Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Ist Fortnite für Kinder (8-9) geeignet?“

    Das ist auch der Grund warum Kinder wieder und wieder das gleiche schauen / hören wollen, weil sie es eben komplett verstehen wollen. Mir hat mal eine Mutter gesagt: "Nein, mein Sohn darf jeden Film nur ein mal schauen, die Wiederholungen machen ja blöd.", sowas ist dann schon hart.

    Und medienpädagogisch halt auch einfach der allergrößte Stuß. repetitio mater studiorum, das gilt ebenso für das Sehen-lernen wie fürs Lesen und alles andere. Herrje, da hätte ich mich wohl nciht zurückhalten können. Kinder SOLLEN Filme/Serien/Bücher/Hörspiele so oft gucken wie sie wollen, das hilft ihnen ja gerade narrative Muster zu verstehen und einzuüben.

    Um die unterschiedlichen Zielsetzungen nochmal zu betonen: USK prüft, ob das Kind fähig ist das Spiel zu spielen und ob es vom Dargestellten überfordert wird - das ist mithin eine pädagogische Empfehlung, ab wann das Spiel für das Kind geeignet ist. Die FSK prüft lediglich, ob ein Kind an den Darstellungen Schaden nehmen kann - kein Film mit FSK 6 ist damit automatisch ein Kinderfilm oder für Kinder auch nur ansatzweise interessant. Man nehme beispielsweise den ungarischen Schwarzweißfilm Satanstango, FSK 6: Eine neunstündige Studie über Einsamkeit auf dem Land und einen falschen Messias, der Menschen zur Landflucht bewegt und dabei betrügt. Das kann man als Kind gucken ohne Schaden zu nehmen - das Kind wird aber wahrscheinlich spätestens nach den ersten 20 Minuten, die Kühe auf der Weide beim Grasen zeigen, friedlich entschlummert sein, hoffe ich jedenfalls.

    Nur kurz: Filme FSK, Spiele USK - das sind unterschiediche Gremien, die auch unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Die PG-Regelung für FSK 12 gilt nur für den Aufführungsort Kino und nur für Erziehungsberechtigte, diese Verantwortung kann auch per Vollmacht nicht an andere abgegeben werden. Bei Schulaufführungen siehen die einschlägigen Verordnungen vor, dass Aufführungen (wie von Bananenfischer genannt), bei denen Jüngere anwesend sind, ausnahmsweise möglich sind, wenn die Eltern ihr Einverständnis gegeben haben. Dies dient der Abdeckung, wenn etwa ältere Filme gezeigt werden, deren FSK heute wohl anders aussehen würden. FSK 18 und ungeprüfte Medien sind immer von der Aufführung im schulischen Kontext ausgeschlossen

    Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Kurzes Feedback meinerseits. Ich habe mir mit meinem Sohn ein Fortnite angesehen und ihm erklärt was da passiert und ich noch nicht möchte, dass er es spielt. Ich gehe davon aus, dass die Jungs in der GS auch eher davon prahlen. Einen sehr guten Tipp habe ich von der Mutter seines Freundes bekommen. Die Kinder 8 und 11 Jahre alt dürfen auch nicht Fortnite spielen, aber ein sehr sozialer Aspekt sind wohl die Fortnite Tänze. Die Kinder von ihr kennen ein paar Tänze bzw. Moves, die sie mit den Kindern zusammen geübt hat. Als ich meinen Sohn davon erzählt, fand er das super. Einen Tanz kannte er auch von anderen. Wir werden jetzt also ein paar Tänze einstudieren 😂

    Ähhh... Lass aber das Tea Bagging dabei lieber weg... ;)

    Für boomer bin ich 10 Jahre zu jung. Aber als Medienwissenschaftler mit Nebenausbildung in Medienpädagogik darf ich dir schon verklickern, dass bei allem Unsinn der Egoshooterdebatte grundsätzlich Medienbildung von immenser Bedeutung ist, und dazu gehört eben auch ein behutsamer Umgang und einführung der Kinder in die Medienwelt. Gerade weil heute alles so leicht verfügbar ist ist es wichtig dass Kinder wissen was es gibt, was "gut" und was problematisch für sie sein kann. Meine Kinder haben ziemlich viele Freiheiten, aber ich behalte mir da durchaus das Recht vor zu prüfen was sie konsumieren, mit ihnen darüber zu reden wie zuvrrlässig z.b. Informationen aus YouTube-Videos sind, und im Zweifelsfall auch Mal etwas zu verbieten. Kommt so gut wie nie vor, weil sie selbst gute Antennen haben was wie auf sie wirkt.


    Meistens beschwert sich allerdings eher mein Sohn dass die Filme die ich mit ihm gucken will zu brutal sind.

    Ich glaube allerdings, dass man da recht beruhigt sein kann, dass sie GTA auch zum großen Teil selbst noch nicht gespielt haben - das eigentliche Problem liegt da m.E. eher im Youtube-Konsum. Da ist man ja schon fast froh, wenn Sohnemann Paluten dabei zuguckt, wie er Euro Truck Simulator spielt (auch wenn ich da aus dem Kopfschütteln nicht mehr rausgekommen bin, langweiliger geht es ja nimmermehr).

    Eben da hat man schon langsam CS und Doom gespielt. Fortnite ist dagegen harmlos. Muss man jetzt wieder das alte Thema Videospiele = böse bringen? Ich dachte das Thema wäre seit 10 Jahren erledigt.

    Vernünftigen Umgang mit Computer/Videospielen einüben ≠ Killerspieldebatte. Ich kläre meine Kinder ja auch auf und zeige ihnen trotzdem keine Pornos. Wenn eines heutzutage zu wenig vermittelt wird, dann ein vernünftiger Umgang mit Medien aller Couleur. Und zudem gilt: Jedes Kind ist anders. Was das eine Kind problemlos wegsteckt, ist für das andere schon an der Grenze zur Traumatisierung. Da hilft es halt nur, dass die Eltern sich darauf einlassen, Kinder bei ihrem Medienkonsum zu begleiten und sich anzugucken, wie gut sie damit klarkommen.


    Ich erzähle da immer gern die Geschichte meiner Mutter, die in einer Programmzeitschrift in den 1980ern las, dass man sich mit dem Kind hinsetzen soll, wenn es etwas sehen will, was eigentlich noch nicht für das Kind geeignet ist. So geschah es dann, dass ich fürs Leben gern mit 9 Jahren Werner Herzogs Nosferatu bei seiner Erstausstrahlung im ZDF gucken wollte, und meine Mutter voller pädagogischer Inbrunst sich dazu setzte, vollends bereit, mich zu schützen und bei Überforderung den Fernseher schnellstmöglich auszuschalten. Es kam wie es kommen musste: 12.000 Ratten kamen in Delft an, meine Mutter kriegt einen Heulkrampf, und fortan bin ich damit beschäftigt sie zu trösten und ihr zu versichern, dass all das nur ein Film sei.

    Vieles ist auch einfach eine Frage der "Begleitung" und der Erziehung zur Selbstständigkeit. Mein Sohn lehnt gewaltbetonte Inhalte ziemlich konsequent ab, manchmal sogar zu meinem Leidwesen, da hat sowas wie Fortnite oder eines der vielen Murder Mysteries auf Roblox schlicht keine Chance, so sehr seine große Schwester das auch mit ihm spielen will. Ist die Machart hingegen eher niedlich (wie z.B. bei Boomerang Fu), dann darf und will er das auch gerne spielen. Meine Tochter ist da schon deutlich experimentierfreudiger (manchmal leider), da werden auch schonmal Spiele auf Roblox entdeckt, die nur wenige Tage auf der Plattform überleben (weil zu gruselig oder thematisch völlig daneben). Trotzdem vertraue ich ihr da weitgehend, so wie mir als Kind da auch weitgehend vertraut wurde (und ich habe wahrscheinlich als Kind mehr Mist gespielt als sie jetzt).

    Naja, wenn ich überlege, was wir so mit 8 oder 9 auf unseren Heimcomputern gespielt haben, ist Fortnite schon eher harmlos. Und wenn ich sehe, welche Horrorspiele meine Tochter immer wieder auf Roblox ausfindig macht (wo die USK die einzelnen Spielinhalte nie kontrolliert, was mir total unverständlich ist, denn da gibt es einiges, was mit 12 sicher nicht ok ist), dann wäre Fortnite wohl eine sichere Alternative. Andererseits ist Fortnite hart monetarisiert, dagegen ist Roblox fast schon Amateurlevel. Und nein, eigentlich müssen Kinder mit 8 oder 9 noch keine Shooter spielen. Mein Sohn ist mit 8 derzeit voll in Minecraft abgetaucht, das reicht ihm völlig.