Beiträge von Biberle im Thema „Rezensionsexemplare“

    Der Meister spricht zum Thema - oder besser: er vermag sich noch zu erinnern. 8-))

    Ich wüsste zu gerne, welche Zeitung das war ...

    Alle in einen Sack und Knüppel drauf. Bei der Behandlung von freien Mitarbeitern gibt es wirklich alle Extreme. Und zu 90% schlägt es ins negative Extrem aus.


    Man darf auch nicht vergessen, dass die tatsächlichen Budgets mitunter wenig mit dem "Standing" des Auftraggebers zu tun haben. Ich hab mal für MediaSaturn geschrieben, als die meinten, auch online richtige redaktionelle Inhalte anbieten zu müssen. Zu Zeiten, als es ihnen noch recht gut ging. Das Budget der Abteilung hatte aber wenig mit den Umsätzen zu tun, die der Gesamtkonzern damals noch machte. War zwar trotzdem okay bezahlt, aber auf den Stundesatz runtergebrochen kaum der Rede wert. Kurz darauf kamen sie aber auf die Idee, dass es generell Geldverbrennung ist.


    Generell: Gut bezahlt wirst du fast nirgendwo. Meine eigene Zeitschrift konnte es sich damals mal leisten, einem freien Autor 700 Mark pro Seite zu bezahlen - der lieferte aber auch Artikel in einer Qualität ab, die quasi druckfertig waren.


    Umgekehrt darf man halt als Autor keine Scham davor haben, den gleichen Artikel (bzw. zumindest das gleiche Thema) diversen Verlagen anzubieten - halt mit dem Mindestmaß an Aufwand für den jeweiligen Umbau.


    Ach ja: "kriegte ich" - der Herr Bartsch hat hoffentlich nur für Publikationen mit Textchef gearbeitet. ;)

    Ich bekam das vermaledeite "ums Eck" einfach nicht aus meinen bayerischen Wurzeln heraus... :D

    Und tät dem Konsumenten und dem Produkthersteller die Kosten einsparende Beratung durch den angestrebten Multiplikator wirklich etwas wert (eine Aufwandsentschädigung) sein, wäre dieser "Journalist oder Content Creater" gar nicht mehr "abhängig". Durch einen Erlös mit dieser ARBEIT könnte er tatsächlich ganz frei handeln. Aber das ist ja auch nicht wirklich gewollt. ;)

    Nein, eben nicht. In dem Moment, in dem du mit etwas dein Geld verdienen willst (oder noch schlimmer: musst), bist du weit weniger "frei" als vorher. Damit ist gar nicht mal unbedingt der klassische Vorwurf gemeint, Anzeigenabteilungen würden als verlängerter Arm der Werbekunden der Redaktion diktieren, was sie zu tun hat. Oder in der modernen Medienwelt, dass Influencer eh nur willfährige Marionetten ihrer "Sponsoren" sind. Aber sobald es von der journalistischen Seite um richtig Kohle geht, muss man soviel bedenken und beachten...


    Insofern, und das ist für mich die eigentliche Essenz dieses Threads, finde ich es verwunderlich, dass etliche einschlägige Seiten auf diesem "Hobbyprojekt" so rumreiten. Gleichzeitig aber nicht mal ansatzweise den Eindruck erwecken, dass sie den - für mich - größten Vorteil eines solchen ein privaten Dinges ausnutzen, nämlich nur das zu machen, wonach ihnen gerade ist. In der Tat wirkt diese von dir angesprochene Abhängigkeit geradezu gewollt. Als sieht man sich selbst als PR-Arm der Publisher. Das finde ich, mit Verlaub, mehr als seltsam.

    Darum gefällt mir z.B. brettundpad so gut: Professioneller Ansatz, man bleibt aber trotz ordentlicher Reichweite im "Amateurbereich". Und tut, worauf man Lust hat und wann man Lust darauf hat. Das merkt man der Seite IMO im positiven Sinne an.


    Vielleicht wäre es für viele andere aber dann wirklich schlauer, das Projekt zu professionalisieren. Da wäre dann tatsächlich weniger "Abhängigkeit" da - vermutlich hast du auch diesen Aspekt gemeint. Aber mitunter wirkt es halt so, als würde man den Verlagen die Verantwortung zuschustern, dass das eigene Projekt möglichst "groß" und "professionell" wirkt - indem man eine Rundumversorgung genießt. Gleichzeitig entblödet man sich nicht, "freie Mitarbeiter" zu suchen, von denen man ganz selbstverständlich richtige Arbeit und ein gewisses Niveau erwartet. Erwarten kann derjenige aber bestenfalls "Ru(h)m und Ehre" - mit dem dann wieder obligatorischen Verweis, man sei ja ein reines Hobbyprojekt.


    Irgendwie klaffen da für mich recht oft Anspruch und Wirklichkeit, Geben und Nehmen weit auseinander.


    Vor dem ganzen Hintergrund erscheint dann auch der Verkauf von Rezensionsexemplaren nur logisch und folgerichtig. Und wenn das in der Branche wirklich so allgemein akzeptiert wird, will ich nix gesagt haben. Ich persönlich käme aber trotzdem nicht auf diese Idee.

    Der Vergleich mit der Gaming-Branche ist ebenso unsinnig wie der mit der Buchbranche. Denn die Hersteller dort wollen das auch (!) deshalb nicht, weil die Versionen meistens nicht final sind. So etwas soll natürlich nicht in Umlauf kommen. Das versteht sicher auch jeder, der kurz drüber nachdenkt.

    DER Vergleich ist unsinnig. Denn bei sogenannten Beta- oder Gold-Versionen bist du auf einer ganz anderen Ebene, da gehts nicht (nur) ums Verkaufen. Zumal die so an sich keiner haben wollte. Die existieren halt schon (weit) vor dem offiziellen Verkaufstermin und haben deshalb ein ganz anderes Schadenspotential als das eine (nicht) verkaufte Exemplar. Da gibt es teilweise richtig heftige NDAs und sonstige Vertragswerke, bei deren Missachtung du als Unternehmen schnell im strafrechtlich relevanten Bereich bist. Das hat das Potenzial, ein ganzes Medien-Verlagshaus zu ruinieren.

    Und wer sich beschwert, dass jeder Hinz und Kunz ein Spiel zum Rezensieren bekommt, sei mal auf etwas ganz anderes hingewiesen: Gerade, WEIL die Verlage aus meiner Sicht teilweise leider nicht sorgfältig auswählen, bekommen bei einigen Herstellern große Portale/Webseiten mit Reichweite teilweise "nichts mehr ab", wenn die Exemplare beispielsweise wie bei einigen üblich nach Windhundverfahren vergeben werden. Das hat in den letzten drei Jahren rasant zugenommen.

    Wenn dem wirklich so ist, dann arbeiten die Spieleverlage tatsächlich nicht sorgfältig genug in dem Punkt.

    In dem Zusammenhang vielleicht wichtig: Verlage haben meines Wissens ein Kontingent an Rezensionsexemplaren, dass sie auch steuerlich so behandeln. Die Ausgaben sind sozusagen abgeschrieben.

    Das kommt darauf an. Natürlich werden die Rez.-Exemplare budgettechnisch "speziell" behandelt. Trotzdem hängt es immer von den Umstände ab, denke ich mal. Mal ein konstruiertes Beispiel: Days of Wonder entschließt sich, die EV von Heat offiziell hierzulande zu vertreiben. Aufgrund der Sprachhürde und des leicht nischigen Themas ordnet man das Potenzial aber sehr vorsichtig im "Special Interest"-Bereich ein und ordert für Deutschland 2.500 Exemplare. Von den entsprechenden Fachpublikationen her wäre das Interesse an Heat aber natürlich riesig.

    Man hätte locker 50 Anfragen von Publikationen, die normalerweise auch beliefert werden würden. Gibt aber keine speziellen Muster, sondern die 50 Stück müssten von den 2.500 weggenommen werden - also immerhin 2% weniger, die man von der eh schon geringen Menge verkaufen könnte. Ich bglaube nicht, dass da eine spezielle Budgetierung noch helfen würde - da wird dann einfach "nein" gesagt.

    Wenn ein Verlag dagegen keine Exemplare kostenlos herausgibt, schadet das offensichtlich nicht, weil irgendwer schon etwas machen wird. Viele mit Reichweite werden aber gerade dann nichts machen. Und dann fehlt vielleicht beim Abverkauf doch der eine oder andere Impuls. Ich finde das von beiden Seiten völlig okay. Meinerseits bin ich eben auch nicht gewillt, Geld dafür zu bezahlen, dass ein Verlag Reichweite bekommt.

    Puh, wenn du das wirklich so meinst wie du das schreibst, dann halte ich das für relativ starken Tobak. Gerade bei etwas Reichweite sollte doch der Antrieb bzw. das Selbstverständnis sein, meinen Lesern gewisse Themen näherbringen zu wollen. Und zwar ohne die Grundvoraussetzung, dass ich da kostenlos rankomme. Klar wirds dann schwierig, wenn man monatlich Tausende Euro in ein Hobbyprojekt stecken müsste. Aber ich ging davon aus, dass diese Hobbyprojekte sich mit dem privaten Hobby decken. Gerade deinen letzten Satz finde ich erschreckend. Wenn du dich selbst als PR-Organ oder gar Handlanger der Verlage siehst - zwingt dich doch niemand, das zu machen. Aber die Verantwortung auf die Verlage abzuwälzen - "ihr seid mit kostenlosen Exemplaren in der Pflicht, dass ich alle Themen abdecken kann" - geht IMO gar nicht. Auch hier ist das wieder eine Frage des Selbstverständnisses. da wirkt es dann sehr seltsam wenn immer wieder betont wird, dass man doch nur ein Hobbyprojekt sei.


    Um den Bogen zurückzuspannen: Ich sehe Rez.-Exemplare als "Arbeitsmaterial", das man auch immer wieder mal brauchen kann. Da bin ich doch gerade froh, entsprechendes im Archiv zu haben. Da wäre es zumindest für mich mehr wert als die x Euro, die ich im Verkauf dafür bekomme.

    Das aber mit der wesentlich professioneller aufgestellten Welt der Videospiele zu vergleichen (Ebene der Medienschaffenden plus Budget der involvierten Publisher) und dann über Ethik zu sprechen, da bekomm ich Bluthochdruck.

    Wieso? Angesichts des Gesamtmarkt-Volumens ist sehr viel alles andere als "professionell", was Videospielpublisher teilweise so zusammenpfuschen. Auch und gerade im Umgang mit der Presse bzw. allgemein den Medien.


    Auch das hat mit der Thematik aber so gesehen nichts zu tun. Wenn ich mich damit schwertue zu verstehen, dass es okay ist, ein "geschenktes" Rezensionsexemplar gleich wieder zu verkaufen, dann ist das einfach nur (m)eine Meinung. Mit der ich offensichtlich auch nicht ganz alleine dastehe. Und ja, das ist für mich ein moralischer Grundsatz, unabhängig davon, wie "eine Szene dasteht".


    Warum das dein Blut in Wallung bringt, weiß ich nicht. Was du mir damit indirekt unterstellen willst, finde ich minimal anmaßend. Ich für mich finde einfach, dass es sich nicht gehört. Der Vergleich mit den Videospielen war vor allem dahingehend, dass es dort in der Szene tatsächlich nicht gern gesehen ist. Obwohl es den meisten Publishern dort *erst recht* egal sein könnte.

    Der Brettspielbereich ist einfach anders strukturiert. Wenn du bei Zeitungen gearbeitet hast, weißt du sicherlich was eine Werbeanzeige kostet. Das können sich die meisten Verlage schlicht nicht leisten. Ohne die Reviewer wären Brettspiele also noch viel unsichtbarer in der Medienlandschaft. Es ist also eher eine Symbiose. Gäbe es also diese Unterstützung von den Verlagen nicht, gäbe es auch keine Werbung. Das ist einfach nicht vergleichbar mit der Computerspielbranche und der Gamestar und ähnlichem.

    Da stimme ich dir voll zu. Ich sag ja nicht, dass schon Rezensionsexemplare "verwerflich" wären. Ganz im Gegenteil.


    Abgesehen davon gibt es für die Brettspielbranche eh kaum ein Printmedium, bei dem sich in angemessener Weise (auf den finanziellen Aufwand bezogen) vernünftig werben lässt. Erst recht nicht im Kenner-/Expertenspielbereich. Und Print ist eh tot. Aber ich denke mal, dass sich bei digitalen Medien Werbung halbwegs vernünftig skalierbar schalten lassen sollte!?


    Abgesehen davon haben auch bei der GameStar genügend große Publisher gejammert, dass sie dafür gerade kein Werbebudget haben. ;)

    Ist ja legitim. Aber dann würde IMO das komplette Werbungskonzept der Brettspielbranche in sich zusammenfallen, eben weil dann ein großer Teil der Reviewer wegfällt. Muss einem ethisch nicht gefallen, ist aber imo die Realität.

    Das klingt ja fast so, als wäre diese Praxis quasi Usus? Ich find's ja voll okay, dass man sich da gegenseitig voll unterstützt und sich dabei vielleicht auch "näherkommt" als in anderen Branchen üblich. Ändert nichts daran, dass ich das Verkaufen von Rezensionsexemplaren seltsam finde.


    Es darf - bei allem Verständnis für die Lage des Einzelnen - halt IMO kein System draus werden. Ich weiß z.B., dass Strohmann Games keine Rezensionsexemplare stellt, sondern sie "nur" relativ günstig anbietet. Hat das Einfluss auf die Häufigkeit, mit der Spiele von Strohmann vorgestellt/besprochen werden? Ich hoffe nicht.

    Der Unterschied ist halt eben genau, dass im PC-Bereich die Redakteure in der Regel tatsächlich bezahlt werden. Das ist kein Hobby.

    Das heißt man platziert das Produkt der Verlags in der Öffentlichkeit. Selbst als freischaffender Journalist bekomme ich für einen Artikel ein zigfaches des Wertes eines Spieles. Warum verwundert dich also, dass jemand zumindest über die 20-40€ froh ist, die er durch den Verkauf bekommt? Schließlich ist das Investment allein für das Equipment entsprechend hoch.

    Die Logik erschließt sich mir nicht.


    Mache ich das als Hobby, muss ich mir darüber im Klaren sein, dass das Hobby etwas kostet. Will ich trotz Hobby eine gewisse Monetarisierung, dann mache ich das über Ads/Adsense, Affiliate Links oder Ähnliches (wobei man da in Deutschland IMO zu schnell eben nicht mehr als Hobbyist, sondern als Gewerblicher gilt, aber das ist ein anderes Thema).


    Bekomme ich Rezensionsexemplare, dann ist das schon eine riesige Unterstützung. Das ist eh der zweite Punkt, der mich etwas verwundert hat. Als wie selbstverständlich ebenjene Rezensionsexemplare hier weitgehend angesehen werden. Im Videospielbereich bekommen viele Projekte den blanken Arsch gezeigt, die ganz andere Zahlen vorweisen können als viele Brettspielprojekte. Weil trotz allem das entsprechende Budget beschränkt ist und stark auf Kosten/Nutzen geachtet werden muss. Zumal ja gerade im Brettspielbereich tatsächlich ein Muster verschickt werden muss, das recht hohe Produktionskosten hat und ansonsten in den Verkauf gegangen wäre.


    Sollte also im Brettspielbereich eine Bemusterung bis hin zu relativ "kleinen" Seiten (ich will da niemand zu nahe treten) üblich sein, dann wäre IMO da schon ein gewisses Bewusstsein nicht schlecht, wie schön das ist - weil eben IMO absolut nicht üblich. Alleine das erleichtert das Hobby dosch schon um ein Vielfaches.


    Und dann zusätzlich noch verkaufen? Passt in meine Ethikwelt einfach nicht rein, sorry.

    Ich kann hier nur auf den Beitrag von ravn verweisen, auch wenn ein Vergleich zwischen verschiedenen Branchen natürlich hinkt.


    Ich war über 15 Jahre lang für fast alle großen Verlage im Bereich Computerspiele (vornehmlich PC) bzw. Spiele-Hardware als hauptberuflicher Redakteur tätig. Das erste Punkt, der nicht komplett vergleichbar ist: Da gab es viele Möglichkeiten, für den Test kein normales Verkaufsmuster schicken zu müssen. Also z.B. "Gold Discs", sprich gemasterte oder sogar nur gebrannte Versionen. Oder auch spezielle "Archivexemplare", die sich von der Retail unterschieden und/oder mit einem Aufdruck "Not for Resale" versehen waren.


    Dazu kam, dass tatsächliche Retail-Exemplare in der Regel dem Verlag und nicht einer einzelnen (Privat-)Person übergeben wurden.

    Zwar gab es durchaus mal Retail-Versionen als "Geschenk" an einzelne Redakteure; da ging man aber einfach davon aus, dass er das Spiel toll fand und er es einfach gerne als Retail spielen bzw. in der privaten Sammlung haben wollte.


    Wie gesagt, nicht 100pro vergleichbar bzw. auch schon strukturell ziemlich verschieden. In der Brettspielbranche läuft ja das Meiste im privaten Hobby-Bereich ab, also journalistisch gesehen.


    Was ich mit den o.g. Unterschieden und Maßnahmen aber gleichzeitig aufzeigen wollte: Es war branchenweit absolut verpönt, geschenkte Spiele weiterzuverkaufen. Zumindest halbwegs zeitnah (und der Wert eines alten PC-/Videospiels ging ja meistens eh recht schnell gegen Null). Auch von der eigenen Ethik her wären da die allerwenigsten Redakteure überhaupt nur auf die Idee gekommen.

    Von daher bin ich über die Diskussion hier minimal verwundert. Mag man ein Spiel ---> eigene Sammlung. Mag man es nicht, schickt man es zurück oder fragt nach, ob man es verschenken oder vielleicht verlosen darf.


    Es gab im Videospielbereich, wie von ravn ebenfalls bereits erwähnt, übrigens ein, zwei extreme Fälle von "Resellern", bei denen das dann strafrechtliche Dimensionen angenommen hat (und auch entsprechend verfolgt wurde).


    Ich habe im Brettspielbereich (noch) nicht den Einblick. Aber selbst wenn es dem entsprechenden Verlag irgendwo "egal" ist, was mit seinem Exemplar passiert - ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es gewollt ist, dass man mit dem Verkauf von Rezensionsmustern seine Einnahmenseite aufbessert. Zumal es IMO tatsächlich eine spannende Frage ist, ob wirklich auch der Eigentum oder nur der Besitz bei sowas übergeht.