Marketing in der Brettspielwelt - Status Quo?

  • Auch ein Flügelschlag ist leider deutlich außerhalb des "Normalo"-Spektrums.


    Rein interessehalber: Wie ist denn der genannte ROAS zu verstehen? Wer nimmt denn die 1000 Euro ein, der Händler oder der Verlag? Ich kann mich jetzt nur auf Erfahrungen mit Werbung bei einem großen Onlineshändler beziehen, aber wenn es sehr gut läuft erreiche ich maximal 400 Euro (Händler-)Umsatz bei 100 Euro Invest – und das auch nur, wenn das Spiel eh unabhängig davon gut angelaufen ist. Ist also im Prinzip so, als ob ich die Spiele einfach verschenkt hätte. Ob die Kunden das Produkt nicht sowieso gekauft hätten und nur zusätzlich auf die Anzeige bzw. das gesponsorte Produkt geklickt haben erfahre ich nicht. Ich erfahre auch nichts darüber, wie sich diese "verschenkten" Spiele auf die zukünftigen Verkäufe auswirken – verkaufe ich also in einem halben Jahr deswegen mehr? Hält es mein Produkt länger am Leben? Das große Problem ist doch einfach die Messbarkeit des Erfolgs von solchen Kampagnen. Klar, wenn ich auf meinen eigenen Onlineshop verlinke, kann ich genauere Aussagen machen. Aber sonst? Meines Erachtens steht bei vielem was man machen könnte das zu erwartende Erfolgspotential in keinem Verhältnis zum monetären Aufwand, da man Grundlagenarbeit für eine ganze Branche leisten müsste.


    Wie gesagt, das heißt nicht, dass man nichts tun sollte. Ich kann nicht sagen: "Ich kann den Erfolg in Essen nicht messen, also spare ich mir den Stand", aber es ist auch nicht so, dass eine Firma wie z.B. Ravensburger einfach nur zu doof ist, die richtige Agentur zu beschäftigen.


    Das was geht, sieht man dann an Kampagnen, wie der vor dem Andor Release. Aber das muss man sich leisten können und das kann auch bös nach hinten losgehen – für einen kleinen Verlag wäre das existenzgefährdend.

  • Mal als Gedankenspiel: Warum gehen Leute eher zum Fußballspiel als selber zu kicken? Warum sehen Leute lieber anderen beim Zocken zu als selber zu spielen?


    Brettspiele sind den meisten doch eh zu langweilig, und dann noch Regeln lesen. Das hört sich auch nach Arbeit als Spaß haben.

  • Danke für die Verlinkung und schön, dass ich damit mit zur Diskussion beitragen kann.


    Ich denke, man muss sich einiges bewusst werden:

    NATÜRLICH sind die Budgets in der Videospielbranche viel höher. Aber auch da wurden irgendwann mal Dinge begonnen.

    Klar, vielleicht ist die Einstiegshürde bei Videospielen niedriger, keine Frage. Aber trotzdem.


    Fragt man einen Nichtbrettspieler nach Brettspielen, dann kommen Titel wie Monopoly, Cluedo, vielleicht mal ein Siedler von Catan.

    Das wars! Und da stelle ich mir die Frage: Warum hat sich da in den letzten Jahrzehnten nichts verändert?


    Viele Brettspiel-Verlage richten ihr "Marketing" gerade auf die YouTuber und Influencer aus, was aber in meinen Augen zum Teil die falsche Strategie ist.

    Diese Influencer schauen "wir" uns an, die schon längst tiefer im Brettspiel-Hobby drin sind.
    Die Nichtbrettspieler sind da aber viel zu weit weg.

    Ich glaube vieles ist auch ein Struktur-Problem. Ich erlebe oft, dass bei Verlagen der Marketing-Verantwortliche auch noch PR macht, zusätzlich noch mit Händlern spricht und noch die Influencer bespaßen muss.

    Das ist dann eine Zeit- und Kompetenzfrage.

    Ich arbeite selber seit 15 Jahren im Marketing und natürlich habe ich mehr Spaß, wenn ich ein Budget wie ein Call of Duty habe.

    Aber auch mit 2.000 Euro fahre ich dir eine spitze und starke Marketing-Kampagne in der Zielgruppe, mit Fokus auf neue Kontakte.

    Und 2.000 Euro wird der ein oder andere Verlag sicher mal für Marketing übrig haben ;)

    Ergo: Ich glaube, da würde deutlich mehr gehen, aber ich glaube, dass viele Verlage da zum Teil noch sehr konservativ unterwegs sind.

  • Und da stelle ich mir die Frage: Warum hat sich da in den letzten Jahrzehnten nichts verändert?

    weil das die Titel sind die sich in signifikanter Zahl (> 2.000.000) verbreitet haben, wohingegen Videospiele, welche allein gespielt werden können und (früher mal) dank Raubkopien quasi kostenfrei an die Zielgruppe, die eh nicht genug Geld hatte, kamen.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • weil das die Titel sind die sich in signifikanter Zahl (> 2.000.000) verbreitet haben, wohingegen Videospiele, welche allein gespielt werden können und (früher mal) dank Raubkopien quasi kostenfrei an die Zielgruppe, die eh nicht genug Geld hatte, kamen.

    und heute durch den ganzen Free2play Kram etc. auf Smartphones werden Videospiele noch einfacher und schneller unter den Kids verbreitet und etabliert

  • Ich als „Nicht-Fallschirmspringer“ möchte keine Werbung darüber erhalten, auch andere wohlmeinende aber angeblich Zielgruppengerechte Useransprache ist nicht gewünscht! Wenn ich mich über irgendwas informieren möchte, werde ich selbst aktiv. Was bin ich froh, keine Accounts im SocialMediaUniverse zu haben. Free2Play ist i.ü. auch der größte Sch...., alle wollen immer nur mein bestes - Geld und persönliche Daten. Viel besser wäre eine beschnittene Version oder ein Demolevel, damit kann ich über einen Kauf oder nicht viel besser entscheiden.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Wo Spiele auch kaum stattfinden sind Film und Fernsehen. Hin und wieder sieht man als aufmerksamer Beobachter mal was(Spiele in Filmen), aber ich kann mich nicht erinnern, dass Spielen in einer deutschen Serie oder einem deutschen Film mal ganz normaler Teil der Handlung war. Wenn die Leute öfter sehen würden, dass die Leute im Fernsehen irgendwas spielen, färbt das vielleicht auf den einen oder andern ab.

  • Wo Spiele auch kaum stattfinden sind Film und Fernsehen. Hin und wieder sieht man als aufmerksamer Beobachter mal was(Spiele in Filmen), aber ich kann mich nicht erinnern, dass Spielen in einer deutschen Serie oder einem deutschen Film mal ganz normaler Teil der Handlung war. Wenn die Leute öfter sehen würden, dass die Leute im Fernsehen irgendwas spielen, färbt das vielleicht auf den einen oder andern ab.

    Richtig. Aber auch hier sind die Verlage wieder gefragt ihre Produkte zu platzieren. Und das muss nicht immer über Budgets stattfinden, sondern kann man auch über gute PR-Deals einfädeln.
    Genau das meine ich: Die Brettspiel-Industrie ist seit Jahren (meiner Meinung nach) in ihrer großen, eigene Blase und schafft es darüber hinaus nicht mal daraus auszubrechen.

  • Ich als „Nicht-Fallschirmspringer“ möchte keine Werbung darüber erhalten, auch andere wohlmeinende aber angeblich Zielgruppengerechte Useransprache ist nicht gewünscht! Wenn ich mich über irgendwas informieren möchte, werde ich selbst aktiv. Was bin ich froh, keine Accounts im SocialMediaUniverse zu haben. Free2Play ist i.ü. auch der größte Sch...., alle wollen immer nur mein bestes - Geld und persönliche Daten. Viel besser wäre eine beschnittene Version oder ein Demolevel, damit kann ich über einen Kauf oder nicht viel besser entscheiden.

    Da fällt mir die Geschichte mit der Frau ein, die ihr Kind verloren hat, aber immernoch Werbung für alles Mögliche nach der Geburt angezeigt bekam. Das ist natürlich tragisch und zeigt sehr gut die Grenzen von personalisierter Werbung. Und die Lösung kann in diesem Fall nicht darin bestehen zu sagen, dass man einfach noch mehr persönliche Daten braucht, um ihr dann auch noch Werbung für Trauerbewältigung anzuzeigen.

  • Bei dem immer wieder zu findenden Vergleich mit der Computerspielbranche sollte man IMHO nicht vergessen, dass "Spielen" für ganz unterschiedliche Dinge stehen kann. Von Unterhaltung und belanglosem Zeitvertreib bis (denk)sportlichen Wettkampf. Das, was wir Vielspieler so betreiben, ist deutlich näher am Wettkampf als die meisten Computerspiele. Der Trend geht auch Richtung Entertainment. Wettkampf ist nicht mainstream-fähig. Zuschauen beim Wettkampf vielleicht schon, aber Wettkampf selbst nicht.


    Unser Hobby braucht Aufwand an allen Stellen: beim Regellesen, beim Erlernen von Strategien, sogar beim Spielen selbst, wo einem kein Computer irgendwelchen Verwaltungskram abnimmt. Die Belohnung besteht darin, Hürden überwunden und Probleme gelöst zu haben. Das ist aber auch im Computerspiel-Bereich kaum noch gefragt. Man muss sich ja nur mal anschauen, wie sich die Strategie-Spiele im Computerbereich entwickelt haben. Strategischer Anspruch nahe null. AI grottenschlecht (aber mit dreimal soviel Material ausgestattet). Man kann 100 verschiedene Gebäude bauen, die alle toll animierte Grafiken haben und sich nur in wenigen Prozent Bonus auf dieses-und-jenes unterscheiden. Und selbstverständlich ist über alles eine auswändig ausgearbeitete Kampagne mit Story drüber geklatscht. Soll heißen: Entertainment pur, aber Strategie, Herausforderung und Wettkampf kaum noch da. Das ist ein allgemeiner Trend.


    Ich bin ja auch dafür, dass man seine Stärken offensiv bewirbt. Aber wir Brettspieler, erst recht im Bereich der Kenner- und Expertenspiele, werden uns damit abfinden müssen, dass wir Fans eines Nischenproduktes sind, und da nützt es auch überhaupt nichts, in "mainstreamigere" Ecken zu schauen, wenn diese aus diversen Gründen nicht mit der Brettspielbranche vergleichbar sind.

  • Ich arbeite selber seit 15 Jahren im Marketing und natürlich habe ich mehr Spaß, wenn ich ein Budget wie ein Call of Duty habe.

    Aber auch mit 2.000 Euro fahre ich dir eine spitze und starke Marketing-Kampagne in der Zielgruppe, mit Fokus auf neue Kontakte.

    Und 2.000 Euro wird der ein oder andere Verlag sicher mal für Marketing übrig haben ;)

    Aber kannst du denn auch belegen, dass es tatsächlich Neukontakte sind und sich eine signifikante und nachhaltige Erhöhung der Verkäufe ergibt, die in vertretbarer Relation zu den aufgewendeten 2000 Euro steht? Was nützt es mir, wenn ich die Auflage eh verkauft hätte, aber eine zweite ohnehin ein zu großes Risiko darstellt, weil die internationalen Partner ihr Geld schon wieder in neue Spiele stecken?


    Ich denke es gibt da viele andere, sehr branchenspezifische Faktoren, die den Erfolg eines analogen Spiels ausmachen und das Beste, was passieren kann, ist immernoch die Mund-zu-Mund-Propaganda in Spielerkreisen, die von Bloggern/Reviewern gestartet oder aufgegriffen wird. Nimm dir mal ein "Lama" als Beispiel. Warum verkauft sich das aktuell so gut? Steht ein kluger Marketingplan dahinter oder hat man bei Amigo einfach das gleiche gemacht, wie bei jedem anderen Kartenspiel aus den letzten 10 Jahren? Warum ist dann nicht ein beliebiges anderes davon so durchgestartet? Gut, man kann jetzt argumentieren, dass es besser als die anderen ist, aber wenn man das wüsste (wenn!), warum macht man dann die anderen? Und was macht man dann stattdessen in den Jahren dazwischen, wenn in den schnelllebigen Zeiten möglicherweise auch ein Spiel wie "Lama" rasch in den Verkaufszahlen absinkt? Die große Hoffnung ist es, einen Klassiker zu etablieren, aber das war noch nie so schwer wie heute.


    Meines Erachtens haben Verlage, die für Familienspiele stehen, die groteske Situation, dass sie eigentlich "das große Spiel" spielen müssten und mit Spielwaren im Allgemeinen (Lego, etc.) konkurrieren – und das bei vergleichsweise lächerlichen Auflagenzahlen. Gleichzeitig basieren ihre größten Erfolgschancen auf einer Akzeptanz ihrer Produkte unter Vielspielern, die gar nicht ihre eigentlich Zielgruppe sind und die sich immer mehr auf Vielspielerprodukte konzentrieren. Alternativ bleibt dann noch eine Minimalstchance durch eine Jury-Entscheidung.

  • Meines Erachtens haben Verlage, die für Familienspiele stehen, die groteske Situation, dass sie eigentlich "das große Spiel" spielen müssten und mit Spielwaren im Allgemeinen (Lego, etc.) konkurrieren – und das bei vergleichsweise lächerlichen Auflagenzahlen. Gleichzeitig basieren ihre größten Erfolgschancen auf einer Akzeptanz ihrer Produkte unter Vielspielern, die gar nicht ihre eigentlich Zielgruppe sind und die sich immer mehr auf Vielspielerprodukte konzentrieren. Alternativ bleibt dann noch eine Minimalstchance durch eine Jury-Entscheidung.


    Das sind sehr kluge Gedanken. Du triffst es ziemlich genau.

    Wolfgang Lüdtke

    Kosmos Verlag

  • MetalPirate Der Trend eSport widerspricht deiner Aussage, dass Wettkampf out wäre im Videospielbereich. Auch sonst gibt es bei Videospiele noch genug Herausforderungen (derzeit prominente Beispiele sind das noch recht neue Subgenre Soulslike oder die Kaizo Level bei Super Mario Maker).


    Selbst Leute, die Terry Mytsica etc. spielen, kennen sich teilweise nicht in der Brettspielwel aus. Sie schauen sich die Top 10/100 von BGG an oder kennen ein Spiel vielleicht von Youtube (Rocketbeans oder Hunter&Cron etc.). Autoren oder Verlage kennen die erst gar nicht oder selbst wenn verbinden nichts mit der Marke.


  • Mal ein anderes Beispiel: Man könnte über Facebook eine Automation so einrichten, dass Freunde eines Interessenten vor dessen Geburtstag Posts angezeigt bekommen, nach dem Motto: "Hey, der Klaus hat bald Geburtstag. Suchst Du noch ein Geschenk? Er interessiert sich für unser Produkt."

    echt? Wie geht das? Ich mach ja sehr viel FB-Werbung, aber dieses Targetting ist mir neu. Enge Freunde von Leuten, die Brettspiele mögen und bald Geburtstag haben...

  • Meines Erachtens haben Verlage, die für Familienspiele stehen, die groteske Situation, dass sie eigentlich "das große Spiel" spielen müssten und mit Spielwaren im Allgemeinen (Lego, etc.) konkurrieren – und das bei vergleichsweise lächerlichen Auflagenzahlen. Gleichzeitig basieren ihre größten Erfolgschancen auf einer Akzeptanz ihrer Produkte unter Vielspielern, die gar nicht ihre eigentlich Zielgruppe sind und die sich immer mehr auf Vielspielerprodukte konzentrieren. Alternativ bleibt dann noch eine Minimalstchance durch eine Jury-Entscheidung.


    Das sind sehr kluge Gedanken. Du triffst es ziemlich genau.

    Danke Wolfgang :). Du bist ja schon sehr lange in der Branche und hast über die Jahre sicherlich vieles mitbekommen bzw. Erfahrungen sammeln können. Ich will auch nicht zu sehr schwarzmalen. Es gibt immer wieder neue Chancen, spannende Herausforderungen und nicht zuletzt Hoffnung – sonst gäb es nicht so viele engagierte Leute in der Branche. Ich fände es nur zu kurz gedacht, wenn der Eindruck entstehen würde, dass die Verlage einfach nur ein bisschen weniger konservativ an der Marketingschraube drehen müssten und dann wäre alles wölkchen.

  • Der Trend eSport widerspricht deiner Aussage, dass Wettkampf out wäre im Videospielbereich.

    Ich hatte eSport bisher nur für Fußballsimulationen oder ähnliches auf dem Schirm. Gibt es sowas auch in der Strategiespiel-Ecke? Da wären deutlich mehr Anknüpfungspunkte Richtung Brettspiel da.


    Im Strategiespielbereich der Computerspiele sehe ich jedenfalls, das neuere Produkte da ihre Prioritäten völlig anders setzen als ich das möchte. Was habe ich davon, wenn ich im Zivilisationsspiel am Computer 100 verschiedene toll animierte Gebäude in meinen Städten bauen kann, mit DLCs auch 200? Mir reicht ein Dutzend, wenn die für grundverschiedene strategische Richtungen stehen. Dieses Streamlining auf das Wesentliche haben Brettspiele zwangsweise, durch Materialanforderungen genauso wie durch notwendige Beschränkungen im Verwaltungsaufwand.


    Computerspiele greifen da in die Vollen, ohne dadurch interessanter zu werden, jedenfalls für meinen Geschmack. Gebäude X in Aufbaustufen 1/2/3/4 gibt 3/6/9/12% Bonus auf die Effekte von Gebäudegruppe Y, aber nur, wenn's neben Gebäude Z steht und ähnliches Zeugs. Was soll der Quatsch?! Das sind bloß unnötige Verkomplizierungen, keine strategischen Probleme! Brettspiele sind da irgendwie viel schlanker und spannender... Jedenfalls für mich. Aber ich scheine da einer Minderheit anzugehören, denn die Computerspiele verkaufen sich in Massen, die anspruchsvolleren Brettspiele nicht.

  • Das sind sehr kluge Gedanken. Du triffst es ziemlich genau.

    Danke Wolfgang :). Du bist ja schon sehr lange in der Branche und hast über die Jahre sicherlich vieles mitbekommen bzw. Erfahrungen sammeln können. Ich will auch nicht zu sehr schwarzmalen. Es gibt immer wieder neue Chancen, spannende Herausforderungen und nicht zuletzt Hoffnung – sonst gäb es nicht so viele engagierte Leute in der Branche. Ich fände es nur zu kurz gedacht, wenn der Eindruck entstehen würde, dass die Verlage einfach nur ein bisschen weniger konservativ an der Marketingschraube drehen müssten und dann wäre alles wölkchen.

    Wobei wir (= Kosmos) sogar einiges ins Marketing investieren - in unterschiedlichen Bereichen.

    Und ganz so schwarz ist es auch nicht. In der Vergangenheit haben wir Trends gesetzt mit Catan und den Spielen für Zwei.

    Mit Der Herr der Ringe von Reiner Knizia hatten wir eines der ersten großen Koop-Spiele für Erwachsene. Mit unseren Buchverspielungen haben wir häufig auch im gehobenen Familienspiel Titel angeboten. Exit und die Adventure Games bringen ebenso Menschen neu zum Spiel wie die Spiele mit Marc-Uwe Kling. Im Herbst werden wir sehen, ob wir mit unserer Brettspiel-Adaption von Cities: Skylines die Zielgruppe der am Brettspiel interessierten Computerspieler erreichen.

    Wolfgang Lüdtke

    Kosmos Verlag

  • MetalPirate

    Ich sag nur StarCraft (2) und Südkorea.

    Und Counterstrike, Fortnite, PUBG, DOTA, League of Legends, etc.


    Ist aber alles eher auf Geschicklichkeit und Taktik ausgelegt.

    Strategie über einen längeren Zeitraum zieht definitiv nicht im ESport. Viel zu langweilig für das junge Publikum.

    Einmal editiert, zuletzt von Krazuul ()

  • Wobei wir (= Kosmos) sogar einiges ins Marketing investieren - in unterschiedlichen Bereichen.

    Und ganz so schwarz ist es auch nicht. In der Vergangenheit haben wir Trends gesetzt mit Catan und den Spielen für Zwei.

    Mit Der Herr der Ringe von Reiner Knizia hatten wir eines der ersten großen Koop-Spiele für Erwachsene. Mit unseren Buchverspielungen haben wir häufig auch im gehobenen Familienspiel Titel angeboten. Exit und die Adventure Games bringen ebenso Menschen neu zum Spiel wie die Spiele mit Marc-Uwe Kling. Im Herbst werden wir sehen, ob wir mit unserer Brettspiel-Adaption von Cities: Skylines die Zielgruppe der am Brettspiel interessierten Computerspieler erreichen.

    Wir (=Abacusspiele) – im Rahmen unserer Möglichkeiten – ja auch. Ich war sehr beeindruckt von eurem Blogbistro für die Adventure Games. Allerdings könnten wir uns das eher nicht leisten ;o).

  • Auch ein Flügelschlag ist leider deutlich außerhalb des "Normalo"-Spektrums.

    Rein interessehalber: Wie ist denn der genannte ROAS zu verstehen? Wer nimmt denn die 1000 Euro ein, der Händler oder der Verlag? Ich kann mich jetzt nur auf Erfahrungen mit Werbung bei einem großen Onlineshändler beziehen, aber wenn es sehr gut läuft erreiche ich maximal 400 Euro (Händler-)Umsatz bei 100 Euro Invest – und das auch nur, wenn das Spiel eh unabhängig davon gut angelaufen ist. Ist also im Prinzip so, als ob ich die Spiele einfach verschenkt hätte. Ob die Kunden das Produkt nicht sowieso gekauft hätten und nur zusätzlich auf die Anzeige bzw. das gesponsorte Produkt geklickt haben erfahre ich nicht. Ich erfahre auch nichts darüber, wie sich diese "verschenkten" Spiele auf die zukünftigen Verkäufe auswirken – verkaufe ich also in einem halben Jahr deswegen mehr? Hält es mein Produkt länger am Leben? Das große Problem ist doch einfach die Messbarkeit des Erfolgs von solchen Kampagnen. Klar, wenn ich auf meinen eigenen Onlineshop verlinke, kann ich genauere Aussagen machen. Aber sonst? Meines Erachtens steht bei vielem was man machen könnte das zu erwartende Erfolgspotential in keinem Verhältnis zum monetären Aufwand, da man Grundlagenarbeit für eine ganze Branche leisten müsste.

    Das fühlt sich von meiner Seite jetzt komisch an, aber ich kann darauf nicht eingehen, da ich von Verlagsstrukturen keine Ahnung habe. Ich kann nur aus meinem Bereich erzählen und zumindest so viel vergleichen: Es ist ebenfalls B2C, also von Business an Kunden.


    Das geht aber auch ein wenig an der Einstiegsfrage vorbei, da die Struktur, also wie Händler und Verlage unter einander abrechnen, eigentlich nichts damit zu tun haben sollte, ob man ein Spiel nicht durch mehr Marketing besser vermarkten könnte - denn davon haben ja beide Parteien letzten Endes etwas. Es ist immer leichter Gründe zu finden, warum etwas NICHT geht :)


    echt? Wie geht das? Ich mach ja sehr viel FB-Werbung, aber dieses Targetting ist mir neu. Enge Freunde von Leuten, die Brettspiele mögen und bald Geburtstag haben...

    Das ist ein Facebook-Bordmittel im Kampagnenmanager, da musst du Facebook aber sinnvoll mit Analytics und deiner Seite verknüpfen und brauchst tatsächlich Experten, die dir diese Fälle aufsetzen können. Aber wir setzen genau so etwas ein. Stichwort: Targeting.


    Ich als „Nicht-Fallschirmspringer“ möchte keine Werbung darüber erhalten, auch andere wohlmeinende aber angeblich Zielgruppengerechte Useransprache ist nicht gewünscht! Wenn ich mich über irgendwas informieren möchte, werde ich selbst aktiv. Was bin ich froh, keine Accounts im SocialMediaUniverse zu haben. Free2Play ist i.ü. auch der größte Sch...., alle wollen immer nur mein bestes - Geld und persönliche Daten. Viel besser wäre eine beschnittene Version oder ein Demolevel, damit kann ich über einen Kauf oder nicht viel besser entscheiden.

    Lieber Torlok, es tut mir leid dich aufklären zu müssen: Wenn du mal irgendwo etwas von einer Social Media Plattform gesehen hast - die Seite selbst, einen Button, der zu z.B. Facebook führt, etc. - selbst, wenn du selbst nicht darauf geklickt hast, hast Du bereits ein Social Media Konto bei besagtem Anbieter. Da steht nur nicht "Torlok" drauf, sondern "User2010123098123". Die Daten werden genau so gesammelt und immer, wenn ein System dich erkennt, lernt es dazu. Diese Algorithmen funktionieren also auch, wenn Du nicht dort angemeldet bist. Bei registrierten Personen - weil die Identifikation seites des Betreibers leichter fällt - ist es nur viel genauer.


    Der Witz an der Sache - und damit hadern viele, die sich damit nicht auseinandersetzen - ist ja der, dass du keine Werbung bekommen solltest, die dich nicht interessiert. Ich versuche es mal in Kürze zu erklären: Die meisten Menschen denken, dass Werbung über "Internet" genau so funktioniert wie Postwurfsendungen: So viele wie möglich erreichen und gucken, was zurückkommt. Ähnlich wie bei der Postwurfsendung kostet gesteuerte Werbung ebenfalls pro "Exemplar". Man erstellt also nicht 1x einen Banner und lässt den oft genug anzeigen. Man erstellt viele viele verschiedene Anzeigen (teilweise hunderte), und zeigt diese nur Leuten, die es interessieren sollte. Und man zahlt meist für jedes einzelne Mal, wenn eine Anzeige angezeigt wird.


    Dann teilen sich diese Ergebnisse auf: Einerseits werden schlecht laufende Anzeigen abgeschaltet und durch gut laufende ersetzt. User, die gar nicht darauf ansprechen, werden auch nicht ewig penetriert - denn jede Anzeige kostet ja Geld - sondern fliegen aus der zuvor berechneten Interessentenliste.


    D.h. Du als Nicht-Falschirmspringer wirst auch maximal wenige Male Werbung für Falschirmanbieter sehen. Wahrscheinlich sogar gar keine, weil der Algorithmus nicht denkt, dass dich das interessiert.


    Free2Play ist nur ein Randthema, aber es ist die logische Konsequenz aus der Zeit der Raubkopien: Warum ein Spiel für 50€ verkaufen und damit wenige erreichen (nämlich überzeugte Käufer) anstatt es umsonst vollumfänglich zu verschenken, damit viel viel mehr Leute zu erreichen und im besten Falle noch Kunden zu finden, die regelmäßig zahlen und daher im Endeffekt mehr ausgeben als einmalig 50€? Die kleinen 99 Cent bis 2€-Beträge tun den meisten nicht weh und damit verdient man später mehr Geld. Noch dazu kann man stetig Content nachliefern und muss nicht erst auf einen Stand kommen, der 50€ wert ist.


    PS: Ich find den Kram auch nicht gut und fühle mich auch mit den 50€-Kauftiteln eigentlich wohler. Aber das ist eben die Zeit.

  • PowerPlant

    Danke für die Aufklärung mit den „Bits-Bienchen“ und „Bytes-Blümchen“!:)

    Deine Aussage:


    „Lieber Torlok, es tut mir leid dich aufklären zu müssen: Wenn du mal irgendwo etwas von einer Social Media Plattform gesehen hast - die Seite selbst, einen Button, der zu z.B. Facebook führt, etc. - selbst, wenn du selbst nicht darauf geklickt hast, hast Du bereits ein Social Media Konto bei besagtem Anbieter. Da steht nur nicht "Torlok" drauf, sondern "User2010123098123". Die Daten werden genau so gesammelt und immer, wenn ein System dich erkennt, lernt es dazu. Diese Algorithmen funktionieren also auch, wenn Du nicht dort angemeldet bist.“


    erzeugt doch zumindest ein leichtes Unwohlsein, ist das wirklich so und auch legal? Dann könnte man dem gar nicht widersprechen weil man noch nicht mal darüber was weiß...

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Ja das ist so, ist auch einer der Gründe für die DSGVO. Es gibt doch diese Facebook-Likebuttons, die jeder auf seiner Seite einbauen kann. Oder diese Fenster mit "Diesen Personen gefällt diese Seite auf Facebook". Habt ihr sicherlich alle schon einmal gesehen.


    Jedes Mal, wenn eine Seite geladen wird und eine Anfrage an den FB-Server sendet ("Ich soll Button XY auf Seite YZ laden"), dann schreibt sich Facebook auf, welcher User das ist - Stichwort Cookies. Kennt FB den User, dann wird das Konto mit dieser Notiz verknüpft. Kennt es diesen nicht, dann ist es eben User2010123098123. Meldet sich dieser User aber irgendwann an, oder Facebook bekommt irgendwie anders mit, um wen es sich handelt (z.B. WhatsApp oder Instagram), dann wird dem "User2010123098123" der richtige Name übergebügelt. So kommt es, dass Menschen, die sich neu bei FB anmelden, FB eigentlich schon seit Jahren bekannt sind. Das annonyme Zahlenkonto bekommt nur plötzlich einen Klarnamen.


    Aus diesem Grund gab es doch vor ein paar Jahren den Trend von Heise, die Social Media-Buttons nachzuladen. D.h. wenn Du den FB-Button klicken wolltest, musstest du ihn erst manuell aktivieren, wodurch er erst dann geladen wurde. Das perfide an der Ganzen Geschichte war ja, dass sie Daten gesammelt haben, sobald ein Button beim Seitenaufbau nur geladen wurde - man hat also nicht einmal die Chance dem zu widersprechen, weil man von dem Button evtl. gar nichts weiß.


    Das ist der Grund für diese eigentlich überflüssigen Cookie-Warnungen (weil Cookies so alt sind wie das Internet und eigentlich sehr nützlich, auch ohne kommerzielle Hintergedanken). Und eben die DSGVO.

  • Ihr wollt mehr Brettspieler? Na, dafür gibt es eine ganz einfache Lösung: Geht in die Schulen!


    Viele Grundschulen sind heute Ganztagsschulen, und da stehen auch immer Brettspiele rum. Ob sie gespielt werden oder nicht, hängt ganz entscheidend davon ab,

    • wie lange das Spiel dauert (ob man es also überhaupt in den Tagesablauf integrieren kann) und
    • ob jemand die Regeln erklären kann (das heißt, die müssen kurz, gut geschrieben und einfach zu verstehen sein)

    Also: Zug um Zug oder Haba-Spiele sind geeignet (euch fällt da bestimmt noch mehr ein), aber so etwas wie Maus und Mystik, obwohl für die Altergruppe gedacht und aufgrund der Miniaturen von hohem Aufforderungscharakter, verstößt gegen beide Punkte und eignet sich daher gar nicht. (Ich kenne leider eine Schule, wo in jeder Klasse ein ungespieltes Exemplar steht :()


    Also, wenn ihr Kinder im entsprechenden Alter habt, schaut euch doch mal da um! Backt ein miniaturenüberfülltes Monsterspiel weniger auf Kickstarter und schafft für dieses Geld geeignete Spiele für die Schule an. Und wenn ihr schon dabei seid, bietet doch ein paar Spielerunden an, entweder als Spiele-AG für die Kinder am Nachmittag, oder als Einführungsrunden in die Spiele für die Erzieher am Abend, damit die die Spiele dann später besser erklären können. Wenn alle Klassen ein Spiel haben, kann man natürlich auch in den Ferien mal ein Turnier ausrichten.... Der Möglichkeiten gibt es viele.


    Erzieher sind übrigens meistens aus erzieherischen Gründen sehr für Brettspiele, da würdet ihr sicher offene Türen einrennen!


    Und wenn die Kinder erst einmal mit Brettspielen angefixt sind und merken, wieviel Spaß man damit haben kann, werden sie ihre Eltern schon löchern, auch für zu Hause ein paar Spiele anzuschaffen.


    Schließlich, an die mitlesenden Herrschaften von den Verlagen: Wenn ihr Passendes im Sortiment habt... na, ihr versteht schon.


    PS: Früher, als meine Kinder noch klein waren, haben wir immer aus Essen ein kleines Spiel für die Klassen mitgebracht. Adlung war da recht dankbar.

    Einmal editiert, zuletzt von jubbel () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Bei dem immer wieder zu findenden Vergleich mit der Computerspielbranche sollte man IMHO nicht vergessen, dass "Spielen" für ganz unterschiedliche Dinge stehen kann. Von Unterhaltung und belanglosem Zeitvertreib bis (denk)sportlichen Wettkampf. Das, was wir Vielspieler so betreiben, ist deutlich näher am Wettkampf als die meisten Computerspiele. Der Trend geht auch Richtung Entertainment. Wettkampf ist nicht mainstream-fähig. Zuschauen beim Wettkampf vielleicht schon, aber Wettkampf selbst nicht.


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    Unser Hobby braucht Aufwand an allen Stellen: beim Regellesen, beim Erlernen von Strategien, sogar beim Spielen selbst, wo einem kein Computer irgendwelchen Verwaltungskram abnimmt. Die Belohnung besteht darin, Hürden überwunden und Probleme gelöst zu haben. Das ist aber auch im Computerspiel-Bereich kaum noch gefragt.


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    Man muss sich ja nur mal anschauen, wie sich die Strategie-Spiele im Computerbereich entwickelt haben. Strategischer Anspruch nahe null. AI grottenschlecht (aber mit dreimal soviel Material ausgestattet). Man kann 100 verschiedene Gebäude bauen, die alle toll animierte Grafiken haben und sich nur in wenigen Prozent Bonus auf dieses-und-jenes unterscheiden. Und selbstverständlich ist über alles eine auswändig ausgearbeitete Kampagne mit Story drüber geklatscht. Soll heißen: Entertainment pur, aber Strategie, Herausforderung und Wettkampf kaum noch da. Das ist ein allgemeiner Trend.


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    Muss mal eben meine über drei Quadratmeter verteilte Kinnlade vom Boden aufsammeln.... So.


    Während ich viele viele Videospieler kenne (was nicht nur, aber auch, mein früherer Job bei Nintendo mit sich brachte, aber fast mein gesamter Freundeskreis spielt Videospiele), und nicht ganz so viele Brettspieler, möchte ich fast garantieren, dass im Schnitt die Wettkampf- und "Hürden zu überwinden und Probleme zu lösen"-Wut bei Videospielern deutlich höher liegt. Bei Brettspielen überwiegt immer noch der Freude- und GESELLSCHAFTS-Aspekt. Natürlich, nicht bei allen. Nicht bei jedem. Nicht bei Wargamern. ( ;-D ) Aber so im Schnitt. Man redet ja mit seinen Peeps. Den "ich genieße das Spiel einfach"-Typus gibt es auch bei Videogamern, ja. Aber deutlich seltener. Die meisten wollen "etwas schaffen". Warum ist das "hundert Prozenten" oder "platinieren"* eines Spieles so wichtig - weil man eben jede, auch die letzte vom developer gestellte Aufgabe, SCHAFFEN will. Auch wenn es mehr als mühselig ist. Und das bezieht sich vor allem auf one player games, bei multiplayer games fängt es ja erst richtig an.


    Im Videospielbereich sind Strategie, Herausforderung und Wettkampfs sowas von präsent, dass die besten eSportler Multimillionäre sind (schon für den Sieg einzelner Turniere werden mehrere Millionen Dollar Preisgeld ausgelobt), Turniere u. a. in unserem Waldstadion ausgetragen werden (und das im etwas unterrepräsentierten Deutschland), und diverse Communitys eigene Ligen haben. Besonders prominent sind neben Sportspielen natürlich Shooter (also sowas wie CoD, Battlefield, CounterStrike), Fighting Games (bspw. Tekken, Smash, StreetFighter, Mortal Kombat, Virtua Fighter), Strategiespiele (z.B. Starcraft, Warcraft, wenn man so will auch Overwatch und Hearthstone) aber es gibt sogar professionelle Guitar-Hero-Gamer usw.


    Während bei vielen dieser Spiele im Gegensatz zu Brettspielen auch Geschwindigkeit eine immens wichtige Rolle spielt, kenne ich keines, das in den höheren Klassen ohne eine Strategie gewinnbar wäre, BESONDERS die Gruppenspiele. Das sind bis auf Fighting Games die meisten.


    Zitat

    Ich bin ja auch dafür, dass man seine Stärken offensiv bewirbt. Aber wir Brettspieler, erst recht im Bereich der Kenner- und Expertenspiele, werden uns damit abfinden müssen, dass wir Fans eines Nischenproduktes sind, und da nützt es auch überhaupt nichts, in "mainstreamigere" Ecken zu schauen, wenn diese aus diversen Gründen nicht mit der Brettspielbranche vergleichbar sind.


    Was Wettkampf und Herausforderung betrifft sind Brettspiel- und Videospielbranche tatsächlich nicht vergleichbar, aber mit genau umgedrehten Vorzeichen, als du dir denkst, würde ich sagen. Ich selbst bin da als Brettspielerin zwar total anspruchslos, sowohl im Video- also auch im analogen Bereich, aber was mein Mann bei Videospielen mit Training, Übung, dem Entwickeln von Strategien und Taktik und Qualifikationskämpfen an Zeit verbringt, und er macht das nur zum Spaß, geht auf keine Kuhhaut. Dabei ist er unter den Vielspielern wirklich nur gutes bis besseres Mittelmaß (sorry habibi <3). Ich wage zu behaupten, dass kaum ein** Brettspieler so viele JAHRE in das Studium von irgendeinem seiner Spiele investiert hat, wie ein Kumpel von mir in seine StarCraft-Strategien, und auch er macht das zwar mit Liga- aber ohne professionellen Anspruch. Und auch er gehört zwar zu den guten, aber eben nur hierzulande, in der Asia-League würde er absaufen (sorry buddy) und das nach jahrelangem Training. Wie viel StarCraft-Wissen ich durch Osmose nun über build orders, blitz, protoss und OP-Terraner habe, weil man monatelang quasi über nichts anderes mit ihm reden konnte...
    Selbst Kolleginnen, die mit Videogames nix am Hut haben, waren kurz davor, ihre Konsole in die Ecke zu pfeffern, wenn sie beim Playtesting von Smash gegen mich (*bescheidenhüstel*) verloren haben. Als wir ein Puzzlegame im Testing hatten, konnten manche kaum Feierabend machen, bevor sie auch das letzte aus eigener Kraft geschafft haben. Ein entspannter Brettspielabend wäre mit denen hingegen durchaus drin. Wenn etwas highly competitive ist, dann video games - nach meiner bescheidenen Erfahrung, sowohl im professionellen als auch im privaten Bereich.



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    * bedeutet, die Platin-Trophäe für ein Spiel zu bekommen, was wiederum bedeutet, jedes einzelne Achievement eines Spiels freigeschaltet zu haben.


    ** kaum ein. Nicht "keiner". Bitte beachten. 8o

    I wish I had a friend like me

  • Da gibt es wirklich anderes,als das von Dir aufgeführte.

    Ja das ist so, ist auch einer der Gründe für die DSGVO. Es gibt doch diese Facebook-Likebuttons, die jeder auf seiner Seite einbauen kann. Oder diese Fenster mit "Diesen Personen gefällt diese Seite auf Facebook". Habt ihr sicherlich alle schon einmal gesehen.

    Dieses Verhalten, auch wenn es auf vielen Seiten noch so gehandhabt wird ist nicht DSGVO Konform, mit der Cookie Meldung, die sich nur auf eigene Cookies der Seite bezieht hat das auch nichts zu tun. Auch das aktivieren erst dann wenn man drauf klickt ist nicht Datenschutzkonform.


    Das Hauptproblem, aber nicht das einzige, ist dabei, das der Webseitbetreiber nicht weiß was mit den Daten passiert, und sicher keinen Datenverarbeitungsvertrag mit Facebook, Google, wem auch immer hat der das Ganze dokumentiert.


    Aber das ist bezüglich Profiling eh nur die Spitze des Eisbergs, da werden noch viel subtilere Methoden genutzt, und Daten auch im Hintergrund unerlaubt zusammen geführt, über die Netzwerke hinweg.



    britische-datenschuetzer-personalisierte-werbepraxis-dsgvo-widrig-4452849.html


    Ich kann nur jedem empfehlen, so viel wie möglich wegzublocken. Hilft allerdings auch nur bedingt.

  • Pikmin : Reden wir wirklich von den gleichen Sachen? Dass Computerspiele Geschicklichkeit und taktisches Vorgehen verlangen, will ich überhaupt nicht bestreiten. Aber im strategischen Bereich (nicht Taktik!) sehe ich seit Jahren im Computerspielbereich nur noch Verarmung und Rückschritt. Haufenweise Mikromanagement, geradezu unsinnige, auf den Computer zugeschnittene Optimierprobleme, keine "meaningful decisions" mehr. Nur noch Masse, Masse, Masse. Grafik und Story als die beiden Punkte, die am größten beworben werden.


    Ein GalCiv III, Civ 6 oder ähnliches hat dem strategisch interessierten Spieler doch nicht mehr viel zu bieten. Grafik-Overkill ohne Inhalt. Selbst ein Stellaris geht nur noch in die Mikromanagement-Richtung. Da spielt man abends mehrere Stunden, hat hunderte Gebäude gebaut, aber das eigene Imperium steckt immer noch in den Kinderschuhen und man hat dabei das Gefühl, am ganzen Abend kaum interessante und wirklich relevante Entscheidungen zwischen unterschiedlichen Wegen getroffen zu haben. Überall nur Optimierungen im Prozentbereich. Irgendwann klickt man alle Gouverneuer auf automatisch, schaltet den Schwierigkeitsgrad eins runter und sucht nach Herausforderungen auf der High-Level-Ebene, aber ... da kommt auch nichts. Nur taktische Herausforderungen und langweiliges Mikromanagement. Es scheint, als würde die Entwicklungszeit und -budget nur noch in Videos, Animationen und ähnliches fließen, aber nicht in spielerische Inhalte.


    Die Computer-Strategiespiele sind für mich zum uninteressanten Zeitvertreib ohne wirklichen, tiefgreifenden Anspruch geworden. Oh, wie gerne habe ich früher Master of Orion II oder Jagged Alliance II gespielt! Wo sind die heutigen Computerspiele dieser Sorte? Kurz, knackig, herausfordernd. Sagt es mir, wenn ihr welche kennt! Würde mich wirklich interessieren...

  • Pikmin : Reden wir wirklich von den gleichen Sachen?

    Möglicherweise nicht. Ich zitiere nochmal genau und etwas knackiger, worauf ich geantwortet habe:


    Zitat

    - Das, was wir Vielspieler so betreiben, ist deutlich näher am Wettkampf als die meisten Computerspiele. Der Trend geht auch Richtung Entertainment. Wettkampf ist nicht mainstream-fähig.


    - Die Belohnung besteht darin, Hürden überwunden und Probleme gelöst zu haben. Das ist aber auch im Computerspiel-Bereich kaum noch gefragt.


    Dass es dir dabei generell um "Brettspiele kontra Videospiele" und nicht nur um strategy games ging, habe ich so verstanden, weil du letztere später konkret und nur als Beispiel heranziehst:


    Zitat

    - Man muss sich ja nur mal anschauen, wie sich die Strategie-Spiele im Computerbereich entwickelt haben.


    Wenn du all deine Aussagen aber nur in Bezug auf diese konkrete Art von Videospielen meinst - round based strategy games - und dann auch nur darauf, dass dir die neueren Vertreter ihrer Art nicht mehr gefallen und da deiner Meinung nach der Wettkampf fehlt (was ich auch nicht ganz verstehe, denn auch wenn die Entwicklung weg von Strategie hin zu Taktik gehen sollte, hat das doch wenig mit mangelndem Wettkampf oder Problemlösung zu tun; es ist DIR einfach zu wenig Strategie) dann ist das dein gutes Recht. Es war nur sehr allgemein formuliert und dadurch für mich missverständlich im Sinne von "beim Videospielen ist Wettkampf nicht so wichtig" und nur darauf bin ich eingegangen.


    I wish I had a friend like me

  • Cities: Skylines die Zielgruppe der am Brettspiel interessierten Computerspieler erreichen.

    Was ich sehr bezweifel. Cities: Skylines ist ein richtiges Schwergewicht, wenn man richtig einsteigt, das Cities: Brettspiel ein Familienspieltitel. Meiner persönlichen Erfahrung nach, suchen die Menschen schon ähnliche Erlebniss, aber gerade da, lasse ich mich sehr gerne eines besseren belehren.

  • Cities: Skylines die Zielgruppe der am Brettspiel interessierten Computerspieler erreichen.

    Was ich sehr bezweifel. Cities: Skylines ist ein richtiges Schwergewicht, wenn man richtig einsteigt, das Cities: Brettspiel ein Familienspieltitel. Meiner persönlichen Erfahrung nach, suchen die Menschen schon ähnliche Erlebniss, aber gerade da, lasse ich mich sehr gerne eines besseren belehren.

    Sehe ich auch so.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • So rosig ist es aber bei elektronischen Spielen auch nicht mehr. Der Crunch bei den Programmierern, das ständige wenig veränderte Jahresupdate nicht weniger Spiele und die enorme Masse an Schrottspielen erinnert fatal an die 80er. In den nächsten Jahren werden wir da sicher einen Crash erleben. In welchem Ausmaß ist noch offen, aber im bisherigen Maß wird es nicht weitergehen können. Geht mal auf Android und versucht halbwegs vernünftige Spiele zu finden. Man ist da ganz schön beschäftigt, wenn man da was finden will und die Chancen ständig im Spiel zahlen zu müssen sind bei den wenigen Perlen auch nicht gering. iOS ist da schon deutlich besser unterwegs, aber auch nur, weil Apple da selber deutlich kuratiert. Konsole und PC sind nicht so schlimm überflutet wie Android, aber auch da ist die Situation an einigen Ecken und Enden schon kritisch zu nennen. Und das jeder Vertrieb jetzt meint sein eigenes "Steam" aufmachen zu müssen dürfte auch nicht helfen (Das wird auch die Streaming-Portale noch heftig beißen, wie viele Abos will und kann man sich leisten). Der Crash wird zwar auf höherem Niveau kommen als früher, aber weh wird er tun.

    Ist die klassische Spieleindustrie intelligent, dann bereitet sie sich auch etwas auf diesen Crash vor und profitiert davon... UND lernt von den Fehlern der elektronischen Spieleindustrie.

    Wichtig wäre eine deutlich bessere Kommunikation der Firmen auf dem deutschen Markt. Denn wir haben starke Konkurrenz von außerhalb und da hilft es uns nichts wenn jeder für sich kämpft.

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio