Hallo zusammen,
im aktuellen FrostedGames-Thread
Frosted Games: Änderungen im Vertrieb
sind mir ein paar interessante Gedanken aufgefallen, die ich gerne hierher auslagern möchte.
RE: Frosted Games: Änderungen im Vertrieb
Daß das mit den Dumpingpreisen Scheiße ist und man für faire Preise am Markt sorgen sollte, unterschreibe ich sofort.
RE: Frosted Games: Änderungen im Vertrieb
Für mich ist der Kern der Geschichte nicht der Preis, sondern die Qualität der Spiele. Das hat alles allerdings nichts mit Frosted zu tun. Wenn man sich mal ansieht, welches Standing ein TFM , TI3/4, Terra Mystica (und Nachfolger), Scythe, Brass oder Robinson Crusoe haben… alles hoch angesehene Spiele mit Jahren bis Jahrzehnten auf dem Buckel, die aber immer noch gut und vor allem (bis auf den letzten Kandidaten) ziemlich preisstabil sind. Schlicht weil sie dumping gar nicht nötig…
Eine Flutung des Marktes mit Durchschnittsware sehe ich ebenfalls als Problem an.
RE: Frosted Games: Änderungen im Vertrieb
Das ist aus meiner Sicht nicht Teil des Problem, sondern DAS HAUPTPROBLEM hier. Spätestens seit sich herumgesprochen hat, dass man allerlei zu wenig getesteten Rotz trotzdem noch gut verkaufen kann, solange (a) es nur deluxifiziert genug ist und (b) das Social Media Marketing gut aufgestellt ist, gibt es einfach viel zu viele Neuheiten. Das ist nirgendwo so gut zu sehen wie im Crowdfunding -Bereich, wo haufenweise Zeugs veröffentlicht wird, das es früher nie auf den Markt geschafft hätte.
…
Eine Marktbereinigung wird aus meiner Sicht wahrscheinlich auch kommen.
RE: Frosted Games: Änderungen im Vertrieb
Genau das wollte ich auch gerade schreiben - Für mich sind eher die vielen Angebote an Spielen (nicht preislich, sondern materiell/anzahlmäßig) ein Problem…
Jetzt mal ehrlich:
Grog Island, Pac ket Row, Simurgh, und und und - Ich unterstelle da einem Verlag selbst zu wissen, das so etwas einfach nur Mittelmaß ist. Warum wird das überhaupt produziert?
Ja, es ist nicht schlecht - Man kann es spielen und es tut nicht weh…aber ehrlich gesagt glaube ich bei einem Gros der Spiele nicht,…
Und hier möchte ich widersprechen:
ZitatJa, es ist nicht schlecht - Man kann es spielen und es tut nicht weh…aber ehrlich gesagt glaube ich bei einem Gros der Spiele nicht, dass das wirklich bewusst als Bereicherung des Spielemarktes produziert wurde, sondern weil man einfach den Markt mit Zeug fluten kann.
Der Käufer weiss erst nach seinem ersten Spiel, das es in der Ecke verstauben wird - Ein Verlag kann solche Dinge bewusst im Vorfeld steuern und garnicht erst anbieten…wenn man wirklich mal was ändern möchte.
Das wird ein Verlag aus meiner Sicht keinesfalls tun. Ein Verlag ist ein Unternehmen, das Dinge produziert, von dem es sich einen Gewinn erwirtschaften will, da davon die Zukunft dieses Unternehmens abhängt. Ob das Produkt "sinnvoll" ist oder nicht ist in den Überlegungen eher nachrangig. Zeig mir den Geschäftsführer, der sagt: "Wir könnten zwar das Spiel ´GibteswieSandamMeer´ herstellen, welches uns voraussichtlich 50.000,- Euro Gewinn einbringen würde, da es aber in drei Konkurrenzverlagen die Spiele ´Meeresrauschen´, ´Sandburgenbauen´ und ´EinUrlaubamSandstrand´ mit ähnlicher Ausrichtung gibt, lassen wir es lieber bleiben, um den Markt nicht unnötig zu fluten."
Sorry, solch einen Gedankengang halte ich für unrealistisch.
Zu den anderen Aspekten noch ein paar kurze Anmerkungen:
- Faire Preise
... sind überall vonnöten, nicht nur bei den Brettspielen. Auch bei Lebensmittel, Kleidung, Schuhe, ...
- Definition Durchschnittsware
Da es auch im Grundtenor durchgekommen ist, daß es nur noch Perlen geben sollte. Wer definiert denn, was eine solche ist? Nicht jeder hat Zeit, Interesse, Konzentration, Geld, ... für ein #KingdomDeathMonster, #AeonsEnd, #Wasserkraft, #BurgenvonBurgund, #Brass etc. Das sind alles Spiele, die innerhalb der Blase als "Perle" definiert werden, doch die Breite an Gelegenheitsspielern interessiert das überhaupt nicht. Wenn es nach einem Teil der User hier im Forum gehen sollte, dann könnte man vermutlich sofort die Produktion von Monopoly, Mädn, UNO, Skyjo usw. einstellen, weil "kann weg", "braucht kein Mensch". Nur sind das (leider) genau die Spiele, die sich immer noch ordentlich verkaufen.
Wer definiert jetzt also, was eine überflüssige Durchschnittsware ist und wer schreibt einem Verlag vor, daß er diese nicht produzieren darf? So eine übergeordnete Instanz gibt es in unserer Gesellschaftsform nicht.
- Marktbereinigung
So wie es schon immer Firmenpleiten gab, so wird es auch immer wieder Neugründungen geben. Derjenige, der es mit seinen Preisen, seinem Marktauftritt und ggf. mit seiner Philosophie schafft genügend Leute zu erreichen, die ihm das Überleben sichern, wird bestehen bleiben. Ob das dann ausgerechnet die Lieblingsverlage von mir sind, sei mal dahingestellt. Denn kein Unternehmen kann überleben, nur weil ich es sympathisch finde.
- persönliche Wunschvorstellung und Fazit
Ja, auch ich bin dafür, daß Schrottprodukte nicht erst hergestellt werden würden. Sei es im Brettspielebereich oder auch anderswo. Kleidung, die nach fünfmal waschen auseinander fällt benötige ich nicht. Genauso wenig wie jedes Jahr die neuesten Kollektionen zu jeder Jahreszeit. Und minderwertige Lebensmittel sollten gar nicht erst ins Verkaufsregal kommen dürfen. Allerdings: Dafür fehlt es an Kontrolle und Regulierung - und genau das ist es, was der freie Mensch nicht mag, da er (mit einem Blick in die Vergangenheit) zuviele negative Aspekte mit diesen Begriffen verbinden dürfte. Denn seid doch mal ehrlich: Wer von euch will sich von einer höheren Instanz vorschreiben lassen, was du tun und lassen darfst, was du kaufen darfst und worauf du verzichten mußt, welche Berufe dir zur Auswahl stehen und ob dieses Jahr für dich ein Urlaub drin ist? Denn ein "Alles für das Gemeinwohl" ist in unserer Lebenswirklichkeit ziemlich unattraktiv und nicht wirklich erstrebenswert.