Beiträge von Freizeitvernichter im Thema „Luxusproblem: Wenn die Spieleauswahl daheim zu groß ist“

    Deine Tochter hatte mit 6 Jahren Lust GWT und Dominion mit dir zu spielen? Wollte sie einfach Zeit mit dir verbringen oder haben ihr die Spiele wirklich Freude bereitet?

    Schwierig zu sagen. Es hat sicherlich viel mit dazu beigetragen, daß das zu dieser Zeit die Spiele waren, die wir ihrem älterem Bruder gezeigt und beigebracht haben und er davon begeistert war. Und da sie über viele Jahre hinweg einen stark ausgeprägten Ehrgeiz an den Tag gelegt hatte, ihm um nichts nachstehen zu wollen, setzte sie sich einfach mit an den Tisch, sah uns beim Spielen zu (nebenbei erklärte ich ihr was wir da so alles machen), lernte auf diesem Weg die Regeln und wollte recht bald selber mitspielen. Natürlich hat es ihr anfangs viel Freude gemacht, einfach mit dabei sein zu können - andererseits kristallisierte es sich auch heraus, daß sie bei bestimmten Spielen wohl nie um den Sieg mitspielen kann, vor allem dann wenn es zu sehr in Richtung Optimierung geht. GWT wird aus diesem Grund mittlerweile von ihr komplett abgelehnt; Dominion ist in gewissem Maße noch okay. Bei meinem Sohn ist es dagegen anders. Je höher der Glücksanteil, desto eher fällt bei ihm ein Spiel raus.


    Wir haben eine sehr große Spielesammlung und wir kaufen viele Spiele. Wenn es aber nach meinem Sohn gehen würde, dann würden ihm viel weniger Spiele ausreichen.


    Ich würde einfach abwarten und mit den Kindern Brettspiele spielen, wenn sie auf dich zukommen.

    Bei den verschiedenen Gedankenanstößen aus den letzten Tagen plus einigem Beobachten von mir könnte es sein, daß mein ursprünglicher Gedankenansatz in diesem Thread nicht ganz korrekt ist. Während es früher eher normal war, ein neues Spiel nach dem Erlernen der Regeln häufiger auf den Tisch zu bringen, könnte es sich bei ihnen auch dahingehend verschoben haben, daß sie weitestgehend keinen Bock mehr auf (alt)bekanntes haben, wofür dafür meiste auch schon ein/zwei Partien ausreichend sein können. Denn als ich gestern den Vorschlag machte, ihnen etwas neues zu zeigen, waren sie sofort interessiert. Also wäre es dann genauso gut möglich, daß aktuell eher der Reiz des Neuen zieht, während ich lieber ein Spiel in 10+x Partien entdecken möchte. :/

    Wenn deine Kinder aber lieber jedes mal was neues spielen wollen bin ich mir nicht sicher ob ein reduzieren der Auswahl das Problem löst. Vielleicht eher ein "Einmal durch die Sammlung spielen"?

    Solange sie sich noch mit Unbekanntem ködern lassen ist das sicherlich ein Weg. Zum Glück habe ich noch ein wenig auf der Seite liegen, so daß ich da nicht in einen Kaufrausch verfallen muß. Und ansonsten hoffe ich auf so Überraschungsmomente wie heute Nachmittag und bin über meinen sehr guten zweiten Platz (84 P. - 77 P. - 47 P.) richtig zufrieden. :)

    Das Leben kann schon herrlich ironisch sein. Kaum schrieb ich mir diese Gedanken nach längerer Zeit von der Seele geschieht fast augenblicklich ein Wunder. Auf meine unverfängliche Frage bzgl. der Nachmittagsgestaltung kam sofort ein einstimmiges "gemeinsames Brettspiel" mit dem Vorschlag #ChrystalPalace von dem einen Kind mit dem wohlwollenden Nicken von dem anderen. Wow, das hatten wir schon seit drei Jahren nicht mehr auf dem Tisch und ist Balsam für mich. Jetzt geht´s gleich an das Aufbauen.


    :hopping:


    So werden hier doch wohl nicht heimlich mitlesen, oder? :wusch:

    Beim Schreiben fiel mir folgende Idee ein: Besprichst du die Spiele, die du kaufen möchtest, mit deinen Kindern, pitchst sie sozusagen und holst dir ihr Go? Das könnte die Identifikation deutlich steigern. Und zweite Erkenntnis: Bei Nichtsovielspielern steht oft das Thema und die Grafik deutlich mehr im Vordergrund.

    Meistens nicht. Aber der Neuerwerb hat in den letzten zwei Jahren eh nachgelassen. Ich denke eher, daß es was mit Übersättigung zu tun haben könnte. Sie sind mit Brettspielen aufgewachsen, haben das quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Bei meiner Tochter war z.B. ein GWT oder ein Dominion mit 6 Jahren möglich - und jetzt ist irgendwie die Luft raus. Einerseits verständlich (es gibt ja da draußen in der Welt noch soviel mehr), andererseits eben für mich schade. Ich lege mal meine Hoffnung darauf, daß wie von anderen bereits vorgeschlagen, ich in der Familienzeit gewisse "Leuchtfeuer" setzen kann, auch wenn das bedeutet, daß die Abstände dafür weiter gesteckt sind als in der Vergangenheit.

    Fluegelschlaegerin

    Ja, solche Gespräche hatten wir hin und wieder. Meistens findet sich dann auch was. Allerdings hält das nicht lange an.


    Es ist auch gut möglich, daß das bei mir gerade ein Jammern auf hohem Niveau ist. Das will ich gar nicht ausschließen. Mir kommt es eben so vor, daß meine Vorstellungen häufiger mit der Realität konfrontieren als es mir lieb ist. Andererseits: Mit 15 Jahren soll die Pubertät auch mal ausschlagen dürfen - nur ist das als Elternteil auch nicht immer einfach zum Aushalten. Das sind zwar andere Herausforderungen als im benachbarten Baby-Thread, aber das macht es nicht unbedingt leichter.


    Von daher verschiebe ich meinen Fokus derzeit eher darauf, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich mit ihnen noch gemeinsam machen kann, auch wenn das bedeutet, daß das Thema "Brettspiel" weniger präsent ist als ich es mir wünschen würde. Aber der Zeit mit ihnen möchte ich dann doch mehr Vorrang einräumen.

    Seit ca. zwei Jahren beobachte ich bei uns einen Effekt, der mir nicht sonderlich gefällt, bei dem ich aber auch nicht weiß, ob es sich lohnt dagegen anzukämpfen bzw. ob es überhaupt eine Möglichkeit gibt, die Dinge wieder in eine andere Richtung zu lenken:


    Es fällt uns in der Familie immer schwerer sich auf ein Spiel zu einigen, mit dem wir uns gemeinsam beschäftigen wollen.


    Als den Hauptgrund würde ich die (zu) große Auswahl ansehen. Im Sichtfeld befinden sich aktuell ca. 100 unterschiedlichste Spiele und anstatt daß das eine Bereicherung ist (wie ich es in meiner Naivität annahm) führt es eher zu einer Überforderung. Inzwischen hat jeder so seine Standardlieblingsspiele, die sich aber zum Großteil voneinander unterscheiden. Die vorhandene Schnittmenge ist ziemlich gering, und mich frustriert es dann eher, daß die anderen (aus meiner Sicht) ebenfalls tollen Sachen im Regal einstauben. Mag sein, daß ich meine eigene Kindheit verkläre, aber damals gab es maximal ein Dutzend Spiele, welche wir jahrelang rauf und runter nudelten und trotzdem dabei unsere Freude hatten. Jetzt, mit eigener Familie, hätte es um soviel mehr besser sein sollen, aber es fühlt sich nicht immer unbedingt so an. Aber ich bin nicht davon überzeugt, daß es die Lösung sein könnte, alles außerhalb der kleinen Schnittmenge wegzugeben, da dies meinem breiter gefächerten Interesse zuwider läuft.


    Hinzu kommt natürlich, daß die Kinder mittlerweile 15 und 12 Jahre alt sind - da ist es vorbei mit "Ich zeig dir was tolles". Sie wissen ganz genau, worauf sie Bock haben - und wenn es das nicht gibt, dann erfolgt meist der Rückzug ins eigene Reich. Insofern war ich sehr froh, als es letztens beim Besuch beim Opa mit ihnen möglich war, #ZugUmZugEuropa, #Kingdomino, #Dog, #Atlantis und #BlueLagoon zu spielen, doch ließen sie es sich recht deutlich anmerken, daß das für sie kein Programm für mehrere Nachmittage bzw. Abende ist. Und als wir dann wieder heimfuhren kam auch sehr schnell der Kommentar, daß sie das jetzt garantiert mindestens einen Monat (wahrscheinlich deutlich länger) auf keinen Fall mehr anrühren werden.


    Hier zeigte sich auch ein Generationenkonflikt. Während es für den Opa wichtig gewesen wäre, mehrere Partien eines Spiels öfters hintereinander zu spielen, war es für die Kinder genau anders herum. Soviele unterschiedliche Spiele wie nur möglich, damit es ja nicht zu schnell langweilig wird.


    Aber zurück zum eigentlichen Problem: Derzeit ist mein Eindruck, daß daheim bei den Kindern oftmals die gemeinsame Zeit zum Spielen schlagartig an Priorität verliert, wenn nicht die eigenen Wünsche umgesetzt werden können. Meistens bin dann ich derjenige, der zurücksteckt oder versucht Kompromisse zu finden, aber von ihnen kommt da eher weniger. Nun stellt sich mir in dem Zusammenhang die Frage, ob das mit der Zeit der Pubertät zu tun haben könnte, daß der Sinn für das Gemeinschaftliche zurückgegangen ist oder ob es da noch andere Faktoren gibt, die man eventuell beeinflussen kann?