Beiträge von koala-goalie im Thema „Wunschdenken: Selbstregulierung durch den Markt“

    Mein Eindruck ist, daß gerade der immense Ausstoß an immer noch mehr Masse (in diesem Fall an Spielen) ein Ausdruck für die ungebremste Gier des Menschen ist. Man hat es entweder verlernt oder noch überhaupt nicht verinnerlicht, wie wichtig es ist, auch mal zufrieden sein zu können.

    Ich glaube, dein Eindruck täuscht. Der Markt ist größer und internationaler geworden. Als Neueinsteiger im Markt ein Brettspiel zu entwickeln, zu produzieren und auf den Markt zu werfen ist vergleichsweise einfach. (Im Vergleich zu einem Handy, einem Sofa oder einem Auto.)

    Und in den letzten Jahren sind mehr junge Autoren aus mehr Ländern an den Markt gekommen, Verlage treten internationaler auf, sie versuchen ihre Produkte international zu platzieren. Oft genug wird das von uns Konsumenten gefordert und belohnt.

    Aber empfindest du das Wort Gier in der Brettspielbranche wirklich als angemessen?

    ich versuche mal ein paar Gedanken dagegen zu stellen.


    Perlen und Durchschnittsware:

    • Ein Verlag weiß vorher nicht, was Perle und was Durchschnittsware wird (okay, bei einigen Sachen weiß er schon, aber zählen wir erstmal nur die ernsthaften Versuche), dann sind mehr auf den Markt geworfene Spiele mehr Chancen für den nächsten Longseller.
    • Ein Brief beschäftigt Leute und bezahlt die mit fixen Gehältern. Jetzt mal angenommen ... der Verlag hat gerade keine potenzielle Perle. An was sollen die schon bezahlten Leute dann arbeiten? Vielleicht doch an der Chance mit mittelmäßigem. Produkten etwas Geld mitzunehmen?

    Das Marktgleichgewicht:

    • Man stellt sich den freien Markt ja gern an als System mit lauter gut informierten Teilnehmern vor. Aber bei so Produkten mit großem individuellen, immateriellen Werten wie den echten Perlen unter Spielen ist das ja eine schwierige Sache.
    • Wie oft wird also ein gutes Produkt verkauft und wie oft ein Versprechen auf irgendwas individuell anderes?
    • Und wie viel Zeit braucht man um so ein Versprechen in Köpfe zu pflanzen und wie viel Zeit hat man bis das Versprechen von der Realität geprüft wird?
    • Und wie ist es mit dem Marktgleichgewicht wenn es in Wahrheit zwei Gleichgewichte mit dem Plattform-Großhandel in der Mitte ist? Der verkauft manchmal gute Produkte, aber oft eben auch Versprechen auf ein Schnäppchen (also ein gutes Gefühl) an die Kunden und kauft eben irgendwelche geeigneten Produkte als Vehikel für das gute Gefühl. Kann es dem Großhandel nicht egal sein, was er verkauft? Und kauft der Plattform-Großhandel in der Folge nicht einfach Spiele bei Verlagen ein deren Qualitätsanspruch nicht mehr die Qualität des Spiels sondern eben auch dessen Eignung für einen guten Sale, also ein Marketing-Versprechen welches schnell viele Leute triggert?

    Die Marktbereinigung:

    • Setzen sich hier dann hauptsächlich Verlage mit guten Produkten durch oder Verlage die sich gut an diese Art des "Turbokapitalismus" angepasst haben? Also schnell und skalierbar oberflächlich gut ausgestattete Spiele produzieren können?
    • Wie viel Einsatz und Herzblut wird nötig sein um auf dem durch einen solchen Markt eingeschliffenem Preisniveau als Newcomer konkurrieren zu können?
    • Wird die Marktbereinigung bessere Produkte hervorbringen oder welche die anders (und schneller) konsumiert werden?