Wunschdenken: Selbstregulierung durch den Markt

  • Hallo zusammen,


    im aktuellen FrostedGames-Thread



    sind mir ein paar interessante Gedanken aufgefallen, die ich gerne hierher auslagern möchte.


    Daß das mit den Dumpingpreisen Scheiße ist und man für faire Preise am Markt sorgen sollte, unterschreibe ich sofort.


    Eine Flutung des Marktes mit Durchschnittsware sehe ich ebenfalls als Problem an.


    Eine Marktbereinigung wird aus meiner Sicht wahrscheinlich auch kommen.


    Und hier möchte ich widersprechen:

    Zitat

    Ja, es ist nicht schlecht - Man kann es spielen und es tut nicht weh…aber ehrlich gesagt glaube ich bei einem Gros der Spiele nicht, dass das wirklich bewusst als Bereicherung des Spielemarktes produziert wurde, sondern weil man einfach den Markt mit Zeug fluten kann.

    Der Käufer weiss erst nach seinem ersten Spiel, das es in der Ecke verstauben wird - Ein Verlag kann solche Dinge bewusst im Vorfeld steuern und garnicht erst anbieten…wenn man wirklich mal was ändern möchte.

    Das wird ein Verlag aus meiner Sicht keinesfalls tun. Ein Verlag ist ein Unternehmen, das Dinge produziert, von dem es sich einen Gewinn erwirtschaften will, da davon die Zukunft dieses Unternehmens abhängt. Ob das Produkt "sinnvoll" ist oder nicht ist in den Überlegungen eher nachrangig. Zeig mir den Geschäftsführer, der sagt: "Wir könnten zwar das Spiel ´GibteswieSandamMeer´ herstellen, welches uns voraussichtlich 50.000,- Euro Gewinn einbringen würde, da es aber in drei Konkurrenzverlagen die Spiele ´Meeresrauschen´, ´Sandburgenbauen´ und ´EinUrlaubamSandstrand´ mit ähnlicher Ausrichtung gibt, lassen wir es lieber bleiben, um den Markt nicht unnötig zu fluten."
    Sorry, solch einen Gedankengang halte ich für unrealistisch.


    Zu den anderen Aspekten noch ein paar kurze Anmerkungen:


    - Faire Preise

    ... sind überall vonnöten, nicht nur bei den Brettspielen. Auch bei Lebensmittel, Kleidung, Schuhe, ...


    - Definition Durchschnittsware

    Da es auch im Grundtenor durchgekommen ist, daß es nur noch Perlen geben sollte. Wer definiert denn, was eine solche ist? Nicht jeder hat Zeit, Interesse, Konzentration, Geld, ... für ein #KingdomDeathMonster, #AeonsEnd, #Wasserkraft, #BurgenvonBurgund, #Brass etc. Das sind alles Spiele, die innerhalb der Blase als "Perle" definiert werden, doch die Breite an Gelegenheitsspielern interessiert das überhaupt nicht. Wenn es nach einem Teil der User hier im Forum gehen sollte, dann könnte man vermutlich sofort die Produktion von Monopoly, Mädn, UNO, Skyjo usw. einstellen, weil "kann weg", "braucht kein Mensch". Nur sind das (leider) genau die Spiele, die sich immer noch ordentlich verkaufen.


    Wer definiert jetzt also, was eine überflüssige Durchschnittsware ist und wer schreibt einem Verlag vor, daß er diese nicht produzieren darf? So eine übergeordnete Instanz gibt es in unserer Gesellschaftsform nicht.


    - Marktbereinigung

    So wie es schon immer Firmenpleiten gab, so wird es auch immer wieder Neugründungen geben. Derjenige, der es mit seinen Preisen, seinem Marktauftritt und ggf. mit seiner Philosophie schafft genügend Leute zu erreichen, die ihm das Überleben sichern, wird bestehen bleiben. Ob das dann ausgerechnet die Lieblingsverlage von mir sind, sei mal dahingestellt. Denn kein Unternehmen kann überleben, nur weil ich es sympathisch finde.


    - persönliche Wunschvorstellung und Fazit

    Ja, auch ich bin dafür, daß Schrottprodukte nicht erst hergestellt werden würden. Sei es im Brettspielebereich oder auch anderswo. Kleidung, die nach fünfmal waschen auseinander fällt benötige ich nicht. Genauso wenig wie jedes Jahr die neuesten Kollektionen zu jeder Jahreszeit. Und minderwertige Lebensmittel sollten gar nicht erst ins Verkaufsregal kommen dürfen. Allerdings: Dafür fehlt es an Kontrolle und Regulierung - und genau das ist es, was der freie Mensch nicht mag, da er (mit einem Blick in die Vergangenheit) zuviele negative Aspekte mit diesen Begriffen verbinden dürfte. Denn seid doch mal ehrlich: Wer von euch will sich von einer höheren Instanz vorschreiben lassen, was du tun und lassen darfst, was du kaufen darfst und worauf du verzichten mußt, welche Berufe dir zur Auswahl stehen und ob dieses Jahr für dich ein Urlaub drin ist? Denn ein "Alles für das Gemeinwohl" ist in unserer Lebenswirklichkeit ziemlich unattraktiv und nicht wirklich erstrebenswert.

  • Das kann durchaus sein, aber ich wollte zumindest anfangs allen zitierten Usern die Möglichkeit geben, meine Herleitung zu lesen. Schließlich hat sich mindestens einer nicht für das RSP freischalten lassen. Sollte eine anschließende Diskussion zu sehr ausufern, kann die Moderation den Thread immer noch in den entsprechenden Bereich verschieben.

  • Oh, Vorsicht, dünnes Eis!

    Mein letzter Beitrag in die Richtung wurde allein wegen der Reizwörter "Neoliberalismus" und "Turbokapitalismus" (Beides elementare Ausdrücke beim "selbstregulierenden Markt") wegen angeblichem RSP gelöscht, also Obacht, welche Begriffe ihr verwendet.

    (Und ja, der Beitrag hier wird wegen der Verwendung der Begriffe ebenfalls gelöscht, dessen bin ich mir klar, aber vielleicht erreicht die Warnung ja noch jemanden ...)

  • Denn ein "Alles für das Gemeinwohl" ist in unserer Lebenswirklichkeit ziemlich unattraktiv und nicht wirklich erstrebenswert.

    Ist das so? David Graeber wurde sagen, uns fehlt nur die Fantasie, weil wir so dermaßen kapitalistisch erzogen wurden und gleichzeitig nicht merken, dass wir eigentlich tagtäglich anders miteinander umgehen. Eines seiner Beispiele ist folgendes:


    Wenn ich mit dir einen Schrank zusammenbaue und du mich fragst, gibst du mir mal den Hammer, dann müsste ich, wenn es so ist wie du sagst, damit antworten, "was bekomme ich dafür?"


    Im täglichen Umgang sind wir wesentlich anarchistischer und "unkapitalistischer" als wir denken. Er spricht sogar von Kommunismus (nein, nicht der, der nicht funktioniert und als Herrschaftsform eher Sozialismus war und ein schreckliches Werkzeug der Unterdrückung). Wieso funktioniert ein Abo? Ich gucke 3 Filme jeden Tag, du nur einen pro Woche. Wieso bezahlen wir das gleiche?


    Diese Denkweise über unser System, besitzt viele Fehler. Ich will dir nicht widersprechen. Nur Denkanstöße geben. Wir nehmen zu viel als gegeben hin. Man überdenke einmal, wie lange es z.B. keinen Nationalstaat gab? Das Demokratie mal als Schimpfwort gebraucht wurde und als eine unmögliche politische Herrschaftsform, wo nur Chaos herrschen wird. Ich bin weder Anarchist, noch Kommunist, aber eines weiß ich, nur weil wir aus dem Fenster gucken und ein System sehen, heißt es nicht, dass es immer schon so war, immer so sein wird, noch das es richtig ist.

  • Nun ja, es kommt ja nicht nur darauf an was man für Begriffe benutzt, sondern auch in welchem Kontext und besagter Beitrag auf den Du ansprichst wurde wohl nicht nur meiner Meinung nach zurecht gelöscht. Daher weis ich nicht, was dieses nachsticheln hier jetzt soll?

  • Und hier möchte ich widersprechen:

    Zitat

    Ja, es ist nicht schlecht - Man kann es spielen und es tut nicht weh…aber ehrlich gesagt glaube ich bei einem Gros der Spiele nicht, dass das wirklich bewusst als Bereicherung des Spielemarktes produziert wurde, sondern weil man einfach den Markt mit Zeug fluten kann.

    Der Käufer weiss erst nach seinem ersten Spiel, das es in der Ecke verstauben wird - Ein Verlag kann solche Dinge bewusst im Vorfeld steuern und garnicht erst anbieten…wenn man wirklich mal was ändern möchte.

    Das wird ein Verlag aus meiner Sicht keinesfalls tun. Ein Verlag ist ein Unternehmen, das Dinge produziert, von dem es sich einen Gewinn erwirtschaften will, da davon die Zukunft dieses Unternehmens abhängt. Ob das Produkt "sinnvoll" ist oder nicht ist in den Überlegungen eher nachrangig. Zeig mir den Geschäftsführer, der sagt: "Wir könnten zwar das Spiel ´GibteswieSandamMeer´ herstellen, welches uns voraussichtlich 50.000,- Euro Gewinn einbringen würde, da es aber in drei Konkurrenzverlagen die Spiele ´Meeresrauschen´, ´Sandburgenbauen´ und ´EinUrlaubamSandstrand´ mit ähnlicher Ausrichtung gibt, lassen wir es lieber bleiben, um den Markt nicht unnötig zu fluten."
    Sorry, solch einen Gedankengang halte ich für unrealistisch.

    Damit magst Du wahrscheinlich recht haben - Ich sagte ja auch „kann“ das im Vorfeld steuern, vielleicht wäre „könnte“ da eindeutiger - Ein Konsument hat diesen Einfluss jedenfalls nicht. Trotzdem denke ich, ist ein Umdenken eines einzelnen Entscheiders vor der Produktion einfacher, als ein Umdenken vieler Käufer nach der Produktion.

    Ich sitze ja nicht in einer Redaktion und kann mir daher kein wirkliches Urteil bilden - Ich glaube aber nicht, dass die von mir genannten Spielbeispiele (Grog Island, Pac ket Row (nicht wundern: darf man komischerweise nicht ausschreiben), Simurgh, Andromeda und die zig anderen Spiele beim Probespielen als Hoffnung auf den großen Wurf angesehen wurden…und trotzdem wird es produziert - Und dafür gebe ich persönlich nicht dem Konsumenten die direkte Verantwortung. Aber ich denke, über solche Dinge streiten sich Angebots- und Nachfrageorientiert Wirtschaftstheoretiker bereits seit Jahrzehnten - Auch dort ohne Einigung.


    Ich vermute aber, dass sich (wo wir beim Thema Selbstregulierung des Marktes sind) vieles in den nächsten Jahren von alleine Regeln wird - Ob man nun will oder nicht. Bei Videospielen hat es im Falle von Embracer ja beispielsweise schon eingesetzt und es wird sich dort auf die Hochkaräter beschränkt / Studios und Projekte mit „Wackelkandidaten“ wurden/werden geschlossen. Ich prognostiziere, dass das auch in anderen Bereichen und mitunter im Brettspielbereich stattfinden wird. Aber auch ich bin kein Hellseher.


    (In meinem Text steckt viel „glaube“ - Mit mehr als Vermutungen kann ich auch nicht dienen.)

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

    2 Mal editiert, zuletzt von Harry2017 ()

  • ich versuche mal ein paar Gedanken dagegen zu stellen.


    Perlen und Durchschnittsware:

    • Ein Verlag weiß vorher nicht, was Perle und was Durchschnittsware wird (okay, bei einigen Sachen weiß er schon, aber zählen wir erstmal nur die ernsthaften Versuche), dann sind mehr auf den Markt geworfene Spiele mehr Chancen für den nächsten Longseller.
    • Ein Brief beschäftigt Leute und bezahlt die mit fixen Gehältern. Jetzt mal angenommen ... der Verlag hat gerade keine potenzielle Perle. An was sollen die schon bezahlten Leute dann arbeiten? Vielleicht doch an der Chance mit mittelmäßigem. Produkten etwas Geld mitzunehmen?

    Das Marktgleichgewicht:

    • Man stellt sich den freien Markt ja gern an als System mit lauter gut informierten Teilnehmern vor. Aber bei so Produkten mit großem individuellen, immateriellen Werten wie den echten Perlen unter Spielen ist das ja eine schwierige Sache.
    • Wie oft wird also ein gutes Produkt verkauft und wie oft ein Versprechen auf irgendwas individuell anderes?
    • Und wie viel Zeit braucht man um so ein Versprechen in Köpfe zu pflanzen und wie viel Zeit hat man bis das Versprechen von der Realität geprüft wird?
    • Und wie ist es mit dem Marktgleichgewicht wenn es in Wahrheit zwei Gleichgewichte mit dem Plattform-Großhandel in der Mitte ist? Der verkauft manchmal gute Produkte, aber oft eben auch Versprechen auf ein Schnäppchen (also ein gutes Gefühl) an die Kunden und kauft eben irgendwelche geeigneten Produkte als Vehikel für das gute Gefühl. Kann es dem Großhandel nicht egal sein, was er verkauft? Und kauft der Plattform-Großhandel in der Folge nicht einfach Spiele bei Verlagen ein deren Qualitätsanspruch nicht mehr die Qualität des Spiels sondern eben auch dessen Eignung für einen guten Sale, also ein Marketing-Versprechen welches schnell viele Leute triggert?

    Die Marktbereinigung:

    • Setzen sich hier dann hauptsächlich Verlage mit guten Produkten durch oder Verlage die sich gut an diese Art des "Turbokapitalismus" angepasst haben? Also schnell und skalierbar oberflächlich gut ausgestattete Spiele produzieren können?
    • Wie viel Einsatz und Herzblut wird nötig sein um auf dem durch einen solchen Markt eingeschliffenem Preisniveau als Newcomer konkurrieren zu können?
    • Wird die Marktbereinigung bessere Produkte hervorbringen oder welche die anders (und schneller) konsumiert werden?
  • Nun ja, es kommt ja nicht nur darauf an was man für Begriffe benutzt, sondern auch in welchem Kontext und besagter Beitrag auf den Du ansprichst wurde wohl nicht nur meiner Meinung nach zurecht gelöscht. Daher weis ich nicht, was dieses nachsticheln hier jetzt soll?

    Nein, das stimmt nicht.

    Also, das mit dem Kontext. Es gab ja keinen.🤷🏻‍♂️


    Dass du und andere der Ansicht sind, dass meine Beiträge gelöscht gehören, stimmt vermutlich, hat aber einen anderen Kontext. 😊


    Von daher "stichel" ich auch nicht "nach", sondern warne ganz ernstgemeint davor, dass manche Reizwörter beim Thema "Wirtschaft" auch ohne (inhaltlichen) Kontext zur Löschung führen (können).

    7 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Sind "faire Preise" nun der neue Ansatz die Verdoppelung vom UVP zu rechtfertigen und seine Marge zu steigern? Besonders lustig wenn es offensichtlich keine Neupressungen sind sondern die Lagerbestände plötzlich sehr wertvoll sind.


    Es gibt nun mal diese 40eu-Spiele-Kategorie die nicht 74.99eu wert sind (nur weil man dies behauptet) und die man bedenkenlos damals für 35eu mitgenommen hat.


    Auf der andere Seite gönne ich es jeder Firma die es schafft den Kunden an seine Marke zu binden, dem Kunden ein tolles Gefühl zu verschaffen in dem er mehr zahlt.

  • Ich denke mal, daß zwar jeder behaupten kann, daß seine Produkte "faire Preise" sind, jedoch sollte man dies im Fall des Falles auch belegen können. Ferner hängt aus meiner Sicht viel damit zusammen, welche Glaubwürdigkeit sich ein Unternehmen erarbeiten konnte. Sprich, wenn es eine Firma geschafft hat unter anderem dank Transparenz sich einen guten Ruf zu erarbeiten, dann wird man ihr das mit den "fairen Preisen" eher abnehmen als anderen, für die dies nur ein Marketing-Slogan ist.

  • Ich finde die aktuellen UVP Preise eigentlich fair, aber dennoch kaufe ich die paar Spiele im Jahr (so 3 bis 5) eigentlich immer zu günstigeren Preisen mit irgendwelchen Rabatt / Gutscheinkombis. Obwohl ich die UVP fair finde, würde ich trotzdem keine bspw. 20€ mehr zahlen, wenn ich ein Spiel durch Aktionen etc. entsprechend günstiger bekommen kann. Bestes Beispiel jüngst war da wohl für einige Hallertau. Ich möchte einen sehen, der es sich trotz des Thalia Angebotes (aktuell) zum UVP gekauft hat (also im selben Zeitraum) 8o

    2 Mal editiert, zuletzt von Knolle ()

  • Finde es immer lustig wenn quasi vom Endverbraucher immer erwartet wird nicht wirtschaftlich zu handeln weil das ja dann schadet. Du bist das kleinste Rädchen im kapitalistischen System sollst dann aber immer die Moral-Instanz sein weil ja sonst die armen Firmen Pleite gehen...


    Dem entgegen sind die Preise momentan immer noch im Rahmen im großen und ganzen, ist hakt alles teurer geworden in den letzten 10 Jahren...letztens noch für ne LP 33 Euro bezahlt...WTF

  • Finde es immer lustig wenn quasi vom Endverbraucher immer erwartet wird nicht wirtschaftlich zu handeln weil das ja dann schadet. Du bist das kleinste Rädchen im kapitalistischen System sollst dann aber immer die Moral-Instanz sein weil ja sonst die armen Firmen Pleite gehen...


    Dem entgegen sind die Preise momentan immer noch im Rahmen im großen und ganzen, ist hakt alles teurer geworden in den letzten 10 Jahren...letztens noch für ne LP 33 Euro bezahlt...WTF

    Als Endverbraucher müssen wir doch aber die doofen sein und mehr Bezahlen :lachwein:

    In anderen Bereichen wird da ja auch nicht so drauf gepocht den UVP zu zahlen. UVP eines Autos wäre z.B. 20k. Händler A will 20k, Händler B will 18k. Wer geht zu A ^^ Die restlichen Konditionen rund um den beispielhaften Autokauf sind natürlich völlig identisch.

  • Finde es immer lustig wenn quasi vom Endverbraucher immer erwartet wird nicht wirtschaftlich zu handeln weil das ja dann schadet. Du bist das kleinste Rädchen im kapitalistischen System sollst dann aber immer die Moral-Instanz sein weil ja sonst die armen Firmen Pleite gehen...

    Volle Zustimmung. Dazu kommt dann noch "support your local game store"... warum eigentlich? Ich kaufe das Zeug da, wo es am günstigsten ist, und ich habe auch kein Problem damit abzuwarten, bis es dann hier per Post ankommt. Ich muss das Spiel nicht innerhalb einer Stunde nach der Kaufentscheidung in den Händen halten, dafür habe ich genug andere Spiele. Die Expertise hole ich mir ohnehin hier oder auf bgg, da brauche ich auch keinen Menschen im Laden.


    Ich weiß, das wird den unknowns-Moralaposteln sauer aufstoßen, aber wer heute noch einen kleinen local game store (am besten noch ohne Onlinehandel) aufmacht und sich dann darüber echauffiert, gegen die ganzen großen Ketten zu verlieren, der geht einfach am Leben vorbei. Dass der Einzelhandel stirbt ist keine Neuigkeit und auch nicht erst seit gestern bekannt (siehe die Medienschlacht um Galeria seit Jahren). Ob man das gut findet oder nicht ist jedem selbst überlassen, aber wer nicht mit dem Trend geht, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, und dann helfen auch die hier vorgeschlagenen Maßnahmen (die ich teilweise auch ganz gut finde) nichts mehr.

    Ich jedenfalls sehe mich nicht in der Pflicht, irgendjemanden oder irgendein System zu retten, ich kaufe dort, wo es günstig ist.

    Hierfür werde ich zu 100% gebannt.

  • Finde es immer lustig wenn quasi vom Endverbraucher immer erwartet wird nicht wirtschaftlich zu handeln weil das ja dann schadet. Du bist das kleinste Rädchen im kapitalistischen System sollst dann aber immer die Moral-Instanz sein weil ja sonst die armen Firmen Pleite gehen...


    Dem entgegen sind die Preise momentan immer noch im Rahmen im großen und ganzen, ist hakt alles teurer geworden in den letzten 10 Jahren...letztens noch für ne LP 33 Euro bezahlt...WTF

    Danke. Ähnliches Level ist, wenn irgendwelche lokale Läden um Spenden o.ä. bitten, damit sie überleben können, weil die Zeiten so schwierig sind. Find ich ähnlich seltsam.

  • Ich jedenfalls sehe mich nicht in der Pflicht, irgendjemanden oder irgendein System zu retten, ich kaufe dort, wo es günstig ist.

    Kannst du ja so machen. Nur solltest du dir bewusst sein, dass jedes Handeln auch indirekte Konsequenzen hat. Wenn die fuer Dich in Ordnung sind, fein. Aber viele jammern nachher ueber die Verhaeltnisse, die sie selbst mit verursacht haben und schimpfen nachher ueber die Moralapostel, die sie darauf aufmerksam machen, dass es ihr eigenes Handeln ist, das die Probleme verursacht hat.

  • Das Problem sind aber nicht die Endverbraucher, sondern das (kapitalistische) System. Für die Dumpingspirale sind die Firmen, die Profitgier und das System verantwortlich - nicht die Endkonsument*innen. Auch wenn euch das gerne von dem System versucht wird einzureden.

  • Nur solltest du dir bewusst sein, dass jedes Handeln auch indirekte Konsequenzen hat.

    Ich verstehe deinen Ansatz, aber ehrlich gesagt finde ich, dass genau das die Wurzel des Problems ist. Es wird immer versucht, dem kleinen Mann vorzuhalten, dass das eigene Handeln entscheidend und häufig auch ursächlich für Problem xy ist. Warum wird immer versucht, das Konsumverhalten des Einzelnen zur Verantwortung zu ziehen? Es gibt Menschen, die in ein Amt gewählt werden, um sich genau diesen Problemen anzunehmen, das muss ich nicht mit meinem Geldbeutel machen.


    Ohne zu arg ins RSP abdriften zu wollen, ist dieser Trend in allen Lebenslagen festzustellen, und es nervt mich einfach extrem. Ihr wollt gute, saubere Lebensmittel - kauft Bio, um den Markt zu stärken. Ihr wollt den Klimawandel stoppen - fahrt Fahrrad. Ihr wollt stabile Preise im Einzelhandel - kauft lokal zum UVP. Damit werden die Probleme aus meiner Sicht mithilfe von moralischen Zwängen von A nach B geschoben, ohne sie langfristig zu lösen.

    Hierfür werde ich zu 100% gebannt.

  • Ich lese hier jetzt gerade von den "armen Brettspielläden", die es bald nicht mehr gibt, wenn wir sie nicht unterstützen oder nur Schnäppchen kaufen. Dazu fallen mir 2 Punkte ein :


    1. Wer als lokaler Handel denkt, er könnte durch seine Preise Punkten, der ist naiv. Als kleiner Laden kann ich vor allem durch eins punkten: Service! Gute Beratung, persönliche Kundenbindung etc. Ich gehe gerne zum Brave New World nach Köln, weil ich da immer gut beraten wurde, nette Gespräche führe etc, aber niemals wegen dem Preis. Der wird immer die "schwachstelle" des lokalen Einzelhandels sein, den sie durch andere Aspekte ausgleichen müssen.


    2. Gibt es denn wirklich einen Rückgang von Läden in unserer Branche? Wenn ich mich an die Zeit vor 10 Jahren und früher erinnere, konnte ich die Brettspielläden in meiner Nähe nicht an einer Hand, sondern an einem Finger abzählen. Inzwischen brauche ich, wenn ich einen Umkreis von 50km nehme, schon 2 Hände dafür. Das ist immer noch keine Masse, aber hier geht der Trend doch eher nach oben als nach unten? Klar ist das mit Sicherheit kein einfaches Geschäft und sicher auch keines wo man Margen hat, mit denen man sonderlich reich wird. Aber eine aufkommende Krise oder ähnliches ist da doch trotz der angeblichen Rabattschlachten (meine Meinung zu diesen habe ich an anderer Stelle genug breitgetreten) im Prinzip dann doch nicht reden, oder?

  • Warum wird immer versucht, das Konsumverhalten des Einzelnen zur Verantwortung zu ziehen? Es gibt Menschen, die in ein Amt gewählt werden, um sich genau diesen Problemen anzunehmen, das muss ich nicht mit meinem Geldbeutel machen.

    Man kann nicht immer nur andere Menschen entscheiden lassen, die Gesellschaft funktioniert nicht ohne Eigenverantwortung.

  • HotSauce sehe ich genauso, der lokale kleine Fachhändler muss halt Mehrwerte für mich bieten, der Preis wird in der Regel immer höher sein als online, anders geht es kostenrechnerisch ja auch gar nicht...

    Ich bezweifle auch, dass die Hardcore Nerds hier im Forum die Hauptzielgruppe für so nen Laden sind.

  • Gibt es denn wirklich einen Rückgang von Läden in unserer Branche? Wenn ich mich an die Zeit vor 10 Jahren und früher erinnere, konnte ich die Brettspielläden in meiner Nähe nicht an einer Hand, sondern an einem Finger abzählen. Inzwischen brauche ich, wenn ich einen Umkreis von 50km nehme, schon 2 Hände dafür. Das ist immer noch keine Masse, aber hier geht der Trend doch eher nach oben als nach unten?

    Das liegt ja an der Verbreitung von Gesellschaftsspielen insgesamt. Mehr Burger-Fans brauchen mehr Burger-Filialen. Es wird also durch den Handel die Nachfrage nach dem Hobby bedient. Was dann natürlich nicht bedeutet, dass alle Läden dann auch automatisch erfolgreich sind. Meistens sind es die Händler, die verstanden haben, wie man sich eine Community aufbaut - durch Turniere, Demorunden, Brettspieltage. Im Grunde ist ja die physische Präsenz die Stärke der Fachhändler, also das gegenseitige Interesse an Kontakten.


    Danach richtet sich letztlich auch, wo Spieler kaufen. Wer nur zu Hause mit seiner eigenen Brettspielgruppe spielt, profitiert kaum vom Shopping bei Lokalen. Wer allerdings Teil deren Szene wird, sieht das vermutlich anders. (Was dennoch vor allem bei teuren Spielen nicht bedeutet, dass man dort bevorzugt kauft).


    Dass auf das "kapitalistische System" eingeprügelt wird, ist etwas seltsam. Denn es führt ja nicht nur zu den Preisschlachten, sondern auch den totalen Überkonsum und das Überangebot. Ohne knallharten Kapitalismus gäbe es jährlich in Essen keine 1.XXX Neuheiten.

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  • Neben dem persönlichen Service kommen für mich noch zwei weitere Punkte in Betracht, die den lokalen Handel stärken könnten:


    - Bewußtes Portfolio außerhalb des Mainstream. Wenn das Sortiment eines Händlers zum Großteil mit Thalia, Hugendubel, Müller und Co. übereinstimmt kann er meines Erachtens nur verlieren. Denn mit den dort regelmäßig angebotenen Rabattgutscheinen wird er kaum mithalten können. Hat er aber Verlage im Programm, deren Spiele außerhalb der gängigsten Vertriebswege nur schwer zu bekommen sind und schafft er es auch noch diese gut zu präsentieren und zu bewerben, könnte dies sowohl für Preisstabilität als auch den nötigen Umsatz sorgen.


    - Weiter steigende Portokosten und höhere Limits zum Erreichen einer Versandkostenfreiheit. Ich merke bei mir, daß mir insbesondere bei Kleinkram (Erweiterungen, Kartenpacks etc.) die Versandkosten im Regelfall jetzt schon zu hoch sind, und ich diese Produkte lieber lokal erwerben würde, wenn es denn so einen Laden bei mir in der Nähe gäbe. Da dies aber nicht der Fall ist, verzichte ich entweder darauf oder warte bis ich sie bei irgendeiner Bestellung mit hinzugeben kann. Da ich aber weder gewillt bin, sinnlos zu konsumieren noch gefühlt "zu teuer" eingekauft zu haben, entfallen entweder irgendwann diese geplanten Käufe oder ich finde einen eher kleineren Laden mit angedocktem Online-Handel, bei dem ich mehrere spezielle Sachen zu einer Bestellung bündeln kann. Das sind dann eher so Artikel, die bei den großen Händlern teilweise schon ausgelistet bzw. gar nicht erst aufgenommen wurden.

  • Denn es führt ja nicht nur zu den Preisschlachten, sondern auch den totalen Überkonsum und das Überangebot. Ohne knallharten Kapitalismus gäbe es jährlich in Essen keine 1.XXX Neuheiten.

    Das ist für mich ein Kerngedanke der Kritik. Totaler Überkonsum und das Überangebot fühlt sich für mich einfach nicht mehr gut an. Und daß mehr als 1000 Neuheiten pro Jahr jetzt nicht sonderlich verantwortungsbewußt im Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck sind, versteht sich eigentlich von selbst. Mein Eindruck ist, daß gerade der immense Ausstoß an immer noch mehr Masse (in diesem Fall an Spielen) ein Ausdruck für die ungebremste Gier des Menschen ist. Man hat es entweder verlernt oder noch überhaupt nicht verinnerlicht, wie wichtig es ist, auch mal zufrieden sein zu können. Und ich fürchte, bei Fortführung dieses Gedankengangs müssen wir wirklich ins RSP wechseln. :wusch:

  • Mein Eindruck ist, daß gerade der immense Ausstoß an immer noch mehr Masse (in diesem Fall an Spielen) ein Ausdruck für die ungebremste Gier des Menschen ist. Man hat es entweder verlernt oder noch überhaupt nicht verinnerlicht, wie wichtig es ist, auch mal zufrieden sein zu können.

    Ich glaube, dein Eindruck täuscht. Der Markt ist größer und internationaler geworden. Als Neueinsteiger im Markt ein Brettspiel zu entwickeln, zu produzieren und auf den Markt zu werfen ist vergleichsweise einfach. (Im Vergleich zu einem Handy, einem Sofa oder einem Auto.)

    Und in den letzten Jahren sind mehr junge Autoren aus mehr Ländern an den Markt gekommen, Verlage treten internationaler auf, sie versuchen ihre Produkte international zu platzieren. Oft genug wird das von uns Konsumenten gefordert und belohnt.

    Aber empfindest du das Wort Gier in der Brettspielbranche wirklich als angemessen?

  • Warum wird immer versucht, das Konsumverhalten des Einzelnen zur Verantwortung zu ziehen? Es gibt Menschen, die in ein Amt gewählt werden, um sich genau diesen Problemen anzunehmen, das muss ich nicht mit meinem Geldbeutel machen.

    Man kann nicht immer nur andere Menschen entscheiden lassen, die Gesellschaft funktioniert nicht ohne Eigenverantwortung.

    Ich kann genauso sagen: Ein Geschäft funktioniert nicht ohne unternehmerische Eigenverantwortung und man kann nicht darauf setzen, dass die Kund:innen ihren eigenen Geldbeutel außer Acht lassen

    Einmal editiert, zuletzt von d82 ()

  • Ich kann genauso sagen: Ein Geschäft funktioniert nicht unter unternehmerische Eigenverantwortung und man kann nicht darauf setzen, dass die Kund:innen ihren eigenen Geldbeutel außer Acht lassen

    Du meinst vermutlich "ohne" anstatt "unter"!?

    Das habe ich auch nicht behauptet, sondern ich stimme dir zu. Trotzdem sollte sich jeder Mensch bewusst sein, dass die eigenen Entscheidungen durchaus Auswirkungen auf das große Ganze haben, wenn auch mal mehr und mal weniger.

  • Hier wird wieder viel zu heiß gegessen nach dem Kochen. Weltweit gut tausend Neuheiten im Jahr für Millionen Spielinteressierte unter Milliarden Menschen... ich denke, kein Individuum hier ist wirklich in der Lage, solche Zahlen jenseits des eigenen Erfahrungshorizonts richtig einzuordnen. Ebenso ist die Käuferschicht in sich noch einmal weitab von homogen, der interessierte unknowns-Leser sitzt in einer kleinen Nische davon. Und da kehrt man den Weltschmerz raus, weil uns das Meiste davon hier nicht interessiert, weil wir wissen, was "gute" und "schlechte" Spiele sind? Wissen wir nicht, glauben manche nur. Von sich auf andere schließen, was diese brauchen oder nicht, ist zumindest nicht meine Denke und hat was Missionarisches. Ich denke, wir sollten da mal eher locker bleiben. Und Marktwirtschaft mag hier und da unerwünschte Auswüchse haben (Monopole, aggressive Werbung, ...) - die positiven regulativen Faktoren dürften doch aber weit stärker wiegen. An den großen Schrauben (Produktionsstandards, ökologische Kosten, Zölle, Steuern usw.) ist m.E. ebenfalls vorrangig die Politik gefordert zu drehen und ja, da ist noch Luft nach oben - in den dann gesetzten Grenzen sollte sich so ein System aber entwickeln dürfen und das Individuum vorwurfsfrei seine Kaufentscheidungen treffen dürfen. Auch das ist Teil der Freiheit, die wir doch wohl nicht infrage stellen wollen.

  • Aber empfindest du das Wort Gier in der Brettspielbranche wirklich als angemessen?

    Oha, gute Frage. Das kam bei mir beim Schreiben etwas emotional raus. Wahrscheinlich muß man das ein wenig selektiver betrachten. Daß es Neuheiten gibt, ist grundsätzlich erstmal gut. Das fördert idealerweise Innovationen. Allerdings empfinde ich, wie gesagt, dieses sehr hohe Angebot an Neuheiten nicht sonderlich gut, da das Meiste davon in ein oder zwei Jahren wieder längst vergessen sein wird. Die breite Produktion an Durchschnittsware sehe ich sehr wohl als Problem an. Ob "Gier" da das richtige Wort ist, darüber könnte man streiten. Das kommt wahrscheinlich darauf an, ob es ein Erstlingswerk von einem Verlag ist oder das 10. Spiel desselben Jahrgangs eines etablierten Verlags. Wenn ich mir hingegen das Geschäftsmodell der TCG (und teilweise LCG) ansehe, dann bin ich bereit diese Bezeichnung zu verwenden.

  • Ich kann genauso sagen: Ein Geschäft funktioniert nicht unter unternehmerische Eigenverantwortung und man kann nicht darauf setzen, dass die Kund:innen ihren eigenen Geldbeutel außer Acht lassen

    Du meinst vermutlich "ohne" anstatt "unter"!?

    Das habe ich auch nicht behauptet, sondern ich stimme dir zu. Trotzdem sollte sich jeder Mensch bewusst sein, dass die eigenen Entscheidungen durchaus Auswirkungen auf das große Ganze haben, wenn auch mal mehr und mal weniger.

    Wohl eher mal "super extrem marginal" mal "nicht wahrnehmbar". Zu glauben man hätte durch seine einen individuellen Entscheidungen in einem globalen-weltweitvernetzen System irgendwelche Auswirkungen halte ich für gnadenlose Selbstüberschätzung.

  • Ich kann genauso sagen: Ein Geschäft funktioniert nicht unter unternehmerische Eigenverantwortung und man kann nicht darauf setzen, dass die Kund:innen ihren eigenen Geldbeutel außer Acht lassen

    Du meinst vermutlich "ohne" anstatt "unter"!?

    Das habe ich auch nicht behauptet, sondern ich stimme dir zu. Trotzdem sollte sich jeder Mensch bewusst sein, dass die eigenen Entscheidungen durchaus Auswirkungen auf das große Ganze haben, wenn auch mal mehr und mal weniger.

    Sollte auch eher allgemein auf den ganzen Thread bezogen sein. :)

    Sehe ich bezüglich der eigenen Entscheidungen absolut ähnlich, wollte da nur eben noch ergänzen, dass das ganze halt auch für die unternehmerische Perspektive gilt und Kund:innen eben nicht die Aufgabe haben, die eigene unternehmerische Entscheidung selbstlos am Leben zu erhalten.

    Auch wenn es natürlich für Kund:innen natürlich trotzdem sinnvoll sein könnte mehr Geld auszugeben, da man lokale Geschäfte/Unternehmen halt nicht dadurch in seiner Umgebung (am Leben) erhält, dass man dort nicht oder nur sehr unregelmäßig einkauft usw.


    Und ja, da stand erst was anderes und das "unter" blieb übrig. Danke für den Hinweis.

  • Du meinst vermutlich "ohne" anstatt "unter"!?

    Das habe ich auch nicht behauptet, sondern ich stimme dir zu. Trotzdem sollte sich jeder Mensch bewusst sein, dass die eigenen Entscheidungen durchaus Auswirkungen auf das große Ganze haben, wenn auch mal mehr und mal weniger.

    Wohl eher mal "super extrem marginal" mal "nicht wahrnehmbar". Zu glauben man hätte durch seine einen individuellen Entscheidungen in einem globalen-weltweitvernetzen System irgendwelche Auswirkungen halte ich für gnadenlose Selbstüberschätzung.

    Wenn niemand mehr zum einzigen Bäcker geht, weil die Brötchen beim Discounter günstiger sind, darf man sich am Ende nicht darüber beschweren, dass der Discounter, nachdem der Bäcker Pleite ist, bei Brötchen die Preise anzieht und an der Qualität in Richtung unten schraubt.

    Mal als plakatives Beispiel.

  • Das Problem sind aber nicht die Endverbraucher, sondern das (kapitalistische) System. Für die Dumpingspirale sind die Firmen, die Profitgier und das System verantwortlich - nicht die Endkonsument*innen. Auch wenn euch das gerne von dem System versucht wird einzureden.


    Und das ist doch das aktuelle Dilemma:

    Es wird betont, dass man sich nicht auf das eigenständige solidarische Verhalten des Einzelnen verlassen darf.

    Und gleichzeitig werden Regularien und Verbote „von oben“ abgelehnt, weil diese die Bürger*innen „bevormunden“ und ihre „Freiheit beschneiden“.

    Wie soll sich da was grundlegend und ausreichend schnell zum Besseren für alle wenden?


    Der Markt reguliert jedenfalls nicht alles. Der Markt ist großteils egoistisch und rücksichtslos - und das umso mehr, umso weniger reguliert wird.


    Ich glaube, es braucht sowohl Regularien und Verbote, die möglichst fair, solidarisch und sozial gerecht sind, und die gut erklärt vermittelt werden, als auch eine bessere Vermittlung von solidarischen Werten von klein auf.

    Einmal editiert, zuletzt von Navarre ()

  • Zu glauben man hätte durch seine einen individuellen Entscheidungen in einem globalen-weltweitvernetzen System irgendwelche Auswirkungen halte ich für gnadenlose Selbstüberschätzung.

    Jede. Stimme. Zählt.

  • Das Problem sind aber nicht die Endverbraucher, sondern das (kapitalistische) System. Für die Dumpingspirale sind die Firmen, die Profitgier und das System verantwortlich - nicht die Endkonsument*innen. Auch wenn euch das gerne von dem System versucht wird einzureden.


    Der Markt reguliert jedenfalls nicht alles. Der Markt ist großteils egoistisch und rücksichtslos - und das umso mehr, umso weniger reguliert wird.


    Ich glaube, es braucht sowohl Regularien und Verbote, die möglichst fair, solidarisch und sozial gerecht sind, und die gut erklärt vermittelt werden, als auch eine bessere Vermittlung von solidarischen Werten von klein auf.

    Ein regulierter Markt ist nicht zwangsläufig fairer, sozial gerechter oder verbraucherfreundlicher, da Regulierungen oftmals Wettbewerb und damit auch Preiskämpfe aushebelt - und zudem durch die in der aktuellen Zeit so gern angeführten Steuergelder ins Spiel bringt, die dann für Regulierung aufgewendet werden müssen.


    Sozial gerechter ist es, je nach Perspektive, eben unter Umständen auch dann, wenn es Preiskämpfe/Schnäppchen/Insolvenzen gibt, da halt auch Verbraucher mit geringerem Einkommen Zugang zu einer Vielzahl an Produkten kommen.

    Wenn wir "unseren Brettspielmarkt" anschauen, ist das aktuell doch "paradiesisch", wie günstig man ne ordentliche Brettspielsammlung man in den letzten Monaten für wenig Geld hätte aufbauen können.

    Man kann natürlich auch Worst Case Szenarien spinnen, dass das irgendwann nicht mehr möglich sein wird, weil sooo viele Läden Pleite gehen. Dafür kommen aber halt auch immer wieder welche nach. Und auch das ist ein "der Markt regelt" am Ende. Insolvenzen gehören dazu, alte Strukturen werden aufgebrochen und durch neue ersetzt.

    Und Marktmechanismen bringen vieles. Gibt ja verschiedenste Abläufe. Von: Knappe/neue Produkte -> Teuer. Ansteigen der Nachfrage -> reizvolles Marktumfeld -> mehr Konkurrenz -> sinkende Preise bis hin zu anderen Mechanismen.

    Nicht immer oder für alle schön, gerade auch, wenn es für einen selbst bedeutet, dass der eigene Status Quo sich ändern muss - und Worst Case Szenarien natürlich immer Gründe liefern, wieso irgendwas nicht gut ist.

  • Hui, spätestens jetzt müsste der/die gute EDeL eigentlich im Quadrat springen, wenn für ihn/sie schon mein damaliger Beitrag gelöscht gehörte ... :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Warum wird immer versucht, das Konsumverhalten des Einzelnen zur Verantwortung zu ziehen? Es gibt Menschen, die in ein Amt gewählt werden, um sich genau diesen Problemen anzunehmen, das muss ich nicht mit meinem Geldbeutel machen.

    Man kann nicht immer nur andere Menschen entscheiden lassen, die Gesellschaft funktioniert nicht ohne Eigenverantwortung.

    Eigenverantwortung muss aber durch den Gesetzgeber unterstützt werden. Ich nehme da gern den Straßenverkehr als Bsp. wenn Eigenverantwortung funktionieren würde dann bräuchten wir keine Geschwindigkeitsbegrenzungen, Helmpflicht, Anschnallpflicht und woanders kein Rauchverbot.