Deutschland bald ein Sport-Entwicklungsland?

  • Primär sind es 2 Entwicklungen, die dafür verantwortlich sind:

    1. Man - die aktuelle junge Generation am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn - will sich heute nicht mehr „quälen, durchbeißen, alles aus sich rausholen…“. Andere Schlagworte sind aktuell angesagt, WorkLifeBalance, Sabbatical, 4 Tage Woche, mehr vom Leben haben…

    Auch die Selbstständigkeit scheint nicht mehr so angesagt zu sein, zu wenig Motivation sei vorhanden.

    Das überträgt sich auch auf den Sport, ohne erhebliche Investition in Zeit und auch Geld (je nach Sportart auch gern mehr) kommt man nicht bis in die Spitze. Das bringt uns zu

    2. Geld! Wer kein Profisportler - also bezahlt - ist, hat es ohne finanzielle Unterstützung extrem schwer neben dem normalem Beruf, sich hinreichend zu nach vorn zu bringen. Da sind die speziellen Abteilungen bsw. bei der Bundeswehr ein echter Segen.

    Dazu kommt die ungleich verteilte Aufmerksamkeit durch die Medien, insbesondere Fernsehen. Wer nicht zu sehen ist, hat auch nichts zu erwarten. Die mickrige Sporthilfe bringt da auch keinen wirklichen Ausgleich. Ich spreche aus eigener Erfahrung, war selber mal als Empfänger für Sporthilfe vorgesehen. Das waren damals 200 DM, incl. Zuschuss vom Verband, und sollte die Kosten für Fahrten zu Wettkämpfen, Material und Training auffangen. Das für 4 Tage Training pro Woche mit ca. 20km Anfahrt, am WE Wettkämpfe und Urlaub nach Absprache mit dem Landestrainer. Hätte ich sogar, zumindest mal für eine gewisse Zeit, auf mich genommen. Nur geht man zumeist nicht allein durchs Leben…


    Wie immer gilt - Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Die Argumente, die du in Punkt 1 über die junge Generation schreibst liest man ja immer wieder. Dennoch bin ich mir nicht so sicher ob ich da zustimmen kann, da mein eigener Eindruck ein anderer ist. Bzw. all die Dinge die du als Beispiele angeführt hast existieren natürlich und werden für die Menschen immer wichtiger, jedoch sehe ich das eher als "allgemeine Forderungen" losgelöst der Generationenfrage. Ich würde vielmehr soweit gehen zu sagen, dass meine Generation (1984er Jahrgang) und die "eins drunter" Hier die Schwerpunkte setzen. Die ganz jungen Leute sind da gefühlt schon wieder deutlich flexibler, sie kennen aber Arbeiten teils nur unter Corona-Bedingungen und wollen die positiven Aspekte davon natürlich nicht mehr missen. Generell nimmt aber die Arbeit einen immer kleineren Stellenwert für dir Zufriedenheit der Menschen da. Deshalb tu ich mich schwer da eine Übertragung auf den Sport herzustellen. Führt die bessere Work-Life-Balance nicht im Gegenzug sogar wieder zu mehr Sport? Ich denke eher, die Art des Sports verschiebt sich einfach. Viele klassische Sportarten verlieren ja auch Nachwuchs, weil dieser lieber anderen Sportarten nachgeht, was mich wiederum zu deinen Punkt 2 führt


    Die nicht gleich verteilte Aufmerksamkeit in den Medien ist definitiv ein Problem, da hier in bei den öffentlich rechtlichen ausser Fußball eigentlich gefühlt nur noch Biathlon existiert. Warum eigentlich ausgerechnet eine Sportart, dir im großen Teil vom Deutschland gar nicht effizient ausgeübt werden kann? Andere Sportarten sind in der Öffentlichen Wahrnehmung kaum präsent und selbst Sportarten mit großem Zuschauerinteresse wie Eishockey oder Basketball finden nicht statt, wie gerade das Beispiel der aktuell stattfindenden Basketball-WM zeigt. Hier in den Fokus zu rücken ist für kleine Sportarten nahezu unmöglich.Hier kann man jetzt aber natürlich im Gegensatz die provokantw Frage stellen, warum sollte auch? Also warum sollte eine Sportart gezeigt werden, die ein paar tausend Sportler in Dland betreiben, die Siedler von Catan WM aber im Gegensatz nicht? Sportfördeung nimmt hier also im Vergleich zu anderen Hobbies (und nichts anderes ist Sport für die breite Bevölkerung ja) eh schon einen Sonderstatus, alleine dadurch das eine Förderung stattfindet.


    Also ganz provokant gefragt, warum sollte man einen Sportler sein Leben finanzieren staatlich den Sandburgenbauer, der ebenso wie der Sportler an Wettkämpfen teilnimmt jedoch nicht? Ich finde Sportförderung auch in der Spitze ja nicht verkehrt, nur sehe ich einfach keine Veranlassung hier grundlegend etwas zu erhöhen, da Spitzensportler durch die "Jobs ohne Dienst" bei Polizei und Co ja quasi auch jetzt schon die Möglichkeit haben, ihr Leben mit dem Sport finanzieren zu können, was andere Menschen in ihrem Hobby nicht möglich ist. Deshalb meinte ich halt, Sportförderung für den Breitensport klar erhöhen, aber beim Spitzensport alles so lassen wie es ist und vll stattdessen mal um ein größeres Miteinander und nutzen von Synergiem zu sorgen. Nur ein Beispiel: Hier in der Region waren vor Kurzem "Die Finals", wo von diversen Sportarten die deutschen Meisterschaften gebündelt in einem kurzen Zeitraum in der selben Region stattfanden. Auch wenn kaum Marketing stattfand hatte ich das mitbekommen und hab mir viele Sachen live angeschaut, die ich sonst nie auf dem Schirm gehabt hätte. Was fehlte? Sämtliche Leichtathletik-Sportarten. Die fanden unter gleichem Namen nen Monat später hunderte Kilometer entfernt in Kassel statt. Warum macht man sowas? So verrät man Gelder und gewinnt keine Zuschauer hinzu

  • Bei keinem der Vereine/Verbände in welchen ich im Laufe meines Lebens Funktionär war, gab es irgendwelche Ehrenamtspauschalen

    Geht mir ähnlich, aber dass heißt ja nicht dass es das nirgendwo gibt. 😉

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Was fehlte? Sämtliche Leichtathletik-Sportarten. Die fanden unter gleichem Namen nen Monat später hunderte Kilometer entfernt in Kassel statt.

    Weil es kaum noch taugliche Stadien gibt. Die meisten wurden ja inzwischen in reine Fußballstadien umgebaut und die noch bestehenden erfüllen oft nicht alle Voraussetzungen (Größe, Fernsehtauglichkeit, Zustand, etc.) Profitieren wir hier in BS absolut von. Deutsche Meisterschaften 2020, 2021 (weil 2020 ohne Zuschauer), 2024...

  • Was auch echt merkwürdig war. Die letzten Jahre war das immer parallel und daher echt richtig cool zu verfolgen. Hat uns dieses Jahr auch sehr gewundert.

  • Was fehlte? Sämtliche Leichtathletik-Sportarten. Die fanden unter gleichem Namen nen Monat später hunderte Kilometer entfernt in Kassel statt.

    Weil es kaum noch taugliche Stadien gibt. Die meisten wurden ja inzwischen in reine Fußballstadien umgebaut und die noch bestehenden erfüllen oft nicht alle Voraussetzungen (Größe, Fernsehtauglichkeit, Zustand, etc.) Profitieren wir hier in BS absolut von. Deutsche Meisterschaften 2020, 2021 (weil 2020 ohne Zuschauer), 2024...

    Das es kaum noch taugliche Stadien gibt ist leider Richtig, lasse ich hier als Argument aber nicht gelten, da es in der Metropolregion Rhein-Ruhr hier durchaus Möglichkeiten gegeben hätte

  • Weil es kaum noch taugliche Stadien gibt. Die meisten wurden ja inzwischen in reine Fußballstadien umgebaut und die noch bestehenden erfüllen oft nicht alle Voraussetzungen (Größe, Fernsehtauglichkeit, Zustand, etc.) Profitieren wir hier in BS absolut von. Deutsche Meisterschaften 2020, 2021 (weil 2020 ohne Zuschauer), 2024...

    Das es kaum noch taugliche Stadien gibt ist leider Richtig, lasse ich hier als Argument aber nicht gelten, da es in der Metropolregion Rhein-Ruhr hier durchaus Möglichkeiten gegeben hätte

    Eben nicht. Ganz NRW hat scheinbar kein Stadion der Kategorie 1A.

    Aus dem Wikipedia Artikel vom Lohrheidestadion in Wattenscheid:

    Zitat


    Mitte November 2020 wurde bekannt, dass sich das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Bochum auf umfangreiche Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen des Stadions verständigten.[6] Dies wurde im Frühjahr 2023 seitens des Landes bekräftigt und mit 30,9 Mio. € beziffert. Der Förderbescheid wurde von Andrea Milz übergeben.[7] Damit hätte das Stadion wieder die Kategorie 1A und wäre das einzige Leichtathletikstadion in Nordrhein-Westfalen, in dem Deutsche Meisterschaften, aber auch eventuell die Universiade 2025 ausgetragen werden könnte.


    Evtl. hätte man noch mehr einzelne Sportarten rausziehen können, wie man es ja beim Stabhochsprung gemacht hat. Aber ob das wirklich sinnvoll ist...

  • Ah ok, ich dachte, die Lohrheide wäre noch in der Kategorie. Trotzdem erklärt dass dann nicht die zeitliche Verschiebung, dann hätte man vll über die räumliche Trennung hinwegsehen können. So wirkte das wie 2 komplett losgelöst Events, was halt schade ist

  • Außerhalb von Fußball und wenigen Prestige-Sportarten wirds mit der Förderung recht übel... da braucht man sich nicht zu wundern, wenn wir da immer weniger gute Leute haben.

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio

  • 1. Man - die aktuelle junge Generation am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn - will sich heute nicht mehr „quälen, durchbeißen, alles aus sich rausholen…“. Andere Schlagworte sind aktuell angesagt, WorkLifeBalance, Sabbatical, 4 Tage Woche, mehr vom Leben haben…

    das Argument ist doch älter als die junge Generation. In den 80ern gab es auch das Gejammere über die angeblich ach so faule "Null-Bock"-Generation.

    In den 60ern/70ern waren es die angeblich faulen Blumenkinder etc.


    Same procedure...

  • 1. Man - die aktuelle junge Generation am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn - will sich heute nicht mehr „quälen, durchbeißen, alles aus sich rausholen…“. Andere Schlagworte sind aktuell angesagt, WorkLifeBalance, Sabbatical, 4 Tage Woche, mehr vom Leben haben…

    das Argument ist doch älter als die junge Generation. In den 80ern gab es auch das Gejammere über die angeblich ach so faule "Null-Bock"-Generation.

    In den 60ern/70ern waren es die angeblich faulen Blumenkinder etc.


    Same procedure...

    Naja, das finde ich schon etwas verallgemeinernd - ich habe ja täglich mit der jungen Generation zu tun, und was ich über die Jahre gemerkt habe, ist, dass vielen jungen zunehmend der Biss fehlt. Meine Frau arbeitet an der Uni und betreut Azubis, die berichtet von ähnlichen Erfahrungen, eine Freundin arbeitet bei Warner in München, die nehmen überhaupt keine Praktikanten mehr aus Gründen fehlenden Engagements; frag mal die örtlichen Handwerker bzgl. Azubis, die stoßen ins gleiche Horn.

    Sicher, alles nur Einzelfälle, die aber insgesamt ein stimmiges Bild ergeben. Mit der fortschreitenden Technisierung und dem geringeren Aufwand, den man in vielen Bereichen im Vergleich zu früher betreiben muss, ist die Argumentation für mich auch stichhaltiger als die wenig auf Fakten basierende Vorstellung bzgl. „Blumenkindern“.

    Einmal editiert, zuletzt von LeGon ()

  • Und wer lebt es ihnen vor, dass es sich nicht mehr lohnt sich noch groß in irgendwas reinzukniehen (weil du am Ende des Tages eh wieder der Arsch bist oder entlassen wirst?)

    L'Art Noir
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  • Und wer lebt es ihnen vor, dass es sich nicht mehr lohnt sich noch groß in irgendwas reinzukniehen (weil du am Ende des Tages eh wieder der Arsch bist oder entlassen wirst?)

    Finde ich ein wenig polemisch, das liegt auch teilweise an den Strukturen, in die die Generation Z hineingeboren wurde.

    Ich fand den Vergleich passend, denn da mal jemand gesagt hat: „Das ist wie bei einer Partie Monopoly, in die du einsteigst, aber zu einem Zeitpunkt, zu dem bereits fast alle Straßen verteilt sind.“

    Einmal editiert, zuletzt von LeGon ()

  • Naja, das finde ich schon etwas verallgemeinernd -

    Mag sein, aber die Aussage, dass wir im Sport abkacken, weil die Jugend sich heute nicht mehr quälen will, ist mindestens genauso verallgemeinernd.


    Ich wurde in den Ende 60ern geboren und in den 80ern sozialisiert. Die Argumente die ich heute höre, die habe ich genauso auch in den 80ern gehört. Da wurde mal eine ganze Generation mit den Punks und ihren "No future" und "Null Bock"-Buttons in einen Topf geworfen.

    Und die Jugend hätte kein politisches Interesse mehr, hiess es in den 80ern auch. Dass sich viele Jugendliche gegen das Waldsterben, Ozonloch, Kernkraft, für die Abrüstung engagierten wurde natürlich ignoriert.


    Es gibt auch heute Jugendliche die sich gegen alle Widerstände des Establishments engagieren und versuchen gegen den Klimawandel zu kämpfen. Ob sie das clever machen, darüber kann man sicher streiten, aber man kann ihnen nicht das Engagement absprechen.

  • Es gibt auch heute Jugendliche die sich gegen alle Widerstände des Establishments engagieren und versuchen gegen den Klimawandel zu kämpfen. Ob sie das clever machen, darüber kann man sicher streiten, aber man kann ihnen nicht das Engagement absprechen.

    Eigentlich habe ich erstmal nicht verallgemeinert…


    Zum Zitat: Klar gibt es die - aber es ist, verglichen mit früher, die Minderheit (von denen sich dafür mehr der Sache komplett verschreiben). In den 80ern haben wir als mehrere 100 Kinder im Rahmen einer Kinderfreizeit in Heilbronn gegen die Pershing-Stationierung protestiert und damals war so gut wie jeder aus meinem Bekanntenkreis schon im jungen Alter politisch. Heute ist das bei weitem nicht mehr so…


    Und die Punks hatten damals mit ihrer Einstellung auch gegen das von dir erwähnte Establishment protestiert, heute ist die Einstellung ja fast salonfähig und mehr von Trägheit als allem anderen getrieben.


    Ich persönlich - und das wird immer wieder in meinem kompletten Lebensumfeld bestätigt - bin der Meinung, dass die Leidensfähigkeit schon arg abgenommen und die westliche Gesellschaft mit dem vorherrschenden Modell den Zenit überschritten hat; aber das führt jetzt RSP:)

  • HotSauce : mir erscheint dass auch viel. Was ich merkwürdig finde ist, dass für den Kurs Extragebühren berechnet werden. In der Regel sind durch die Vereinsmitgliedschaft die Kurse, zumindest die meisten Kurse, abgedeckt. Gilt das bei euch für das gesamte Angebot oder nur für das Eltern-Kind Turnen?

    Mein Sohn spielt beim HSV Basketball und dort bezahlst du einmal einen Mitgliedbeitrag und dann einen Beitrag extra für Basketball.


    LeGon Es gibt aktuelle Studien, zum Beispiel die Jugend Shell Studie und viele andere, da kannst du dir einen Eindruck bilden, wie es außerhalb der kleinen eigenen nicht repräsentativen Blase aussieht. Ich weiß, im Alter neigt man dazu von seiner Jugend anders zu sprechen als über die heutige, dass ist aber, wie schon ganz am Anfang in diesem Thread kritisiert, meist nichts als reißerisches Glaskugel interpretieren. Und was du in den 80ern erlebt hast, kann 200 Kilometer weiter keinen interessiert haben. In einer Großstadt wie Hamburg musst du für die politische Einstellung nur den Stadtteil wechseln. Also ganz sicher kann man das nicht verallgemeinern.

    Und ungefähr 50% der heutigen Jugendlichen sind in einem Verein, 65% meinen politisch Einfluss ausüben zu können, 52% haben eine klare politische Einstellung, ich erinnere an FFF & Co. Seit den frühen 2000ner ist das politische Interesse sogar wieder gestiegen. Also bitte lasst doch diese Verallgemeinerungen, die am Ende ein Bild zementieren, was niemanden nützt.

    Ich würde mir mehr Sorgen um viele Erwachsene in diesem Land machen. Das wäre nun aber wirklich RSP.

  • 1. Man - die aktuelle junge Generation am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn - will sich heute nicht mehr „quälen, durchbeißen, alles aus sich rausholen…“. Andere Schlagworte sind aktuell angesagt, WorkLifeBalance, Sabbatical, 4 Tage Woche, mehr vom Leben haben…

    das Argument ist doch älter als die junge Generation. In den 80ern gab es auch das Gejammere über die angeblich ach so faule "Null-Bock"-Generation.

    In den 60ern/70ern waren es die angeblich faulen Blumenkinder etc.


    Same procedure...

    Nun saug ich mir das ja nicht aus den Fingern, sondern gebe sinngemäß wieder, was bei Interviews im Fernsehen oder Printmedien zum Thema so steht. Die Welt von heute ist auch nicht mehr die von gestern…

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Eigentlich habe ich erstmal nicht verallgemeinert…

    Du nicht, aber in dem Post auf den ich ursprünglich reagiert habe, wurde verallgemeinert. Wenn Du das eine anprangerst, dann auch das andere.

    Und die Punks hatten damals mit ihrer Einstellung auch gegen das von dir erwähnte Establishment protestiert,

    ja, schon klar. Ich wollte darauf hinaus, dass ich kein Punk war und trotzdem musste ich mir immer wieder anhören, "ach ihr Jungen mit Eurer Null-Bock-Haltung".


    In den 80ern haben wir als mehrere 100 Kinder im Rahmen einer Kinderfreizeit in Heilbronn gegen die Pershing-Stationierung protestiert und damals war so gut wie jeder aus meinem Bekanntenkreis schon im jungen Alter politisch.

    Da gab es damals aber halt auch eine andere Sicht. Dass die Jugend unpolitisch und desinteressiert sei.
    Eine schnelle Suche im Internet brachte das zu Tage:

    Zitat

    Null Bock in den 80er Jahren

    In den 80er Jahren waren viele Jugendliche politisch desinteressiert. Man sprach von einer "Null-Bock-Generation". Sie wollten nur die Gegenwart genießen und sich keine Gedanken um die Zukunft machen. Anderen waren vor allem ihre Karriere und das familiäre Glück wichtig - politisch interessiert waren auch sie nicht.
    https://www.zeitklicks.de/bund…-engagiert-oder-null-bock

    Ich teile die Aussage nicht, aber die Ausage kommt mir sehr bekannt vor. Das habe ich damals schon zu hören bekommen.

    Deswegen bin ich vorsichtig damit, die heutige Jugend zu verdammen. :) Ich kann mich noch an die Vorurteile gegen mich erinnern.


    Ich erlebe in meinem direkten Umfeld halt auch andere Beispiele. Mein Bruder hat eine Bäckerei und ist mit seinen Auszubildenden sehr zufrieden.

    Ich selber kümmere mich bei meinen AG um junge Leute und erlebe immer wieder engagierte junge Menschen, die sich reinknien.


    aber das führt jetzt RSP

    :) so eine Diskussion nur mit Text zu führen ist auch schwierig.

  • das Argument ist doch älter als die junge Generation. In den 80ern gab es auch das Gejammere über die angeblich ach so faule "Null-Bock"-Generation.

    In den 60ern/70ern waren es die angeblich faulen Blumenkinder etc.


    Same procedure...

    Nun saug ich mir das ja nicht aus den Fingern, sondern gebe sinngemäß wieder, was bei Interviews im Fernsehen oder Printmedien zum Thema so steht. Die Welt von heute ist auch nicht mehr die von gestern…

    Und wo hat uns die +40-Stundenwoche, Wachstum um alles inkl. Burnout der Gesellschaft hingeführt? Wo hat es uns hingeführt Jahrzehntelang so wenig wirklich zu hinterfragen, in so vielen verschiedenen Themenfelder? Und wer spricht denn da über wen in deinen Medien? Das ist ja auch eine Machtfrage, wer da eine Definition bringen darf. Die Welt war wohl schon lange nicht mehr so instabil, vielleicht würde ein WorkLifeBalance, Sabbatical, 4 Tage Woche den meisten Menschen mal ganz gut tun. Was hat uns denn "durchbeißen" gebracht? Meinen Kindern rein gar nichts, außer das vieles am Arsch ist.

  • Die Art der Spitzen-Sportförderung in Deutschland sorgt dafür, dass etliche vielversprechende Talente lieber auf die Wagnisse der Sportkarriere verzichten; aber nicht aus Faulheit, sondern ehrer wegen struktureller Probleme der Förderung

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • brettundpad ich finde es nicht wirklich besser, vorgeben zu wissen, in welcher Blase ich mich bewege (Kompliment an dieser Stelle an SmileyBone - danke für deinen Beitrag!). Durch viele Ehrenämter (von Inklusionssport bis zu jufo -Wettbewerben), meine Freizeit, die ich auch mit vielen unterschiedlichen jungen Erwachsenen verbringe und den Beruf meine ich, da eher drin zu sein als du. Und was die Shell-Studie betrifft - die ist streckenweise genauso aussagekräftig wie Pisa.


    Lustigeres gibst du mir mit deinem letzten Beitrag indirekt recht - Burnout etc. ist nämlich nur ein anderes Symptom auf die vorherrschende Situation…

    3 Mal editiert, zuletzt von LeGon ()

  • Also das mit der Fernsehübertragung halte ich für nachrangig (was müßten wir für Fussballer haben....)

    Es sieht doch so aus:
    - man betreibt einen Sport

    - bei Wettkämpfen stellt man fest wie gut man in dem Sport ist

    hat man Talent kommt man sicherlich voran, aber irgendwann reicht Talent nicht mehr aus

    Dann beginnt der "Schweiß und Tränen" Weg. Viel Training, viele Wettkämpfe, etc.
    Irgendwann lässt da der Spaß nach....

    Und irgendwann stellt man sich die Frage: Warum tue ich mir das an?

    Und die Antwort auf die Frage wird immer individuell sein, allerdings ist die auch beeinflussbar (z.B. durch staatl. Unterstützung)
    Jetzt die Frage: Wie wichtig sind einem Staat sportliche Erfolge?
    Da sehe ich Deutschland wirklich im internationalen Ranking sehr weit unten...(=Entwicklungsland).

    Ich denke aber es gibt einige Sportler, die viel in Ihren Sport investieren, um der Beste zu sein.

    Gesellschaftlich hat es sich aber gewandelt und die Bedeutung von der Beste sein nimmt ab und ist z.T. auch negativ.

    Die Frage ist halt: Ist es schlimm, dass wir keine Medallien holen? Brauchen wir das als Kitt für unsere Gesellschaft?

  • Über die Einstellung der Jugend zu klagen, bringt nix. Diese Klagen gibt's seit mindestens zweitausend Jahren in immer wieder ähnlicher Form. Aber back on topic, Thema Sport. Da war's zumindest früher noch nicht so, dass eSport eine eigene Rubrik im Kicker war oder dass die DFL in ihren Lizenzierungsvorgaben von ihren 36 Profi-Fußballclubs in den höchsten beiden deutschen Fußball-Ligen die Teilnahme an der "Virtual Bundesliga (VBL)" fordert. (Union Berlin ist da übrigens der einzige (!) von 36 Clubs, der da ganz bewusst nicht mitmacht und lieber eine Geldstrafe für das Verfehlen nicht-essentieller Lizenzauflagen zahlt.)

    Bei allen Respekt für die Leistungen der eSportler in Sachen Fingerfertigkeiten am Controller, Notwendigkeit von Training oder Aushalten von mentalem Stress: Richtiger Sport ist sowas für mich nicht. Sorry, aber für Sport muss man meiner Meinung nach mehr bewegen als die Finger. Aber der Kicker hätte die Rubrik "eSport" nicht, wenn's da keinen Bedarf gäbe, insbesondere beim jüngeren Publikum. Und welch hohe Preisgelder da teilweise zu gewinnen sind, ist ja auch öffentlich bekannt. Also so ein bisschen müssen wir wohl auch anerkennen, dass sich die Definition von "Sport" in den wohlhabenden Gesellschaften des Westens in den letzten paar Jahrzehnten deutlich mehr gewandelt hat als in den Jahrhunderten zuvor.

  • brettundpad ich finde es nicht wirklich besser, vorgeben zu wissen, in welcher Blase ich mich bewege (Kompliment an dieser Stelle an SmileyBone - danke für deinen Beitrag!). Durch viele Ehrenämter (von Inklusionssport bis zu jufo -Wettbewerben), meine Freizeit, die ich auch mit vielen unterschiedlichen jungen Erwachsenen verbringe und den Beruf meine ich, da eher drin zu sein als du. Und was die Shell-Studie betrifft - die ist streckenweise genauso aussagekräftig wie Pisa.


    Lustigeres gibst du mir mit deinem letzten Beitrag indirekt recht - Burnout etc. ist nämlich nur ein anderes Symptom auf die vorherrschende Situation…

    Als ich? Ok. Was mache ich denn gerade? Da bin ich mal gespannt und ich vermute, du liegst voll daneben.


    Ich gebe nicht vor in was für einer Blase du dich bewegst, ich sage nur, das ist selten repräsentativ. Du hast von der Jugend früher gesprochen, wie die drauf warst. Ist aber auch egal. Dann haue gerne auf die heutige Jugend drauf, wenn es dir Spaß macht. Ich halte den Post von SmileyBone übrigens auch für sehr gelungen, dessen Meinung ich teile. Und nein, ich gebe dir nicht indirekt Recht. Eine 4-Tage-Woche ist z.B. keines der propagierten Symptome, sondern kann auch als politische/gesellschaftliche Einstellung gelten und damit als Gegenentwurf. Man kann natürlich auch sagen, die sind faul und nicht leidensfähig (ich sage übrigens, unter den aktuellen Umständen, leiden viele junge Menschen so viel wie nie zuvor).

  • Als ich? Ok. Was mache ich denn gerade? Da bin ich mal gespannt und ich vermute, du liegst voll daneben.


    Ich gebe nicht vor in was für einer Blase du dich bewegst, ich sage nur, das ist selten repräsentativ. Du hast von der Jugend früher gesprochen, wie die drauf warst. Ist aber auch egal. Dann haue gerne auf die heutige Jugend drauf, wenn es dir Spaß macht. Ich halte den Post von SmileyBone übrigens auch für sehr gelungen, dessen Meinung ich teile. Und nein, ich gebe dir nicht indirekt Recht. Eine 4-Tage-Woche ist z.B. keines der propagierten Symptome, sondern kann auch als politische/gesellschaftliche Einstellung gelten und damit als Gegenentwurf. Man kann natürlich auch sagen, die sind faul und nicht leidensfähig (ich sage übrigens, unter den aktuellen Umständen, leiden viele junge Menschen so viel wie nie zuvor).

    Sorry, das hat keinen Wert. Wir reden nicht nur aneinander vorbei (ich hatte den „Burnout“ explizit erwähnt und du Interpretierst da andere Sachen, die du geschrieben hast, hinein, wie es für dich gerade passt) du unterstellst mir hier Einstellungen, was ich in der Art völlig daneben finde.

    (Und so, wie ich das empfinde, projizierst du Kritik an der Jugend auf dich selbst.)


    EDIT: Und deine Anmerkungen zur 4-Tage-Woche im letzten Post klingen - nimm es mir nicht übel - wirklich nach naiver Hamburger Hipster-Blase. Hier in den Tourismusregionen im Süden haben viele mehrere Jobs, um sich über Wasser halten zu können. Die 4-Tage-Woche können sich nur wenige leisten und zumeist fungiert das Modell dann lediglich als eine Säule zur Verbesserung der eigenen Resilienz, damit es erst gar nicht zum Burnout kommt.)

    6 Mal editiert, zuletzt von LeGon ()

  • Ich habe nicht den Eindruck, dass sich Deutschland zu einem Sport-Entwicklungsland zurückentwickelt hat. Die immer schlechteren Ergebnisse im internationalen Vergleich kommen doch vor allem daher, dass sich auch die eigentlichen 'Sport-Entwicklungsländer' heutzutage kaum noch als solche bezeichnen lassen. Der internationale Wettbewerb ist einfach viel fairer, ausgeglichener und spannender geworden. (was man durchaus auch gut finden kann)

  • Diese Klagen gibt's seit mindestens zweitausend Jahren in immer wieder ähnlicher Form.

    Sokrates hat ja so implizit auch schon den Niedergang Athens vorausgesehen… 😁

    Das Sokrates zugeschriebene Zitat findet sich in keinem seiner Werke, sondern wurde ihm erst Anfang des 20. Jahrhunderts zugeschrieben.

    Misbehaving Children in Ancient Times – Quote Investigator®

    You know I'm born to lose, and gambling's for fools

  • LeGon Es ist irgendwie total merkwürdig, dass du mir jetzt schon zweimal etwas unterstellst, was ich bin und wer ich sei. Ich das mit dir aber nicht einmal gemacht habe, sondern nur darauf verwiesen habe, das man nicht aus seiner Erfahrung auf die Allgemeinheit schließen sollte. Und das man die heutige Jugend nicht über einen Kamm scheren soll. Und Burnout habe ich doch bei dir gar nicht thematisiert? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum du so persönlich wirst, nur weil dir jemand bei allgemeingültigen Aussagen über die Jugend widerspricht. Google mal Mümmelmannsberg. Darum gibt es und gab es auch immer allgemeingültige Aussage über die Jugendlichen dort. Ich will hier nicht mein Privatleben zum Besten geben, aber ich finde solche Phrasen einfach ziemlich nervig. Da ich auch keine Lust habe, mir weiter anzuhören, was ich bin, ist das für mich hier beendet.

  • Das Sokrates zugeschriebene Zitat findet sich in keinem seiner Werke, sondern wurde ihm erst Anfang des 20. Jahrhunderts zugeschrieben.

    https://quoteinvestigator.com/2010/05/01/misbehave/?amp=1

    Danke für den Link - wenn ich es nach erstem Überfliegen richtig interpretiere, war der Ausspruch, wenn auch irrtümlich Sokrates zugeschrieben, dennoch eine Zusammenfassung der eruierten Beschwerden über die damalige Jugend. Könnte man insofern nicht dennoch die Argumentation aufrechterhalten?

  • LeGon Es ist irgendwie total merkwürdig, dass du mir jetzt schon zweimal etwas unterstellst, was ich bin und wer ich sei. Ich das mit dir aber nicht einmal gemacht habe, sondern nur darauf verwiesen habe, das man nicht aus seiner Erfahrung auf die Allgemeinheit schließen sollte. Und das man die heutige Jugend nicht über einen Kamm scheren soll. Und Burnout habe ich doch bei dir gar nicht thematisiert? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum du so persönlich wirst, nur weil dir jemand bei allgemeingültigen Aussagen über die Jugend widerspricht. Google mal Mümmelmannsberg. Darum gibt es und gab es auch immer allgemeingültige Aussage über die Jugendlichen dort. Ich will hier nicht mein Privatleben zum Besten geben, aber ich finde solche Phrasen einfach ziemlich nervig. Da ich auch keine Lust habe, mir weiter anzuhören, was ich bin, ist das für mich hier beendet.

    Du liest nicht richtig:

    Du unterstellst mir ALS PERSON, es würde mir „Spaß machen, auf die Jugend draufzuhauen“, was ich ziemlich unverschämt finde, darüber hinaus, das aus der „kleinen Blase“ nicht beurteilen zu können (sorry, die Formulierung in dem Kontext finde ich ziemlich eindeutig).

    Ich habe DEINE ANMERKUNG eingeordnet, die darfst du jetzt aber auch gern auf dich beziehen und als Unterstellung werten, wenn dich das glücklich macht. Ich bin raus.

    3 Mal editiert, zuletzt von LeGon ()

  • Zumal bei Welt-, Europa- und sonstigen Meisterschaften erfolgreiche Athleten gehörig die Werbetrommeln für ihre Sportarten rühren und so die Menschen dafür begeistern können auch selbst mal aktiv zu werden.


    Klar wird nicht jeder davon ein Weltmeister, aber auch aus kleineren Erfolgen lässt sich ja persönlich ein Gewinn erzielen. Das zu vermitteln ist auch Aufgabe des Profisports.

    Ja, ich sag ja garnicht dass man den Profisport garnicht fördern soll. Ich sehe nur keinen Grund für eine Erhöhung der Zuschüsse, da die Profisportler in meinen Augen durch Sporthilfe und ihr "quasi nur auf dem Papier eingestellt sein" bei Polizei und Co schon ausreichend gefördert werden. Ich sehe viel höheren Bedarf beim fördern des Breitensports und einem senken der Mitgliedsbeiträge, denn Kinder können auch nur dann aktiv werden, wenn die Eltern es sich leisten können

    Ich weiß gar nicht, was Dich aus offensichtlich völligem Unwissen heraus bewegt, solche Unwahrheiten zu schreiben! Die Mitglieder der Sportfördergruppe werden vergleichbar im Rahmen eines dualen Studiums voll ausgebildet, allerdings dauert das Studium 50% länger als üblich, weil es neben dem regelmäßigen Training zusätzlich absolviert wird. Anschließend sind sie "Diplom Verwaltungswirt(in)". Hier das Beispiel aus Hessen:


    Sportfördergruppe Polizei und Verwaltung
    Ausgewählten Spitzensportlerinnen und -sportlern bietet die hessische Landesregierung die Möglichkeit, eine Polizeiausbildung mit der Ausübung ihres…
    innen.hessen.de


    Und ich weiß aus persönlichen Kontakten zu etlichen Beamten/Beamtinnen aus Hessen, dass diese mittlerweile nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere voll in den täglichen Dienst der Vollzugspolizei integriert sind und diesen Dienst ausschließlich versehen... (von wegen "quasi nur auf dem Papier eingestellt")


    mfG


    PePl X(

  • Ich sehe hier keinen Wiederspruch. Den Sportlern wird auf Staats- oder Landeskosten etwas geboten, was Personen, die andere Hobbys betreiben nicht geboten wird. Sie werden vergütet und bekommen trotzdem ausreichend Zeit für Ihren Sport. Zusätzlich haben Sie nach Ihrer sportlichen Karriere einen festen Arbeitsplatz sicher. Wobei wir hier in dem Beispiel ja auch von einem Studium reden.


    Es gibt ja auch noch den Fall der "klassischen" Sportsoldaten, die dann bei Polizei, Armee und Bundesgrenzschutz normal angestellt sind, aber von der normalen Dienstzeit nur 30 Prozent absolvieren müssen und 70prozent für Sport freigestellt sind. Das meinte ich mit "quasi nur auf dem Papier". Und das ist in meinen Augen eine ausreichende Förderung für einen Sportler. Wenn die Sportart (warum auch immer, das ist nochmal en anderes Thema) nicht genug Einnahmen erzeugt, dass der Sportler durch sponsoring oder Preisgelder davon leben kann, hat er hier eine Förderung auf staatskosten die ich vollkommen ausreichend finde. Gerade da es keine Alternativen für andere "hobbygruppen" gibt. Ich sehe hier einfach mehr förderbedarf im Breitensport

    2 Mal editiert, zuletzt von HotSauce ()

  • Ich denke, hier ist ein Punkt noch nicht erwähnt: die Bereitschaft der Eltern Leistungssport schon im Kindes- und Jugendalter bedingungslos zu unterstützen. Der finanzielle Faktor wurde mit dem Kinderturnen kurz angesprochen, aber es geht ja auch um Zeit und Aufwand.

    Unsere Tochter ist eine kleine Wasserratte: mit 4 Seepferdchen, mit 5 Bronze, mit 6 Silber. Dann Pause weil sie Gold noch nicht machen durfte, aber ebenfalls mit 6 hätte machen können. Sie war im DLRG und meinte, sie hätte Lust mit anderen um die Wette zu schwimmen. Also sind wir zum Schwimmverein, wo sie aufgenommen wurde (hier wurde schon auch auf unsere Größe geschaut um einzuschätzen wie groß sie wird). Dann kamen in den nächsten 3 Monaten zur Mitgliedschaft und Eintritt noch jährliche Spende (mehr als 300,- werden erwartet), Anmeldung zum Trainingslager (ebenfalls 300,-), womit sich die jährlichen Ausgaben auf 1.200 Euro anhoben. Training war 2x Woche (einfache Strecke 20km), jedoch wurde uns mitgeteilt, dass es noch ein drittes Training etwas weiter gab (ca. 40 km), 2x sei Pflicht mit 10 Jahren. Im Alter von 14 hätte man dann 5x Training (3x davon 40 km entfernt), Teilnahme sei Pflicht, da sie sich als Leistungszentrum betrachten... wir haben sie dann abgemeldet, das war nicht möglich für uns.

    Unser Sohn spielt Fußball. Angefangen im Ort, 300 Meter zum Sportplatz. Verein aufgelöst. Also in den Nachbarort, nach kurzer Zeit waren da auch zu wenig Kinder. Spielgemeinschaft mit einer anderen Gemeinde (10 km einfache Strecke). Nach 1,5 Jahren wurde die Jugend aufgelöst weil zu wenig Kinder. Somit fahren wir ihn jetzt 15 km, zum Glück gibt es noch ein Kind aus dem Nachbardorf, was dort spielt. Dazu kommen Spiele am Wochenende bis 30 km Entfernung. Und der bekloppte DfB will weg von Spielen hin wieder zu Ganztagsturnieren, denen brennt der Kittel und die haben keine Vorstellung mehr von der Realität.

    Der zeitliche Aufwand für berufstätige Eltern den Sport der Kinder zu unterstützen ist vor allem auf dem Land wirklich heftig.

  • @Brendarik Jap, auch das ist ein guter Punkt.


    Ich habe hier in der Nachbarschaft eine ehemalige U19-Ruder-Kaderathelethin. Der Ruderverein mit Leistungszentrum/Bundesstützpunkt ist zwar in der gleichen Stadt (Großstadt), aber auch innerhalb der Stadt braucht man schnell mal am Nachmittag 30 Minuten Fahrzeit oneway Zeit. Training 6x die Woche um 17 Uhr. Das können nicht alle berufstätigen Eltern leisten, schon um 16.30 Uhr zu Hause sein, um dann das Kind wieder zum Sport zu fahren. Von den Spritkosten mal ganz abgesehen. Ja, das Kind könnte auch Rad fahren, aber das dauert wegen der schlechten Radinfrastruktur oft länger und ist auf dem Rückweg gerade im Winter vielleicht nicht optimal.


    In meiner Badminton-Blase sind die Stützpunkte oft so weit auseinander (und das im Ruhrgebiet, wo die Verein- und Stützpunktsdichte sehr hoch ist respektive die höchste in Deutschland hat), dass man als Eltern schnell auch 40-50km fahren muss, sofern man nicht gerade in der Stadt oder Nachbarstadt eines Stützpunkts wohnt. Das ist dank unseres täglichen Verkehrschaos auch kaum darstellbar, wenn man berufstätig ist.

  • Ich denke, hier ist ein Punkt noch nicht erwähnt: die Bereitschaft der Eltern Leistungssport schon im Kindes- und Jugendalter bedingungslos zu unterstützen. Der finanzielle Faktor wurde mit dem Kinderturnen kurz angesprochen, aber es geht ja auch um Zeit und Aufwand.

    Unsere Tochter ist eine kleine Wasserratte: mit 4 Seepferdchen, mit 5 Bronze, mit 6 Silber. Dann Pause weil sie Gold noch nicht machen durfte, aber ebenfalls mit 6 hätte machen können. Sie war im DLRG und meinte, sie hätte Lust mit anderen um die Wette zu schwimmen. Also sind wir zum Schwimmverein, wo sie aufgenommen wurde (hier wurde schon auch auf unsere Größe geschaut um einzuschätzen wie groß sie wird). Dann kamen in den nächsten 3 Monaten zur Mitgliedschaft und Eintritt noch jährliche Spende (mehr als 300,- werden erwartet), Anmeldung zum Trainingslager (ebenfalls 300,-), womit sich die jährlichen Ausgaben auf 1.200 Euro anhoben. Training war 2x Woche (einfache Strecke 20km), jedoch wurde uns mitgeteilt, dass es noch ein drittes Training etwas weiter gab (ca. 40 km), 2x sei Pflicht mit 10 Jahren. Im Alter von 14 hätte man dann 5x Training (3x davon 40 km entfernt), Teilnahme sei Pflicht, da sie sich als Leistungszentrum betrachten... wir haben sie dann abgemeldet, das war nicht möglich für uns.

    Heftig, und mit steigendem Alter steigt parallel ja auch noch die schulische Belastung massiv für die Kids an.

  • Ach ja, die fehlende Leistungsbereitschaft der verdorbenen Jugend. Sitzen je nach Schulform bis 16 Uhr oder 17 Uhr nur in der Schule herum und heulen dann, wenn nach Schulstress und Notendruck mal ein bisschen Wettkampf in der Freizeit ansteht. Können doch Hausaufgaben und Lernen problemlos auf dem mindestens 30 minütigen Fahrweg machen. Sollte doch wohl genug Zeit sein.


    Wir mussten noch damals nach der Schule ab 14.00 Uhr tun und machen was wir wollten. Und waren gezwungen mit unseren Freunden abzuhängen oder gemeinsam einen Sportverein aufzusuchen. Das war noch Hardcore!1!!


    Verhätschelte Rotzblagen.

  • Schule ist ein gutes Stichwort. Ich glaube, dass hier in anderen Ländern häufig die Schulpflicht eingeschränkt oder gestrichen wird bzw. hoch veranlagte Kinder und Jugendliche gar nicht mehr zur Schule gehen, um sich komplett auf den Spitzensport zu konzentrieren (bspw. verließ Magnus Carlsen mit 12 Jahren die Schule, um sich voll aufs Schachspiel zu konzentrieren). Wenn das dann tatsächlich zu erheblichem sportlichen Erfolg führt, ist das vielleicht sogar im Interesse des jeweiligen Kindes - was man da aber nicht sieht, sind all diejenigen, die es eben nicht oder nicht nach ganz oben schaffen und die am Ende ohne hinreichende Schulbildung und ohne Karriere im Spitzensport dastehen. In bspw. China mag das niemanden interessieren bzw. mag man diese Nebeneffekte in Kauf nehmen, hierzulande sehe ich den Staat aber durchaus in einer Fürsorgepflicht und erwarte, dass ein Mindestmaß an Schulpflicht durchgesetzt wird.