Beiträge von Fluxx im Thema „Die Jäger des verpassten Schnäppchens und wieso ich auch mit 20% auf Alles keine 80% Verständnis aufbringen kann“

    Hat nicht Days of Wonder seinerzeit versucht den Preis für Zug um Zug stabil zu halten, indem sie versucht haben Händlern irgendwelche Preise vorzuschreiben? (Kann mich da irren - ist nur wage Erinnerung und hatte das damals nicht wirklich verfolgt.)

    Selbst, wenn es rechtlich möglich wäre. Ist Thalia so viel schlimmer als Bücher.de oder Amazon? Und wenn man die alle nicht beliefert, dann steht man plötzlich da und hat noch seine halbe Auflage oder mehr im Lager liegen. Klar einen Teil wird man trotzdem los, weil der informierte Kunde sich die Läden sucht, die es liefern können. Aber viele kaufen auch das was angeboten wird und wenn der übliche Händler ein bestimmtes Spiel nicht hat, wird halt ein anderes gekauft. Das tut dem Verlag deutlich mehr weh als dem großen Händler. Das gleiche gilt natürlich, wenn man sich weigert dem Großhändler, der 1000 Exemplare abnimmt, bessere Konditionen zu geben als dem kleinen Fachgeschäft, dass nur 5 Exemplare bestellt. Dann kann es passieren, dass die Großhändler einfach ihre Bestellung stornieren und das 1-2 Jahre aussitzen. Das kann sich wohl auch kein Verlag erlauben. Das Angebot an guten Spielen ist einfach zu groß und die Käufer holen dann einfach die Produkte, die weiterhin gelistet sind.

    Aber - provokativ gefragt - handelt der Hersteller des Spiels denn genauso verantwortungsvoll und kauft seine Komponenten ausschließlich in Ländern, wo Mindestlohn gezahlt wird? Ich stimme Dir bei der dahinter liegenden Ablehnung des kapitalistischen Systems voll zu, aber solange Firma XY in China produzieren lässt, weil billiger, sollte der Kunde der Firma nicht verdammt werden, weil er bei Thalia kauft weil billiger.

    Das Problem ist, dass der Hersteller von seinem Umsatz und somit seinen Kunden abhängig ist. Natürlich kann der Hersteller das Spiel komplett in der EU produzieren lassen. Dann kostet es halt statt 30€ auf ein mal 50€. (fiktive Zahlen - ich habe keine Ahnung, wie das Verhältnis wirklich ist.) Wenn der Händler wüsste, dass der Konsument das wertschätzt und für eine Produktion in D/EU auch diesen Preis bezahlt, würde er es wahrscheinlich auch gerne machen. Aber der Hersteller muss um überleben zu können natürlich auch den Markt im Auge behalten. Wenn er dann beobachtet, dass bei vergleichbaren Spielen immer wieder zu lesen ist "40€ sind zu viel, da warte ich, bis es für unter 25€ zu haben ist.", dann wäre es wirtschaftlich vermutlich Selbstmord, wenn er sein Spiel für 50€ anbietet. Wenn er hingegen beobachtet, dass vergleichbare Produkte auch zu 40/45€ gut gekauft werden, dann kann er vielleicht auch mal den Vorstoß in Richtung 50€ versuchen und entsprechend darauf hinweisen, dass der Preis auch durch die lokale Produktion so hoch ist.

    Es gibt ja auch Verlage, die viel in der EU produzieren lassen. Aber auch die müssen konkurrenzfähig bleiben und ich meine, dass es da durchaus auch Beispiele gibt, wo dann spätere Auflagen doch nach China verlegt wurden, weil das vom Kunden akzeptierte Preisniveau mit lokaler Produktion nicht machbar war.