Beiträge von Fluegelschlaegerin im Thema „Die Jäger des verpassten Schnäppchens und wieso ich auch mit 20% auf Alles keine 80% Verständnis aufbringen kann“

    Streitet euch nicht, die Wahrheit liegt wieder irgendwo in der Mitte. Genauso, wie es gute Verkäufer gibt, die nicht nur ihren Lagerbestand, sondern auch die Zufriedenheit des Kunden im Blick haben, gibt es schwarze Schafe. Weder sind alle per se vertrauenswürdig, noch sollte man aus Prinzip allen blind vertrauen. Weder das eine oder andere macht irgendwen zum Querdenker, vermutlich hängt es einfach von den persönlichen Erfahrunen ab, wieviel Urvertrauen man noch hat :):kuschel:

    Keiner von uns steht hier glaube ich für das große Ganze ^^ Es gibt verschiedene Entwicklungen, auch, aber nicht nur im Brettspielbereich, die für Einzelhändler/Verlage/Kreative in vielschichtiger Weise problematisch sind bzw. problematisch werden könnten.

    Hier ging ja schon einiges thematisch durcheinander, niemand hat hier aber die Absicht, irgendjemandes Arbeitsplätze zu zerstören oder den Wert, den die Arbeit als Verlag/Fachhändler etc. hat, kleinzureden. Ich hatte bislang oft den Eindruck, dass vieles einfach ein:

    "X sind meine Lebensumstände (Alter/Aufwachsen mit Online Shopping oder nicht/finanzielle und zeitliche Ressourcen/Prioritäten im Hobbybereich) und Y sind die Konsequenzen, die ich daraus ziehe" ist. Das ist spannend zu lesen, ist aber natürlich keinesfalls ein persönlicher Angriff auf irgendjemanden :)


    Da gibt es offenbar (Ausnahmen bestätigen die Regeln) gerade im Bereich U40 eine Entwicklung weg vom persönlichen Kontakt/Fachhandel und selbstständige Nutzung des Internets als Informationsquelle. Das würde ich nicht prinzipiell deckungsgleich mit "Schnäppchenjäger" sehen, die dürfte es über alle Altersschichten hinweg geben. Das nützt aber den Fachgeschäften, die teure Mieten am Bein aber keinen funktionierenden Online-Shop haben, natürlich nix. Das Produkt wird dann bei der Konkurrenz online geshoppt, sei es möglichst billig oder sei es zum Vollpreis, wie auch immer man da dann halt eingestellt ist.


    Andererseits hattest du gab62 doch auch schon berichtet, dass Corona die Schlagzahl der Neukunden, die Beratung wollen, enorm erhöht hat. So mistig dieses elende Virus auch ist, ist das doch zumindest ein sehr positiver Nebenaspekt, der zeigt, dass sich bestimmte Entwicklungen auch durch solche Ereignisse wieder ins Positive umkehren können :)

    Dieses Stück Lebensqualität ließe sich aber erhalten, wenn man bereit ist mehr auszugeben und sich für den Einkauf auch mal durch ein paar Geschäfte und vor allem in die Fußgängerzone zu "quälen".

    Teil der Wahrheit ist aber vermutlich leider auch, dass es mittlerweile für einige, eine gefühlt größer werdende Zahl an Menschen, keine Lebensqualität mehr ist, seine Besorgungen in der Fußgängerzone zu erledigen. Du selbst nimmst ja sogar das Wort "quälen" in den Mund.

    Horrende Parkgebühren in den Großstädten, alles vollgestopft, weite Wege, für eine passende Hose muss man in X Geschäfte (okay, Männer vllt nicht aber ihr wisst, was ich meine ;)) und als Sahnehäubchen für zusätzlichen Aufwand, Gebühren und Anstrengung sind dann die Preise der Waren oftmals noch teurer (logisch bei den Mietkosten). Schwierig, gegen diese Entwicklung gegenzusteuern. Nehme mich selbst da gar nicht aus, wir haben auch vor Corona die "Bummelei" durch die Innenstädte vermieden.

    Mutter

    Das stimmt, da fühle ich mich glatt erwischt. Bis gerade habe ich noch gedacht, dass ich mir das bewusst nie "ausgerechnet" habe aber das Beispiel mit dem Kinobesuch, das habe ich mir tatsächlich schon mehrfach gedacht. Nach dem Motto: Wir könnten jetzt zu zweit am Wochenende ins Kino gehen und sind mit Snacks, 3D, Überlänge dann schnell 40-50 für ein einmaliges Erlebnis los. Oder ich hole ein Brettspiel, das unsere mehrere tolle Abende beschert.


    Aber dass das gerade die Amis mehr machen, wo dort die UVP deutlich höher sind als hier, überrascht mich

    würde jedes Spiel 6x gespielt. Und selbst da weiß ich noch nicht genau, ob sich Anachrony amortisiert hätte.

    Ein weiterer interessanter Aspekt in diesem wirklich interessanten und informativen Thread!


    Ab wann hat sich ein Spiel amortisiert?

    Wieviel Spielzeit pro Euro, den wir ausgegeben haben?

    Brauchen wir das Gefühl, dass sich ein Spiel "gelohnt" hat? Und kaufen auch deshalb unterbewusst gerne billiger, weil wir dann weniger Partien benötigen, um dieses Gefühl befriedigen zu können? :/

    70 kommen mir aber sehr wenig vor. Ich komme jedenfalls nicht bei den Neuheiten hinterher, dabei habe ich meiner Meinung nach schon einen sehr festgelegten Geschmack, welche Spiele überhaupt irgendwie interessant sein könnten :/Erweiterungen würde ich allerdings nicht ausklammern, denn die Frage, ob ich ein vorhandenes gutes Spiel mit mehr aufpeppe und/oder eine Neuheit kaufe, hat ja gleichermaßen Auswirkungen auf Budget und Spielzeit.

    Guter Punkt Sepiroth

    Bei über 1000 (?) Neuerscheinungen, die jedes Jahr auf den Markt geworfen werden, wer soll die alle kaufen? Und dann noch zu hohen Preisen? Und das Risiko einer großen und damit günstige(re)n Auflage kann sich ja kaum noch ein Verlag erlauben. Also entweder Preis erstmal hoch und hoffen, die eine Perle unter Hunderten ähnlichen (bezogen auf den potentiellen Spielerkreis) zu sein oder sicherheitshalber selbst wenig verdienen/Mitarbeitern bezahlen und ein gutes Spiel zum günstigeren Preis raushauen und so sicher die Auflage wegbekommen. Ist schwierig, ich möchte da auch echt mit keinem aus der Branche tauschen. Würde es nur 100 neue Spiele jedes Jahr geben, wäre es aber sicher einfacher über eine hohe Aulage gute Preise zu machen und selbst gutes Geld zu verdienen.

    Im Wesentlichen stimme ich deinen Ausführungen zu. Von dem "ein Spiel nur deshalb zu kaufen, weil es günstig ist", bin ich glücklicherweise weg.


    Ein paar kleinere Aspekte bleiben mir aber zu unbeleuchtet:


    Es gibt Spieler, die schlicht und ergreifend gerne neue Spiele ausprobieren. Sei es aus Neugierde, sei es um seine eigene Sammlung auf den Prüfstand zu stellen (X und Y haben eine ähnliche Mechanik, welches finde ich besser?), sei es, um eine Nische zu füllen (ein Spiel, das Z macht, habe ich noch gar nicht) oder aber weil manche Spieler gerne Regeln lesen, Spaß am Auspöppeln haben oder gerne neue Inlays bauen (Hobbys im Hobby).

    Ich finde, häufige Neuanschaffungen werden tendenziell zu oft als "Cult of the New" abgetan (= Neu ist immer besser?!), obwohl da schlicht ein anderer Spielertyp der Käufer ist, als man selbst ist.


    Des Weiteren bedeutet das Kaufen vieler Spiele nicht automatisch das Anhäufen einer großen Sammlung/PoS. Wer gerne neues ausprobiert, zieht doch oft auch einfach nur die persönlichen Perlen für sich raus und verkauft etliches Spiele wieder. Je nachdem, wie teuer man selbst eingekauft hat, haben die eigenen Testpartien (die doch auch meist Spaß gemacht haben!), dann Kosten im einstelligen Bereich ausgelöst. Kein großes Risiko. Wer die richtigen Schnäppchen macht, bekommt hier sogar manchmal mehr, als er bezahlt hat.


    Das alles bezieht sich für meine Begriffe aber nur auf Spiele, die man gerne irgendwie haben möchte, wo es irgendwann den Schalter "haben will" gab, der umgelegt wurde. Hier spricht m.E. nichts dagegen, eine günstige Gelegenheit wahrzunehmen.


    Für das oft zu lesende Gemecker, dass die vergünstigten Spiele zu schlecht sind, dass Spiel X eine Woche woanders noch 3€ günstiger ist, dass Läden wie Amazon und Thalia auch im 126. Versuch überraschenderweise scheiße verpacken oder Lieferschwierigkeiten haben, dass man Rabattaktionen versäumt etc. etc. - dafür habe ich auch kein Verständnis.


    Kickstarter ist da dann nochmal ein ganz anderer Bereich. Ich bezweifle, dass diejenigen, die ohne mit der Wimper zu zucken 350€ für ein KS-Spiel ausgeben, dann auch ausgerechnet diejenigen sind, denen 30% auf ne Essenneuheit noch zu wenig sind. Aber Strichliste führe ich da natürlich nicht ^^