Beiträge von Brettspiel Dude im Thema „Rezensionsexemplare“

    Mich würden die Gründe interessieren, warum das ausgebrauchte Muster nicht verkauft werden sollte?

    [...]

    na weil du bloss (!) nicht 24€ inkl. Porto an dem Spiel verdienen sollst, das Dir zur Verfügung gestellt wurde. Stell Dir vor, das würden alle machen. Dann würden ja mindestens ZEHN Leute in GANZ DEUTSCHLAND 24€ an dem einen Spiel verdienen!!!11 Welchen gesamtgesellschaftlichen Wirtschaftsschaden das anrichtet!

    Eine Bedeutung hat wohl jede Rezension, die ein Publikum bekommt. Eben weil es die Flut an Neuheiten gibt, so dass niemand mehr alles selbst kennen, anspielen und kaufen kann und mag, sondern noch viel mehr filtern muss. Da fällt halt vieles durchs Raster, obwohl es eventuell Potential zum Hit hätte.


    Ob und wie viel mehr verkauft wird aufgrund einer Rezension? Bei ShutupSitdown konnte ich schon mehrmals den Nachfrageboom nach deren Videos erleben, weil dann Rest-Auflagen plötzlich ausverkauft waren und extra neue Kickstarter & Co von den Verlagen angekündigt wurden. Letztens erst bei Mind Mgmt. Davor u.a. bei Crokinole. Gab es vergleichbares auch im deutschsprachigen Rezensenten-Bereich?

    Ich weiß zumindest, dass Legacies und Feudum kurzzeitig einen fetten Hype abbekommen haben, weil bei Meepleporn so massiv geschwärmt wurde - insbesondere Feudum war dann gar nicht mehr zu haben (bis einige Zeit später viele festgestellt haben, wie komplex das wirklich ist und es wieder verkauft haben)

    ravn Wichtig ist: Wenn mit der Übersendung des Spieles eine Gegenleistung vereinbart wird ("hey, wir schicken dir ein reziexemplar und du machst ein video dazu?" dann ist es kennzeichnungspflichtige Werbung - und das sogenannte Rezensionsexemplar ist einfach die Vergütung. Das machen viele Verlage aber halt anders - und aufgrund der Rezensentenschwemme können sie das auch, denn irgendeinen Dummen wirds immer geben, der dann eben die Werbung nicht als solche kennzeichnet.


    Insofern lassen sich einge "blogger" dann übervorteilen - freiwillig. Meist, weil sie noch wenig Abos haben und sich überhaupt freuen, mal was zu bekommen. Das trifft leider nur die gesamte Branche. Insofern arbeite ich z.B. mit einigen (wenigen) Verlagen nicht mehr zusammen - und deren Spiele findet man dann auf meinem Kanal auch nicht mehr. Das ist teils schade um die Spiele - aber ich bin dann auch nicht bereit, den Verlag zu unterstützen.


    Und was die Relevanz angeht: Ich glaube, das unterschätzt Du. Ein schönes video zum Spiel hilft sicher sehr deutlich bei der Kaufentscheidung - und da reichen auch schon 2000 views, um ein paar Spiele zu verkaufen (interessant wäre, wie viele Spiele verkauft werden müssen, damit sich 1 Rezensionsexemplar wieder amortisiert)

    Naja, die Verlage kämpfen ja irgendwie auch miteinander - jedes Jahr kommen viele coole Euros raus. Wenn ich eh schon ein neues (als Reziexemplar) hier habe, behandle ich halt das, was ich hier hab, anstatt mir ein neues zu kaufen, DAS zu behandeln und das alte versauern zu lassen. Ob Revive jetzt besser ist oder nicht als Tiletum, weiß man ja vorher nicht. Oft gewinnen gefühlt bei solchen "Rennen" aber eben auch Titel, die bei vielen Kanälen in die "Rotation" kommen und daher ins Gespräch.


    Anders verhält es sich bei Spielen, die von namhaften Autor*innen sind. Bei einem neuen Turczi oder Lacerda werden die Verlage auch von geeigneten Kanälen sicher mehr Anfragen als Exemplare haben. Hier entscheidet aber offenbar wirklich oft das Windhundverfahren - ich kann zumindest kein Prinzip feststellen. Ich sehe bestimmte Spiele bei durchschnittlichen Instagrammern, die ihren "Loot" einfach nur in die Kamera halten, ohne sich offenbar näher mit dem Exemplar zu beschäftigen - und weiß von bestimmten Kanälen, dass sie bei diesen Spielen "leer" ausgingen, was Rezensionsexemplare angeht. Aber letzten Endes ist das natürlich deren Entscheidung - und sollten diese Spiele irgendwann ihren "natürlichen" Weg in meine Sammlung finden, behandele ich sie eben auch. Aber auch meine Ressourcen sind halt begrenzt und daher muss ich halt wie jeder normale Verbraucher auch gucken, wofür ich mein Geld ausgebe.

    Biberle Der große Unterschied ist auch: Du warst hauptberuflich für die Verlage tätig. Natürlich kannst Du dann Exemplare, die ja dann Eigentum des Verlages sind, nicht verkaufen.


    Die Frage nach Eigentum bzw. Besitz verstehe ich nicht. Ganz offensichtlich ist man neuer Eigentümer. Das Spiel ist ja nicht nur geliehen. Außer in den Fällen, wo es eben nur geliehen ist und man das Spiel nach Verwertung weiter versenden soll.

    Rezensionsexemplare entgegen zu nehmen und kommunikationslos GAR nix zu machen, ist richtig hart schlecht - und trifft kleine Verlage oder selbstverlegende Autor*innen besonders hart, weil es für die eben doch recht viel Geld ist.


    Aber ich hab auch schon erlebt, dass ich ein Reziexemplar eines Euro-Games erhalten habe, ein umfangreiches Regelvideo dazu gemacht habe und in einem Plausch davon berichtet - und mich der Autor dann noch von der Seite angemacht hat, dass "NUR" ein Regelvideo ja wohl etwas wenig wäre. Also, auch wenn ich mich nicht als Presse im eigentlichen Sinne fühle - aber eine Unabhängigkeit, was ich auf meinem Kanal senden möchte und was nicht, möchte ich mir doch bewahren.

    Steuerpflicht ist noch mal was ganz anderes als die Frage, ob man was verkaufen darf/soll. Auch da ist es nicht ganz eindeutig, wie Du richtig sagst, weil das das Finanzamt klärt. Oder mein Steuerberater :D

    Finde es aber interessant wie sich einige angesprochen fühlen, ohne dass sie auch nur ansatzweise von mir erwähnt wurden...

    Du findest interessant, dass Menschen, die Content Creatoren sind, sich angesprochen fühlen, wenn Du über Content Creatoren im Allgemeinen sprichst?

    H8Man Aber komm, das ist doch absurd. Du möchtest wirklich, dass man 15 Stunden seiner Zeit investiert, um sich mit einem schlechten Spiel auseinander setzen zu müssen? Ich biete immer an, die Dinger wieder zurück zu schicken, wenn ich sie blöd finde (oder weiter an den nächsten)


    widow_s_cruse Ich nehme immer wieder wahr, dass es vor allem auf IG Content Creatoren gibt, die einfach nur ihren Loot in die Kamera halten und sich mit dem Spiel nicht wirklich auseinander setzen. Da fragt man sich dann schon irgendwann, wo Prioritäten liegen

    Deswegen verstehe ich übrigens auch nicht, warum viele Verlage sich so zieren, Rezensionsexemplare raus zu geben - zumindest an die größeren Kanäle mit passender Thematik. Wenn ich Kartenspiele oder ein komplexeres Euro habe, geb ich das Dennis von Brettspiele und mehr und dann sehen das 2000 Leute. Für einen lächerlichen Wareneinsatz von vermutlich 20€.

    Es gibt anders herum aber ja auch die Fälle, dass um Rezensionen gebeten wird und ein Exemplar quasi auf Anlass des Verlags verschickt wird. Wenn man sich dann bei Missgefallen davon distanziert und eben keine Rezension macht, finde ich das auch wieder vertretbar.

    Sehe ich komplett anders und sehr schwach vom Rezensenten. Entweder möchte ich etwas machen und mache es auch, oder eben nicht. Wenn du Arbeit von einem Kunden (= Spiel) annimmst, haust du ja auch nicht direkt beim Erstkontakt wieder ab, weil dir seine Nase nicht gefällt.


    Ob der Verlag die negative "Werbung" dann gut findet und daraus resultiert, dass er weniger / keine Exemplare mehr an diese Person schickt, ist ein anderes Thema.

    Sich mit einem Spiel zu beschäftigen, kostet Zeit. Mich kostet ein Video zu einem Euro:

    Regel lesen und verstehen: 30-50 Minuten

    mindestens 2x Spielen: ca. 5 Stunden

    Video drehen (Equipment hab ich schon nicht kalkuliert): ca. 2 Stunden

    Schneiden: noch mal 2-3 Stunden

    Das sind ca. 15.5 Stunden meiner Lebenszeit - dafür "darf" ich dann ein schlechtes Spiel behalten, das ich laut Kritikern nicht mal verkaufen darf -und wenn ichs täte, nicht mal viel bekomme, weil ich ja einen Verriss gemacht habe?


    In diesen Fällen kontaktiere ich den Verlag und kommuniziere das - und in der Regel ist das eine gute Kommunikation.


    Und noch mal ganz deutlich: Es gibt keinen Kundern. Gäbe es einen, sind wir wieder bei einem Geschäftsverhältnis, das als Werbung zu kennzeichnen ist. Und ob man da Lust hat, bei einem 60€-Spiel für einen Stundenlohn von dann 4€ zu arbeiten, ist fraglich.

    Da irrst Du Dich. Es kommt durchaus vor, dass man ungefragt Spiele zugeschickt bekommt. Ich erinnere mich daran, dass Tom Vasel mal irgendwann erzählte, dass sie aus dem Auspacken gar nicht mehr raus kommen.


    Und in den anderen Fällen läuft es entweder so:

    Ich: "Das Spiel xy von euch sieht ganz cool aus und würde ich mir gern mal angucken" die "ja ok" oder "ja ne" oder "ja aber nur Rabatt"

    ODER

    Die "Hast Du Bock, Dir mal xy von uns anzugucken?" ich: "ja ok" oder "ja, ne"


    Und dann gibts natürlich Verlage, die am liebsten festlegen würden, WAS ich dann mit dem Spiel alles machen soll. Das wäre aber Werbung - und dann würd ich halt (würde ich Werbung machen, was ich nicht möchte) deutlich mehr kosten. ein passendes Video, das ich für einen Verlag produzieren müsste nach der Preisliste dem Verband deutscher Sprecher ca. 100€ / Minute kosten. Damit könnten sie dann machen, was sie wollen - aber halt nicht auf meinem Kanal.

    Klar unterscheiden muss man zwischen "Rezensionsexemplaren" -das sind Bemusterungsexemplare, die potentiell Interessierten Pressevertreter*innen und Blogger*innen (allgemein neudeutsch: Content Creator*innen) zugesandt werden, teils ohne, teils mit Anfrage (größere Kanäle werden da öfter ungefragt was zugeschickt bekommen). Hier ist auf GAR KEINEN FALL eine Gegenleistung vereinbart - ob und in welchem Umfang man etwas zu dem Spiel veröffentlicht, liegt einzig und allein bei der/dem Content Creator*in.


    Dem Gegenüber gibt es Anfragen vom Typ "Hey, ich würd Dir ein Spiel schicken, wenn Du dazu was machst" - das kann man auch tun, das allerdings sind dann kennzeichnungspflichtige Werbungen, weil ja eine Art Vertrag entsteht: Person A macht was, Person B schickt eine geldwerte Leistung.


    Ich denke, bei dem letzteren Fall ist es natürlich völlig in Ordnung, wenn jemand das, was er da für eine Gegenleistung erhält, auch verkauft. Im ersten Fall scheiden sich die Geister - was die moralische "Verpflichtung" angeht. Gesetzlich gibt es meines Wissens überhaupt keine Grundlage, die einen Weiterverkauf ausschließt. Ob Schenkung oder geldwerte Gegenleistung - das Spiel geht in meinen Besitz über und ich kann damit machen, was ich will, wenn ich nicht vorher eine anderslautende Vereinbarung unterschrieben habe.


    Was den moralischen Punkt angeht, kopiere ich mich mal aus dem RPS-Thread (der da in der Tat falsch ist):

    Das Argument, dass Rezi-Exemplare nicht verkauft werden dürfen, kommt ja oft - und oft eben auch von Neider*innen, die das Gefühl haben, man wolle "die schnelle Mark" machen und würde dann bevorzugt. Im Allgemeinen ist diese Blogarbeit (egal ob YT oder Schriftblog) aber Steckenpferd: Über die YT-Werbung kommen monatlich mal 40€ rein - toll für ein neues Spiel oder so, aber man hat vorher schon echt viel Geld in das Equipment gesteckt - und die (Frei-)Zeit, die man damit verbringt, ist enorm. Deswegen gibt es ja auch jedes Jahr so viele neue Kanäle - und so viele Kanäle, die dann auch wieder aufgegeben werden, weil sich der gewünschte Effekt (die schnelle Mark) nicht einstellt. Wenn dann tatsächlich mal ein*e Blogger*in Rezensionsexemplare verkauft, gibts hin und wieder einen Shitstorm - weil der/die das bitte alles verschenken soll. Als ob irgendeine*r in Deutschland vom Verkauf von Reziexemplaren leben könnte... naja.


    Für die Firmen wiederum ist es problematisch: Sie möchten einen Werbeeffekt, aber OHNE, dass Werbung auch drauf steht... also erwarten sie durchaus eine Gegenleistung, auch wenn sie das nicht formulieren.