In dem Beitrag Bierbarts im letzten Wochenthread in Sachen #AdvancedCivilization und Warbears Ergänzungen wurde ja die (interessante) Frage aufgeworfen, in wie weit Spiele aus den späteren 80ern und frühen 90ern heutzutage noch den gleichen Reiz ausüben, wie früher. Eine Frage, die ich mir auch immer wieder mal stelle, aber deren Beantwortung ich aus verschiedenen Gründen noch nicht spielerisch nachgekommen bin.
Der Beginn meiner Spielesozialisation liegt gut 25 Jahre hinter mir. Damals zu Schulzeiten, das Abitur vor Augen, war Zeit - auch wenn es sich damals vielleicht nicht so anfühlte - reichlich vorhanden.
Eine gewisse Rollenspielerfahrung (#DSA, #Midgard, #ArsMagica) war auch bei mir und einigen Freunden vorhanden. Und da ja all die Rollenspiele in der Regel eher komplexere Regelwerke mit sich brachten, war die grundsätzliche Bereitschaft, sich einem anspruchsvolleren Brettspiel zu widmen, gegeben. Und da Rollenspielsitzungen auch nicht in 2 bis 3 Stunden ausgesessen waren, konnte man ausreichend Sitzfleisch als vorausgesetzt ansehen.
Faktoren, die zumindest heute in meiner Spielerunde keine Selbstverständlichkeit mehr darstellen. Hauptsächlich berufliche und familiäre Verpflichtungen oder Umzüge "wichtiger" Spielepartner machen es schwer, liebgewonnen Klassiker aus "unserer" Brettspielgründerzeit, die eben ihre Zeit brauchen, wieder auf den Tisch zu bringen.
#1830 hat sich bei uns auf jeden Fall bis heute ganz vorne gehalten. Das Eisenbahnspiel gefiel uns schon beim Erscheinen und konnte bis heute neue begeisterte Spieler finden. Für mich in Sachen Wirtschaftsspiel und Eisenbahn bis heute ungeschlagen. Dafür kann man mich immer begeistern. Bin schon gespannt wie sich dazu #18OE schlägt.
#MerchantOfVenus haben wir vor einem guten halben Jahr in der neuen FFG-Version wieder auf den Tisch gebracht. Hier spürten wir den Zahn der Zeit deutlich. Aufwand und Ertrag standen für uns leider in keinem vernünftigem Verhältnis. Das würde ich nicht wieder spielen wollen. Die Interaktion kommt für die Spieldauer zu kurz.
#Civilization das war in kurzer Zeit nach seinem Erscheinen in der WDS-Ausgabe oft auf den Tisch. Heute schreckt mich ab, dass es mindestens 6 Spieler sein und alle 8+ Stunden mitbringen müssten. Aber: Ausbreitung einer Zivilisation, technische Errungenschaften, Konflikte und Warentausch hab ich noch immer in bester Erinnerung. Bei diesem Spiel glaube ich zumindest, dass es auch heute noch das Potenzial hat, zu fesseln. Unvergleichlich die Triumphe, wenn man mal wieder die eine oder andere Katastrophe beim ungeliebten Nachbarn platzieren konnte. Negativ habe ich in Erinnerung, dass wer einmal an einer Entwicklungsgrenze nicht die erforderlichen Voraussetzungen hatte, keine Chance mehr auf den Sieg hat. Vorausgesetzt die anderen marschieren weiter. Da geht heute, glaube ich, eleganter. Ich kann mich an Sitzungen erinnern, als ein Spieler die Hälfte der Spielzeit ohne Chancen vorne mitzuspielen stundenlang marodierend durch die Länder zog oder als Pirat die Weltmeere mehr oder weniger unsicher machte. Bei Civilization ist mein Interesse aber da, es noch einmal zu spielen.
#PaxBritannica schaffte es im Sog von Civilization auf unseren Tisch. Damals stöberte ich noch im Laden meines Vertrauens nach Neuheiten. Ganz ohne zu wissen, was da eigentlich auf einen Zukommt, denn Internet war noch ferne Zukunft. Pax Britannica war regeltechnisch noch mal eine Hausnummer höher, als alles was wir bis dato anfingen. Aber auch dafür fanden sich ausreichend Spieler, die auch gewillt waren, an zwei aufeinander folgenden Tagen dabei zu sein. Pax Britannica ist bestimmt nicht der heilige Gral des strategischen Brettspiels. Aber es hatten zumindest für mich und ein/ zwei Freunde so was wie ein Erweckungserlebnis. Die Spielfläche riesig und nur aus Papier. Und Pappcounter das hatte was von Freakspiel. Und dann noch Verhandlungen führen - auch hinter der Tür. All das gefiel uns. Pax Britannica aber wollte ich heute nicht mehr spielen. Da behalte ich lieber die rosarote Brille auf und erinnere mich an vergangene Jahre.
#Junta ist auch so ein Spiel. Damals oft und mit viel Freude und Spaß gespielt. Ob es heute noch funzt, weiß ich nicht. Auch hier war es gut, möglichst 6 oder gar 7 Spieler zusammen zu bekommen, damit die Posten jeweils einem Spieler zugeteilt werden konnten. Ich las mal die rosarote Brille auf und lass es bei Erinnerungen an all die Attentate, den Seitenwechsel von Aufständigen und Regierungstreuen nach einem Kampf und den Löliposten als Admiral bleiben.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?