Beiträge von Onkel Ollo im Thema „Spieleklassiker und die Rosarotebrille“

    Ich nehm´ mal meinen alten Thread auf...
    ... und ergänze ihn um meine letzten Spielerlebnisse in Sachen "Spieleklassiker".


    Am zurückliegenden Samstag haben wir uns (im leider viel zu sonnigen) Hunsrück zweier Klassiker* angenommen.
    Zunächst haben wir uns zu fünf an #TheRepublicOfRome heran gewagt. Für diejenigen unter euch, die es interessiert und diesbezüglich gerne nachfragen, es handelte sich um die Ausgabe von Valley Games. Da wir alle Neulinge bei diesem Spiel waren und es bereits vor einigen Jahren aufgrund mangelhafter Vorbereitung der Regeln meinerseits abgebrochen werden musste, klappte es dieses Mal wesentlich besser. Ein Dankeschön auch nochmal an dieser Stelle an @uferan für seine Hilfsbereitschaft. Dazu habe ich mir noch bei BGG unter http://boardgamegeek.com/filep…me-core-rules-streamlined die aus meiner Sicht deutlich besser strukturierte und gelayoutete (was für ein schreckliches Wortgebilde, ich schäme mich dafür) Regeln herunter geladen und mehrfach gelesen. Somit gerüstet, gelang es mir, die lieben Mitspieler trotz deren Regelunkenntnis zu einem einigermaßen flüssigen Spiel zu verhelfen. Den einen oder anderen Diskussionsbedarf gab es eigentlich nur im Rahmen der Senatsphase und wie mit den gezogenen Kriegen (z.B. 1st Punic War, 2nd Punic War) umzugehen ist
    Ein paar Worte zum Spiel: Die Spieler vertreten jeweils eine Fraktion während des Aufstiegs Roms zur vorherrschenden Macht im Mittelmeerraum. Dabei obliegt es jedem Spieler neue Senatoren für seine Sache zu gewinnen und damit seinen Einfluss zu mehren und Entscheidungen zu seinen Gunsten zu treffen. Allen Spielern liegt das Wohlergehen Roms und die Stimmung im Volke am Herzen. Kriege, Hungersnöte, Epidemien und viel Ungemach mehr sorgen für ein Zusammenstehen der Spieler - auf der einen Seite. Auf der anderen gilt: Es kann nur einen Sieger geben ODER alle Spieler verlieren gemeinsam. Was also liegt näher, als mit allerhand Intrigen, Abstrafungen und Attentaten die ungeliebten Senatoren aus dem Weg zu schaffen. Warum nicht versuchen, einen einflussreichen Senator mit einer viel zu kleinen Streitmacht in den Krieg und den sicheren Tod zu schicken? Warum nicht versuchen, den einflussreichen Widersacher umzubringen? Das Herzstück des Spiels ist die Senatsphase. Hier gilt es Politik zu machen. Die Spieler wählen gemäß ihrer jeweiligen Stimmen über jeden eingebrachten Vorschlag. Wer wird Konsul von Rom? Wer soll der Feldkonsul werden? Wie viele Legionen, wie viele Flotten sollen ausgehoben werden? Mit wie vielen Legionen soll der Feldkonsul in die Schlacht ziehen? Welchen Senator soll Gouverneur für welche Provinz werden? Da kann man herrlich diskutieren, verhandeln und intrigieren.


    Natürlich spielt das Glück eine wesentliche Rolle. Zu Beginn jeder Runde wird ein Marker gezogen. Stimmt die ID-Nummer mit einem im Spiel befindlichen Senatoren überein, ist dieser tot. Ganz egal, wie einflussreich dieser Senator ist. Kein Gürtel, keine Hosenträger. Das muss man abkönnen. Über andere (unglückliche) Würfelwürfe kann sich das Blatt schnell gegen Rom wenden. Wir hatten viele Epidemien in unserer Partie, dass heißt noch mehr Marker ziehen und gucken, wer stirbt. Auch eine gerade für viel Geld ausgehobene Flotte in einem Sturm zu verlieren, kann durchaus vorkommen und die Planungen und die Staatskasse empfindlich stören.
    Auf der anderen Seite bietet das Spiel unheimlich viel Einflussmöglichkeiten und eine tolle Atmosphäre. Man fiebert mit, welche Ereignisse Rom dieses Mal treffen. Man wünscht sich siegreich geführte Kriege, aber die damit einhergehende steigende Popularität und der wachsenden Einfluss des Senators spielen einem nicht in die Karten, es sei denn, es handelt sich um einen Mann, der der eigenen Fraktion angehört.
    Wie es sich wohl für eine Runde Anfänger gehörte, haben wir unsere Partie verloren. Die Reden zur Lage der Nation wurden zwei Mal so in den Sand gesetzt, dass das Volk sich gegen den Senat auflehnte. Dazu sorgten einige unbekämpfte Kriege für ein ordentliches Loch in der Staatskasse und für weiteren Unbill in der Bevölkerung. Nach vier kurzweiligen Stunden war unser Schicksal besiegelt.
    Jetzt hoffen wir, diese Perle bald wieder auf den Tisch zu bekommen, um von unseren Erfahrungen zu profitieren und noch mehr Spaß zu haben.


    Fazit: Zwei dicke Daumen nach oben! :thumbsup:


    *) Der zweite Klassiker war 1830, dazu vielleicht in den nächsten Tagen mehr

    Lese ja schon eine geraume Weile mit, und dieses schöne Thema hat mich zur Anmeldung gebracht.


    Hallo Brizzer,
    schön, dass dich das Thema animiert hat, dich hier im Forum aktiv zu beteiligen!


    #DieMacher hat mich vor Jahren auch begeistert und ich glaube sogar, dass es auch heute in meiner (kleinen) Spielerunde Anklang finden würde. Den Umfang der Regeln würde ich als durchaus akzeptabel erachten und das Thema ist auch heute noch als aktuell. Allein über die aktiven Parteien muss man ein wenig hinweg sehen. Sind doch die PDS und die FDP in der einen oder anderen Form nicht mehr ganz so aktiv in der Parteienlandschaft vertreten. Aber die Wahlprogramme hatte ich schon vor - sagen wir 15 Jahren - als genauso aktuell und zwischen den Parteien als austauschbar empfunden, wie heute. Gute Idee also, das Ding müsste mal wieder auf den Tisch.

    Aber um das Ganze nicht mit einem negativ-lästernden Ton zu beenden, mal zwei positive Beispiele "alter" Spiele, die ich auch heute noch gerne spiele: #Tikal und #LostCities. Sind zwar nicht, wie vom Originalposter gewünscht, End-80er / Anfang-90er, sondern "nur" End-90er, aber das sind auch immerhin 15 Jahre.


    Tatsächlich wollte ich den Begriff "Spieleklassiker" nicht auf einen bestimmten Zeitraum eingeschränkt wissen. Nur war es eben bei mir so, dass "meine" Klassiker aus den später 80ern/ frühen 90ern stammen. Aber ich glaube, zusammen mit #MagicTheGathering (1993/ 1994) setzte sich dann auch hier in Deutschland ein stetiges Wachstum anspruchsvollerer Spiele und ein breiteres Angebot durch.

    Stimmt, #Kremlin liegt zusammen mit der Erweiterung "realer" Politiker der KPD auch noch in meinem Schrank. Das Thema war in der 80zigern erfrischend, satirisch und aktuell. Wurde dann aber von der damals aktuellen politischen Entwicklung recht plötzlich aufs Abstellgleis gefahren. Ich habe es als solides Mehrheitenspiel mit Interaktion in Erinnerung. Ich würde es wohl wieder spielen, insbesondere da ich die Spieldauer als nicht überbordend in Erinnerung habe. Ob es sich heute noch trägt? Das gilt es noch herauszufinden.


    Damals hatte ich mir auch #Kingmaker von Avalon Hill gekauft. Die Kritiken damals waren überschwänglich. Leider kam es bei mir nie auf den Tisch. Wie sind eure Erfahrungen mit Kingmaker? Das dem Vernehmen nach von Kingmaker inspirierte #CrownOfRoses von GMT habe ich. Aber die Regeln erschienen mir allzu umständlich und wenig intuitiv. Leider ein Fall von Verstauben im Schrank.


    Grundsätzlich, das kann ich schon mal sagen, schreckt mich altes Material grundsätzlich nicht ab. Kleine, dünne Karten ohne grafischen Schnickschnack nehme ich auch heute noch dankbar an und sind kein Kriterium, ein Spiel nicht zu spielen. Um aber neue Spieler zu gewinnen, ist natürlich ein Mehr an Überzeugungsarbeit zu leisten...

    In dem Beitrag Bierbarts im letzten Wochenthread in Sachen #AdvancedCivilization und Warbears Ergänzungen wurde ja die (interessante) Frage aufgeworfen, in wie weit Spiele aus den späteren 80ern und frühen 90ern heutzutage noch den gleichen Reiz ausüben, wie früher. Eine Frage, die ich mir auch immer wieder mal stelle, aber deren Beantwortung ich aus verschiedenen Gründen noch nicht spielerisch nachgekommen bin.


    Der Beginn meiner Spielesozialisation liegt gut 25 Jahre hinter mir. Damals zu Schulzeiten, das Abitur vor Augen, war Zeit - auch wenn es sich damals vielleicht nicht so anfühlte - reichlich vorhanden.
    Eine gewisse Rollenspielerfahrung (#DSA, #Midgard, #ArsMagica) war auch bei mir und einigen Freunden vorhanden. Und da ja all die Rollenspiele in der Regel eher komplexere Regelwerke mit sich brachten, war die grundsätzliche Bereitschaft, sich einem anspruchsvolleren Brettspiel zu widmen, gegeben. Und da Rollenspielsitzungen auch nicht in 2 bis 3 Stunden ausgesessen waren, konnte man ausreichend Sitzfleisch als vorausgesetzt ansehen.
    Faktoren, die zumindest heute in meiner Spielerunde keine Selbstverständlichkeit mehr darstellen. Hauptsächlich berufliche und familiäre Verpflichtungen oder Umzüge "wichtiger" Spielepartner machen es schwer, liebgewonnen Klassiker aus "unserer" Brettspielgründerzeit, die eben ihre Zeit brauchen, wieder auf den Tisch zu bringen.


    #1830 hat sich bei uns auf jeden Fall bis heute ganz vorne gehalten. Das Eisenbahnspiel gefiel uns schon beim Erscheinen und konnte bis heute neue begeisterte Spieler finden. Für mich in Sachen Wirtschaftsspiel und Eisenbahn bis heute ungeschlagen. Dafür kann man mich immer begeistern. Bin schon gespannt wie sich dazu #18OE schlägt.


    #MerchantOfVenus haben wir vor einem guten halben Jahr in der neuen FFG-Version wieder auf den Tisch gebracht. Hier spürten wir den Zahn der Zeit deutlich. Aufwand und Ertrag standen für uns leider in keinem vernünftigem Verhältnis. Das würde ich nicht wieder spielen wollen. Die Interaktion kommt für die Spieldauer zu kurz.


    #Civilization das war in kurzer Zeit nach seinem Erscheinen in der WDS-Ausgabe oft auf den Tisch. Heute schreckt mich ab, dass es mindestens 6 Spieler sein und alle 8+ Stunden mitbringen müssten. Aber: Ausbreitung einer Zivilisation, technische Errungenschaften, Konflikte und Warentausch hab ich noch immer in bester Erinnerung. Bei diesem Spiel glaube ich zumindest, dass es auch heute noch das Potenzial hat, zu fesseln. Unvergleichlich die Triumphe, wenn man mal wieder die eine oder andere Katastrophe beim ungeliebten Nachbarn platzieren konnte. Negativ habe ich in Erinnerung, dass wer einmal an einer Entwicklungsgrenze nicht die erforderlichen Voraussetzungen hatte, keine Chance mehr auf den Sieg hat. Vorausgesetzt die anderen marschieren weiter. Da geht heute, glaube ich, eleganter. Ich kann mich an Sitzungen erinnern, als ein Spieler die Hälfte der Spielzeit ohne Chancen vorne mitzuspielen stundenlang marodierend durch die Länder zog oder als Pirat die Weltmeere mehr oder weniger unsicher machte. Bei Civilization ist mein Interesse aber da, es noch einmal zu spielen.


    #PaxBritannica schaffte es im Sog von Civilization auf unseren Tisch. Damals stöberte ich noch im Laden meines Vertrauens nach Neuheiten. Ganz ohne zu wissen, was da eigentlich auf einen Zukommt, denn Internet war noch ferne Zukunft. Pax Britannica war regeltechnisch noch mal eine Hausnummer höher, als alles was wir bis dato anfingen. Aber auch dafür fanden sich ausreichend Spieler, die auch gewillt waren, an zwei aufeinander folgenden Tagen dabei zu sein. Pax Britannica ist bestimmt nicht der heilige Gral des strategischen Brettspiels. Aber es hatten zumindest für mich und ein/ zwei Freunde so was wie ein Erweckungserlebnis. Die Spielfläche riesig und nur aus Papier. Und Pappcounter das hatte was von Freakspiel. Und dann noch Verhandlungen führen - auch hinter der Tür. All das gefiel uns. Pax Britannica aber wollte ich heute nicht mehr spielen. Da behalte ich lieber die rosarote Brille auf und erinnere mich an vergangene Jahre.


    #Junta ist auch so ein Spiel. Damals oft und mit viel Freude und Spaß gespielt. Ob es heute noch funzt, weiß ich nicht. Auch hier war es gut, möglichst 6 oder gar 7 Spieler zusammen zu bekommen, damit die Posten jeweils einem Spieler zugeteilt werden konnten. Ich las mal die rosarote Brille auf und lass es bei Erinnerungen an all die Attentate, den Seitenwechsel von Aufständigen und Regierungstreuen nach einem Kampf und den Löliposten als Admiral bleiben.


    Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?