Beiträge von LookAtTheBacon im Thema „Der kleine Unknowns-Filmclub“

    Drive My Car

    In aller Kürze, ich habe gerade leider nicht ganz so viel Zeit zur Verfügung:
    Der Film ist sehr ergreifend und hat extrem viele denkwürdige Zitate drin, die mich beeindruckt haben und mich so schnell nicht mehr loslassen werden. Um diese aber überhaupt genießen zu können, braucht man zugegebenermaßen einiges an Sitzfleisch, Wohlwollen und Interesse an Philosophie, da der Film mit seinen knapp 3 Stunden Laufzeit schon ziemlich langsam ist, dialoglastig ist, und viele Erzählstränge auch nicht notwendigerweise die Handlung vorantreiben. Daher würde ich empfehlen, den Film am Tag zu schauen und nicht erst am Abend. Die ARTE-App ist dafür gut geeignet und ziert nun sowohl meinen TV, als auch mein Handy.
    Das OmU hat mir nichts ausgemacht, im Gegenteil: Nach Shogun auf Disney+ und diesem Film jetzt habe ich meinen Japanischkurs auf Duolingo wieder begonnen und es macht einen Heidenspaß! :)

    Unter dem Strich vielen Dank für diese top Erinnerung; ich konnte Drive My Car nun endlich von der Watchliste streichen. Mein aktuelles Luxusproblem: ich würde jetzt natürlich gern auch sein "Gegenstück", Das Glücksrad sehen, aber die Blu-Ray kostet einfach mal 70€ und auf Streaminganbietern finde ihn ihn einfach nicht. Vielleicht hat jemand dazu eine Idee für mich, wie ich ihn doch noch schauen könnte? Danke im Voraus :)
    8.0/10 von mir. Traut euch bitte gern ran an dieses wichtige Drama aus Fernost!
    Lg

    Heißa! Heck & Hallervorden heben herrlich ab...

    Das Millionenspiel ist eine großartige Mediensatire, die auch heute noch brandaktuell ist. Als geistiger Vorläufer von dem von mir heiß geliebten Running Man von Glaser und weit vor Panem, Squid Game und Co bindet Toelle hier das nackte Grauen unserer null klüger gewordenen Gesellschaft auf Zelluloid. Ob mit zynisch überdrehten Werbespots für mehr oder weniger sinnvolle Produkte, alarmierender Erschöpfung und Verzweiflung des Protagonisten, bissigen Kommentaren des Moderators der zuschauergespickten Liveshow oder schonungslos ehrlichen Stimmen der Zivilbevölkerung - jede drehbuchtechnische Maßnahme sitzt.

    Was mich aber vor allem beeindruckt hat, ist der weltbewegende Schnitt von Marie Anne Gerhardt, die es wie Hollywoodgrößen gleicher Profession absolut versteht, wie man verschiedene Zeitebenen darstellt, wie man Action und Aufmerksamkeit erzeugt und wie man absichtlich enervierend wirkt. Die Cuts aus dem Jahre 1970 sind hochmodern und könnten beispielsweise auch von Stephen Mirrione (Ocean's Eleven) stammen. Brilliant. Äußerst schade, dass sie laut IMDb neben ein paar Miniserien und einer Folge Tatort nur zwei weitere Filme geschnitten hat (Der Unfall, Die Geschichte der 1002. Nacht).

    Abzüge gibt es lediglich aufgrund des schwach abgemischten Tons. Vor allem bei den Studioaufnahmen hinter den Kulissen (ähnlich der Prime Serie "UnREAL") hört man oft wirklich schlecht, was gesagt wird, da sich alle Dialoge gegenseitig überlagern und nur eine große, nahezu eintönig laute, breiige Masse erzeugen. Das hätte man weitaus besser lösen können und müssen, auch damals schon.

    8x 50 Jahre im Voraus "The 50" verarschend den Spiegel vorhalten (= 8/10 Punkten)
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    Danke an Huutini für diese tolle Idee! Keine Sekunde langweilig das Teil. Und wo sich die Kameras befinden ist der benefit of a doubt, den man für den Film eben schlucken muss. Habe ich gar kein Problem mit.
    Die Woche gibt es dann Drive My Car, den habe ich eh schon seit Erscheinung auf der Watchlist! =)
    Lg

    Glengarry Glen Ross

    Obgleich er nur hundert Minuten geht, war er leider ein wenig langatmig. Speziell im ersten Drittel ist mir das aufgefallen. Man kommt schlecht rein, kaum Charaktere sind sympathisch oder relatierbar, und das Wort "Adressen" wird derart übertrieben oft benutzt, sodass es einen irgendwann nur noch nervt. Dieses ständige Gemeckere der angestellten Verkäufer über ihre Arbeitsumstände gefällt mir obendrein auch nicht besonders. Das erinnert nur zu gut an ähnlich gelagerte Kollegen im Hier und Jetzt der realen Welt, die einfach Tag für Tag nur das Schlechte sehen können und wollen, anstatt sich endlich umzuorientieren oder mal zu versuchen, einen Perspektivwechsel zu betreiben und aus dieser ewigen Hassspirale auszubrechen. Es ist nicht alles schlecht, auch für die Arbeitenden im vorliegenden Film nicht. Aber ich schweife ab.

    Ich habe mich jedenfalls auch im Voraus zu sehr vom Cast beeindrucken lassen und daher insgesamt leider mehr erwartet. Vor allem mehr als endlose Dialoge um Arbeitsumstände (s.o.), Verkaufstelefonate sowie persönliche Beleidigungen, die ungewöhnlich stoisch hingenommen werden (und dadurch minimal unrealistisch wirken). Darüber hinaus war die deutsche Synchro schlecht und ich hätte im Nachhinein betrachtet viel lieber O-Ton schauen sollen; Baldwin hatte nur eine einzige Szene im ganzen Film aka wurde nach seiner überragenden Rede einfach verschwendet; und Arkin ging gegen Spacey, Harris, Pacino und natürlich Lemmon komplett unter. Das liegt aber fairerweise auch ein wenig an der Rolle; sein Charakter ist ja sehr vertrottelt und durcheinander angelegt. Naja wie dem auch sei.

    Manchmal war es pointiert, Pryce war abgesehen vom Main Cast stark in seiner Nebenrolle, die Kameraarbeit war erstklassig und der Schluss hat mir auch sehr gut gefallen. Aber Glengarry Glen Ross bleibt leider unter dem Strich trotzdem ein Film, den ich nicht auf Krampf nochmal sehen muss. Da hat jeder einzelne Mime in seiner Vita schon stärkere Eintrage vorzuweisen imho. Besonders gegen die grandiosen Der Gott des Gemetzels sowie The Man from Earth fällt er ab - beides ähnlich gelagerte Kammerspiele, welche ich erst kürzlich mal wieder gesehen habe. Und ironischerweise sind die letzteren Beiden schlechter gespielt und gefilmt, reißen aber einfach mehr mit aka sind weitaus fesselnder für mich. Sowohl vom Pacing als auch den Dialogen her, wohin sich alles so entwickelt.

    Daher insgesamt 6 bis 6.5/10 von mir für Glengarry Glen Ross.

    Lg

    Cartouche Nachklapp:

    Ich fand ihn erstaunlich lustig, muss ich zugeben. Hat mich mit dem dynamischen Duo an Cartouches Seite sehr oft an die Bud Spencer/Terrence Hill Filme oder später Face und BA vom A-Team erinnert. Und vor allem die Szene auf dem Schlachtfeld war ja wohl zum Schießen komisch imho. Aber das ist natürlich völlig subjektiv.

    Das Frauenbild in dem Film fand ich beispielsweise wiederum grausam, also dahingehend ist er in meinen Augen sehr schlecht gealtert. Cartouche nimmt sich was er will und wird sehr oft extrem übergriffig. Frankreich, ja... Zeitkolorit, I know... Aber das geht heute trotzdem nicht mehr so durch. Da können die beiden Frontrunner-Mädels noch so zeitlos schön sein und zum Anschmachten einladen.

    Belmondos Schauspiel geht für mich auch nicht so wirklich klar. Er hat in der Regel genau zwei Gesichtszüge auf Lager: trotziger Schmollmund und leicht dümmlich-treues Lächeln mit sichtbaren Zähnen. Beim Rest definiert er sich nahezu rein über Körperlichkeiten. Finde ich schade und erinnert mich bisweilen ungemütlich an moderne Schönlinge wie Reynolds oder Gosling, die auch nicht die besten Charakterdarsteller sind und sich oft zu viel auf ihren Göttergenen "ausruhen" ( - trotz zugegeben vereinzelter individueller Höhepunkte wie beispielsweise Deadpool oder Drive). Naja wie dem auch sei. Man muss ja nicht jeden Schauspieler mögen, auch wenn er Legendenstatus hat.

    Insgesamt trotz dem Gelbstich schöne bunte Bilder und viel kurzweiliger Klamauk mit gutem Pacing für so einen "alten Schinken"; mir war jedenfalls zu keiner Minute langweilig. Die Kritikpunkte von oben halten ihn aber von hohen Wertungen ab und lassen mich nur bei einer 6.5/10 bis maximal 7 zurück.

    Glengarry Glen Ross bin ich natürlich gern wieder dabei, meinem Empfehlungsmeister Archibald kann ich doch nichts abschlagen :)

    Lg