Beiträge von brettundpad im Thema „Marketing in der Brettspielwelt - Status Quo?“

    Nur um es klarzustellen, natürlich müssen Brettspiele ihren eigenen Weg gehen und man kann da nicht 1:1 kopieren.


    Ich finde die Gedankengänge und Vergleiche trotzdem interessant. Vor allem weil Brettspiele vor den Videospielen etabliert waren, sie nicht in einer Schmuddelecke standen und die Brettspiele von links überholt haben. Das wirklich krasse ist einfach die teilweise völlige Unkenntnis der Bevölkerung über Brettspiele, deren Möglichkeiten und aktuellen Stand.

    Ich habe über die Kosmos Erklärapp jetzt zwei Spiele interaktiv gelernt. Ich weiß nicht ob das ein Teil der Lösung ist, aber vielleicht muss man sich aus der Sicht des Kenners mal wegbewegen und sich überlegen, ob ein heutiges Regelheft so noch dem Zeitgeist entspricht. Du sagst es ist nicht möglich wie bei den Videospielen? Ich sage, man sollte offen für Neues sein.


    Dein Andor gibt es als App. Völlig ohne Anleitung lernt man das Spiel. Erst 1 Held, dann ein Kampf, dann dieses Element und dann jenes. Es ist ein charmanter Aufbau und lässt einen das Spiel interaktiv in wenigen Minuten erlernen.


    Wer sagt das Anleitungen in analogen Brettspielen so sein müssen wie sie jetzt sind und immer waren? Wenn hier von angestaubt die Rede ist, dann wohl das und weniger das Marketing. Apps, Tutorial-Aufbau, Hybridanleitungen, interaktive Präsentation mit Prezi?


    Im Übrigen, auch Videospiele hatten mal Anleitungen. Ich erinnere mich gerne an komplexe Rollenspiele, wo man in einem kleinen Wälzer das Spiel lernen musste oder an Adventures die einen in Heftform die Tastenkombinationen beibrachten.

    fUnK3r Du vergleichst den aktuellen Status der Videospiele mit dem aktuellen Status der Brettspiele. Wenn du überlegst, wo Videospiele mal standen, vor 20 oder 30 Jahren, dann kann man daraus schon seine Schlüsse ziehen. Du hast den Grund ja selbst benannt, die Frage ist also, wie verbessert man das Erlebnis Brettspiel. Wie schafft man es, das hhamburger so wie viele andere, auch ich, nicht der Anker sein müssen, damit Spieler neugierig werden und sich irgendwann selber ein Spiel "erarbeiten".

    Ich würde gerne auf die Videospiele zurückkommen und der Frage, warum es so schwer ist, neue Spieler zu erschließen. Den Antrieb zu steigern das sich Max Mustermann eben ein Brettspiel kauft. Ich hatte das schon angeschnitten und es sind hier auch Beispiele gekommen. Das Problem ist nicht das Marketing und die Frage wie man das macht. Das Problem ist das Produkt Brettspiel und sein Image und Aufbau. Daher finde ich den Fokus zu den Marketingansätzen falsch.


    Die MMOGs waren absolute Nerd-Titel! Mega umständlich, benutzerunfreundlich, der Einstieg schwer und technisch oft nicht wirklich gut. Der Fan hatte trotzdem Spaß und es gab eine feste Community. Der große Erfolg kam erst durch World of Warcraft. Einfacher Einstieg, stabiler, klarer in der Ansprache.


    Warum war die Wii so erfolgreich? Weil das Produkt einfach zu handhaben war. Es war für Max Mustermann verständlich und er hatte Spaß.


    Zu Zeiten von DOS und Disketten und komplizierten Installationsprozessen und Patchproblemen, da war der Videospieler auch der Nerd.


    Alles Marketing der Welt hätten Pre-WoW-MMORPGS oder 80iger Jahre Spiele nicht zu so einem Erfolg geführt. Wer kein "Freak" war, der wurde in CS 1.06 damals an die Wand geklatscht und hätte keine Lust mehr gehabt. Man schaue sich heute Mal an wie man in Overwatch ans Spiel geführt wird.


    Ich denke einfach, das Brettspiel an sich muss moderner werden. Die Erklärung interaktiver, einfacher. Ich finde kaum ein gutes Brettspiel bei Karstadt, das zeigt, was Brettspiele heute sein können, aber alle möglichen Videospiele. Von bockschwer bis simpel, von Sims bis zum brutalen Shooter.


    Ich kann meinem Vater nen Controller in die Hand drücken und nach kurzer Zeit kann er Overwatch spielen. Beim Brettspiel Adrenalin wäre die Anleitung wohl zu kompliziert und abschreckend.


    Brettspiele sind entweder Monopoly oder viel zu kompliziert und anstrengend. Das wäre zumindest meine Wahrnehmung bei Nichtspielern. Ändert man das mit Marketing?

    PowerPlant ich teile ganz sicher deinen Gedanken, trotzdem verwundert mich, wie einfach du das darstellst. Ein Escape Room Beispiel ist kein Gaia Project. Ein Escape Room kann eben mal jeder besuchen, ein Gaia wird ein Neukunde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht spielen. Zu schwer zu lernen, zu groß die Anfangshürde, sieht zu kompliziert aus, Spieldauer zu lang. Ich hab ein sehr spielaffinen Bekanntenkreis, aber selbst dort ist es stellenweise nicht einfach für die Brettspiele. Videospieler schrecken selbst bei Lizenzprodukten die typischen Hürden ab. Andere die gerne Brettspiele spielen, würden trotzdem keine +40 € Strategiespirle kaufen. Da hilft auch kein Facebook Marketing. Wenn es ganz doof kommt, kauft Hans Meier sein Gaia und vergibt dann 1 Stern bei Amazon: Anleitung nicht verständlich.


    Daher: Du erklärst hier gerne die Maßnahme, aber für welches Produkt? Du glaubst für Kenner/Expertenspiele funktioniert das im deutschen Markt? Das glaube ich kaum, zumindest nicht in dem großen Stil anderer Bereiche.

    Auf dem Tag der Brettspielkritik war das auch kurz Thema, zumindest was die Wahrnehmung von Brettspielen im Vergleich zu z.B. Videospielen ist. Weil du von Marketing sprichst, es wurde dort das Budget von Call of Duty mit dem Brettspielmarkt verglichen. Call of Duty, also nur ein einziges Videospiel, ist gleichauf mit der gesamten (!) Brettspielbranche.


    Brettspiele sind, obwohl sie jeder in unserer Gesellschaft kennt, im Vergleich zu den anderen Märkten ein Witz. Wenn man sich überlegt, wo die Videospiele mal steckten, in der Schmuddelecke, Schublade ungewaschener weißer Nerd im Keller und wo die Szene heute steckt...


    Ich "kämpfe" den Kampf schon lange. Es ist heute leichter einer Familie mit Grundschulkindern zum Kauf einer Switch zu überzeugen, als zu ein paar guten Familienspielen. So ist zumindest meine Wahrnehmung.


    Meine Hoffnung ist, das die heutige Generation von Brettspielern ihre Kinder damit mehr aufwachsen lässt und so die Verbreitung und Bekanntheit weiter zunimmt. Ich begrüße daher auch jede Convention, jedes Brettspielcafe und Messe. Denn bei den Videospielen hat das ja auch geklappt. Heute kauft der ehemalige Keller-Nerd seinen Kindern auch eher ein Spiel und zockt es bestensfalls gemeinsam. Die Erfahrung der jetzigen Eltern mit dem Medium ist eine andere.


    Brettspiele unserer "Klasse" sind für die Masse immer noch zu zeitaufwändig, zu kompliziert, zu mühsam. Da muss man viel eher Ansetzen und weniger am Budget für Werbung zu Turnieren. Ich lese häufig in der Videospielszene das sie Lust auf ein Brettspiel hätten, sie aber keine Mitspieler haben, es zu kompliziert zu vermitteln sei und zu zeitaufwendig. Obwohl der Hang zum Spielen vorhanden ist.


    Ich finde die Kosmos App ist ein guter Weg! Da werden Spiele audiovisuell erklärt, über eine App, ohne Regelheft, interaktiv. Smartphone und Apps sind akzeptiert, da ist die Hemmschwelle niedrig und das erweitert die Zielgruppe.


    Denn am Ende ist es immer eine Frage des Geldes. Vielleicht ist meine Einschätzung falsch, aber so lange Uno, Fortnite Monopoly und Phase 10 ganz oben in den Charts der Massen stehen, sind Brettspiele unseres Verständnisses immer noch das nerdige Kellerkind.