Seit ca. zwei Jahren beobachte ich bei uns einen Effekt, der mir nicht sonderlich gefällt, bei dem ich aber auch nicht weiß, ob es sich lohnt dagegen anzukämpfen bzw. ob es überhaupt eine Möglichkeit gibt, die Dinge wieder in eine andere Richtung zu lenken:
Es fällt uns in der Familie immer schwerer sich auf ein Spiel zu einigen, mit dem wir uns gemeinsam beschäftigen wollen.
Als den Hauptgrund würde ich die (zu) große Auswahl ansehen. Im Sichtfeld befinden sich aktuell ca. 100 unterschiedlichste Spiele und anstatt daß das eine Bereicherung ist (wie ich es in meiner Naivität annahm) führt es eher zu einer Überforderung. Inzwischen hat jeder so seine Standardlieblingsspiele, die sich aber zum Großteil voneinander unterscheiden. Die vorhandene Schnittmenge ist ziemlich gering, und mich frustriert es dann eher, daß die anderen (aus meiner Sicht) ebenfalls tollen Sachen im Regal einstauben. Mag sein, daß ich meine eigene Kindheit verkläre, aber damals gab es maximal ein Dutzend Spiele, welche wir jahrelang rauf und runter nudelten und trotzdem dabei unsere Freude hatten. Jetzt, mit eigener Familie, hätte es um soviel mehr besser sein sollen, aber es fühlt sich nicht immer unbedingt so an. Aber ich bin nicht davon überzeugt, daß es die Lösung sein könnte, alles außerhalb der kleinen Schnittmenge wegzugeben, da dies meinem breiter gefächerten Interesse zuwider läuft.
Hinzu kommt natürlich, daß die Kinder mittlerweile 15 und 12 Jahre alt sind - da ist es vorbei mit "Ich zeig dir was tolles". Sie wissen ganz genau, worauf sie Bock haben - und wenn es das nicht gibt, dann erfolgt meist der Rückzug ins eigene Reich. Insofern war ich sehr froh, als es letztens beim Besuch beim Opa mit ihnen möglich war, #ZugUmZugEuropa, #Kingdomino, #Dog, #Atlantis und #BlueLagoon zu spielen, doch ließen sie es sich recht deutlich anmerken, daß das für sie kein Programm für mehrere Nachmittage bzw. Abende ist. Und als wir dann wieder heimfuhren kam auch sehr schnell der Kommentar, daß sie das jetzt garantiert mindestens einen Monat (wahrscheinlich deutlich länger) auf keinen Fall mehr anrühren werden.
Hier zeigte sich auch ein Generationenkonflikt. Während es für den Opa wichtig gewesen wäre, mehrere Partien eines Spiels öfters hintereinander zu spielen, war es für die Kinder genau anders herum. Soviele unterschiedliche Spiele wie nur möglich, damit es ja nicht zu schnell langweilig wird.
Aber zurück zum eigentlichen Problem: Derzeit ist mein Eindruck, daß daheim bei den Kindern oftmals die gemeinsame Zeit zum Spielen schlagartig an Priorität verliert, wenn nicht die eigenen Wünsche umgesetzt werden können. Meistens bin dann ich derjenige, der zurücksteckt oder versucht Kompromisse zu finden, aber von ihnen kommt da eher weniger. Nun stellt sich mir in dem Zusammenhang die Frage, ob das mit der Zeit der Pubertät zu tun haben könnte, daß der Sinn für das Gemeinschaftliche zurückgegangen ist oder ob es da noch andere Faktoren gibt, die man eventuell beeinflussen kann?