Beiträge von Bjoern im Thema „Marketing in der Brettspielwelt - Status Quo?“

    Eines wird mir hier in der Diskussion vergessen: der Anspruch an die Intelligenz des Spielers ist bei einem Brettspiel bedeutend höher als bei einem Videospiel.
    Ich denke mal, dass in kaum einem Hobby der Anteil der Akademiker höher ist als im Brettspielbereich.
    Auch das Regellernen, das Regelerfassen, das Transferieren der Möglichkeiten oder auch nur das Konzentriertbleiben für 1-4 Stunden stellt für viele eine unüberwindbare Hürde dar (mal jetzt von Spielen wie Lama abgesehen).

    Ein Brettspiel ist kein Konsumieren, sondern Erarbeiten und Verarbeiten des Erlernten - schon dadurch fehlen dir mit Sicherheit 40-50% der Bevölkerung, die so etwas entweder nicht können oder auch nicht können wollen.
    Die Verlage können durch gute Anleitungen (egal in welcher Form) mit Sicherheit den Anteil in der Bevölkerung erhöhen, Brettspiele werden aber nie die Popularität von Videospielen erreichen, da man selber spielen und nicht "gespielt" werden kann.

    Meine Frau ist Lehrerin an einer Realschule und setzt erfolgreich Spiele im Unterricht ein.
    Da gehen natürlich nur kleine Sachen wie Drecksau (mit Erweiterung) oder auch SkullKing, aber die Schüler freuen sich riesig darüber, wenn in der Tutorstunde dann die Spiele ausgepackt werden.
    Auch auf der Klassenfahrt sind dann abends Spiele in der Jugendherberge gefragt, da gehen dann auch "größere" Sachen wie Las Vegas.

    Der Großteil der Kinder ist begeistert und sieht mit großen Augen, was es so alles gibt. Viele haben in ihrem Leben noch nie ein Brett- oder Kartenspiel gespielt (außer vielleicht UNO). Und merken dann, dass Spielen sehr viel Spaß machen kann, und einige kaufen sich dann auch die Spiele privat für sich selber.
    Das Kinder zu wenig Zugang zu Brettspielen haben, ist ein ganz großes Problem. Da könnte über die Schulen noch viel mehr gemacht werden, zumal Kompetenzen gefördert werden, die vielen Kindern heute grundlegend fehlen (Regeln beachten, Regeln lernen, über einige Zeit konzentriert sein etc.).
    Problem: die Ignoranz (und Faulheit) vieler Lehrer selber, bei denen es in der Jugend höchstens zum Schafkopfen gereicht hat - da wird lieber dann die DVD eingelegt und irgendein Film angeschaut.

    Ich habe nur am Rande mitbekommen, dass der Merz-Verlag im Rahmen der Spiel etwas für Lehrer auf die Beine stellen will. Könnte ein interessanter Punkt werden, zumal es ja auch hilfreich ist, wenn man sich austauschen kann, was für Spiele gut bei den Schülern ankommen oder wo man sie anfixen kann.

    Die Spiele hier im Forum sind da eher weniger geeignet ;)