Der kleine Unknowns-Filmclub

  • Im "Tipps fürs Heimkino"-Thread entstand die Idee, jede Woche einen "Film der Woche" vorzuschlagen, der möglichst allen zur Verfügung steht und über den man sich dann hier gemeinsam austauschen kann - quasi wie ein kleiner virtueller Filmclub. Zum Start schlage ich einen herrlichen Abenteuerfilm von 1962 mit Jean-Paul Belmondo in der Hautprolle vor:


    Der Film ist noch bis zum 06.04. zu finden in der Mediathek von

    ARTE.

    Übrigens bloß nicht von ARTE als Quelle irritieren lassen, es handelt sich um einen reinrassigen Unterhaltungsfilm auf den Spuren Robin Hoods, der 1962 in Frankreich zum erfolgreichsten Hit des Jahres reüssierte und auch in Deutschland ordentlich Kasse machte. 1962 waren es nicht US-Hollywoodfilme, die die deutschen Kinocharts anführten, sondern - und das gilt bis weit in die 1970er Jahre - gerade die großen italienisch-französischen Koproduktionen, die die meisten Zuschauer:innen in die Kinos lockten.

    Entsprechend war es ausgerechnet der überaus farbenfrohe Cartouche, der 1967 nach dem berühmten Knopfdruck von Willy Brandt um 14:30 Uhr in ARD und ZDF zeitgleich das deutsche Farbfernsehen eröffnete (und in den Folgewochen als "Testfilm" solange wiederholt wurde, dass er wohl das früheste Beispiel einer Endloswiederholung ist). Für Belmondo war Cartouche der endgültige Durchbruch zum Massenliebling, und eine wichtige Rolle, denn sie ebnete seinen Weg ins komödiantische Actionfach, in dem er in den nächsten Jahren seine größten Erfolge feiern sollte. Für Claudia Cardinale hingegen war es die erste große Hauptrolle, und auch sie machte der Film zum Star und zu einer der großen Diven der 1960er.


    Ich bin mal gespannt, wie der Film Euch so gefällt. Ich selbst habe ihn locker 30 Jahre nicht mehr gesehen und freue mich auf ein Wiedersehen - an viel erinnere ich mich nicht mehr.


    Für das weitere Vorgehen: Jede/r darf hier schreiben wie er/sie will. Wer nach dem ersten Beitrag weiterliest muss damit leben wenn er/sie gespoilert wird. Die Mediathek-Verfügbarkeit gibt diesmal ja einen recht knappen Zeitrahmen (bis Samstag) vor. Bewerten darf jede/r wenn und wie er/sie will, mir ginge es aber auch und gerade um allgemeine Gedanken zum Film, Dinge die Euch auffallen, interessante Details, alles was halt in irgendeiner Weise bemerkenswert erscheint.


    Wenn niemand was schreibt schläft dieser Thread einfach ein, ansonsten gucken wir mal, wie wir uns für die kommende Woche einen neuen Film aussuchen.

  • Den habe ich das letzte Mal gesehen, als ich etwa 10 war, denke ich. Damals fand ich den toll, ist aber ne ziemliche Weile her ;) Mal gucken, ob ich da die Woche über zu komme.

    Dann werden Dir wie mir ca. 16 Minuten des Films unbekannt vorkommen - die alte deutsche Kinofassung dauerte nur 100 Minuten, erst 2006 hat das ZDF die damals fehlenden Szenen wieder eingefügt und nachsynchronisiert (die DDR-Synchro war hingegen fast vollständig). Immerhin konnte man dabei noch auf die alte Stimme von Belmondo zurückgreifen, hören wird man das wohl trotzdem.

  • Ui Belmondo! Da lief neulich auch irgendein alter Film mit Belmondo im linearen TV in den ich zufällig reingezappt bin. Irgendein moderner Gangster-/Actionfilm. Habe keine 10 Minuten ausgehalten. Scaramouche habe ich bestimmt auch schon mal gesehen, kann mich aber an nichts mehr erinnern. Also ein Grund den mal (wieder) anzuschauen.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Den Film müsste man doch in der Mediathek runterladen und dadurch auch später gucken können?

    Wenn Du sowas wie MediathekView benutzt sicherlich. In der eigenen App sperrt ARTE m.W. leider die Downloads zum Ablaufdatum.

  • Ich glaube, ich habe Cartouche in meinem Leben 3-4 Mal gesehen. Ich liebe die Filme aus dieser Zeit sowieso, und diesen hier würde ich auch erneut wieder schauen, wenn ich die Zeit dazu hätte, aber diese Woche wird das nicht klappen. Mal sehen, ob ich ihn mit über MediathekView runterlade ...

    Scaramouche habe ich bestimmt auch schon mal gesehen, kann mich aber an nichts mehr erinnern. Also ein Grund den mal (wieder) anzuschauen.

    Es geht hier um Cartouche. ;) Scaramouche ist eine andere Figur, bekannt entweder aus Bohemian Rhapsody oder aus einer der zahlreichen Verfilmungen, von denen ich diese hier mit Stewart Granger am liebsten mochte:

    Scaramouche, der galante Marquis – Wikipedia

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Die "Verwechslung" ist aber auch deshalb lustig, weil ein Jahr später unter dem Titel "Der Rächer mit dem Degen" aka "Das Geheimnis des Scaramouche" ein ziemlich dreistes Ripoff von Cartouche gedreht wurde, eine dezidiert preiswertere Produktion, die aber den gleichen Tonfall anstrebt und ziemlich beschwingt-derb daherkommt.


    Und um noch ein paar Trivia zu streuen: Der Stewart-Granger-Scaramouche war nicht nur der Film mit der wohl längsten Fechtszene der Filmgeschichte, sondern auch in Deutschland 1952/53 ein unerwartet großer Hit, und führte noch 10 Jahre später dazu, dass Horst Wendtlandt die Rolle des Old Surehand mit ihm besetzte. Die dieser dazu nutzte, um sich konstant über die in seinen Augen amateurhaften Drehbedingungen in Jugoslawien und den mit starkem Akzent spielenden Pierre Brice aufzuregen.

  • Die ganze Aktion ist auf jeden Fall sehr lobenswert und ich persönlich freue mich schon auf ein paar Perlen, die ich noch nicht kenne oder - wie diesen hier - lange nicht mehr gesehen habe. :danke:

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Scaramouche habe ich bestimmt auch schon mal gesehen, kann mich aber an nichts mehr erinnern. Also ein Grund den mal (wieder) anzuschauen.

    Es geht hier um Cartouche. ;) Scaramouche ist eine andere Figur, bekannt entweder aus Bohemian Rhapsody oder aus einer der zahlreichen Verfilmungen, von denen ich diese hier mit Stewart Granger am liebsten mochte:

    Upsi! Scaramouche, Cartouche... Hauptsache Mantel und Degen. :$

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Dann mal mein Kurz-Feedback zu Cartouche - der Bandit:

    Ich habe mir den Film jetzt wohl zum dritten mal angesehen, und bei einem 60 Jahre alten Film fällt einem dann doch einiges negativ auf, was einen früher anscheinend nicht gestört hat: Der Film will

    • Lustig sein (manchmal an der Schwelle zur Albernheit)
    • Action bieten mit komödiantischen Fechtszenen
    • Und ein Liebesfilm dazu

    Aus heutiger Sicht etwas zu viel auf einmal. Dazu wird sehr schnell erzählt und die wenigsten Figuren werden genauer gezeichnet.

    Jean Paul Belmondo darf natürlich glänzen, und das tut er auch. Und Claudia Cardinale kann ebenfalls überzeugen. Alle Nebendarsteller erscheinen mir allerdings austauschbar - da wurde einiges versäumt.


    Zu seiner Zeit gefiel er mir besser - aus heutiger Sicht gibt es die BGG-Note :6_10:

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

    3 Mal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • Ich hab es versucht, aber ich bin an der Synchro gescheitert und leider gab es keine deutschen Untertitel. Da mein Französisch deutlich zu schlecht ist, hab ich nach ein paar Minuten abgebrochen.


    Bin beim nächsten Film trotzdem gerne wieder dabei.

  • Ich hab es versucht, aber ich bin an der Synchro gescheitert und leider gab es keine deutschen Untertitel. Da mein Französisch deutlich zu schlecht ist, hab ich nach ein paar Minuten abgebrochen.

    Das verstehe ich nicht. Wenn ich auf den Link oben im Startbeitrag klicke, lande ich bei einer deutsch synchronisierten Version ...

  • Eben, ich mochte die deutsche Synchronisation einfach nicht 😬


    Wir schauen zu Hause fast nur noch OmU und ich ich tue mich inzwischen wirklich schwer, wenn es wieder synchronisiert ist, auch es wenn Ausnahmen gibt. Das soll keine Wertung sein, sondern lediglich persönliche Präferenz.

    3 Mal editiert, zuletzt von joecool42 ()

  • Das verstehe ich nicht. Wenn ich auf den Link oben im Startbeitrag klicke, lande ich bei einer deutsch synchronisierten Version ...

    Ich vermute, es geht um die "Qualität" der Synchro. Arte stellt ihn diesmal leider nur deutsch oder im Original mit französischen UT zur Verfügung.


    Ich hab ihn jetzt auch gesehen, mein Fazit fällt etwas positiver aus als das von Herbert , aber Probleme hatte ich auch, Ich konzentriere mich aber erstmal auf die bereits genannten Punkte:

    1. Geschwindigkeit: Meine Güte, ist der Film schnell erzählt. Ich kenne wenig Filme der gleichen Zeit, die ihren Plot zumindest in der ersten Stunde derart rasend vorantreiben. Anders als Herbert empfand ich das als eine der Stärken des Films, in dieser Hinsicht funktioniert der fast schon nach heutigen Maßstäben, da ist ja keine Minute Pause oder Stillstand drin, alles bewegt sich, Cartouche verändert laufend seine Position, seine Rolle, sein Millieu, vom Dieb zum Militär zum Bandenführer. In der Geschichte ist ein irrsinniger Drive, und dadurch dass das prärevolutionäre Frankreich dem Publikum als Setting so vertraut ist, hält sich der Film auch hiermit nicht lange auf und klärt schon früh die Fronten von Gut und Böse.


    2. Charakterisierung: Dies ist definitiv ein Opfer dieser Geschwindigkeit. Der Film poltert drauflos, Cartouche durchläuft erst im letzten Drittel eine Wandlung, davor haben wir den lovable rogue durch und durch, den Belmondo schon in Außer Atem präsentiert hat. Tatsächlich hat die erste Filmhälfte viel von einer Satire, fast schon einer Parodie auf vergleichbare Historienfilme, und entsprechend sind die Figuren überwiegend aus Pappmaché gefertigt. Das ändert sich, wenn die Geschichte ruhiger und zugleich dramatischer wird, dann konzentriert sich der Film aber nur noch auf 2-3 Figuren.


    3. Synchro: Jupp, Belmondos deutsche Stimme ist harter Tobak. Für die Zeit ist das unglaublich schnodderig synchronisiert, was aber auch Bebels Oton durchaus entspricht, der hier sehr ahistorisch agiert und spricht (und auch darin an Außer Atem erinnert). Der französische Ton wird hier sehr gut getroffen, auch in seinen Zu- und Überspitzungen der Adeligen. Trotzdem klingt das schon sehr ungewöhnlich für 1963 (und auch für heute). Das ging mir gestern mit Morituri und Harald Juhnke auf Marlon Brando aber ebenso, der ihn als Schnösel par Excellance spricht.


    4. Farbe: Puh, wenn "L'immagine Ritrovata" im Vorspann steht, weiß man, dass man es mit sehr eigenwilligen Entscheidungen bei der Farbgebung zu tun bekommt. Ich hab zum Vergleich meine BluRay aus dem Schrank geholt, an der offenbar noch etwas geschraubt wurde im Vergleich zur Arte-Fassung. Die Arte-Fassung ist wie schon die letzten Leone-Veröffentlichungen stark gelb-grünstichig, was durchaus dem damaligen Filmgeschmack entsprechen kann, aus heutiger Sicht aber wie eine dicke Schicht Patina aussieht. Auf der BluRay sind die Farben natürlicher und kräftiger. Alles kein Beinbruch und so richtig fällt es nach ein paar Minuten auch nicht mehr auf, aber ich wüsste wirklich gern, was näher am Look damaliger Filmkopien dran ist.


    5. Das Ende: Wow, da war ich dann wirklich überrascht, weil ich mich daran überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Aber dazu später mehr, wenn noch andere was geschrieben haben.

  • Jetzt habe ich den Film auch mal angeschaut. Puh, das war ganz schön starker Tobak.

    Ich weiß ja, daß er aus einer anderen Zeit stammt und vermutlich stark überzeichnen wollte, aber da war wirklich wenig für mich unterhaltsames dabei. Die trotteligen Adeligen, das unfähige Militär und die genauso unfähige Polizei, die Frauen als Ware, nach der man nur greifen muss und dafür noch angehimmelt wird, gemeines Volk, das nicht weiter als bis zum nächsten Centime denkt, uff...

    Unterm Strich: für mich wenig klamaukiger Klamauk.

    Das Ende war tatsächlich etwas überraschend, aber es wirkte irgendwie seltsam leer auf mich.

    Wenn der Film eine Botschaft hatte, war sie für mich gut versteckt, aber das erklärt uns hoffentlich sicher noch unser Club-Präsident (dem für die Idee ausdrücklich zu danken ist :)).

  • Kleiner Tipp: Der Donwload-Manager jdownloader hat mit den öffentlichen Mediatheken so gar keine Schwierigkeiten und man kann die Filme problemlos herunterladen. In wie weit die Aufbewahrung insbesondere nach Offline-Stellung erlaubt ist, ist eine andere Frage.

  • Ok, ich habe es bis zur "Schlacht" nach 15 Minuten geschafft. Hatte völlig vergessen, wie "klamaukig" manche Filme aus der Zeit waren. Wahrscheinlich hätte sich der jüngere "Mein Name ist Nobody" nicht viel anders angefühlt.

    Kann ich heute nicht mehr viel mit anfangen, aber ich erinnere mich, dass ich das so um 1990 herum (da war ich 12) toll fand...

    "There are only three forms of high art: the symphony, the illustrated children's book, and the board game."

    D. Oswald Heist

  • Ich habe es vor zwei Tagen auch mal versucht, mir „Cartouche“ anzuschauen, bin aber nicht über Minute 2 hinausgekommen.

    Das lag an der Zeitreise, die ich nach Schauen dieser kurzen Sequenzen durchlebt habe.

    Zurückversetzt wurde ich in das Wohnzimmer meiner Eltern, wo wir selten mal (Sonntags) einen Film anschauen durften. Eher saßen meine Schwestern und ich gestriegelt im Faltenröckchen und mit Lackschuhen ausgestattet auf dem Sofa, um auf das Startkommando des Vaters den Fernseher abschalten zu müssen und mit der ganzen Familie Richtung Dortmunder Hauptfriedhof oder Westfalenpark aufzubrechen, wo unerfreuliche Spazierrunden gesittet auf den asphaltierten Wegen erfolgten.

    Nein, es hat keinen Impuls der Art : „endlich darf ich den Film sehen“ ausgelöst ….


    Mal schauen, was Dein nächster Vorschlag ist, ob ich dann länger bei der Stange bleibe ;) ….


    Auf jeden Fall eine schöne Idee Archibald Tuttle mit dem unknowns-Filmclub :) !

  • Kleiner Tipp: Der Donwload-Manager jdownloader hat mit den öffentlichen Mediatheken so gar keine Schwierigkeiten und man kann die Filme problemlos herunterladen.

    Funktioniert der anders/besser/schlechter als MediathekView?

  • Thygra

    Der JDownloader "überwacht", ob du etwas in die Zwischenablage kopierst, dass Links beinhaltet mit Medien. Wenn du z.B. bei Arte auf der Seite eines Filmes bist, wo du nur noch Play drücken müsstest, kopierst du einfach die Adresszeile und die Internetseite wird gescannt. Der JDownloader bietet dann an, welche der angebotenen Qualitätsstufen vorhanden sind. Du löscht einfach die für dich nicht interessanten und lässt dann den Download starten. Ganz einfach alles.

    Das Video könnte noch helfen:


  • drfunk Danke, aber das sieht für mich erstens komplizierter aus als MediathekView und zweitens ist die Downloadgeschwindigkeit anscheinend eine Katastrophe bei einem Free Account. Da sehe ich jetzt spontan noch keinen Grund, nicht bei MediathekView zu bleiben, wo ich 2 GB in ca. 1-2 Minuten runtergeladen habe.

  • drfunk Danke, aber das sieht für mich erstens komplizierter aus als MediathekView und zweitens ist die Downloadgeschwindigkeit anscheinend eine Katastrophe bei einem Free Account. Da sehe ich jetzt spontan noch keinen Grund, nicht bei MediathekView zu bleiben, wo ich 2 GB in ca. 1-2 Minuten runtergeladen habe.

    Es gibt keinen Account bei JDownloader, da hast du die ganz normalen bereitgestellten Downloadgeschwindigkeiten. Die verringerten Geschwindigkeiten hast du nur bei Filehostern. Alles was bei ARD, Arte, ZDF usw. kannst du in der ganz normalen Geschwindigkeit herunterladen.

  • Hach, Insomnia. Okay, heute nacht dann auch noch den Film durchgenudelt mit der Feststellung: Ich bin definitiv nicht mehr 10 ;)


    Bei dem Ausgang ist das ja eigentlich eine wirklich tragische Geschichte, verpackt in absolute Albernheit. Das hat bei Thor: Love and Thunder für mich auch schon so garnicht funktioniert.


    Ich kann jetzt nicht beurteilen wieviel der Albernheit dann auch noch der deutschen Synchro zuzuschreiben ist, das französische Original besteht für mich leider nur aus Fremdworten. Da der Film sich aber teilweise wie ein Bud Spencer und Terence Hill Streifen anfühlte (die ich heutzutage auch nicht mehr runterwürgen könnte, als Kind aber toll fand), die wohl im Original auch deutlich weniger albern waren als das, was die Rainer Brandt Synchro daraus gemacht hat, liegt zumindest die Möglichkeit im Raum, daß das Original weniger abgedreht wirkt. Albern finde ich jetzt nicht unbedingt schlecht, aber albern im Bereich Militär und Schlachten wirkt dann doch etwas befremdlich.


    Die Action war teilweise schon gut, wenn natürlich auch größtenteils Slapstick, kann man mögen. Die pure Menge an Trotteln in Uniform oder Rüschenhemdchen ist da schon schwerer zu verdauen. Okay, der Film ist natürlich französisch, die ganzen Trottel haben die ja irgendwann mal nen Kopf kürzer gemacht. Wenn man sich das so anschaut, hatten die es wohl verdient :)


    Was die Geschichte betrifft wird es dann schon schwierig. Ich kann Cartouches Verhalten nicht nachvollziehen. Wenn er schon die wunderschöne Venus (gespielt von der hier wohl 24 Jahre alten Claudia Cardinale, die im Gegensatz zum Rest der Besetzung sogar noch lebt) erobert hat, warum rennt der dann noch der bleichen Tusse mit den aufgeschminkten Schönheitsflecken hinterher? Für ein gesellschaftliches Status-Upgrade? Das blieb für ihn als Banditen doch sowieso unerreichbar. Seine Bande verstand es nicht, ich als Zuschauer auch nicht.


    Fazit: Die erste Stunde hielt mich noch bei der Stange, trotz der Albernheit, durch die zweite Stunde habe ich mich dann doch eher durchgequält. War interessant den Film nochmal zu sehen, muß ich jetzt aber auch nicht nochmal haben.

  • Es gibt keinen Account bei JDownloader, da hast du die ganz normalen bereitgestellten Downloadgeschwindigkeiten. Die verringerten Geschwindigkeiten hast du nur bei Filehostern. Alles was bei ARD, Arte, ZDF usw. kannst du in der ganz normalen Geschwindigkeit herunterladen.

    Dann war das von dir verlinkte Video etwas irreführend, aber egal.

    Unabhängig davon: Ich sehe immer noch nicht, welchen Vorteil JDownloader nun gegenüber MediathekView hat. Falls mir das noch jemand erklären mag, wäre ich dankbar, ansonsten bleibe ich einfach bei MediathekView, weil es für mich bisher einwandfrei und einfach funktioniert.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Um wieder zum Thema zu kommen. Ich habe den Film vorgestern gesehen. Mir war es nur zu mühselig etwas auf dem Handy zu schreiben.


    Als ich mit dem Film fertig war habe ich doch gerätselt, ob ich ihn tatsächlich vor ~40 Jahren im Sommerprogramm der ÖR gesehen habe. Ich hatte irgendwie ein paar andere Szenen im Kopf, dass Cartouche noch in der Armee Napoleons gedient hätte - vielleicht ist das ein anderer Film oder ich habe es mir zusammenfantasiert. Ich habe es noch nicht geschafft in Belmondos Filmografie zu schauen, ob da vielleicht ein anderer Kostümfilm noch existieren könnte, mit dem ich es verwechselt haben könnte.


    Die erste Hälfte ist tatsächlich von einem ziemlich gehetzten Tempo geprägt. Und hat mich stellenweise an nicht unbedingt die besten Bud Spencer & Terrence Hill Filme erinnert.


    Die zweite Hälfte, ungefähr als Venus ins Spiel kommt hat mir persönlich besser gefallen. Die Charaktere bekommen etwas mehr Profil.


    Mit der Farbe hatte ich nicht so Probleme, aber da fehlt mir vielleicht das Auge für. Ich habe in den Einstellungen meines TV geschaut, da war das Farbprofil Rec. 709 eingestellt. Wenn ich da eines der anderen gewählt habe wurde das Bild stellenweise etwas sehr bunt (und erinnerte mich eher an Zeitungsfotos der Sissi Filme).


    Der Film hat mir gefallen, wäre allerdings auch nichts, was ich jedem nun bedingungslos weiterempfehlen würde. Ich mag Kostümfilme, (auch) Filme aus den '60ern, Belmondo und es waren zwei bildhübsche Frauen dabei.


    Ich finde es schön, dass es dieses kleine Experiment gibt. Und jetzt möchte ich noch versuchen den Film auf 3Sat nachzuholen und hoffe, dass der nicht auch am Samstag aus der Mediathek verschwindet.

  • Gerade noch geschaut. Puh, das war in meinen Augen leider eine ziemliche Enttäuschung. So ähnlich wird sich evtl. jemand fühlen, der in 50 Jahren nochmal irgendwelche Marvel-Verfilmungen oder Avengers oder so aus den frühen 2000ern schaut. Filme, die in ihrer Zeit halt einen gewissen Reiz haben, v.a dank der unbestreitbaren 'optischen Schauwerte' (Farbe, Kostüme, Dekolletés, CGI, Farbe, Dekolletés,...), dann aber doch so seicht und spannungsarm sind, dass man sie nach einigen Dekaden vornehmlich mit der Nostalgiebrille (oder filmhistorischem Interesse) für sehenswert halten kann. (vielleicht irre ich mich hier auch und Avengers wird der neue Citizen Kane, wer weiß). Ich jedenfalls habe mich da ganz schön durchgequält. Der hier schon genutzte Begriff 'Klamauk' trifft es IMO wirklich gut. Die schlechte (und uneinheitliche) deutsche Synchro hat da ebenfalls nicht geholfen.


    Hmm... muss natürlich dazu sagen, dass ich keine wirkliche Beziehungen zu "Mantel & Degen"-Filmen haben. Das Setting allein holt mich da nicht ab. Cartouche hat mich daher eher an einige der eher 'albern' konzipierten Karl-May-Verfilmungen der Mitt-60er Jahre erinnert - wie "Der Schut" oder "Durchs wilde Kurdistan", wobei ich die irgendwie sehr viel unterhaltsamer fand. Aber wie gesagt: In dem Genre bin ich einfach nicht daheim.


    Was mir an Cartouche nicht gut gefallen hat: Dass hier alles so üüüüberdeutlich bzw. karikaturesk gezeichnet ist. Die vermeintlichen 'Spannungspunkte' der Handlung (z.B. der Verrat bzw. die Falle gegen Ende) werden soooo deutlich und soooo lange vorher angekündigt, dass bei ihrem Eintreten bereits jegliche Spannung verflogen ist. Auch das Ende - das ich prinzipiell noch zu den gelungenen Teilen des Filmes zähle! - hat für mich darunter irgendwie gelitten. Die 'Moral von der Geschicht' wurde halt sooo plakativ vorbereitet, dass ich irgendwie froh war, als sie dann endlich zu Ende erzählt war.


    Worüber ich mich freue: Dass ich Dank des kleinen Unknowns-Filmklub mal einen Film geschaut habe, den ich sonst ganz sicher nicht (bis zum Ende) geschaut hätte.



  • Was die Geschichte betrifft wird es dann schon schwierig. Ich kann Cartouches Verhalten nicht nachvollziehen. Wenn er schon die wunderschöne Venus (gespielt von der hier wohl 24 Jahre alten Claudia Cardinale, die im Gegensatz zum Rest der Besetzung sogar noch lebt) erobert hat, warum rennt der dann noch der bleichen Tusse mit den aufgeschminkten Schönheitsflecken hinterher? Für ein gesellschaftliches Status-Upgrade? Das blieb für ihn als Banditen doch sowieso unerreichbar. Seine Bande verstand es nicht, ich als Zuschauer auch nicht.

    Für mich auch der größte Kritikpunkt am Film. Das sich der "Außenseiter" in eine bildhübsche Dame aus dem Adel verliebt, ist ein relativ häufig genutztes Filmmotiv, und für mich reicht "Liebe auf den ersten" Blick als Motiv aus, aber das hat in diesem Film gar nicht funktioniert. Ich habe Cartouches Liebe nicht abgekauft, vor allem, weil er mit Venus eine starke und zu ihm passende Frau an seiner Seite hatte. Ich finde der Film hat diese Dreierkonstellation sehr schlecht umgesetzt.


    Wenn wir schon mit Kritik anfangen, muss ich mich bei der Kritik an den Schauspielern anschließen: Gesichtslose Abziehbilder, Karikaturen, nichts was hängen bleibt. Ich erwarte bei Filmen wie diesem keine große Charakterzeichung, aber bisschen mehr Mühe hätte man sich schon geben können.


    Die Handlung hat mich leider auch nicht überzeugt, hier half aber das hohe Tempo. Wäre Cartouches mit demselben Inhalt ein 2,5h Film gewesen, ich hätte für den Film vermutlich 5 Sitzungen benötigt, um ihn zu beenden.


    Es ist aber nicht alles schlecht, ich möchte hier einmal die Ausstattung, Kostümdesign und Atmosphäre loben. Das ganze Szenario und die einzelnen Locations haben für mich einen gewissen Charme versprüht, der mich gerade bei älteren Filmen immer leicht begeistern kann. Man riecht den Gestank des Fußvolks, man schmeckt den Staub der Straßen auf der Zunge; Dinge, die man in CGI-verseuchten Filmen der Neuzeit mit ihren hochglanz polierten Bilder selten erlebt.

  • Ich fand Cartouches Interesse an der Dame des Poliziepräfekten durchaus nachvollziehbar. Es wurde ja bereits zu Beginn des Films angedeutet.


    Zum späteren Zeitpunkt des Films ist ja alles in seiner Hand. Die Leute sind ihm ergeben, das Volk liebt ihn, weitere Liebeleien sind mit dem Fräulein auf dem Markt angedeutet. Da fand ich es nun nicht so abwegig, dass er sich dieser "Eroberung" widmen will. Dafür bewegt er ja einiges, wie den Diebstahl der Diamanten und das Läuten der Glocken.


    Da zu sagen, er soll doch bei der Dame bleiben, die viel besser zu ihm passt..finde ich schwierig..da wären viele Filme und Bücher schneller vorbei, weil das "passendere Paar" zusammenbleibt.


  • Da zu sagen, er soll doch bei der Dame bleiben, die viel besser zu ihm passt..finde ich schwierig..da wären viele Filme und Bücher schneller vorbei, weil das "passendere Paar" zusammenbleibt.

    Ja, irgendwas an Story braucht man natürlich.


    Aber wenn man sich jetzt mal in ihn herein versetzt: Da muß doch ein Abwägen passieren zwischen risk & reward.

    Die mögliche Belohnung: Sie kommt tatsächlich zu ihm.

    Das Risiko: Sie verrät ihn - was nicht ganz so passiert ist, sondern durch eine dritte Person geschah.


    Die Frage ist also: War er durch seine Erfolge, die er den ganzen Film über gehabt hat, inzwischen so arrogant geworden, daß er die Möglichkeit des Verrats ausgeschlossen hat, weil er so von sich überzeugt war, das er ihr Herz gewinnt? Diese Vibes kamen von ihr aber nicht. Sie hat ihn nicht direkt abgelehnt, aber irgendwelche Anzeichen das sie einen Haufen Schmetterlinge im Bauch hat, die gab es doch auch nicht, dazu war sie viel zu reserviert.

  • Cartouche hat mich daher eher an einige der eher 'albern' konzipierten Karl-May-Verfilmungen der Mitt-60er Jahre erinnert - wie "Der Schut" oder "Durchs wilde Kurdistan", wobei ich die irgendwie sehr viel unterhaltsamer fand.

    Kleiner Exkurs: Die Verfilmungen mit Kara Ben Nemsi aus den 60ern wurden von Artur Brauner produziert, nicht von Horst Wendtland wie die Winnetou-Reihe oder Der Schatz im Silbersee. Das ist aus meiner Sicht ein Merkmal für Qualitätsunterschiede der Karl-May-Verfilmungen. Brauner wollte den Erfolg seines früheren Angestellten Wendtland unbedingt kopieren und war sich nicht zu schade, zuerst mit "Old Shatterhand" einen Film zu produzieren, dessen Handlung komplett von Drehbuchautoren erfunden war und nicht von Karl May stammte, weil die Rechte aller Winnetou-Werke bei Wendtland lagen. Zugleich sicherte sich Brauner die Rechte anderer Karl-May-Werke und versuchte sich in 3 Filmen an Kara Ben Nemsi und in 2 Filmen an Karl Sternau.

    Bei "Durchs wilde Kurdistan" hat Brauner übrigens während der Dreharbeiten mal spontan den Regisseur ausgetauscht. Das war vermutlich auch nicht zuträglich für die Gesamtqualität des Films ...

    Exkurs Ende

  • Etwas late to the party, aber jetzt habe ich die Bildungslücke auch endlich schließen können. Falls ich den Film schon mal gesehen haben sollte, bin ich doch etwas in Sorge, wie vergesslich ich schon bin. Ich konnte mich beim gucken an nichts erinnern. An gar nichts. Es war also - zumindest gefühlt - mein Erstkontakt mit Cartouche.


    Nun, manchmal ist Vergesslichkeit ja auch ein Segen. Hier würde ich aber nicht ganz so weit gehen. Im Gegensatz zu den meisten Vorrednern fand ich den Streifen jetzt gar nicht mal sooooo schlecht. Nach der ersten viertel Stunde hätte ich vielleicht sogar gesagt "im Gegenteil!", denn die fand ich sogar ganz gut und hat mich bei der Stange gehalten. Diese schreckliche Episode beim Militär und vor allem dieser dümmliche Marshall mit seiner Piepsstimme hätte mich dann aber beinahe zum Abbruch gebracht. Zum Glück aber habe ich durchgehalten. Zum Glück? Während andere es als verschwendete Lebenszeit betrachten mögen, habe ich mich die fast zwei Stunden doch nicht gelangweilt oder bin gar in Fremdscham ausgebrochen. Die Story bzw. den Plot fand ich eigentlich ganz passabel und mit dem tragischen Ende auch irgendwie gar nicht stimmig zu dem ansonsten nicht klein zu redenden Anteil an Kitsch, Klamauk, teils schlechten Kostümen (die Bärte der türkischen Abteilung, die Uniformen der Militärs - weia! Der Rest ging eigentlich), mehrschüssigen Vorderladern und schrecklichem Overacting. Aber das ist ja nun auch ein Film, der schon 60 Jahre auf dem Buckel hat und dazu noch aus Frankreich kommt. Da darf man nicht unbedingt die gleichen Maßstäbe an unsere heutigen Sehgewohnheiten und den state-of-the-art Filmen der Gegenwart oder jüngeren Datums legen. Da kann ich gut drüber hinwegsehen und erspare mir das rummäkeln sondern lasse mich auf einen klassischen Abenteuerfilm ein und genieße den Hauch von Nostalgie. Handwerklich heutzutage sicher nicht mehr zu halten und wirklich nur noch als Filmchen für das Sonntagsnachmittagsprogramm der privaten Sender geeignet. Aber weit davon entfernt mal als Schlefaz verwurstet zu werden.


    Fazit: kann man sich mal an einem verregnetem Nachmittag angucken wenn man ihn noch nicht gesehen hat und man Mantel und Degen Filme, Belmondo oder Claudia Cardinale etwas abgewinnen kann. Reicht dann aber auch erstmal für die nächsten x Jahre.


    Fun Fact: wie ich aus Wikipedia erfahren habe, war Cartouche der erste Farbfilm der im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Und das zeitgleich bei ARD und ZDF. Was es damals nicht so alles gab...

    The dice decide my fate. And that's a shame.

    Einmal editiert, zuletzt von Nafets ()

  • Erstmal vielen herzlichen Dank an alle, die das Ganze mitgemacht haben, und gerade auch denen, die nach 5 Minuten aufgegeben haben und trotzdem etwas dazu geschrieben haben - ich fand das alles unfassbar spannend zu lesen :) . Für mich ist es ja "normal", auch ältere Filme zu gucken, aber ich kenne diesen inneren Widerstand, sich auf Filme aus einer anderen Zeit oder einem anderen Land einzulassen, natürlich auch. Ich möchte auf Eure Hinweise und Gedanken im Folgenden ein wenig eingehen und sie vielleicht nochmal kurz historisch ein wenig einrahmen - was in keiner Weise heißt, dass sie falsch wären. Mir geht es darum, vielleicht an ein paar Stellen aufzeigen zu können, warum der Film diese Irritationen ausgelöst hat.


    Erste Beobachtung: "Unterhaltungskino" ist immer das, was am schlechtesten altert. Gaaaanz wenige Filme, die 1963 erfolgreich an den Kinokassen waren, sind Filme, die man heute einem Publikum noch zumuten kann. Das galt schon vor 25 Jahren, als ich durchaus filminteressierten Studierenden mal die Karl-May- und Edgar-Wallace-Filme zugemutet habe, und einiges an Irritation und Verwunderung geerntet habe, und das gilt jetzt, nochmal deutlich später, natürlich umso mehr. Ich will das gar nicht als "Fortschritt" verstehen und glaube wie martinkaizer , dass es in 30 Jahren dem Publikum mit heutigen Erfolgsfilmen nicht anders ergehen wird. Eine der faszinierenden Dinge an Medien wie Film ist für mich zu sehen, was dauerhafte Popularität erringen kann - Cartouche kann man wohl bei diesem Gedanken heute getrost durchstreichen. Das war mir, als wir den Film ausgesucht haben, so auch nicht klar (sonst hätte ich etwas massenkommensurableres ausgesucht, um den "Filmclub" nicht gleich mit einem schwierigen ersten Film zu belasten). Als ich den Film dann selbst gesehen habe, habe ich mich auch gefragt, ob der wohl gut bei Euch ankommt - dass er es überwiegend nicht tat, tut mir leid, und gibt ARTE und Konsorten ja recht damit, das schon eher im Nischenprogramm unter "Filmkunst" auszustrahlen. Ich glaube, dass einer der späteren Belmondos, die im damaligen "Hier und Jetzt" spielen, wie Abenteuer in Rio, wahrscheinlich besser funktioniert hätten, wobei die Art des französischen Klamauks (die ja auch die de Funes-Filme prägt) dort nicht viel anders ist. Überhaupt ist Komödie wohl eines der für den Zeitgeist empfindlichsten Genres, da gibt es nur wenige Ausnahmen, die den Zahn der Zeit besiegen können (Feuerzangenbowle etwa, wobei da die Patina Teil des Reizes ist).


    Zweite Beobachtung: Interessant fand ich, wie oft dem Genre-Mix hier die "Schuld" am Missfallen gegeben wurde. Tatsächlich konstatieren viele Filmhistoriker gerne, dass das Vermischen von Genres eine Entwicklung der letzten 30-40 Jahre sei - ich halte es hingegen für ein Grundprinzip des Mediums Film. Hier sieht man aber auch sehr schön, dass dieser Mix zum damaligen Publikum, das noch viel eher an Unhappy Endings gewöhnt war, viel besser passte als zum heutigen Publikum. Dass der Film in der Mitte diesen radikalen Bruch zum ernsteren Liebesdrama nimmt, ist tatsächlich so für mich heute auch nur schwer vorstellbar. Ich denke, dabei ist aber auch zu sehen, in welchem filmhistorischen Kontext der Film gedreht wurde: Eines der Lieblingssujets des französischen Films ist die Französische Revolution, die Zeit davor und danach. Hier spielt der Film also in einer Zeit, die dem französischen Publikum bereits wohlvertraut ist, und was wir als Klamauk wahrnehmen, ist ein Spiel mit den Darstellungsweisen anderer Filme, mit ihren Ideen und Tropen. Tatsächlich ist Cartouche da gar nicht so weit weg von den Filmemachern der Nouvelle Vague, die ab Ende der 1950er Jahre das Historienkino ablehnten, den jungen und zeitgemäßen Film forderten und bei denen Belmondo einer der zentralen Hauptfiguren war. Cartouche ist, wenn man so will, auch ein Culture Clash, wo der Unernst und die Ablehnung der Nouvelle Vague, das Jungenhafte und Rebellische dieser Filmbewegung, in der Gestalt von Belmondo auf den etablierten Historienfilm trifft und sich darüber lustig macht. Aus dieser Perspektive sind viele der klamaukigeren Szenen für mich besser verständlich, hier wird quasi nicht mit der Zeit abgerechnet, sondern mit der stereotypen Darstellung dieser Zeit in früheren Historienfilmen.


    Kleiner Hinweis nochmal zur Synchronisation: Die war für mich insoweit bemerkenswert, weil hier - wie auch schon kommentiert wurde - die flapsige Art der 1970er schon z.T. vorweggenommen wird. Rainer Brandt war erst in den frühen 1970er Jahren tätig, der Film aber geht tatsächlich schon ein wenig in die Richtung einer freieren Bearbeitung, wo dann auch die verwendete Sprache ziemlich hart mit der dargestellten Zeit kontrastiert. Das allerdings ist in der französischen Fassung bereits genauso, Belmondo spielt hier auch sehr stark gegen die Sprache des Historienfilms an - der Film richtete sich offenkundig durchaus auch an ein jüngeres Publikum.


    Dritte Beobachtung: Das Ende ist aus heutiger Sicht komplett ungewohnt, auch für mich. Es scheint kaum mit den irreverrenten Tonfall der ersten Filmhälfte zu versöhnen, und es fiele mir schwer, einen Film der letzten Jahre zu benennen, der am Ende derart in Richtung Tragik kippt (wie überhaupt ja das Unhappy Ending in Hollywood und Co. komplett in Ungnade gefallen ist, wenn man es nicht gerade mit einem Horrorfilm zu tun hat). Für das Publikum der 1960er Jahre war es noch viel normaler, einen Film mit unglücklichem Ausgang zu sehen - gerade im europäischen Kino war das noch Gang und Gäbe, und so mancher Hollywoodfilm wurde z.B. in den 1930er Jahren noch in einer Exportfassung für Europa so umgeschnitten, dass es für Greta Garbo böse endete. Aus dieser Perspektive ist vielleicht verständlich, dass der dem Tod ins Auge blickende "Held" fast heroischer wirkt als einer, der das Geschehen weiterhin unversehrt überblickt. Und ich denke auch, dass sein Versuch, neben Cardinale eine zweite Frau für sich zu gewinnen, auch im Rahmen der Filmhandlung als Charakterschwäche aus Übermut dargestellt wird (was mich da mehr bewegt hat, war, wie man die fantastische Cardinale auch nur 5 Minuten aus den Augen lassen kann, aber das bin nur ich). Tatsächlich leidet der FIlm da sehr an der farblosen Darstellerin, der man diese Art der Attraktivität schlicht auch nicht zutraut (während Cardinale den Film stellenweise an sich reißt und zu ihrem macht).


    Tja, dann die Frage nach der Botschaft: Ich glaube nicht, dass es da eine gibt, oder eine geben muss. Eher ein ideelles Programm: Die Steifheit aus dem Historienfilm zu nehmen, sich über ihn und die Obrigkeit lustig zu machen, ein altgedientes Genre frisch und jung darzustellen (zumindest was damals als "frisch und jung" verstanden wurde).


    Noch zwei Einzelrückmeldungen:


    PalioDeMonte Mein Name ist Nobody ist tatsächlich ein ganz anderes Kaliber, was unter anderem daran liegt, dass er streckenweise wie ein total ernster Western inszeniert ist, und die Einsprengsel mit Terrence Hill ja nachträglich in das bestehende Drehbuch eingebaut wurden (übrigens vom Produzenten Sergio Leone selbst, der ein wenig beleidigt über den Erfolg der Spencer/Hill-Filme war und nun sein Stück vom Kuchen wollte). Anders als man vielleicht denken würde, war Valeriis Tonfall Leone viel zu ernst, und er selbst hat die berühmte Duellszene im Saloon (die mit den Ohrfeigen, die dann noch hundertmal in anderen Hill-Filmen kopiert wurde) gedreht, um den FIlm zum Komödienerfolg umzutrimmen, der vorher ein Nostalgietrip und Abgesang auf den Western war. Tatsächlich denke ich, dass man von allen Hill-Filmen "Mein Name ist Nobody" heute noch am ehesten wiederaufführen könnte, und das auch ohne den Nostalgie-Bonus der Spencer-Hill-Filme.


    Claeuschen Du denkst an "Musketier mit Hieb und Stich" aka "Der Teufelskerl", der 8 Jahre später entstand und die Zeit nach der französischen Revolution behandelt (Achtung, den Titel "Der Teufelskerl" tragen gleich zwei Belmondofilme, so auch Il Magnifique).


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    Den vielen Rückmeldungen entnehme ich, dass eine Fortsetzung gewünscht ist. Finde ich toll, bin aber auch etwas unsicher wie weitermachen. Soll ich wieder Vorschläge machen, oder will das jemand anders übernehmen? Und wollen wir uns auf frei zugängliche Quellen beschränken oder auch Prime/Netflix reinnehmen? Damit es nicht abbricht, mache ich jetzt nochmal einen Vorschlag für den nächsten Film, lese aber auch gerne Eure Ideen dazu wie wir das in Zukunft entscheiden sollen.


    Also, mein Vorschlag für die nächste Woche wäre ein Film, der 29 Jahre nach Cartouche entstand und somit jetzt auch schon wieder 32 Jahre alt ist: Glengarry Glen Ross, ein Drama über Immobilienverkäufer unter Verkaufszwang - und ja, ich weiß, das klingt auf den ersten Blick mega-langweilig. Ist es aber wirklich nicht. Aktuell ist das der bestbewertete Film, den man auf Amazon Freevee kostenlos (mit Werbung) sehen kann, und er bietet mit Alec Baldwin, Al Pacino, Ed Harris, Kevin Spacey, Alan Arkin, Jonathan Pryce und natürlich Jack Lemmon ein Knallerensemble. Seine Kritik an Turbokapitalismus und Neoliberalismus ist immer noch relevant, die Dialoge sind vom wohl besten Drehbuchautor seiner Zeit, David Mamet. Glengarry Glen Ross ist für mich einer der besten Filme, die nie jemand gesehen hat (mit wenigen Ausnahmen), und der auch heute noch weitgehend unbekannt ist. Aber wie gesagt, wenn wir den Film sofort anders bestimmen wollen, habe ich damit auch gar kein Problem.

  • Cartouche Nachklapp:

    Ich fand ihn erstaunlich lustig, muss ich zugeben. Hat mich mit dem dynamischen Duo an Cartouches Seite sehr oft an die Bud Spencer/Terrence Hill Filme oder später Face und BA vom A-Team erinnert. Und vor allem die Szene auf dem Schlachtfeld war ja wohl zum Schießen komisch imho. Aber das ist natürlich völlig subjektiv.

    Das Frauenbild in dem Film fand ich beispielsweise wiederum grausam, also dahingehend ist er in meinen Augen sehr schlecht gealtert. Cartouche nimmt sich was er will und wird sehr oft extrem übergriffig. Frankreich, ja... Zeitkolorit, I know... Aber das geht heute trotzdem nicht mehr so durch. Da können die beiden Frontrunner-Mädels noch so zeitlos schön sein und zum Anschmachten einladen.

    Belmondos Schauspiel geht für mich auch nicht so wirklich klar. Er hat in der Regel genau zwei Gesichtszüge auf Lager: trotziger Schmollmund und leicht dümmlich-treues Lächeln mit sichtbaren Zähnen. Beim Rest definiert er sich nahezu rein über Körperlichkeiten. Finde ich schade und erinnert mich bisweilen ungemütlich an moderne Schönlinge wie Reynolds oder Gosling, die auch nicht die besten Charakterdarsteller sind und sich oft zu viel auf ihren Göttergenen "ausruhen" ( - trotz zugegeben vereinzelter individueller Höhepunkte wie beispielsweise Deadpool oder Drive). Naja wie dem auch sei. Man muss ja nicht jeden Schauspieler mögen, auch wenn er Legendenstatus hat.

    Insgesamt trotz dem Gelbstich schöne bunte Bilder und viel kurzweiliger Klamauk mit gutem Pacing für so einen "alten Schinken"; mir war jedenfalls zu keiner Minute langweilig. Die Kritikpunkte von oben halten ihn aber von hohen Wertungen ab und lassen mich nur bei einer 6.5/10 bis maximal 7 zurück.

    Glengarry Glen Ross bin ich natürlich gern wieder dabei, meinem Empfehlungsmeister Archibald kann ich doch nichts abschlagen :)

    Lg

  • Archibald Tuttle

    1. Der erste Vorschlag Cartouche war imho ein Guter. Der Film war ja in seiner Zeit sehr erfolgreich. Dass er aus heutiger Sicht eher kritisch gesehen wird liegt primär am Zeitgeist. Guter Einstieg also.
    2. Ich hoffe Du machst uns weiter die Vorschläge - das Format ist ja Deine Idee und Dir schweben gewiss noch einige Filme im Hinterkopf herum. Lass‘ sie raus, ich bin gespannt darauf. Ich werde es mir anschauen und freue mich auf den dann hier erfolgenden Austausch darüber.
    3. In diesem Sinne bin ich gespannt auf Glengarry Glen Ross, den kenne ich nämlich noch nicht.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

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    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Heute früh habe ich noch Cartouche beendet, kann aber leider nichts Positives dazuschreiben. Mangels irgendwelcher emotionaler Verbundenheiten zu den Akteuren oder Filmen dieser Art, habe ich es recht objektiv anschauen müssen und war ehrlich gesagt froh, als es vorbei war. :D Belmondo war schwer zu ertragen, gab es doch am Ende immer nur denselben Gesichtausdruck. Gleichwohl finde ich diesen Thread und die Idee hier unglaublich toll, auch wenn der erste Film jetzt nicht meins war.

    Auf den nächsten Film bin ich sehr gespannt, wo ich doch dachte, nahezu alle Pacino-Filme gesehen zu haben, ist der an mir vorbeigegangen. :)