In den letzten Wochen ist einiges passiert auf Unknowns. Der Trend dorthin hat sich bereits seit Längerem abgezeichnet, doch die Intensität, mit der bestimmte Personen oder Gruppen aktuell aufeinander knallen, der war mir bisher fremd. Es war immer so, dass einzelne Nutzer sich nicht besonders leiden konnten. Zwischen den Zeilen konnte man dies erahnen, aber ein offenes Wortgefecht gab es in Folge dessen nicht – oder zumindest nicht über etliche Posts und mehrere Threads.
Anregungen für Verbesserungen gab es in der Vergangenheit ebenfalls. Diese wurden gelegentlich mal erwähnt, jedoch gab es keinen dedizierten Thread, der anmutet, als wolle er das Forum durch das Umkehren dieser negativen Entwicklung „retten“. Die Tatsache, dass unzählige Nutzer sich einbringen zeigt, dass sich manch einer oder eine nicht mehr wirklich wohl fühlt, das Forum aber zu einer Institution für die meisten geworden ist, für die sie zu kämpfen bereit sind. Sankt Peter selbst ist unter den gegebenen Umständen sogar bereit einzelnen Nutzern die Schreibrechte für einen begrenzten Zeitraum zu entziehen. Das ist eine Maßnahme, die es bisher nur in absoluten Ausnahmefällen gab und alleine die Möglichkeit für eine solche Maßregelung in den Raum zu stellen zeigt, wie prekär die Situation gerade ist.
Um auf den Titel dieses Beitrags zu sprechen zu kommen:
Für mich war Unknowns über die letzten Jahre meine meistbesuchte Seite am Tag. Das liegt daran, dass es einen riesigen Blumenstrauß an Themen gibt, aus denen man sich den oder die für sich passenden heraussuchen konnte, respektive kann. Gestern habe ich seit langem mal wieder einen Beitrag von Baseliner gelesen. Zu vielen Spielen empfand ich seine Beiträge als Bereicherung, da sie sich mit dem Spiel und den Mechaniken in der Tiefe befasst haben. Das war für mich eine tolle Grundlage die eigenen Herangehensweisen abzugleichen und strategische Möglichkeiten zu diskutieren. Sein Post gestern war aber nicht mehr als ein Lebenszeichen und ein gefühlter Abschied von solch tollen Beiträgen, für die er aktuell wenig Grundlage in den Threads zu sehen scheint oder zumindest keine Lust hat diese dort zu teilen.
Unknowns machte jedoch genau dieser Austausch stark. Ähnlich wie bei einem guten Koop wurde diskutiert, zwar nicht über die nächsten Züge, jedoch sonst gefühlt alles. Ob es nun Taktiken waren, Herangehensweisen an Spiele, Eröffnungen oder auch mal Off-topic. Dabei war es aber immer so, dass gemeinsam zu etwas geschrieben wurde. Waren die Meinungen gegenteilig, dann belastete das nicht den Thread, sondern führte zu oftmals tollen und fruchtbaren Diskussionen, wovon alle Beteiligten oder Leser profitierten. An persönliche Konflikte kann ich mich bis vor einem oder zwei Jahren jedoch nicht wirklich erinnern. Heute scheinen diese jedoch einem Schwelbrand gleich vorhanden zu sein und in verschiedenen Threads auszubrechen. Ist dies der Fall, sind sie auch nur noch sehr schwer von außen in Griff zu bekommen und rauben allen eigentlich Unbeteiligten die Sicht auf das Wesentliche und dem Thread die Luft zum Atmen.
Es ist mir absolut unklar, wo diese starken Antipathien begründet liegen. Ja, man muss und kann sich nicht mit allen verstehen, aber wieso kann man die Beiträge der Personen, die einen vielleicht zu unbedachten Äußerungen anstacheln könnten, nicht einfach mal überlesen. Hier im Forum habe ich in den Jahren gelernt, dass einige Themen explosiv sein können. Anfänglich habe ich den Diskurs gesucht und mich eingebracht, dann jedoch gemerkt, dass gar nicht der Diskurs gesucht wird, sondern die eigene Meinung versucht wird durchzudrücken. Manche Beiträge waren wirklich erschreckend und ich empfinde es auch heute noch wichtig, dass manches nicht einfach stehengelassen wird, jedoch reicht es oftmals aus, dass ich mir einfach über die Ansicht von manch einem oder einer an den Kopf fasse und weiterscrolle. Wieso macht man sich selbst und anderen die Forumserfahrung kaputt, indem man auf jede Provokation anspringt oder selbst andere mit Sachen provoziert, die genau dieses Potential des heftigen Abdriftens bergen?
Ich finde die Entwicklung sehr bedauerlich. Bin ich selbst daran Schuld? Wahrscheinlich auf die eine oder andere Art. Ich könnte selbst öfter etwas posten, in Threads Taktikdiskussionen starten oder Ähnliches, jedoch fehlt mir durch all die Störfeuer in den verschiedenen Threads ein wenig die Motivation dazu. In letzter Zeit rufe ich Unknowns öfter auf und lese in Threads zu Spielen oder auf der Hauptseite vieles, was mit dem Spiel selbst wenig zu tun hat. Metadiskussionen können ebenfalls spannend sein, doch oft sind auch diese eher ein Deckmantel für eine persönliche Fehde. In anderen Threads wird etwas Lesenswertes gepostet und von eben solchen Posts aus dem Fokus geschoben. Diese unnötigen Beiträge lassen sich nicht vermeiden, wenn ich nicht x Leute ignorieren oder die guten Beiträge verpassen möchte. Dementsprechend scrolle ich oftmals weiter und merke, dass es viele neue Beiträge in einem Thread gibt, die mir jedoch absolut Null Mehrwert bieten.
Gefühlt raubt mir das ein wenig die Lust. Es ist aber nicht so schlimm, als dass ich darüber nachdenken würde dem Forum den Rücken zuzukehren. Letztlich versuche ich meinen Teil dazu beizutragen, dass das Forum der positive Ort bleibt, als den ich ihn kennengerlernt habe. Vielleicht kann jeder von uns vor dem Posten darüber nachdenken, ob der Beitrag in dieser Form wirklich nötig ist. Nicht jeder Post muss einen Mehrwert bieten und kann trotzdem lesenswert oder zumindest lustig sein. Sobald es jedoch die immergleichen Konflikte sind, sollte man sich überlegen, ob man diese wirklich zum 67. Mal ausfechten möchte oder die vermeintliche Provokation des oder der anderen nicht einfach einmal unkommentiert stehen lässt.
Unknowns bietet so viel Positives und doch schaffen wir es gerade uns das madig zu machen. Die Tatsache, dass einige Nutzer aktuell ihre Accounts löschen lassen ist schade, trägt zu dieser Bildung der Fronten jedoch noch mehr bei. Dann ist es nicht mehr nur Nutzer Y, der seine für den anderen falsche Ansicht Mantra mäßig wiederholt, sondern es ist auch Y, wegen dem Z gegangen ist. Das macht es am Ende des Tages schwerer wieder zusammen zu finden, was ich in den letzten Beiträgen zu eben dieser Thematik bereits herausgelesen habe. Aktuell zieht sich ein Riss durch Teile der Nutzerschaft und wenn nicht von beiden Seiten daran gearbeitet wird, dass dieser Riss zumindest nicht weiter anwächst, dann bleiben am Ende eventuell nur noch die Fronten erhalten, da die Mitte im sich gerade öffnenden Schlund verschwunden ist.