Ist Fortnite für Kinder (8-9) geeignet?

  • Ich habe das auch. Lesen ist aber was anderes als etwas "gucken

    Buch und Film haben beide dieselbe Altersempfehlung/-Freigabe ab 12 Jahren. Für die hier diskutierten Fragen spielt das Medium eine untergeordnete Rolle.

    Das ist nicht korrekt.

    Es gibt bei Büchern nur eine Empfehlung, keine Freigabe, also keine rechtliche Grundlage.


    In dem hier diskutierten Fall ist die rechtliche Situation aber durchaus relevant.


    Abgesehen davon könnte ich mir auch vorstellen, dass es Eltern gibt, die mit der Lektüre von Krabat mit 10 Jahren nicht einverstanden sind und das unter Hinweis auf das empfohlene Alter auch kommunizieren.

  • Oh, ich wollte keine Rechtsdiskussion lostreten. :)


    Wenn ich mich richtig erinnere waren nur 2 der Kinder 11,999999 Jahre (also kurz vor dem 12. Lebensjahr). Ja, wenn man es zu 100 % genau nimmt, hätten sie ihn nicht sehen dürfen. Es sei denn eine Lehrerin zählt für die FSK Regelung als erziehungsberechtigte Person (ab 12 bedeutet ab 12 ohne Begleitung von 6 - 11 mit Begleitung einer erziehungsberechtigten Person). Aber gut, ich glaube dieser Thread ist nicht dafür gedacht das ausgiebig zu erörtern.


    Ich fand eben nur witzig, dass bei einem eigentlich harmlosen Film ein großer Aufschrei stattfand und beim Krabatt alles in Ordnung schien.

  • Wahrscheinlich kannten Krabat die wenigsten.

    :D


    Grundsätzlich ist die rechtliche Diskussion für einen Lehrer (=Beamten) schon im eigenen Interesse aber schon relevant.

    Und als erziehungsberechtigt zählen Erzieher/Lehrer grundsätzlich nicht.

  • Es gibt bei Büchern nur eine Empfehlung, keine Freigabe, also keine rechtliche Grundlage.

    Was die rechtliche Frage anbelangt, gebe ich dir Recht. Bei Büchern gibt es mittlerweile ebenfalls eine Diskussion zu Einführung einer FSK-Einstufung. Umgekehrt gibt es bei Filmen pädagogische Altersempfehlungen, um Lehrern und Eltern weiterreichende Kriterien an die Hand zu geben, ob und ab wann das jeweilige Werk für eine bestimmte Altersklasse geeignet ist.

    Nach meinem Kenntnisstand nehmen Lehrer und nicht nur Eltern die Altersempfehlungen von Büchern durchaus ernst - von der oben geschilderten Ausnahme abgesehen. Deshalb empfiehlt zum Beispiel der Landesbildungsserver Baden-Württemberg Krabat erst ab der 6 Klasse.

    Und um das Thema wieder auf Computerspiele zu lenken: es gibt in NRW ein vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration geförderter Spieleratgeber. Hier deren Einschätzung zum Battle Royal-Modus von Fortnite, die mit 14 Jahren sogar strenger ist als die USK-Angabe ab 12 Jahren.

  • oh, oh, oh....lasst uns lieber bei meiner Frage bleiben, sonst wird der Thread ausgelagert!

    Schau dir die von mir verlinkte pädagogische Altersempfehlung zu Fortnite an. Ich möchte das dort Geschriebene gar nicht bewerten. Es gibt dir aber genügend Gründe an die Hand, warum das Spiel nicht für Kinder von 8 oder 9 Jahren geeignet ist.

  • Nur kurz: Filme FSK, Spiele USK - das sind unterschiediche Gremien, die auch unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Die PG-Regelung für FSK 12 gilt nur für den Aufführungsort Kino und nur für Erziehungsberechtigte, diese Verantwortung kann auch per Vollmacht nicht an andere abgegeben werden. Bei Schulaufführungen siehen die einschlägigen Verordnungen vor, dass Aufführungen (wie von Bananenfischer genannt), bei denen Jüngere anwesend sind, ausnahmsweise möglich sind, wenn die Eltern ihr Einverständnis gegeben haben. Dies dient der Abdeckung, wenn etwa ältere Filme gezeigt werden, deren FSK heute wohl anders aussehen würden. FSK 18 und ungeprüfte Medien sind immer von der Aufführung im schulischen Kontext ausgeschlossen

  • Um die unterschiedlichen Zielsetzungen nochmal zu betonen: USK prüft, ob das Kind fähig ist das Spiel zu spielen und ob es vom Dargestellten überfordert wird - das ist mithin eine pädagogische Empfehlung, ab wann das Spiel für das Kind geeignet ist. Die FSK prüft lediglich, ob ein Kind an den Darstellungen Schaden nehmen kann - kein Film mit FSK 6 ist damit automatisch ein Kinderfilm oder für Kinder auch nur ansatzweise interessant. Man nehme beispielsweise den ungarischen Schwarzweißfilm Satanstango, FSK 6: Eine neunstündige Studie über Einsamkeit auf dem Land und einen falschen Messias, der Menschen zur Landflucht bewegt und dabei betrügt. Das kann man als Kind gucken ohne Schaden zu nehmen - das Kind wird aber wahrscheinlich spätestens nach den ersten 20 Minuten, die Kühe auf der Weide beim Grasen zeigen, friedlich entschlummert sein, hoffe ich jedenfalls.

  • Um die unterschiedlichen Zielsetzungen nochmal zu betonen: USK prüft, ob das Kind fähig ist das Spiel zu spielen und ob es vom Dargestellten überfordert wird - das ist mithin eine pädagogische Empfehlung, ab wann das Spiel für das Kind geeignet ist. Die FSK prüft lediglich, ob ein Kind an den Darstellungen Schaden nehmen kann - kein Film mit FSK 6 ist damit automatisch ein Kinderfilm oder für Kinder auch nur ansatzweise interessant. Man nehme beispielsweise den ungarischen Schwarzweißfilm Satanstango, FSK 6: Eine neunstündige Studie über Einsamkeit auf dem Land und einen falschen Messias, der Menschen zur Landflucht bewegt und dabei betrügt. Das kann man als Kind gucken ohne Schaden zu nehmen - das Kind wird aber wahrscheinlich spätestens nach den ersten 20 Minuten, die Kühe auf der Weide beim Grasen zeigen, friedlich entschlummert sein, hoffe ich jedenfalls.

    Eben. Es ist auch immer erstaunlich wie wenig Kinder vom gezeigten wirklich beim ersten mal sehen verstehen. Bei uns kam natürlich irgendwann das Thema Harry Potter auf, Teil 1 ist ab 6. Selbst mit 8 Jahren haben wir fast 3 Stunden für den Film gebraucht, weil wir auf die Nachfrage: "Hast du verstanden was da passiert ist?" immer wieder gestoppt und erklärt haben, die Kids fanden das gut so, weil sie so die Chance hatten den Film zu verstehen.

    Das ist auch der Grund warum Kinder wieder und wieder das gleiche schauen / hören wollen, weil sie es eben komplett verstehen wollen. Mir hat mal eine Mutter gesagt: "Nein, mein Sohn darf jeden Film nur ein mal schauen, die Wiederholungen machen ja blöd.", sowas ist dann schon hart.

  • Wir haben damals im Abitur-Jahrgang in den letzten beiden Politik-Stunden vor den Sommerferien "From Dusk till Dawn" als Kopie auf VHS geschaut. Ins Klassenbuch hat unser Lehrer dann als Themen "Gewalt in Amerika" und "Gewalt in Mexiko" eingetragen. Ob damals wirklich alle schon 18 oder kurz davor waren, weiss ich nicht mehr, hat aber auch niemanden interessiert.


    Deshalb wohl schwierig, eigene Erfahrungen von damals mit den heutigen Situationen zu vergleichen, weil das Umfeld heutzutage (zum Glück) wesentlich informierter ist ... oder mehr Chancen dazu hat, sich zu informieren.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Ich verfolge hier die Beiträge sehr interessiert und jeder Beitrag für sich hatte immer einen richtigen Aspekt, es lässt sich einfach nichts verallgemeinern. Ich hatte mich weiter oben ja schon kritisch geäußert, will aber noch etwas ergänzen.


    Was ich "toll" finde, dass hier alle medienkompetent sind und zwischen Kids und Eltern so 0 Probleme gibt. Alle kennen ihre Kids, können sich in sie hineinversetzen und so gezielt ihre Kinder im Gespräch erreichen.


    Ich selbst seh bzw sah mich in dieser Phase eher kritisch. Wo Freiheit geben, wo loslassen und wo die Grenze ziehen. Würde rückwirkend vieles anders machen. Spiele in faszinierenden Onlinewelten sind ja ein Phänomen, die nur bedingt vergleichbar sind mit den Games von früher, vor allem in der psychologischen Wirkung was Verführung, Käufe, begleitende Soziale Medien, etc. angeht. Eigentlich ist es noch zu früh und zu komplex Schlüsse daraus zu ziehen, was es mit diesen kommenden Generationen macht. Vergleiche mit früher hinken einfach an zu vielen Stellen.


    Deshalb stellt sich auch für uns Eltern die Frage grundsätzlich.....können wir überhaupt medienkompetent sein und Dinge beeinflussen, mit denen sich nicht selten die Kids eh bereits besser auskennen und es sogar den Boden ihrer eigenen Subkultur bildet, den sie sich zur Abgrenzung eh suchen. Ich behaupte fast, nein. Da rennen wir immer hinterher. Weil wir es in der heutigen Form so eh nicht selbst erlebt haben, so aufgewachsen sind.


    GTA ein faszinierendes Spiel. Du kannst den Traktor nehmen, den Berg hochfahren und versuchen das Ende am Horizont zu erreichen. Cowboy und Indianer mit der Polizei spielen...geschenkt. Einfach nur U-Bahn fahren oder Deinen Fuhrpark an Traumwagen erweitern.....bis dann der Kumpel zu Besuch kommt, der deinem Kind zeigt, wo sich dir Tabledance Bar befindet, wo sich eine Nackte lasziv an der Stange räckelt. Und anschließend noch die Stelle am Strand, wo Frauen Dir einen Blowjob geben...Klar, ist nix fürs Grundschulalter, aber dennoch sind diese Dinge im Anmarsch. Ich will das auch nicht werten, auch wir Eltern wurden ja nicht durch die Bibel aufgeklärt.


    Der größte Sprung kommt eh ziemlich genau zum Stichtag Grundschulende/weiterführende Schule. Ein dazwischen gubt es da kaum. Egal wie weit das Kind in seiner Entwicklung ist. Anerkennung den Eltern, die das handeln können. WhatsApp...der erste Pornolink, aus Rache und Unreife verbreitete Busenpic einer Mitschülerin, das entstehende Selbstbild durch Instagram bei Mädchen, könnte endlos weiterschreiben...nicht aus der Theorie sondern der tatsächlich erlebten Praxis. Die Phase "Out of control" kommt. Heutzutage in Zeiten des Internets erfordert das eine Robustheit der Kids und der Eltern.


    Warum schreib ich das? Um es Krabat und der Diskussion darum entgegenzusetzen. Die wirklich falscheste Stelle, die Kompetenz einer Lehrerin in Frage zu stellen. Das so eine Konfrontation mit Hänsel und Grethel Gewalt in dem Alter überhaupt in Frage gestellt wird...aber Eltern WhatsApp Gruppen haben eh eine eigentümliche Dynamik.


    Vielleicht gibt es in diesen Fragen ab wann etwas spielen und zulassen gar kein falsch oder richtig. Vielleicht ist es zu oft mehr die Angst der Eltern, sich einer neuen Realität zu stellen, die nicht vergleichbar ist mit früher und gelerntes Handwerkszeug oft nicht greift.


    Hoffe, bin nicht zu sehr vom Thema abgewichen.

  • Das ist auch der Grund warum Kinder wieder und wieder das gleiche schauen / hören wollen, weil sie es eben komplett verstehen wollen. Mir hat mal eine Mutter gesagt: "Nein, mein Sohn darf jeden Film nur ein mal schauen, die Wiederholungen machen ja blöd.", sowas ist dann schon hart.

    Und medienpädagogisch halt auch einfach der allergrößte Stuß. repetitio mater studiorum, das gilt ebenso für das Sehen-lernen wie fürs Lesen und alles andere. Herrje, da hätte ich mich wohl nciht zurückhalten können. Kinder SOLLEN Filme/Serien/Bücher/Hörspiele so oft gucken wie sie wollen, das hilft ihnen ja gerade narrative Muster zu verstehen und einzuüben.

  • Und medienpädagogisch halt auch einfach der allergrößte Stuß. repetitio mater studiorum, das gilt ebenso für das Sehen-lernen wie fürs Lesen und alles andere. Herrje, da hätte ich mich wohl nciht zurückhalten können. Kinder SOLLEN Filme/Serien/Bücher/Hörspiele so oft gucken wie sie wollen, das hilft ihnen ja gerade narrative Muster zu verstehen und einzuüben.

    Meine Frau ist Logopädin und bindungsorientierte Familienberaterin, die konnte sich nicht zurückhalten... ;)

  • Ich habe das auch. Lesen ist aber was anderes als etwas "gucken

    Buch und Film haben beide dieselbe Altersempfehlung/-Freigabe ab 12 Jahren. Für die hier diskutierten Fragen spielt das Medium eine untergeordnete Rolle.

    Das Medium spielt keine Rolle? Mal auf einem Elternabend gewesen? :lachwein: :lachwein: :lachwein: Das Medium spielt DIE Rolle.

  • Das Medium spielt keine Rolle? Mal auf einem Elternabend gewesen? :lachwein: :lachwein: :lachwein: Das Medium spielt DIE Rolle.

    Bitte im Kontext lesen: mein Kommentar bezog sich konkret auf die identische Altersempfehlung/-Freigabe von Krabat (Buch/Film). Zu den Dynamiken von heutigen Elternabenden und WhatsApp-Gruppen habe ich mich nicht geäußert.

  • Mein Sohn (8, bald 9 Jahre alt) kam heute unglücklich aus der Schule, mit dem Kommentar, alle Jungs in seiner Klasse spielen Fortnite (auch auf dem Schulhof) nur er kennt es nicht.


    Meine Frage nun an die Eltern, die vergleichbare Situationen schon erlebt haben: Lasst ihr eure Kinder das Spiel spielen? Wenn ja, was gibt es zu beachten?

    Das Thema ist jetzt zwar schon durch, aber trotzdem möchte ich gern meinen Senf dazugeben. Als frühere Mutter und jetztige Oma, der im Moment jüngste Enkel ist etwas älter als Dein Sohn, sage ich nein. Ich kenne das Spiel schon seit seinen Early Access Zeiten, gut gemacht, gefällt mir immer noch. Aber nicht für kleine Kinder und das ist Dein Sohn noch, ein kleines Kind.


    Ob irgendwas irgendeinem geschadet hat ist nur das persönliche Empfinden. Andere haben da einen ganz anderen Blickwinkel drauf. Ja, Kinder sind ganz pfiffig und wissen genau wie sie ihre Wünsche durchsetzten können. Wie der Junge, der so ganz unglücklich aus der Schule kommt, vielleicht drückt er noch das Knöpfchen beim Papa von wegen Mobbing.


    Schwierig bei dem Thema finde ich, dass die erste Online-Generation die nächste erzieht. Ein Glück für jene, die Halt haben.

  • Aber auch da spielte es eine Rolle.

    [OT] Deshalb habe ich ja auch "untergeordnete" Rolle geschrieben. ;)


    Primär ging es mir um das Verhältnis von pädogischen Altersempfehlungen und FSK sowie USK-Angaben. Und zwar im direkten Bezug auf die Ausgangsfrage zu Fortnite. Diese Altersempfehlungen stellen aus meiner Sicht eine erste (!) sinnvolle Orientierung für Eltern und Schülern dar. Man sollte zusätzlich bedenken, dass es zu bekannten Jugendbüchern wie Krabat in der Regel mehr oder minder umfangreiches Unterrichtsmaterial gibt, auf das Lehrer gerne zurückgreifen. Siehe zum Beispiel den von mir verlinkten Landesbildungsserver Baden-Württemberg. Dort wird zudem auf die Webseite von Visionkino verwiesen, wo es Material zu dem Film Krabat für die schulische und außerschulische Bildung gibt.

    Zu Fortnite ist mir derart umfangreiches Material nicht bekannt. Hier gibt es eher Ablehnung nicht nur von Eltern und Lehrern, sondern vor allem von psychologischer Seite, meistens im Jargon der üblichen Mediendebatte um Gewalt in Computerspielen. Siehe hierzu einen aktuellen Artikel vom österreichischen Standard.

    D.h. in der Summe leben wir in einer Zeit, wo sich - wie oben von socceno_jo eindrücklich beschrieben - Eltern immensen Herausforderungen durch Social Media und Internet gegenübergestellt sehen. Es sind aber gerade diese Medien, die Eltern wie meeple genügend Möglichkeiten geben sich zu informieren und ihre Bedenken - nicht zuletzt in diesen Forum - ausführlich zu diskutieren. :)

  • Plasticman71 Da stimme ich dir grundsätzlich zu. Im Bereich Medienpädagogik ist es halt so, dass nach meiner Beobachtung eine bewahrende Grundhaltung der Eltern vorliegt, sofern überhaupt Interesse besteht und weniger um eine heute angemessene alltags- und handlungsorientierte Pädagogik. Daher meine Floskel darüber, dass das Medium für Eltern DAS Ding ist, oft eine Red Flag und das Potenzial nicht genutzt wird.

  • brettundpad Verstehe. Das ist schade zu hören, weil aus meiner Sicht eine differenzierte Medienkompetenz vor allem Sozial- und Kommunikationskompetenz bedeutet. Das können Eltern alleine nur bedingt vermitteln. In einer Lebenswelt, in der fast keine Arbeit mehr ohne Computer und Internet auskommt, braucht es dementsprechend eine - wie du schreibst - alltags- und handlungsorientierte Pädagogik, die neben dem Lesen dem Schauen eine genauso große Bedeutung beimisst. Dazu gehören für mich Filme, Computerspiele, Comics und Mangas zwingend dazu. Leider scheinen hier gemäß deiner Antwort Schulen - nicht nur im Fall von Fornite - bildungstechnisch immer noch hinterherzuhinken.

  • Ist nicht so einfach, mit der Erziehung. Mal ist ein Verbot das beste fuer das Kind, mal das Gegenteil. Einfacher Rat: Bei schlechten Dingen nie der Erste sein, bei guten nie der Letzte.

  • Mittlerweile ist mein Sohn ja 15 und hat gar kein Interesse mehr an Fortnite. Seine Freunde spielen es immer noch.
    Aber auch mit 15 steht man immer wieder vor der Frage "erlaube ich ihm das oder nicht?!", jetzt sind es halt andere Titel.

    Als wir kürzlich die PS5 gekauft haben (er war dabei und 14 Jahre alt) stand er dann plötzlich mit leuchtenden Augen neben mir und hielt "Star Wars Jedi: Fallen Order" (USK 16) in der Hand. Die Star Wars Filme hat er alle gesehen, er ist ein großer Fan. Ich habe im Laden noch kurz recherchiert und geprüft, wie es mit Gewaltdarstellungen in dem Spiel aussieht und dann entschieden dass das ok ist - individuell und unter Berücksichtigung seiner Star Wars Leidenschaft und seiner persönlichen Entwicklung. Dementsprechend hat er dann den Nachfolger, "Star Wars Jedi: Survivor" zum 15. Geburtstag bekommen.

    Bei anderen Titeln habe ich unter ähnlichen Bedingungen anders entschieden, weil ich die in den Spielen enthaltene Gewalt bezogen auf den Kontext "schlimmer" und weniger geeignet fand.

    Ich habe ihm zu Beginn der weiterführenden Schule Fortnite nicht erlaubt, wohl aber mit halb 12 (also 11 Jahren und 6 Monaten) "World of Tanks". Er fand es interessant weil ich es zocke. World of Tanks ist USK 12. Ich habe etwas mit mir gehadert, weil es (zu stark) vereinfacht auch bloß ein Shooter ist wie Fortnite. Es hat aber eine andere Dynamik und durch das fehlen von Menschen im tatsächlich dargestellten Spiel ist die Gewalt auch eine andere. Das Spiel ist deutlich langsamer als Fortnite, somit wesentlich weniger stressig. Es hat eine steile Lernkurve und erfordert nicht nur aktiven "Skill", sondern auch gute Kenntnis der Physik des Spiels. Kurz: Das Spiel triggert ganz andere Bereiche als Fortnite. Ausserdem konnten und können wir es immer noch zusammen im Team spielen.

    Aber es nutzt halt ein mehr oder weniger reales Kriegsszenario als Schauplatz, und das finde ich immer bedenklich. Bedenklich in dem Sinne, dass man so etwas niemals spielen sollte, ohne sich mit der grausamen Realität dahinter auseinander zu setzen. Aber hier habe ich für mich und meinen Sohn den Vorteil gesehen: Mit Krieg kann und muss man sich leider auseinandersetzen. In dem Alter konnte ich mit ihm über das Thema sprechen und auch für ihn verstehbar machen, was Krieg ist und was man da eigentlich nachspielt.

    Bei einem kunterbunten Spiel wie Fortnite fehlt mir dazu jeder Bezug, da hatte und habe ich ein Problem dem Kind den Umgang mit und das Verständnis für Gewalt in Spielen begreiflich zu machen.

    Da müssen wir als Eltern halt immer wieder sehr individuell auf die Entwicklung unseres Kindes schauen, und zwar auch immer im Kontext bezogen auf das, was wir dem Kind jetzt aktuell erlauben oder verbieten wollen. Dabei müssen wir aber einerseits unsere rosarote Brille ablegen ("MEIN Kind ist so weit entwickelt, das kann das vertragen") und andererseits auch unseren Schutzinstinkt kontrollieren ("Nein, das kann ich doch meinem armen Kind nicht zumuten"). Kinder sind oft resilienter als wir glauben und gleichzeitig sehr verletzlich, was wir oft übersehen. Und wir dürfen dabei auch nicht unsere eigene Kindheit zum Maßstab machen. Wir haben in einer ganz anderen Zeit und Welt gelebt. Die Darstellung in Computer- und Videospielen war 1985 von anderer Qualität und technisch bedingt oftmals sehr abstrakt. Gleichzeitig fehlte das mediale Überangebot an Bildern oder gar Videos. Wir haben das was wir in Spielen gesehen haben daher noch anders verarbeitet und verknüpft als Kinder das heute tun würden, deswegen schätze ich eine Gefahr durch Video- und Computerspiele heute auch höher ein als sie damals war - von der Suchtgefahr einmal abgesehen, es gibt ja genug Negativbeispiele von Videospielsucht auch aus der "guten alten Zeit".

    Ein "das hat mir auch nicht geschadet (LOL)!" ist imho daher genauso falsch wie ein "Wir müssen die Jugend vor diesem Hexen:innwerk schlechten Einfluss komplett abschirmen (Mistabel zückend und Fackel schwingend)"!

    Liebe Grüße

    Cal


    „Das einzige was es zu bekämpfen gibt, ist der nach Kampf strebende Geist in uns.“

    Ō Sensei Ueshiba Morihei

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