Thematisch vs. Unthematisch: Welche Euros halten sich am Markt?

  • Brettspiel Dude meint, thematische Euros würden sich länger am Markt halten als unthematische und nennt zum Beweis die Euros von Mindclash und Lacarda. Doch wie sieht es wirklich aus und was ist eure Meinung?

    Ich bevorzuge eigentlich thematische Euros, stelle aber persönlich immer wieder fest, dass es einige unthematische Euros gibt, die den thematischen spielerisch Meilenweit voraus liegen.

    Für mich wäre da z.B. ein Die Burgen von Burgund oder ein Russian Railroads (das ich tatsächlich als eher Abstrakt unthematisch empfinde).

    Besonders die Mindclash Games halten sich mMn hauptsächlich durch Optik und Brimborium am Markt. Ich mag Trickerion und Anachrony. Stelle bei Anachrony aber immer wieder fest, dass es mechanisch gar nicht so stark ist und die Fraktionen die Richtung massiv vorgeben und Trickerion ist mir meist eine Ecke zu viel - thematisch aber tatsächlich wunderbar eingebunden.

    Die Lacerdas? Die meisten sind für mich ein komplexes Gewusel bei denen ich die Faszination nicht nachvollziehen kann.

    Also wie seht ihr das? Wie bewerten wir eigentlich "am Markt etablieren"? Wie lange ein Spiel "in print" ist? Meiner Erfahrung nach kommt es allein da stark auf den Verlag an - ein Verlag wie Pegasus hat ne wesentlich schnellere Rotation an Titeln als ein Mindclash oder eben ein Stonemaier Games.

  • Ich glaube, dass thematische Einbettung sehr subjektiv ist. Das gibt es jede Menge Sichtweisen. Für mich einer der Gründe, warum da so oft und so emotional drüber diskutiert wird.

    Wenn ich bsw. mal Anachony nehme, dann musste ich da bei der Erklärung öfters lachen. Besonders die Zeitreise-Mechanik ist für mich einfach eine reine Kreditmechanik. Und dadurch, dass da Vokbeln verwendet werden, macht es die Sache nicht thematischer. Ich spiele da keine Zeitreise. Ich bezahle einen Kredit. Aber ich weiß, dass viele Spieler*innen das als sehr mechanisch empfinden.

    Ich hab diese Diskussion am eigenen Leib oft genug erfahren. La Granja wurde als seelenloser Mechanismen-Mix beschrieben und ebenso als thematischstes Bauernhof-Spiel. Eine Formulierung blieb mir im Gedächtnis: "Thematischstes Feld-Spiel". Das fand ich lustig! Aber ich glaub Ravn hier im Forum hatte da mal eine ganz andere Sichtweise... Oder war das bei Solarius Mission? Weiß ich grade gar nicht mehr... Egal.

    Für mich ist eins der thematisch besten Spiele Agricola. Und das ist lange am Markt. Aber BuBu auch. Und das fühlt sich nicht wirklich thematisch an.

    Ich glaube nicht, dass das eine sinnvolle Betrachtungsweise für den langfristigen Erfolg von Spielen...

  • Also bei mir jedenfalls haben thematische Euros viel bessere Chancen, zu bleiben, wobei natürlich der Mechanimus auch gut sein muss. Ich stimme ode. zu und halte Agricola in dem Zusammenhang für eine Meisterleistung. Ähnlich gut ist allerdings Barrage, da ist das Thema auch überragend umgesetzt. Spiele, die zu abstrakt sind oder bei denen Mechanismus und Thema nicht passen, haben es bei mir schwer, selbst wenn sie einen tollen Mechanismus haben.

  • Danke an Alex SpieLama für das aufgreifen.


    Ich denke, es ist schon wichtig, was "thematisch" eigentlich bedeutet. Für mich definiert sich das so, dass die Spielmechanik inhaltlich gut eingebettet ist. Gute Beispiele hier sind z.B. dass bei Vinhos die verschiedenen Rebsorten alle unterschiedliche Eigenschaften, die jeweils an die tatsächlichen Reb- bzw. Weinsorten angelehnt sind.


    Sehr unthematisch ist z.B. der Forscher bei Maracaibo. Das ist einfach ne Siegpunktleiste genau wie die Tempelleiste bei Arnak.


    Sowas stört mich aber auch gar nicht unbedingt, wenn der Rest stimmt. Bei Arnak kommt bei mir durchaus ein bisschen Entdecker-Feeling auf - Maracaibo hingegen fühlt sich insgesamt recht wenig thematisch an, weswegen es deutlich weniger oft auf den Tisch kommt bei uns.

  • Wenn ich bsw. mal Anachony nehme, dann musste ich da bei der Erklärung öfters lachen. Besonders die Zeitreise-Mechanik ist für mich einfach eine reine Kreditmechanik. Und dadurch, dass da Vokbeln verwendet werden, macht es die Sache nicht thematischer. Ich spiele da keine Zeitreise. Ich bezahle einen Kredit. Aber ich weiß, dass viele Spieler*innen das als sehr mechanisch empfinden.

    Ich möchte vielleicht als Gegenbeispiel zwei Spiele nennen, die ich als sehr thematisch empfunden habe, was das Thema Zeitreise angeht. Das war einmal Loop, Inc. und Legacy: Gears of Time...

  • Thematische Euros haben bei mir definitiv besser Chancen, ich finde wenn zwei Spiele exakt gleich gut sind (sofern man das denn messen kann), eines davon ist thematisch, das andere nicht, dann ist für mich das thematische Spiel ganz klar das bessere. Es hilft wenn Regeln thematisch Sinn ergeben, sowohl damit sich diese zu Merken, als auch beim Erklären und für's generelle Feeling. zB die Regel bei Scythe, dass man wenn man ein Feld mit Arbeitern angreift und diese vertreibt eine Beliebtheit pro Arbeiter verliert finde ich super thematisch und ich kann mir die wahrscheinlich auch in 10 Jahren noch merken. Auch hat sie jeder, dem ich die Regeln erklärt hat sofort verstanden, sie ergibt einfach Sinn und fügt sich ins Spiel(geschehen) ein. Oder das bei Viticulture der Wein am Ende des Jahres reift, das merkt man sich leichter als wenn es einfach eine Regel wäre "ja deine Leisten gehen am Ende der Runde eines nach oben, weil das ist so". (Das die Trauben reifen und nicht gammeln is nen anderes Thema)


    That being said, wenn ein Spiel mechanisch eine Wucht ist, dann lehne ich das Spiel natürlich nicht ab nur wenn's nicht super thematisch ist, Praga Caput Regni ist thematisch wahrscheinlich ziemlich austauschbar, auch wenn ich es nicht als komplett umthematisch bezeichnen würde, aber ich find's bisher noch super (merke aber nach 7 Partie schon Abnutzungserscheinungen). Genauso kann das beste Thema und die beste thematische Integration nicht über ein mieses Spiel hinwegtäuschen.


    Das genannte Burgen von Burgund hab ich gestern zum 2. mal mitspielen können, ironischerweise gewinne ich jedes mal wenn ich das Spiel spiele obwohl ich es gar nicht so gut finde. Das is son Spiel wo es mir schwierig fällt nachzuvollziehen wieso das so weit oben ist auf BGG, aber anderes Thema. Ich hab da beim Spielen schon absolut das Gefühl irgendwas willkürliches zu tun und hab eigentlich nur Zahlen und Punktemaximierung im Kopf, dabei merke ich schon, dass ich das dann nicht mehr ganz so spannend finde, auch wenn ich durchaus ne Affinität zu Zahlen und Mathematik habe.


    Von Lacerda hab ich bisher nur The Gallerist und Weather Machine spielen können, letzteres fand ich gar nicht so thematisch, aber The Gallerist schon, das hat auch thematische Schwächen, aber das man Künstler unter Vertrag nimmt, diese ihren Wert steigern mit steigender Bekanntheit, wodurch die Kunstwerke mehr wert werden. Das integriert sich schön, das Thema erklärt wieso die Leisten hoch gehen sozusagen.


    Ums Kurz zu machen: Thematische Euros sind meiner Meinung nach die besseren Spiele, aber Thematik macht schlechte Mechanik nicht wett, es muss beides vorhanden sein. Aber wenn die Grundlage des Spiels gut ist, macht eine passende Thematik das Spiel nochmal besser. Deswegen hab sie bei mehr definitiv mehr Staying-Power, wie relevant ich für den Markt bin sei mal dahin gestellt, aber da ich große Brettspielsammlungen abschreckend finde und nicht ständig ein neues Brettspiel kaufen möchte, bin ich glaube nicht so Repräsentativ.


    Edit: Bei dem genannten Anachrony kam die Zeitreisethematik leider gar nicht bei mir rüber, das Spiel hat mich richtig enttäuscht. Würde ich nochmal mitspielen, aber die Vorfreude und Begeisterung sind schnell verflogen (ich liebe alles was Zeitreisethematik hat)

    Einmal editiert, zuletzt von Wuschel ()

  • Ich glaube, über den Erfolg eines Spiels entscheidet (unter anderem!), ob es Spaß macht. Ein Spiel, daß Spaß macht, wird da m.E. auch als thematischer empfunden als eines, das einem nicht so zusagt. Da geht es ja um Geschmack und Gefühl, und wenn man gerade keine Zeit zum spielen hat, versucht man dann, solche Aspekte nachträglich mit langen Forenbeiträgen zu rationalisieren.

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  • Bei Arnak kommt bei mir durchaus ein bisschen Entdecker-Feeling auf.

    Bei mir überhaupt nicht. Das ist eher so ein Spiel, wo sich bei mir die anfängliche Begeisterung wegen der - für mich! - mangelnden Thematik sehr schnell gelegt hat. Man dreht einen Gegner um und "bekämpft" ihn dann, indem man Rohstoffe abgibt wie für alle anderen Aktionen auch. Ist für mich ein totaler Stimmungskiller.

  • Aus meiner Sicht verläuft der Thread in eine falsche Richtung. Es ging nach meinem Verständnis darum, was sich lange auf dem Markt hält und was nicht. Dafür hilft es aber kein bisschen weiter, wenn hier jeder nur schreibt, was er persönlich gut findet bzw. lieber mag.

    Die eigentliche Frage ist also: Welche thematischen Euros halten sich über Jahre auf dem Markt? Und welche unthematischen Euros halten sich über Jahre auf dem Markt?

  • Diese Frage wirft für mich so viele Folgefragen auf (Was ist ein thematischer Euro? Was bedeutet "sich auf dem Markt halten"?), daß ich leider wenig sonst beitragen kann.

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  • Für mich definiert sich das so, dass die Spielmechanik inhaltlich gut eingebettet ist. Gute Beispiele hier sind z.B. dass bei Vinhos die verschiedenen Rebsorten alle unterschiedliche Eigenschaften, die jeweils an die tatsächlichen Reb- bzw. Weinsorten angelehnt sind.

    Fühlt sich für mich absolut nicht thematisch an... Ich hab da den roten oder weißen Weinen immer nur Nummern gegeben. Fand ich damals echt abturnend. Es ging für mich nur drum ne Ziffer zu steigern...

    Persönlich glaube ich, dass Thema dazu da ist die Regeln sinnvoll zu erklären. Je besser sich eine Mechanik im Thema ausdrückt, desto mehr es den Machern gelungen ist die Wirkweise der Mechanik thematisch darzustellen und den Spielenden logische als Zusammenhang zu erklären, desto thematischer fühlt es sich an. Und daher haben wir oft den Gefühl, dass etwas "thematisch" sei, je besser dieses Verhältnis passt.

    Daher bin ich immer dafür zur Mechanik passende Themen zu nehmen. Dafür ist eben Anachrony ein schönes Beispiel. Für mich fühlt sich die Zeitreise-Thematik an, als wäre sie über eine Kreditmechanik gestülpt worden um originell zu sein. Da wurde eben nicht überlegt: "Wie setze ich Zeitreise gut um?" Da wird eine hahnebüchene Logik verwendet um die Mechanik irgendwie originell herzuleiten... Macht Spaß! Keine Frage! Gutes Spiel! Hab ich sehr gern gespielt. Aber bei der Erklärung musste ich trotzdem laut lachen...

  • Aus meiner Sicht verläuft der Thread in eine falsche Richtung. Es ging nach meinem Verständnis darum, was sich lange auf dem Markt hält und was nicht. Dafür hilft es aber kein bisschen weiter, wenn hier jeder nur schreibt, was er persönlich gut findet bzw. lieber mag.

    Die eigentliche Frage ist also: Welche thematischen Euros halten sich über Jahre auf dem Markt? Und welche unthematischen Euros halten sich über Jahre auf dem Markt?

    Ich glaube nicht, dass man da viel weiterkommen wird.


    Das fängt ja schon mit der Frage an, was denn eigentlich ein "thematisches" oder ein "unthematisches" Euro ist.


    Unter dieser Unklarheit leidet schon die Ausgangsfrage. Mit ein paar Beispielen zur "Verdeutlichung" ist es dabei nicht getan, wie schon ode. mit seinen Beispielen gezeigt hat.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Ein Spiel muss zunächst gut funktionieren damit es Spass macht. Dafür ist die Mechanik zuständig. Daher denke ich, dass für einen dauerhaften Erfolg eines Spiels die Mechanik entscheidend ist. Die Mechanik muss dann nicht zwingend komplex oder originell sein, sie muss nur die Spielzielgruppe ansprechen.

  • Um zu der Frage des Topics zurück zu kommen: Ich glaube die Eigenschaft "thematisch" hat keinen Einfluss darauf ob sich ein Spiel am Markt behauptet. Warum? Da in den Posts davor schön ersichtlich ist, jeder versteht unter "thematisch" etwas anderes, daher kann es keine signifikante Eigenschaft sein.

    Ich sehe einen Raster aus Thema (nicht "thematisch"!), Material/Ausstattung und Mechanik. Ist ein Spiel auf mindestens zwei Achsen sehr gut wird es sich halten.

    Einmal editiert, zuletzt von Krywulf ()

  • Spontan hätte ich erst einmal gesagt, dass es keinen Unterschied macht. Nach einem kurzen Grübeln würde ich sagen, dass sich thematische Spiele länger am Markt halten müssten, einfach weil ein gutes UND thematisches Spiel eine größere Zielgruppe anspricht als ein „nur“ gutes Spiel.


    Als unthematischer Evergreen fällt mir spontan Carcassonne ein.

  • Mal wieder ein Thema für

    :popcorn:

    Ich nenne meine Spiele inzwischen auch "Euros" - weil Ihr es hier und andere (BGG usw.) es tun. Ich selbst hätte mich nicht groß um Klassifizierung bemüht.

    Darunter sind nicht wenige ewig junge Spiele, die lange am Markt sind, teils komplett abstrakt (Einfach Genial, Rummikub, Azul, ...), teils (oder m.E. sogar oft) thematisch - wobei ich hier nicht mit Leuten diskutieren mag, die sowas z.B. einem Viticulture absprechen, kommt ja immer wieder mal vor. Fakt ist, die Mechanik muss stimmen und spielerisch reizen - und genau diese Spiele sind es dann auch, die langfristig Bestand haben, Thema hin oder her.

  • Der Entdecker läuft durch den dschungel und findet stuff xD. Ist doch total thematisch ;). Pfister spiele sind allgemein eher lose thematisch glaub.


    Gwt, maracaibo und boonlake würde mit jedem anderen thema genau so funktionieren^^

  • Was ist denn mit Catan und Carcassonne? Dauerbrenner, Euro, lange auf dem Markt - aber kaum thematisch, oder?

    Ich denke, die beiden sind Dauerbrenner, weil sie recht früh auf den Markt kamen, als es noch wenig andere komplexere Spiele gab, die zugänglich waren. Und sie sind halt zugänglich. Und Preisträger. Aber ich kenne auch niemanden mehr, der eines der beiden spielt.

  • Was ist denn mit Catan und Carcassonne? Dauerbrenner, Euro, lange auf dem Markt - aber kaum thematisch, oder?

    Ich denke, die beiden sind Dauerbrenner, weil sie recht früh auf den Markt kamen, als es noch wenig andere komplexere Spiele gab, die zugänglich waren. Und sie sind halt zugänglich. Und Preisträger. Aber ich kenne auch niemanden mehr, der eines der beiden spielt.

    Nach 3 Partien werden doch angeblich eh die meisten Spiele nicht mehr ausgepackt. Insofern könnte man das für jedes x-beliebige Spiel, welches älter als 5 Jahre ist, sagen. 8o

  • Was ist denn mit Catan und Carcassonne? Dauerbrenner, Euro, lange auf dem Markt - aber kaum thematisch, oder?

    Ich denke, die beiden sind Dauerbrenner, weil sie recht früh auf den Markt kamen, als es noch wenig andere komplexere Spiele gab, die zugänglich waren. Und sie sind halt zugänglich. Und Preisträger. Aber ich kenne auch niemanden mehr, der eines der beiden spielt.

    Du lebst sehr offensichtlich in einer Blase.

  • Thematisch, nicht themtisch, wenig thematisch oder unthematisch; jeder hier im Forum dürfte da seine eigene Sichtweise haben und im Ergebnis zu unterschiedlichen Abstufungen kommen.

    Was ist denn mit Catan und Carcassonne? Dauerbrenner, Euro, lange auf dem Markt - aber kaum thematisch, oder?

    Catan ist für mich z.B. total thematisch:

    Wir besiedeln eine Insel mit Dörfern und Städten und bauen Straßen mittels Rohstoffen, die wir erwürfeln oder mit unseren Mitspielern handeln oder über Fortschrittskarten generieren.

    Bei Carcassonne ist die reine Mechanik aus meiner Sicht sehr geschickt in eine eingängige Thematik eingebettet worden. Fühlt sich für mich deutlich thematischer an als z.B. Russian Railroads oder St. Petersburg oder gar Die Burgen von Burgund (die ich ebenfalls schätze).


    Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren: wenn Mechanik und Thematik sich optimal ergänzen, dann sollten Thematische Euros im langen Rennen klar im Vorteil sein; wie z.B. bei Agricola, Concordia, Funkenschlag, Puerto Rico, Räuber der Nordsee und Terraforming Mars.


    Aber auch unthematische Euros (wie Dominion) können sich lange am Markt halten; keine Frage.

  • Ich denke, die beiden sind Dauerbrenner, weil sie recht früh auf den Markt kamen, als es noch wenig andere komplexere Spiele gab, die zugänglich waren. Und sie sind halt zugänglich. Und Preisträger. Aber ich kenne auch niemanden mehr, der eines der beiden spielt.

    Du lebst sehr offensichtlich in einer Blase.

    Danke für diesen wenig konstruktiven Beitrag. Wir leben alle übrigens in Blasen. Hurra. Ich kenne Menschen, die GAR nicht spielen. Weder Carcassonne noch Vinhos.

    Meine Blase ist eine Vielspielerblase mit eher Expertenspielen. Und Deine?

  • Danke für diesen wenig konstruktiven Beitrag.

    Ist halt ein bisschen die Frage, was du mit deinem Beitrag sagen wolltest.


    Die beiden genannten Spiele haben sich nicht nur millionenfach verkauft, haben nicht nur heute noch riesige, aktive Fangemeinden, sie haben es vor allem fast geschafft, "Generationenspiele" zu werden (also dieses "das bringt Papa dem Sohnemann bei", nicht so stark wie Maumau, MÄDN, Risiko und Monopoly, aber die beiden Spiele sind verglichen mit denen ja auch noch jung).


    Es ist dagegen doch völlig wumpe, ob in deinem Vielspielerzirkel die Leute Catan spielen oder nicht. Selbst wenn man deine Aussage extrapoliert auf alle Expertenspieler Deutschlands, sind die immer noch eine winzige Teilmenge der Brettspielenden.

  • Ganz offensichtlich gibt es in der Brettspielszene Menschen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Ich hab mittlerweile sehr viele Spielerinnen und Spieler kennen gelernt - und da werden in der Tat nicht nur super-Expertenspiele gespielt. Es gibt ne ganze Menge Familien- bis Kennerspiele, die gespielt werden und die unisono für besser als Siedler gehalten werden. Ich persönlich bin Siedler sehr dankbar, weil das echt ein krasser Meilenstein war - aber es ist halt jetzt (in meiner Sicht) nicht mehr unter den top 50 Spielen, mit denen man Einsteiger begeistern kann. Auf bgg, wo sich ja noch andere außer mir tummeln, ist Catan mittlerweile auf 441 gelandet - und 135 bei den Familienspielen.


    Wir haben letztens ja noch lang und breit hier im Forum besprochen, dass jeder ja offenbar nur seine Meinung wieder gibt. Tut mir leid, wenn das nicht deutlich zum Ausdruck gekommen ist - ich schätze die Pluralität im Brettspielbereich sehr. Und ich finde wirklich interessant, dass Thygra auch die themenloseren Exit-Games mag - ich verstehe es halt nicht ganz - aber das muss ich ja auch nicht. Es gibt viele gute Spiele, die ich nicht mag - und ich spiele vermutlich weniger gute Spiele sehr gern. Jedem Tierchen sein...


    Meine Beobachtung war halt, dass sich im Bereich der komplexeren Euros (ich sag mal heavy-rating 3.5 aufwärts) die themenloseren Spiele weniger gut halten als die themenreichen Spiele. Vielleicht ist meine Beobachtung falsch. Sie war auch nicht als allgemeine These zur Diskussion gedacht, sondern ein Gedanke, der aus dem andern Thread entsprang.

  • Was ist denn mit Catan und Carcassonne? Dauerbrenner, Euro, lange auf dem Markt - aber kaum thematisch, oder?

    Ich denke, die beiden sind Dauerbrenner, weil sie recht früh auf den Markt kamen, als es noch wenig andere komplexere Spiele gab, die zugänglich waren. Und sie sind halt zugänglich. Und Preisträger. Aber ich kenne auch niemanden mehr, der eines der beiden spielt.

    Die Ausgangsfrage zielt doch darauf ab, ob sich thematische oder unthematische Euros länger am Markt halten. Unter diesem Gesichtspunkt ist doch klar, dass sich Catan und Carcassonne, egal nach welcher Lesart sie nun thematisch oder unthematisch sind, sehr lange schon am Markt halten.


    Ob einer von uns jemanden kennt, der diese Spiele noch spielt, ist für die Ausgangsfrage wohl kaum relevant. Davon abgesehen, man frage BGG und man weiß, dass offenbar selbst nicht Gelegenheitsspieler beide Spiele nach wie vor eifrig spielen.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Was ist denn mit Catan und Carcassonne? (…) kaum thematisch, oder?

    Die Trennung in Thema und Mechanik finde ich zur Klassifizierung (von Brettspielen) immer schon ein wenig seltsam und irreführend. Oftmals wird Thema auch mit dem Setting gleichgesetzt bzw. verwechselt. Ist ein Spiel zeitlich im Mittelalter angesiedelt, ist das Thema deswegen nicht automatisch Mittelalter.


    Bei Catan ist das Handeln von Waren ein, wenn nicht sogar das wichtigste Kernelement. Daher würde ich sagen, ist Handel das (Haupt-)Thema und Mittelalter das Setting (Schauplatz, Kulisse) des Spiels. Dazu gibt es verschiedene Mechanismen wie man eben an Waren kommt, v. a. durch Würfeln (das auch die „Entbehrungen“ dieser Zeit gut abbildet) und durch das gezielte Ausbreiten auf den Spielfeldern zur optimalen Vermehrung der Waren (also Ressourcenmanagement).


    Bei Carcassonne geht es im Kern um (sehr variablen) Städtebau. Das Ergebnis gemeinsamen Bauens (und Wegnehmens) ist dabei überhaupt nicht abstrakt, sondern im Gegenteil schön plakativ. Das Setting kann dabei leicht ausgetauscht werden, wie die Reihe „Around the World“ eindrucksvoll beweist; das Thema jedoch bleibt nahezu unverändert gleich.


    Idealerweise verbindet eine (kurze) Geschichte den Dreiklang aus Thema-Setting-Mechanik zu einem stimmigen Ganzen.

  • Beides hat Einfluss auf meine Wahl zum kaufen/spielen. Wenn die Mechanik nicht stimmt, zieht das beste Thema nicht. Andererseits ist alles rund um die Thematik “säen, ernten, verarbeiten, verkaufen…” wertvolles Futter fürs Osterfeuer.

    So setzt jeder seinen Schwerpunkt je nach Vorliebe entweder hier oder dort - somit kann die übergeordnete Frage im gestellten Kontext nicht beantwortet werden. Und das in allen Bereichen, nicht nur Euros…

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Ich kenne eigentlich keine thematischen Euros, die sich wirklich lange gehalten haben. Unthematische hingegen schon, etliche. Die Lacerda empfinde ich als sehr abstrakte Euros, bei denen das Thema bloß sehr schön auflackiert wurde. Trickerion, ja, es fühlt sich thematisch an, ist aber glaub ich auch kein Dauerbrenner - dafür mechanisch bzw. eher redaktionell zu unausgereift. 'Thematische Euros' kenne ich eigentlich fast nur von Martin Wallace, der ja aber vor seinem Brass-Revival (und vielleicht auch jetzt noch) auch keinen Evergreen hatte.

  • Ich stimme ode. zu und halte Agricola in dem Zusammenhang für eine Meisterleistung. Ähnlich gut ist allerdings Barrage, da ist das Thema auch überragend umgesetzt.

    Ich möchte unbedingt noch Klong! (ist jetzt zwar kein reines Euro, aber superthematisch) ergänzen - das fühlt sich wirklich so an, als ob die ganzen Personen und Charaktere auftauchen und bei uns am Tisch sitzen, da wird oft sehr integrativ gespielt: Machen sich die anderen mal wieder darüber lustig, dass ich schon wieder vor mich hinstolpere, habe ich nicht selten einen Plausch auf der Hand, der die Häme der anderen hübsch illustriert… 😊


    Im Gegensatz dazu finde ich die ganzen Lacerdas kaum immersiv, dazu halte ich sie, was Spieltiefe angeht, für relativ überschätzt: Die Mechanismen sind für mich z.B. bei The Gallerist längst nicht so ineinander verzahnt wie bei einem Lorenzo und laufen eher nebeneinander her, mit nur gelegentlich auftretenden Synergien. Dadurch, dass die ein oder andere Entwicklung einer Partie bisweilen fast willkürlich anmutet, wird dem Spiel in meinen Augen zu Unrecht das Prädikat „hochkomplex“ (siehe bgg rating) verliehen. Für mich reißen es das grundsätzlich schöne Setting und die atmosphärisch gestalteten Komponenten da auch nicht raus…


    Im Gegensatz dazu ist eine elegante Spielmechanik, die nicht nur in die Breite, sondern in die Tiefe geht, meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen und liefert neben der Atmosphäre einen nicht weniger wertvollen Beitrag zu einem erfolgreichen Euro (wie oben erwähnt) - sonst wäre auch Agricola meines Erachtens längst nicht so erfolgreich.


    Euphoria (als echtes Euro) als Kontrast finden wir z.B. kaum immersiv und spielt für uns in 2p auf einer sehr abstrakten Ebene, wo es für uns nur noch darum geht, Züge zu optimieren und sich dadurch den klitzekleinen Vorteil zum Sieg zu verschaffen. Die Einbettung ist nett, für uns aber absolut nebensächlich - dennoch hat es einen festen Platz in unserem Regal.


    Ob ein Spiel heutzutage erfolgreich oder nicht auf dem Markt ist, hat daher insgesamt für mich viel damit zu tun, ob es zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist bzw. war.

    7 Mal editiert, zuletzt von LeGon ()

  • Brass war schon vor der Neuauflage in der Top Ten bei BGG, es war so begehrt dass selbstgemachte Exemplare stolz vorgezeigt wurden und es mehrere Druckvorlagen dafür gab, und es wurde auch auf den hiesigen öffentlichen Spieletreffs sehr oft gespielt. Also wenn ein Wallace Klassikerstatus hatte dann der. Ansonsten ist die Diskussion tatsächlich solange schwierig wie wir uns nicht darauf einigen können was ein thematischer Euro ist und was nicht. Tzolkin etwa finde ich nach wie vor hochthematisch und ist sicher als Dauerbrenner zu betrachten. Bei Robinson Crusoe komme ich schon an den Rand dessen, was noch als Euro bezeichnet werden kann.


    Wenn ich mich zu einer These versteifen wollte, dann wäre es wohl, dass die thematische Einbindung und Gestaltung in den letzten Jahren wichtiger geworden ist. Viele Spieler in meinem Umfeld spielen Scythe und TFM wegen des Themas und der Optik. Besonders schön war das bei among the Stars zu sehen: AtS haben viele spielen wollen, das fast identische Fields of Green hingegen musste auf meinem Spieltisch quasi hausieren gehen.

  • Eine Auswahl, Mindestalter 10 Jahre, keine Titel die länger oop waren:

    - Scotland Yard

    - Dominion

    - Ubongo

    - Blokus

    - Andor

    - Catan

    - Keltis

    - Robinson Crusoe

    - Pandemic

    - Einfach Genial

    - Ricochet Robots

    - Fresko

    - Kingdom Bilder

    - Carcassonne

    - Alhambra

    - Die Burgen von Burgund

    - Terra Mystica

    - Puerto Rico

    - Agricola

    - Tzolkin

    - Through the Ages

    - Race For the Galaxy

    - 7 wonders

    - El Grande

  • Ob ein Spiel heutzutage erfolgreich oder nicht auf dem Markt ist, hat daher insgesamt für mich viel damit zu tun, ob es zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist bzw. war.


    Die Beobachtung würde ich so auch unterschreiben. Dazu kommt dann noch:


    - wer hat es designt? (Pfister zB wird ja von vielen auch einfach gekauft, wenn ich zB die Messe-Threads lese)


    und vor allem


    - wie sieht es aus?


    Ich denke, thematisch oder unthematisch ist nicht so wichtig wie die anderen genannten Sachen. Aber natürlich schwieriger zu fassen dann.

  • Der erste Punkt ist für Kickstarter und Expertenspiele in kleiner Auflage relevant, ansonsten spielt das bei der breiten Masse der Käufer keine Rolle. "Wie sieht es aus?" Hingegen ist eine spannende Frage, ich denke das ist schon früher wichtig gewesen, dass die Optik allein als Kaufgrund genannt wird kenne ich allerdings auch erst seit Kickstarter-Zeiten.

  • Also ne Freundin von mir hat sich Dice Forge nur gekauft weil das im Thalia stand und der Cover schön aussah, sie wusste rein gar nichts über das Spiel. Sie hatte Glück, dass da auch ein gutes Spiel dahinter steckt. Photosynthese hat sie auch nur gekauft weil's schön aussieht.


    Mir ist ne gute Optik auch wichtig und ein schöner Cover oder ein schönes Spiel weckt erstmal ziemlich schnell mein Interesse, ich schaue aber dann erstmal nach ob da auch ein gutes Spiel dahinter steckt und kauf's nicht blind.