Die Jäger des verpassten Schnäppchens und wieso ich auch mit 20% auf Alles keine 80% Verständnis aufbringen kann

  • Was man ja auch nicht vergessen darf: Wir beide zumindest integrieren ja auch KS-Elemente in unser normales Verlagsleben. Maximale Transparenz, ständige Kommunikation: Podcasts, Discord etc. Und wir sind ja beide extrem offen was unsere Arbeit anbetrifft - lassen Feedback einfließen etc. Das kostet ja unfassbar viel Zeit auch.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Ich möchte auch noch erwähnen, dass wir uns glücklich schätzen können, hier in Deutschland verhältnismäßig viele Fachgeschäfte zu haben. Diese sind es, die nicht nur informierte Personen als Kundschaft haben sondern eben auch jene, die bisher kaum gespielt haben, mit dem Hobby in Verbindung bringen. Wir Verlage in Deutschland wissen diese Läden sehr zu schätzen und betrachten sie als unsere wichtigsten Partner. Deshalb ist vielfach unser Handeln und Tun eben auch so ausgelegt, dass wir diese Partner mit denken und nicht umgehen. Das könnten wir, wir sind aber der Meinung, dass wir uns langfristig damit keinen Gefallen tun. Deshalb sollte eine zukunftsträchtige Strategie aller Partnerinnen und Partner so aussehen, dass Innovation möglich ist aber eben auch die breite Skalierung über einen Fachhandel.

    Gibt es dafür verlässliche Zahlen oder ist das dein Gefühl?

  • Müssen denn Redakteure eine KS Kampagne betreuen oder könnte die nicht jemand anderes im Beitrag übernehmen? Muss es wirklich eine 24/7 Betreuung geben oder könnte man dies nicht auch in Vorfeld in der KS Kampagne kommunizieren?

  • Wahr ist aber auch, dass sich die Kickstarter-Vermarktung und das traditionelle Geschäft nicht ohne weiteres vereinen lassen. Denn beides erfordert einen enormen Arbeitsaufwand in ganz unterschiedlichen Bereichen, die nicht ohne weiteres von wenigen mitarbeitenden abgedeckt werden können.

    Genau das ist der Punkt. Natürlich könnte auch ein deutscher (Klein-)Verlag sich auf Kickstarter spezialisieren und dies als Geschäftsmodell verfolgen. (Ob das langfristig funktioniert, ist allerdings unklar.) Aber das ist dann eben ein anderes Geschäftsmodell als das, was die etablierten Verlage verfolgen.

    Müssen denn Redakteure eine KS Kampagne betreuen oder könnte die nicht jemand anderes im Beitrag übernehmen? Muss es wirklich eine 24/7 Betreuung geben oder könnte man dies nicht auch in Vorfeld in der KS Kampagne kommunizieren?

    Ich habe bei deinen Fragen in diesem Thread bisher das Gefühl, dass dir jegliche Vorstellungskraft dafür fehlt, wie ein KS abläuft. Wie viele KS Projekte hast du selbst bisher aktiv verfolgt?

  • Es ist aber nicht so, als wären es zum Beispiel im Jahr 1990 nur 100 Spiele pro Jahr gewesen. Es waren auch damals schon ca. 500-700 Stück jährlich.

    Das mag sein. Aber eine Verdoppelung der verschiedenen Titel bei gleichem Absatzmarkt bedeutet eine Halbierung der Auflagenhöhe. Und was ich bisher von euch Verlagsvertretern gehört habe, kann das die Marge komplett ruinieren.

    Zumal die Konkurrenz für Brettspiele als Hobby sicher nicht einfacher geworden ist seit 1990, oder sehe ich das falsch?

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Müssen denn Redakteure eine KS Kampagne betreuen oder könnte die nicht jemand anderes im Beitrag übernehmen? Muss es wirklich eine 24/7 Betreuung geben oder könnte man dies nicht auch in Vorfeld in der KS Kampagne kommunizieren?

    Nein, das ist eine reine Vertriebs- und Marketingaktion. Das hat auf dem Schreibtisch eines Redakteurs nichts verloren. Außer natürlich er wird als „Interviewpartner“ eingeladen.


    MMn ist auch ein KS kein 24/7-Job. Denn die Kampagne läuft 30 Tage, da muss man nicht in Sekundentakt auf Fragen reagieren. Bei Social Media übrigens auch nicht ;)


    Es ist aber schon so, dass diese Kapazitäten, auch wenn es nur 2-4 Stunden am Tag sind, in einem Verlag erstmal geschaffen werden müssen.

  • Ich hatte ja bereits mehrfach auch kritisch zu Kickstarter kommentiert. Die Idee von einst ist bei der Plattform gar nicht mehr vorhanden, es ist eine reine Kommerz-Schlacht mit übertriebener Influencer-Werbung, die anpreisender kaum sein könnte.


    Dass wir da in Deutschland - bis auf wenige Ausnahmen bei einigen Kanälen - nicht mitziehen, spricht für die ganzen Blogger, YouTuber und Podcaster. Dennoch: Kickstarter/Crowdfunding wird sich immer aggressiver inszenieren und die klassischen Wege vielleicht sogar schrittweise verdrängen. Dafür funktioniert das System im hochpreisigen Segment einfach zu gut.


    Andererseits darf man nicht so tun, als hätten die Luxus-Brettspiele einen tatsächlichen Einfluss auf die Branche, denn dafür sind die Auflagen letztendlich oftmals zu gering. Ich befürchte nicht, dass Brettspieler zu geizig werden, sondern, dass sie den Blick für eine realistische Preisgestaltung verlieren. Es erscheint in Diskussionen ja fast so, als gäbe es nur noch 120-Euro-plus-Brettspiele oder Ramsch. Die wahren Treffer und Evergreens liegen allerdings immer irgendwo dazwischen.


    Was ist ich dem Atemzug selten verstehe: Alle schimpfen, wenn Spiele online und nicht im lokalen Shop gekauft werden, aber bei KS setzt diese Regel plötzlich aus. Da könnte man grundsätzlich ebenso warten, dann auf eine lokalisiert Version, die man durchaus - angesichts des Rufs der deutschen Brettspielbranche - als Qualitätsmerkmal ansehen kann.

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  • Aber eine Verdoppelung der verschiedenen Titel bei gleichem Absatzmarkt bedeutet eine Halbierung der Auflagenhöhe.

    Aber der Absatz hat sich ja seit 1990 ebenfalls erhöht. Ob verdoppelt, weiß ich nicht, aber heute werden mit Sicherheit viel mehr Spiele in Deutschland verkauft als 1990.

    Nein, das ist eine reine Vertriebs- und Marketingaktion. Das hat auf dem Schreibtisch eines Redakteurs nichts verloren. Außer natürlich er wird als „Interviewpartner“ eingeladen.

    Backer stellen aber nicht selten Detailfragen, die nur der Redakteur beantworten kann.

  • Nein, das ist eine reine Vertriebs- und Marketingaktion. Das hat auf dem Schreibtisch eines Redakteurs nichts verloren. Außer natürlich er wird als „Interviewpartner“ eingeladen.

    Backer stellen aber nicht selten Detailfragen, die nur der Redakteur beantworten kann.

    das kann doch nicht stimmen. Jeder, der ein Spiel kennt, sollte in der Lage sein, solche Fragen zu beantworten. Der Redakteur ist dafür verantwortlich, dass es andere Leute außer ihm können ;) Sonst wäre ja jedes Spiel ohne den Redakteur am Tisch unspielbar. Fragen zu Preisen, Versand und Ausstattung kommen ebenfalls nicht vom Redakteursschreibtisch bzw. sollten sie es nicht.


    Und selbst wenn, dann wäre es immer noch ein leichtes Fragen zu sammeln und ein wöchentliches Posting dazu zu schreiben.


    Ich finde, ihr bläht das Thema Kickstarter und dessen Aufwand ein wenig zu sehr auf.

  • Nein, wir blähen es nicht auf. Der einzige Fakt ist, dass die aktuelle Verlagsstruktur so nicht auf die notwendige Arbeitsteilung vorbereitet ist. Der Redakteur SOLLTE gar nichts mit dem KS zu tun haben - er sollte sich um das Spiel kümmern. Der Projektmanager sollte sowas machen und eine vernüftige Stakeholder Integration hinbekommen. Alleine diese Person gibt es aber nicht in einem normalen Verlag. Und die sonst notwendigen Abteilungen laufen komplett aneinander vorbei - müssten aber extrem integriert sein: Versand, Vertrieb, Marketing, Entwicklung. Wenn du da über die Chefetage oder das Lager oder etc. pp musst, verlierst du nicht nur TAGE für simple Antworten und Entscheidungen, die dir andere KS innerhalb von Minuten geben können (oder Stunden) - wenn du einen KS machen möchtest, der vielleicht ne Million erreicht, dann noch mehr.

    Glaub mir wenn ich sage, was ich sonst schon gesagt habe: strukurell ist das ein ganz anderes Biest und man kann es NICHT mal einfach so machen. Klar nen KS wie Queen Games das ist jetzt kein Hexenwerk. Da gebe ich dir Recht. Aber ein bissl mehr Aufwand ist es schon. Wir können es ja mal probieren :D Ich sage dir aber: Ich beantworte nicht wieder KS Fragen und Kommentare, während ich mit 40 Fieber im Bett liege ..

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  • Ich sage dir aber: Ich beantworte nicht wieder KS Fragen und Kommentare, während ich mit 40 Fieber im Bett liege ..

    Das sollte kein Redakteur machen müssen, und auch niemand mit Fieber ;) Aber soweit geh ich ja mit, dass die Strukturen nicht gegeben sind.


    Bleibt nur die Frage, ob ein KS überhaupt Millionen einspielen muss. Queen Games aus deinem Beispiel sollten den Vorteil der Vorfinanzierung auch so nutzen können.

  • Ich möchte auch noch erwähnen, dass wir uns glücklich schätzen können, hier in Deutschland verhältnismäßig viele Fachgeschäfte zu haben. Diese sind es, die nicht nur informierte Personen als Kundschaft haben sondern eben auch jene, die bisher kaum gespielt haben, mit dem Hobby in Verbindung bringen. Wir Verlage in Deutschland wissen diese Läden sehr zu schätzen und betrachten sie als unsere wichtigsten Partner. Deshalb ist vielfach unser Handeln und Tun eben auch so ausgelegt, dass wir diese Partner mit denken und nicht umgehen. Das könnten wir, wir sind aber der Meinung, dass wir uns langfristig damit keinen Gefallen tun. Deshalb sollte eine zukunftsträchtige Strategie aller Partnerinnen und Partner so aussehen, dass Innovation möglich ist aber eben auch die breite Skalierung über einen Fachhandel.

    Das möchte ich bestätigen aus meiner Arbeit im Brettspielladen. Es sind in den letzten Jahren, insbesondere aber 2020, ganz viele neue Kunden ins Geschäft gekommen, die bis dahin wenig Berührungspunkte mit Brettspielen hatten. Die dann im Laden stehen, leuchtende Augen ob des vielfältigen Angebots bekommen und sich über Beratung zu diversen Spielen freuen.

    Mich freut es dann wiederum, wenn diese Kunden 2 Wochen später wieder im Laden stehen, um zu erzählen, wieviel Spaß sie mit den Spielen hatten und dringend neuen Nachschub brauchen :)!

    Das kann Amazon & Co einfach nicht leisten....

  • Vor 4-5 Jahren einmal die Woche, im letzten Jahr im April nach dem Lockdown 1-2 mal pro Arbeitstag. Im Sommer wieder etwas weniger.

    Von Oktober - Dezember 2020 etwa 3-8mal pro Arbeitstag , dass relativ „Unbefleckte“ intensive Beratung brauchten und sich daran erfreuten. Davon kamen natürlich nicht alle nach kurzer Zeit wieder, aber doch so einige.

    Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass viele (Neu)-Kunden den Besuch des Spieleladens auch als „Event“ betrachtet haben, was zum guten Teil sicher der Corona-Situation geschuldet war. Aber bei einigen Kunden hatte ich schon das Gefühl, dass der Funke übergesprungen ist und sie auch sehnsüchtig darauf warten, dass Brettspielnachmittage, die wir (mit)-organisieren , wieder durchgeführt werden können...

  • Ben2 und PowerPlant – Nur eine kurze Zwischenfrage aufgrund eurer Signaturen und zur Einordnung eurer Beiträge:

    Arbeitet ihr beide beim selben »Frosted Games«? :/

    Ja.

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  • Es ist halt am Ende doch wie so oft: auch hier gibt es nicht schwarz und weiß. Aber je besser und eindeutiger man als Anbieter positioniert ist, desto einfacher wird es auch, werthaltig zu entwickeln und zu verkaufen. Wobei „einfacher“ nicht „leicht“ heißen muss. Was jemand für ein Brettspiel bereit zu zahlen ist, hängt halt maßgeblich davon ab, was für einen Wert es für ihn oder sie erzeugt. Und dieser Wert kann ganz unterschiedlich sein. Die Mechanik, die Zugänglichkeit, die Ausstattung, das Thema, das Gesamtpaket usw. – das hängt halt sehr stark von den Bedürfnissen und daraus resultierenden Bedarfen ab. Und das ist in der Masse dann sicher auch noch anders, als in der Experten-Nische.


    Und insgesamt hat sich der Markt aus meiner Konsumentensicht in den letzten Jahren schon sehr verändert. Das Angebot ist breiter geworden, viele Spiele sind aufwändiger und auch teurer geworden. Für mich ist das kein Engpass und natürlich freut man sich gerade bei teuren Titeln, wenn man sie etwas günstiger bekommt. Wenn ich einen Titel aber unbedingt haben will, dann ist der Faktor Preis am Ende vielleicht nicht so relevant. Oft kaufe ich dann sogar lieber bei Verlagen direkt, wenn das geht, um die Arbeit mehr zu unterstützen. Oder halt im Brettspielladen vor Ort, obwohl es da zum UVP angeboten wird. Weil der Wert in dem Moment halt für mich ein anderer ist. Zum Beispiel, dass ich es direkt mitnehmen und auspacken kann (und dann kurioserweise oft doch erst Tagen oder Wochen später spielen kann).


    Im Kern ist es aber wie in jeder Branche: wenn der Preis bzw. Rabatt zum einzigen Argument wird, dann ist der Wert offensichtlich nicht gegeben. Die Kunst ist ja gerade, den Wert so zu erzeugen, dass der Preis keine Hürde darstellt. Das geht halt einfacher, wenn man eine klare Positionierung im Markt hat. Nochmal, ich habe nicht geschrieben, dass das trivial zu lösen ist.

  • Ben2 und PowerPlant – Nur eine kurze Zwischenfrage aufgrund eurer Signaturen und zur Einordnung eurer Beiträge:

    Arbeitet ihr beide beim selben »Frosted Games«? :/

    Ja, und dennoch sind wir zwei unterschiedliche Menschen mit gleichen aber auch mal unterschiedlichen Ansichten, die hier als Privatpersonen schreiben :)

  • Ich finde, ihr bläht das Thema Kickstarter und dessen Aufwand ein wenig zu sehr auf.

    Wenn dir das KS-Niveau ausreicht, das Queen veranstaltet, dann magst du Recht haben. Das ist aber meines Erachtens nicht das Niveau, das ein KS haben sollte.

    Der Redakteur SOLLTE gar nichts mit dem KS zu tun haben - er sollte sich um das Spiel kümmern. Der Projektmanager sollte sowas machen und eine vernüftige Stakeholder Integration hinbekommen. Alleine diese Person gibt es aber nicht in einem normalen Verlag.

    Genau das ist der Punkt. In den meisten Verlagen ist der Produktionsmanager dieselbe Person wie der Redakteur.

  • Ja, und dennoch sind wir zwei unterschiedliche Menschen mit gleichen aber auch mal unterschiedlichen Ansichten, die hier als Privatpersonen schreiben :)

    Aber hallo. Ich finde es äußerst sympathisch und interessant. Und zeigt durchaus auch die Besonderheiten dieser Branche oder Menschen in dieser Branche.

  • Ich sehe hier zwei wesentliche Probleme für die Professionalisierung des deutschen Brettspielemarkts. Mit Brettspiele verdient in Deutschland wohl bis auf die Händler niemand wirklich was und es wird sich daran wohl auch nichts ändern, da Grafiker etc. sich selbst die Preise kaputt gemacht haben. Und die teilweiser interne Aufopferungsbereitschaft würde mich von außen abschrecken. Ben2 niemand erwartet von dir, dass du arbeitest und irgendwelche Fragen beantwortest in deiner Freizeit oder gar wenn du krank bist. Du machst dich so nur kaputt und brennst aus. Diese Arbeitsweise können nur ganz wenige ohne größere Probleme durchhalten und man sollte nicht glauben, dass man zu einer dieser Ausnahmen zählt. :(

    Zweitens die Nicht Bereitschaft was an der internen Struktur zu ändern. Genau deswegen habe ich #Thygra hinterfragt, ob wirklich Redakteure eine KS Kampagne betreuen müssen und da haben wir gelernt, dass eigentlich der Vertrieb dafür zuständig wäre. Aber wenn es nicht mal bei einer kleinen Firma wie bei Pegasus (laut Wikipedia 30 Mitarbeiter) der Fall ist, dass die einzelnen internen Abteilungen miteinander eng zusammen arbeiten, dann sollte man da mal was ändern.


    Und ich verstehe nicht, wie man so gehässig auf die Queen Games Kampagnen schaut, da wird zwar so manches falsch gemacht, aber auch einiges richtig. Pegasus hätte so eine Kampagne gut getan oder es gibt ja auch KS Kampagnen ganz ohne Stretchgoals, sondern nur das Brettspiel so wie man es sich vorstellt. Die Pegasus KS Kampagne ist auch nicht während der Finanzierung gescheitert, da war ja noch alles in Ordnung. Die Kampagne ist im Nachgang an der Produktion, Qualität, Lieferung und Kommunikation gescheitert und gilt deswegen als schlechtes Beispiel. Die ersten 3 Punkte sind gerade als gestandener Verlag unrühmlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Rei ()

  • SGs sind keine Pflicht, das beweisen auch erfolgreiche Kampagnen (Zitat Gloomhaven: „Why no SGs? Because SGs suck!“).


    Den Versand kann man auf einer globalen Ebene auch nicht selbst stemmen, da braucht man regionale Dienstleister allein aus Kostensicht für die Backer.


    Ich stoße mich in dieser Diskussion eigentlich nur an dem Punkt, dass man 24/7 online sein müsste. Da denkt man wie gesagt auch gern von Social Media, stimmt aber auch dort nicht.


    Ein Stonemaier Games ist in den ersten Jahren auch sehr weit gekommen, quasi als One Man Show. Man kann sich zwar 40 Stunden am Tag mit Comments beschäftigen, aber das ist eine typische 80/20-Frage.


    Wo ich allerdings zustimme ist, dass dafür wahrscheinlich Leute in den Verlagen fehlen, die sich mit den relevanten Themen auskennen oder dafür Zeit hätten.

  • Im Kern ist es aber wie in jeder Branche: wenn der Preis bzw. Rabatt zum einzigen Argument wird, dann ist der Wert offensichtlich nicht gegeben. Die Kunst ist ja gerade, den Wert so zu erzeugen, dass der Preis keine Hürde darstellt.

    Das möchte ich mal nutzen um wieder mehr in Richtung des ursprünglichen Themas und weg von "Warum machen die Verlage kein Kickstarter" zu kommen.


    Der Wert eines Spiels das neu auf den Markt kommt eher ein Versprechen. Der Kunde kennt das ja noch nicht. Wie macht man das denn, außer über optische Opulenz? (Da wird ja ... vielleicht ... gerne gespart, wie ich lesen konnte.)


    Und noch was... irgendwie habe ich den Eindruck, für den Preisverfall fgibt man hauptsächlich den Kunden die Schuld. Die handeln aber eigentlich nur "ökonomisch rational". (:evil:) Was mir hier deutlich zu kurz kommt, ist der Handel. Wie kann es denn sein, dass da direkt zur Vorbesteklung schon mit derartigen Rabatten um sich geworfen wird. (Bücher.de, Hugendubel, teilweise auch Fantasy Welt)


    Im Handel ist der Preis ja oft von der abgenommenen Menge abhängig. Ist es als Verlag hier nicht möglich mal an der Preisschraube für die Großen zu ziehen und dem lokalen Handel (Premiumpartner ... usw) bessere Konditionen anzubieten?

  • Im Handel ist der Preis ja oft von der abgenommenen Menge abhängig. Ist es als Verlag hier nicht möglich mal an der Preisschraube für die Großen zu ziehen und dem lokalen Handel (Premiumpartner ... usw) bessere Konditionen anzubieten?

    Kommt ja immer super an hier im Forum, wenn Verlage ihre Spiele erst einmal exklusiv an Partner-Spielehändlern rausgeben.


    Ansonsten, am Beispiel eines Spiels, das für 10€ beim Händler landet:

    Wenn du einen kleinen Spieleladen hast, musst du Pacht, Mitarbeiter usw einkalkulieren, und brauchst ne hohe Marge, sagen wir 10+10=20€.

    Wenn du Thalia etc bist, hast du immer noch Ladengeschäfte usw, aber absurd mehr Umsatz, da reicht dir vielleicht 10+5=15€.

    Ähnlich, wenn du einen Onlinehandel hast, da fallen die Kosten für die Ladengeschäfte weg, da reicht vielleicht auch 10+5=15€.

    Wenn du über Amazon handelst (und deren Lager und Vertrieb nutzt), reicht dir vielleicht sogar 10+1 (für Amazon)+2=13€.

    Und schon fängt die Preisspirale an.

    Aber der kleine Händler kann nicht realistisch auf die 13 Euro runter, ohne sich die Lebensgrundlage kaputt zu machen. Das Verhältnis Umsatz/Fixkosten ist leider beim Fachhandel so ziemlich das schlimmstmögliche.


    Und dein Vorschlag wäre jetzt, Amazon das Spiel für 17 Euro zu verkaufen, wenn du es Thalia und Fantasywelt für 15 Euro und den Spielehändlern für 10€ gibst? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Beteiligten das mitmachen.

    "Ich nehme direkt 2000 Spiele, dafür zahl ich dir 5€ mehr pro Stück" ist leider nicht das Modell, auf das sich unsere BWL-Professoren geeinigt haben. ;)


    Wenn du die Preise stabil halten willst, sehe ich keine Alternative zum Direktvertrieb (wie Schwerkraft). Aber die machen sich a) auch nicht gerade allzu beliebt bei den Händlern (und Kunden), und sitzen b) in der glücklichen Position, auf die Strukturen von Brave New World (Lager, Vertrieb usw) zugreifen zu können, wenn ich das Geschäftsmodell richtig verstanden habe.


    Oder ein Modell ähnlich der Buchpreisbindung.

  • PeterRustemeyer

    Genau darauf wollte ich hinaus. Nur anders formuliert: Den Preis insgesamt hoch setzen und den kleinen Rabatte gewähren. Für die zusätzliche Öeistung Kundenbindung/Beratung.

    "Ich nehme direkt 2000 Spiele, dafür zahl ich dir 5€ mehr pro Stück" ist leider nicht das Modell, auf das sich unsere BWL-Professoren geeinigt haben. ;)

    Das stelle ich hiermit für diesen speziellen Fall in Frage. Und zwar mehr in dem Sinne, dass nicht für abgenommene Menge ein Rabatt gewährt wird, sondern für Kundenbetreuung vor Ort.


    Das Ziel ist es eben gerade die Skaleneffekte zu negieren und trotzdem die Zugänglichkeit zum Produkt möglichst breit zu halten. (Deswegen nicht nur Direktvertrieb oder Exklusivität für den Fachhandel.)


    Aber ich sehe hier das gleiche wie im Umweltschutz. Moralische Apelle an den Kunden werden das Problem nicht lösen. Als Verlag würde ich versuchen vom Preiskampf der Giganten mir ein Stück abzuschneiden. Dann sind die vielleicht auch in der Lage den geliebten Fachhandel zu unterstützen.

  • So ein ähnliches Modell verfolgt nun Asmodee in USA. Können sie auch, weil sie fast de facto Monopolstellung haben. Würde das aber jetzt FG machen - ich glaube wir würden einfach nur weniger verkaufen ... Aber eine solche Idee finde ich auch gut. Ich denke in Verbindung mit einem Direktvertrieb zum gleichen Preis könnte man da durchaus was drehen. Der Handel spart sich dann denn Versand und bleibt kompetitiv. Für einen kleinen Verlag ginge das vielleicht.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

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  • Ich hab eh das Gefühl, wir alle spielen in so einer Art Immobilienblase, die nur darauf wartet, zu platzen. Insgesamt spielen wir anders als die Menschen vor 30 Jahren - wo einzelne Spiele noch komplett durchgenudelt wurden, ist jetzt eine deutliche Spielevielfalt zu erkennen. Ich hab kurz vor Silvester meine Anachrony Infinity Box bekommen. Eigentlich müsste ich im nächsten halben Jahr nun gar keine Spiele mehr kaufen - denn mit 1x / Woche - selbst unter nicht-Corona-Bedingungen reden wir über 24 Spieletreffs. Wenn meine 3 Mitspieler auch je ein neues Spiel hätten, würde jedes Spiel 6x gespielt. Und selbst da weiß ich noch nicht genau, ob sich Anachrony amortisiert hätte.


    Stattdessen hab ich aber eben nicht nur Anachrony bekommen, sondern im letzten halben Jahr sicher 15 neue Spiele - mal größer, mal kleiner. Und wenn ich meinen Facebook-Feed so ansehe, was die Leute wieder alles verkaufen, dann geht denen das ganz ähnlich.


    Da wir aber im Grunde nicht NOCH mehr kaufen können, ist auch irgendwann Ende - bei ISS Vanguard hätte ich vor 2 Jahren noch einfach so mitgemacht. Heute schau ich kritisch rein und winke ab. TG hat noch knapp 5 Millionen gemacht, Etherfields 4, Great Wall nur 1.5 und ISSV derzeit 3.3. (und gefühlt haben die ECHT viel Asche in Werbung geschoben) Und die sind wohl gerade mit der größte Player am Markt. Dazu gesellen sich massive Lieferschwierigkeiten und Verzögerungen, die nur in Teilen Corona zuzuschreiben sind.

    Der Markt setzt immer auf Wachstum - aber wir haben ja nicht unbegrenzt mehr Geld zur Verfügung.


    Da wir dennoch gern weiter einkaufen, müssen wir das eben immer billiger tun - die Gewinnmargen für alle werden dabei kleiner und das wird auf Dauer nicht gut enden. Glaub ich.

  • Ich kann mich ja nicht davon freisprechen, auch gerne mal ein "Schnäppchen" mitzunehmen. Unser monatliches Einkommen ist nicht unbegrenzt, und ich finde es auch nicht verwerflich wenn man ein Auge auf sein Geld hat und nicht prinzipiell das teuerste Angebot wählt. Wäre aber geil wenn ich das könnte ;)

    Ich kaufe Spiele aber nicht, weil sie billig sind. Ich kaufe Spiele, weil ich sie haben will. Und dann schaue ich natürlich auf den Preis - "wer den Heller nicht ehrt, ist des Talers nicht wert". Aber ich kann abwägen und entscheiden. Ich muss ein Spiel nicht zum absoluten Tiefstpreis kaufen, ich kaufe es im Gegenteil sogar teurer, wenn ich es aus welchen Gründen auch immer sofort haben will (oder muss, weil es z.B. ein Geschenk sein soll). Wenn der Verlagsshop UVP 39,99 zzgl. Versand verlangt, mein Lieblingsshop aber 37,99 inkl. Versand, dann spare ich natürlich die 2+x € und kaufe im Lieblingsshop. Hat aber der Verlag eine Erweiterung oder noch ein anderes Spiel auf Lager, so dass ich beim Verlag dann auch ohne Versandkosten bestellen kann oder schneller beliefert werde, bestelle ich dort, auch wenn ich dann unterm Strich vielleicht 3,- mehr zahle. Hätte ich einen Laden "um die Ecke", würde ich dort auch 42,- bezahlen und es direkt mitnehmen, weil ich ja auch mehr bekomme - eine Beratung und ich kann es im günstigsten Fall sogar im Laden ausgepackt begutachten.

    Trotzdem vergleiche ich die Preise, ich werde nicht 79,- UVP beim Verlag bezahlen, wenn sämtliche Shops (inkl. derer mit Ladenlokal) das Teil für 49,- anbieten. Da läuft dann generell etwas in der Preisgestaltung falsch.

    Ich fände es ok wenn es neben dem UVP einen Mindestpreis gäbe der verhindert, dass die Spiele verschleudert werden. Damit könnte der lokale Handel auch besser arbeiten und er wäre besser geschützt. Wenn mir der Händler im Laden ein Spiel zeigt, vorführt, erklärt und mich berät dann kann ich persönlich nachvollziehen, wenn es dann dort z.B. 15% teurer ist. Selbst wenn ich als gut informierter Kunde sehr genau weiß was ich will und den ganzen Service nicht benötige, ist das noch nachvollziehbar. Aber aktuell kosten viele Spiele im Internet flächendeckend ja leider deutlich weniger als im Fachhandel, das ist dann nicht mehr vermittelbar.

    Schwerkraft macht es eigentlich richtig. Sie verkaufen ihre Spiele weitestgehend exklusiv selbst und zu dem Preis, den sie für angemessen erachten. Das ist völlig legitim und wenn ich das richtig verstehe auch der einzige Weg, da zumindest hier in Deutschland das Wettbewerbs- und Kartellrecht anderes verhindert, z.B. die angesprochenen Mindestpreise. Freie Preisgestaltung ist ja schön und gut, aber die hilft nicht weiter wenn dann Spiele unter dem Einstandspreis angeboten werden, während der kleine Händler den UVP verlangen muss, um über die Runden zu kommen.

    Mit Mindestpreisen könnte Schwerkraft auch über Händler gehen, denen einen "gesunden" Preis anbieten und gleichzeitig von der höheren Reichweite profitieren. Wäre imho eine Win-win Situation.

    Schwerkraft eckt bei den meisten doch eher deswegen an, weil sie einerseits exklusiv ihre Titel vertreiben, andererseits aber korrigierte Karten für 0,50 € zzgl. 4,90 € verkaufen, anstatt hier ordentlich nachzubessern und darüber hinaus bei Kommunikation, Information und Service eher etwas altbacken und träge erscheinen und damit dem "exklusiven" Bild nicht entsprechen, welches sie von sich selbst zeichnen. Aber das ist ein anderes Thema.

    Liebe Grüße

    Cal


    „Das einzige was es zu bekämpfen gibt, ist der nach Kampf strebende Geist in uns.“

    Ō Sensei Ueshiba Morihei

    2 Mal editiert, zuletzt von Calredon () aus folgendem Grund: Beispiel entfernt, war ein schlechtes Beispiel :)

  • Ich hab eh das Gefühl, wir alle spielen in so einer Art Immobilienblase, die nur darauf wartet, zu platzen. Insgesamt spielen wir anders als die Menschen vor 30 Jahren - wo einzelne Spiele noch komplett durchgenudelt wurden, ist jetzt eine deutliche Spielevielfalt zu erkennen.

    Weiß nicht, ob es so dramatisch ist. Aber es ist schon so mit früher. Wir hatten ja nix. :S


    Aber im Ernst: Es ist wirklich so, dass durch die Masse des Angebotes eher noch schwieriger wird, sich als Verlag zu differenzieren und innovativ zu sein (Da gibt es ja auch schon einen anderen aktuellen Thread in diesem Forum zu). Ich kaufe gerade zwar noch recht viel, habe aber immer mehr den Eindruck, dass das so ein Sammel-Tick ist. Weil zum Spielen komme ich gefühlt immer seltener. Und irgendwann wird es im Kopf wohl „klick“ machen und ich kaufe erstmal nix mehr. Vielleicht auch, weil meine Frau mich sonst killt. Mal schauen.


    Bei den Awaken Realms Kickstartern ist es bei mir ähnlich: zu Beginn war ich da noch sicher mit dabei. Den letzten habe ich jetzt aber auch ausgelassen, weil es am Ende eine weitere schöne Schachtel im Regal sein wird, ich aber noch nicht mal dazu komme, Tainted Grail in Ruhe durchzuspielen (obwohl ich es mag, da gibt es ja andere Stimmen zu). Und da bin ich sogar etwas Stolz auf mich, der Versuchung zu widerstehen. Und Awaken Realms ist für mich ja international ein echt gut positionierter Verlag. Da weiß man, was man zu erwarten hat (ja, spielerisch mit Mängeln, aber thematisch extrem gut aufgestellt und das ganze Geld muss man ja auch erstmal einsammeln, sie scheinen also was „richtig“ zu machen).


    Was ich echt nicht beurteilen kann: stecken wir da nur in einer Filterblase der Kenner-/Expertenspieler und wie groß ist das Potenzial im Markt wirklich? Die Zahlen der letzten Jahre scheinen ja zumindest darauf hinzudeuten, dass derzeit immer noch Potenzial gehoben werden kann. Wie qualitativ das dann ist, ist eine andere Frage. Und das ist ja vielleicht auch die berechtigte Sorge.

  • Insgesamt spielen wir anders als die Menschen vor 30 Jahren - wo einzelne Spiele noch komplett durchgenudelt wurden,

    Wir hatten bei dem damaligen Angebot auch kaum eine andere Wahl als die Spiele "durchzunudeln". :)

    Das Angebot war nämlich recht überschaubar. Aus heutiger Sicht: :(

    Das ist mit Sicherheit richtig - aber hatten wir weniger Spaß? Ich will keine Ostalgie, wo man sich zu "es war ja nicht alles schlecht" zurücksehnt. Die meisten Gesellschaftsspiele waren ja Roll&Move oder Pickup&Deliver - aber es gab auch damals schon komplexe Tokenschlachten von Avalon Hill.

  • Ich kann mich ja nicht davon freisprechen, auch gerne mal ein "Schnäppchen" mitzunehmen. Unser monatliches Einkommen ist nicht unbegrenzt, und ich finde es auch nicht verwerflich wenn man ein Auge auf sein Geld hat und nicht prinzipiell das teuerste Angebot wählt. Wäre aber geil wenn ich das könnte

    Naja - es kommt ein wenig drauf an. Was das verhindert ist ja eher die Mentalität: Dann kann ich 2 statt 1 Spiel kaufen. Ein Beispiel: Ich habe für mich ein fixes Budget für FUN jeden Monat. Das kann alles sein: Comics, Videospiele, Brettspiele. Jetzt KÖNNTE ich sagen: wenn ich das Spiel X günstiger bekomme, dann kann ich mir auch noch den neuen Hellboy Comic kaufen. Aber - und ich bin da sicher anders - das tue ich nicht. Zumindest nicht bei Brettspielen. Ich will ja das der Verlag Y noch tolle Spiele machen kann. Ich mache das aber auch nicht bei Comics, wenn diese von einem kleine Verlag kommen. Und nicht mal bei Videospielen, wenn ich damit nen kleinen Publisher unterstützen kann. Klar kann ich schauen, dass ich das neue RDR2 günstig bekomme. Aber lieber kaufe ich mir nur 1 Spiel, das ich dann auch spiele und weiß, dass mein Geld gut ankommt, als dass ich 3 kaufe, damit ich mehr Abwechslung habe.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Wir hatten bei dem damaligen Angebot auch kaum eine andere Wahl als die Spiele "durchzunudeln". :)

    Das Angebot war nämlich recht überschaubar. Aus heutiger Sicht: :(

    Das ist mit Sicherheit richtig - aber hatten wir weniger Spaß? Ich will keine Ostalgie, wo man sich zu "es war ja nicht alles schlecht" zurücksehnt. Die meisten Gesellschaftsspiele waren ja Roll&Move oder Pickup&Deliver - aber es gab auch damals schon komplexe Tokenschlachten von Avalon Hill.

    Ja; durchaus richtig. Und es gab zudem (gibt es heute natürlich auch noch) Skat, Doppelkopf und Schach...

  • Jetzt schießt ihr in der Diskussion aber meiner Meinung nach etwas übers Ziel hinaus. Die Ur-Aufgabe eines Händlers ist handeln, ist das Unternehmertum. Ich kaufe Ware ein, ich verkaufe sie - die Spanne dazwischen deckt meine Kosten bzw. ist meinen geplanter Verdienst. Das versuche ich möglichst geschickt zu optimieren.

    Bei aller Liebe für den Fachhandel - wenn die Beratung ein Service ist, das den Kunden kein Geld wert ist, ist es so - Punkt! Völlig wertfrei. Dann muss ich dementsprechend darauf reagieren und mein Geschäftsmodell hinterfragen. Z.B. Umstellen auf reinen Online-Handel. (Keine Ahnung ob das wirklich eine/die beste Lösung ist).

    Wenn wir die "großen" an den Pranger stellen: Abgesehen davon, dass hohe Abnahmemengen logischer Weise mehr Rabatt ermöglichen, passiert hier ja ganz was anderes. Jeder Händler unterteilt sein Sortiment in A/B/C Kategorien. Bei A Artikel sind die Kunden preissensitiv und in Werbungen/Hype/YT, damit hole ich sie mir in den (virtuellen) Laden, die Marge mache ich mit B und C Artikel die die Kunden einfach mitkaufen. Schon vor 20 Jahren durfte ich für eine Baumarktkette und einen Tiefkühlkost-Direktvertrieb solche Algorithmen für Preisfindung und damit Margenoptimierung entwickeln. Damit tut sich ein kleiner Händler durch das schmalere Sortiment sicherlich schwerer als z.B. Thalia & Co.

    Was wir hier in Frage stellen ist das grundsätzliche System des stationären Einzelhandels, unabhängig von der Brettspielbranche. Was die Geschichte aber zeigt: Veränderungen bzw. Evolution über Reglementierung oder Verbote zu verhindern funktioniert nie, höchstens Verzögerungen sind möglich. Die sich schneller anpassen überleben - Darwin lässt grüßen. Auch wertfrei!

  • würde jedes Spiel 6x gespielt. Und selbst da weiß ich noch nicht genau, ob sich Anachrony amortisiert hätte.

    Ein weiterer interessanter Aspekt in diesem wirklich interessanten und informativen Thread!


    Ab wann hat sich ein Spiel amortisiert?

    Wieviel Spielzeit pro Euro, den wir ausgegeben haben?

    Brauchen wir das Gefühl, dass sich ein Spiel "gelohnt" hat? Und kaufen auch deshalb unterbewusst gerne billiger, weil wir dann weniger Partien benötigen, um dieses Gefühl befriedigen zu können? :/

  • Wieviel Spielzeit pro Euro, den wir ausgegeben haben?

    Das wird auf BGG übrigens ganz häufig gemacht, wenn diskutiert wird, wie teuer ein Spiel sein darf, und ab wann sich das 'rechnet' (vor allem bei LCGs). Vielleicht liegt den Amis so eine ökonomische Denke da eher, aber das ist tatsächlich für viele Vielspieler eine Kosten-Nutzen-Rechnung, die sie dann z.B. mit Kinobesuchen oder ähnlichen Events vergleichen.

  • Ich mache das aber auch nicht bei Comics, wenn diese von einem kleine Verlag kommen. Und nicht mal bei Videospielen, wenn ich damit nen kleinen Publisher unterstützen kann. Klar kann ich schauen, dass ich das neue RDR2 günstig bekomme. Aber lieber kaufe ich mir nur 1 Spiel, das ich dann auch spiele und weiß, dass mein Geld gut ankommt, als dass ich 3 kaufe, damit ich mehr Abwechslung habe.

    Das ist natürlich in deinem Fall plausibel, da du das Geschäft kennst und die Situation der Verlage anders nachvollziehen kannst und Teil des Systems bist (das ist sehr wertneutral gemeint). Ich glaube aber nicht, dass es bei anderen ein „Mentalitäts-Problem“ ist. Vielleicht sind denen dann die Comics halt genauso wichtig, wie das Brettspiel. Oder die Abwechslung, statt das eine großartige Spiel. Wie schonmal oben geschrieben, der empfundene Wert ist ein sehr individuelles Ding. Weil jeder Mensch andere Bedarfe und Bedürfnisse hat und auch haben darf.


    Als Verlag hilft da aus meiner Sicht nur eines: eine klare Positionierung, um sich dem Rabatt-Spielchen halbwegs zu entziehen. Dann wird der Markt für den Verlag vielleicht etwas kleiner und konzentrierter, aber dafür ist die Durchdringung oft um so größer. Und die Wertschätzung für die eigenen Produkte in diesem Markt eben auch.

  • Ben2 dem widerspreche ich nicht, im Grundsatz hast Du ja Recht, und ich bewundere diese Disziplin.

    Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass ich eben nicht auf der Suche nach dem billigsten Preis bin, sondern normalerweise die Spiele gezielt kaufe, weil ich sie haben möchte und dabei AUCH bereit bin mehr zu zahlen, gerne beim Verlag direkt. Aber das schließt doch nicht aus, ein Angebot mitzunehmen, wenn es grade passt. Wir haben z.B. 2019 auf der Messe Azul Sommerpavillion gesehen. Es hatte uns noch nicht 100% überzeugt, also haben wir das "Messegeld" eher spontan in die Paladine des Westfrankenreichs gesteckt, weil wir es auf der Messe (am Stand von Renegade) gespielt haben.

    Wir haben uns dann in der Zeit danach zu Hause ein paar Videos angeschaut, Rezis gelesen und die Anleitung überflogen und dann entschieden "ok, das Spiel wird gekauft. Aber das muss nicht sofort sein. Bei nächster Gelegenheit. Ein paar Wochen später waren wir einkaufen und in einer Spielwarenabteilung in der Stadt stolperten wir dann über den Sommerpavillon für 37,99 € - der UVP lag bzw. liegt bei 39,99 €. Jetzt hatten wir seit einiger Zeit keine Spiele gekauft, stehen im Laden direkt davor und das Spiel ist auf der Liste, warum sollte ich es nicht kaufen? Ich kaufe es in dem Moment ja nicht, weil es 2€ günstiger ist (und kaufe mir von dem gesparten Geld ´ne Bratwurst) sondern weil "es passt". Ich will es, da liegt es, und es ist zufällig auch noch 2€ günstiger. Schön. Nehme ich mit.

    Liebe Grüße

    Cal


    „Das einzige was es zu bekämpfen gibt, ist der nach Kampf strebende Geist in uns.“

    Ō Sensei Ueshiba Morihei