Dieses Stück Lebensqualität ließe sich aber erhalten, wenn man bereit ist mehr auszugeben und sich für den Einkauf auch mal durch ein paar Geschäfte und vor allem in die Fußgängerzone zu "quälen".
Teil der Wahrheit ist aber vermutlich leider auch, dass es mittlerweile für einige, eine gefühlt größer werdende Zahl an Menschen, keine Lebensqualität mehr ist, seine Besorgungen in der Fußgängerzone zu erledigen. Du selbst nimmst ja sogar das Wort "quälen" in den Mund.
Der Unterschied ist eben der, dass es extrem darauf ankommt, von welcher Fußgängerzone oder Stadt man spricht. In Metropolregionen ist dies natürlich etwas anderes als in Mittelzentren wie meiner Heimatstadt. Für mich ist es da deutlich einfacher mal zum Bäcker zu laufen, beim Bauern meine Eier zu holen oder Ähnliches. Da gilt es definitiv zu differenzieren, aber das führt eventuell zu weit und weg vom Thema. Aus diesem Grund habe ich auch quälen benutzt, da es nicht für alle noch solche Möglichkeiten gibt. In der Stadt wollte ich auch gar nicht einkaufen müssen, denn das ist sogar QUAL in Capslock. (hier gab es übrigens auch einen spannenden Thread über das Liefern lassen von Lebensmitteln)
Calredon Natürlich ist es auch schwachsinnig, für einen Artikel zwei Stunden mit dem Auto zu fahren. Es geht immer um das Verhältnis was gegeben sein soll. Wenn du keinen Fachhändler vor Ort hast, kannst du diesen auch schwer unterstützen und es wird auch niemand erwarten, dass du dafür durch die Weltgeschichte fährst.
- In meinen Augen dünnt sich das Einkaufserlebnis in den Großstädten aus. Entweder wird es zentralisiert (durch Malls/Einkaufszentren) oder aber es wird gar nicht mehr wahrgenommen, weil die Leute es schlichtweg nicht mehr brauchen/annehmen wollen. Da ist eine gute Lage umso wichtiger. Daran kann ein Fachhändler natürlich nur schwer etwas ändern, aber es trägt ja zum Problem bei.
Das Problem sind nicht diese Malls als solches, sondern deren Positionierung. In den Siebzigern wurde gerne auf der Grünen Wiese gebaut, was die Leute aus den Städten gezogen hat. Neuerdings werde diese Malls vorrangig in Nähe der Fußgängerzonen gebaut, da diese einen positiven Effekt haben können. Wichtig dabei ist, dass es mindestens einen Ankerbetrieb gibt, der die Leute in die Malls zieht. Liegt diese Mall in fußläufiger Nähe zur Innenstadt (200-400 Meter), so kann dies durchaus belebend wirken. Problematisch wird es, wenn sich die Geschäfte aus der Fußgängerzone dann in der Mall einmieten. Dies sollte nicht passieren, denn sonst hat man einen negativen Effekt und genau das, was du beschreibst. Im Idealfall ergänzt die Mall aber das Angebot. Stadtplanerisch wird sowas bei Neuansiedlungen aber bedacht.
[...] Ich finde einfach, lokaler Fachhandel wird einem oft unnötig schwer gemacht (wie gerne wollte ich vor kurzem abends noch schnell mein Gemüse beim Holaden holen, aber hach - da war wieder Mittwoch, und da hat der ja zu...), und das rächt sich dann halt am Ende (ich ging zu REWE). Mir ist aber bewusst, dass das ein zweischneidiges Schwert ist was Arbeitszeiten, Bezahlung, Ausbeutung in vielfacher Form angeht. Nur am Ende muss es für mich halt irgendwie auch sinnvoll sein. [...]
Deine Erfahrungen sind wirklich nicht die beste Werbung für lokale Geschäfte. Für mich mag das nochmal etwas anderes sein, wenn ich auf dem Weg mal kurz auf einem kostenfreien Parkplatz halten und beim Buchhandel reinspringen kann (auch wenn dieser es nicht nur in den Laden bestellen, sondern auch direkt zu mir schicken würde). Beim Hofladen gilt zu bedenken, dass das oft ein kleiner Nebenerwerb ist. Besonders mit Landwirtschaft hast du einen Tagesablauf, der viel früher losgeht und meist auch deutlich später endet als der von vielen. Dass die Hofläden da nur beschränlte Zeitfenster haben, ist mehr als verständlich, auch wenn es ärgerlich ist. Hier bei uns gibt es dafür entweder Automaten oder kleine Stände, wo man sich die Sachen nehmen kann und das Geld in die Kasse wirft. Das erfordert Vertrauen und ist so auf dem Land, wahrscheinlich aber nicht in der Stadt umsetzbar.
Insgesamt ist es aber natürlich wichtig, dass man respektvoll behandelt wird. Wenn mein Gegenüber mich Unwohl fühlen lässt, nur weil ich etwas kaufen möchte, was ich mag, dann schneidet er sich damit selbst ins Fleisch. Es liegt insgesamt ja nicht nur an den Kunden, dass sich manche Geschäfte nicht halten können.
Vielen Dank an alle, die sich hier so rege beteiligen. Ich finde es spannend eure Sichtweisen zu lesen und toll, dass offen und kontrovers über das Thema geschrieben wird. Genauso hatte ich es mir erhofft.