Beeinflusst der Beruf den Spielegeschmack und Spielevorlieben in der Freizeit?

  • Hallo zusammen,


    ausgehend von Hobgoblin s Post


    Ich gebs zu, bin koop Fan! Mag sein, dass es beruflich bedingt ist, aber ich streite im echten Leben schon genug, muss das nicht mit Freunden und Familie am Tisch haben. Insbesondere nicht mit der Freundin und damit dem Spielpartner Nummer 1.


    und auch durch meine eigenen Erfahrungen, wollte ich gerne einmal die Frage in die Runde werfen ob ihr meint, dass der Beruf allgemein den Spielegeschmack beeinflusst bzw. im Speziellen euren eigenen. Ob es also da Verbindungen zwischen Vorlieben und/oder Abneigungen gibt, dies würde mich interessieren.


    Hobgoblin bezog sich da vor allem auf den Punkt, ob und wenn ja, wann und warum man lieber kooperativ als kompetitiv spielen möchte.


    Der Brettspielgeschmack ist individuell, höchst unterschiedlich, keiner ist besser oder schlechter. Manche spielen lieber kooperativ als kompetitiv vs., manche lehnen bestimmte Themen ab, manche tauchen lieber in fantastische Welten ab, manche spielen lieber knallharte Simulationen, Kriegsspiele, lockere und unterhaltsame Party-/Kommunikationsspiele... etc. etc. etc.


    Aber wie kommt der Spielegeschmack eigentlich zustande? Durch was wird er beeinflusst und verändert? Hm… wird man vermutlich kaum alles ergründen können, erst recht nicht allgemein gültig und schon für sich selbst ist diese Frage nur schwer vollständig beantwortbar.


    Aber kann es sein, dass der Spielegeschmack und damit verbunden ja das Freizeitverhalten im Brettspielhobby zumindest auch von unserem Beruf mit beeinflusst wird?


    Also das kann ja in beide Richtungen gehen:

    Zum einen, was ich mag und ggf. auch beruflich mache, reproduziere ich auch gerne in meiner Freizeit, weil es z.B. meinem Denken, meinen Vorlieben und meiner Leidenschaft entspricht.

    Andererseits kann es auch dazu führen, dass ich Stimmungen, Themen oder Strukturen, die ich den ganzen Tag um mich herum habe, eben gerade nicht in meiner Freizeit auch noch machen möchte und daher thematisch und spielerisch vor allem in eine ganz andere Welt eintauchen will, so dass ich also gerade genau das Gegenteil mag und spiele und mich auch ablenken und neu inspirieren lassen will.


    An dieser Stelle stellt sich natürlich auch etwas die Frage, warum man eigentlich überhaupt spielt.
    Dies führt zwar eigentlich in eine etwas andere Richtung als meine Ausgangsfrage. Ist aber auch grundsätzlich ein interessanter Aspekt.


    Wenn ich den ganzen Tag mit Wirtschaft, Zahlen o.ä. zu tun habe, dann kann es sein, dass man abends keine Lust hat auf eine Wirtschaftssimulation wie z.B. Arkwright. Oder aber vielleicht genau deswegen sogar erst recht, weil der Beruf widerspiegelt, was man ohnehin gerne macht.


    Bei mir ist es jedenfalls auch nicht ganz einheitlich. Ich beispielsweise mag das Spiel von Frosted Games „Hochverrat! – Der Prozess gegen Louis Riel Juli 1885“ total gerne. Ich finde es ist ein sehr gutes historisches Spiel und eines der wenigen Spiele, die sehr gut und stimmungsvoll einen angloamerikanischen Gerichtsprozess nachspielen lassen. Ich hatte mich auf das Spiel sehr gefreut, fand die Entscheidung dieses Spiel auf den deutschen Markt zu bringen von Frosted Games total mutig und toll. Das Spiel im Übrigen auch… :thumbsup: Schönes zwei Personen Spiel!

    Demgegenüber mag ich aber z.B. Escape Plan überhaupt nicht, auch wegen des Themas. Detektiv und Kriminalspiele mag ich auch eher nicht. Beispiel: Portal Games „Detective“: Dazu muss/te ich mich echt überwinden, weil ich da auf dieses Aktenlesen (und dann auch noch online) überhaupt keine Lust hatte in meiner Freizeit und diese „Fälle“ auch eher sehr wenig attraktiv fand in einem Spiel. Aber vielen hat es gefallen und ich habe es auch mit meiner Schwester durchgespielt.


    Bin sehr gespannt, ob ihr das Thema überhaupt interessant findet und wie da eure Erfahrungen sind!


    Viele Grüße,

    Brettpotato




  • Dein Beispiel mit der Wirtschaft passt für mich und meinen Mann. Zwar haben wir keinen Beruf in dem Bereich, sind aber beide in unseren Jobs so ausgelastet, dass wir beim Spielen Entspannung brauchen und dementsprechend eher Softie Games (Kennerspiel+ reichen) mögen.

    Im Studium, vor dem Beruf, mochten wir lieber Expertengames. Also wir gehören zu der Gruppe, die lieber das Gegenteil vom Beruf wollen.

    Bitte Rechtschreibfehler ignorieren :S

    Tippe oft mit Handy in der einen Hand und Baby in der anderen :danke:

  • Interessante aber auch nicht einfach zu beantwortende Frage. Bin als Historiker bestimmt durch mein Studium geprägt, habe zum Beispiel begonnen Cosims über den Amerikanischen Bürgerkrieg zu spielen als ich darüber auch eine Vorlesung besucht habe. Die Neigung zu Cosims hängt bestimmt bei fast allen Wargamern mit dem Interesse an Geschichte zusammen, bei mir eben auch beruflich.

    Dagegen finde ich viele Spiele mit historischen Themen so klischeebehaftet, dass ich keine Lust sie habe sie zu spielen. Gerade als Ägyptologe (Nebenfach) graut es mir vor einigen Spielen zum Thema.

    Es kommt eben wie fast immer auf das Spiel an, einem sehr guten aber seelenlosen Euro verzeihe ich fast jedes Thema. Je thematischer das Spiel desto kritischer bin ich beim Umgang mit historischen Themen.

    You know I'm born to lose, and gambling's for fools

  • Ich habe zumindest beim Schach die Beobachtung gemacht, dass der Anteil an Akademikern in den Schachvereinen deutlich niedriger ist, als man landläufig erwarten würde. Klar gibt es die auch, aber viele Anwälte, Ärzte,... sind abends lieber auf dem Tennisplatz als am Schachbrett, während Leute, die auf der Arbeit mehr körperlich als geistig gefordert werden, gerne mal zum Ausgleich zum Schachverein gehen.

    A pro po Schachverein - ich merke immer mehr, dass ich privat keine Geduld für gewisse Verhaltensweisen habe. Wenn da jemand ankommt und mir sagt "XY hat ... gesagt, das finde ich doof." Dann ist mir das sowas von egal. Verdammte Sch... du bist erwachsen - erzähl das nicht mir, sondern klär das mit ihm. Ich habe von so einer Kacke genug bei meinen Schülern.

    Bezüglich Brettspiele: Ich mag es Spiele zu erklären auch wenn es manchmal nervt, wenn die Aufmerksamkeit meiner Mitspieler dabei auch nicht höher ist als die meiner Schüler. Da kommt dann wohl der Lehrer in mir durch ;)

  • Studierter Wirtschaftsingenieur und Sozialarbeiter.


    Ob nun mein Spielegeschmack durch die Soziale Arbeit oder den WiIng beeinflusst ist weiß ich nicht.


    Mit den Freunden: Brass Birmingham, Great Western Trail, Agricola, Root, Ein Fest für Odin, Terraforming Mars, Hallertau, Aeons End


    Mit der Freundin & Familie: Quacksalber von Quedlinburg, Nova Luna, Insel der Katzen, Calico, Atlantica

  • Da sich mein Spielegeschmack schon zu Schulzeiten gebildet und sich seitdem nicht gravierend geändert hat, kann ich diese These für mich verneinen.


    Außerdem ist eines meiner Lebensmottos "Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps". Je weniger ich mich in meiner Freizeit mit dem Thema Arbeit beschäftigen muss, um so besser. Zum Glück bin ich kein Astronaut, Höhlenforscher, Ritter, General, Admiral, Pirat etc. geworden...

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Als Kind wollte ich Astronaut werden, recht früh dann realisieren müssen: Das wird nix, die Welt ist noch nicht reif für mich. ^^ Kann aber auch an mangelndem AbItur, keine Bundeswehr in der Stadt für Pilotenausbildung oder Kurzsichtigkeit gelegen haben. Aus Trotz bereiste ich dann eben die unendlichen Weiten des Universums auf den Boards, die die Welt bedeuten. Anders gesagt: Science Fiction ist mein Thema.

    Mein Vater gehörte 1945 zum letzten Aufgebot an jugendlichen Soldaten zur sinnlosen „Verteidigung Berlins“. Er erzählte allerdings recht wenig aus dieser

    Zeit, Hauptsache überlebt. Aber die zweite Vorliebe für Wargames resultierte aus der Tatsache, das ein alter Kumpel mit Squad Leader um die Ecke kam. Ist ja auch nach reichlich Partien Risiko der nächste logische Schritt. :/ Oder auch nicht, gepackt haben wir es trotzdem...

    Als weiteren Schwerpunkt kristallisierte sich dann der Faktor zum Aufbau einer Zivilisation heraus. Irgendwie ist das was besonderes sein Volk wachsen und gedeihen zu sehen. Komischerweise mag ich hierbei Militär eher weniger.

    Zu guter letzt noch ein Lebensfaden ins Hobby transferiert - nicht das spielen, was „alle“ anderen spielen. Also keine Eurogames z.B., natürlich kommt es schon mal zu Überschneidungen, aber generell ist das so meine Herangehensweise.

    So, nu weisse Bescheid... ;)

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

    Einmal editiert, zuletzt von Torlok ()

  • Hauptsache nichts mit Menschen. ;):lachwein:


    Okay, etwas ernsthafter: Ein taktisches Kräftemessen mit anderen ist voll okay, aber Diskussionsrunden während des Spiels bzw. auf die richtigen Entscheidungen von anderen angewiesen zu sein, um (gemeinsam) gewinnen zu können ist eher nicht so mein Ding.


    Und dennoch versuche ich es immer noch mit dem einen oder anderen Koop. Ich bleibe eben doch unverbesserlich. :pardon:

  • Ich bin Pädagoge und arbeite eng kooperativ mit vielen zusammen, was auch viele Abstimmungen benötigt. Ich glaube , dass ist ein Grund, dass kooperative Spiele mich häufig nicht ansprechen. Bei Brettspielen mag ich es vielmehr, gegeinander zu agieren, sich gegenseitig zu beackern und sein eigenes Ding zu machen.

  • Ich denke, dass ist von Person zu Person unterschiedlich. Der Eine möchte eher nicht mit Themen / Situationen seines Berufslebens in der Freit / bei Brettspielen konfrontiert werden, und der Andere hat aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit einen besonderen Blick und spezielles Interesse an Themen / Spielen, die berufsnah sind.

  • Als Developer mag ich Spiele nicht, in denen der Zufall dominiert. So scheitert zum Beispiel Nemo's War wieder und wieder bei mir, auch wenn ich es optisch und thematisch so srhr lieben möchte... 😢

    Auf der anderen Seite mag ich Engines aufbauen oder noch lieber: Decks konstruieren... 😉

    Da aktuell eher Solopartien angesagt sind, gehe ich im Koop auf (was quasi solo ist...), aber da muss es dann schon recht elegantes Design sein mit wenig Bookkeeping. Beispiele: Direwild, Mission ISS, Marvel Champions

  • Nein.

    Keiner der gut anderthalb Dutzend Berufe, die ich ausgeübt habe / ausübe hatte je einen Einfluss auf die gut zwei Dutzend Typen von Spielen, die meinem Spielegeschmack entsprechen.

  • Kann ich für mich ebenfalls verneinen: Aktuell gibt es weder ein Thema welches ich aufgrund meines Berufes nicht spielen wollen würde, noch eine bestimmte Spielmechanik. Auch kooperativ oder kompetetiv ist mir, aus beruflicher Sicht, völlig Wumpe.

    Bei meiner Frau ist das anders: Sie will nix spielen was mit Krankenhäusern oder Medizin zu tun hat. Einerseits weil sie sagt dass sie genug Krankenhausverwaltung auf der Arbeit hat (also kein Dice Hospital, kein "Die Klinik"), andererseits weil für sie aus langjähriger Erfahrung Medizin kein Spiel ist - ich selber kann das nicht so nachfühlen, aber ich habe ja auch noch nie jemanden unter einer OP verloren...

    Liebe Grüße

    Cal


    „Das einzige was es zu bekämpfen gibt, ist der nach Kampf strebende Geist in uns.“

    Ō Sensei Ueshiba Morihei

  • Hmmm... Gute Frage...


    Ich denke für mich persönlich trifft das nicht zu... Mein Spielegeschmack hat sich während des Studiums (Wirtschaftsinformatik) gebildet. Spiele wurden spieltiefer und komplexer und ich habe bis jetz noch das Spiel zu finden, bei dem ich sage "nein, das ist mir zu viel"...

    Das Studium hatte ich ja dann irgendwann verkackt und da ich zu der Zeit eh bereits nebenbei bei der Post gearbeitet hatte bin einfach dabei geblieben, da der Job an sich recht schön ist, nur zu viel davon am Tag...


    Arkwright habe ich bereits während des Studiums lieben gelernt, Food Chain Magnate danach, Interesse an 18xx besteht auch schon seit des Studiums und ich glaube langsam gelingt es mir meine Lebensgefährtin dahin zu schubsen. Hatte damals bei Agricola geklappt und bei komplexen Euros, sowie bei Splotter (wobei das schöne Artwork von FCM es einfach gemacht hatte es ihr zu verkaufen ;-))


    Einzig der Müdigkeitsgrad hat maßgeblichen Einfluss ob wir eher was einfacheres wie Agricola, Coimbra oder Gaia Projekt spielen, oder etwas komplexere Spiele wie FCM, Trickerion oder Cooper Island

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • Ich glaube nicht, dass das beruflich bedingt ist. Ich bin zu viel Ehrgeiz erzogen worden und möchte daher immer der Beste sein. Dementsprechend bevorzuge ich kompetitive Spiele. Wobei mir das Gewinnen am Ende dann doch nicht so wichtig ist, wie das Spielen und Zusammensein mit Freunden an sich.

  • Mein Beruf beeinflusst mein Hobby absolut nicht. Weder im positiven Sinne ("Oh, sowas ähnliches mache ich beruflich, da kenne ich mich super aus!") noch im negativen ("Oh, sowas ähnliches mache ich beruflich, damit will ich in meiner Freizeit nichts zu tun haben!").

    Auch die Tatsache, dass ich am liebsten solo spiele, ist nicht durch Beruf oder Kollegen bestimmt.


    Jetzt bin ich aber auch "nur" eine etwas weiter spezialisierte Kauffrau - ich kann schon nachvollziehen, wenn bei "intensiven" und aufreibenden Berufsthemen wie z.B. Medizin oder Pflege die Bereitschaft nachlässt, sich damit auch noch in der Freizeit beschäftigen zu müssen...

  • Ich arbeite seit 1997 im Gesundheitswesen, (Altenpflege und Pflege von Menschen mit Behinderung) habe unter anderem (viel Basisarbeit, Demenzarbeit, Palliativarbeit)) auch 11 Jahre lang Dienstpläne geschrieben und "geflickt" ... spiele wie "Die Klinik" oder ähnliches (da gab es diese Spiel mit dem Palliativ- Patienten, Titel fällt mir nicht ein ... aber das geht für mich garnicht!) sind raus, das spielen von Brettspielen ist auch für mich das "eintauchen" in andere "Welten" und das ist fast der halbe Spaß ... wie Gestern bei einer schönen Runde "Fallout" :):sonne:

  • Grundsätzlich denke ich schon, dass die Spielevorlieben durch den Beruf beeinflusst sind, und wenn auch nur durch den alltäglichen Stress auf der Arbeit. Wenn ich jetzt für mich persönlich spreche, dann zeigt sich schon, dass ich gerne die Herausforderung der extrem verzahnten Spiele suche. Ich finde da spiegelt sich schon der strukturiert denkende Naturwissenschaftler in meinen Vorlieben für Hardcore Eurogames.

    2 Mal editiert, zuletzt von Korbi ()

  • Zitat von Hobgoblin

    "Mag sein, dass es beruflich bedingt ist, aber ich streite im echten Leben schon genug, muss das nicht mit Freunden und Familie am Tisch haben. Insbesondere nicht mit der Freundin und damit dem Spielpartner Nummer 1."


    Ich streite auch in nicht-kooperativen Brettspielen höchst selten mit meinen Mitspielern. Außer man definiert den WETTstreit per se schon als Streit. Ansonsten beeinflusst mich mein Beruf in meiner Spielepräferenz bestenfalls in der Hinsicht, dass ein Brettspiel,welches den Beruf als Thema aufgreift, vielleicht von erhöhtem Interesse ist (je nachdem , wie viele Spiele es zu dem Thema denn gibt) Als mittlerweile im ÖPNV Angekommener war für mich klar, dass Splotters Bus in die Sammlung würde einziehen müssen (wo es seither geduldig auf seine Erstpartie wartet. Der Bus hat halt etwas Verspätung, aber da ist er nicht allein! ;) )

  • Ich habe gespielt, da wusste ich nicht was aus mir mal werden würde. Mein Beruf hat nichts mit Spielen zu tun, aber beides fordert Grips und ist in gewisser Weise Denksport-lastig. So gesehen bedient beides meine persönliche Neigung (Lieblingsfach zu Schulzeiten war natürlich Mathe), aber bedingt nicht einander.

  • Ich denke, dass nicht der Beruf den Spielegeschmack beeinflusst, sondern dass sowohl unsere Berufs- als auch unsere Spielewahl durch unseren allgemeinen Geschmack bestimmt werden. Das man also, bei Leuten, die das Glück haben einen Beruf auszuüben, der Ihren persönlichen Neigungen und Interessen entgegenkommt, oft Parallelen zwischen Beruf und Spielegeschmack finden wird.

  • Interessante aber auch nicht einfach zu beantwortende Frage. Bin als Historiker bestimmt durch mein Studium geprägt, habe zum Beispiel begonnen Cosims über den Amerikanischen Bürgerkrieg zu spielen als ich darüber auch eine Vorlesung besucht habe. Die Neigung zu Cosims hängt bestimmt bei fast allen Wargamern mit dem Interesse an Geschichte zusammen, bei mir eben auch beruflich.

    Dagegen finde ich viele Spiele mit historischen Themen so klischeebehaftet, dass ich keine Lust sie habe sie zu spielen. Gerade als Ägyptologe (Nebenfach) graut es mir vor einigen Spielen zum Thema.

    Es kommt eben wie fast immer auf das Spiel an, einem sehr guten aber seelenlosen Euro verzeihe ich fast jedes Thema. Je thematischer das Spiel desto kritischer bin ich beim Umgang mit historischen Themen.

    Mir geht es ähnlich. Die meisten historischen Spiele schrecken mich eher ab, da ich als Historiker ziemlich allergisch auf Klischees, Vereinfachungen und Romantisierungen historischer Themen reagiere. Ich habe vor allem das Thema griechische Götter und griechische Mythologie satt. Trauriger Weise führen solche Spiele (das Gleiche gilt für Serien, Bücher und Filme) nämlich zu einem ziemlich verhunzten Geschichtsverständnis bei der Allgemeinheit.


    Ansonsten denke ich, dass die Frage recht unsinnig ist. Der Beruf – und das, was einen dazu verleitet hat, den Beruf zu wählen – beeinflusst selbstverständlich auch andere Bereiche im Leben. Das geschieht mal bewusster und mal unbewusster.

  • Mein Beruf hat maximal etwas mit der Beurteilung des Material und der Getsaltung zu tun, ansonsten ist das eher die Vorliebe für Genres, Interessen und Mechaniken völlig abseits von allem beruflichen. Das einzige womit ich nicht warm werde sind Brettspiele (Wargames/Cosims) mit dem realen Bezug zum 1. und 2. Weltkrieg. Ich weiß, das ist komisch, wenn man gleichzeitig Neutronenbomben in Eclipse baut, aber ich mag das einfach nicht. Der reale Schrecken kann mir keine Begeisterung bei der strategischen Planung von Panzerverbänden und Nachschublinien hervorbringen. Ich finde das maximal befremdlich. Das war auch schon bei Tabletops so. Ich gehe jedes Jahr auf die Tactica und bin beeindruckt von den Platten und Malkünsten von Leuten, die mit ihren Minis durch deutsche Felder pflügen oder Luftkampf über Magnete und Steckmetallplatten simulieren, aber für mich ist das thematisch einfach nur extrem gruselig.


    Und zu dem Beruf beeinflusst das eigene Leben. Das mag für jemanden zählen, der da seine Traumjob aka Berufung hat. Mein Beruf und das was mich dazu verleitet hat, beeinflusst mich maximal in der Weise, das mich rein gar nichts mehr in dem Bereich interessiert. Und bei meiner Frau ist das ganz sicher auch so.

  • Rainer Spaz

    Ich schätze solche Sätze überhaupt und ganz und gar nicht, insbesondere nicht in von mir mit Diskussionsansätzen gestarteten Threads:

    Ansonsten denke ich, dass die Frage recht unsinnig ist.

    Und möchte dich bitten, dass du auf deine Wortwahl und deinen Umgang hier achtest.


    Schreibe das, was du dazu sagen willst, diskutiere mit, aber halte dich mit solchen Werturteilen oder Abwertungen wie "unsinnig" bitte zurück. Dann können wir anfangen zu diskutieren...

  • Irgendwann hatten wir doch schonmal ein Thema bzgl. Brettspieler und Lehrer? Ich glaube damals war die Frage ob statistisch unter den Brettspiel-Youtubern mehr Lehrer sind?!

    Ich habe ja immer den Eindruck, dass die Musikrichtung und ein damit verbundenes Aussehen für Brettspieler begünstigend ist. Also der Metal/Rock hörende Bandshirttragende langhaarige Mitmensch, macht auf mich immer den Eindruck er wäre an Fantasy Spielen und diversem weiterem sicher interessiert! Vielleicht schließe ich aber da auch nur von mir und meinem Umfeld auf andere.


    Als sympatieliebender Mensch, der Steit nicht ab kann, faszinieren mich vor allem kooperative Spiele. Auch wenn ich auf der Arbeit durchaus meinen Kollegen viel auf die Füße treten muss!

    Ich würde daher sagen, mein Beruf selbst beeinflusst meinen Geschmack nicht.

  • Du musst meine Kritik nicht persönlich nehmen. Es war nicht meine Absicht, dich zu kränken. Zugegeben – das Wort unsinnig wirkt wohl etwas zu harsch. Nicht zielführend wäre wohl eher angebracht. Die Frage sollte vielmehr lauten: Inwieweit beeinflusst euer Beruf die Auswahl eurer Spiele.

  • Als sympatieliebender Mensch, der Steit nicht ab kann, faszinieren mich vor allem kooperative Spiele.

    Das ist sicher auch eine Einstellungssache: Konfrontative Spiele können ja auch einfach mal als Möglichkeit gesehen werden sich Mitmenschen gegenüber aggressiver zu verhalten ohne das es irgendwie einen Charakter von Streit hat. (Sagt der Spieler, der immer mal wieder mit konfrontativeren Spielen liebäugelt, aber dann doch wieder bei seinen Euros landet, bei denen jeder vor sich hinpuzzeln kann...)

  • Ich habe ja immer den Eindruck, dass die Musikrichtung und ein damit verbundenes Aussehen für Brettspieler begünstigend ist. Also der Metal/Rock hörende Bandshirttragende langhaarige Mitmensch, macht auf mich immer den Eindruck er wäre an Fantasy Spielen und diversem weiterem sicher interessiert! Vielleicht schließe ich aber da auch nur von mir und meinem Umfeld auf andere.

    ...Ich :metal1: spiele lieber recht trockene Euros Mechanik KILLS !!! ^^^^^^

    Einmal editiert, zuletzt von blakktom ()

  • Ich mag keine Spiele mehr, die sich wie Arbeit anfühlen. Das hat aber nichts mit meinem Beruf zu tun ... oder doch? 8o

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Hallo,


    Danke für die vielen interessanten Posts!


      Sankt Peter : Danke auch für den Link, das ist ein wirklich interessanter Artikel und die aufgeworfenen Aspekte sind spannend.


    Das Fazit ist, dass »Die Studie illustriert, dass Persönlichkeitseigenschaften nicht nur den Berufserfolg bestimmen, sondern Erfolg auch die Persönlichkeit verändern kann.«


    Auch wenn dort im Ergebnis der Bezug zum Erfolg im Beruf gemacht wird, so kann man insgesamt aus dem Artikel einiges ableiten (unabhängig davon, wie man nun Erfolg definieren und verstehen mag). Vor allem aber kann man also eine interessante Wechselwirkung zwischen Beruf, Persönlichkeit und veränderten Bedürfnissen feststellen.


    Der Artikel untermauert so etwas meine Beobachtungen.


    Mir ist z.B. aufgefallen, dass Leute, die man ggf. als Alpha-Gamer bezeichnen würde und die dominant beim Spielen auftraten, auch oft eine Führungsrolle,-position im Job innehaben. Jedenfalls habe ich da manchmal quasi ins Wespennest gestochen, wenn mir jemand am Spieltisch unangenehm oder zu bestimmend und die anderen kontrollieren wollend aufgefallen war, dann habe ich schon mal einfach nur die Frage gestellt: „Sag´ mal, was arbeitest du eigentlich so, wenn du nicht versuchst mit uns zu spielen?“


    Ich hatte den Eindruck, dass einige dieser sogenannten AlphaGamer:innen ihre berufliche Rolle, die sie den ganzen Tag ausgeübt haben, abends in der Freizeit nur noch schwer ablegen können. Da sie aber nicht immer so waren, wurde das jedenfalls durch den Beruf mitgeprägt und zumindest verstärkt.


    Anderseits habe ich auch schon mit Leuten gespielt, die extreme Probleme und Schwierigkeiten hatten Entscheidungen zu fällen. Sie haben nicht einmal besonders tief oder strategisch über ihre Züge nachgedacht (also eigentlich keine Analyse-Paralyse), sie konnten sich einfach nicht entscheiden, wollten nichts falsch machen und haben oft geschaut, was die anderen machen, eh sie dann selbst sich getraut haben loszulegen. Es ging dann weniger um die Optimierung des eigenen Zuges, als mehr darum in der Gruppe nicht unangenehm aufzufallen und nichts falsch zu machen. Ob das zumindest auch aus einer gewissen Spielunerfahrenheit resultiert weiß ich nicht genau. Diese Personen waren jedenfalls oft auch im Berufsleben diejenigen, die stark weisungsgebunden waren, wenig selbst entscheiden mussten, wenig durchgreifen und führen mussten, sondern mehr auf eine Direktive hin arbeiten und Vorgegebenes umsetzen. Natürlich sind das alles nur Beobachtungen und keine allgemeingültigen Feststellungen.


    Ich denke aber doch, dass es zwischen der Berufstätigkeit und auch der Freizeitgestaltung, den Vorlieben und Bedürfnissen durchaus eine Wechselwirkung geben kann. Eine in Vollzeit ausgeübte Berufstätigkeit (wohlmöglich über viele Jahrzehnte) macht einen so großen zeitlichen Faktor in unserem Leben aus, ist oft so prägend hinsichtlich Erfahrungen, Kompetenzen die man entwickeln muss und Auseinandersetzungen die man führen muss, dass es mich eher wundern würde, hätte dies überhaupt gar keinen Einfluss auf uns. Mal mehr mal weniger und natürlich mit allen Facetten und Schattierungen, die wir Menschen so individuell noch mit dazubringen…


    Gruß,


    Brettpotato

  • Rainer Spaz Ich würde da trotzdem widersprechen. Mein Job hat rein gar nichts mit meinem Geschmack bei Brettspielen zu tun. Ich habe aufgrund von meinem Geschmack mal einen Beruf gewählt das ging aber vor allem dann in eine Richtung. Als Historiker mag das vielleicht anders sein. Ich stimme deiner Verallgemeinerung da auch nicht zu, vor allem bei Berufsgruppen, bei denen es um Geld verdienen um über die Runden zu kommen geht.


    MrDirtymouth Musikgeschmack und Brettspiele? Okay. Ihr kommt hier auf echt wilde Verbindungen.

  • @Brettpotato


    Ich empfehle Dir eine Partie Zombicide. Da erkennst Du schnell die Schisser, die Abwartenden, die Voranstürmer, die Risikoaversen, die Paniker, ...

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Ich habe ja immer den Eindruck, dass die Musikrichtung und ein damit verbundenes Aussehen für Brettspieler begünstigend ist. Also der Metal/Rock hörende Bandshirttragende langhaarige Mitmensch, macht auf mich immer den Eindruck er wäre an Fantasy Spielen und diversem weiterem sicher interessiert! Vielleicht schließe ich aber da auch nur von mir und meinem Umfeld auf andere.

    Hmmm... Ich glaube den Meisten hier sollte mein Brettspielgeschmack bekannt sein... Nun ich habe lange Haare und trage gerne Nerd-/Bandshirts. Ich wurde auf der Spiel 19 auch mal Fotografiert von jemandem der fragte ob er dürfe, da er Fotos von Menschen mit lustigen Shirts macht (4 out of 3 people struggle with math - falls wer interesiert ist) -> zu diesem Shirt habe ich übrigens mehr als ein mal gehört "Ich bin der Vierte" :lachwein:

    Auf meiner ersten Spiel hatte ich unerfahren wie ich war ein Longsleeve von Atheist getragen (hier das Motiv), heute weiß ich mehr als T-Shirt ist unnötig :lachwein::lachwein::lachwein:


    Und falls doch jemand meinen Spielegeschmack nicht kennt - kompetitive Euros, ohne Glück oder mit sehr wenig , gerne komplex und/oder abstrakt mit immersiven Mechanismen, sowie komplexere Wirtschaftsspiele. Ich leide bei Dungeon Crawlern, da diese für mich - wie bereits in einem anderen Thread dargelegt aus Downtime bestehen (weil die Story für mich auch Downtime ist)

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11
    Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3
    Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2

    Einmal editiert, zuletzt von matthias19281 ()