss wie die entsprechende Person "tickt".


    Eine Moralkeule ist es aber auch nicht, wenn Euch jemand sagt, dass er/sie Eurer Tun bzw. die Position fragwuerdig findet... das tun wir alle jeden Tag, das Tun von Menschen in unserer Umwelt moralisch bewerten (das Tun dessen, der der Oma ueber die Strasse hilft, und das Tun dessen, den andere mit Lichthupe von der Strasse draengt etwa.) Ich fuerchte, auch Blogger muessen damit leben, dass sie in diesem Sinne von ihrer Umgebung bewertet werden. Das war denn auch mein eigentlicher Punkt.

  • Und wenn man weniger Einblick hat, weniger Ahnung, dann kann man eine Bewertung anderer vielleicht vorsichtiger formulieren oder erst einmal nachfragen? Wenn wir uns alle mehr verstehen und weniger bewerten, dann wird unser "tun" für alle angenehmer und wir lernen sogar dazu. Man kann natürlich auch andere erst einmal zurechtweisen, eine Keule rausholen und seine persönliche Weltsicht und Erfahrung auf andere zimmern.

  • sie in diesem Sinne von ihrer Umgebung bewertet werden

    Die Probleme treten eigentlich erst auf, so etwas zu einem Maßstab werden zu lassen. ICH muss mit meinem Handeln und den Aktivitäten zufrieden sein - sonst niemand. Andere können partizipieren. Und gut ist.

    "Wir" bekommen ja nichts Materielles als Entschädigung, als dass man uns da angreifen könnte. Es ist halt irgendwie immer so niedlich zu erfahren, wenn die Konsumenten ihre:thumbsup:für eine akzeptable Währung halten. Diese als wertvoll einschätzen und bei Zuwiderhandeln mit ihrem "Liebesentzug" drohen. Es ist ihr Armutszeugnis, weil sie in der Regel nichts anderes erübrigen mögen. 8-))

    Zumindest ich habe ganz andere Motive, als dass man mich so greifen könnte. Dieser "Drohung" kann ich gelassen entgegen sehen. Auch, wenn es mich schon etwas stört, dass jemand tatsächlich glaubt, mir gegenüber diese Androhung anwenden zu können. DAS ist schon etwas kränkend. ;)

  • Drohung? (wieso sollte ich Dir drohen, zumal ich gar nicht Dein Klientel oder Dein Konsument bin
    - oder war... insofern auch: welcher Liebesentzug?)- Weder gab/gibt es eine positive Beziehung vorher, die sich nun aendert,noch einen Entzug von irgendwas.

    Das ist einfach eine Feststellung des Vorliegens einer Ueberzeugung meinerseits. Da wir groesstenteils in Paralleluniversen unterwegs sind, kann Dir das egal sein.

    Dennoch als Gedankenanstoß: Es gibt diese Einschaetzung mehrfach, und vermutlich auch innerhalb der Gruppe, die Du Deine Konsumenten nennst.


    Und ja, vor allem Du selbst musst mit deinem Handeln zufrieden sein, voellig richtig. Und andere werden trotzdem Ihre Meinung dazu haben und das wird Ihr eigenes Handeln ggf. beeinflussen... die tun dann dasselbe: sie handeln so, dass sie mit ihrem eigenen Handeln zufrieden sind (weil es Ihren Ueberzeugungen entspricht).

  • An Bibliotheken geben, oder ein Krankenhaus oder Hospiz, einem Seniorenheim, dem lokalen Jugendclub, einem Lehrer, der ein BrettspielAG an der Schule aufbaut, fuer so etwas wie die Bremer Spiele-Tage zur Verfueung stellen usw.


    Bei Kenner/Expertenspielen freut sich der lokale Brettspielclub (der, in dem ich in Dt. war, haette es zumindest getan).


    Oder dem Verlag zurueck geben, die haben ja auch Messestaende und Co (wobei ich da nicht sicher bin, aber anfragen kostet nichts).


    Ich glaube, da liesse sich mit etwas Fantasie eine lange Liste erstellen.

  • Mich würden die Gründe interessieren, warum das ausgebrauchte Muster nicht verkauft werden sollte?

    Ich habe früher die örtliche Brettspielgruppe geleitet. Mit Kindergarten, Schulen und Seniorenheimen intensiv zusammengearbeitet. Spieletage auf einem Chiemseeschiff, Turniere auf Berggipfeln, die Turnier-Arena auf der Spielwiesn ausgerichtet. Bin zwei Jahre zwecks der Spielepräsentation durch ganz Deutschland getingelt. All die Aktivitäten haben nur immer mehr Spiele angehäuft.
    All diese Einrichtungen haben kein Problem, Spiele zu bekommen. Die haben Budgets, andere Unterstützung und müssen nur wollen. Das Problem ist, dort jemanden zu finden, der Gesellschaftsspiele auch irgendwie wertschätzt.

    Ich kenne einen Kindergarten, die haben eine ganze Kellerwand sauber geordneter Spieleschachtel. Diesen Kindern wurde der ordentliche Umgang mit Spielen beigebracht. Die brauchen keine weiteren Spiele.
    Einem anderen Kindergarten spendete ich mal ein Dutzend Spiele. Die hatten auch schon einen Haufen Spiele - einen Müllberg. Hinterher tat es mir um die gespendeten Spiele leid.
    Ich habe ein Jahr lang einer Schule eine Austauschkiste mit thematisch ausgewählten Titeln monatlich überlassen und jedes mal einen unvollständigen Haufen zurück erhalten. Monatlich habe ich eine lange Liste mit Fehlteilen erstellt. Diese den Lehrern mitgeteilt in der Annahme, die würden dieses Problem abstellen. Irgendwann frage ich mal nach dem Ablauf. Die Kiste wurde den Kindern ohne Betreuung hingestellt.

    Im örtlichen Kino habe ich mit thematischen Titeln zum angesagten Film Präsentationen ausgerichtet und unter den Besuchern Spiele verlost. Die informierten Gewinner haben ihre Preise oft nicht abgeholt.

    Die städtische Büchereileiterin findet Brettspiele im Verleih zu arbeitsaufwendig.

    Ich miete jedes Jahr ein großes Freizeithaus. Dort gibt es einen Spieleschrank mit mehreren zerfledderten Spielesammlungen - seit zehn Jahren. Anfangs habe ich jedes Jahr ein paar OVP ausgewählt gute Titel der Hausleitung überlassen. Die sind immer noch OVP in einer Kammer in Sicherheit gebracht.

    Warum nimmst du denn an, dass die Welt voller begeisterter Spielesammler ist? Warum nimmst du an, dass gespendete "gratis" Spiele unbedingt eine Wertschätzung erfahren?

    Ich stoße bei den meisten Leute mit (m)einer Spieleleidenschaft auf Unverständnis. Ich freue mich für jeden, der andere Erfahrungen machen durfte. Mich hat es jedenfalls zum Verkauf der "zu vielen" Spiele geführt. Ich errichte im Ort einen Marktstand und verkaufe am Wochenende ca 200 Spiele für einen geringen Obolus. Das meiste Geld wird bereits von der Standgebühr aufgefressen. Aber damit erreiche ich Menschen, die diese Exemplare dann doch wertschätzen. Mit dieser Maßnahme habe ich das Problem der "zu vielen" Spiele effizient und mich befriedigend gelöst.

    So einfach geht es.

    Liebe Grüße
    Nils

  • Und die wenigen englischsprachigen, in die ich gelegentlich gucke, sind so gross und professionell aufgestellt, da spielt es auch keine Rolle.

    Ah ja, stimmt. Wenn man große geklaut ist es nicht schlimm. Ist für mich genau das Beispiel der Doppelmoral. Mein Verständnis von Moral mit deiner kundgetanen strikten Haltung wäre dann gar nichts kostenfreies zu sehen. Aber jedem die eigene Haltung, nur ist es für mich genau deshalb nicht konsistent.

    Q.e.d.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Mich würden die Gründe interessieren, warum das ausgebrauchte Muster nicht verkauft werden sollte?

    [...]

    na weil du bloss (!) nicht 24€ inkl. Porto an dem Spiel verdienen sollst, das Dir zur Verfügung gestellt wurde. Stell Dir vor, das würden alle machen. Dann würden ja mindestens ZEHN Leute in GANZ DEUTSCHLAND 24€ an dem einen Spiel verdienen!!!11 Welchen gesamtgesellschaftlichen Wirtschaftsschaden das anrichtet!

  • 24€

    Träum weiter - ich verkaufe wirklich gebrauchte Spiele. Die würdet ihr nicht mal mit Handschuhen anfassen mögen. 8-))
    Ist ein weiterer Grund, die auf dem örtlichen Markt zu verkaufen. Das direkte Überreichen erspart mir jede Menge Probleme mit überzogener Erwartungen. Und man lernt dabei einige nette Leute mit ähnlichen Interessen kennen. ;)

  • Der Meister spricht zum Thema - oder besser: er vermag sich noch zu erinnern. 8-))

    Ich wüsste zu gerne, welche Zeitung das war ...

    Alle in einen Sack und Knüppel drauf. Bei der Behandlung von freien Mitarbeitern gibt es wirklich alle Extreme. Und zu 90% schlägt es ins negative Extrem aus.


    Man darf auch nicht vergessen, dass die tatsächlichen Budgets mitunter wenig mit dem "Standing" des Auftraggebers zu tun haben. Ich hab mal für MediaSaturn geschrieben, als die meinten, auch online richtige redaktionelle Inhalte anbieten zu müssen. Zu Zeiten, als es ihnen noch recht gut ging. Das Budget der Abteilung hatte aber wenig mit den Umsätzen zu tun, die der Gesamtkonzern damals noch machte. War zwar trotzdem okay bezahlt, aber auf den Stundesatz runtergebrochen kaum der Rede wert. Kurz darauf kamen sie aber auf die Idee, dass es generell Geldverbrennung ist.


    Generell: Gut bezahlt wirst du fast nirgendwo. Meine eigene Zeitschrift konnte es sich damals mal leisten, einem freien Autor 700 Mark pro Seite zu bezahlen - der lieferte aber auch Artikel in einer Qualität ab, die quasi druckfertig waren.


    Umgekehrt darf man halt als Autor keine Scham davor haben, den gleichen Artikel (bzw. zumindest das gleiche Thema) diversen Verlagen anzubieten - halt mit dem Mindestmaß an Aufwand für den jeweiligen Umbau.


    Ach ja: "kriegte ich" - der Herr Bartsch hat hoffentlich nur für Publikationen mit Textchef gearbeitet. ;)

    Ich bekam das vermaledeite "ums Eck" einfach nicht aus meinen bayerischen Wurzeln heraus... :D

    2 Mal editiert, zuletzt von Biberle ()