Da hat der Mafti wieder mal so ein Ding vom Stapel gelassen, dass sofort der unvermeidliche Sturm der Entrüstung losbrach -- also auf Neudeutsch oder Denglisch nennt man das natürlich nicht „Sturm der Entrüstung“, sondern irgendwas mit „Shit“ am Anfang, aber wir sind hier ja sehr auf eine gepflegte Ausdrucksweise bedacht, da nehme ich solche schmutzigen Wörter doch nicht in den Mund.
Also jedenfalls, hat dieser Onkel doch glatt herausposaunt, „The Mind“ sei eines dieser Dinger, die das Hobby in Verruf brächten! Sind natürlich sofort die Hobby-Hobbypolizisten gekommen und haben den Übeltäter gleich erschossen, also öffentlich zur Rede gestellt. Kennt man ja. Schreckliches Verbrechen, so eine provokante Meinung zu einem Spiel. Daraufhin hat sich der innerlich gleichfalls vermurkste Verfasser dieser Zeilen kurz überlegt, ebenfalls das Messer zu zücken und auf in den Kampf, weil erstens natürlich Langeweile, zweitens (und viel schlimmer) kein Bier zur Hand und drittens Frust über Zwangsaufenthalt im Hotelzimmer ohne Schlüssel für die verschlüsselten Fernsehkanäle, die spätnachts immer dieses Programm haben, denn die sollen ja ganz was tolles sein (wobei ich ehrlich gesagt gar nicht weiß, ob das Hotelzimmer solche Kanäle hat, denn das TV habe ich abgebaut, weil Schreibtischplatz viel wichtiger und Fernsehen, Serien und so eh strunzdoof, aber trotzdem! Es geht schließlich ums Prinzip!). Und warum gestrandet im Hotelzimmer? Weil Lada mit Elektronikproblem übers Wochenende in der Werkstatt im innerdeutrschen Ausland. Das muss man sich einmal vorstellen. Ein Lada. Mit Elektronikproblemen! Denkt da mal fünf Sekunden drüber nach.
Äh jetzt, wo war ich gleich? Also textlich, meine ich. Nicht örtlich, weil gestrandet ja bei Regensburg, und das ist Bayern, da will man sich nicht auch noch ohne Not dran erinnern müssen.
Ah ja, richtig! Mal wieder Messerstecherei und Lieblingsgegner natürlich auch wieder am Start. Dachte ich mir aber, ich lasse es besser bleiben, weil wage Erinnerung an moralische Konditionierung von früher, Eltern und Schule und so, sei immer nett und suche keinen Streit, ihr wisst schon. Dachte ich mir, da mache ich es besser und schreibe lieber gleich eine Tirade nieder über diese Spiele mit ihren Insel- und Städtenamen, die unser Hobby so in Verruf bringen.
Ich fange mal an mit Agricola. Wobei das ja jetzt keinen Städte- oder Inselnamen hat, aber doof ist es ja trotzdem, also gilt es.
Ernsthaft: Das Spiel bringt das ganze Hobby in Verruf! Und dann wurde es auch noch von einem Deutschen erfunden, das macht die Sache umso schlimmer. Ich meine, als Deutscher hast Du bei den anderen eh schon das unschmeichelhafte Bild eines langweiligen, pedantischen, spaßbefreiten Anstands-Wauwaus. Du kannst nicht tanzen, hast keine Lieder, kein Temperament, keinen Geschmack, keinen Stil, und bist ganz allgemein nur ein öder, kalter Fisch, der mit einer Frau nichts besseres anzufangen weiß, als mit ihr vielleicht Fragen der internationalen Klimapolitik zu erörtern -- und dann kommt auch noch Agricola. Passt wie die Faust aufs Auge. Das deutscheste aller Spiele. Ein Spiel über einen Bauernhof in vorindustrieller Zeit. Nichts ist spannender. Eine Aktivität, bei der jeder stumm für sich hin optimiert, und wehe, Du quatschst dazwischen. Aufregend wie die Steuererklärung. Während Italiener, Spanier, Franzosen, Balkanleute und überhaupt so gut wie alle anderen bis fünf Uhr in der Frühe Musik machen, Wein trinken, tanzen, lachen und den Beischlaf vollziehen, hocken die Brettspieler zwei Stunden lang an der deutschen Erfindung mit Namen „Agricola“ und schwiegen sich an, während sie kleine Holzscheibchen hin und her schieben und den Nachwuchs ohne Beischlaf als Aktion auf einem Stückchen Pappe ausführen. Ich weiß es genau. Ich hab’s gesehen. Ich saß an diesem Tisch!
Im Ernst: Welches Bild zeichnet dieses Spiel denn von unserem Hobby bitteschön!? Mal abgesehen davon, dass dieses Bild ja meistens auch zutrifft, aber egal! Agricola bringt das Hobby in Verruf, das steht fest!
Wer sonst hat noch Beispiele für Spiele, die man hier unbedingt nennen sollte? Ich bin schon sehr neugierig. Außerdem und übrigens müsste ja Geek Madness bald wieder losgehen, da könnt ihr euch schon mal warmschreiben. Hihi. Also "He-he" für den Nils, aber jetzt rechts für heute, weil mir fällt gerade ein, dass unten ja noch die Gaststätte ist. Da läfut zwar grauenhafte Musik und immer die selbe Playlist, schon die ganze Woche lang und dem Hotelbesitzer zufolge schon seit 20 Jahren und das jeden Abend, aber die haben auch irgendein Fassbier am Start. Das geht zwar nur mit Oropax-Gehörschutz, aber habe ich ja zum Glück dabei.