Zeit der Neuauflagen - Zeit der Möglichkeiten

  • Vielleicht sollte man aber auch unterscheiden zwischen einer "Revitalisierung" einer Marke und einem "einfachen" -> "Wir drucken das jetzt noch mal".

    Das muss man ganz sicher sogar unterscheiden. Ich ging bisher davon aus, dass es diesem Thread nur um "Revitalisierungen" geht, nicht um normale "Reprints", die jeder Verlag ständig und immer macht.

  • Das muss man ganz sicher sogar unterscheiden. Ich ging bisher davon aus, dass es diesem Thread nur um "Revitalisierungen" geht, nicht um normale "Reprints", die jeder Verlag ständig und immer macht.

    Ich meinte nicht nur "normale" Reprints - sondern eher: "Wir drucken nochmal Firenze." vs. "Wir machen ein "Zeit der Helden" mit brandneuer Grafik und Überarbeitungen".
    Oder: Sankt Petersburg einfach neu drucken, oder die neue Version machen. ODER: Die Revitalisierung, die bei Carcassonne stattgefunden hat.
    Da gibt es schon interessante Abstufungen. Ich zum Beispiel finde man sollte alte Klassiker die gut ankamen gern noch mal neu besuchen.


    Santorini gab es ja vorher als abstraktes Spiel auch schon mal, und wurde jetzt sehr erfolgreich umgearbeitet. Es gibt schon einige spannende Beispiele.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

    Wenn ihr Fragen zu Frosted Games habt, bitte: FrostedGames

  • Eine Abgrenzung von Revitalisierung, Neuauflage, Nachdruck usw. ist bisweilen nicht so einfach. Ich ging in der Debatte durchaus davon aus, dass es einen Spieletitel seit einem längeren Zeitraum nicht mehr zu kaufen gab, also kein "Dauerklassiker" à la Monopoly oder Siedler. Meine Betonung bzgl. Absatzperspektive lag auf "relativ gut" im Sinne von: Hier kann ich das besser abschätzen, als bei einem komplett neuen Spiel bzw. habe ich ein deutlich geringeres Risiko, die Auflage nicht abverkaufen zu können. Biete ich ein (seltbstredend "gutes") Spiel erneut an, habe ich doch die Verkaufszahlen von X Jahren und kann das mit anderen Titeln und ihren Verkaufszahlen über X Jahre abgleichen und daraus eine wenn auch immer noch ungewisse, so doch relativ gute Prognose stellen. Das alles habe ich bei einem neuen Titel halt nicht. Darum ging es mir, das auszudrücken. Dass Verlage da ungehobenes Potential haben, weil sie den Neuheiten-Hype mitmachen oder zumindest nicht ignorieren wollen, um als Verlag nicht als "Recyclingfirma" dazustehen, mag ja sein (das ist dann aber eher dem Erscheinungsbild/Marketing gezollt). Auch die mediale Aufmerksamkeit bei Reprints ist ja deutlich geringer. Es ist aber halt nach Auffassung dieses Verlagsleiters und Besitzers eine sicherere Bank und Prototypen müssen sich dort halt an dieser "Messlatte" des "guten Alten" durchaus auch bewähren. EIn nachvollziehbares Risikomanagement mMn. Und wenn es den Anteilseigner Geld kostet, ist es auch noch mal etwas anderes, wie wenn ich direkt mit meinem Einkommen betroffen bin. Nicht jeder Verlag ist so groß, dass er sich allzuviele Flopps leisten kann, manche vermutlich nicht mal einen. Ich stell mal die These auf: Je existentieller Betroffen, desto reprint :) So jedenfalls meine Perspektive zu all dem als freilich außenstehender, journalistoesker "Beobachter".

    Einmal editiert, zuletzt von Gernial ()

  • Aber auch bei neuen Spielen wäre es doch vom Verlag fahrlässig nur aufgrund einer Begeisterung des betreuenden Redakteurs in das Vermarktungsrisiko zu gehen. Hier gibt es doch auch Mittel und Wege ein gesicherteres Gefühl für den Absatzmarkt zu entwickeln. Und vor allem es auch durch Werbung zu steuern - zumindest in so einem irrationalen Brettspielmarkt.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Meine Betonung bzgl. Absatzperspektive lag auf "relativ gut" im Sinne von: Hier kann ich das besser abschätzen, als bei einem komplett neuen Spiel bzw. habe ich ein deutlich geringeres Risiko, die Auflage nicht abverkaufen zu können.

    Und das ist eben falsch. Das Risiko ist auch bei einer Revitalisierung hoch. Nur weil sich ein Spiel früher x-mal verkauft hat, lässt das eben keine Aussage darüber zu, dass es sich auch heute noch gut verkaufen lässt. Dazu verändert sich der Markt viel zu schnell.

    Es ist aber halt nach Auffassung dieses Verlagsleiters und Besitzers eine sicherere Bank (...)

    Dann hat dieser Verlagsleiter entweder eine gute Nase oder ein glückliches Händchen oder er sollte mal Lotto spielen. ;)


    Im Ernst: Es gibt ja nun auch jede Menge Beispiele von Revitalisierungen, die sich nicht gut verkauft haben.


    Vor allem aber sollte man sich noch mal Folgendes vor Augen halten: Weshalb wurde ein Spiel denn überhaupt eines Tages nicht mehr nachgedruckt und aus dem Programm genommen? Meistens doch aus dem Grund, dass die Verkaufszahlen nicht mehr gut genug waren, um eine sofortige Nachauflage noch mal halbwegs sicher verkaufen zu können. Da kann es vorher noch so erfolgreich gewesen sein. Vielleicht ist der Markt gesättigt. Oder das Spiel wurde von einem anderen ähnlichen Spiel "überholt", das nun in der Gunst der Käufer vorne liegt. Da kann es einige Gründe geben.


    Aber man hat fast nie die Gewissheit, dass man ein solches Spiel nach einer Pause von ein paar Jahren durch eine Neuauflage erneut gut verkaufen kann. Außer man kennt die genauen Gründe dafür, weshalb das Spiel damals nicht mehr nachproduziert wurde, und diese Gründe sind nun nicht mehr existent. Weil sich vielleicht die Rechtslage geändert hat oder warum auch immer. Dann mag man tatsächlich mal ausnahmsweise ein Spiel vorliegen haben, bei dem man recht sicher eine Auflage verkaufen kann. Aber das ist dann eben wirklich eine Ausnahme.


    :2cent:

  • Apropos Absatzprognose: Ich arbeite in einer Branche, in der Marktforschung eine große Rolle spielt. ich weiß nicht, ob ein Verlag per se bei einer Neuauflage bessere Absatzprognosen stellen kann - die Marktforschung könnte es.


    Die tatsächliche Güte der Prognose hängt stark davon ab, wie genau das Bild von dem Produkt ist, das sich der potentielle Käufer vom fertigen Produkt machen kann. Bei einem Produkt im Konzeptstadium (also noch nicht fertig, sondern eher Beschreibungen der Besonderheiten, vielleicht eine Skizze etc.) aus dem Bereich FMCG (also Produkte des täglichen Bedarfs wie z.B. einem neuen Shampoo oder einem fertiggericht) kann man mit Marktforschung eine Absatzprognose abgeben, die den tatsächlichen Verkauf mit +/-15-20% vorhersagt. Wenn das Produkt fertig ist, geht es in Richtung +/- 8-13% - und hierbei sprechen wir nur von neuen Produkten. Ein fertiges Spiel, das bekannt ist und neu aufgelegt wird, lässt sich dann noch genauer Prognostizieren - besonders bei den Wiederkäufern. Ob es sich allerdings für Verlage lohnt, dafür ein paar Tausend Euro in die Hand zu nehmen, weiß ich nicht...