Nachdem das Spiel seit drei Monaten im Schrank lag, ist Dungeon Degenerates jetzt auch endlich mal bei uns auf dem Tisch gelandet.
Nach der ersten Partie zu dritt (Szenario 1 bis zum Ende) ist meine Vorfreude jedoch stark gedämmt worden und ich hoffe, das Spiel kann in den nachfolgenden Szenarios noch ein paar Schippen drauflegen.
Ich weiß nicht, ob es einfach nur Ziehpech war, aber wir haben es geschafft, mit wirklich jeder Dangerkarte in einen Kampf verwickelt zu werden. Dadurch und durch das ständige Nachlesen im Regelheft war der Spielfluss leider sehr zäh und monoton, dementsprechend dann auch das Fazit meiner beiden Mitspielerinnen und von mir selbst auch.
An dem Regelheft saß ich mindestens 4 Stunden, obwohl ich mir vorher bereits einige Videos dazu angesehen hatte. Im Spiel selbst hatten wir dann trotzdem einiges vergessen - ja die Regeln sind recht fitzelig und wichtige Details stehen zum Teil auch nicht in der Kurzfassung, wodurch man anfangs immer wieder ins Heft schauen muss. Auch von den Monster Traits, welche einen wichtigen Beitrag leisten, um die Kämpfe halbwegs abwechslungsreich zu machen, gibt es so viele, dass man in den ersten Partien häufig den Spielfluss unterbrechen muss, um noch einmal im Heft nachzulesen. Dass es bei den Traits so viel Abwechslung gibt, ist natürlich ansonsten eine gute Sache.
Selbst wenn man diese Anfangshürde einmal außer Acht lässt, habe ich trotzdem Zweifel daran, dass mich das Spiel mittelfristig überzeugen wird. Die Spielabfolge ist ja in Szenario 1 recht simpel mit Move oder Rest -> Dangerkarte -> evtl daraus resultierende Kämpfe und Encounter abhandeln. Bei uns gab es nur ein paar wenige Encounter, die sich auch alle relativ belanglos angefühlt haben (Entscheidung -> Würfelwurf -> nichts passiert oder minimaler Effekt). Zu Kämpfen kam es dafür wie gesagt sehr häufig (gefühlt 90% der Spielzeit war bei uns Abhandeln der Kämpfe). Selbige kamen mir und meinen Mitspielern allerdings eher stupide und monoton vor mit viel Würfeln und sehr offensichtlichen Entscheidungen ohne großen taktischen Anspruch. Die Kämpfe mit der vollen Party waren auch nie wirklich knapp, so dass wir hätten mitfiebern können oder ähnliches. Naja, das wird mit Hand of Doom, Epic Monstern und den 3 XP Monstern, die anfangs noch nicht im Deck sind, sicher späteren noch anspruchsvoller. Bisher gab es für uns auch nur die Lowlands als Region zu sehen. Trotzdem war das Fazit in unserer Runde heute: "Sehr langatmig!"
Irgendwie habe ich bis jetzt aufgrund der hohen Glückslastigkeit und des geringen taktischen Anspruchs außerdem den Eindruck, dass ich eher von dem Spiel gespielt werde als umgekehrt und ich trotz der vielen Entscheidungsmöglichkeiten mir höchstens aussuchen kann, welchen Teil von dem vorgefertigten Gesamtwerk ich mir anschauen darf, anstatt dass wirklich das Gefühl aufkommt, dass ich da eine Spielwelt oder ein Abenteuer selbst erschaffe oder dass ich durch mein Geschick und meine taktischen Überlegungen ein schwieriges Spiel meistern kann. Das finde ich schade, da ich mir nach dem ganzen Lob doch etwas mehr Substanz erwartet hatte, aber ich möchte dem Ganzen auch noch eine Chance geben und zumindest das nächste Szenario noch weiter spielen, in der Hoffnung, dass sich das, was ich im ersten Spiel als negativ wahrgenommen habe, wenigstens etwas relativiert. Ich schaue mir morgen auch nochmal die Regeln an, ob wir da nicht irgendwas Grundlegendes übersehen haben.
Was ähnliche Spiele angeht... hier gab es ja schon Vergleiche von DD mit Gloomhaven, Tainted Grail und anderen Titeln, was mich nach dem Spielen jetzt noch mehr verwundert - das sind ja nicht nur Äpfel und Birnen sondern eher Äpfel und Space Shuttle. Dungeon Degenerates ist weder auch nur annähernd ein Dungeon Crawler noch ein Explorationsspiel wie Tainted Grail oder 7th Continent. Ich würde es eher als Encounterspiel bezeichnen, welches mich am ehesten von der Spielmechanik her an Arkham Horror 2 oder Eldritch Horror erinnert mit den Encounterkarten, der von Anfang an offenen Map, den vielen Attributsproben und den vergleichsweise simplen Kämpfen. Ansonsten ist es vielleicht noch mit Talisman und Runebound vergleichbar, wenn man die übergeordnete Story von DD außen vor lässt, oder eventuell mit Folklore (nie gespielt, deswegen kann ich das nicht genau sagen).
Ich schließe mich bisher voll der Kritik von Chordcommander an und würde nach jetzigem Stand sogar noch weiter gehen und sagen, dass ich nichts wirklich maßgebend Positives erkennen kann (bis auf das Setting und die Darstellung, die ich tatsächlich sehr cool finde). Ich hoffe, mein zweiter Eindruck wird etwas besser ausfallen.