Beiträge von LeGon im Thema „Deutschland bald ein Sport-Entwicklungsland?“

    Hier in Oberstdorf sind wenigstens die Leistungszentren fußläufig erreichbar, aber die Skijugend hat unter der Woche 5x Training und dazu Schule. Die „Eliteschule des Sports“ schaut wenigstens, dass das ganze einigermaßen terminverträglich abläuft, aber mir tun die Kinder ein bisschen leid, die hier untergehen, wenn sie eben keinen Leistungssport betreiben. Die sonstige Förderung lässt zu wünschen übrig, das fängt schon beim Angebot für Kleinkinder an. Insofern muss ich Smo recht geben, dass weniger manchmal mehr wäre und viele nach den Schultagen dann nicht so ausgepowert wären und alle mit mehr Leidenschaft ihren Hobbies nachgehen könnten (damit verbundene Erfolgserlebnisse stärken auch die intrinsische Motivation).

    Wie LemuelG schreibt, ist der frühe Abbruch in meinen Augen aber auch keine Alternative, einen gesunden, sozialverträglichen Mittelweg zu finden, wäre das Ziel.

    LeGon Es ist irgendwie total merkwürdig, dass du mir jetzt schon zweimal etwas unterstellst, was ich bin und wer ich sei. Ich das mit dir aber nicht einmal gemacht habe, sondern nur darauf verwiesen habe, das man nicht aus seiner Erfahrung auf die Allgemeinheit schließen sollte. Und das man die heutige Jugend nicht über einen Kamm scheren soll. Und Burnout habe ich doch bei dir gar nicht thematisiert? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum du so persönlich wirst, nur weil dir jemand bei allgemeingültigen Aussagen über die Jugend widerspricht. Google mal Mümmelmannsberg. Darum gibt es und gab es auch immer allgemeingültige Aussage über die Jugendlichen dort. Ich will hier nicht mein Privatleben zum Besten geben, aber ich finde solche Phrasen einfach ziemlich nervig. Da ich auch keine Lust habe, mir weiter anzuhören, was ich bin, ist das für mich hier beendet.

    Du liest nicht richtig:

    Du unterstellst mir ALS PERSON, es würde mir „Spaß machen, auf die Jugend draufzuhauen“, was ich ziemlich unverschämt finde, darüber hinaus, das aus der „kleinen Blase“ nicht beurteilen zu können (sorry, die Formulierung in dem Kontext finde ich ziemlich eindeutig).

    Ich habe DEINE ANMERKUNG eingeordnet, die darfst du jetzt aber auch gern auf dich beziehen und als Unterstellung werten, wenn dich das glücklich macht. Ich bin raus.

    Das Sokrates zugeschriebene Zitat findet sich in keinem seiner Werke, sondern wurde ihm erst Anfang des 20. Jahrhunderts zugeschrieben.

    https://quoteinvestigator.com/2010/05/01/misbehave/?amp=1

    Danke für den Link - wenn ich es nach erstem Überfliegen richtig interpretiere, war der Ausspruch, wenn auch irrtümlich Sokrates zugeschrieben, dennoch eine Zusammenfassung der eruierten Beschwerden über die damalige Jugend. Könnte man insofern nicht dennoch die Argumentation aufrechterhalten?

    Als ich? Ok. Was mache ich denn gerade? Da bin ich mal gespannt und ich vermute, du liegst voll daneben.


    Ich gebe nicht vor in was für einer Blase du dich bewegst, ich sage nur, das ist selten repräsentativ. Du hast von der Jugend früher gesprochen, wie die drauf warst. Ist aber auch egal. Dann haue gerne auf die heutige Jugend drauf, wenn es dir Spaß macht. Ich halte den Post von SmileyBone übrigens auch für sehr gelungen, dessen Meinung ich teile. Und nein, ich gebe dir nicht indirekt Recht. Eine 4-Tage-Woche ist z.B. keines der propagierten Symptome, sondern kann auch als politische/gesellschaftliche Einstellung gelten und damit als Gegenentwurf. Man kann natürlich auch sagen, die sind faul und nicht leidensfähig (ich sage übrigens, unter den aktuellen Umständen, leiden viele junge Menschen so viel wie nie zuvor).

    Sorry, das hat keinen Wert. Wir reden nicht nur aneinander vorbei (ich hatte den „Burnout“ explizit erwähnt und du Interpretierst da andere Sachen, die du geschrieben hast, hinein, wie es für dich gerade passt) du unterstellst mir hier Einstellungen, was ich in der Art völlig daneben finde.

    (Und so, wie ich das empfinde, projizierst du Kritik an der Jugend auf dich selbst.)


    EDIT: Und deine Anmerkungen zur 4-Tage-Woche im letzten Post klingen - nimm es mir nicht übel - wirklich nach naiver Hamburger Hipster-Blase. Hier in den Tourismusregionen im Süden haben viele mehrere Jobs, um sich über Wasser halten zu können. Die 4-Tage-Woche können sich nur wenige leisten und zumeist fungiert das Modell dann lediglich als eine Säule zur Verbesserung der eigenen Resilienz, damit es erst gar nicht zum Burnout kommt.)

    brettundpad ich finde es nicht wirklich besser, vorgeben zu wissen, in welcher Blase ich mich bewege (Kompliment an dieser Stelle an SmileyBone - danke für deinen Beitrag!). Durch viele Ehrenämter (von Inklusionssport bis zu jufo -Wettbewerben), meine Freizeit, die ich auch mit vielen unterschiedlichen jungen Erwachsenen verbringe und den Beruf meine ich, da eher drin zu sein als du. Und was die Shell-Studie betrifft - die ist streckenweise genauso aussagekräftig wie Pisa.


    Lustigeres gibst du mir mit deinem letzten Beitrag indirekt recht - Burnout etc. ist nämlich nur ein anderes Symptom auf die vorherrschende Situation…

    Es gibt auch heute Jugendliche die sich gegen alle Widerstände des Establishments engagieren und versuchen gegen den Klimawandel zu kämpfen. Ob sie das clever machen, darüber kann man sicher streiten, aber man kann ihnen nicht das Engagement absprechen.

    Eigentlich habe ich erstmal nicht verallgemeinert…


    Zum Zitat: Klar gibt es die - aber es ist, verglichen mit früher, die Minderheit (von denen sich dafür mehr der Sache komplett verschreiben). In den 80ern haben wir als mehrere 100 Kinder im Rahmen einer Kinderfreizeit in Heilbronn gegen die Pershing-Stationierung protestiert und damals war so gut wie jeder aus meinem Bekanntenkreis schon im jungen Alter politisch. Heute ist das bei weitem nicht mehr so…


    Und die Punks hatten damals mit ihrer Einstellung auch gegen das von dir erwähnte Establishment protestiert, heute ist die Einstellung ja fast salonfähig und mehr von Trägheit als allem anderen getrieben.


    Ich persönlich - und das wird immer wieder in meinem kompletten Lebensumfeld bestätigt - bin der Meinung, dass die Leidensfähigkeit schon arg abgenommen und die westliche Gesellschaft mit dem vorherrschenden Modell den Zenit überschritten hat; aber das führt jetzt RSP:)

    Und wer lebt es ihnen vor, dass es sich nicht mehr lohnt sich noch groß in irgendwas reinzukniehen (weil du am Ende des Tages eh wieder der Arsch bist oder entlassen wirst?)

    Finde ich ein wenig polemisch, das liegt auch teilweise an den Strukturen, in die die Generation Z hineingeboren wurde.

    Ich fand den Vergleich passend, denn da mal jemand gesagt hat: „Das ist wie bei einer Partie Monopoly, in die du einsteigst, aber zu einem Zeitpunkt, zu dem bereits fast alle Straßen verteilt sind.“

    1. Man - die aktuelle junge Generation am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn - will sich heute nicht mehr „quälen, durchbeißen, alles aus sich rausholen…“. Andere Schlagworte sind aktuell angesagt, WorkLifeBalance, Sabbatical, 4 Tage Woche, mehr vom Leben haben…

    das Argument ist doch älter als die junge Generation. In den 80ern gab es auch das Gejammere über die angeblich ach so faule "Null-Bock"-Generation.

    In den 60ern/70ern waren es die angeblich faulen Blumenkinder etc.


    Same procedure...

    Naja, das finde ich schon etwas verallgemeinernd - ich habe ja täglich mit der jungen Generation zu tun, und was ich über die Jahre gemerkt habe, ist, dass vielen jungen zunehmend der Biss fehlt. Meine Frau arbeitet an der Uni und betreut Azubis, die berichtet von ähnlichen Erfahrungen, eine Freundin arbeitet bei Warner in München, die nehmen überhaupt keine Praktikanten mehr aus Gründen fehlenden Engagements; frag mal die örtlichen Handwerker bzgl. Azubis, die stoßen ins gleiche Horn.

    Sicher, alles nur Einzelfälle, die aber insgesamt ein stimmiges Bild ergeben. Mit der fortschreitenden Technisierung und dem geringeren Aufwand, den man in vielen Bereichen im Vergleich zu früher betreiben muss, ist die Argumentation für mich auch stichhaltiger als die wenig auf Fakten basierende Vorstellung bzgl. „Blumenkindern“.

    Lass dir aus beruflicher Erfahrung gesagt sein, dass die Kinder früh genug erfahren, dass sie in allem bewertet werden, was sie machen. Und Ihr handeln oft genug Enttäuschung - sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern - auslöst.

    Du benennst das Problem - auf die Eltern kommt es an. Als Lehrer ist es schwierig genug, den Kindern klarzumachen, dass Noten in keinerlei Korrelation zu Sym- und Antipathien stehen. Der Grundstein, dass die Kinder das zusammenhängend sehen, wird meiner Erfahrung nach aber im Elternhaus gelegt (zumal auch immer mehr Eltern die Leistungsbeurteilung ihres Kindes auf sich selbst projizieren) - wenig konstruktive Auseinandersetzung mit diesen Bewertungen führt so zu einem unschönen Selbstbild, das sich dann an bloßen Bewertungszahlen von außen orientiert.

    Oh nein, im Gegenteil: vielen Dank für Deine Anmerkungen. Ich stimme Dir 100%ig zu!

    Wir lösen gerade das Problem der Gesellschaftskrankheit „burnout“, indem wir so etwas wie Leistungsdruck oder eben sogar nur Austesten von Belastungsgrenzen als „böse“ klassifizieren und unterbinden.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele ein „Verlassen der Komfortzone“ äquivalent zu „Grenzen überschreiten“ sehen - das ist aber nicht unbedingt gleichbedeutend:

    Wenn man bspw. jemanden beim Klettern dazu motiviert, höher zu klettern als dessen Wohlfühlbereich ist, ist derjenige ja nicht plötzlich ungesichert, soll heißen, beim Top Ropen kann man eigentlich nur die psychische „Wohlfühlgrenze“ überschreiten, aber keine Grenze, die denjenigen in echte Gefahr bringen könnte (im Gegensatz zum ungesicherten Bergsteigen in freier Natur zB, wenn man dort seinen Wohlfühlbereich verlässt).

    Ich würde die ganze Problematik gar nicht so im schulischen Kontext sehen. Die Ursachen für die abnehmende Sportlichkeit der Jugend liegen meinen Erfahrungen zufolge (als Wintersportlehrer, Lehrer an der Schule, etc.) in der exzessiven Beschäftigung mit digitalen Medien in der Freizeit, unter Vernachlässigung körperlicher Aktivität:


    Die Auge-Hand-Koordination funktioniert ganz hervorragend, während beim Rest des Körpers die linke nicht weiß, was die rechte tut.

    Zudem triggern viele digitalen Inhalte ohne großen Aufwand das Areal, das auf Belohnungen anspringt und entsprechende Hormone ausschüttet - die wirken zwar nicht langfristig, aber wozu soll man sich dann überhaupt noch anstrengen und Leistung bringen (siehe obere Posts)? - Wenn wir mit unseren Schülern im handylosen Skischullandheim sind und die einen wirklich anstrengenden Tag hinter sich haben, merkt man, dass das für viele eine ganz neue und intensive Erfahrung ist.

    Ähnlich beim Bergwandern, wenn man von vielen schon schief angeguckt wird, wenn man mit Kraxe und Kleinkind einen Berggipfel erreicht, der ja „viel zu extrem“ ist (ich rede hier nicht von Klettersteigen oder schwierigen Alpinsteigen!); da fehlen einfach viele Vorerfahrungen und eigene Grenzen werden auf andere projiziert.


    Insgesamt passen für mich Entwicklung eigener Fähigkeiten, Erfahrungen in der Natur, Auseinandersetzung mit den Grenzen des eigenen Körpers und das daraus resultierende Risikomanagement nicht mehr zusammen; tut mir leid, wenn der Bogen von der Wettbewerbsthematik ausgehend von mir jetzt doch weiter gespannt wurde.


    EDIT: Das soll nicht bedeuten, dass es nicht auch gegenläufige Trends (vielleicht zusätzlich angetrieben durch den oben beschriebenen Zustand), wie von iTrouble beschrieben, gibt - mein Patenkind ist zB in einer Sportklasse, in der viele Kindern Parcours betreiben und - wie wir früher - das zB auch auf das Turmspringen übertragen (Auerbacher, doppelte Rückwärtssalti, etc.); solche Beobachtungen bilden dennoch die Ausnahme und nicht den Durchschnitt ab, der sich in den letzten Jahren kontinuierlich nach unten entwickelt hat.