Beiträge von Thygra im Thema „Qualitätssicherung- und management in der Brettspielindustrie“

    Wenn ich bei Crowdfundings lese, dass ein Verlag die Massproduction-Copy oder Material-Samples zugeschickt bekommt und damit zufrieden ist, frage ich mich, ob das dann die Qualitätssicherung war?

    Meistens war es das, ja. Die fertigende Fabrik hat ja üblicherweise selbst eine interne Qualitätssicherung, auf die man als Verlag vertrauen muss. Denn ...

    Ich stelle mir zumindest vor/hoffe, dass ein Verlag die entsprechenden Fabriken besucht, um sich ein Bild zu machen.

    ... regelmäßige Besuche einer Fabrik sind leider für gefühlte 99% der Verlage nicht bezahlbar, vor allem bei Produktionen im Ausland. Vereinzelte Besuche einer Fabrik sind durchaus üblich, wenn man mit einer Fabrik oft zusammenarbeitet, aber viel mehr geht da nicht, dazu ist die Branche zu klein.

    Noch besser diese dann auch in Zukunft während der Produktion einmalig besucht und dann z.B. bei Voidfall bemerkt, dass ca. 50% (bei mir so) der Würfelchen (nicht die w6) Macken haben. Ist das einem Verlag und dem Produzenten bei Schüttgut (zigtausende Würfelchen) egal bzw. prüft das überhaupt mal wer und guckt sich so einen Bottich voller Würfel an (nicht jeden einzeln natürlich)?

    Das Problem hier liegt darin, dass es nicht den einen Zeitpunkt einer Produktion gibt. Die meisten Fabriken, die Spiele "herstellen", produzieren zwar alle Materialien aus Papier (Schachtel, Pappinlay, Anleitung, Stanztableaus, mitunter auch Spielkarten) selbst, aber andere Materialien wie Holz, Plastik etc. werden aus anderen Fabriken zugekauft. Somit gibt es nicht den einen Zeitpunkt einer Produktion, sondern es gibt viele unterschiedliche Zeitpunkte, zu denen unterschiedliche Komponenten produziert werden.

    Der Produktionstermin einer Fabrik ist üblicherweise "nur" der Termin, an dem die Spiele konfektioniert werden. Wenn eine Fabrik ein Spiel für Woche X einplant, dann werden die Papiermaterialien im selben Haus meist in der Woche X-1 produziert. Die Holzteile werden in Woche X-2 produziert und in Woche X-1 an die Fabrik geliefert. (Sehr vereinfacht ausgedrückt, es ist komplexer.)

    Als Verlag kann man schon deshalb kaum genau zur Produktion des eigenen Spiels in der Fabrik sein, weil die Fabrik meist nur Wochentermine zur Produktion nennt, aber keinen genauen Tag. Die haben zwar einen internen Plan für genaue Tage, aber diese werden oft kurzfristig wieder umgeworfen, weil irgendeine Komponente für irgendein Spiel nicht rechtzeitig eingetroffen ist und deshalb alles neu disponiert werden muss.