Der kleine Unknowns-Filmclub

  • Auch von mir ein herzliches Dankeschön an Archibald Tuttle für diese schöne Initiative. Meine Meinung zu dem Film, den ich schon vor ewiger Zeit mal gesehen hatte, deckt sich im wesentlichen mit der von Nafets (sehr viel Spaß hatte ich jedesmal, wenn eine Steinschlosspistole mehrfach hintereinander abgeschossen wurde - nachladen wird einfach überbewertet ;) , aber ich denke dass man damals noch nicht soviel Gewicht auf historische Korrektheit gelegt hat, solange man die Geschichte als fesselnd empfand) Allerdings fürchte ich, dass die Synchronisation nicht so toll war und einiges durch schlechte Übersetzungen verloren ging. Deshalb meine Frage an Archibald Tuttle : Kennst du eine Quelle, wo man sich den Film im Original ansehen kann ?? Ich freue mich schon auf den nächsten Film.

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Ich habe Cartouche in zwei Etappen geschaut und es sind dann wirklich fast zwei verschiedene Filme. Archibald Tuttle hat schon alles wichtige gesagt. Ich hatte den Film auch ganz anders in Erinnerung vom letzen Ansehen vor ca. 40 Jahren. Ist eben in vielen schlecht gealtert, trotzdem lohnend sich mal wieder damit zu beschäftigen.


    Bin gespannt auf Glengarry Glen Ross, der ist bisher an mir vorbeigegangen.

    You know I'm born to lose, and gambling's for fools

  • Eine kleine "Warnung" zu Glengarry Glen Ross (der Film ist überragend, und ich kann jedem nur empfehlen, ihn zu schauen) sei hier ausgesprochen: David Mamets Drehbuch basiert auf seinem eigenen Theaterstück. Es handelt sich also um eine Theaterverfilmung.
    Es hilft, das beim Schauen im Hinterkopf zu behalten, denn die Erfahrung zeigt, dass solche Filme immer noch ein bisschen anders funktionieren als "normale" Filme. :)



  • Den vielen Rückmeldungen entnehme ich, dass eine Fortsetzung gewünscht ist. Finde ich toll, bin aber auch etwas unsicher wie weitermachen. Soll ich wieder Vorschläge machen, oder will das jemand anders übernehmen? Und wollen wir uns auf frei zugängliche Quellen beschränken oder auch Prime/Netflix reinnehmen? Damit es nicht abbricht, mache ich jetzt nochmal einen Vorschlag für den nächsten Film, lese aber auch gerne Eure Ideen dazu wie wir das in Zukunft entscheiden sollen.



    Von meiner Seite aus kannst du gerne weiter Filme vorschlagen. Für mich ist dieses Projekt vor allem eine gute Gelegenheit neue Filme kennenzulernen und deine Vorschläge passen da vermutlich ziemlich gut rein. Ich denke, dass die meisten auch ganz froh sind, dass sie sich selber nicht die Arbeit machen müssen, passende Filme rauszusuchen.;)

    Und wenn jemand doch mal einen Vorschlag hat, kann er ja gerne genannt werden. Aber ich glaube nicht, dass hier zig Vorschläge von verschiedenen User kommen, sodass feste Regeln etabliert werden müssen, wer wann welchen Film vorschlagen darf. ^^


    Zum Thema Netflix und co: Ich denke, dass wir auf Dauer nicht drum herum kommen, weil durch frei verfügbare Filme sind wir irgendwann vermutlich doch etwas eingegrenzt. User, die die entsprechenden Dienste nicht aboniert haben, bleiben dann in der Woche außen vor (mich aktuell eingeschlossen), aber da bereits bei Cartouche viele Leute mitgemacht haben, wird es denke ich unter den bisher Teilgenommenen noch genug geben, die einen der Streaminganbieter aboniert haben. Wenn man merkt, dass zu wenig Leute bei Netflix und co. mitgucken, kann man sich ansonsten wieder auf frei verfügbare Filme beschränken. Ich würde das also immer etwas von der Auswahl der Filme abhängig machen.


  • Unabhängig davon: Ich sehe immer noch nicht, welchen Vorteil JDownloader nun gegenüber MediathekView hat. Falls mir das noch jemand erklären mag, wäre ich dankbar, ansonsten bleibe ich einfach bei MediathekView, weil es für mich bisher einwandfrei und einfach funktioniert.

    Du kannst bei MediathekView bleiben. Wer JDownloader jedoch einmal gewohnt ist, will nichts mehr anders. Denn JDownloader kann eben nicht nur die Mediatheken, sondern im Prinzip alle (öffentlich, frei zugängliche) Streams herunterladen, also auch Youtube & Co. Und das Prinzip ist immer das Gleiche: Link reinkopieren und starten, fertig.

  • Ich grätsche hier mal so halb dazwischen, weil das halb Heimkino-Tipp ist, und zur Hälfte auch ein klasse Film für den Filmclub hier wäre:

    Zu Wolfgang Menges 100. Geburtstag zeigt der WDR heute um 23 Uhr "Das Millionenspiel" von 1970. Der hat damals wegen seiner zynischen Sicht auf die Zukunft des Fernsehens ordentlich Wellen geschlagen und ist selbst aus heutiger Sicht noch ziemlich aktuell.
    Zudem darf man Dieter Hallervorden mal in einer ernsten Rolle sehen.
    (Und als Bonus darf Man Dieter-Thomas Heck mal als Schauspieler und nicht nur als Hitparaden-Moderator sehen. :) )

    Leider weiß ich nicht, ob der später in die Mediathek kommt, darum schonmal heute der Tipp. :)

    https://www.wdr.de/programmvor…7/das-millionenspiel.html

  • Für den Film musste der WDR eine ganze Reihe an Rechtsstreits abhandeln, um ihn 30 Jahre später wieder zeigen zu dürfen. Da war von Streaming noch keine Rede, ich fürchte daher eher, dass der nicht im Streaming landet. Ansonsten supergerne, der ist toll. Und Didi der Killer eine Schau.

  • Auch wenn ich hier innerhalb des Zeitfensters wohl selten dazu kommen werde, sowohl den Film anzusehen, als auch was dazu schreiben zu können, lese ich hier auf jeden Fall aufmerksam mit.

    Bei Cartouche konnt ich mich noch zurückhalten… Belmondo hat auf mich eine Anziehungskraft wie Til Schweiger, aber Glengarry Glen Ross hatte ich immer wieder mal im Hinterkopf, aber sowas wird bei den gängigen Streaminganbietern nie hochgespült und landet somit selten auf meinem Bildschirm. Dafür hat sich der Thread (hoffentlich) schon gelohnt.

    Ich find es gut, dass unser freischaffender Heizungsinstallateur die Vorschläge macht. Von mir kämen nur Vorschläge, um die Teilnehmenden zu quälen ala Satanstango (wobei ich den tatsächlich mal sehen wollen würde, genauso wie ich gerne mal Twilight Imperium spielen wollen würde ^^ ).

  • Film läuft noch - und ist auch in der Mediathek in HD gelandet:

    Fernsehfilm : Das Millionenspiel | Actionfilm | ARD Mediathek
    Das Millionenspiel | Actionfilm | Video | Spielfilm Deutschland 1970 +++ Die kommerziellen Fernsehanstalten der Zukunft überbieten sich mit sensationellen…
    www.ardmediathek.de

    Das war schon ein visionärer Film... fragwürdige Show, von fragwürdiger Werbung durchzogen. Und 54 Jahre nach Erfindung der "Nullpille" gibt Pharmakonzern Stabilelite Lilly ("Diätspritze") den Bau eines Milliarden-schweren Werkes Alzey bekannt...

    Huutini : danke für den Tipp :danke:


  • Und als Bonus darf Man Dieter-Thomas Heck mal als Schauspieler und nicht nur als Hitparaden-Moderator sehen.

    Im Grunde spielt er ja nur eine sehr rotzige Version von sich selbst, ich finde das irre witzig. :)


    Danke für den Tipp. Großartig!

    we are ugly but we have the music

  • Um mal zu Glengarry Glen Ross zurückzukommen. Wir haben ihn gestern über amazon prime gesehen, leider mit nerviger Werbung.

    Am Anfang war er schwierig. Zur nervigen Werbung kam noch der nervige Regen im Film. Und dazu waren die abhängig angestellten Immobilienmakler ständig am jammern.

    In der zweiten Hälfte, also nach dem nächtlichen Einbruch, gewann der Film. Das Kammerspiel blieb fortan auf der Bühne (also im Büro), die Handlung wurde fesselnd und die Auflösung war dann für mich recht unerwartet.

    Eigentlich gehört der Stoff für mich auf die Theaterbühne. Jack Lemmon in der tragischen Rolle eines Immobilienmaklers, der seine besten Tage hinter sich hat und sich irgendwie über Wasser halten muss ist großartig.

    Für mich eine :7_10: .

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

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    and young enough not to choose it

  • Film läuft noch - und ist auch in der Mediathek in HD gelandet:

    O wie schön! Und ja, cool!


    Sorry nochmal fürs reinrufen, ich wusste wirklich nicht, ob der kommt. 😊



    Dann konzentrieren wir uns jetzt diese Woche wieder auf den ebenfalls hervorragenden Glengarry Glen Ross, spöttisch wegen seiner Ausdrucksweise auch als "Death of a fucking Salesman" betitelt. 😊


    Alec Baldwins Monolog hat und hatte in den USA übrigens Kultstatus ("Coffee is for Closers" wurde zum geflügelten Wort), und es gibt eine fantastische Parodie von Saturday Night Live. (Mit herrlichem Versprecher von Baldwin.)


    Hier mal Fälschung und Original (funktioniert super in dieser Reihenfolge. 😊)


    SNL:


    Original:

  • Kennst du eine Quelle, wo man sich den Film im Original ansehen kann ?? Ich freue mich schon auf den nächsten Film.

    Meintest Du jetzt Cartouche oder Glengarry Glen Ross? Beide gibt es als deutsche BluRay, Glengarry ist bei Freevee auch im Original zu sehen (leider ohne UT, die hat nur die BluRay).


    Huutini und Herbert Klar merkt man dem Film seine Theaterprovenienz an, die Einheit von Ort und Zeit wird eingehalten, dramaturgisch nur sehr wenig an der Vorlage geändert, es handelt sich vorrangig um ein Kammerspiel mit hervorragenden Darstellern. Aber das sind "Die 12 Geschworenen" ja auch, und trotzdem sind beide fantastische Filme, die mit Einstellungsgrößen, Kameraarbeit, Schnitt und realistischem Setting einiges aus den Performances rausholen, was so auf einer Theaterbühne gar nicht möglich gewesen wäre (Jack Lemmon etwa ist absolut brillant, selbst wenn er nur im hintersten Winkel zu sehen ist, schafft er es die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zu ziehen, so dass man irgendwann versteht, dass er das heimliche Zentrum des Films ist). Da das Theaterstück seinerzeit den Pulitzerpreis gewonnen hat, ist das auch nachvollziehbar, man wollte mit dem Film so etwas wie eine ultimative "Aufführung" erzeugen. Was ich aber am bemerkenswertesten finde: Die von Huutini gezeigte Szene mit Alec Baldwin (und seine ganze Rolle) ist im Theaterstück gar nicht drin. Also der Teil, der vom ganzen Film am berühmtesten geworden ist, ist neu für den Film hinzugetextet worden, und gibt der ganzen Story eine ganz andere (in meinen Augen weitaus humanere) Dimension, denn jetzt wird die extrinsische Motivation der Figuren viel deutlicher als zuvor.


    Man darf übrigens nicht vergessen, dass Alec Baldwin 1992 als Schönling und unbegabter Schauspieler galt, weshalb er sich nach "Jagd auf roter Oktober" erstmal aus Hollywood verabschiedete und stattdessen Karriere am Broadway machte. Da war es damals zumindest besonders bemerkenswert, mit welcher Kraft er hier diese Szene inmitten von großen Theater- und Filmschauspielern spielte.


    Und noch ein kleiner Kommentar für die die es noch gucken: Versucht mal auf die komischen Momente zu achten. Mamet hat sein Stück immer eine Tragikomödie genannt, je öfter ich ihn sehe (und je älter ich dabei werde), desto mehr bin ich geneigt ihm rechtzugeben, und nicht der Einordnung von Amazon unter dem Label "düster" und "hoffnungslos".

  • Meine "Warnung", dass Glengarry Glenn Ross die Umsetzung eines Theaterstücks ist galt genau dem: Er spielt fast komplett in einem Raum, mit Auftritten und Abgängen und wenig zeitverlauf. Die meisten Leute erwarten ja von einem Film Szenenwechsel, Zeitraffungen, Perspektivwechsel etc.

    Ich war zuletzt über einige Kritiken zu "The Whale" verwundert, die dem Film ja auch vorgeworfen haben, ein Kammerspiel zu sein und nur eine Location zu haben, und auch da sage ich: Dem liegt ein Theaterstück zu Grunde.
    Darum denke ich, dass es hilft, das zu wissen.
    GGR ist ja dennoch ein Film mit sehr filmischen Mitteln (zu denen, wie du richtig sagst, die Rolle von Alec Baldwin gehört, um das Publikum mehr an die Hand zu nehmen und den Film zu straffen), aber Kenntnis über den Theaterhintergrund hilft m.E.


    Und wo du die 12 Geschworenen erwähnst: Immer wenn ich Glengarry Glenn Ross gucke, bekomme ich direkt Lust auf die Fernsehfassung von Die 12 Geschworenen (inzwischen auch schon wieder 27 Jahre alt ... :( ), in denen Jack Lemmon die Nummer 8 spielt - die Rolle erinnert mich immer frappierend an seinen Auftritt hier in GGR.

    (Und als Randnotiz: Die 12 Geschworenen ist vermutlich der einzige Fall, in dem ich die Fernsehversion tatsächlich lieber mag als die Kinoversion. Nicht nur, weil der Cast komplett aus Leuten besteht, die ich seinerzeit kannte und liebte, sondern ich finde auch Lemmons Nummer 8 immer sehr viel anrührender und bewegender als Fondas, den ich sehr viel unterkühlter fand, und merke wieder, wie sehr die Geschichte für mich damit steht und fällt, wie sympathisch ich Nummer 8 finde. Leider konnte ich das Stück bisher noch nirgendwo auf der Bühne sehen ...)

    2 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()


  • (Und als Randnotiz: Die 12 Geschworenen ist vermutlich der einzige Fall, in dem ich die Fernsehversion tatsächlich lieber mag als die Kinoversion. Nicht nur, weil der Cast komplett aus Leuten besteht, die ich seinerzeit kannte und liebte, sondern ich finde auch Lemmons Nummer 8 immer sehr viel anrührender und bewegender als Fondas, den ich sehr viel unterkühlter fand, und merke wieder, wie sehr die Geschichte für mich damit steht und fällt, wie sympathisch ich Nummer 8 finde. Leider konnte ich das Stück bisher noch nirgendwo auf der Bühne sehen ...)

    Guck mal die Erstverfilmung fürs Fernsehen, in guter Qualität auf Youtube zu finden. Ich finde Henry Fonda absolut großartig und kann mich mit seiner Art besser identifizieren als mit Jack Lemmon, aber Robert Cummings ist für mich perfekt in der Rolle

  • Zwei kleine Zusatz-Bemerkungen:

    • Natürlich denke ich bei Jack Lemmon sofort an Walter Matthau. Welche Rolle hätte ihm in diesem Film wohl gut zu Gesicht gestanden?
    • Ganz überrascht waren wir über das Mitwirken des „Hohen Spatzes“ (Jonathan Pryce).

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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  • Meintest Du jetzt Cartouche oder Glengarry Glen Ross? Beide gibt es als deutsche BluRay, Glengarry ist bei Freevee auch im Original zu sehen (leider ohne UT, die hat nur die BluRay).

    Ich meinte schon Cartouche, Glengarry Glen Ross schaue ich ja erst diese Woche :)

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Glengarry Glen Ross

    Obgleich er nur hundert Minuten geht, war er leider ein wenig langatmig. Speziell im ersten Drittel ist mir das aufgefallen. Man kommt schlecht rein, kaum Charaktere sind sympathisch oder relatierbar, und das Wort "Adressen" wird derart übertrieben oft benutzt, sodass es einen irgendwann nur noch nervt. Dieses ständige Gemeckere der angestellten Verkäufer über ihre Arbeitsumstände gefällt mir obendrein auch nicht besonders. Das erinnert nur zu gut an ähnlich gelagerte Kollegen im Hier und Jetzt der realen Welt, die einfach Tag für Tag nur das Schlechte sehen können und wollen, anstatt sich endlich umzuorientieren oder mal zu versuchen, einen Perspektivwechsel zu betreiben und aus dieser ewigen Hassspirale auszubrechen. Es ist nicht alles schlecht, auch für die Arbeitenden im vorliegenden Film nicht. Aber ich schweife ab.

    Ich habe mich jedenfalls auch im Voraus zu sehr vom Cast beeindrucken lassen und daher insgesamt leider mehr erwartet. Vor allem mehr als endlose Dialoge um Arbeitsumstände (s.o.), Verkaufstelefonate sowie persönliche Beleidigungen, die ungewöhnlich stoisch hingenommen werden (und dadurch minimal unrealistisch wirken). Darüber hinaus war die deutsche Synchro schlecht und ich hätte im Nachhinein betrachtet viel lieber O-Ton schauen sollen; Baldwin hatte nur eine einzige Szene im ganzen Film aka wurde nach seiner überragenden Rede einfach verschwendet; und Arkin ging gegen Spacey, Harris, Pacino und natürlich Lemmon komplett unter. Das liegt aber fairerweise auch ein wenig an der Rolle; sein Charakter ist ja sehr vertrottelt und durcheinander angelegt. Naja wie dem auch sei.

    Manchmal war es pointiert, Pryce war abgesehen vom Main Cast stark in seiner Nebenrolle, die Kameraarbeit war erstklassig und der Schluss hat mir auch sehr gut gefallen. Aber Glengarry Glen Ross bleibt leider unter dem Strich trotzdem ein Film, den ich nicht auf Krampf nochmal sehen muss. Da hat jeder einzelne Mime in seiner Vita schon stärkere Eintrage vorzuweisen imho. Besonders gegen die grandiosen Der Gott des Gemetzels sowie The Man from Earth fällt er ab - beides ähnlich gelagerte Kammerspiele, welche ich erst kürzlich mal wieder gesehen habe. Und ironischerweise sind die letzteren Beiden schlechter gespielt und gefilmt, reißen aber einfach mehr mit aka sind weitaus fesselnder für mich. Sowohl vom Pacing als auch den Dialogen her, wohin sich alles so entwickelt.

    Daher insgesamt 6 bis 6.5/10 von mir für Glengarry Glen Ross.

    Lg

  • Habe mir "Glengarry Glen Ross" auch angeschaut. Mir persönlich hat der Film gut gefallen, meine Frau ist leider eingeschlafen. Die Schauspieler (es gibt ja wirklich keine einzige Frau, wenn ich mich richtig erinnere!) sind wirklich klasse. Die Bilder finde ich toll... da kommt viel Noir-Flair auf, irgendwie. Einzelne unspezifische Szenen (Mann mit Hut, Glas, Regen) wären ästhetisch selbst in einem Blade Runner nicht allzu fehl am Platz. Der Film hat mich jedenfalls recht gut in eine räumlich und zeitlich sehr eingeengte, aber trotzdem - sagen wir mal - "stereotypische" bzw. "charakteristische" Filmwelt reingezogen - die in sich so stimmig ist, dass sie mich einigermaßen gut darüber hinwegtrösten konnte, dass Handlung und Szenerie gemessen an realistischen Standards doch sehr sehr "konstruiert" wirken. Oberflächlich schien es mir wie eine zugespitzte amerikanische Kapitalismuskritik von vor 30 Jahren. Ziemlich platt eigentlich, und sicher schon damals total unglaubwürdig. Aber das ist hier gar nicht mal so schlimm, da der Film IMO nie wirklich den Anspruch erhebt, mehr zu sein als er ist: eine Art mikroskopische Sozialstudie in einem recht abgedunkelten 'experimentellen' Setting. Kann mir gar nicht richtig vorstellen, wie das Theaterstück ohne den Experimentator 'Baldwin' (bzw. Spacey's Williamson als eine Art Versuchsleiter im Hintergrund) funktionieren soll. Evtl. entfalten Theaterstück und Film da trotz der über das Drehbuch generierten Nähe eine sehr unterschiedliche Wirkung. Hmm. Für mich ist der Film zwar kein zeitloser Klassiker, aber ich habe ihn sehr gern geschaut. 7/10


    EDIT: P.S.: Und ja, man sollte den Film sicher besser auf Englisch schauen. Eine deutsche Synchro stelle ich mir (schon aufgrund der im Original verwendeten Vulgärsprache) extrem peinlich vor.

  • Mir hat "Glegarry Glen Ross" auch gut gefallen. Ich habe dein Film zweimal geschaut (ok, das zweite Mal eher im Hintergrund laufen lassen). Das erste Mal als OV und wegen der fehlenden Untertitel später noch mal auf Deutsch, um zu schauen, ob ich inhaltlich was verpasst habe... die deutsch Synchro war nicht so schlimm wie bei Cartouche, aber auch noch fern von gut. Ich mag Kammerspielartiges und auch wenn mir ähnlich wie martinkaizer das ganze Setting eher artifiziell vorkommt, fand ich die unterschiedlichen Mechanismen von "Coping" (von Betriebsblindheit über mehr oder weniger deutlich kriminelle Aktivitäten bis hin zu betrügerischer Manipulation) spannend und auch die Wechsel im Umgangston in Abhängigkeit von der aktuellen Dominanzwahrnehmung gut umgesetzt.


    Würde ich jetzt auch nicht so bald wiedersehen wollen - ist ja auch eher deprimierend - aber war schon gut.

  • Gestern habe ich es auch geschafft den Film zu schauen. Ich fand es auch mit der Werbung erstaunlicherweise erträglich.


    Von der akustischen Untermalung war ich ziemlich überrascht. Die Bahn ist schon ganz ordentlich durch mein Wohnzimmer gescheppert und auch der Regen klang ganz schön feucht. Vielleicht noch Anfänge von Dolby Surround, wo der Teppich schön um einen herumgelegt wurde. In den Büroszenen klang es allerdings eher nach einem Großraumbüro. Da war auf meinen Rears immer ein undefiniertes Genuschel. Oder waren es die Gedanken der Darsteller? Das war mir stellenweise ein wenig zu viel. Und irgendwann habe ich die Dialogvestärkung zugeschaltet, um die Leute doch besser verstehen zu können.


    Aber kommen wir zum darstellerischen oder inhaltlichen. Jack Lemmon hat mir wahnsinnig gut gefallen und auch die anderen Darsteller, aber er hat diesen abgebrochenen Menschen mit einigen zwischenzeitlichen Höhenflügen versehenen Menschen eindrucksvoll verkörpert.

    Auch die Szene mit Ed Harris und Alan Arkin in der Bar , wenn über den Einbruch geredet wird, hat mir gut gefallen. Es mag komisch klingen, aber die Szene hatte etwas Tarantino-haftiges an sich, wenn sie um sich und die zu begehende Tat kreisen.


    Ich fand das Setting schon glaubwürdig genug, um mit den Charakteren mitzufiebern, die plötzlich die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen und (mehr oder weniger) ihre Existenz gefährdet sehen.


    Mir hat der Film sehr gut gefallen und ich würde ihn bestimmten Leuten weiterempfehlen und auch ein weiteres Mal schauen.

  • Eine kurze Zwischenfrage: Wie sind denn ungefähr die "Vorführzeiten" der einzelnen Filme hier im Filmklub. Cartouche ging ja quasi nur eine Woche (aufgrund der begrenzten Streamingzeit). Glengarry Glen Ross kommt am Wochenende schon auf 2 Wochen, wenn ich mich nicht irre. Falls es schon eine Idee für den Folgefilm gibt: Immer her damit! :)

  • Ich wollte zunächst warten, bis mehr Rückmeldungen kommen, aber ich sehe da kommt nix mehr. Auch das ist ja interessant, denn damit gibt es wohl Gründe, dass der Film in Vergessenheit gerate ist ;). Ich komme heute hoffentlich endlich dazu, selbst etwas dazu zu schreiben, würde aber auch vorschlagen, dass wir einen Zwei-Wochen-Rhythmus nutzen und damit ab heute gerne auch über das Milionenspiel von Tom Toelle und Wolfgang Menge sprechen - den Link gab es ja oben schon. Dazu schreibe ich aber auch nochmal was längeres als Einführung, wenn gewünscht. Der steht ja auch beispielhaft für eine ganze Reihe semidokumentarischer, futuristisch angehauchter Fernsehspiele der 1970er Jahre, die damals im Orson-Welles-Modus die Bevölkerung aufschreckten (Smog, Im Zeichen des Kreuzes, Rainer Erler und Co.).


    Hier nochmal der Link: Ich empfehle manuell auf FullHD zu schalten, die Mediathek ist da gerne sparsam unterwegs.


    Fernsehfilm : Das Millionenspiel | Mediensatire | ARD Mediathek
    Das Millionenspiel | Mediensatire | Video | Spielfilm Deutschland 1970 +++ Die kommerziellen Fernsehanstalten der Zukunft überbieten sich mit sensationellen…
    www.ardmediathek.de

  • Ich habe ihn gestern gesehen. Später mehr.


    Man kann auch auf UHD umstellen, aber das sah sehr merkwürdig aus. Da hat mir das Full HD besser gefallen.

  • Ich habe ihn gestern gesehen. Später mehr.


    Man kann auch auf UHD umstellen, aber das sah sehr merkwürdig aus. Da hat mir das Full HD besser gefallen.

    Das habe ich versucht, wurde aber zumindest im Webbrowser nicht unterstützt. Der WDR hat den Film als Zeitgeschichte tatsächlich in 4K abtasten lassen, ich probiere es gleich mal in einer der Mediathek-Apps.

  • Ich habe es gestern auf dem Fernseher geschaut. Klappte gut.


    UHD


    Full HD


    Alles mit den gleichen Video-Einstellungen.

    Jetzt ist die Frage, was meine Handykamera da noch fummelt.


    Jedenfalls war mir das UHD-Bild zu bunt.

    Einmal editiert, zuletzt von Claeuschen () aus folgendem Grund: Bilder eingefügt

  • Ja, mit der LG-App geht es. Spannend, warum die das dann im Browser nicht zulassen - aber ist ja bei Netflix auch so. Jedenfalls holla die Waldfee, da hat aber jemand an den Farben gedreht, als er HDR (also 10-bit-Farbtiefe) draufgepatscht hat. Ob das so sinnvoll ist, muss ich mir nochmal genauer angucken.

  • Ja, mit der LG-App geht es. Spannend, warum die das dann im Browser nicht zulassen - aber ist ja bei Netflix auch so.

    Das liegt am Kopierschutz, konkret:

    • Grafikkarte und Bildschirm müssen HDCP 2.2 (High-bandwidth Digital Content Protection)-fähig sein
    • HEVC-Videoerweiterung muss installiert sein (kostet 99 Cent, alternativ gibt es noch die hier https://apps.microsoft.com/det…verviewtab&hl=en-us&gl=US )
    • Microsoft Edge (Chrome, Firefox, etc. gehen wohl nicht)
  • Ja, mit der LG-App geht es. Spannend, warum die das dann im Browser nicht zulassen - aber ist ja bei Netflix auch so.

    Das liegt am Kopierschutz, konkret:

    • Grafikkarte und Bildschirm müssen HDCP 2.2 (High-bandwidth Digital Content Protection)-fähig sein
    • HEVC-Videoerweiterung muss installiert sein (kostet 99 Cent, alternativ gibt es noch die hier https://apps.microsoft.com/det…verviewtab&hl=en-us&gl=US )
    • Microsoft Edge (Chrome, Firefox, etc. gehen wohl nicht)

    ..dann verstehe ich aber nicht, warum es in der Fire-App der ARD auch nicht geht. Da gehen ja auch die UHD-Inhalte anderer Anbieter.

  • An Glengarry Glen Ross habe ich mich durchaus auch versucht, allerdings hatte der Film da direkt mal einen schweren Stand: Der Vorspann läuft, grauenvolle Musik - klingt jetzt vielleicht albern, für mich als Freund des guten Filmscores aber immer absolut relevant.

    Egal, weiter gehts. Regenwetter, Dunkelheit. Ein Haufen mittelalter Männer in einem scheußlichen Telemarketing Job. Alec Baldwin taucht für eine Szene auf und scheint ein ziemlicher Arsch zu sein. Wenn man sich die anderen Charactere, allesamt gespielt von guten Schauspielern, so anschaut: Da zeichnet sich ein Trend ab. Dem Film mangelt es sehr an Weibsvolk und irgendwelchen Sympathieträgern. Das die sich anscheinend auch selbst alle nicht mögen, merkt man dann daran, daß sie sich eigentlich permanent beleidigen und auch sonst mit recht derber Sprache um sich werfen. Nichts was mich generell stört, gab dann in den USA aber ein feines R Rating, weil ach so böse gesprochen wurde.


    Mein Problem ist eher: Ich gucke einem Haufen Unsympathen zu, die absolut nichts interessantes machen. Rein technisch gesehen habe ich dann den Film auch noch zuende geschaut - oder vielmehr, ich habe das Ende geschaut - richtig folgen konnte ich der Geschichte aber nicht, da ich mehrfach zwischendurch kurz eingeschlafen bin. Das kann schonmal passieren, ich könnte ja zurück springen, dummerweise fehlte mir aber jede Motivation das auch zu tun.


    Ich gebe da mal keine Wertung ab, erinnere mich aber an mehrere gute, bekannte und sehr männliche Schauspieler, die ziemlich ätzende Charactere zum Besten gaben. Nix für mich, dann lieber nochmal Venom 2, der war auch nicht gut, hat mich aber wach gehalten ;)


    Ob ich mich jetzt an einem deutschen Film aus den 70ern versuche muß ich mal schauen. Den sollte man wohl mal gesehen haben, aber die Anzahl der deutschen Filme, die mir gefallen haben, kann ich wohl an den Fingern einer Hand abzählen.

  • Büdde, büdde. Aber nochmal: Ich sehe mich hier nur als Organisator und Kommentierer, und bin daher dankbar, dass der neue Vorschlag nicht von mir ist. Vielleicht kommt der jetzt ja besser an :).


    Aaaaalso: Dass Glengarry Glen Ross hier SO schlecht ankommt, hätte ich tatsächlich nicht erwartet (sonst hätte ich ihn auch nicht vorgeschlagen). Aber tatsächlich ist der Film offenkundig nicht zu Unrecht (zumindest in Deutschland) ein wahrer Film Maudit, der über Zitate bekannter ist als dass ihn wirklich viele Menschen gesehen hätten. Als Theaterfilm ist er für mich ein klarer Gegenentwurf zu Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden, denn hier sind alle Figuren moralisch mehr als ambivalent, es handelt sich ja schließlich durchgehend um Verkäufer, die betrügerisch agieren (müssen). Die andere Referenz ist "Wall Street" (zu der Zeit erst wenige Jahre alt), der zwar auch kritisch gegen Yuppietum gedacht war, es zugleich aber massiv verherrlicht hat. An Glengarry ist nichts verherrlichend, der ist wahnsinnig düster, und die Rollen sind allesamt "kleine Menschen", sowohl moralisch wie charakterlich. Und so schimpft man dann gemeinsam auf den Einen, der das dünne zivilisatorische Eis am Ende endgültig durchbricht, obwohl man selbst bereits seit Jahren auf dem Firnis dieser Eisschicht herumtrampelt.

    David Mamet hat, im Unterschied zu nahezu allen anderen Stücken und Filmen, hier kein Mitleid mit seinen Figuren. Was natürlich die Identifikation massiv erschwert und so kaum den klassischen Hollywood-Zugang zum Film und seinen Figuren erlaubt. Der Film begeht ja gleich zwei Kardinalsünden: Er ist nicht nur ein Kammerspiel mit zwei Handlungsorten, er ist auch noch ein Ensemblestück, etwas was in Hollywood nur sehr, sehr selten wirklich funktioniert hat - da braucht es üblicherweise einen klaren Identifikationsträger. Was man also hier wunderbar sehen kann: Filme müssen uns irgendwie in sich hineinziehen, und dazu bringen mitzufühlen oder mitzugehen - und das hat dieser Film hier für die meisten die es versucht haben offenkundig nicht geschafft. Da nutzen dann auch einige der besten schauspielerischen Leistungen in den Karrieren der Beteiligten nichts, und auch nicht das an Film Noir erinnernde Setting, ein Genre, das ja ebenfalls von charakterlich schwachen Antihelden und Bad Boys besiedelt war.


    Ich bin mir nicht sicher, ob das Millionenspiel jetzt der richtige Film ist, um diese "Identifikation" besser zu leisten, aber immerhin hat er einen klar identifizierbaren Protagonisten und gleich mehrere herrliche Villains. Das Millionenspiel ist nur eine Verfilmung des gleichen Stoffs, der in diesem Fall auf einer Kurzgeschichte von Robert Sheckley basiert. Vor dem Millionenspiel wurde es bereits in Italien als "Das zehnte Opfer" (immerhin mit Marcello Mastroianni und Ursula Andress), und 13 Jahre später nochmal in Frankreich als Kopfjagd verfilmt (da dann mit Michel Piccoli als Moderator). Und dann war da noch Stephen King, der in bewusstem Rückgriff auf Sheckley sein eigenes Buch dazu unter dem Pseudonym "Richard Bachman" veröffentlichte, das dann wiederum mit Arnold Schwarzenegger als "Running Man" verfilmt wurde.

    Wer Running Man kennt, dem werden beim Millionenspiel die Augen übergehen: Offenkundig hat man sich beim Design von Running Man direkt am Millionenspiel orientiert - was ja völlig verrückt ist, wenn man bedenkt, dass das Millionenspiel nach der Erstausstrahlung 1970 erstmal 30 Jahre von der Bildfläche verschwand und erst 2002 wieder gezeigt werden konnte. Der WDR ist seinerzeit sehr naiv an die Rechtelage herangegangen (und wusste wohl auch nichts von der italienischen Verfilmung) und kaufte die Verfilmungsrechte beim Goldmann-Verlag - der sie aber gar nicht hatte. Erst 32 Jahre hat man sich hier rechtlich einigen können und darf den Film seitdem wieder zeigen, auch wenn das den WDR laut zähneknirschender Eigenaussage damals deutlich mehr gekostet hat als sie bei sonstigen Wiederholungen gewöhnt sind.

    Warum wird Millionenspiel dann heute noch wiederholt, und ist der erste Film, den die ARD in UHD-Qualität restauriert hat (mehr dazu später)? Weil er nicht zu Unrecht als echter deutscher Fernsehklassiker gilt, gleichberechtigt mit Ein Herz und eine Seele, Raumpatrouille Orion, dem Boot und der Sportschau (so sah es jedenfalls eine Briefmarkenserie der Deutschen Post). Nach der Erstausstrahlung erreichten den Sender gleich mehrere Bewerbungen, um ebenfalls am Millionenspiel teilnehmen zu dürfen, und Menge lernte daraus, dass semifiktionale Stoffe mit Verwirrungsgefahr für die Zuschauer:innen eine gute Idee für gute Quote sind (er wiederholte das u.a. dann nochmal mit Smog). Die Aufruhr, die die Erstausstrahlung erzeugte, kann man gar nicht unterschätzen - es gab sogar einen Bambi und eine goldene Kamera für die Produktion, was damals im Fernsehkosmos noch sehr selten der Fall war.

    Ich glaube, dass man auch heute noch viel Spaß mit dem Millionenspiel haben kann, auch ohne die aus heutiger Sicht bizarre Besetzung des Killers mit dem damals noch unbekannten Dieter Hallervorden. Dieter Thomas Heck ist jedenfalls ein echter Knaller in seiner Rolle, und Jörg Pleva wird heute massiv unterschätzt: Immerhin Stanley Kubrick fand seine Stimmleistung bei der Synchro von Uhrwerk Orange so großartig, dass er die Verleiher zwang, ihn auch in Barry Lyndon und in Shining (auf Jack Nicholson, entgegen dessen Stammbesetzung) einzusetzen. Für mich ist er eine der markantesten Radio-Hörspielstimmen der 1970er und 1980er (mal abgesehen von den unzähligen Kleinkriminellen und Pharmaforschern, die er dann noch im Fernsehen spielte).


    Ich bin wirklich gespannt, wie dieses "Fernsehexperiment" aus vergangenen Tagen bei Euch so ankommt, und schreibe gerne später nochmal was, warum ausgerechnet Science Fiction damals unter den Intellektuellen der Fernsehindustrie beliebt war.