(Kenner-) Spiel des Jahres 2021

  • Zur Weight kann ich nur nochmal unterstreichen, was darkpact dort als Kommentar hinterlassen hat:


    Zitat

    The biggest error in my eyes you do Chris, is confusing the complexity of a game (which is tracked on bgg) with the work involved to learn the game. Something that bgg completely ignores to track.

    Fantasy Realms is a perfect example, as it is a game 95% of all bloggers in Germany put into the Kenner-Category. Playing the game is straight easy, but learning it? Explaining the scoring without the app? All the interactions? Quacksalber von Quedlinburg is a lso a nightmare to learn, Ganz schön Clever to explain all the rules and interaction, etc….

    Another example is Robin Hood, the game has some tough choices and the players could make several errors. But learning is really just: open the box, lay out the board, and start! As easy as it can get. Deserves the red category.

    Zugänglichkeit =/= Weight

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Naja, es kommt ja immer darauf an, WEM man ein Spiel erklärt.


    Cryo könnte ich jedem aus meiner Spielegruppe in 15 Minuten erklären - es ist ja größtenteils bekanntes Mischmasch.


    Meinen Eltern? Not so much.


    Und jeder, der schon mal gedraftet hat, kann Fantasy Realms in wenigen Minuten erklärt bekommen.

    "Man draftet abwechselnd bis X Karten in der mitte liegen und zählt dann Punkte. Blockiert heißt: Die karte ist komplett leer und kann gar nix. Verstanden? Los gehts" - ich denke, das ist ne Erklärung, mit der die meisten Vielspieler hier das Spiel gut verstehen würden.

  • Ich war damals auch ein wenig enttäuscht dass "7 Wonders" das erste KdS geworden ist und nicht beim SdJ nominiert war. Hab das aber irgendwann akzeptiert. Frage mich, warum man jedes Jahr dieselbe Diskussion führen muss... Hätten sie schon 2009 das Kennerspiel eingeführt und Dominion ausgezeichnet, wären vermutlich weniger Leute enttäuscht, wenn Spiele, die weniger schwer zu erklären sind als Dominion sind, beim KdS landen...

  • Deshalb kam der Oscar für Schweigen der Lämmer damals so überraschend, das war ein Sommerfilm, da hatte niemand mit den Oscars gerechnet.

    IIRC müsste das gar ein Februarfilm gewesen sein, also eine Gattung, die zur Voting Season in der Regel aus allen Köpfen verschwunden ist da 1 volles Jahr alt.

    Ja, im Februar.

    Gab aber noch andere erfolgreiche "Frühfilme", zumindest auf der Nominierungsseite:

    Forest Gump (startete im Juni)
    Der Himmel soll warten (Juni - hatte allerdings "nur" sehr viele Nominierungen und konnte sich nicht gegen THE DEER HUNTER durchsetzen)
    The Sixth Sense (August - ging auch komplett leer aus)
    Saving Private Ryan (Juli)
    Gladiator (Mai)
    Erbarmungslos (August)

    Und es gibt immer mal wieder den einen Ausreißer - wie Black Panther, der im Januar gestartet ist, und erst über ein Jahr später seine 3 Oscars einheimsen konnte, oder Heath Ledger, der seinen Joker-Ruhm auch vom Juli bis zu den Oscars halten konnte, und noch einige mehr.

    Aber es bleiben am Ende doch alles eher Ausnahmen, und DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER sicherlich der beeindruckendste Fall.

  • Ich möchte nochmal an die Gruppe erinnern, der ich 20 Minuten lang versucht habe, Just One zu erklären, und die es danach trotzdem nicht verstanden hatten ...

    Das fällt mir schwer nachzuvollziehen. Selbst meine Schwiegereltern jenseits der 70, die (wenn überhaupt) allenfalls mal in ihrer Kindheit ein Spiel gespielt haben, haben das Prinzip recht schnell verstanden. Und das war für mich ein echter Hammer.

    Ausnahmen nicht ausgenommen. Wasserkraft hat ne 4.03.

    Und das wurde von der Jury ja auch als Expertenspiel eingestuft.

  • Bei Gloomhaven und Wasserkraft wurden aber bei der Vorstellung darauf hingewiesen, dass diese Spiele deutlich über dem Kenner Niveau liegen. Nach meiner Einschätzung deswegen auch der auf der Empfehlungsliste. Für die Nominierung dann doch deutlich zu komplex.

  • Dee Man sollte aber auch die Kommentare der Jury dazu lesen:

    "Außerdem stehen das Zwei-Personen-Spiel „Riftforce“ sowie zwei sehr anspruchsvolle Titel auf der „anthraziten“ Liste: „Gloomhaven: Die Pranken des Löwen“ und „Wasserkraft“. Diese beiden Spiele richten sich an diejenigen, die vor umfangreichen Regelwerken und langer Spieldauer nicht zurückschrecken."

    Das macht die Jury schon seit Jahren so, dass sie Expertenspiele grundsätzlich nicht zum Kennerspiel nominiert, aber mit auf die Empfehlungsliste nimmt und dann im Kommentar darauf hinweist. Sie verwendet bloß den Begriff "Expertenspiel" nicht, sondern umschreibt es immer etwas blümerant.

    Quelle:

    Spiel- und Kennerspiel-Jahrgang 2021: Kapitelweise Gemeinschaftserlebnisse

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    3 Mal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ich möchte nochmal an die Gruppe erinnern, der ich 20 Minuten lang versucht habe, Just One zu erklären, und die es danach trotzdem nicht verstanden hatten ...

    Das fällt mir schwer nachzuvollziehen.

    Frag mal ... :)

    Im Endeffekt scheiterte es (glaube ich) an zwei Konzepten: 1. Kooperativ, 2. Kartenspiel ohne Kartenhand. Ich meine, ich habe denen das Spiel erklärt, es kamen jede Menge Fragen, weil sie nicht verstanden, warum nicht jeder eine bestimmte Menge Karten auf die Hand nimmt und daraus einen Begriff auswählt, und am Ende wurde gefragt, wann man denn nun wisse, wer gewonnen habe.
    Wenn halt eine fünfköpfige Truppe da sitzt, und ein "Kartenspiel" erwartet, und dann "Just One erklärt" bekommt ... die Diskrepanz zwischen "Kartenspiel" und "Koop-Ratespielchen" konnten wir nicht überbrücken.

    Fairerweise sei erklärt, dass sie es am Ende trotzdem gespielt haben. Jeder hatte ein paar Karten auf der Hand, hat sich einen Begriff ausgesucht, die Karte hingelegt, den Begriff mit einem Wort umschrieben, und bekam einen Punkt, wenn er erraten wurde. (Oder so ähnlich ... ich weiß es nicht mehr genau.) Und am Ende hat irgendjemand gewonnen ...

    Wie ich immer sage, sind solche und ähnliche Erlebnisse im Café für mich eine immer wieder fast schon "demütig machende" Erfahrung, weil es einfach zeigt, dass es immer wieder Menschen gibt, die echte Probleme haben, in meinen Augen einfache Spielkonzepte für sich umzusetzen.

  • Wie ich immer sage, sind solche und ähnliche Erlebnisse im Café für mich eine immer wieder fast schon "demütig machende" Erfahrung, weil es einfach zeigt, dass es immer wieder Menschen gibt, die echte Probleme haben, in meinen Augen einfache Spielkonzepte für sich umzusetzen.

    Faszinierend...

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • Strange. Wie kommt man bei Just one dazu, ein Kartenspiel zu erwarten? Hatte noch niemand von denen Trivial Pursuit- ohne ähnliche Ratespiel-Karten gesehen?

    Keine Ahnung. Wenn ich sie mal wiedersehe, frage ich sie. :)

    Aber hey, es haben auch schon Leute Dinosaur Island abgelehnt, weil sie nach einem Blick auf die Schachtelrückseite meinten, das sehe ja aus wie Monopoly ...
    Menschen haben halt manchmal seltsame Assoziationen. :whistling:

  • Deshalb kam der Oscar für Schweigen der Lämmer damals so überraschend, das war ein Sommerfilm, da hatte niemand mit den Oscars gerechnet.

    IIRC müsste das gar ein Februarfilm gewesen sein, also eine Gattung, die zur Voting Season in der Regel aus allen Köpfen verschwunden ist da 1 volles Jahr alt.

    Noch besser - der lief in Deutschland sogar parallel zum vorherigen Oscar-Gewinner (Der mit dem Wolf tanzt). Daran kann ich mich noch gut erinnern, als wir zu viert vorm Kino standen und überlegt haben. Für die Jungs gab's dann Lamm, für die Mädels Wolf...

  • Zugänglichkeit =/= Weight

    Das hat in den Kommentaren zu der SdJ-News bei BGG auch jemand ganz trefflich formuliert:

    Zitat
    I always understood the SdJ v KdJ distinction to be one of audience not relative weight. It seems clear to me that Fantasy Realms is a light game intended for a hobbyist audience while Robin Hood is a more involved, narrative-driven game for a family or mixed audience. This does not seem incongruent to me at all.
  • Erlebnisse im Café

    Wir hatten mal so eine Damentrupp in der Brettspielgruppe. Die drei spielten gerne Karten. Um denen mal etwas anderes zu zeigen, habe ich #Abluxxen vorgeschlagen. Die waren nicht uninteressiert. Aber zwei von denen fanden einfach keinen Zugang zu den Vorgängen des Spiels - ich habe mich drei Abende mit dieser Gruppe "beschäftigt" - erfolglos.
    Die kamen nicht nur wegen dem Spielen und haben sich auch so wohlgefühlt. Aber mir persönlich haben sie mir meine Grenzen des Erklärenkönnens aufgewiesen. ;)

  • und so setzten sie sich wieder hin und spielten ihren Skat runter. Und waren damit völlig glücklich.

    Ich finde, das muss man auch akzeptieren lernen.

    Wir hatten mal, an einem Samstagabend, eine 5-köpfige Truppe im Café, offensichtlich auf dem Weg, um später noch "auf die Piste" zu gehen.
    Die setzten sich, ich fragte kurz, ob ich ihnen irgendwas Interessantes empfehlen oder zeigen soll, und bekam zu hören: "Nein danke, wir spielen viel und kennen uns aus!", also hab ich sie in Ruhe gelassen.
    Ich hab dann zugeguckt, wie die "erfahrene" Truppe den ganzen Abend Tabu, Activity, MÄDN und am Ende tatsächlich Mau Mau gespielt haben, bevor sie wieder gegangen sind. Aber die waren halt glücklich und zufrieden. Und was will man mehr?!?

    2 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Egal wie gut Mikromakro ist, aber ein Spiel mit Mord, Selbstmord und Prostitution zum SdJ zu nominieren (ähnlich wie da "ab 8" draufzuschreiben) ist das lächerlichste, was mir in den letzten 20 Jahren untergekommen ist.

    Hmmm... Das klingt nach einer meiner liebsten Bands "The Tiger Lillies" deren Texte sich häufig um Drogen, Prostitution, Mord, Selbstmord, Basphemie und alle Arten Körperflüssigkeiten drehen. Musikalisch dürfte die Band tatsächlich auch Kindern gut gefallen, das sie meist schöne, fröhliche oder melancholische Melodien verwenden. Für mich echte gute Laune Musik, insgesamt ist die Band der Kunst zuzurechnen (The Tiger Lillies wurden vom Museumsquartier Wien angesproechen Wotczek ob sie an der Mitarbeit von einem Musical zu Woyczek interessiert wären und führten dies dann zusammen mit verschiedenen Schauspielern auch entsprechend auf. Der Bandkopf Martyn Jacques erhielt einen Teil des literarischen Nachlass Edward Gorey mit Bitte um Vertonung. Daraus entstand u.a. Das Album The Gorey End zusammen mit dem Kronos Quartett, welches eine Grammy Nominierung einbrachte).


    Lange Rede kurzer Sinn, würde man Mord, Selbstmord und Prostitution auf die Schachtel schreiben fände ich es schon deutlich ansprechender als mit rotem Pöppel :lachwein::lachwein::lachwein:

    Ich frage mich in diesem Zusammenhang allerdings ob die Wertschätzung des Preises vielleicht durch die familiäre Situation beeinflusst wird. Ich habe keine Kinder, wäre zwar nicht völlig abgeneigt fühle mich aber mittlerweile zu alt mit meinen 40 Jahren (und nicht erwachsen genug). Meine Lebensgefährtin möchte keine Kinder. Wir sind daher eher wie die überspitzt dargestellten kinderlosen Menschen in der einen Folge der Simpsons, wir sind für Gewalt, Nacktheit, etc. in Medien wenn es passt. Ich bin genervt davon dass Comic Verfilmungen ab 12 sein müssen wenn sie statt dessen ultradüster, brutal und albtaumhaft sein könnten. Nicht zuletzt würde ich Logan als beste Comicverfilmung bisher sehen (ja, um Längen besser als Infinity War) aber ich schweife ab.


    Wie seht ihr das Ganze? Habt ihr Familie und schätzt den Preis deswegen bzw. lehnt ihr die Preisträger eher ab und sein kinderlos?

    Ich war damals auch ein wenig enttäuscht dass "7 Wonders" das erste KdS geworden ist und nicht beim SdJ nominiert war. Hab das aber irgendwann akzeptiert. Frage mich, warum man jedes Jahr dieselbe Diskussion führen muss... Hätten sie schon 2009 das Kennerspiel eingeführt und Dominion ausgezeichnet, wären vermutlich weniger Leute enttäuscht, wenn Spiele, die weniger schwer zu erklären sind als Dominion sind, beim KdS landen...

    Das faszinierende an 7 Wonders ist, dass es ein wirklich schlechtes Spiel ist. Ich habe es 3x gespielt, 1x davon mit einer lückenhaften Regelerklärung. Trotzdem gewann in jedem der 3 Spiele jemand der das Spiel nicht kannte, selbst bei der lückenhaften Regelerklärung. Meiner persönlichen Meinung nach, sollte ein Kennerspiel eher ein erfahrener Spieler gewinnen als ein unerfahrener oder jemand der das Spiel zum ersten mal spielt mit lückenhafter Regel. Demzufolge ist es für mich eine 3/10 BGG.

    Dee Man sollte aber auch die Kommentare der Jury dazu lesen:

    "Außerdem stehen das Zwei-Personen-Spiel „Riftforce“ sowie zwei sehr anspruchsvolle Titel auf der „anthraziten“ Liste: „Gloomhaven: Die Pranken des Löwen“ und „Wasserkraft“. Diese beiden Spiele richten sich an diejenigen, die vor umfangreichen Regelwerken und langer Spieldauer nicht zurückschrecken."

    Das macht die Jury schon seit Jahren so, dass sie Expertenspiele grundsätzlich nicht zum Kennerspiel nominiert, aber mit auf die Empfehlungsliste nimmt und dann im Kommentar darauf hinweist. Sie verwendet bloß den Begriff "Expertenspiel" nicht, sondern umschreibt es immer etwas blümerant.

    Quelle:

    Spiel- und Kennerspiel-Jahrgang 2021: Kapitelweise Gemeinschaftserlebnisse

    Steht das mit Essay auf der Spieleschachtel? Wenn nicht wird das zu Irritationen bei den Käufern führen. Da muss ich wieder nachfragen, warum nicht einfach jedes Jahr der Sonderpreis "Komplexes Spiel" vergeben wird den bisher Caylus und Agricola erhalten haben. Das ist völlig klar und unverfänglich...

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  • Wie seht ihr das Ganze? Habt ihr Familie und schätzt den Preis deswegen bzw. lehnt ihr die Preisträger eher ab und sein kinderlos?

    Ich bin den SdJ grundsätzlich nicht abgeneigt und habe Familie. Allerdings hatte ich auch vor den Kids schon Spaß an den ausgezeichneten Spielen. So war mein erstes "richtiges" Brettspiel zum Beispiel der damals aktuelle Preisträger #Adelverpflichtet.

    Aus meiner Sicht hat es eher etwas damit zu tun, was einem bei Brettspielen wichtig ist. Wenn die Zeit und die Mitspielenden dazu da sind, dann bevorzuge ich auch eher komplexere Spiele. Ich schätze aber auch die Geselligkeit, die bei einem "seichteren" Spiel viel mehr im Vordergrund stehen kann und habe somit an vielen Spielen Spaß und bin nicht so festgelegt. Andererseits kann ich auch jeden verstehen, der das nicht so sieht und der dann für die Geselligkeit eine andere Tätigkeit vorzieht. So sind wir alle halt unterschiedlich. Wobei ich mich natürlich schon eher wundere, warum man nicht auch mit einem Blick über den Tellerrand und "Toleranz" am anderen Ende der Komplexitätsspanne Spaß haben kann und es da immer eine Art "ganz oder gar nicht" gibt.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Und ich verstehe immer noch nicht deinen Punkt, warum ein künstlich gehyptes Spiel (das wäre eine Preisvergabe mit dem Ausschluss von erfolgreichen Spielen nämlich) förderlich für das Kulturgut Spiel wäre.

    Okay - versuche es noch mal.

    Sind wir uns denn wenigsten einig, das primäre Ziel des Vereins ist die Förderung des Kulturguts Spiel (Gesellschaftsspiel). Die Auszeichnung SdJ ist eines ihrer Werkzeuge dafür - das ihre Liquidität sichert, um noch viele andere Maßnahmen betreiben zu können. (Stipendien, Forschungsaufträge, Unterstützung von Brettspielgruppen - ?ca. mittler fünfstelliger Eurobetrag oder schon mehr?).

    Um meinen Ansatz zu verstehen, muss man mal die Ursachen für den erfolgreichen Absatz eines Spiels betrachten und berücksichtigen.

    - Artikelpreis
    Schmidt Spiele bietet in Supermärkten in Schütten kleine Dosen mit Spielen in Kinderaugenhöhe zu ein oder zwei Euro an. Wieviel ist dir die gnädige Ruhe eines quengelnden Kindes wert? ;)
    Ein Kartenspiel zu sieben Euro verkauft sich viel öfters wie ein #7thContinent

    - Gestaltung
    Bei #Bonfire konnte ich nicht widerstehen. Flügelschlag, Dixit, Calico und auch #MicroMacro
    Das sind Spiele, wo sich einfach ein Wohlgefühl einstellt, wenn die über den Ladentisch geschoben werden.
    - MundzuMund-Propaganda
    Die Verlage opfern von ihre Produktion ca. 2%; schieben die froh lockend über die Klippe in die Rachen der Spiele-Empfehler.
    Bei #MicroMacro war ich schon im Januar dabei, hab der Dorfgemeinschaft über der Zeitung DEN Kandidaten angekündigt.

    Ich gehe davon aus, der bereits erlangte Erfolg von #MicroMacro beruht auf "billig", schick und im Gespräch.

    - Auszeichnungen
    Für uns mag das eine Geschmacksbestätigung sein.
    Für die übrigen Konsumenten ist die Auszeichnung aber nur eine bequeme Kaufentscheidung. Sie erwarten geprüfte Ware. Die gucken nicht nach links und nach rechts. Zack und eingesackt. EIN Spiel muss ja her.

    Wenn ich sage, die Jury sollte/könnte das Belohnen vermeiden, dann geht es mir darum, dass Bestseller die Auszeichnung nicht zugesprochen bekommen. Tut sie es, sprudelt es zwar in der Vereinskasse. Aber ich glaube, sie erreichen im Sinne des Vereinsziels durch die entstandene große Schnittmenge der Käufergruppen letztendlich weniger.
    Wenn die Jury einen guten Underdog empfiehlt, würde ich sagen, zieht das die Schnittmenge der Käufergruppen auseinander. Die Fläche der potentiellen Käufer wird größer. Es kann zum Kauf des zweiten Titels kommen. Der Kaufgrund Auszeichnung konkurriert mit Mund, Gestaltung und Kosten.
    In meinen Augen, den Kunden zum Zweitkauf zu animieren, fördert eher das Kulturgut Spiel als ein Spiel zu präsentieren, das sowieso viele schon gut finden. Von Kritikern erwarte ich einfach MEHR als das Bestätigen des Geschmacks der Spielergemeinde. ;)  

    Wird der Bestseller mit der Auszeichnung belohnt, scheißt die Jury nur auf den gleichen Haufen. Aber man könnte auch ein größeres Feld mit dem Dünger versehen. 8-))

    Liebe Grüße
    Nils

  • Wobei ich mich natürlich schon eher wundere, warum man nicht auch mit einem Blick über den Tellerrand und "Toleranz" am anderen Ende der Komplexitätsspanne Spaß haben kann und es da immer eine Art "ganz oder gar nicht" gibt

    Wie bereits zuvor in diesem Thread geschrieben - ich suche immer nach guten Spielen mit wenig Komplexität (bezogen auf Regeln). Es gibt Spiele die mich abholen, es gibt Spiele mit denen ich umgehen kann und dann gibt es Spiele die fühlen sich für mich an wie irgendwas zwischen einem Zahnarzt Besuch und einer Klausur für die du gelernt hast aber in der Klausur nur Bahnhof verstehst...

    Das klingt vielleicht reißerisch aber ich würde bei der Wahl Zahn ziehen lassen oder eine Partie King of Tokyo das Zahn ziehen lassen vorziehen. Weil es für mich nicht so schlimm ist wie dieses Spiel zu ertragen... Also kurz gesagt es gibt wirklich Spiele die mich nicht nur nicht interessieren, sonder die in mir Leid auslösen. Da kann ich beim besten Willen nicht drüber stehen und deswegen lehne ich Vieles ab. Auch eine entsprechende Spielerfahrung bei einem Spiel das ich mochte kann zu sowas führen. Ich habe im Verein mal bei der Wahl Terraforming Mars mit Turmoil Erweiterung oder Pax Pamir nachgegeben und TfM mitgespielt. Wirklich eine der schlimmsten Erfahrungen im Bereich Brettspiel die ich je hatte. Diese Erweiterung (die ich mit BGG 1/10 "Defying the description of a game" bewertet habe, weil es für mich genau das ist kein Spiel sondern Sch...) hat mir TfM dermaßen verdorben, dass ich 1,5 Jahre danach noch keine Lust habe TfM nochmal anzufassen und es ohne das Veto meiner Lebensgefährtin auch verkauft hätte, da ich mir nicht vorstellen kann jemals wieder Spaß mit dem Spiel zu haben...

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    Einmal editiert, zuletzt von matthias19281 ()

  • Also "Go" ist auch einfach zu lernen - aber hat dennoch eine krasse Komplexität - und bei Schach muss man auch nicht so viele Moves können (Bauer 2xbewegen, 1x schlagen,1x verwandeln, springer, turm, läufer, dame, könig, rochade) - offenbar nur 10? 11, wenn man noch en passant schlagen dazu nimmt.


    Das Regelwerk von Mau-Mau könnte daher genau so lang sein wie das von Go oder Schach - aber Mau Mau ist eben deutlich weniger komplex. An der Anleitung selbst kann es also nicht wirklich liegen.

  • Dann versuche ich es auch noch einmal ;)

    Für den übrigen Konsumenten ist die Auszeichnung aber nur eine bequeme Kaufentscheidung. Sie erwarten geprüfte Ware. Die gucken nicht nach links und nach rechts. Zack und eingesackt. EIN Spiel muss ja her.

    Genau EIN Spiel. Da sind wir uns komplett einig.

    Aber ich glaube, sie erreichen durch die entstandene große Schnittmenge der Käufergruppen letztendlich weniger.
    Wenn die Jury einen guten Underdog empfiehlt, würde ich sagen, zieht das die Schnittmenge der Käufergruppen auseinander. Die Fläche der potentiellen Käufer wird größer. Es kann zum Kauf des zweiten Titels kommen. Der Kaufgrund Auszeichnung konkurriert mit Mund, Gestaltung und Kosten.
    In meinen Augen, den Kunden zum Zweitkauf zu animieren, fördert eher das Kulturgut Spiel als ein Spiel zu präsentieren, dass sowieso viele schon gut finden. Von Kritikern erwarte ich einfach MEHR. ;)

    Und hier ist für mich eben der Knackpunkt. Erstens sehe ich nur sehr bedingt den Zweitkauf, ich meine Spiele sind ja derart teuer ;). Und zweitens ist die Gefahr groß beim Kauf von beiden groß, dass es erfolgreiche als viel besser angesehen wird. Damit würde es extrem negativ auf den Verein und damit auch auf die Förderung des Kulturguts Spiel zurückfallen. Denn man hat ja eine "schlechte" Empfehlung gegeben. Die Diskussion über die Sinnlosigkeit des Preises und die Abkehr davon würde dann nicht nur bei uns, sondern sogar in der eigentlichen Zielgruppe anfangen und das wäre der Anfang vom Ende für den Verein imo.

    Natürlich ist da jede der Varianten denkbar, aber ich glaube dass deine die unwahrscheinlichste ist. Von der Durchführbarkeit sowieso ganz zu schweigen.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • eigentlichen Zielgruppe

    Mit meinen Veranstaltungen "Aiblinger Spiel der Jahres" habe ich mich ja direkt an diese regionale Zielgruppe gewandt und meine Erfahrungen gemacht.


        
    Die eigentliche Zielgruppe diskutiert? Wo? Will sie das überhaupt? Begnügt sie sich mit der Hilfe bei der Kaufentscheidung?

    Wird sie schwach, einen weiteren Kauf zu wagen, wenn ihr eine andere unabhängige Expertengruppe von dem Spielspaß des Bestsellers erzählt? Verknüpfen die das mit der Jury-Empfehlung? Schreien die von einem Beschiss der Jury? Haben sie denn überhaupt von der Jury ein "schlechtes" Spiel empfohlen bekommen? ;)

  • Steht das mit Essay auf der Spieleschachtel? Wenn nicht wird das zu Irritationen bei den Käufern führen.

    Da komme ich gedanklich nicht mit. Auf der Spieleschachtel ist ja auch kein Pöppel. Wir reden hier von nicht-nominierten Spielen. Wie soll es nun zu Irritationen kommen?

  • Steht das mit Essay auf der Spieleschachtel? Wenn nicht wird das zu Irritationen bei den Käufern führen.

    Da komme ich gedanklich nicht mit. Auf der Spieleschachtel ist ja auch kein Pöppel. Wir reden hier von nicht-nominierten Spielen. Wie soll es nun zu Irritationen kommen?

    Es steht doch auch manchmal auf dem Spiel Empfehlungsliste zum SdJ oder KdJ und zwar auch mit Pöppel

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  • Der Empfehlungspöppel sieht deutlich anders aus, und darf nur auf dem Schachtelboden abgebildet werden.

    Be seeing you,
    Matthias Nagy

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Deep Print Games oder Frosted Games wieder.

  • Es steht doch auch manchmal auf dem Spiel Empfehlungsliste zum SdJ oder KdJ und zwar auch mit Pöppel

    Ist das so? Eine Empfehlung zum Kennerspiel habe ich bisher noch nicht selbst auf einer Schachtel wahrgenommen.

  • Es steht doch auch manchmal auf dem Spiel Empfehlungsliste zum SdJ oder KdJ und zwar auch mit Pöppel

    Ist das so? Eine Empfehlung zum Kennerspiel habe ich bisher noch nicht selbst auf einer Schachtel wahrgenommen.

    Ich müsste mich sehr irren, ich glaube der Pöppel ist dann beige oder so und es steht drunter Empfehlungsliste zum SdJ/KdJ... Und wenn man die Argumentation zulässt, dass es kein Expertenspiel des Jahres gibt, weil der Nichtsspielenerd jetzt schon überfordert ist finde ich es schon etwas fatal, wenn dann ein Wasserkraft im Regal beim Händler steht mit Empfehlungsliste zum KdJ und Oma (stellvertretend genannt) für den 12 jährigen Enkel kauft geht das schief...


    Stünde da wie bei Agricola im Pöppel "Sonderpreis komplexes Spiel" wäre das doch eher ein Grund es stehen zu lassen... oder liege ich da falsch?

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  • Das ist doch eher nur in der Theorie wirklich eine Gefahr.

    Aber wollt ihr nicht für die allgemeine Diskussion nicht einen allgemeinen Thread aufmachen? Hier sollte es ja vor allem um den Jahrgang 2021 gehen.

  • Schon oftmals selbst erlebt: Auf Spieletreffen eine Spielebox erblickt mit einem Pöppel drauf und erst auf dem zweiten Blick gesehen, dass das nicht der Gewinner des Jahres war, sondern "nur" nominiert für oder so. Ebenso in Werbeanzeigen in der spielbox oder Fairplay erlebt und erst der zweite genauere Blick hat das "Nominiert für..." erblickt. Wenn dieser Effekt nicht gewollt wäre, würden die Verlage es anders machen oder die Jury es anders vorgeben und den Sieger deutlicher von den Nominierten trennen.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Habe meine persönliche Meinung geändert: MicroMacro taugt doch fürs Spiel des Jahres.


    Wenn dann, wie angekündigt, in der neuen Auflage die Karten mit expliziten Themen gekennzeichnet wird und das auch per Hinweis auf der Schachtelrückseite deutlich wird. Denn all diese expliziten Themen gehören zur Lebenswirklichkeit dazu und wenn die in einem begleitenden Umfeld angesprochen werden, kann genau dieses begleitende Umfeld entscheiden, ob und wann und wie solche Themen angesprochen werden. Oder eben für sich entschieden werden, diese Themen noch zu meiden.


    Oder wird dem begleitenden Umfeld damit zu viel Verantwortung aufgedrückt bei etwas, das bisher in meiner Wahrnehmung als "kann bedenkenlos auch von Kindern der aufgedruckten Altersgruppe alleine konsumiert werden" eingeordnet war?

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  • sondern "nur" nominiert

    Und? Dadurch sind es schlechte Spiele geworden? Weil sie nicht "Erster" waren?

    Ist wohl doch etwas dran, dass unsere Kultur alles als "schlecht" betrachtet, was nicht gewinnt. :/

    Gewiss nicht schlecht. Mindestens ebenso empfehlenswert aus Sicht der Jury, ... aber eben nicht gleichwertig mit dem Jahresgewinner, weil sonst bräuchte es keinen "einen" Gewinner.

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  • Warum werden eure SdJ immer an Kinder verschenkt?


    In meinem Umfeld ist es das Go-To Spiel als Geschenk für Wenigspieler, wie den Arbeitskollegen der gerne Brettspiele mitspielt, aber selbst keine hat etc.

    Azul habe ich damals glaube ich 4-5 mal im Umfeld verschenkt, das trifft auf MikroMakro so auch bereits zu (wenn auch meist vergriffen) und bei Robin Hood kann ich mir das auch gut vorstellen.


    Für mich Zielgruppe: 20-80 jährige Mitmenschen bei SdJ und KSdJ!

  • Oder wird dem begleitenden Umfeld damit zu viel Verantwortung aufgedrückt bei etwas, das bisher in meiner Wahrnehmung als "kann bedenkenlos auch von Kindern der aufgedruckten Altersgruppe alleine konsumiert werden" eingeordnet war

    Du kannst mMn keine Verantwortung abwälzen, indem du nur hinweist. Wenn du wirklich willst, dass das verantwortungsvoll konsumiert wird, dann musst du dafür sorgen. Alles andere ist eine sehr privilegierte Stellung, die nur für einen Bruchteil der Bevölkerung zutrifft.

    Das siehst du schön an der Medienbildung.

    Wenn du jetzt ein Heft der Polizei zur Gewaltprävention oder ähnliches beilegst ... (Pegasus hatte ja selbst schon mal ein edukatives Spiel im Programm) dass dir als Eltern zeigt, wie man das gemeinsam mit dem Kind vermitteln kann, dann sehe ich das auch als positiv.

    Vorher halte ich das für gerade das Gegenteil und eine Warnung alleine ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung aber eben nur ein Schritt. Ein schnelles Pflaster.

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    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Warum werden eure SdJ immer an Kinder verschenkt?

    Das Bild der Gesellschaft für Gesellschaftsspiele ist eine Familienbeschäftigung. Das ist natürlich eine sehr einseitige Ansicht, aber es trifft noch immer auf den Großtteil der verkauften Spiele zu. Es heisst nicht umsonst "Familienspiel" und nicht "Wenigspielerspiel"

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