Qualitätssicherung- und management in der Brettspielindustrie

  • Moin allerseits,

    Nach meiner bisherigen Zeit in diesem Forum habe ich das Gefühl das 'Beschwerden' über Mängel an Material oder anderen Dingen (z.B. Schreib- oder Übersetzungsfehler), oft hitzige Diskussionen hervorrufen. Jüngstes Beispiel: Der galaCtische Schreibfehler bei Voidfall.

    Ich würde mich selber nicht als pingelig bezeichnen, in dem Sinne, dass ich nicht wegen jeder Kleinigkeit Ersatz fordern würde, jedoch aufmerksam das Material begutachte. Dadurch bin ich leider (und wohl zufälligerweise) bei vielen meiner letzten Anschaffungen gehäuft über das ein oder andere gestolpert.

    Bevor ich ein paar Beispiele nenne, die bei mir vorgekommen sind - Worum geht es (mir) hier? Vorrangig 'Insiderwissen' über das Qualitätsmanagement(QM) in der Branche, sowie eure Meinung, Erfahrungen und Umgang mit Mängeln.

    Jüngste Erfahrungen die zur Erstellung dieses Threads geführt haben:

    Eingedellte Ecken (die letzten 3 Lieferungen):

    - ist für mich ok, solange die Schachtel halt nicht komplett ramponiert ist. Das ist auch eher OT im engeren Sinne, da es der Zusteller verbockt, der das Paket rum schmeißt.

    Revive dual layered Player Board nicht vollständig 'ausgestanzt':

    - Entfernen führte zu festklebender Pappe, die die untere Lage verdeckte und sich nicht ohne Beschädigung entfernen ließ. Habe ich von Pegasus ersetzen lassen.

    Voidfall Triple layered House Board 'Korn' unter der obersten Schicht:

    - Drückte sich leicht durch und ein kleines Loch ist bereits zu sehen. Mindclash Games kontaktiert.

    Voidfall Flottenwürfel/Fleetpower Cubes viele Macken an Ecken und Kanten vieler Würfel:

    - Ist mir bums. Aber was ist da los? Schüttgut halt?

    Bubu Special Edition nicht entfernbares weißes Zeugs auf Material und Druck eines Beutels:

    - Auch nicht wild.

    Bubu unterer Layer bei den Player Boards nicht zentral unter den oberen Aussparungen:

    - Auch ok.

    BuBu größeres abgeplatztes Stück bei einem doppel-hex Acrylplättchen sodass Teil des Artworks fehlt (minimal, man erkennt es noch gut aber könnte sich ausbreiten):

    - Stört mich. (Zusätzlich: Die vielen folienartigen Rückstände sind mir aufgefallen. Ist wohl normal und sind leicht zu entfernen)

    Scythe - Aufstieg der Fenris Ring- bzw. Kampagnenbuch stark geknickt, weil Würfel auf dem Buch/Heft auflagen und vom Deckel hineingedrückt wurden:

    - Feuerland kontaktiert und Ersatz bekommen.

    Mir ist bewusst, dass es viel zu teuer wäre, jedes Würfelchen, jedes Plättchen usw. zu kontrollieren und das Schreibfehler etc. in der Regel unvermeidbar sind. Ebenso das Produktionsfehler passieren und es sich ja irgendwie um Massenwahre handelt. Zusätzlich sei gesagt, das ich von Hintergründen der Branche und der Verlagswelt überhaupt keine Ahnung habe. Frage deshalb hier und schildere lediglich meine Gedanken. Ich frage mich wie/ob ein Verlag versucht die Qualität seiner Produktionspartner zu prüfen und ob es da 'Standards' gibt. Wenn ich bei Crowdfundings lese, dass ein Verlag die Massproduction-Copy oder Material-Samples zugeschickt bekommt und damit zufrieden ist, frage ich mich, ob das dann die Qualitätssicherung war? Ich stelle mir zumindest vor/hoffe, dass ein Verlag die entsprechenden Fabriken besucht, um sich ein Bild zu machen. Noch besser diese dann auch in Zukunft während der Produktion einmalig besucht und dann z.B. bei Voidfall bemerkt, dass ca. 50% (bei mir so) der Würfelchen (nicht die w6) Macken haben. Ist das einem Verlag und dem Produzenten bei Schüttgut (zigtausende Würfelchen) egal bzw. prüft das überhaupt mal wer und guckt sich so einen Bottich voller Würfel an (nicht jeden einzeln natürlich)?

    Als ich noch Koch war, hat man auch die Lieferanten besucht oder wurde sogar von diesen besucht/umworben. Ein Dönerladen/Imbiss schaut sich auch die Fabrik an, in der die Spieße/Würste hergestellt werden. Dafür muss man natürlich nicht nach China reisen. Als Schüler habe ich mal in einer Lebensmittelfabrik gejobbt und musste händisch Palettenweisen Konserven und vakuumierte Bratkartoffeln überprüfen.

    Bei Age of Innovation gab's ja auch Probleme bei der Qualität der Holzteile und der Verlag kann zur Zeit keinen Ersatz liefern, da ihre Ersatzteile auch keine gute Qualität aufweisen. Wurden die etwa 'verarscht'? Die haben ja sicherlich Samples bekommen, die nicht so waren.

    Der Fehler von Mindclash Games bei Voidfall (auf der dt. deluxe Version steht 'galaCtische Box') wäre für mich nicht dramatisch (besitze die englische Version), allerdings kann ich nicht verstehen wie das passieren konnte. Oder ist meine Wahrnehmung des Verlags da falsch? Ist kein Ravensburger aber klein/neu sind die jetzt auch nicht oder?

    Wie läuft das so ab? Wie seht ihr die Thematik? Muss sich die Branche da noch finden, also speziell die ganzen jungen Verlage? Wie seht ihr die Kleinigkeiten, die ein Spiel nicht unspielbar machen, bezüglich QM und wie sind eure Erfahrungen? Ich bin noch nicht so lange im 'Game' und wundere mich einfach über die jüngste Häufung an Auffälligkeiten. Oder sind das alles nur typisch deutsche Gedanken (sind ja auch Retouren-Weltmeister)?

    Nachtrag: Wenn hier Verlagsmitarbeiter oder sonstige in der Branche arbeitende mitlesen: Welche Reklamationen findet ihr gerechtfertigt und welche nicht? Wie macht ihr QM? Habt ihr was lustiges zu erzählen?Nähkästchen und so...

    Dat is, wat dat is. Weer dat anners, weer dat nich so, wie dat is. Wenn man nix ännert, blifft dat ook so.

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  • Ich arbeite selber im Qualitätsmanagement, zwar in in einem völlig anderem Bereich,der nichts mit Spielen zu tun hat, aber durch meine Arbeit ist mein Qualitätsanspruch relativ hoch. Ich bin es tagtäglich gewohnt pingelig zu sein, sehr zum leidwesen der Betroffenen :lachwein: Mich stören beschädigte Schachteln, fehlendes Material usw. Ich reklamiere also grundsätzlich jeden kleinsten Mangel,aber kann auch verstehen wenn man manchmal einfach was hinnehmen muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Knolle ()

  • Ich arbeite selber im Qualitätsmanagement, zwar in in einem völlig anderem Bereich der nichts mit Spielen zu tun hat, aber durch meine Arbeit ist mein Qualitätsanspruch relativ hoch. Ich bin es tagtäglich gewohnt pingelig zu sein sehr zum leidwesen der Betroffenen :lachwein: Mich stören beschädigte Schachteln, fehlendes Material usw. Ich reklamiere also grundsätzlich jeden kleinsten Mangel aber kann auch verstehen wenn man manchmal einfach was hinnehmen muss.

    Kann ich nachvollziehen. Mit mir Essen gehen macht oft keinen Spaß. :lachwein: Kannst du durch deine Arbeit Rückschlüsse auf die Branche ziehen? Dir manche Dinge erklären und wenn ja, wie?

    Dat is, wat dat is. Weer dat anners, weer dat nich so, wie dat is. Wenn man nix ännert, blifft dat ook so.

    Einmal editiert, zuletzt von GonzoHeart ()

  • Ich arbeite selber im Qualitätsmanagement, zwar in in einem völlig anderem Bereich der nichts mit Spielen zu tun hat, aber durch meine Arbeit ist mein Qualitätsanspruch relativ hoch. Ich bin es tagtäglich gewohnt pingelig zu sein sehr zum leidwesen der Betroffenen :lachwein: Mich stören beschädigte Schachteln, fehlendes Material usw. Ich reklamiere also grundsätzlich jeden kleinsten Mangel aber kann auch verstehen wenn man manchmal einfach was hinnehmen muss.

    Kann ich nachvollziehen. Mit mir Essen gehen macht oft keinen Spaß. :lachwein: Kannst du durch deine Arbeit Rückschlüsse auf die Branche ziehen? Dir manche Dinge erklären und wenn ja, wie?

    Rückschlüsse kann ich nicht ziehen. Dafür ist das einfach zu unterschiedlich. Es gibt auch bei mir Dinge, die ich nicht bemängeln soll/darf, obwohl ich es gern möchte :lachwein: Ich kann auf jeden Fall nachvollziehem dass einfach Fehler passieren, da wir ja alle nur Menschen sind. Die Qualitätsansprüche sind da halt auch oft Individuell. Was dem Spieleverlag vielleicht nicht so wichtig ist, aber dem Kunden/Spieler/ Käufer schon kann sich schon unterscheiden. Bspw. die Spieleschachteln als Verpackung 8o

    In Summe habe ich aber in den letzten 5 Jahren nur 3 mal etwas reklamieren müssen (2xfehlendes Material, was ich dann zugeschickt bekommen habe und 1x mal beschädigte Spieleschachtel wo ich kein Ersatz bekommen habe)


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  • Ein richtiges QM-System à la ISO 9001 zu etablieren dürfte für Unternehmen in der Größe von Brettspielverlagen (meiner Einschätzung nach) ein zu kostspieliges Unterfangen sein. Ich bin mir aber sehr sicher, dass es Maßnahmen zur Qualitätskontrolle und -sicherung gibt. Im von Rei zitierten Update wird ja ein schönes Beispiel inkl. der zugehörigen Kennzahlen aufgeführt.

    Brettspiel-Keksperte

  • Ich muss nicht mehr jede Spiele-Neuheiten sofort haben, ignoriere vieles, was als Neuheit gehypt wird, und kaufe stattdessen sehr viel bewusster bewährte Highlights. Daher fühle ich mich nicht wirklich in der Lage zu beurteilen, ob die Fehlerraten zuletzt gestiegen sind. Ab wenn dem so sein sollte, dann könnte ich mir das höchstens durch gestiegenen Kostendruck und wirtschaftlich schwierige Zeiten erklären. Da spart man als Verlag dann vielleicht eher mal bei Absicherungen. Oder geht zu günstigeren Herstellern mit niedrigeren Qualitätsstandards. In anderen Branchen gibt es sowas jedenfalls.

    Im Übrigen dürfte es auch einen großen Unterschied machen, ob man bei etablierten Verlagen kauft oder bei relativen Anfängern, wie es sie gerade im Crowdfunding-Bereich oft gibt, mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Bei den etablierten Verlagen gibt es eingeschliffene Prozesse; da passieren wenige Fehler.

    Im normalen Retail-Bereich bleiben offensichtlich verdellte Schachtel auch bei den Händlern hängen (und gehen dann als preisreduzierte B-Ware über die Ladentheke), anstatt wie die Crowdfunding-Spiele per internationalem Versand direkt zum Endkunden geliefert zu werden. Auch da sollte man als Vielnutzer von Crowdfunding etwas aufpassen, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht.

  • Letztendlich passieren die Fehler beim Auftragsfertiger oder ergänzend beim Transport. Wie man im Beispiel oben sieht, trotz kleinerer Dellen und Kratzer wird mit "PASS" die Produktion freigegeben/abgenommen. Letztendlich ist Auswahl und Kontrolle des Fertigers das entscheidende Merkmal für die finale Qualität, die beim Kunde ankommt. Alles kontrollieren kann man nicht, besser kulant mit Reklamationen umgehen.

    Wie im ersten Beitrag beschrieben wird kaum einer nach den ersten Samples den Fertiger besichtigen und ggf. die Produktion beaufsichtigen, insbesondere nicht, wenn in Fernost produziert wird. Kenne das sogar aus der Fertigung von elektronischen Geräten, hier waren Muster und Werksbesichtigungen des "first run" vor Ort, alles gut, und 3 Wochen später kam das Zeug mit einem billigeren Chip und anderen Schrauben... man kann nicht ständig am Band stehen und gucken, dass alles läuft ;)


    Ich hatte leider das Erlebnis, dass mein "Nemesis Lockdown" Package mit der Kickstarter-Edition von Fantasywelt supergut verpackt ankam, der Karton des Spiels aber deutlich beschädigt war, was offenbar _vor_ dem Versand passierte. Mir wurde nur angeboten, alles zurückzuschicken und neu zu bestellen, oder 5 Euro als Gutschein zu bekommen. Zum Glück half ein freundlicher Kollege aus einer Facebook-Gruppe, der hatte einen unbeschädigten Spielkarton übrig und schenkte mir diesen.


    Meine Erfahrung: wenn man etwas feststellt, was nicht passt (Beschädigung, Fehldruck, Kratzer usw), direkt reklamieren und üblicherweise bekommt man Ersatz, womit dann ja alles gut ist.

    Rückblickend hatte ich eigentlich nur mit drei Spielen solche Probleme, und bis auf den zuvor beschriebenen Fall wurde immer schnell und kulant Ersatz zugeschickt.

  • Wenn ich bei Crowdfundings lese, dass ein Verlag die Massproduction-Copy oder Material-Samples zugeschickt bekommt und damit zufrieden ist, frage ich mich, ob das dann die Qualitätssicherung war?

    Meistens war es das, ja. Die fertigende Fabrik hat ja üblicherweise selbst eine interne Qualitätssicherung, auf die man als Verlag vertrauen muss. Denn ...

    Ich stelle mir zumindest vor/hoffe, dass ein Verlag die entsprechenden Fabriken besucht, um sich ein Bild zu machen.

    ... regelmäßige Besuche einer Fabrik sind leider für gefühlte 99% der Verlage nicht bezahlbar, vor allem bei Produktionen im Ausland. Vereinzelte Besuche einer Fabrik sind durchaus üblich, wenn man mit einer Fabrik oft zusammenarbeitet, aber viel mehr geht da nicht, dazu ist die Branche zu klein.

    Noch besser diese dann auch in Zukunft während der Produktion einmalig besucht und dann z.B. bei Voidfall bemerkt, dass ca. 50% (bei mir so) der Würfelchen (nicht die w6) Macken haben. Ist das einem Verlag und dem Produzenten bei Schüttgut (zigtausende Würfelchen) egal bzw. prüft das überhaupt mal wer und guckt sich so einen Bottich voller Würfel an (nicht jeden einzeln natürlich)?

    Das Problem hier liegt darin, dass es nicht den einen Zeitpunkt einer Produktion gibt. Die meisten Fabriken, die Spiele "herstellen", produzieren zwar alle Materialien aus Papier (Schachtel, Pappinlay, Anleitung, Stanztableaus, mitunter auch Spielkarten) selbst, aber andere Materialien wie Holz, Plastik etc. werden aus anderen Fabriken zugekauft. Somit gibt es nicht den einen Zeitpunkt einer Produktion, sondern es gibt viele unterschiedliche Zeitpunkte, zu denen unterschiedliche Komponenten produziert werden.

    Der Produktionstermin einer Fabrik ist üblicherweise "nur" der Termin, an dem die Spiele konfektioniert werden. Wenn eine Fabrik ein Spiel für Woche X einplant, dann werden die Papiermaterialien im selben Haus meist in der Woche X-1 produziert. Die Holzteile werden in Woche X-2 produziert und in Woche X-1 an die Fabrik geliefert. (Sehr vereinfacht ausgedrückt, es ist komplexer.)

    Als Verlag kann man schon deshalb kaum genau zur Produktion des eigenen Spiels in der Fabrik sein, weil die Fabrik meist nur Wochentermine zur Produktion nennt, aber keinen genauen Tag. Die haben zwar einen internen Plan für genaue Tage, aber diese werden oft kurzfristig wieder umgeworfen, weil irgendeine Komponente für irgendein Spiel nicht rechtzeitig eingetroffen ist und deshalb alles neu disponiert werden muss.

  • Und selbst wenn man vor Ort wäre, man kann ja gar nicht alles überwachen. Das ist doch völlig utopisch und wird doch nirgends gemacht, oder? Man kauft einen Dienstleistung ein, wie in jeder anderen Branche, und der entsprechende Dienstleister hat dann selber ein QM.

  • Und selbst wenn man vor Ort wäre, man kann ja gar nicht alles überwachen. Das ist doch völlig utopisch und wird doch nirgends gemacht, oder? Man kauft einen Dienstleistung ein, wie in jeder anderen Branche, und der entsprechende Dienstleister hat dann selber ein QM.

    In unserer Branche macht man dann eine "Lieferantenbewertung". Die Bewertungskriterien und wie das durchzuführen ist würde im entsprechenden Prozess im QM-System festgelegt.

    Brettspiel-Keksperte

  • Ich arbeite selber im Qualitätsmanagement, zwar in in einem völlig anderem Bereich,der nichts mit Spielen zu tun hat, aber durch meine Arbeit ist mein Qualitätsanspruch relativ hoch. Ich bin es tagtäglich gewohnt pingelig zu sein, sehr zum leidwesen der Betroffenen :lachwein: Mich stören beschädigte Schachteln, fehlendes Material usw. Ich reklamiere also grundsätzlich jeden kleinsten Mangel,aber kann auch verstehen wenn man manchmal einfach was hinnehmen muss.

    Bei mir war bei Bubu bei einem Hex tile das artwork beschädigt durch Kunststoffreste.


    Awaken realms kontaktiert innerhalb 1 Tages ersatz zugesichert bekommen mit der Info das es jedoch 3-4 Wochen dauern kann. Für mich vorbildlich. Ohne Mängel wäre natürlich besser gewesen.

  • Ich arbeite selber im Qualitätsmanagement, zwar in in einem völlig anderem Bereich,der nichts mit Spielen zu tun hat, aber durch meine Arbeit ist mein Qualitätsanspruch relativ hoch. Ich bin es tagtäglich gewohnt pingelig zu sein, sehr zum leidwesen der Betroffenen :lachwein: Mich stören beschädigte Schachteln, fehlendes Material usw. Ich reklamiere also grundsätzlich jeden kleinsten Mangel,aber kann auch verstehen wenn man manchmal einfach was hinnehmen muss.

    Bei mir war bei Bubu bei einem Hex tile das artwork beschädigt durch Kunststoffreste.


    Awaken realms kontaktiert innerhalb 1 Tages ersatz zugesichert bekommen mit der Info das es jedoch 3-4 Wochen dauern kann. Für mich vorbildlich. Ohne Mängel wäre natürlich besser gewesen.

    Bin mal gespannt. ich habe jetzt 2 fehlende Hex-Tiles und fehlende Reihenfolgenmarker beanstandet. Aber gerade bei den Hex-Tiles scheint es bei Bubu einige Reklamationen zu geben, weil einfach die Anzahl nicht korrekt ist. Aber bei der Menge an Hex-Tiles auch nicht verwunderlich. Wobei es bei Azul ja auch geklapp that ;) Wobei, da hatte ich eins zu viel ;)

  • Bei mir war bei Bubu bei einem Hex tile das artwork beschädigt durch Kunststoffreste.


    Awaken realms kontaktiert innerhalb 1 Tages ersatz zugesichert bekommen mit der Info das es jedoch 3-4 Wochen dauern kann. Für mich vorbildlich. Ohne Mängel wäre natürlich besser gewesen.

    Bin mal gespannt. ich habe jetzt 2 fehlende Hex-Tiles und fehlende Reihenfolgenmarker beanstandet. Aber gerade bei den Hex-Tiles scheint es bei Bubu einige Reklamationen zu geben, weil einfach die Anzahl nicht korrekt ist. Aber bei der Menge an Hex-Tiles auch nicht verwunderlich. Wobei es bei Azul ja auch geklapp that ;) Wobei, da hatte ich eins zu viel ;)

    Bei mir waren alle Teile vollständig zum Glück.

  • Das ist doch völlig utopisch und wird doch nirgends gemacht, oder? Man kauft einen Dienstleistung ein, wie in jeder anderen Branche, und der entsprechende Dienstleister hat dann selber ein QM.

    Jein....zur eigenen QM gehören unter anderem auch Audits bei den Lieferanten.

    Klar, dass ist aber was anderes als am Band stehen, beim Konfektionieren zuschauen und am besten auch noch die technischen Geräte überprüfen. Du kannst bein Dienstleister doch nicht die ganze Zeit über in einer Produktion denen über die Schulter gucken. Das wäre Wahnsinn.


    Und klar prüft man die Dienstleistung und Zusammenarbeit, aber wenn etwas passiert, dann ist das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen.

  • Jein....zur eigenen QM gehören unter anderem auch Audits bei den Lieferanten.

    Klar, dass ist aber was anderes als am Band stehen, beim Konfektionieren zuschauen und am besten auch noch die technischen Geräte überprüfen. Du kannst bein Dienstleister doch nicht die ganze Zeit über in einer Produktion denen über die Schulter gucken. Das wäre Wahnsinn.


    Und klar prüft man die Dienstleistung und Zusammenarbeit, aber wenn etwas passiert, dann ist das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen.

    Über die Schulter gucken nicht, aber die müssen ihre Prozesse dokumentieren und man prüft dann die Dokumente. Sofern diejenigen ein zertifiziertes QM System haben wird von der Zertifizierungsstelle überprüft, ob er sich auch an die eigenen Vorgaben gehalten wird und ob diese den entsprechenden Normen getreu umgesetzt werden.

    Brettspiel-Keksperte

  • Hmm, das Material soll immer noch aufwendiger/größer/toller/mehr/etc. werden, aber gleichzeitig nicht zu teuer - was so nur in Asien geht (mal sehen, wie lange noch).

    Und vereinzelte Fehler dürfen dabei nicht passieren.

    Ich bin nicht sicher, wie realistisch diese Erwartungen sind.

  • Meine persönliche Meinung, die sich durch die Einblicke auf beiden Seiten (Verlag/Kunde) gebildet hat, ist folgende:

    1. Die Produkte sind zu schnelllebig. Kaum ist ein Spiel fertig, muss der nächste Kracher raus, weil der Kracher des letzten Monats nun schon für 50% verramscht wird. Teilweise sogar schon vor Release (siehe Cthulhu Wars).
    2. Die Produkte werden immer aufwändiger. Die Textmenge, der Produktumfang, das Material steigt gewaltig an. Vor 10 Jahren hätte ich an ein Spiel mit der Textmenge eines Tainted Grail nicht gedacht. Auch werden die Spiele immer komplexer und vielschichtiger. Das resultiert darin, dass viel mehr Zeit benötigt wird, um diese Brocken fehlerfrei fertigzustellen. Dem steht die Entwicklung aus dem 1. Punkt aber diametral gegenüber. Daraus resultiert 3
    3. Der Umfang wächst, aber der Bearbeitungszeitraum wird knapper, die Halbwertszeit der Spiele sinkt gefühlt rapide. Das sieht man auch darin, dass die Anzahl der Erratas und der Korrektur-Aufkleber in letzter Zeit stark zunimmt: Earthborn Rangers, John Company 2, Mosaic, etc.
    4. (Das kann auch stark schwanken, aber) Ich habe das Gefühl bzw. die Erfahrung, dass viele Firmen zwar sehr engagiert, aber irgendwie "hemdsärmelig" unterwegs sind. Ich habe schon Rohdaten von Verlagen bearbeitet, die so krude erstellt waren, dass jeder Mediengestalter-Azubi im 2. Lehrjahr die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde. Ein anderes Beispiel, das mich sehr wundert, sind die Korrekturaufkleber für Mosaic: Es gibt 6 Playerboards. 3 Dieser Boards sind korrekt, 3 haben "Bevölkerung" falsch geschrieben und ein einziges hat "Nahrung" falsch geschrieben. Die Playerboards sind aber abseits der Farbe und der Grafik oben komplett identisch. Das lässt vermuten, dass diese 6 Boards als 6 separate Dateien angelegt wurden, dass jedes identische Wort 6x geschrieben wurde. Was natürlich in viel mehr potenziellen Fehlerquellen mündet. Ich hätte 1 Datei angelegt, jedes Wort 1x geschrieben und 6 Hintergrundgrafiken dahinter geändert. Alles andere dauert länger und bietet Fehlerpotenzial ohne Ende. Weitere Erfahrungen mit der Übersetzung von Cthulhu Wars und den involvierten Parteien (Damals noch NICHT Pegasus) waren ähnlich oder schlimmer.
    5. Dem ganzen liegt aber zu Grunde, dass in der Branche immer noch sehr wenig Geld steckt. Zumindest in unserer kleinen, lokalisierten, deutschsprachigen Blase. Von einem Studio wie es Chip Theory Games haben kann ein rein deutschsprachiger Verlag wahrscheinlich nur träumen. Auch dem gegenüber stehen wieder die ersten beiden Punkte.
  • ScreamingCookie Und wie verhindert das z.B. kaputte Token oder einen falschen Titel auf dem Cover? Ich habe zwar keine Brettspiele produziert, aber Printprodukte in Millionenauflage und dabei waren die Prozesse international angelegt, heißt, Steuerung und QM sitzt in Deutschland, alles andere woanders. Von der Grafik über Repro bis hin zum Druck. Überall gibt es QM, überall gibt es fest definierte Vorgaben und du glaubst gar nicht, was da für kacke passiert.

  • ScreamingCookie Und wie verhindert das z.B. kaputte Token oder einen falschen Titel auf dem Cover? Ich habe zwar keine Brettspiele produziert, aber Printprodukte in Millionenauflage und dabei waren die Prozesse international angelegt, heißt, Steuerung und QM sitzt in Deutschland, alles andere woanders. Von der Grafik über Repro bis hin zum Druck. Überall gibt es QM, überall gibt es fest definierte Vorgaben und du glaubst gar nicht, was da für kacke passiert.

    Das kannst du nicht verhindern. Es geht ja auch eher darum, eine gewissen Fehlerquote bzw. Toleranzen nicht zu überschreiten die in Kennzahlen oder Toleranzgrenzen festgelegt werden. Die Kriterien legt die Firma ja selbst fest. Und das ist natürlich alles massiv unterschiedlich, je nachdem was für ein Produkt produziert wird. Ausschuss wird man immer haben, die Frage ist, in welchem Umfang.

    Brettspiel-Keksperte

    Einmal editiert, zuletzt von ScreamingCookie () aus folgendem Grund: Edit

  • Je geringer die Fehlerquote sein soll, desto teurer wird die Produktion.

    100% Qualität zu erreichen, d.h. dass kein fehlerhaftes Produkt beim Endkunden ankommt, wäre nicht bezahlbar.

    Da gilt es dann einfach die richtige Balance zu finden zwischen Reklamationskosten und Qualitätssicherungskosten.

    Und da es bei Brettspielen auch im Prinzip keine sicherheitsrelevanten Folgen hat (fehlende Teile oder beschädigte Teile sind im Normalfall kein Sicherheitsrisiko für den Kunden), kann es sich einfach mehr rechnen, wenn man dann Ersatz liefert. Macht man das anstandslos, ist der Kunde meist trotzdem zufrieden, lobt sogar den Kundenservice.

  • Ich habe nur ganz am Rande mit QM - und dazu in einem völlig anderen Bereich. Aber finde die Diskussion sehr spannend, darum danke @GonzoHerart für's Einbringen.


    Ich finde den Aspekt interessant, dass der Blick hier "nur" auf das produzierte Material geht. Unter wirklichem QM wäre doch zu verstehen, dass auch und gerade kontrolliert wird, ob ein Produkt inhaltlich den (verlags)eigenen Ansprüchen genügt. Vielleicht führt das auch weg vom angedachten Thema. Aber sollte nicht die Qualität des Spiels immer noch über allem stehen? Auch da... wenn wir einige Jahre zurückschauen: Ein BuBu wäre - trotz seiner spielerischen Klasse - mit dem Artwork heute womöglich als Rohrkrepierer geendet. (Wie passend, dass nun der Bling-Verlag schlechthin das ganze nochmal in schön-schön-Deluxe rausbringt, und alle feiern's.) Letztlich liegt der Einfluss auf die Branche ja bei uns als Endkund*innen - und wo wir Schwerpunkte setzen.


    Vielleicht führt es die Diskussion nochmal weiter, auch über das "inhaltliche" QM (mir fällt keine bessere Formulierung ein) zu schwadronieren.

  • Je geringer die Fehlerquote sein soll, desto teurer wird die Produktion.

    So isses. Was da möglich ist an Qualitätsstandards und Absicherungen, zeigt ein Blick auf den Bereich der Luft- und Raumfahrt. Aber: Das hat dann halt alles seinen Preis und beim Brettspiel sind Fehler durch kaputte Teile auch nicht ganz so schnell lebensbedrohlich für hunderte Spieler...

  • Space X hat gezeigt, dass man selbst in der Raumfahrt auf Fertigung in Reinräumen verzichten kann. Da ist aktuell einiges im Wandel, wenn private Unternehmen mitmachen, die kein scheinbar unendliches staatliches Budget haben.


    Brettspiele sind Konsumgüter geworden. Da rechnet sich zu viel Qualität nicht, weil die in einem Jahr eh verramscht werden. Sollte man als Käufer entspannter sehen.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

    Einmal editiert, zuletzt von ravn ()

  • (Das kann auch stark schwanken, aber) Ich habe das Gefühl bzw. die Erfahrung, dass viele Firmen zwar sehr engagiert, aber irgendwie "hemdsärmelig" unterwegs sind. Ich habe schon Rohdaten von Verlagen bearbeitet, die so krude erstellt waren, dass jeder Mediengestalter-Azubi im 2. Lehrjahr die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde.

    Geht nicht nur dir so, kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Ich nehme an das liegt auch zum Teil daran, dass viele ambitionierte Projekte von Quereinsteigern erstellt werden. Oder Personen die viel Herzblut in die Entwicklung des Spiels gesteckt haben und sich dann aber aus der Not heraus auch noch mit dem Gestaltungsaspekt herumschlagen mussten weil es einfach nicht realisierbar ist dafür einen Spezialisten zu bezahlen sondern das irgendwie selbst noch nebenbei mit erledigen muss. Und da kommt dann halt raus dass statt einem sauber organisierten InDesign File 6 einzelne PSD Dateien zu dem Spielerboard existieren und man sich schön händisch um die Synchronisierung kümmern muss.

    Ausstehende Crowdfunding-Projekte:

    Arydia, Bad Karmas (Teburu), HEL - The Last Saga, Into The Godsgrave, Kingdoms Forlorn, Nanolith, Nova Aetas: Renaissance, Peacemakers: Horrors of War, RoboMon, Sword & Sorcery Abyssal Legends, Tainted Grail - Kings of Ruin, The Elder Scrolls (CTG), Unlikely Heroes, Vampire: Milan Uprising (Teburu), Warcrow Adventures, Witchbound

    2 Mal editiert, zuletzt von snoggle1981 ()

  • Space X hat gezeigt, dass man selbst in der Raumfahrt auf Fertigung in Reinräumen verzichten kann. Da ist aktuell einiges im Wandel, wenn private Unternehmen mitmachen, die kein scheinbar unendliches staatliches Budget haben.

    OT: Das hat nichts mit dem Verzicht auf Reinraumtechnologie zu tun. Sondern mit hoch automatisierter Fertigung mit modernen Verfahren und mit einer Serienfertigung in größeren Stückzahlen.


    Zum Thema: Ich finde den Begriff "Industrie" übrigens für die meisten Verlage bei weitem massiv übertrieben. Das reicht kaum mal um schon den Bereich der Mittelständischen Unternehmen(250+ Mitarbeiter) anzugehören. Das sind primär Klein- bzw. Kleinstunternehmen.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

    Einmal editiert, zuletzt von Klaus_Knechtskern ()

  • Das sind primär Klein- bzw. Kleinstunternehmen.

    Im Crowdfunding-Bereich auch nicht selten 1- oder 2-Man-Shows.

    Ausstehende Crowdfunding-Projekte:

    Arydia, Bad Karmas (Teburu), HEL - The Last Saga, Into The Godsgrave, Kingdoms Forlorn, Nanolith, Nova Aetas: Renaissance, Peacemakers: Horrors of War, RoboMon, Sword & Sorcery Abyssal Legends, Tainted Grail - Kings of Ruin, The Elder Scrolls (CTG), Unlikely Heroes, Vampire: Milan Uprising (Teburu), Warcrow Adventures, Witchbound