Marketing in der Brettspielwelt - Status Quo?

  • Also ich achte bei unseren Spieletreffen eigentlich immer darauf, dass ein guter Querschnitt gespielt wird. Und das zahlt isch auch aus. Wenn schwere Geschütze aufgefahren werden, die mal einen ganzen Tag dauern, dann lagern wir das meist auf einen Samstag bei jemand daheim aus und spielen am Spieletreff eher die kleineren Spiele bei denen auch Neulinge mitmachen können.

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio

  • Rechnen sich die Abermillionen, die Audi an die Bayern zahlt wirklich? Kauft sich der Bayernfan wirklich deswegen nen Aufi statt nem BMW?

    Darum geht es aus meiner Sicht eher sekundär. Der Zweck solcher Marketingaktionen dürfte primär sein, den allgemeinen Bekanntheitsgrad der Marke Audi zu erhöhen, insbesondere auch international.

  • GW hat seinerzeit das HdR-TableTop in diesen Heften von DeAgostini vertrieben. Immer wenige Figuren, dazu die passenden Farben im nächsten Heft mit Bemalanleitung und sukzessive die Regrln erklärt. Kleine finanzielle Hürde (pro Heft 5-7€ oder so). Sammelfieber geweckt mit leichtem Regeleinstieg und Lizenz. Aber die hatten auch massive Probleme Mitte der 2000er. Und bei TTs ist halt auch die Bindung ein wenig leichter weil ich nicht einfach von GW zu nem anderen Hersteller wechseln kann.


    Ich bleibe weiterhin skeptisch, dass dieses Marketing-Geld wirklich was bringt. Vielleicht auch nur, weil ich da (vielleicht auch erst mittlerweile?) gar nicht mehr drauf anspringe. Mich interessiert einfach nicht, was der Hersteller oder der Verkäufer über das Produkt sagt, mit dem er Geld verdienen will. Aber vielleicht bin ich da ne Ausnahme :denk:

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • In einem kleinen Rahmen fühle ich mich auch schon als Influencer:

    In meiner Firma habe ich mittlerweile zwei Spiele-Runden etabliert. Eine größere, bei der eher einfacher Kram auf den Tisch kommt (Skyjo, 6-Nimmt, Alhambra, ...). Da kristallisierte sich dann heraus, wer tieferes Interesse hat und mehr sehen möchte. Dann kamen noch zwei neue Kollegen , die oh Wunder, sehr empfänglich für das Thema sind. Nun gibt es noch eine zweite Runde, wo komplexere Spiele auf den Tisch kommen (Mombasa, TfM, RRR,...). Bei beiden Runden sind alle begeistert und staunen, was die Spielwelt alles zu bieten hat. Und ich bin wahrlich keiner, der wirklich viele Spiele hat (mittlerweile ca. 80 (inkl viel Kleinkram)).

    Sowohl bei meiner privaten Stammrunde als auch in der Firma bin ich so eine Art Anker, da scheinbar nur ich Regeln lese und diese auch erkläre. Erst damit öffnet sich für die Mitspieler in diesen drei Runden der Vorhang für die Spielewelt.


    Mein Fazit ist somit, dass ein Nicht-Vielspieler, aber Spiele-Interessierter sich nicht bequemt sich zu informieren und schon gar nicht die Zeit nehmen möchte sich mit dem Regelwerk zu beschäftigen. Wenn man diesen Leuten das aber vorgekaut serviert, wird es dankbar konsumiert.


    Für mich ist es ein kleines Opfer, was ich gerne investiere, damit ich mir etwas mehr Spielzeit ergaunern kann.

    Vielspieler im Körper eines Gelegenheitsspielers

  • Mein Fazit ist somit, dass ein Nicht-Vielspieler, aber Spiele-Interessierter sich nicht bequemt sich zu informieren und schon gar nicht die Zeit nehmen möchte sich mit dem Regelwerk zu beschäftigen. Wenn man diesen Leuten das aber vorgekaut serviert, wird es dankbar konsumiert.

    Absolut! Die meisten fallen hinten rüber wenn es heißt, dass eine Anleitung mehr Seiten hat als eine Bildzeitung ;) Das ist viel eher die Hürde, als alles andere. Wenn mal der Funke übergesprungen ist, dann ist wohl auch der Kaufpreis nicht mehr "spielentscheidend" ;)

  • In einem kleinen Rahmen fühle ich mich auch schon als Influencer: [...]

    Ich denke auch, dass manche den Einfluss von dutzendweise Allerwelts-Youtubern (also nicht Dice Tower Liga...) tendenziell über- und dafür die Bedeutung von normalen Vielspielern eher unterschätzen. Beispiel: Gestern hatten wir Besuch. Zwei Familien waren da, mit Kinder im Alter von 8 und 11. #Lama gespielt. Ergebnis: Demnächst wird Amigo vermutlich 1 oder 2 Lama-Spiele mehr verkauft haben. Wenn Kinder vor der Heimfahrt noch eine Runde Lama einfordern, dann war alles richtig gemacht... :)


    Die beiden größten Hürden bei der Verbreitung von Spielen im Mainstream sind meiner Meinung nach tatsächlich (1.) Erklärung der Spiele und (2.) Beratung in dem unübersichtlichen Dschungel der Angebote. Beides kann ein Youtuber nur bedingt leisten, weil man in beiden Fällen sehr persönlich auf den Interessenten eingehen sollte, incl. Beantwortung von Rückfragen. Dafür braucht es dann die persönlichen Kontakte mit Vielspielern als Multiplikatoren. Zwischen Regel lesen und Regelvideo schauen ist kein prinzipieller Unterschied. Etwas persönlich erklärt bekommt, erst das ist dann etwas fundamental anderes mit wesentlich geringerer Einstiegshürde.

  • Ich finde ja den Vergleich zu Videospielen etwas :apfelbirne:

    In (fast) jedem Haushalt gibt es mittlerweile mindestens ein Endgerät auf dem man Videospiele spielen kann.

    Der Boom von Videospielen hat sicher auch etwas mit der Verfügbarkeit der Endgeräte zu tun.

    Und eben diese Endgeräte sind in den Jahren ja auch wesentlich Anwenderfreundlicher geworden.

    Ganz zu schweigen von dem Spiele-Boom, der mit den Mobilen Geräten Einzug gehalten hat.


    Zum kaufen von Videospielen muss ich nicht in ein Ladengeschäft gehen und auch nicht warten bis der Postbote kommt.


    Und der Einstieg ist minimal.

    Für den Einstieg reicht es erstmal aus die Grundfunktionen zu können und schon kann ich in das Spiel eintauchen.

    Klar, zum Pro-Gamer ist es dann noch ein ganzes Stück, aber der Einstieg ist dann erstmal geschafft.


    Daher würde ich Videospiele eher mit Sport als mit Brettspielen vergleichen.

    Auch hier ist der Einstieg erstmal einfach (jeder kann auf einen Ball treten) ... zum Profi gehört eben Übung, Talent und Glück ;)


    Brettspiele die über #UNO oder #LAMA hinausgehen haben erstmal eines: Eine mehr oder weniger dicke Anleitung.

    Hier finde ich den Ansatz von #Kosmos super.

    Die Erklär-App ist wirklich ein Schritt in die richtige Richtung. Auch Erklär-Videos die dann möglichst noch in der Anleitung "Verlinkt" sind, sind sehr hilfreich.

    Hier fand ich das Video zu #IndianSummer super, aber auch #Amigo macht da selbst bei den kleinen Kartenspielen einen guten Job.

    Auch das sofort losspielen bei #LegendenVonAndor geht da in einem guten Beispiel voran.

    In den letzten Jahren scheint dies schon sehr viel besser geworden zu sein und wird hoffentlich noch besser.


    Zudem kommt noch wie MetalPirate gesagt hat der undurchsichtige Dschungel wenn es für einen Laien um das richtige Spiel geht.

    Da schauen einen erstmal mittelalterliche Städte mit komisch aussehenden Personen an ... und dann nicht nur eines, nein gleich 5-10 verschiedene nebeneinander.

    Wer will da das richtige finden?

    Brettspiele müssten da erstmal in die Wahrnehmung der Leute rücken.

    Klar hier kann dann Social-Marketing, oder Influeca, oder Blogger, oder Vlogger wie es neudeutsch heißt, oder ... ansetzen.

    Vielleicht sollte man hier aber nicht die klassischen Möglichkeiten außer Acht lassen.

    Z.B. in unserer Tageszeitung findet sich sehr selten mal ein Bericht zu Brettspielen.


    Und dann natürlich die öffentlichen Spieletage die auch immer wieder einen guten Job machen (und das meist Ehrenamtlich).


    Möglichkeiten gibt es viele.

    Aber erstens muss man diese nutzen und zweitens benötigt man die nötigen Mittel dazu.

  • fUnK3r Du vergleichst den aktuellen Status der Videospiele mit dem aktuellen Status der Brettspiele. Wenn du überlegst, wo Videospiele mal standen, vor 20 oder 30 Jahren, dann kann man daraus schon seine Schlüsse ziehen. Du hast den Grund ja selbst benannt, die Frage ist also, wie verbessert man das Erlebnis Brettspiel. Wie schafft man es, das hhamburger so wie viele andere, auch ich, nicht der Anker sein müssen, damit Spieler neugierig werden und sich irgendwann selber ein Spiel "erarbeiten".

  • In Videospielen kann ich mich direkt von Beginn an schon einmal bewegen - Nahezu Jeder...Ich kann Laufen / Mich umschauen - Ohne irgendwelche Hilfen. Selbst Leute, die noch nie einen Egoshooter gespielt haben, kommen vom Fleck - Schlecht und mit schwindelig im Kreis drehen, aber es bewegt sich überhaupt irgendwas und man lernt „intuitiv“ durch die Beschäftigung mit dem Controller das Umschauen, Laufen, Bewegen....Danach setzen meist eingebettete Tutorials ein, um die spieleigenen Eigenarten zu erklären.


    Versuch das mal in einem Brettspiel - Da kann ich aus den bunten Klötzchen ohne Erklärung höchstens ein Türmchen bauen...oder die Minis, wie früher He-Man Puppen, gegeneinander kämpfen lassen. Mehr nicht - Ich „erlebe“ nichts und lerne nicht von selbst.


    Das wird nie funktionieren - Zumindest so lange nicht, bis sich Brettspiele durch Nutzung ähnlich wie Videospiele selbst erklären (und damit meine ich keine Videoerklärung, bei der man erst langwierig passiv vorher Videos schaut - Das macht auch nahezu kein Nichtspieler).


    Hatte ich schon mal irgendwo angeführt: Ein befreundetes Paar (damals um die 35, beides Teamleiter im öff. Dienst mit akademischen Hintergrund) haben mir ihr KSdJ Andor überlassen - War „too much“ Regeln - Aber Hanabi (das dazugehörige SdJ) fanden sie ganz ok und regeltechnisch genug.

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    2 Mal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • Ich habe über die Kosmos Erklärapp jetzt zwei Spiele interaktiv gelernt. Ich weiß nicht ob das ein Teil der Lösung ist, aber vielleicht muss man sich aus der Sicht des Kenners mal wegbewegen und sich überlegen, ob ein heutiges Regelheft so noch dem Zeitgeist entspricht. Du sagst es ist nicht möglich wie bei den Videospielen? Ich sage, man sollte offen für Neues sein.


    Dein Andor gibt es als App. Völlig ohne Anleitung lernt man das Spiel. Erst 1 Held, dann ein Kampf, dann dieses Element und dann jenes. Es ist ein charmanter Aufbau und lässt einen das Spiel interaktiv in wenigen Minuten erlernen.


    Wer sagt das Anleitungen in analogen Brettspielen so sein müssen wie sie jetzt sind und immer waren? Wenn hier von angestaubt die Rede ist, dann wohl das und weniger das Marketing. Apps, Tutorial-Aufbau, Hybridanleitungen, interaktive Präsentation mit Prezi?


    Im Übrigen, auch Videospiele hatten mal Anleitungen. Ich erinnere mich gerne an komplexe Rollenspiele, wo man in einem kleinen Wälzer das Spiel lernen musste oder an Adventures die einen in Heftform die Tastenkombinationen beibrachten.

  • Ich denke auch, dass der Vergleich mit Videospielen nicht weiterhilft. Videospiele können etwas bestimmtes und Brettspiele etwas anderes. Brettspiele mögen sich ebenso wie Videospiele weiterentwickelt haben, aber bei klassischen Brettspielen bleibt der Zugang an die vorherige Erarbeitung der Regeln und die lokale Verfügbarkeit der Mitspieler gebunden.


    Eine Kombination von Brett- und Videospiel war bisher meist leidlich erfolgreich (ja, es gibt auch erfolgreiche Produkte), bzw. das was daraus entsteht ist wieder eine völlig eigene Kategorie und klassische Verlage können da nur schwer mitmischen. Auch im Tutorialbereich wurde ja schon viel probiert, aber es wurde wohl noch keine universelle Lösung gefunden, sonst würde es jeder so machen.


    Vielleicht muss man am Ende akzeptieren, dass es keine gute Lösung gibt, um eine breite Masse zu erreichen und der deutsche Vielspielermarkt einfach zu klein ist, um entsprechende Investitionen zu rechtfertigen. Damit macht man es sich zwar letztendlich "leicht", aber es ist auch eine Chance den Kopf freizukriegen und sich auf das zu konzentieren, was tatsächlich möglich ist – es gibt auch kleine Ziele und langsames Wachstum.


    Der wahrgenommene weltweite Boom von Brettspielen ist letztendlich auf den US-Markt zurückzuführen, wo eben auch eine Nische ein ausreichende Menge an potentiellen Kunden besitzt. Dort verkaufen sich teilweise Spiele im 6-stelligen Bereich, die es nichtmal auf den deutschen Markt schaffen oder hier relativ unbemerkt durchfloppen. Immer mehr Verlage (nicht nur deutsche) versuchen daher auf dem US-Markt ein direktes Standbein zu etablieren und möglicherweise ist dort das Marketingbudget besser investiert. Im günstigsten Fall schwappt der Effekt dann zurück über den großen Teich.

  • Nur um es klarzustellen, natürlich müssen Brettspiele ihren eigenen Weg gehen und man kann da nicht 1:1 kopieren.


    Ich finde die Gedankengänge und Vergleiche trotzdem interessant. Vor allem weil Brettspiele vor den Videospielen etabliert waren, sie nicht in einer Schmuddelecke standen und die Brettspiele von links überholt haben. Das wirklich krasse ist einfach die teilweise völlige Unkenntnis der Bevölkerung über Brettspiele, deren Möglichkeiten und aktuellen Stand.

  • Interakive Anleitungen sind aus meiner Sicht die Zukunft. Das baut einfach Barrieren ab, die man sonst nur mit einem Regelerklärer, bedingt mit einem Erklärvideo abbauen kann. Kurzspielregeln sind da noch weniger geeignet.


    Man kann Spiele auch teilweise so konzipieren, das schon auf dem Spielmaterial Regeln erkennbar sind. Es gibt ja auch Spiele, die sich selbst erklären, wie diese Reihe von Friedemann Friese. Habe ich in dem Fall aber noch nicht selbst ausprobiert.


    Je nach Spiel gibt es da durchaus Potential das Spielerlebnis zu verbessern. Auch Aufbauorgien kann man mit entsprechender Sortierung des Materials deutlich verkürzen.


    Das ist natürlich in der Regel mehr Aufwand, und damit auch mehr Kosten, erspart aber vielen anderen Aufwand.

  • Erklär-Apps und ähnliches sind sicher eine mögliche Lösung für eine bestimmte Gruppe von Spielen, aber die Lösung für alles sollte man darin auch nicht sehen. Brettspiele werden im Gegensatz zu Videospielen immer eine gewisse Einstiegshürde haben. Mal eben schnell vor den Computer setzen und eine Runde zocken, das geht mit Brettspielen einfach nicht. Brettspiele werden immer eine gewisse Eigenintiative erfordern. Das gilt vor dem Spiel beim Erarbeiten der Regeln, das gilt während das Spielens, wo einem kein Computer den Verwaltungskram abnimmt, und selbst beim Spielende ist noch nicht Schluss, denn denn muss der ganze Krempel mehr oder weniger sortiert wieder zusammengeräumt werden, während der Computerspieler einfach nur seinen Computer ausschaltet.


    Selbst bei der Vorbereitung ist es mit Regellernen ja nicht getan. Um überhaupt ein (Nicht-Solo-)Brettspiel spielen zu können, muss man sich ja erstmal eine Runde von Mitspieler organisieren. Brettspiele haben Hürden und die kann man nicht wegdiskutieren. Der Ansatz sollte eher sein, das positiv zu verstehen. Wenn man eine Runde gefunden hat, die bereit ist, sich Spiele zu arbeiten, dann kann man mit dieser Runde vielleicht mehr Spaß haben als mit irgendwelchen nur virtuell bekannten Fremden, die man beim Online-Zocken von Computerspielen trifft.

  • Wenn du überlegst, wo Videospiele mal standen, vor 20 oder 30 Jahren, dann kann man daraus schon seine Schlüsse ziehen.

    Ist das dann nicht auch etwas ein "Henne-Ei"-Problem?

    Wenn ich an die ersten Rechner denke, die einigen Nerds und Unternehmen zur Verfügung standen.

    Mittlerweile steht ein Laptop gefühlt in jedem Kinderzimmer und ein oder mehrere Konsolen dazu und ganz zu schweigen von den Smartphone das jedes Kindergartenkind mit sich herum trägt.

    Dazu nehmen wir noch das Internet, das in diesen Jahren um Welten schneller wurde.

    Plötzlich kann ich Multiplayer von zuhause und muss nicht mehr Freunde zur Lanparty einladen.

    Oder ich muss mich auch nicht mit Freunden treffen um ein Brettspiel zu spielen, geht alles bequem von Zuhause ;)


    Haben Videospiele jetzt einen riesen Boom erlebt, wegen dem mega Marketing, oder unter anderem vor allem auch, weil die Endgeräte für jeden verfügbar und einfach benutzbar sind?

    Klar, durch das Marketing sind Videospiele aus der "Killerspiel"-Schmuddelecke.


    Ich will damit nur sagen, dass ein Boom auch mit der zur Verfügung stehenden Infrastruktur zusammenhängt.

    Warum werden immer noch mehr Verbrenner verkauft als E-Autos?

    Obwohl zurzeit sehr viel Marketing für E-Autos und sogar negativ-Marketing für Verbrenner (Diesel) gemacht wird?

    Stichpunkte: Infrastruktur und Verfügbarkeit.


    Klar gutes Marketing ist super wichtig um eben ein Produkt/Marke ins Bewusstsein zu bringen.

    Aber es bringt ja auch nichts ein Produkt zu bewerben für das ich keine Infrastruktur habe (Videospiele früher / E-Autos heute)


    Ist eben oft ein "Henne-Ei"-Problem.

    Deshalb finde ich den Vergleich auch (ich zitiere mich) etwas wie Äpfel mit Birnen vergleichen.

  • Wegdiskutieren nicht, aber eben weitgehend beseitigen. Jeder der sie Oldschool spielen will, kann das ja immer noch tun.


    Das heißt nicht das man dabei bleiben muss. Auch Mitspieler sind teilweise zu ersetzen, sei es durch Soloregeln, oder eine KI, die in Form einer App, den 3. oder 4. Spieler ersetzt. Dafür sind natürlich auch Automata denkbar, die ohne Technik funktionieren. Da ist in der Entwicklung noch viel Luft nach oben.


    Auch denkbar ist, das irgendwann Spieler virtuell mit am Tisch sitzen, geht heute nur bedingt und eingeschränkt.


    Jeder kann sich aussuchen welche Hilfsmittel und Gimmicks für ihn zuviel sind, und auf welche er nicht verzichten will, aber die überhaupt nicht anzubieten ist arg kurzsichtig.


    Die meisten Barrieren sind beseitigbar, Regeln lesen ist gemessen an den heutigen Möglichkeiten schon irgendwie anachronistisch.

  • Die Erklärapp #Dized macht das in der interaktiven Anleitung für Blood Rage hervorragend. Besser geht es kaum, da fehlt eigentlich nur noch die deutsche Sprache. Man wird durch eine komplette Partie geleitet und kann auf das zu erklärende Einfluss nehmen.


    Allerdings ist es auch eine immense Hürde, solchen Content zu erstellen. Daran wird es wohl scheitern. Und Blood Rage ist ja nun nicht gerade der Hirnzwirbler. Wobei ich auch finde, dass man ein Trickerion relativ schnell erklären kann.

  • Eines wird mir hier in der Diskussion vergessen: der Anspruch an die Intelligenz des Spielers ist bei einem Brettspiel bedeutend höher als bei einem Videospiel.
    Ich denke mal, dass in kaum einem Hobby der Anteil der Akademiker höher ist als im Brettspielbereich.
    Auch das Regellernen, das Regelerfassen, das Transferieren der Möglichkeiten oder auch nur das Konzentriertbleiben für 1-4 Stunden stellt für viele eine unüberwindbare Hürde dar (mal jetzt von Spielen wie Lama abgesehen).

    Ein Brettspiel ist kein Konsumieren, sondern Erarbeiten und Verarbeiten des Erlernten - schon dadurch fehlen dir mit Sicherheit 40-50% der Bevölkerung, die so etwas entweder nicht können oder auch nicht können wollen.
    Die Verlage können durch gute Anleitungen (egal in welcher Form) mit Sicherheit den Anteil in der Bevölkerung erhöhen, Brettspiele werden aber nie die Popularität von Videospielen erreichen, da man selber spielen und nicht "gespielt" werden kann.

  • Außenwirkung von Brettspielen


    Ich war gestern mal wieder im Kaufhof und Karstadt in der Brettspielabteilung, dazu bei einem größeren Buchhandel (ich brauchte Schnäppchen zum Ausschlachten).


    Es ist einfach ein trauriges Bild, wenn man die Puzzles, Kinderspiele, Sudoku-Rätsel und Chemiebaukästen ausklammert.

    Alles völlig lustlos in die Regale geballert, und natürlich weit und breit keine Sau, die irgendwie Verkaufsberatung tätigen könnte.


    Aus dem Kopf bleibt vom "Brettspielsektor" ungefähr:

    1 Regal Amigo-Spiele, Werwölfe und co

    1 Regal Klassiker: Monopoly, Schach, Malefiz, "die große Brettspielsammlung" von Schmidt und dergleichen

    1 Regal (also erstaunlich viele) Exitspiele

    1 Regal "Familienspiele": Carcassonne + 10 Erweiterungen und ein paar weitere moderne Evergreens wie "Andor", "das verrückte Labyrinth", ein paar Spiele des Jahres, und ein paar eher obskure* Titel, die die Verlage da irgendwie hinvertriebt bekommen haben ("Tribes" von Kosmos hab ich mehrfach gesehen, "Forbidden Sky" von Asmodee steht aus irgendwelchen Gründen überall rum).

    ...im Buchhandel fand ich zusätzlich immerhin eine erstaunlich dicke grüne FF-Sektion, die ich so nicht erwartet hätte.


    Die aktuellen KSdJ-Nominierten waren nur im Buchhandel aufzutreiben - die SdJ-Nominierten schon, aber die haben so kleine Schachteln, die hab ich vermutlich teilweise übersehen. Die Signalwirkung des Preises war so erstmal nicht festzustellen, da steht dann halt auch L.A.M.A rum, aber das ist jetzt nicht irgendwie auf einem Podest oder so.


    * ich nenne die nicht obskur, weil die irgendwie obskur wären, aber die waren weder das, womit ich Leute ins Hobby locken wollen würde, noch das, was die Szene abfeiert. Sah einfach ziemlich willkürlich aus.


    ---


    Werbung über Blogger


    ...halte ich auch für größtenteils werbeunwirksam.

    Ja, erzeugt Aufmerksamkeit in der Blase, nein, wirkt nicht darüber hinaus.

    Es fällt insbesondere auf, dass die Resonanz darauf größtenteils ungefähr auf das hinausläuft, was man - glaube ich - vulgär mit "Circle Jerk" bezeichnet.

    Die selbe handvoll Leute kommentiert, liked und subscribed so lange im Kreis herum, bis jeder voll viele Likes hat, aber keiner keinen erreicht hat.

    Ich bin auf Twitter und ich bin in 3-5 Facebookgruppen, und ich glaube, ich bin inzwischen mit allen verbandelt/befreundet/aneinandergeraten, die sich da "engagieren", und es sind echt nicht viele.


    ---


    Vergleich mit elektronischen Spielen


    ...hinkt.


    Wenn wir das machen, können wir auch Fernsehen mit Buch Lesen vergleichen. Und zwar RTL2 mit Tolstoi.

  • Die Signalwirkung des Preises war so erstmal nicht festzustellen, da steht dann halt auch L.A.M.A rum, aber das ist jetzt nicht irgendwie auf einem Podest oder so.

    Vor der eigentlichen Preisvergabe wird die reine Nominierung eher selten als Werbemittel eingesetzt, und dann auch eher in Fachgeschäften als im Kaufhaus.


    Nächste Woche könnte sich das theoretisch ändern, aber dann dauert es auch erst mal wieder einige Wochen, bis der Titelträger in ausreichender Stückzahl lieferbar sein wird.

  • Eines wird mir hier in der Diskussion vergessen: der Anspruch an die Intelligenz des Spielers ist bei einem Brettspiel bedeutend höher als bei einem Videospiel.
    Ich denke mal, dass in kaum einem Hobby der Anteil der Akademiker höher ist als im Brettspielbereich.

    Das kann ich so pauschal absolut nicht unterschreiben. Es gibt da im Videospiel Bereich genau wie im Brettspielbereich Spiele die jeder irgendwie spielen kann. Und es gibt Spiele mit entsprechender Hürde, ob nun kognitiv, oder koordinativ.


    Über die pauschale Benutzung des Begriffes Intelligenz als wäre Intelligenz etwas monolithisches will ich mal gnädig hinwegsehen.


    Das jemand einen akademischen Titel erreicht hat, lässt auch nur bedingt einen Rückschluss auf die Intelligenz zu. Es gibt auch Gruppen die bei der genormten Intelligenz, es geht ja um diese Tests, deutlich besser abschneiden als der gemeine Akademiker.


    Zudem ist auch die Gruppe der Brettspieler sehr heterogen, in einer Uni Brettspielgruppe hast Du ganz andere Typen, als im normalen Brettspielverein, der sich auf Familienspieler konzentriert.


    Kurz und gut, weniger elitäres Denken, und mehr Anpassung an die Bedürfnisse der potentiellen Mitspieler.

  • PeterRustemeyer Naja, was erwartest du von Karstadt und Kaufhof (gehören die nicht mittlerweile zusammen ??) ?! Die nehmen Sachen in ihr Sortiment, die sich auch verkaufen und das sind nunmal Klassiker (Cluedo, Monopoly, Risiko, etc gerne auch entsprechende Lizenztitel), "Spiele des Jahres" (auch Nominierte und Empfohlene), also Titel, die vielleicht auch mal in der regionalen Tageszeitungen erwähnt werden und Spiele größerer Verlage, die eben auch gefällige Titel für Familien im Programm haben und über ein entsprechendes Budget verfügen, diese auch zu bewerben. Und das erklärt vielleicht auch die Abwesenheit von informierten Fachverkäufern, denn diese Titel verkaufen sich fast von selbst (ob das hier im Forum gut ankommt oder nicht ;)). Ich fände ja ein paar Exoten in den Kaufhausabteilungen auch spannend, aber das wird so schnell nicht geschehen ...

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Heute auch jemand in den Spieleladen gekommen:

    "Haben Sie das Spiel des Lebens?"

    "Ja, hier im Kinderspieleregal."

    "Okay, legen sie es mir zurück, ich muss nochmal zur Bank."


    Eine halbe Stunde später, nach dem (sehr wortkargen Kauf):

    "Wollen sie eine Bonuskarte von uns, dann bekommen sie 10% Rabatt, wenn Sie..."

    "Nein danke, das wäre bei mir verschwendet. Einen schönen Abend noch."

    "Ebenso"


    Es gibt eben solche und solche.

  • Helmut R.

    Ich erwarte nichts anderes von den Kaufhäusern. Das ist nicht ihr job, sich da auszukennen.


    Wenn, dann erwarte ich von den Verlagen, mehr dafür zu tun, dass Nichtspielegeeks eine etwas buntere und spannendere (auf keinen Fall exotische!) Auswahl präsentiert bekommen, falls das mit der "Außenwirkung" irgendwie besser werden soll.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Ich meine, vor Jahren mal erzählt bekommen zu haben, dass bei Karstadt ganz viel vom zuständigen Abteilungsleiter abhängt. Wenn der das Thema pusht, gibt es auch gute Regalinhalte - und wenn nicht, dann nicht. In Berlin hatte etwa der Karstadt in der Tauentzienstraße damals immer ein ziemlich gutes Spielesortiment. Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht.

  • Eine Frage: Welcher Spieleladen hat Spiel des Lebens vorrätig?! Oder ist das ein Spielzeugladen, der auch Brettspiele anbietet?


    Eine vertane Verkaufschance. Warum kommt da kein "Wenn Sie SdL interessiert, kann ich ihnen das hier nur empfehlen, das ist wesentlich besser."?

  • PowerPlant

    Der Mann war sehr beratungsresistent, er hat das vom ersten Moment an abgeblockt. Ich selbst bin (bzw wollte) mit ihm ja zum Kinderspieleregal gehen und Alternativen vorschlagen. Aber hatte sich schon rumgedreht und den Satz mit der Bank abgelassen und war eine Sekunde später zur Tür raus.

    Und ja es ist ein gemischter Spielzeugladen, der jedoch hauptsächlich sein Geld über Brettspiele erwirtschaftet.


    Ich denke der Mann hat nur im Auftrag gekauft oder als direkt gewünschtes Geschenk. Der hat sich auch sichtlich unwohl gefühlt im Laden zu stehen und wollte schnell wieder raus xD

  • PeterRustemeyer welche Buchhandlung meinst du? Da du aus Köln kommst zufällig die Mayersche am Neumarkt? Dort war ich vor ein paar Monaten zum ersten mal in der Spieleabteilung und war sehr positiv überrascht. Jede Menge Kosmos, Ravensburger, Amigo, Schmidt etc. Aber selbst Schwerkraft und Feuerland waren dort sehr ordentlich vertreten. Hätte ich nicht erwartet, da die letzteren wohl kaum jemand kauft der sich nicht damit auseinander setzt. Zumal es in Köln mit dem HiveWorld und Brave New World noch in relativer nähe zwei reine Brettspielgeschäfte gibt. Das man bei der Mayerschen zu den Spielen beraten werden kann bezweifle ich aber. So zumindest meine Erfahrung aus Dez. 18 aus einer Mayerschen in Dortmund. Dort bin ich durchgeschlendert und habe geschaut was die so haben (ähnlich zu Köln). Ich war dann etwas verdutzt als dann der Mitarbeiter anfing sich die Rückseiten durchzulesen und habe ihn angesprochen. Er hatte gerade Scythe in der Hand. Er hatte von dem Spiel noch nie gehört und ein sehr kriegerisches Spiel erwartet. Es stellte sich dann heraus das er so gut wie keins der Spiele kannte aus seiner Abteilung, die für Kenner und Experten gedacht sind.

    Zu Karstadt und Kaufhof gehe ich mittlerweile nicht mehr in die Abteilungen. Ist mir zu frustrierend. Habe letztes Jahr dort versucht ein Luxor zu bekommen. Dachte nach der Nominierung sollte das doch möglich sein... :crying::crying::crying:

  • PowerPlant

    Der Mann war sehr beratungsresistent, er hat das vom ersten Moment an abgeblockt. Ich selbst bin (bzw wollte) mit ihm ja zum Kinderspieleregal gehen und Alternativen vorschlagen. Aber hatte sich schon rumgedreht und den Satz mit der Bank abgelassen und war eine Sekunde später zur Tür raus.

    Und ja es ist ein gemischter Spielzeugladen, der jedoch hauptsächlich sein Geld über Brettspiele erwirtschaftet

    Arbeitest Du in einem Spieleladen? Das wäre ja mal interessant Infos von der anderen Seite der Theke zu bekommen ;)

  • Wenn, dann erwarte ich von den Verlagen, mehr dafür zu tun, dass Nichtspielegeeks eine etwas buntere und spannendere (auf keinen Fall exotische!) Auswahl präsentiert bekommen, falls das mit der "Außenwirkung" irgendwie besser werden soll.

    Du überschätzt offenbar den Einfluss eines Verlags auf das Sortiment eines Kaufhauses.

  • ich habe heute in der Regionalzeitung einen ganzseitigen Artikel "Mehr als Mensch ärgere dich nicht" gehabt...

    Erst dachte ich, oh Gott, was kommt jetzt und dann


    Darin kam Robin von Asmodee zu Wort. der Artikel nannte kooperativ und Apo-gestützt als Trends und die Beispiele im Text waren #RobinsonCrusoe , #VillendesWahnnsins2 und #Gloomhaven (als es darum ging, dass Brettspiele mittlerweile auch sehr teuer sein können). Ich war baff:huh:und erfreut:)

  • Wenn der Vertrieb sich entsprechend Regalfläche "kauft" ist der Einfluß sicherlich größer

    Aber auch Ravensburger kann nicht verhindern, dass sich HasBro Regalflächen für Monopoly und Pipi Party "kauft".

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Arbeitest Du in einem Spieleladen? Das wäre ja mal interessant Infos von der anderen Seite der Theke zu bekommen ;)


    Ich bin mit dem Besitzer befreundet und helfe dort manchmal inoffiziell aus. Außerdem stehe ich sehr oft (auf der Seite der Kunden) an der Theke und spiele etwas mit ihm :sonne:


    Daher gibt's von mir leider auch keine Aussagen von der anderen Seite der Theke :|

  • Du überschätzt offenbar den Einfluss eines Verlags auf das Sortiment eines Kaufhauses.

    Ich hab da natürlich erstmal keine Ahnung, das bestreite ich gar nicht.


    Aber wenn sich mit der Zielgruppenerschließung irgendwas ändern soll, und die Verlage sich nicht um die Verteilung eines ungefähr gleich groß bleibenden Kuchens streiten wollen, dann muss der Angriff auf Orte wie eben diese Kaufhausregale erfolgen (falls man Kaufhäuser nicht sowieso als verlorene Idee ansieht).


    Das Angebot da ist einfach traurig. Da sehe ich vielleicht 5-6 Spiele, von denen ich behaupten würde, damit kriege ich Leute vom Hobby begeistert.

    Könnte aber halt auch die zehnfache Menge sein.


    Dominik Brettspielgalaxie

    Ja, die Mayersche am Neumarkt war mitgemeint.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • PeterRustemeyer Der Haken an deiner Überlegung ist, dass HasBro vermutlich kein Interesse daran hat, etwas an der Zielgruppenerschließung zu ändern. Und HasBro hat mit Monopoly und vermutlich noch anderen Titeln im Sortiment eine gewisse Marktmacht, weshalb die Kaufhausketten vermutlich nicht "nein" sagen können zu einer Pipi Party ...


    So betrachtet hast du einerseits durchaus recht: Ein einzelner Verlag hat (je nach Größe) durchaus Einfluss auf das, welche seiner Titel überhaupt Einzug in die Listungsplätze solcher Ketten finden. Aber er hat eben keinen Einfluss darauf, was andere Verlage dort zu platzieren versuchen.


    Generell ist das Ziel eines Verlags nicht, im Kaufhaus eine bunte Auswahl zu präsentieren. Sondern das Ziel des Verlags ist es, genau diejenigen Titel im Kaufhaus zu platzieren, die sich dort voraussichtlich(!) am besten verkaufen werden. Denn nur dann kann ein Verlag die Anzahl seiner Listungsplätze behalten oder gar vergrößern. Stellt er aber Titel ins Regal, die sich nicht gut verkaufen, darf er u. U. im nächsten Jahr nur noch weniger Titel dort platzieren.


    Aber ich glaube, wir entfernen uns irgendwie vom Ursprungsthema "Marketing" ...