Beiträge von Herbert im Thema „Der kleine Unknowns-Filmclub“

    Nun kann ich auch zu Der Eid etwas beitragen.

    Ich liebe Skandinavien, und Island gehört da ja nun eher dazu. Und ich weiss, dass sich dort auch eine recht produktive Filmszene entwickelt hat. Das charakteristische an Island, die karge Vulkanlandschaft in der sich bereits Ansammlungen von Büschen Wald nennen dürfen, erlebt man vor allem in den Fahrrad-Sequenzen. Auch der automobile Fuhrpark mit vielen geländetauglichen Wagen erinnert an Island.

    Die Handlung an sich könnte sich aber überall dort abspielen, bevorzugt in Großstätten. Die Handlung spielt nämlich in der Drogenszene. Ein Vater sieht, wie seine erwachsene Tochter offenbar den falschen Weg einschlägt. Und je mehr er versucht, sie herauszuholen, desto mehr verliert er sie. Dass er zudem noch Arzt ist, der dem Eid nach Leben schenken will, es vom Wissen her aber auch nehmen kann, führt zur doppelten Tragik dieses Films.

    Ich fühlte mich gut unterhalten, größere Emotionen vermochte der Film aber nicht zu erzeugen. :7_10:

    Dann mal mein Fazit zu Drive my Car.

    Asiatisch mit Untertiteln ist eigentlich nichts was mich üblicherweise anzieht. Da es aber thematisch um ein Theaterstück geht, bei dem alle Schauspieler in ihrer Muttersprache reden, ist das in diesem Fall sogar absolut passend! Und dass man beim Film wirklich immer hinschauen muss, ist dem Filmerlebnis auch sehr zuträglich.

    Die Literaturvorlage ist hier bewusst nur Inspiration: 2 Kurzgeschichten wurden zu einem Film verwoben. Und der Film erzählt seine Geschichte in bewusst ruhigem Tempo. Gleichwohl war ich stets gespannt, wie es weitergeht und so hat er mich knapp 3 Stunden in seinen Bann gezogen. Dabei glänzten weniger einzelne Schauspielende, der Star war der Film.

    Imho bislang der beste Film in unserem kleinen Filmclub. Er bekommt bei mir eine :8_10: .

    Memo an mich: Onkel Wanya von A. P. Tschechow sehen und endlich mal etwas von H. Murakami lesen.

    Heute dann Das Millionenspiel gesehen.

    1970 lebten wir ja noch im Fernseh-Paradies: Es gab nur 3 Programme, alle waren öffentlich und Werbung gab es nur im Vorabendprogramm. Die Vision Das Millionenspiel wäre mir damals schlichtweg abwegig erschienen. Wolfgang Menge aber hat damals schon weitergedacht: gewinn-orientiertes Privatfernsehen und skrupellose Quoten-Jagd ohne Rücksicht auf die Kandidaten, und die Kamera ständig live dabei. Big Brother und die Geiselnahme in Gladbeck haben uns Jahre später beweisen, dass er nicht falsch lag.

    Die Umsetzung dieser Utopie in das Format Film finde ich gelungen. Die Fernsehshow als Rahmenhandlung für die absurden Spielchen der Fernseh-Macher, die genial eingestreuten Interviews, sie halten dem Zuschauer den Spiegel vor. Die Frage ist nicht, ob Bernhard Lotz gewinnt oder verliert. Die Frage ist: wie weit gehen die Fernseh-Macher.

    Bei den Schauspielern hat mir Dieter Thomas Heck am besten gefallen, gefolgt von Friedrich Schütter als TV-Chef.

    Die Bewertung aus heutiger Sicht fällt schwer, ein Teil der Utopien ist ja (leider) bereits Realität geworden. Daher eine :6_10: .

    Zwei kleine Zusatz-Bemerkungen:

    • Natürlich denke ich bei Jack Lemmon sofort an Walter Matthau. Welche Rolle hätte ihm in diesem Film wohl gut zu Gesicht gestanden?
    • Ganz überrascht waren wir über das Mitwirken des „Hohen Spatzes“ (Jonathan Pryce).

    Um mal zu Glengarry Glen Ross zurückzukommen. Wir haben ihn gestern über amazon prime gesehen, leider mit nerviger Werbung.

    Am Anfang war er schwierig. Zur nervigen Werbung kam noch der nervige Regen im Film. Und dazu waren die abhängig angestellten Immobilienmakler ständig am jammern.

    In der zweiten Hälfte, also nach dem nächtlichen Einbruch, gewann der Film. Das Kammerspiel blieb fortan auf der Bühne (also im Büro), die Handlung wurde fesselnd und die Auflösung war dann für mich recht unerwartet.

    Eigentlich gehört der Stoff für mich auf die Theaterbühne. Jack Lemmon in der tragischen Rolle eines Immobilienmaklers, der seine besten Tage hinter sich hat und sich irgendwie über Wasser halten muss ist großartig.

    Für mich eine :7_10: .

    Archibald Tuttle

    1. Der erste Vorschlag Cartouche war imho ein Guter. Der Film war ja in seiner Zeit sehr erfolgreich. Dass er aus heutiger Sicht eher kritisch gesehen wird liegt primär am Zeitgeist. Guter Einstieg also.
    2. Ich hoffe Du machst uns weiter die Vorschläge - das Format ist ja Deine Idee und Dir schweben gewiss noch einige Filme im Hinterkopf herum. Lass‘ sie raus, ich bin gespannt darauf. Ich werde es mir anschauen und freue mich auf den dann hier erfolgenden Austausch darüber.
    3. In diesem Sinne bin ich gespannt auf Glengarry Glen Ross, den kenne ich nämlich noch nicht.

    Dann mal mein Kurz-Feedback zu Cartouche - der Bandit:

    Ich habe mir den Film jetzt wohl zum dritten mal angesehen, und bei einem 60 Jahre alten Film fällt einem dann doch einiges negativ auf, was einen früher anscheinend nicht gestört hat: Der Film will

    • Lustig sein (manchmal an der Schwelle zur Albernheit)
    • Action bieten mit komödiantischen Fechtszenen
    • Und ein Liebesfilm dazu

    Aus heutiger Sicht etwas zu viel auf einmal. Dazu wird sehr schnell erzählt und die wenigsten Figuren werden genauer gezeichnet.

    Jean Paul Belmondo darf natürlich glänzen, und das tut er auch. Und Claudia Cardinale kann ebenfalls überzeugen. Alle Nebendarsteller erscheinen mir allerdings austauschbar - da wurde einiges versäumt.


    Zu seiner Zeit gefiel er mir besser - aus heutiger Sicht gibt es die BGG-Note :6_10: