Über die Selbstabholer-Verkaufsaktion bei Schwerkraft und die Auslieferung per Thalia.de ist die deutschsprachige Version inzwischen verfügbar. Für 55 Euro regulär, aber mit diversen Gutscheinen für knapp 47 Euro inklusive Versand erhältlich. Zu welchem Preis das Spiel der Schwerkraft-Verlag selbst ab dem 31. Januar anbieten wird, ist allerdings noch unklar.
So oder so bekommt man für den Preis ein ordentliches Stück Spiel. Für 1 bis 4 Spieler, wobei der Solo-Modus per Sticker auf der Verpackungsfolie extra angepriesen wird. In den aktuellen Zeiten wohl ein Verkaufsargument. Es gibt zudem zwei Spielmodi mit jeweils 12 und 18 möglichen Positionen für den gesuchten Planet X. Der Sichtschirm wird dazu per Einlege-Karte angepasst, der Spielplan umgedreht und die Rückseite der Forschungszettel benutzt. Von diesen mehrfarbig gedruckten Forschungszetteln liegt ein dicker Block bei. Kann man natürlich selbst laminieren und dann mit Folienstiften arbeiten, aber genau das hat sich in meiner Erstpartie als Problem gezeigt, wenn die Stifte zu dick und die Felder dafür dann zu klein sind. Ich empfehle deshalb die Papierform und gut angespitzte Bleistifte.
Das Original hatte ich im Spätsommer 2021 mal mitspielen können. Dort zeigte sich allerdings, dass die Sprachhürde eine wirkliche ist, wenn nicht alle am Tisch die Begrifflichkeiten ausreichend gut und schnell verstehen. Zumal als Deduktionsspiel etliche Informationen schlicht geheim sind und mit Hilfe der App und seinen Sichtschirm-Informationen eingeordnet und verstanden werden wollen. Denn eigentlich hat man ausreichend im Spiel zu tun, nur wenn sich eine Partie wegen Übersetzungsfragen auf die doppelte Spielzeit dehnt, dann sollte man jetzt lieber zur Lokalisation greifen, auch um den Spannungsbogen für die eigentlich eingeplanten 60 Minuten Spielzeit hochhalten zu können.
Zumal die Übersetzungsqualität auf den ersten Blick gut ist. Durchmustern klingt zunächst ungewohnt und falsch, ist aber ein Fachbegriff aus der Astronomie. Einziger Kritikpunkt, für den Schwerkraft aber nichts kann: Die Texte sind in der englischen Version kürzer, so dass es in der deutschsprachigen Version zu mehr Umbrüchen und mehrzeilige Informationen auf den Spielhilfen kommt. Das fällt aber nur auf, wenn man das Original kennt.
Vom Material ist alles in Ordnung. Solide Schachtel mit einem bedruckten Papp-Inlay, das auch ausreichend gross ist, um alle Komponenten aufzunehmen. Eine Erwähnung wert, weil allzu oft war das mittige Fach in anderen Neuheiten dann doch wieder zu klein ist, um Spielhilfen & Co knickfrei aufnehmen zu können. Hier muss nichts entsorgt werden. Dicke Pappe für die Marker, die sich gut aus dem Stanzrahmen lösen liessen. Wichtig für ein Spiel, das mit verdeckten Informationen arbeitet. Wer mehr Luxus mag, der kauft für 20 US-Dollar plus Steuern und Versand das Upgrade-Pack mit Plastik-Tokens und Plastik-Einsortierhilfe. Unnötig bis überflüssig, weil der Fokus des Spiels eh nicht auf dem Material liegt und das beiliegende völlig ausreichend ist.
Die Begleit-App von Download App – Foxtrot Games ist zwingend notwendig, um das Spiel spielen zu können. Mindestens ein Gerät, ob Andoid, iOS oder für die Webversion sollte man haben. Empfehlenswerter ist, wenn jeder ein eigenes Smartphone nutzt, damit man sich das Weiterreichen spart. Die deutsche Sprachversion ist allerdings aktuell noch als Beta (in der Webversion) gekennzeichnet und einige Aktionen sind anders benannt als in der Regel und Spielübersicht - Erkunden statt Durchmustern oder Anvisieren statt Zielsektor wählen oder Forschung statt Erforschen. Da fehlt noch der finale Abgleich. Spielbar ist das aber jetzt schon und bis zur offiziellen Veröffentlichung durch Schwerkraft am 31. Januar ist ja noch etwas Zeit.
Die App beschränkt sich auf das Wesentliche und lenkt dabei auch nicht vom Spiel ab. Stattdessen ist das halt ein technisches Auswertungs-Gerät für die eigene Forschung und damit gut ins Spielgeschehen integriert. Und nebenbei Chats lesen oder im Web surfen, dafür hat man als Spieler eh keine Zeit, so dass die Ablenkung durch das Smartphone auch nicht gegeben ist. Soweit meine Spielerfahrung aus einer Erstpartie damals.
Erwähnenswert ist noch, dass die Spieler-Meeples kleine Plastik-Observatorien sind, die unterschiedlich ausgeformt ihren realen Vorbildern entsprechen, die auf dem Sichtschirm abgebildet und auf deren Innenseite beschrieben sind. Diese Detailliebe zieht sich auch durch die Anleitung, die durch wissenschaftliche Infos am Blattrand angereichert ist. Da hat sich jemand wirklich Mühe gemacht, den abstrakten Deduktionskern des Spiels thematisch einzupacken. Weil genau das hat in meiner Erstpartie für mich den Atmosphäre-Bonus gegeben, für eine Spielzeitlänge in die Fachwelt der Astronomen eintauchen zu können. Deshalb auch meine Kaufempfehlung.
Wer noch mehr Atmosphäre mag, der lässt begleitend zum Spiel den offiziellen Soundtrack laufen. Irgendwas progressiv-elektronisches mit Tendenz zu Soundeffekten anstatt Melodien. Geschmackssache, ob das unterstützt oder eher stört.