Beiträge von MetalPirate im Thema „Spieleklassiker und die Rosarotebrille“

    Was ist eigentlich mit #SiedlervonCatan - ist doch auch schon ca. 20 Jahre alt, oder? Hat bestimmt jeder von uns gespielt, und tut es ab und an bestimmt auch noch!?


    Vor ein paar Wochen verkauft, incl. der vorhandenen Erweiterungen. Die ältesten Spiele, die jetzt noch bei mir im Schrank sind (wenn man mal sowas wie Skatkarten weglässt...), sind: El Grande, Euphrat & Tigris, Caesar & Cleopatra, Lost Cities, Ra, Tikal, Torres, Die Händler. Alles noch aus den (End-)90ern. Da sind schon ein paar schöne Schätzchen dabei, aber bei der nächsen "Aufräumrunde" ist garantiert wieder die Hälfte davon gefährdet, verkauft zu werden bzw. direkt in die Tonne zu wandern, weil sich verkaufen gar nicht mehr lohnt. Caesar & Cleopatra habe ich z.B. selbst für nur 1 EUR + Versand bei ebay ersteigert.

    Interessant ist auch der Vergleich mit Computerspielen. Da spielt auch kaum jemand mehr Sachen, die mehr als 5 bis 10 Jahre alt sind. Von daher ist eine "Haltbarkeit" von ~20 Jahren bei Brettspiel so schlecht nicht. Klar, bei Computerspielen ist die Grafik schnell(er) ein KO-Kriterium, aber eben nicht nur. Es sind auch die Mechanismen, die sich in beiden Bereichen weiterentwickelt haben.


    Was vor 10 oder 20 Jahren noch Stand der Technik unter der Spieleautorenzunft war, wirkt heute oft hölzern, weil man mittlerweile elegantere Mechanismen gewohnt ist. Beispiel: irgendetwas kostet einen Betrag X, niemand der Spieler will es dafür. Stand 2014 erwartet man dann Mechanismen, die es attraktiver machen, sei es durch Erhöhen des Gegenwertes oder sei es durch Reduzieren der Kosten (z.B. durch Verschieben auf einer Kostenleiste). Vor 20 Jahren hat's dann einfach niemand gekauft und dieses "irgendwas" lag dann halt wie Blei in der öffentlichen Kaufauslage, ohne dass es jemand gestört hätte. Heute geht das nicht mehr, weil es sofort als Mangel empfunden würde.


    Insbesondere alles, was mit größerem Aufwand an Tabellennachschlagen oder kompliziertem Rechnen zu tun hat, ist heute kaum mehr vermittelbar (ja, ich weiß, die älteren Wargamer in ihrer Exoten-Nische sehen das anders 8)) ). Hier gibt's natürlich eine ganz direkte Beeinflussung durch Computerspiele: der moderne Mensch erwartet einfach, dass einem ein Computer diesen aufwändigen, fummeligen Teil des Spielerlebnisses abnimmt. Das klassische Pen&Paper-Rollenspiel ist vom Computer-Rollenspiel bereits verdrängt worden und unter denjenigen, die freiwillig 300+ Papier- und Pappschnippsel über Landkarten schieben, um Krieg zu spielen, kann ich auch keine jüngeren Menschen mehr erkennen.


    Aber um das Ganze nicht mit einem negativ-lästernden Ton zu beenden, mal zwei positive Beispiele "alter" Spiele, die ich auch heute noch gerne spiele: #Tikal und #LostCities. Sind zwar nicht, wie vom Originalposter gewünscht, End-80er / Anfang-90er, sondern "nur" End-90er, aber das sind auch immerhin 15 Jahre.