Beiträge von fjaellraeven im Thema „Die Jäger des verpassten Schnäppchens und wieso ich auch mit 20% auf Alles keine 80% Verständnis aufbringen kann“

    Dieses Stück Lebensqualität ließe sich aber erhalten, wenn man bereit ist mehr auszugeben und sich für den Einkauf auch mal durch ein paar Geschäfte und vor allem in die Fußgängerzone zu "quälen".

    Teil der Wahrheit ist aber vermutlich leider auch, dass es mittlerweile für einige, eine gefühlt größer werdende Zahl an Menschen, keine Lebensqualität mehr ist, seine Besorgungen in der Fußgängerzone zu erledigen. Du selbst nimmst ja sogar das Wort "quälen" in den Mund.


    Der Unterschied ist eben der, dass es extrem darauf ankommt, von welcher Fußgängerzone oder Stadt man spricht. In Metropolregionen ist dies natürlich etwas anderes als in Mittelzentren wie meiner Heimatstadt. Für mich ist es da deutlich einfacher mal zum Bäcker zu laufen, beim Bauern meine Eier zu holen oder Ähnliches. Da gilt es definitiv zu differenzieren, aber das führt eventuell zu weit und weg vom Thema. Aus diesem Grund habe ich auch quälen benutzt, da es nicht für alle noch solche Möglichkeiten gibt. In der Stadt wollte ich auch gar nicht einkaufen müssen, denn das ist sogar QUAL in Capslock. (hier gab es übrigens auch einen spannenden Thread über das Liefern lassen von Lebensmitteln)

    Calredon Natürlich ist es auch schwachsinnig, für einen Artikel zwei Stunden mit dem Auto zu fahren. Es geht immer um das Verhältnis was gegeben sein soll. Wenn du keinen Fachhändler vor Ort hast, kannst du diesen auch schwer unterstützen und es wird auch niemand erwarten, dass du dafür durch die Weltgeschichte fährst.


    1. In meinen Augen dünnt sich das Einkaufserlebnis in den Großstädten aus. Entweder wird es zentralisiert (durch Malls/Einkaufszentren) oder aber es wird gar nicht mehr wahrgenommen, weil die Leute es schlichtweg nicht mehr brauchen/annehmen wollen. Da ist eine gute Lage umso wichtiger. Daran kann ein Fachhändler natürlich nur schwer etwas ändern, aber es trägt ja zum Problem bei.

    Das Problem sind nicht diese Malls als solches, sondern deren Positionierung. In den Siebzigern wurde gerne auf der Grünen Wiese gebaut, was die Leute aus den Städten gezogen hat. Neuerdings werde diese Malls vorrangig in Nähe der Fußgängerzonen gebaut, da diese einen positiven Effekt haben können. Wichtig dabei ist, dass es mindestens einen Ankerbetrieb gibt, der die Leute in die Malls zieht. Liegt diese Mall in fußläufiger Nähe zur Innenstadt (200-400 Meter), so kann dies durchaus belebend wirken. Problematisch wird es, wenn sich die Geschäfte aus der Fußgängerzone dann in der Mall einmieten. Dies sollte nicht passieren, denn sonst hat man einen negativen Effekt und genau das, was du beschreibst. Im Idealfall ergänzt die Mall aber das Angebot. Stadtplanerisch wird sowas bei Neuansiedlungen aber bedacht.


    [...] Ich finde einfach, lokaler Fachhandel wird einem oft unnötig schwer gemacht (wie gerne wollte ich vor kurzem abends noch schnell mein Gemüse beim Holaden holen, aber hach - da war wieder Mittwoch, und da hat der ja zu...), und das rächt sich dann halt am Ende (ich ging zu REWE). Mir ist aber bewusst, dass das ein zweischneidiges Schwert ist was Arbeitszeiten, Bezahlung, Ausbeutung in vielfacher Form angeht. Nur am Ende muss es für mich halt irgendwie auch sinnvoll sein. [...]

    Deine Erfahrungen sind wirklich nicht die beste Werbung für lokale Geschäfte. Für mich mag das nochmal etwas anderes sein, wenn ich auf dem Weg mal kurz auf einem kostenfreien Parkplatz halten und beim Buchhandel reinspringen kann (auch wenn dieser es nicht nur in den Laden bestellen, sondern auch direkt zu mir schicken würde). Beim Hofladen gilt zu bedenken, dass das oft ein kleiner Nebenerwerb ist. Besonders mit Landwirtschaft hast du einen Tagesablauf, der viel früher losgeht und meist auch deutlich später endet als der von vielen. Dass die Hofläden da nur beschränlte Zeitfenster haben, ist mehr als verständlich, auch wenn es ärgerlich ist. Hier bei uns gibt es dafür entweder Automaten oder kleine Stände, wo man sich die Sachen nehmen kann und das Geld in die Kasse wirft. Das erfordert Vertrauen und ist so auf dem Land, wahrscheinlich aber nicht in der Stadt umsetzbar.


    Insgesamt ist es aber natürlich wichtig, dass man respektvoll behandelt wird. Wenn mein Gegenüber mich Unwohl fühlen lässt, nur weil ich etwas kaufen möchte, was ich mag, dann schneidet er sich damit selbst ins Fleisch. Es liegt insgesamt ja nicht nur an den Kunden, dass sich manche Geschäfte nicht halten können.



    Vielen Dank an alle, die sich hier so rege beteiligen. Ich finde es spannend eure Sichtweisen zu lesen und toll, dass offen und kontrovers über das Thema geschrieben wird. Genauso hatte ich es mir erhofft.:danke:

    Das Problem dabei ist: Heutzutage kann der Kunde deutlich besser informiert sein - das Internet macht es möglich. Wenn ich irgendetwas brauche mache ich mich vorher schlau und habe dann ziemlich genaue Vorstellungen davon was ich haben möchte. Die Fachhändler vor Ort (egal welche Branche) haben gezwungenermaßen oft nur eine kleine Auswahl, und allzu oft haben sie genau das was ich will nicht auf Lager. Manchmal können sie bestellen, aber da sind wir wieder bei dem Punkt den Brettspiel Dude genannt hat: Bestellen kann ich auch selber.

    Die Sache ist nur die, dass ich es zwar genauso gut selbst bestellen kann, aber durch den Anruf, Besuch oder die Bestellung auf der Webseite des Ladens habe ich ja keinen Nachteil, sofern der Preis ähnlich ist. Für mich ist es nur minimal mehr Aufwand - wenn überhaupt bei der Benutzung des Online-Shops - und ich habe damit trotzdem einen Teil zum Erhalt des örtlichen Geschäftes beigetragen. Bei Buchhandlungen ist dies sogar nochmals einfacher, da diese wie Klaus_Knechtskern geschrieben hat, die Bücher auch kostenfrei und Dank Buchpreisbindung zum gleichen Preis wie die großen Ketten versenden. Selbst wenn der örtliche Buchladen daran nicht teilnimmt, findet sich in der Gegend bestimmt ein weiterer, der es tut und nicht gerade Thalia oder Hugendubel heißt.

    Im Idealfall kann man den örtlichen Händler auch darauf hinweisen, dass es eine Vertriebsplattform für Buchläden gibt. Natürlich muss man dort wahrscheinlich auch einen Teil des Verkaufs abtreten, aber besser man gibt einen Teil von etwas ab, was verkauft wurde, als nichts abzugeben und sich selbst dieser Möglichkeit zu verschließen.


    Gleichzeitig bin ich nicht traurig wenn die großen Kaufhäuser in der Innenstadt schließen und vielleicht wäre ich es am Ende des Tages auch nicht, wenn der Brettspiel Laden um die Ecke dicht macht.

    Eure Argumente gegenüber der Risikobereitschaft der Verlage und der allgemeinen Preisgestaltung kann ich verstehen, aber wahrscheinlich lautet auch hier das Motto: solange der Fall noch nicht tatsächlich eingetreten ist, kann man sich dessen folgen nur schwer vorstellen.

    Es erfordert ja nicht viel und niemand ist gezwungen regelmäßig deutlich mehr zu zahlen, aber wenn zumindest gelegentlich jeder mal über seinen Schatten springt und mehr Geld in die Hand nimmt um beim lokalen Laden einzukaufen, dann ist diesem schon sehr geholfen. Wir können nämlich nicht über verweiste Innenstädte oder fehlende Fachgeschäfte reden und uns gleichzeitig alles beim großen A bestellen. Eine attraktive Fußgängerzone besteht nicht aus idealo.de, Amazon oder ähnlichem, nur bleibt uns irgendwann nur der Besuch genau dieser Seiten, da sich alles andere auch aufgrund unseres Einkaufsverhaltens nicht hat halten können.


    An diesem Punkt ist es dann zu spät und da bringt auch späte Einsicht oder Wehmut nichts. Neue Geschäfte in verwaisten Fußgängerzonen anzusiedeln ist nur sehr schwer möglich. Ab einem gewissen Punkt lässt sich diese Spirale nicht mehr aufhalten oder umkehren. Die Geschäfte, die nach dem Wegfall der ortsansässigen Läden kommen, sind meist Billigketten, die wiederum die Attraktivität für andere Geschäfte herabsetzen und diese negative Entwicklung verstärken. Dieses Stück Lebensqualität ließe sich aber erhalten, wenn man bereit ist mehr auszugeben und sich für den Einkauf auch mal durch ein paar Geschäfte und vor allem in die Fußgängerzone zu "quälen".

    20% auf den Aeons End UVP ist sicherlich verlockend. Sobald das Spiel in den nächsten Wochen aber wieder regulär bei (bspw.) Thalia gelistet ist, und diese alle paar Tage ohnehin ein paar Euro unter UVP anbieten, kann man dann getrost dort mit 15% Gutschein zuschlagen und sich den tatsächlich „besten“ preis sichern.

    Du könntest aber genauso gut die paar Euro mehr bezahlen und damit den Verlag selber unterstützen. Wenn das Hobby und vor allem das Herausbringen eines Spiel mit einem solch immensen Wiederspielwert, wie ihn beispielsweise Baseliner belegt, keine paar Euro mehr wert ist, dann ist genau das der Nagel im Sarg, von dem Ben2 oft redet.

    Diese paar Euro sind schlicht ein Danke an den Verlag, der dieses Geld über die eigene Seite vollumfänglich erhält und damit deutlich mehr profitiert als bei einem Kauf über einen Dritten.


    Natürlich ist die Thematik ärgerlich für Verlage, aber wie schon so oft hier geschrieben wurde: man kommt als Konsument ja quasi kaum um die rabattschlacht herum.

    Auch als Konsument kommt man um die Rabattschlacht herum, indem man einfach bewusst einkauft. Wenn ich bei mir einkaufen gehe, dann kaufe ich auch die losen Birnen, selbst wenn die in Plastik eingepackten nur ein Viertel kosten. Wenn ich den Angeboten hinterherrenne, dann kann ich nicht gleichzeitig darauf hoffen, dass sich etwas ändert. Und ändern kann sich nur etwas, wenn das eigene Kaufverhalten angepasst wird.


    Sollte niemand mehr bei Thalia kaufen und stattdessen die lokalen Händler oder eben online Händler mit Ladengeschäft unterstützen, dann wäre genau das der Weg, den andere mit höheren Einkaufspreisen erreichen wollen würden.


    Und ein großer Punkt ist nebenbei auch immer der Wiederverkaufswert. TfM, so preisstabil wie es eben ist, vor wenigen Wochen für knapp 40€ bei Thalia geschossen. Wenn das irgendwann auf den gängigen Marktplätzen landet, würde ich aller wahrscheinlich nach sogar noch Gewinn machen... warum also nicht ausprobieren, quasi ganz ohne jedes Risiko? Geht mir bei vielen Titeln so und ich fahre ganz gut damit.

    Das Hobby Brettspielen ist für mich keine Kosten-Nutzen Rechnung, bei der ich am Ende auf Null herauskommen möchte. Ich habe einige meiner Spiele hier auf dem Markt verschenkt oder unter dem angeboten, was ich hätte aufrufen können, da ich das Gefühl habe, wir seien alle eine "befreundete" Gruppe. Wenn sich am Ende des Tages jemand über ein Spiel freut und dieses wirklich spielt, was bei mir länger nicht auf den Tisch kam oder einfach durchgespielt ist, dann ist mir dieses Gefühl mehr wert als ein paar Euro.


    Natürlich fährst du bei solchen Käufen wenig Risiko und es ist dein gutes Recht die Spiele zu deinem Preis anzubieten, aber für mich sind.es auch diese "Naja, ich probiere es zu dem Preis Mal aus und verkaufe es danach sonst wieder für mehr"-Käufe ein Paradebeispiel dafür, dass wegen des Preises gekauft wird und nicht die Lust auf Spiel selbst das ausschlaggebende ist.


    Ja, Terraforming Mars bietet für den Preis im Gegensatz zu manch anderem Spiel für ~60€ nicht so viel, aber vom Spielspaß und der Langlebigkeit trotzdem mehr als genug, um den aufgerufenen Preis zu rechtfertigen. Es geht nicht immer nur darum möglichst viel Plastik zu erhalten oder tolle Aufsteller, für mich persönlich steht das Spielgefühl, eventuell die Langlebigkeit, aber vor allem die Wertschätzung der aufgebrachten Arbeit des Verlags im Vordergrund.


    Desweiteren kann ich es für mich schwer rechtfertigen, dass ich auf der einen Seite auf die Umwelt achte und auf der anderen ständig Spiele, zum Anprobieren gekaufte Kleidung oder ähnliches durch die Welt schicke.


    So gern ich die lokalen Läden persönlich mag und zu schätzen weiß, so sehr nutze ich sie dennoch meist nur um die Produkte einmal in der Hand zu halten. Bis auf meinen ersten Titel habe ich dort aber seitdem nichts mehr gekauft. Man muss am Ende des Tages halt doch sehen, wieviel Hobby man andernorts für das gleiche Geld bekommt.

    Diese lokalen Läden stehen aber auch für Vielfalt. Einige der Spiele, die ich im Regal habe, hätte ich über die großen Händler gar nicht erst beziehen können. Wenn wir also weiter den Angeboten hinterherrennen und uns von den Rabatten knechten lassen, kann es irgendwann sein, dass wir uns des lokalen Handels beraubt haben. Das bedeutet für dich dann vielleicht nur, dass du Spiele vor dem Kauf nicht mehr wirst anfassen können.


    Für mich würde das aber heißen, dass Brettspielen langweiliger wird, da ich nur noch das spielen werde, was im Sortiment der großen Ketten ist. Andere Spiele werden dann wahrscheinlich auch nicht mehr entwickelt, da der Absatzmarkt fehlt und die großen Händler sie nicht anbieten wollen. Ab diesem Moment ist das Brettspielen als solches Tod und mit den Rabatten und stetigem Blick auf den letzten Cent begleiten wir den Sterbeprozess aktiv.

    Vielleicht bin ich von der Einstellung ein wenig extremer, aber ich entscheide mich entweder etwas zu kaufen (ja, dann kann man auch mal die Preise vergleichen bei seinen Fachhändlern) oder eben nicht. Wenn mich ein Spiel nur interessiert, wenn es unter Betrag X fällt, dann ist mein Interesse nicht groß genug, als dass ich es wirklich haben muss. Am Ende sind es sonst zu 90% solche Spiele, die mein Regal verstopfen, da sie bei der Entscheidung - für beispielsweise ein Euro-Spiel - nur an Stelle vier oder fünf stehen und damit nur auf den Tisch kommen, wenn zufälligerweise alle der vorderen Plätze für diesen Tag uninteressant wären. Meine Sammlung ist aber so im Wandel, dass ich mich dann fragen würde, wieso diese anderen vier kein Interesse wecken, was dazu führen würde, dass wahrscheinlich eines dieser Spiele ausziehen würde. Tendenziell ist es aber so, dass an den vorderen Plätzen nur mit Qualität vorbeizukommen ist. Ein Spiel, was mir den ursprünglichen Preis nicht Wert ist, bringt diese Qualität im Zweifel auch nicht mit.

    Der einzige YTler, der zitiert wurde, hat auch noch widersprochen und dargelegt, daß die Zitate anders gemeint waren.

    Gibt es also gar nicht den Hype um "yeah, ich habe besonders billig gekauft"? Sind das nur einige wenige? Oder traut sich die große Masse der Schnäppchenjäger nicht aus den Schatten, weil es (hier) unerwünschtes Verhalten ist?

    Bezüglich der Zitate möchte ich es nicht weiter ausführen, da sie, selbst wenn ich sie anders verstanden habe und den Kontext durchaus gegeben finde, ein Aufhänger waren. Ich haben den Thread nicht eröffnet, um einem Podcast, der gerade die ersten Erfahrungen sammelt und unterhaltende Folgen produziert, hier auf irgendeiner Weise einen reinzudrücken.


    Zum Thema (immer) neue Brettspiele und deren Bedeutung:

    Im letzten Jahr hatte ich mir auf Grund des Secret Santa einen Instagram Account angelegt. Das hatte den Grund, dass mein Santee (Ziel) einen eigenen, relativ großen Account betrieb. So konnte ich mich über die Nachrichten einfach austauschen, in Kontakt bleiben und endlich mal wieder etwas auf Englisch schreiben. Ab und an postete ich etwas zu einem Spiel. Dabei postete ich aber nicht nur Hashtags, sondern habe mir auch Mühe bei den Texten gegeben, um das Spiel einzufangen und meine Erfahrungen gut zu beschreiben. Wie man vermuten kann, war es öfters so, dass ich mit der Standardlänge eines Posts nicht hinkam und den zweiten Teil in die Kommentare packen musste. Wachsen wollte ich nicht zwingend und Reichweite brauchte ich auch nicht, aber schnell hatte man Kanäle im Feed, die jeden Tag neue Spiele posteten. Teilweise nur das Bild mit Hashtag, aber auch oft mit kleiner "Rezension", in deren Fazit auf die Güte des Spiels hingewiesen wurde und dass man es wahrscheinlich noch öfter spielen wollen würde.


    Solche Posts habe ich oft gesehen. Meistens waren es Rezensionsexemplare oder Kanäle, die am "wachsen" waren (durch gegenseitige Follows oder stumpfes Liken anderer Kanäle). Immer neu und immer gut. Mit meinen Beiträgen erreichte ich die Person, wegen der ich den Account angelegt hatte, aber sonst gingen meine mit Mühe geschriebenen Texte unter. Die Ernüchterung, dass nur Neues gut sei und die Texte gar nicht gelesen werden, sondern einfach nur Likes verteilt werden, hat dann auch schnell dazu geführt, dass ich Instagram den Rücken zugekehrt habe. Wenn man es plakativ sagen möchte, dann würde ich es als "Eure Oberflächlichkeit kotzt mich an" bezeichnen.


    Bei YouTube ist Wachstum ebenfalls wichtig. Für Wachstum braucht es ständig neue Spiele, neue Videos und im Idealfall beides in Verbindung als einer der Ersten. Das ist auf der einen Seite logisch und völlig verständlich, aber für mich ist das auf Dauer einfach ermüdent geworden, sodass ich aktuell nur noch ein paar Podcasts höre, Blogs lese und sonst das Forum verfolge. Um es mit Stephen King zu sagen: Die Welt hat sich weitergedreht. Ich bin während dieser Drehung nur irgendwo auf der Strecke geblieben.

    Hej Kehron :)


    Es war auch einfach nur ein Moment, der mich dazu bewogen hat bezüglich der Thematik zu schreiben. Das Ziel war nicht, euch vier als Abziehbild des von mir Beschriebenen hinzustellen. Nur im Zusammenhang mit dem kompletten Monat Dezember, inklusive der Threads hier im Forum, diente es mir einfach als guter Aufhänger.


    Den Teil mit dem "geschenkt" habe ich absichtlich nicht geschrieben, da ich ihn schon richtig eingeordnet habe. Es ging mir eher darum, dass das "Sparen" im Retail im Gegensatz zum Kickstarter stand (auch wenn der Pledge-Level gering war). Da wurde gesagt, dass man für 46€ bei Kickstarter nichts falschmachen könne. Diesen Teil hatte ich auch genau so aus dem Podcast zitiert. Die Aussage habe ich aber wie oben geschrieben nur plakativ genutzt. Genauso gut hätte ich andere Personen aus verschiedensten Threads nutzen können. Dass ich da in letzter Zeit bessere Beispiele hätte finden können in Sachen Kickstarter ist mir auch durchaus bewusst. Es sollte zum Auseinandersetzen mit der Thematik führen, mehr nicht. Genau das hat es ja auch gemacht.


    Auf euren Podcast fällt da hoffentlich nichts zurück, besonders da ihr vier verschiedene Charaktere seid, die sich vom Spiel- und Kaufverhalten doch deutlich unterscheiden. Aber auch wer bei Thalia kauft und Prozente mitnimmt ist ja kein schlechterer Mensch. Ich habe für mich einfach einen anderen Weg gewählt. Der ist aber der für mich richtige und damit nicht der bessere.


    Zum Thema Preispolitik: Wenn du das Beispiel Siderische Konfluenz wählst, dann kannst du für dich sprechen und sagen, dass du bereit wärest 65€ für das Spiel zu zahlen. Ich erinnere mich aber noch an die Situation, als die Pegasus-Vorbestellung billiger als die bei Frosted war. Das waren zwar nur ein paar Euro, aber der Aufschrei war groß, obwohl man bei Frosted den Verlag direkt unterstützt hat. Ich denke, dass es bei einem höheren Preis immer schwieriger wird ein solch nischiges Spiel auf dem Markt zu platzieren, denn sobald diejenigen, die das Spiel kennen und kaufen wollten bedient sind, schreckst du mit dem Preis die anderen ab, die für ein "Kartenspiel" nicht so viel ausgeben wollen und stattdessen in extrem dicke Pappe bei Eagle Gryphon Games ihr Geld stecken, denn diese Pappe ist doch wohl besser und dicker als bei jedem anderen Spiel.


    Bei vielen Spielen wird erstmal geschaut, was man für sein Geld bekommt. Für mich war Kickstarter anfangs die Plattform, die genau diese innovativen Spiele gefördert hat. Das passiert aktuell auch noch, nur ist die Plattform mittlerweile doch eher Vertriebsplattform für einige große Unternehmen, während sich kleinere Projekte schwer tuen, weil die Aufmachung logischerweise nicht mit dem Niveau der PR-Maschinen erprobter Publisher mithalten kann.

    Fluegelschlaegerin Ich hatte ja auch geschrieben, dass auch ich selbst neue Spiele kaufe, wenn ich meine, dass sie mir gefallen könnten oder einen Bereich abdecken, den ich so nicht vertreten habe. Es ist und bleibt ja auch ein tolles Gefühl, wenn man ein neues Spiel kauft und spielt. Der Prozess, der zu einem Kauf führt, fußt aber eben auf echtem Interesse und ist kein Kauf aufgrund der günstigen Möglichkeit.Wie Alfgard bereits geschrieben hat, ist es aber schade, dass bei einigen der Reiz im Kaufen besteht und verbunden mit Vorfreude von kurzer Dauer ist. Aus meiner Sicht ist es etwas Schönes, sich auf etwas zu freuen, vielleicht darauf hinzusparen und es sich dann zu kaufen. Auf jeden Fall deutlich befriedigender als sich alles kaufen zu können, nur weil die Preise billig sind oder man viel Geld hat. (Und Nein, das ist kein Plädoyer die Brettspielpreise immens anzuheben 8o)


    Dem "Hobby" Regellesen kannst du bei einer großen Sammlung übrigens auch ganz ohne Neuanschaffung nachgehen. Das ist auch ein Punkt, den ich schade fand. Man hat Spiele, die man gerne spielen würde, aber wenn man nach dem Spiel gefragt wird, muss man sagen, dass das heute nichts gibt, da man die Regeln nicht mehr beherrscht. Natürlich kann auch ich nicht alle Regeln der Spiele meiner Sammlung im Detail auswendig, aber zu 90% könnte ich das Spiel nach kurzem Überfliegen und wenigen Minuten erklären. Für die anderen Spiele trifft man sich dann eben ein weiteres Mal.


    Ich wollte keinem sein Kaufverhalten absprechen. Natürlich kann das jeder handhaben wie er oder sie möchte. Ich persönlich bin mir vor dem Kauf aber schon meist sicher, ob mir das Spiel am Ende liegen wird. Sollte ich da meine Zweifel haben, lasse ich es aus. Vielleicht verpasse ich im Zweifel eine Perle, aber entweder hole ich sie irgendwann bei einem Freund nach oder es ist nunmal so. Selbst dann habe ich genug für mich tolle Spiele, an denen ich mich erfreuen kann, sodass ich keinen Gedanken an dieses ausgelassene verschenke.


    Insgesamt finde ich, dass ein bewussteres Leben einem deutlich mehr geben kann, so wie es brettundpad mehrfach geschrieben hat in diesem Thread. Durch die Reduktion weiß ich die Sachen, die ich habe, viel mehr zu schätzen und kann auch neue Anschaffungen mehr genießen. Das sage ich als jemand, dessen Werdegang viel auf persönlichem Interesse und Überzeugungen fußt, die weit weg von Effektivität sind. Ich habe mich nach meinem ersten Studium gegen das sofortige Geld entschieden und stattdessen ein weiteres Studium aufgenommen, obwohl sowohl Verdienst als auch Arbeitgeber am Ende ungefähr gleich sein werden. Dieser "Verzicht" hat sich aber nicht falsch angefühlt und auch wenn ich deutlich weniger Geld habe, als ich haben könnte, bin ich zufrieden und es reicht, um bewusst einzukaufen und damit die Denkweisen, Werte und Ziele zu unterstützen, die ich selbst teile.

    Diese Thematik wurde unter anderem Namen vermutlich schon in vielen Threads diskutiert, aber irgendwie hänge ich noch immer im persönlichen Sommerloch und hatte nach dem Hören der letzten beiden Folgen des Brettspiel-Podcasts, sowie dem Verfolgen des Spieltraum-Rabatt- und des Advents-Threads das innere Bedürfnis, mich über die aktuelle Situation auszulassen.


    Im Adventskalender-Thread wurde sich teils darüber beschwert, dass die Angebote nicht billig genug waren (im Vergleich mit Vorjahren oder anderen Aktionen) und dass die Spiele nicht die durchschnittliche Qualität der BGG Top 100 hätten. In diesem Zuge wurde dann auch mal von Ramsch geredet, der an manchen Tagen angeboten wurde. Selbstverständlich ist das so, habe ich mir gedacht, denn gute Spiele haben doch ihren Preis und das auch zu Recht.


    Zum Aufhänger des Brettspiel-Podcasts ( Kehron) : Dort gibt es die Kategorie Gekauft-Gebacken-Gespielt, in der über die letzten zwei Wochen der vier Hosts berichtet wird. In der vorletzten Folge wurde über die Adventskalender und Aktionen der Brettspielläden im Zeitraum Dezember gesprochen. Sinngemäß fiel die Aussage, dass sich ab und an die Bestpreisseiten (liebe Grüße an toasted) angeschaut und Spiele mit Bestpreis einfach mal mitgenommen würden, eben weil sie billig sein. Im gleichen Zug wird aber auch gesagt, dass viele der Spiele danach auf dem Pile of Shame liegen. Es ist also ein Kaufen des Angebotes wegen, nicht zwingend aufgrund des persönlichen Interesses am Spiel selbst. Solche Angebote und Käufe werden dann, auch abseits des Podcasts, von vielen abgefeiert.


    In der aktuellen Folge wird diese Thematik erneut aufgegriffen. Da geht es um ein Spiel, welches nach Anwenden des Rabatt-Codes und der PayBack-Punkte nur noch einen Bruchteil des eigentlichen Preises kostet. „Kann man mal mitnehmen“. Für mich klingt das nicht so, als würde in solchen Fällen großes Interesse am Spiel selbst bestehen. Auf der anderen Seite wird über ein bei Kickstarter gefördertes Projekt geredet. Kostenpunkt mit Sprachpack: 49€. Diese 49€ sind aber völlig ok, denn „für den Preis ist es mit Sicherheit ein solides Spiel. Selbst wenn du nicht 100% davon überzeugt bist, so viel falsch machen kannst du da auch nicht“. Es ist schließlich ein Kickstarter.


    In der heutigen Zeit gehört es für Kickstarter-Kampagnen dazu, möglichst viele Stretch Goals rauszuhauen. Da sind ein paar Minis nicht genug, oftmals muss es noch die zweite oder dritte 40 Stunden Kampagne sein, denn die Backer sind erst dann glücklich, wenn der Paketbote in zwei Jahren beim Ausliefern ins Schwitzen kommt. Dass diese Kampagnen oft nicht die Qualität bieten, die das Grundspiel hat, ist dabei aber zweitrangig, da viele Leute sowieso nur haben wollen und alleine über die erste Kampagne nicht hinauskommen werden. Für mich fühlt es sich oft wie die Hobbit Filme an. Ein Buch, welches in sich eine tolle Geschichte für ein oder maximal zwei Filme geboten hätte, wird auf drei gestreckt, da man so ja mehr bieten kann. Dass die Geschichte dadurch Längen bekommt und an Qualität verliert, ist erstmal egal, denn zunächst zählt das Mehr.


    Ich möchte hier klar sagen, dass sich niemand für sein Kaufverhalten zu rechtfertigen hat. Die zwei Momente aus dem Podcast habe ich nur exemplarisch aufgegriffen, da ich beim Hören das Bedürfnis hatte darüber zu schreiben. Insgesamt ist dieses Verhalten überall zu finden. Es gibt kaum einen Tag, in dem ich nicht lese, dass Spiel X mit 20% bei Y rabattiert ist. Dann wird mal in die Runde gefragt was es taugt, nur um es aufgrund der auslaufenden Aktion dann doch mitzunehmen und sich ein Schulterklopfen der anderen abzuholen. Sollte man eine Möglichkeit gefunden haben, noch einen weiteren Gutschein anzuwenden, dann kann man sich schonmal unterstellen, denn der Like-Regen wird garantiert nicht lange auf sich warten lassen.


    Oft lese ich, dass Mitglieder über stornierte Bestellungen bei Thalia schimpfen, sich aufregen, weil sie die Rabattaktion verpasst haben oder das Spiel zwei Tage später mit Neukundenbonus über den Viertaccount billiger zu erstehen gewesen wäre, aber all diese Probleme sind doch hausgemacht. Ein mindestens genauso schönes Gefühl für mich ist es, wenn ich mit meinem Kauf einen lokalen Händler unterstütze oder zumindest einen auf Brettspiele spezialisierten und keine der großen Ketten. Es ist schlicht viel entspannter, wenn man sich von all dem Stress befreit, der durch Prozente auf einen aufgebaut wird. Natürlich muss man im Zweifel auch ein paar Euro mehr bezahlen, dafür hat man aber auch nicht den Ärger, wenn wieder etwas nicht, nur schlecht verpackt ankommt oder man die Seite nicht oft genug besucht und dadurch das Zeitfenster des Rabatts verpasst hat.


    Es geht mir gar nicht darum, dass ich das Kaufen neuer Spiele als etwas Schlechtes abtuen möchte. Natürlich kaufe auch ich, wenn ich etwas Neues ausprobieren möchte und verkaufe es im Anschluss eventuell wieder. Natürlich habe auch ich lieber eine gut gefüllte Box mit haptisch ansprechenden Komponenten als eine große Box mit vier Kartensets und drei Holzwürfeln, die äußerlich mehr verspricht, aber ich bin auch bereit für diese zum größtenteils leere Box den Preis der vollen oder mehr zu zahlen, wenn sie mich spielerisch mehr anspricht. Das ist ein Punkt, den Ben2 in der Vergangenheit oft angesprochen hat. Gefühlt geht es vielen darum pro 100g möglichst wenig zu zahlen, aber Spiele sind keine Waren im Supermarkt, die sich über das Verhältnis Euro zu Gewicht vergleichen lassen.


    Vor zwei Jahren wurde ein Thread über den Verkauf von Spielen und das Ausdünnen der Sammlung mit einem meiner Zitate eröffnet. Einige konnten es nicht verstehen, da für sie das Sammeln im Vordergrund stand, für mich hat sich die Entscheidung aber als ideal herausgestellt. Eine Reduktion ist immens befreiend und kann sogar glücklich machen, obwohl man sich von Spielen trennt, die man schon lange besessen und gerngehabt hat. Die eigenen Spiele ständig zur Disposition zu stellen, ist ein spannender Prozess, an dessen Ende wirklich nur die Titel bleiben, die für einen selbst herausragen oder eine emotionale Bedeutung haben.


    Die Diskussion über die Neuanschaffung von Spielen nach dem vermeintlichen Brand der eigenen Sammlung hat dies für mich verdeutlicht. Für viele wären es einige wenige Spiele gewesen, und das obwohl die derzeitigen Sammlungen oftmals im (hohen) dreistelligen Bereich liegen.


    Die Beckikaze hat im Jahresrückblick seines YouTube-Kanals Planet Apocalypse genannt. Abgesehen von der Thematik und der Art Spiel, welche in Kombination natürlich nicht jeden ansprechen, finde ich das Beispiel gut. Er sagt sinngemäß, dass Planet Apocalypse mit 200€ ein in der Anschaffung teures Spiel ist, es den Preis aber durch die hohe Wiederspielbarkeit (ok, bei Planet Apocalypse nur mit Erweiterung) rechtfertigt. Viele, die den Preis kritisieren und sich dafür lieber drei „billigere“ Spiele kaufen, haben dadurch aber nicht zwangsläufig mehr Spielspaß oder mehr von ihrem Geld. Oftmals ist es auch ein sehr tolles Gefühl ein Spiel wirklich zu erkunden und zu erleben. Das ist etwas, was durch die Flut von Neuheiten, den Cult of the New und die ganzen Käufe aufgrund verlockender Angebote aber immer seltener wird. Da werden dann immer neue Spiele aufgetischt und die teilweise besseren Spiele fristen ein Schattendasein alleine aufgrund des Alters.


    Als abschließendes Beispiel möchte ich da die Top-Liste von Hunter & Cron nennen, die mir von YouTube vorgeschlagen wurde. Das Jahreshighlight für Hunter & Cron sind mit XIA und Dominant Species ältere Spiele. Natürlich wurde Dominant Species erst vor kurzem neu ausgeliefert und erfreut sich damit Aufmerksamkeit trotz des Alters, aber es ist doch schön, zu solchen Spielen zurückkehren zu können – natürlich nur, solange sie nicht unter dem Berg neuer Schnäppchen begraben liegen.


    tl;dr: :frischeSpiele: