"Kidults"

  • Ehrlich gesagt rede ich auch nicht gerne mit Leuten außerhalb der Bubble über mein Hobby und erwähne dies in der Regel auch nicht, wenn nicht explizit gefragt wird. Ich befürchte immer (wahrscheinlich oftmals zu unrecht), dass der Gegenüber einen in irgendeine, für mich unpassende, Schublade steckt ("zu belächelnder Kinderkram"). Gleichzeitig habe ich auch keine Lust, dann jemanden über das Hobby "aufzuklären". Ich habe seit der Schule P&P gespielt und war diesbezüglich auch recht offen. Deshalb kenne ich diese ausschweifenden Erklärungsmonolge, nach denen ich das Gefühl habe, der Gegenüber hat es immer noch nicht so richtig verstanden.

    Als Nerd eingestuft zu werden, finde ich nicht schlimm und auch nicht (mehr) negativ behaftet. Bei Brettspielen stört mich tatsächlich diese Kinderkram Assoziationen, die ich bei vielen vermute. Ich rolle innerlich immer mit den Augen, wenn ich von meiner Schwiegermutter höre, ich sei am Samstag bei Freunden zum spielen. Als wäre ich 8 Jahre alt und würde mit Freunden Playmobil Figuren auspacken...

    Wahrscheinlich habe ich nur eine verkehrte Wahrnehmung und es ist gar nicht so schlimm, wie ich es mir immer vorstelle. Aber ich wüsste auch gar nicht, was ich mit Außenstehenden zu Brettspielen bereden sollte. Ich möchte weder missionieren, begeistern oder informieren. Wer Interesse hat, kommt von selbst. Ist vielleicht eine etwas starke Gatekeeper Mentalität, aber es gibt ja genug andere in der Bubble, die sich dazu berufen fühlen.


    Der Begriff Kidult ist für mich Quatsch. Ich bin Adult und nicht Kind.

  • Der durchschnittliche Brettspieler ist 38 Jahre alt, heißt es im Beitrag. Und derjenige wird immer älter... überrascht mich jetzt nicht. Die Spiele werden ja auch immer komplexer, größer und teurer. Auch die Themen werden immer erwachsener und gesellschaftskritischer.


    Ich begrüße diese Entwicklung.

  • HRune

    Ich verstehe was du meinst, aber meine Neugier, Freude und Unbedarftheit sind nicht kindlich. Die sind erwachsen - so wie ich.

    Man kann doch auch einfach akzeptieren, dass Spielen zum gesamten Leben dazu gehört (wie auch im verlinken Beitrag genannt) und muss das nicht grundsätzlich mit Kindsein verknüpfen.

    Ich verstehe auch, was Du meinst und denke, dass wir gar nicht weit auseinander sind - das Relevante ist das Vorhandensein von Neugier, Freude, Unbedarftheit und welche positive Kraft ich für mich daraus ziehe. Das ist bestenfalls vom Alter unabhängig und das Leben über vorhanden. Dass Spielen mit Kindsein verknüpft ist, halte ich nur für natürlich und verständlich, da dies der Hauptfokus in der Kinderzeit ist. Durch das Spiel lernen Kinder und die Kindheit ist eine große, intensive Lernphase und -erfahrung. Für mich stellt dies auch keine Schublade dar - eher ist es Bildsprache, die erklärend und nicht wertend ist. Und genau das stellt der Begriff „kidult“ auch für mich dar. Braucht es den, wenn wir akzeptieren, dass Spielen zum gesamten Leben dazu gehört? Nein. Schadet er? In meinen Augen auch nicht. Für mich klingt er mit dem „ki“ sogar melodischer als adult.

    Letting your mind play is the best way to solve problems. (Bill Watterson)

    Bin auch immer mal in der FAIRPLAY zu lesen.

  • Ich kläre auch niemanden mehr auf. Dann wird man bloß in ein Kinderzimmer geführt und soll die Leute mit einem Spiel von dort bespaßen. Oder, mein Favorit, irgendwelche gelangweilten Kinder sollen mal eben ins Spielezimmer, bei mir, gehen und was aussuchen.

  • und denke, dass wir gar nicht weit auseinander sind

    Das denke ich auch. :)

    Dass Spielen mit Kindsein verknüpft ist, halte ich nur für natürlich und verständlich

    Jein. Klar spielen Kinder, aber das Spielen grundsätzlich kindlich ist halte ich für antiquiert. Bei einem Schachgroßmeister würde auch niemand sagen, dass er sein kindliches Spielbedürfnis befriedigt.

    Kidult ist eben kein Kofferwort aus Spielen und Erwachsener, sondern aus Kind und Erwachsener und für mich damit keine geeignete Bezeichnung für das, was hier als Zielgruppe gemeint sein soll.

  • Dass Spielen mit Kindsein verknüpft ist, halte ich nur für natürlich und verständlich

    Jein. Klar spielen Kinder, aber das Spielen grundsätzlich kindlich ist halte ich für antiquiert.

    Da hast du aber den Satz von HRune auch etwas früh abgeschnitten. Die Aussage begründet er ja damit, dass Kinder (vor allem sehr junge) eben hauptsächlich spielen – eben weil ja auch gerade in den ersten Jahren sehr sehr viel spielerisch gelernt wird – während Erwachsene auch spielen, aber natürlich daneben allerlei andere Verpflichtungen haben, die viel Zeit in Anspruch nehmen. Insofern finde ich das schon nachvollziehbar, dass Spielen mit der Gruppe an Menschen verknüpft ist, die darauf die meiste Zeit verwenden kann.

  • Jein. Klar spielen Kinder, aber das Spielen grundsätzlich kindlich ist halte ich für antiquiert.

    Das ist ja auch nicht wissenschaftlicher Konsens. In der Philosophie wird seit Platon das Spielen als grundlegende Form der Erkenntnis und des Weltzugangs betrachtet und diskutiert. In der Anthropologie, Soziologie und Pädagogik finden sich ähnliche Zugänge.

    Kidult ist eben kein Kofferwort aus Spielen und Erwachsener, sondern aus Kind und Erwachsener und für mich damit keine geeignete Bezeichnung für das, was hier als Zielgruppe gemeint sein soll.

    Ich halte von solchen Begriffen gar nichts, weil sie in entwicklungspsychologischer und sozialer Hinsicht eine Abwertung implizieren. In Bezug auf Comics und Animation findet man ein ähnliches pejoratives Vokabular. Für mich ist dieses eher ein Ausdruck der Unkenntnis über die Komplexität und Vielgestaltigkeit des jeweiligen Mediums.

  • Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich müsste mich mit der Partnersuche beschäftigen und werde da nach meinen Hobbys gefragt. Ach Du liebe Güte. Wenn ich da Brettspiele und Videogames eintrage, da buchen die aus Mitleid doch nicht mal den Mitgliedsbeitrag bei mir ab.

    So dachte ich vor einigen Jahren auch, als ich mich trennungsbedingt mit Tinder und Konsorten befassen musste. Ich hab also erstmal meine anderen Hobbys eingetragen (Bogenschießen war da schon das höchste der Gefühle aber hier kamen vorwiegend interessierte Nachfragen und Interessensbekundungen, das auch mal ausprobieren zu wollen, weshalb es hin und wieder zu interessanten Dates mit Pfeil und Bogen im Wald kam 😁) und bin damit auch ne Zeit lang relativ gut gefahren. Das war erstmal auch völlig ok so, nur was wirklich tiefergehendes mit Substanz, aus dem sich eine Partnerschaft entwickeln könnte, kam dabei nicht zustande.

    Irgendwann wurde mir dann bewusst, dass ich doch nichts zu verlieren habe, außerdem würden die Damen, die sowas abschreckt, sowieso in keinster Weise zu mir passen.


    Ab da habe ich also mit offenen Karten gespielt und das vermutlich nerdigste Tinderprofil aller Zeiten erstellt. Und siehe da, seit Mai letzten Jahres bin ich mit einer wahnsinnig tollen Frau zusammen, mit der ich das schönste Hobby der Welt von nun an gemeinsam erleben darf 🥳

  • Wenn ich das hier teilweise so lese, bin ich schon etwas irritiert, wie sehr manche Leute ihr Hobby hinter verschlossener Hand halten. Vielleicht bin ich da ein Sonderfall und hatte bisher einfach nur Glück mit meinem Umfeld.


    In meiner Familie wurde von Kindheit an immer viel gespielt, erst die Klassiker wie Mädn, Monopoly, Canasta und co., später wurde dann jedes Jahr das Spiel des Jahres gekauft und hoch und runter gespielt, so dass es von Klein auf normal war, das als Hobby zu nennen. In der Schule kam dann so mit 12 oder 13 Jahren der erste Kontakt mit D&D dazu und Rollenspiele waren dann so mein Ding von exotischem Hobby, das ich unbedingt jedem aufdrücken musste. Es gab dann zwar zwischendurch von Außenstehenden dieses übliche Gehabe von wegen "das ist ein ganz böses Hobby", das zeitweise dazu geführt hat, dass ich das nicht mehr so offen kundgetan habe, aber das hat sich dann auch bald wieder gelegt und seitdem stehen Brett- und Kartenspiele, an Rollenspielen habe ich irgendwann das Interesse verloren, in jeder Auflistung meiner Hobbies, inklusive Onlinedatings und meiner Lebensläufe aller Job-Bewerbungen, die ich jemals laufen hatte. Daraus haben sich mehr interessante Unterhaltungen ergeben, als dass ich Ablehnung erlebt habe.


    Was kann denn schlimmes passieren? Desinteresse? Dann wird der Gegenüber nicht nachfragen oder man redet über etwas anderes. Abneigung? Man findet bei jedem Hobby jemanden, der es doof findet, und wenn jemand Spielen so doof findet, dass er mit einem nichts mehr zu tun haben will, dann will man mit demjenigen wahrscheinlich ohnehin nichts zu tun haben.


    Ergo: Mehr Mut zum Hobby, steht dazu.

    Einmal editiert, zuletzt von Flipp ()

  • Mit dem Einstieg ins Brettspielhobby habe ich schon einen großen Schritt gemacht. Davor habe ich ja nur am PC oder der Konsole gespielt... da war ich noch ein potenzieller Killer, Kellerkind und im besten Falle Nerd. Jetzt traut man mir schon zu, dass ich Gelesenes verstehen kann und im Wohnzimmer sitzen darf.

  • Wenn irgendeine Person in meinem Bekanntenkreis ein Problem damit hätte, dass ich gerne Spiele spiele, dann wäre das das Problem dieser Person, aber es wäre sicher nicht mein Problem.

  • Das hört sich alles vernünftig und richtig an. Bei Bekannten, Freunden und der Familie ist das ja auch Null Thema. Bei Unbekannten schütze ich mich einfach selbst vor doofen Fragen oder unangenehmen Blicken.


    Jemandem, der z.B. noch nie etwas von VR gehört hat, diese Technologie zu erklären und ihm zu schildern, wie ich Abends mit VR Brille, Headset und Gun-Controller im Wohnzimmer herumrenne und Aliens auf dem Planeten Pandora abknalle... das ist mir zuviel.


    Oder wie ich am 1,2m x 1,8m Esszimmertisch sitze und Plastikminis über eine Neoprenmatte schiebe und dabei 20-seitige Würfel in den Würfelturm werfe... das ist mir auch zuviel.


    Die Blicke ertrage ich nicht (mehr).

  • Ich kann die Vorbehalte nicht bestätigen. Bislang waren Menschen, denen ich von Brettspielen und Webseite erzählt habe stets ziemlich überrascht, neugierig und positiv gestimmt. Vor allem bezüglich der Bandbreite an Spielmöglichkeiten, die es inzwischen gibt.

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  • Ich erzähle es jedem der danach fragt und mir ist nicht einmal ansatzweise in den Sinn gekommen, dass mich deshalb irgendjemand danach beurteilen würde (und wenn es so wäre ist mir das wirklich mehr als egal). Die einzige Verwunderung die ich ernte ist, wenn ich erzähle dass ich Brettspiele hauptsächlich alleine Spiele. Für viele, die dem Hobby nicht nahe stehen, ist ein Brettspiel in erster Linie immer noch ein Spiel, das man mit anderen zusammen spielt. Diese Verwunderung ist aber in keinster Weise negativ, im Gegenteil meistens kommt ein "ach, ich wusste gar nicht, dass es Spiele gibt, die man ausschließlich alleine spielen kann" und mein Gegenüber ist schlechtestenfalls einfach nicht weiter interessiert oder fragt bestenfalls sogar noch weiter nach.

    Aber dass jemand dann auf einmal ein anderes Bild von mir hatte weil ich einen Haufen bunter Pappkartons im Keller stehen habe... ich glaube nicht...

    Ist ja auch nicht so, dass ich Hobbymäßig chinesische Kinder in meiner Garage Sneaker zusammenkleben lasse... von daher wundert es mich schon sehr, warum Leute glauben sie müssten das Hobby gezielt verschweigen.

  • Na das habe ich doch geschildert... die Blicke. Ich bin 52. Sehe verdammt gut aus, groß, sportlich und einfach eher der Typ James Bond mit dem Hobby Astronaut. Wenn man da von Brettspielen erzählt, erntet man ungläubige Blicke und zerstört eventuell den coolen Ersteindruck.




    ...ich glaube diesmal muss ich dazuschreiben, dass das nicht ernst gemeint ist?

  • Na das habe ich doch geschildert... die Blicke. Ich bin 52. Sehe verdammt gut aus, groß, sportlich und einfach eher der Typ James Bond mit dem Hobby Astronaut. Wenn man da von Brettspielen erzählt, erntet man ungläubige Blicke und zerstört eventuell den coolen Ersteindruck.




    ...ich glaube diesmal muss ich dazuschreiben, dass das nicht ernst gemeint ist?

    Das erklärt, weshalb bei mir niemand skeptisch blickt.


    Ich bin klein, unsportlich, Typ Frodo mit dem Hobby Keller ausfegen!

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  • Mach Dir nix draus... dafür hast Du eben den Kommentar des Tages geschrieben. Meines Tages...

  • Einfach plastisch von der letzten KDM-Session oder Nemesis-Partie erzählen und schon verstummen die potentiell abfällig-kindischen Kommentare. Ok, eventuell wird auch zukünftig die Strassenseite gewechselt. aber das sind dann Kollateralschäden.


    Erinnert mich an eine D&D-Partie in den 2000ern in Hamburg. Lauer Sommerfreitagabend mit geöffneten Fenster, um bei ner handvoll SpielerInnen den nötigen Sauerstoff in meine kleine Volontärs-Butze zu bekommen. Hitzige angespannte Spielsituation. Irgendwas mit einem Ritual oder so. Wir als Helden natürlich die Guten. Krititische Entscheidungen über Leben und Tod. Ich spielte irgendso einen Priester-Paladin (ist lange her für Details) und erhob meine Stimme innerhalb meiner Rolle, um mir Gehör zu verschaffen: "Wir werden die Ruhe der Toten nicht stören". Wohl etwas zu laut, denn ich meine, in den nächsten Tagen, arg merkwürdige Blicke von meinen Nachbarn mir gegenüber bemerkt zu haben ... Aufgeklärt habe ich das allerdings nie, waren nur Nachbarn in der Großstadt.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

    Einmal editiert, zuletzt von ravn ()

  • Ich muss sagen, ich warte auch erst ab, mit wem ich rede, und welche dunklen Geheimnisse die Person hat.


    Als Hobbies nehme ich meist nur Lesen, Schwimmen, Tischtennis, Serien schauen.

    Sie stimmen ja auch, obwohl ich nicht mehr soviel ausübe. Schwimmen war mit Anfang 30 jeden Tag 2-4 Kilometer und Tischtennis 10-20 Stunden die Woche, davon bin ich weit entfernt, von der Form auch. 😂

    Serien schauen die Meisten, ist daher immer ganz gut.

    Lesen ist sehr unterschiedlich, ich erwähne auch nicht das Verhältnis Comics zu Büchern.

    Comicbände ca. 50 pro Jahr und 2-3 Bücher.

    Ich liebe klassische Disneycomics( zum Glück ist der Großteil der Klassiker Barks, Rosa und Gottfredson in meiner Sammlung, bevor Disney noch mehr davon im Giftschrank verschwinden lässt 😢), Frankobelgische Klassiker und amerikanische Zeitungscomics.


    Brettspiele, Konsolenspiele und schießen mit freien Waffen (Bogen, Armbrust, Luftgewehr und Vorderlader) lasse ich meist aus.

    Brettspiele kennen zuviele nur, Mensch ärgere dich nicht, Monopoly und Skat. Da jemanden erklären, dass es mehr gibt, fällt oft auf Verständnislosigkeit, besonders, wenn sie dann noch von Preisen von Kickstarter erfahren.

    Konsolenspieler ist meist kindisch oder Killerspieler.

    Beim Schießen ist man meist gleich ein potentieller Amokläufer und dass man sowas ohne Waffenschein besitzen darf.

    Von Sportschützen wird man oft komisch beäugt, wenn man Luftgewehr statt Feuerwaffe schießt.

  • Brettspiele, Konsolenspiele und schießen mit freien Waffen (Bogen, Armbrust, Luftgewehr und Vorderlader) lasse ich meist aus.

    Brettspiele kennen zuviele nur, Mensch ärgere dich nicht, Monopoly und Skat. Da jemanden erklären, dass es mehr gibt, fällt oft auf Verständnislosigkeit, besonders, wenn sie dann noch von Preisen von Kickstarter erfahren.

    Konsolenspieler ist meist kindisch oder Killerspieler.

    Ich denke du solltest deinen Mitmenschen mehr Toleranz zutrauen :)

  • Ich wundere mich auch etwas. Ich stelle mich jetzt auch nicht in die Fußgängerzone und frage wildfremde Menschen, ob sie mit mir über Brettspiele reden möchten. Aber wenn ich bei diversen Anlässen ins Gespräch mit mir bislang Unbekannten gekommen bin, und die Sprache kam auf Freizeitbeschäftigungen, dann bekam ich bislang zumindest neutrale Reaktionen, nie negative.

  • Ich denke die direkte Reaktion: "Du spielst Brettspiele, was bist du den fürn infantiler Larry..." kriegen die allerwenigsten.

    Wir unterhalten uns ja normalerweise mit Erwachsenen die eine gewisse Art von Anstand haben und die neutral reagieren auch wenn sie sich vllt. etwas anderes denken... ;)


    Die meisten die hier davon berichten werden einfach vorsichtig sein sich für "hinter dem Rücken reden etc." im Büro oder wo auch immer anfällig zu machen.

  • Tatsächlich ist mir noch keiner krumm gekommen, weil ich von Videospielen oder Brettspielen erzählt habe. Es gab mal eine Zeit in der die Killerspieldebatte so richtig am kochen war, z.B. nach dem Amoklauf in Winnenden 2009. Da war es wirklich schwierig noch von Counterstrike zu erzählen. Oder nach 9/11 bei den Diskussionen um den Flugsimulator von Microsoft. Aber das wäre ein anderes Thema.


    Bei Brettspielen ist das Thema vermutlich völlig egal. Ob ich da Zombicide, Rainbow Six Siege oder Mischwald spiele, ist dem Gegenüber egal. Habe noch nie eine kontroverse Debatte zum Thema Brettspiele gesehen. Brettspielen wird allgemein als völlig harmloses Hobby angesehen. Zurecht natürlich.


    Man stelle sich vor, dass beim nächsten Terrorakt die Brettspieler aufs Korn genommen werden. "Der hat sich mit This War of Mine vorbereitet!". Unvorstellbar. Brettspieler sind gesellige Kidults, die keiner Fliege was zuleid tun können.

  • Wenn man hier so mitliest bekommt man fast das Gefühl, der einzige Grund warum die Akzeptanz in der Gesellschaft nur so langsam voranschreitet ist, dass wir Brettspieler uns nicht aus dem Keller trauen.

  • Wenn man hier so mitliest bekommt man fast das Gefühl, der einzige Grund warum die Akzeptanz in der Gesellschaft nur deshalb so langsam voranschreitet ist, dass wir Brettspieler uns nicht aus dem Keller trauen.

    Akzeptiert sind Brettspiele doch schon immer, für Kinder. Für Erwachsene scheint das aber in den Augen vieler kein sinnvoller Zeitvertreib zu sein. Da widerspreche ich natürlich. Mich machts glücklich, es bildet, es ist gesellig und so weiter...


    Könnte man fast jedes Hobby auf den Prüfstand stellen, wenn es um Sinnhaftigkeit gehen soll.

  • Ein gewisser Argwohn kommt meiner Meinung/Erfahrung nach vor allem von denen, die selbst gar keine Hobbys haben. Die meinen, es müsste sich immer alles alles ernsthaft, seriös und "erwachsen" (da ist er schon wieder) abspielen. Und dabei vielleicht (noch) gar nicht merken, wie leer das dann eigentlich nur ist.

    die Interessen liegen da eher bei Kleidung, Mode und Smartphones.

    Könnte man jetzt diskutieren, ob das als Hobby durchgeht. ;)

    Aber als alter weißer Mann... :D



    Ich muss aber schon zugeben, dass ich Leute insgesamt interessanter finde, die sich AUCH für Brettspiele etc. interessieren und nicht ausschließlich aus ihren Nerd-Welten, Marvel, HdR, StarWars etc. bestehen. Mit manchen kann man sich eigentlich *nur* darüber (vernünftig) unterhalten, bei normalen lebensnahen Themen herrscht dann schnell Funkstille. Das ist eher nix für mich.


    Kann mich noch an Videospielforen erinnern, wo Leute berichtet haben, dass sie das ganze Wochenende über mit ihrem Partner Seite an Seite WoW gespielt haben. Könnte man jetzt sagen "ist doch super", aber da lag das gemeinsame Leben meist bald danach in Trümmern.


    Aber grundsätzlich gibt es meiner Meinung nach doch auch für das Umfeld kaum ein angenehmeres Hobby als Brettspiele, von daher sollte man sich damit auch in keinster Weise verstecken (müssen).

  • Bei unserem letzten Umzug vor 8 Jahren haben die Mitarbeiter des Umzugsunternehmens zum Ende bei der Frage wohin der jeweilige Karton hin soll nur noch gefragt "Comics oder Spiele ?" und haben sich dabei königlich amüsiert.

    Ich habe jetzt kein Sendungsbewusstsein bzgl. meiner Hobbys, aber ich habe immer erzählt, was ich so mache und dazu gehören diese beiden Hobbys nun mal dazu. In der Regel haben sich daraus keine intensiven Gespräche ergeben, da sehr viele Menschen nichts mit diesen Hobbys am Hut haben. Das ist für mich auch völlig in Ordnung, schliesslich schalte ich auch bei Baumarkt, Garten und Auto schnell ab.

  • Meine Interessen sind weit gefächert. Fußball, Handball, Basketball oder einfach generell Sport gehört dazu. Bin auch gerne bei unserem Handballverein in der Halle oder mittlerweile auch mal wieder beim VfB im Stadion.


    Ich habe auch mal 10 Jahre lang getanzt. Ist nicht so, als würde ich mich nur daheim beschäftigen. Aber das Hobby Brettspiele hat halt den Vorteil, dass ich es IMMER betreiben kann. Wetterunabhängig, jahreszeitunabhängig. Jeden Abend, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme. Ohne große Planung. Spontan.


    Das ist mir wichtig. Ich brauche eben Beschäftigung. Nur zuhause auf dem Sofa abhängen ist mir nicht genug. Ich muss Abends noch was tun, wenn andere abschalten wollen. Ich schalte beim Spielen ab.

  • Ich schäme mich nicht, und wenn jemand nach Hobbies fragt, lege ich begeistert los. Und bisher habe ich hier eigentlich nur echte Neugier und Nachfragen erlebt. Mit hoch gezogenen Augenbrauen und weiterem Nachhaken, wenn ich dann noch den Solo-Exkurs anhänge ;)

    So. Tatsächlich stach mir dieser Beitrag sofort ins Auge. Ich habe dabei festgestellt, dass seit ich Solo spiele ich so gar kein Problem mehr habe, wem auch immer anstatt „seriöser“ Hobiies wie Lesen, Tanzen, Segeln oder Golf (Nerdstufe 0) mein Hobby Brettspiele (Nerdstufe 3) bei Bedarf (!) in die Runde zu werfen, sei es beschreiben, anekdotisch oder auch nur durch entsprechend illustrierte Kleidung. Allerdings bleiben Berichte über meine Solo-Neigung (Nerd-Level 7) meinem Inner Circle vorbehalten. Das ist oft nur schwer zu erklären.

    Die Nerd- Leveleinschätzungen wurden dabei übrigens um ein paar Punkte nach oben korrigiert, da man mit Ü60 tatsächlich nicht immer mit jedem von einer anschließend lebhaften und interessierten Diskussion ausgehen kann.

    Aber unterm Strich: nein das Hobby ist bei den meisten tatsächlich als spannend und „normal“ angesehen und nicht wenige lassen sich zu einem „will auch mal“ hinreißen.

    Einmal editiert, zuletzt von hellvet ()

  • Der Begriff ist in der Spielzeugbranche seit Jahren/Jahrzehnten genutzt und stammt, wie auch ravn anmerkt, direkt aus der Branche. Letzlich ist es Marketinggeschwätz, um Erwachsenen den Zugang zu Spielwaren schmackhaft zu machen und damit Umsatz zu generieren.

    Das Wort wird nach meinem Empfinden aber eher in der Spielzeugecke und weniger im Segment Gesellschaftsspiele genutzt ("Nürnberg statt Essen"). Ich meine, dass die Spielwarenmesse den Begriff seit Ewigkeiten in ihren Texten einbaut.

    Bei beiden Bereichen gibt es aber natürlich Überschneidungen. Wenn Hasbro und Mattel von Kidult sprechen, ist der Begriff unweigerlich auch mit Spielen verbunden. Medien greifen das Wort dann als neueste Sau für das Berichterstattungsdorf gern auf. Dabei ist es uralt und aus meiner Sicht wenig zielführend.

    Übrigens werden sich einige vielleicht erinnern: Es gab mal einen italienischen Verlag, der Kidult Games hieß.