Kannst du das an einer anderen, passenden Stelle noch einmal ausführlicher beschreiben / begründen? Ich habe das Spiel auch noch auf dem Schirm, da ich in Essen nicht zum Anspielen, sondern nur zum kurz zugucken gekommen bin.
Uff, ich komme schon kaum hinterher, zu den Kartenboxen und Beuteln alles zu schreiben, was ich zu sagen hätte...
Wenn ich Zeit habe, gerne auch mal länger (wenn jemand so Interesse bekundet, motiviert das auch eher dazu), aber erstmal nur soviel: es ist Machi Koro in länger und unnötig verkomplizierter. Sehr glücksabhängige Würfelorgie ohne vernünftige Möglichkeit, allzu extreme Glücksschwankungen wirkungsvoll zu bekämpfen. An manchen Punkten bekommt man Bestrafungen vom Spiel und kann absolut NICHTS dagegen machen, weil man in der (festen!) Spielerreihenfolge falsch sitzt und bis man dran kommt, die entsprechenden Würfel schon weg sind. Der Reihenfolge-Mechanismus 1-2-3-3-2-1 für einen Durchgang ist unintuitiv und bringt für den Startspieler entsetzlich viel Downtime. (Der Besitzer des Spiels weigerte sich strikt, es mit mehr als drei Spielern zu spielen). Diese komische Reihenfolge-Regel leistet es auch nicht, den beabsichtigsten Ausgleich an Würfelauswahl-Optionen zu bringen. Wer Startspieler ist, sollte möglichst ungleich würfeln, z.B. 4-5 mal den gleichen Würfelwert, das bringt deutliche Vorteile, rund doppelter Ertrag einer normalen Aktion. Würfelt man als Startspieler dagegen jede Zahl zweimal: Pech gehabt, man ist kaum besser dran als jemand, der in der Mitte des Durchgangs zieht.
Das Ressourcen-Management hat mir auch nicht gefallen. Geld (wichtig! nie auf 0 gehen lassen!) gibt's keines als Pappmarker, das markiert man auf einer Leiste. Was für mich schon ein klitzekleiner Minuspunkt bei "großen" Brettspielen ist, denn das haptische Erlebnis von Brettspielen liegt eben auch darin, Sachen zu nehmen, zu sparen, dann gemeinsam für irgendwas auszugeben und sich über die Investion zu freuen. Markierstein über Leiste schubsen ist nicht das Gleiche. Was es dagegen gibt, sind viele der Standard-Holzwürfelchen. Die stehen nicht für Holz, Stein, Ziegel, etc, sondern für Torte, Strudel, Wein und Kaffee. Spielerisch sind aber trotzdem 90% der Ressourcen-Bau-Spiele spannender. Bei Grand Austria Hotel sieht ein typischer Zug so aus: 3 rote und 1 schwarzes Holzwürfelchen aus den Vorrat nehmen, drei dieser vier Würfel auf Kundenkarte legen, Kundenkarte abräumen, passendes farbiges Plättchen in Hotel-Auslage drehen, Würfelchen postwendend wieder dahin zurücklegen, wo man sie 20 Sekunden vorher genommen hatte, Siegpunktscheibe X Felder voranziehen. Langweilig-dröges Holzklötzchen-in-Siegpunkte-verwandeln-Optierspiel ohne große Spannungsmomente, dafür mit Symbolüberfrachtung und einem Übermaß an umständlichem Klötzchen-Geschubse. Bäh, war das Spiel schlecht. Brauche ich nicht nochmal.
Bei den Lesern meiner Essen-Geeklist möchte ich mich entschuldigen, dass ich das (nach unterdurchschnittlichem Ersteindruck) dann doch auf sehr interessant hochgestuft hatte. Das ist die einzige Gurke, die mir in meine Empfehlungsliste gerutscht ist. Da habe ich mich von der sehr gelungenen Grafik von Klemens Franz etwas blenden lassen, die ist das einzige, was ich immer noch für gut an dem Spiel halte. Der Rest: dröge, langweilig, komplett verzichtbar.
(Disclaimer: ich scheine auch nicht unbedingt ein großer Würfel-Fan zu sein. Machi Koro finde ich furchtbar, La Granja nur leicht überdurchschnittlich. Auf der anderen Seite finde ich Marco Polo wie auch Bora Bora toll und Roll for the Galaxy hat auch einen guten Ersteindruck hinterlassen. Vielleicht sind's auch einfach solche Glück-Begrenzungsmechanismen wie "hohe Würfel und niedrige Würfel sind beide gut, nur auf völlig andere Weise" (BB) oder "Würfelsumme unter 15 gibt Geld oder Kamele als Ausgleich" (MP) oder "wähle die aktivierte Phase mit einem völlig beliebigen Würfel, er muss nicht passen" (RftG), die dann für mich zwingend da sein müssen. Bei La Granja mit 3 oder besser 4 Spielern darf man sich über zu wenig Würfelauswahl nicht beschweren, weil man die Spielerreihenfolge ja schließlich selbst in der Hand hat (zu zweit mag ich dagegen LG nicht). Und bevor jemand fragt: ja, ich weiß, dass GAH die Option bietet, auf seinen Zug zu verzichten und nachher alle Würfel minus einen neu zu würfeln, um dann verzögert zu ziehen.)
(Disclaimer2: Ja, es war nur ein Ersteindruck, aber ein durchaus informierter, weil ich die Regeln vorher schon im Rahmen der Essen-Vorbereitung alle kannte. Das ist kein Review, sondern die rein subjektive Aussage, dass ich Grand Austria Hotel nicht nochmal spielen möchte, weil schon lange kein größeres Spiel beim ersten Spiel mir so wenig gefallen hat wie dieses fruchtbar dröge Ding.)
Ups, jetzt ist's doch mehr geworden als geplant...